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An welchen Fluß kommen wir zuerst? Frank. Rezat. — Dann?
Altmühl (Günzenhausen). — Welche Orte berührt die Altmühl, ehe
sie nach Günzenhausen kommt? Leutershausen, Herrieden und Ornbau.
— Günzenhausen ist größer, als jedes dieser drei Städtchen, aber kleiner
als Schwabach. Wie sind die User der Altmühl bis Günzenhausen ge-
zeichnet? Hell. — Wie wird also hier das Land zu beiden Seiten der
Altmühl sein? Eben. — Ja, der Altmühlgrund ist ziemlich eben, die
User der Altmühl sind ganz niedrig und stach. Der Altmühlgrund
ist hier über eiue Stunde breit und wie der Wörnitz- und Rezatgruud
sehr fruchtbar. Was trägt wohl zur Fruchtbarkeit des Altmühl-
grundes bei? Die Altmühl bewässert ihn stark. — Inwiefern kann das
die Altmühl thun? Flache User. — Wann wird sie den Boden sehr
stark bewässern? Wenn sie aus ihreu Ufern tritt. — Das geschieht bei
der Altmühl alljährlich einigemale. Dann dauert es lange, bis sie ihr
Wasser wieder in ihre User zurückbringt.; denn die Altmühl fließt sehr
langsam und träge, noch langsamer, als unsere Schwabach. Wie können
wir das auch anders ausdrücken? Die A. hat ein sehr schwaches Ge-
fälle. — Jetzt könnt Ihr auch weiter schließen, womit sich die Be-
wohner des Altmühlgrundes beschästigen werden? Ackerbau und
Viehzucht. — Hier bauen viele Bauern mehr Getreide, als sie selbst
brauchen. Also? Sie köunen Getreide verkaufen. — Die Bauern aus
der Umgegend von Günzenhausen fahren ihr Getreide nach Gunzen-
hausen. Dort steht ein großes Haus mit hohen Fenstern, in dem die
Bauern ihr Getreide ausschütten. Nun kommen Käufer (wer wohl? —
Müller, Bäcker, Bierbrauer, Getreidehändler —) und kaufen ein. Wie
man diese Getreidehalle heißt, ist Euch schon bekannt? Schranne. —
Wo habt Ihr eine Schranne kennen gelernt? Nördlingen. — Warum
besitzt Schwabach keine Schranne? —
Zusammenfassung: Günzenhausen. Günzenhausen liegt an
der Altmühl. Hier ist der Altmühlgrund sehr breit und frncht-
bar. Die Altmühlbauern treiben daher Ackerbau und Viehzucht.
Die Bauern verkaufen ihr Getreide in der Schranne zu Gun-
zenhaufen.
d. Durchwandern wir Günzenhausen, so sallen uns sofort die
schönen Straßen auf, die immer sauber und reinlich gehalten sind.
Mit Recht singt ein Dichter:
„In dem Thale mild und friedlich.
An der Altmühl grünem Strand,
Blüht ein Städtchen, rein und niedlich,
Günzenhausen wird's genannt."
In einer dieser Straßen bemerken wir ein einfaches Denkmal.
Wir lesen auf demselben, daß einst durch die Gegend, in welcher jetzt
Günzenhausen liegt, die Teufelsmauer gegaugen ist. — Wir wissen
schon, wer Weisseuburg a/S. gegründet hat? Römische Soldaten. —
•2*
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— 8 -
leget aus unserem Nachbarland Württemberg. Der größte unter ihnen
ist der Hohenstaufen, der einst Kaiser Rotbarts Stammburg trug. Süd-
lich des Hesselberges dehnt sich eine viele Stunden breite Ebene
aus, bewässert von der Wörnitz und bedeckt mit zahlreichen Orten. Es
ist das Ries. Juraberge schließen es rings ein. Bei ganz hellem
Wetter grüßen aus fernem Süden die Bergspitzen der Alpen herauf zu
uns. Rings um den Berg liegen in buntestem Wechsel Wald und Feld,
Mühle und Dorf und Stadt, Hügel und Thal. Mehr denn hundert
Ortschaften könnte man von der Höhe aus zahlen.
