— 18 —
Fenster aus die hellen Haufen sah, glaubte er sich schon verraten. Da trat Ratbod zu ihm hin und sprach: „Sage, lieber Bruder, hätte mich wohl die stärkste Feste gegen diese Menge schützen können ? Nimmermehr, deshalb habe ich mir nur eine kleine Burg gebaut und mir mit dem übrigen Gelde viele edle und tapfere Bundesgenossen gewonnen. Sie bilden einen sicherern Schutz mit ihrer Freundschaft, als dicke Mauern." Werner mußte dem Bruder recht geben. Mit lautem Jubel wurde er von den Gästen begrüßt und verweilte mehrere Tage, bis das fröhliche Einweihungsfest zu Ende war. — Werner und Ratbod waren ein kühnes, streitbares Paar. Das bischöfliche Kleid hinderte Werner nicht, das Schlachtroß zu besteigen und mit seinem Bruder zusammen unter dem Banner des Kaisers zu streiten. Bis an den Genfersee trug er seine siegreiche Fahne. Aber auch in den innern Angelegenheiten des Elsasses war er thätig. Er sprach Recht, schlichtete ausgebrochene Streitigkeiten und sorgte für gute Verwaltung der Güter des Bistums. Er war es auch, welcher i. I. 1015 den Grund zum heutigen Straßburger Münster legte; daher erhielt er den Beinamen „der Erbauer". Er wurde vom Kaiser mit einer Gesandtschaft nach Eonstantinopel betraut; doch als er zurückkehrte, fiel er in Ungnade und starb 1029.
Papst Leo Ix.
(1002—1054.)
Heinrich Ii., der Heilige, war der letzte der sächsischen Kaiser; ihm folgte Konrad Ii. von Franken. Er hatte oft gegen aufständische Fürsten zu kämpfen, ebenso sein Nachfolger Heinrich Iii. Währen d dieser regierte, bestieg ein Elsässer unter dem Namen Leo Ix. den päpstlichen Thron. Bruno, Graf von Egisheim und Dagsbu rg, wurde i. I. 1002 geboren. Seiuer Mutter war durch ein Traumgesicht oder> wie eine andere Überlieferung berichtet, durch eine fromme Frau seiue künftige Bedeutung vorherverkündet worden. Dem Vater aber, dem Grasen Hugo, hatte eine alte Frau geweiffagt, daß er einst seinem Sohne den Stanb von den Füßen küssen werde. Um dies unmöglich zu machen, übergab er das neugeborene Kind einem Jäger, damit er es töte. Dieser schonte jedoch das Knäbleiu und täuschte deu Grafen dadurch, daß er ihm das durchschossene Herz eines Rehbocks brachte. Bruno wnchs
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Extrahierte Personennamen: Werner Werner Werner Leo_Ix Leo Heinrich_Ii Heinrich Konrad_Ii Konrad Heinrich_Iii Heinrich Leo_Ix Leo Bruno Hugo Bruno
— 32 —
wurden abgebrochen. Der erste Ammeister war Burkard Twinger. Als er starb, wurde er im Münster beigesetzt und eine Gedenktafel seiner Verdienste eingemauert. — Ähnliche Bewegungen, wie in Straßburg, traten auch in andern Städten des Elsasses, in Colmar und Hagenau, ein.
Die Judenverfolgungen.
Am Anfange des 14. Jahrhunderts hatte das westliche Europa mehrere starke Mißjahre gehabt. Im I.1313 herrschten im Elsasse verheerende Seuchen; in den folgenden Jahren traten Überschwemmungen, Mißwachs und Hungersnot ein. Aus Lothringen und Frankreich kamen zahlreiche Massen, Brot und Arbeit suchend, nach den rheinischen Landern. Dadurch vermehrte sich nur der Notstand. In Colmar starben in einem Jahre 13 000 Menschen. Durch diese Umstande gerieten die gewerbetreibenden Leute ins tiefste Elend, und damit vollständig in die Gewalt der jüdisch-m Wucherer, die ihrerseits ungeheure Summen als Schutzgelder an Bischöfe, Fürsten und selbst an die Kaiser zahlten. Allerwärts im Lande herrschte eine gehässige Stimmung gegen die Juden. Da erhob sich zu Colmar der Schenkwirt Zimperlein von Andlau, Arm-leder genannt, weil er lederne Ringe am Arme trug, und predigte, es sei im Evangelium verboten, die Juden zu schützen. Sie alle müßten mit Feuer und Schwert vernichtet werden. Bald hatte er eine große Schar Anhänger um sich gesammelt, mit denen er unter vorgetragenem Kreuze in Städte und Dörfer einzog. Überall richtete er unter den Juden ein gräßliches Blutbad an, und die Bürger sahen gar oft mit wilder Freude der Plünderung, Vertreibung und Tötung der Armen zu. Viele jüdische Väter töteten selbst ihre Kinder, damit sie nicht mit Gewalt getauft würden. Ermutigt durch seinen Erfolg trat Armleder immer kühner auf. Seine blutgierige Schar wuchs zu einem Heere an. Wenige nur trugen Degen und Spieß, die meisten waren mit Äxten, Gartenmessern, Hacken und andern Geräten bewaffnet. Selbst in größere Städte drangen die