Zusammenfassung: Aussicht vom Hesselberg. Der Hessel-
berg erhebt sich frei aus dem hügeligen Lande. Man sieht von
seinem Rücken die Frankenhöhe, den Jura, das Altmühlthal, die
Nürnberger Burg und viele Ortschaften. Im Süden ist eine große
Ebene, das Ries. Da fließt die Wörnitz.
d. Wegen der reizenden Fernsicht wird der Hesselberg oft von
Fremden bestiegen. Sogar Fürsten verschmähten nicht, von seiner
Höhe einen Blick ins Franken- und Schwabenland zu werfen, wie ein
Gedenkstein auf der Mitte des Berges erzählt:
„Hier hat i. I. 1632 Gustav Adolph, König von Schweden, ge-
ruht, sowie i. I. 1803 Fr. Wilhelm Iii., König von Preußen.
Errichtet 1856."
M e i st ist es ganz still und einsam auf dem Hesselberge; ein
paar Schäfer, die ihre Schafherde droben weiden, sehen oft Wochen-
lang keinen Menschen. Selbst im Sommer tragen sie ihren langen fal-
tigen Mantel und Fausthandschuhe bei sich. Warum wohl? Kalte Winde.
— Hier oben ist's viel kälter wie im Thal, und wenn im Frühling
drunten an den Berghängen die Kinder Veilchen, Schlüsselblumen und
Schneeglöckchen zupfen, trägt die Höhe des Hesselberges noch lange eine
mächtige Schneekappe.
Einmal im Jahre aber geht es droben auf dem Berge so lebhaft
zu wie aus einem Marktplatze. Es ist um Johanni. Da treiben die
Bauern aus der Umgegend ihr verkäufliches Vieh zur Hesselberg-Messe
(Markt). Vier Tage lang dauert die Bergmesse. Aus dem Berg
stehen seit langer Zeit zwei lustige Berghütten, in denen an den Markt-
tagen tüchtig gezecht wird.
Zusammenfaffnng: Der Hesselberg und seine Gäste.
Den größten Teil des Jahres sind ein paar Schäfer mit ihren
Herden droben auf dem Berg. Wegen der herrlichen Aussicht wird
er aber auch von Fremden gerne bestiegen. Sogar Könige waren
aus seinem Rücken. Um Johanni wird dort eine Bergmesse ab-
gehalten. Da erhält der Hesselberg seine meisten Gäste.
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Extrahierte Personennamen: Rotbarts_Stammburg Gustav_Adolph Gustav Wilhelm Johanni Zusammenfaffnng Johanni
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c. Das Ries, eine fruchtbare Ebene.
Was kündete uns der Riesboden schon am Eingange an? Frucht-
barkeit. Von der großen Fruchtbarkeit des Rieses überzeugen
wir uns immer mehr, je weiter wir in dasselbe eindringen. Bei Öttingen
liegt das Ries wie ein großer, sast kreisrunder Kessel vor
uns. Wohl über 1s Stunden braucht man, um den Umfang der Ebene
abzugehen. Einmal haben wir schon eine kesselsörmige Ebene betrachtet?
Bamberger Kessel. — Was haben wir uns von demselben besonders
gemerkt? Er ist sehr sruchtbar; man nennt ihn den Gemüsegarten unseres
Vaterlandes; er besitzt ein mildes Klima*). — Warum besitzt der Bam-
berger Kessel ein mildes Klima? Die Berge halten die rauhen Winde
ab. — Ebenso ist es bei der Riesebene. Rings um dieselbe ziehen
lange Ketteu von Bergen und Hügeln, (welche?), geschmückt
mit Laub- und Fichtenwaldungen. Rauhe Winde, bedeutende Winterkälte
und starker Schneesall sind daher im Ries eine Seltenheit. Es besitzt ein
mäßig warmes Klima. —
Wie der Ochsensurter Gau und der Bamberger Kessel ist das Ries
weit und breit berühmt wegen seiner Fruchtbarkeit. Die mann ig-
fach ft e n Feldsrüchte, wie Kraut und Rüben, Erbsen und Acker-
bohnen, Roggen und Haber gedeihen in vorzüglicher Güte. Auch
der genügsame Flachs mit seinen zarten, himmelblauen Blüten bedeckt
manches Stücklein des fruchtbaren Riesbodens; denn die Riesbäuerin
hält gar viel darauf, aus selbstgebautem Flachs Garn zu spinnen und
Tuch weben zu lassen. — Am bedeutendsten jedoch ist der Gersten-
und Dinkelbau. Vorzügliches Gemüse baut man bei Öttingen. Die
stattlichen Obstbäume an den Landstraßen und in den Gärten der Ort-
schasten hängen in manchen Jahrgängen so voll Obst, daß ihre Äste
durch Stangen gestützt werden müssen.
Zusammenfassung: Von der Fruchtbarkeit des Rieses.
Das Ries ist eine kesselsörmige Ebene. Rings um dieselbe ziehen
waldreiche Bergketten, welche die rauhen Winde abhalten. Das
Ries besitzt große Fruchtbarkeit. Es gedeihen alle Feldsrüchte, Obst
und Gemüse. Am bedeutendsten ist der Anbau von Gerste und
Dinkel.
In zahlreichen Thälchen eilen die Wasser von den Bergen, welche
das Ries umschließen, dem Hauptfluß der Ebene zu. Wie heißt derselbe?
Wörnitz. — An die Wörnitz und ihre Znstußbäche haben die Riesbauern
ihre Dörser mit Vorliebe gebaut. Bei einer Wanderung durch dieselben
bemerkt man auffallend große Scharen von Tauben, Hüh-
nern und Enten. Und draußen auf den Wiesen der Dörfer weiden
stattliche Viehherden und erstaunlich große Gänse Herden. Ja,
manche Gänseherde zählt wohl an die 500 Stück. An den Abhängen
*) Siehe I. Teil, Seite 74.
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- 12 —
Schwabach, durchfließt die Stadt. Hunderte von Tierfellen werden in
demselben gewaschen; die großen Nördlinger Gerbereien erzeugen
viel und gutes Leder. — „Gewerbe und Handel sind in Nördlingen
ziemlich bedeutend. An Markttagen geht es in Nördlingen sehr leb-
hast zu. Von allen Seiten strömen Käufer und Verkäufer herbei, zu
Wagen und zu Fuß. Eier, Butter. Schmalz, Obst, Gemüse, Kartoffeln,
Getreide, Gänse, Hühner, Enten, Tauben, kurz alles, was das srucht-
bare Ries und seine fleißigen Bewohner erzeugen, wird hier au verschie-
denen Plätzen seil geboten. Mitten im Gewühle der Menschen fühlt
man, daß Nördlingen der Stapelplatz des Rieses (Erklären!),
die Hauptstadt dieser kleinen Welt ist."*)
Besonders lebhaft geht es in der Schranne zu. Die Schrämte
ist ein großes Gebäude. Mehrere große Thore, so groß wie Scheunen-
thore, führen in eine mächtige, gepflasterte Halle. Zahlreiche Fuhr-
werke fahren durch diese Thore in die Halle und ladeu ihre Fracht ab,
volle Getreidesäcke. Viele hundert Getreidesäcke lehnen an den
Wänden, hohe Getreidehaufen find auf dem Boden aufgeschüttet.
Getreidehändler, Bierbrauer, Müller und Bäcker sind in der Schranne
versammelt und kaufen den Riesbauern das Getreide ab, besonders Dinkel
und Gerste. Was ist also die Schranne? Getreidehalle, Ver-
kaufshalle für Getreide.
Öfter im Jahre werden in Nördlingen große Viehmärkte ab-
gehalten. Was von den Käufern au den Nördlinger Markttagen er-
handelt wird, kommt oft weit fort in große Städte, ja selbst in fremde
Länder. Was für eine Stadt ist demnach Nördlingen? Handelsstadt.
— Womit wird in Nördlingen Handel getrieben? Getreide, Vieh, Eier,
Butter, Schmalz, Geflügel u. f. w.
Zusammenfassung: Die Niesbauern gehen nach Nördlingen ans
den Markt. Hier werden die Erzeuguisse des Rieses verkauft. In
der Nördlinger Schranne wird viel Getreide aufgestapelt und ver-
kauft. Nördlingen ist der Stapelplatz und die Handelsstadt des
Rieses.
2. So G'fell, so!
Nördlingen war einst eine ansehnliche freie Reichsstadt.
Die altertümlichen Thore, das Rathaus und die Trümmer
der früheren Stadtmauer sind Zeugen seines Alters. Im 30jäh-
rigen Kriege ging es Nördlingen nicht viel besser als unserer Vaterstadt.
Viele Fehden hatte Nördlingen einst mit den mächtigen Grafen
von Öttingen zu bestehen, die damals fast die ganze Riesebene be-
herrschten. Gerne hätten die Öttinger Grafen die Stadt in ihren Besitz
gebracht. Doch Türme und Thore, Wall und Graben schützten die Stadt
*) Jugendlust, Jahrgang 1881.
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gang vorn am Hause) und von da in das obere Stockwerk. Schiefer-
dach er oder Ziegeldächer kannte man nicht; die Häuser waren mit
Schindeln oder mit Stroh gedeckt. — So schöne Läden wie heut-
zutage gab es damals noch nicht. Leute, die ein Gewerbe trieben,
hatten im untern Stock eine einfache Auslage. Ein Teil der Laden-
thüre konnte nach oben gehoben und gestützt werden („Vordach"); ein
anderer („Fürschuß") bildete den Tisch. (Erinnerung an die Markt-
bnden.) — Zwischen den Wohnhäusern standen wie in einem Dorfe
Scheuueu, Ställe, auch Düngerhaufen. Schweine tummelten
sich munter auf Straßen und Plätzen der Stadt.
Zusammenfassung: Alt-München. Im alten München fah
es ähnlich aus wie im alten Schwabach. Mauer und Graben
umgaben die Stadt. Nach jeder Himmelsgegend führte eine Straße.
An deren Endpunkten standen Thore. Die Häuser waren ganz
ans Holz oder aus Fachwerk gebaut und hatten Schindel- oder
Strohdach. Neben den Wohnhäusern sah man wie in einem Dorse
Schönnen und Ställe, auch Misthaufen. Auf Straßen und Plätzen
tummelten sich muntere Schweine.
3. Was die Stadt München unserem Fürstenhaus zu
verdanken hat.
Welches waren in früherer Zeit die Fürsten unserer Vaterstadt?
Die Markgrafen. — Wo wohnten diese? Ansbach. — Bei welchen
Gelegenheiten kamen sie nach Schwabach? In Kriegszeiten, zur Jagd
u. s. w. — Was verdankt unsere Stadt den Markgrafen? Stadtkirche,
Wasserleitung, Kunstbrunnen u. s. w. — Einer der Markgrasen wollte
in Schwabach sogar ein Schloß bauen. Wo sahen wir den Grundstein?
Im Wagraum des Rathauses. —
Auch in München hielten sich die Fürsten anfänglich nur vor-
übergehend auf. Die Wittelsbacher wohnten damals noch in
ihrem Schlosse zu Dachau. Erst später wurde mit dem Bau des
München er Königsschlosses begonnen.
Zusammenfassung: Die ersten Wittelsbacher hielten
sich nur vorübergehend in München aus.
a. Vom ersten Wohlthäter der Stadt München. Der
erste Wohlthäter der Stadt München war Albrecht der Weise.
Unter seiner segensreichen Regierung wurden die ältesten Teile des Rest-
denzschlosses und auch die Frauenkirche (Erkläre den Namen!)
erbaut. Von diesem Gotteshaus wollen wir zunächst sprechen. Es ist
eine der mächtigsten Hallenkirchen Deutschlands. Schon von weitem
(wo?) sahen wir die beiden massigen Türme mit den eigentümlichen
Kuppeln (Bild!) Sie sind unten vier-, oben achteckig und je 99 m hoch.
11 Glocken hängen im Glockenturm. Welch ein mächtiger Bau das
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— 110 —
Seiten der kahlen Felsen rinnt's herab, in allen Furchen sammelt sich's
zu Bächeu. Bald braust durch die Schlucht ein wilder Berg ström, der
Erde und Geröll mit sich sührt und manchen Felszacken untergräbt und
mit fortreißt. Nur mit größter Anstrenguug vermögen sich die Berg-
steiger vor seiner zerstörenden Gewalt zu retten. Wenn das Wetter aus-
getobt, setzen sie die Wanderung sort. Ein kalter Wind erhebt sich. Da
ist's nicht angenehm, mit durchnäßten Kleidern in den Bergen herumzn-
klettern. Alles zittert vor Kälte, und man ist herzlich froh, wenn man end-
lich eine Unterkuustshütte erreicht. Da ist gut für die Unterkunst
der Bergsteiger gesorgt. Bald brennt ein wärmendes Feuer im Ofen. In
Decken gehüllt und bereitstehende Filzsocken an den Füßen, sitzt die Gesell-
schast herum und trocknet die nassen Kleider und Schuhe. Ein warmes
Abendessen wird auch schon gerichtet; sogar gutes Bier kauu man haben.
Eine Anzahl Matrazen mit wollenen Decken bietet den müden Wanderern
eine erwünschte Ruhestätte für die Nacht.
Z u f a m m e n s a s s u n g: Vorbereitungen zu einer Hochtonr — Gewitter
— Bergstrom — Kälte — Einkehr in der Unterkunstshütte.
Am nächsten Tag wird wieder zeitig ausgebrochen. Bald gelangen
die Wanderer an ein großes Eisfeld, das sich aus dm im Winter ge-
fallenen ungeheuren Schneemassen nach und nach gebildet hat. Diese
Eisfelder heißen Gletscher; sie sind zuweilen mehrere Stunden lang und
breit und bis zu 300 m dick. Das Gletschereis hat oft Spalten und
Klüfte. Diese müssen die Bergsteiger mit Hilfe des Bergstocks über-
springen. Gefährlicher noch ist eine Gletfcherwandernng, wenn frischer
Schnee gefallen ist und dadurch die Spalten verschneit sind. Dann wird
die ganze Gesellschaft in gleichmäßigen Abständen an dem mitgebrachten
langen Seil angeknüpft. Ein Führer geht voraus und prüft mit dem
Bergstock vorsichtig den Weg; die andern treten genau in seine Fuß-
stapfen. Bricht ja eine Person in eine Spalte ein, so wird sie durch
die übrigen gehalten. Manchmal geht's auch eine steile Eiswand hinan;
da müssen erst mit dem mitgebrachten Eispickel Stuseu gehauen werden.
Nachdem der Gletscher überschritten ist, kommt die Gesellschaft an
einen steilen, felsigen Hang. Da könnte man nicht hinaufkommen, wenn
nicht Eisen klammern sür die Füße in den Felsen geschlagen wären,
und wenn nicht außerdem zum Anhalten ein Drahtseil angebracht
wäre. Dieses Seil ist mit Eiskrystalleu besetzt und so kalt, daß es die
Hände nicht lang halten könnten. Da leisten nun die mitgebrachten
Fausthandschuhe gute Dienste.
Nun geht es eine Stunde lang auf einem fchmalen Rückeu, einem
Grat dahin, der nach der einen Seite besonders steil abfällt. Da sieht
das Auge iu schauerliche Abgründe hinunter. Den Weg kann nur ein
Schwindelfreier gehen.
Schon lange hat sich wieder die Kälte den Bergsteigern nnange-
j
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— 111 —
nehm fühlbar gemacht; ein eisiger Wind jagt ihnen scharfe Eisnadeln
ins Gesicht und läßt ihre Glieder erstarren. Mancher möchte mutlos
werden; die Führer vertrösten sie aus die nahe Schutz Hütte, die sie
auch bald erreichen. Sie ist leer und kann nicht Speise und Trank
bieten, aber doch Schutz gegeu den eisigen Wind. So gut es gehen will,
suchen sich die Frierenden zu erwärmen; sie hüllen sich in die mitge-
brachten Decken, trinken Rotwein oder Schnaps, machen Arm- und Fuß-
beweguugen u. s. f.
Zusammenfassung: Wanderung über den Gletscher — Eisen-
klammern — Drahtseil — Kälte — Schutzhütte. —
Die Hütte liegt unmittelbar an einem der 2 Berggipfel, den die
Bergsteiger, nachdem sie sich erwärmt und gestärkt, betreten, um uach den
Mühfalen der Wanderung nun die herrliche Aussicht zu genießen. Zum
auderu Gipfel führt ein zackiger Kamm, den auch geübte Bergsteiger nicht
zu überschreiten vermöchten, wenn nicht ein doppeltes Drahtseil an-
gebracht wäre.
Auch der Abstieg bietet feine Schwierigkeiten, fast noch mehr als
der Aufstieg. Das Hiuabklettern an einer steilen Wand mit Hilfe von
Eisenklammern ist z. B. anstrengender und gefährlicher als das Hinauf-
klettern. Der Abstieg ermüdet überhaupt mehr als der Aufstieg. So
ist wohl jedermauu aus der Reisegesellschaft froh, wenn man ohne Un-
glücksfall wieder un sichern Thal angelangt ist."
Zusammenfassung: Zackiger Kamm mit doppeltem Drahtseil —-
Abstieg. —
Wir srageu unsern freundlichen Gewährsmann noch, ob man auch
die höchsten Alpengipfel besteigen könne. Er antwortet uns:
„Gar manchen Berg hat bis jetzt noch kein Mensch bestiegen; aber
den höchsten Alpengipsel, der noch 2000 m höher ist, als die Zugspitze,
kann man besteigen. Freilich ist das eine sehr anstrengende, gefährliche
und auch teuere Geschichte. Diese Bergbesteigung kommt aus 7—800 Jb.
Wer sie ausführen will, muß 4 Führer mitnehmen; das ist Vorschrift.
Dann braucht er uoch 5 Träger für die Lebensmittel und andere Sachen.
Man muß ja auf dem Schnee über Nacht bleiben, hat also viele Decken
nötig. Auch Leitern und Seile muß man mitnehmen zum Hinausziehen
und Hinablassen. Ost ist ein so schmaler Grat zu überschreiteu, daß
man reitend darüber rutschen muß. Kommen Nebel oder Unwetter, so
muß die Gesellschaft umkehren, oft nicht weit vom Ziel.
Da ist es doch weislich eingerichtet, daß man auch vou uiedrigeru
und bequem zu ersteigenden Bergen aus die Schönheiten der Alpenwelt
schauen und genießen kann." —
Zusammenfassung: Besteigung des höchsten Alpengipsels.
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— 116 —
Fremden viel besucht werden: Gar misch und Partenkirchen. (Zeigen!)
Hier ist, wie in Berchtesgaden, die Holzschnitzerei zu Haus. Die 2 Orte
haben eine sehr schöne Lage, und man kann von hier aus viele lohnende
Bergtouren unternehmen. Südwestlich von Garmisch sehen wir auf der
Karte einen uns bekannten hohen Berg, nämlich? Die Zugspitze. —
Sie wird gewöhnlich von Garmisch aus bestiegen. An ihrem Nordfuß
liegt ein See. Lies seinen Namen! Eibsee. — Auch der Eibsee wird
von Fremden gern besucht. Er hat sehr schönes, klares Wasser. 9 kleine
Inseln liegen in der Nähe seines Nordusers. Von ihnen aus hat man
den großartigsten Blick auf die Zugspitze, die vom See aus noch unge-
sähr 2000 m in die Höhe steigt. Ein aus den Inseln abgegebener
Böllerschuß ruft ein Echo hervor, das einem lang fortrollenden Donner
gleicht und das berühmte Echo des Königssees noch übertrifft.
Zusammenfassung: Von Mittenwald an den Eibsee.
Wir gehen von Mittenwald nach Nordosten ins Loisachthal.
Dort liegen die vielbesuchten Orte Garmisch und Partenkirchen.
Manche besteigen von hier aus die nahe Zugspitze; viel mehr noch
gehen an den schönen Eibsee. —
In Partenkirchen beginnt eine Eisenbahn. Nach welcher Himmels-
gegend sährt sie? Nach Norden. — Wir fahren mit ihr bloß bis
Oberau. (Zeigen!) Eben kommt auch ein Zug von der entgegenge-
fetzten Richtung, von München, an. Er bringt eine ungeheure Anzahl
von Reifenden mit. Es ist ja der Vorabend des Passionsspiels, und sie
alle wollen nach Oberammergau. Ein buntes Gewühl von Menschen
sehen wir da vor uns; wie im Weltbad Kissingen, so tönen auch hier
fremde Sprachen an unser Ohr. Eine große Zahl von allerlei Fuhr-
werken steht für die Angekommenen bereit. Bald bewegen sich Wagen
und Fußgänger gleich einem Heerzug auf der schönen Bergstraße nach
Westen zu, ins Thal der Ammer, dann nach Norden, nach Ober-
a mm er g au.
Zusammenfassung: Von Partenkirchen nach Oberammer-
gau. Von Partenkirchen fahren wir mit der Bahn bis Oberau.
Hier treffen wir viele Fremde, die von der entgegengesetzten Richtung
hergekommen sind. Zu Wagen und zu Fuß ziehen sie aus einer
schönen Straße nach Oberammergau. —
2. Oberammergau und seine Umgebung.
Seheu wir uns heute uoch Oberammergau und seine Umgebung
etwas an. Oberammergau ist ein großes Psarrdorf. Die Häuser gleichen
zum Teil denen von Mittenwald. (Wie werden sie also aussehen? Vor-
springende Dächer n. s. w.) Andere Häuser aber geben dem Dorf ein
städtisches Aussehen. In schönen Läden sind die Erzeugnisse der
Oberammergauer Bildschnitzerei ausgestellt, allerlei Sachen aus
Holz und Elsenbein wie Kruzifixe, Heiligenbilder, Möbel, Spielwaren.
Heute wimmelt es in den Gassen des Dorfes von Fremden. Jedes
c
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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— 13 —
vor jedem Angriff. Da wollte sie ein Öttinger Gras mit List in seine
Gewalt bringen. Er versprach einem Thorwächter 100 schwere Gulden,
wenn er in einer bestimmten Nacht das Thor offen lasse, damit er in die
Stadt eindringen und die schlafende Bürgerschaft überrumpeln könne.
Geldgier machte den Thorwächter wirklich zum Verräter. An dem be-
stimmten Tage, es war im kalteu Januar, stieg er spät abends herab
vom hohen Turm, lehnte das schwere Thor zu, steckte den eisernen Schlüssel
ins Schlüsselloch, sperrte aber nicht ab. Klopsenden Herzens stieg der
Verräter die vielen Stuseu hinauf zu seinem einsamen Turmstüblein. Je-
den Augenblick konnte der Öttinger Gras mit seinen Scharen in die
friedliche Stadt einbrechen, — und die 100 Gulden waren sein.
Zum guten Glück aber kam einer Frau ihr settes Schwein aus.
Schnurstracks rannte es gegen das Thor — und hinter ihm voll Angst
die Frau. Da — plötzlich war der Flüchtling verschwunden. Er war
durch das offene Thor entkommen. Entsetzt hielt die überraschte Frau
inne: das Thor offen! zur Nachtzeit? Verrat? — Da öffnete sich hoch
oben am Turm ein Fenster und der Thorwächter guckte herab. Zoruig
schrie da unsere Frau hinaus: „So G'sell, so!" Daun lief sie, was sie
laufen konnte, zum Bürgermeister und erzählte alles. Rasch ward das
Thor geschloffen. Umsonst kamen die Öttinger angeritten; mit langer
Nase mußten sie wieder abziehen. Der Verräter aber erhielt seinen
verdienten Lohn. — Seit jener Zeit ruft in Nördlingen nachts jede
halbe Stunde der Wächter hinaus zum Turmhüter: „So G'sell, so!"
und von droben schallt als Antwort nieder: „So G'sell, so!" —
Zusammenfassung: So G'sell, so!
e. Das Ries, ein alter Seeboden.
Warum die Riesebene so große Fruchtbarkeit besitzt?
Guter Boden, mäßig warmes Klima, Wasser.
1. Wie der Bamberger Kessel, zeigt das Ries einen setten, sast
schwarzen Ackerboden, oft mehrere Meter tief. Am besten sieht
man das, wenn die Rieser einen Bruuuen graben. Unter der schwarzen
Ackererde stößt man auf gelbbraunen Letten (Lehm); in demselben
findet man ein Lieblingsspielzeug der Rieser Mädchen: zahlreiche Kiesel-
steine, die vom Waffer abgeruudet sind. Unter dem Letten liegt eine
starke Schicht blau schwarzen Thons. An manchen Orten steigt aus
dieser Thonschicht schweselhaltiges Wasser empor, das nach sanlen
Eiern riecht. Trotzdem suchen bei Wemding und Nördlingen
kranke Leute durch Bäder in diesem schwefelhaltigen Wasser Heiluug.
— Gräbt man noch tiefer unter den Lehm hinab, so entdeckt man große
Flöze (Erklären!) von Braunkohlen. (Vorzeigen!).
„Am Rande der Riesebene tritt der Fels- und Steinboden
deutlich zu Tage. Hier erkennt man au zahlreichen Steinbrüchen,
daß die umliegenden Höhen vorzugsweise aus Kalkstein bestehen. Der-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
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3. Bei Augsburg auf dem Lechseld geschah die große Schlacht;
da hat der Kaiser Otto den Hunnen warm gemacht.
4. Da war auch unser Schuster von Lauingen dabei;
der schlug gar manchen Schädel aus einen Hieb entzwei.
5. Eiu Goliath der andre im Hunnenheer sich fand;
wohl mancher deutsche Degen erlag von seiner Hand.
6. Da kam der wackre Schuster von Lauingen daher:
„Ei, lasset mich zusammen mit diesem alten Bär!"
7. Nun ging ein scharfes Klingen der blanken Schwerter los;
es dröhnten Schild und Panzer von manchem harten Stoß.
8. Ein Hieb durchbrach den Schädel; er stürzt: Viktoria!
da lag der große Esel in seinem Blute da.
9. Und lauter Jubel schallte durchs ganze deutsche Heer!
der Kaiser selber eilet auf seinem Roß daher.
10. Und eine goldne Kette, ein Mohrenkops daran,
die hängt der deutsche Kaiser dem braven Schuster au.
11. Darnach beschloß zu Lauingen ein Hochwohlweiser Rat
Zu Ehren eines Lauinger Schuhmachers Heldeuthat:
12. „Es soll derselbe Mohrenkops Hinsort im Wappen stehn."
Und also ist zur selben Stund' in Lauingen geschehn.
(Alexander Schöppuer.)
c. Bei der Stadt Donauwörth erreicht das Donauried sein
Ende. Bon dieser Stadt hat uus die Geschichte folgende Schreckenstat*)
aufbewahrt:
\@§ war im Winter 1255 auf 56, als Herzog Ludwig von Bayern
wegen dringender Geschäfte aus längere Zeit verreisen mußte. Seine
junge Gemahlin Maria von Brabant ließ er aus der Burg in Schwäbisch-
Wörth zurück. Aus ihrer Einsamkeit schickte die Herzogin einen Boten
mit zwei Briefen ab. Von diesen war der eine an ihren Gemahl, der
andere an einen befreundeten Grasen gerichtet. Der Bote tras den Herog
in Heidelberg an, verwechselte jedoch aus Unachtsamkeit die Briese.
Ludwig, schon durch den Anblick des Schreibens erregt, hielt einige Aus-
drücke darin sür verdächtig. In rasender Wut eilt er spornstreichs nach
Wörth und läßt, den 18. Jänner, seine treue Gemahlin, ohne deren
Beteuerungen zu beachten, durchs Schwert euthaupteu. Noch in selbiger
grauser Nacht wurde der Leichnam der unglücklichen Herzogin ins Kloster
gebracht und der Abt aufgefordert, ihu zur Ruhe zu bestatten. Dem-
gemäß sand Maria von Brabant ihre Grabstätte in der Frauenkapelle
des Klosters. Bald erkannte der gestrenge Herr die Unschuld seiner
*) Aus: Weiß und Blau.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann]]
Extrahierte Personennamen: Otto Lauinger_Schuhmachers_Heldeuthat Alexander_Schöppuer Alexander Ludwig_von_Bayern Ludwig Maria_von_Brabant Maria Ludwig Ludwig Maria_von_Brabant Maria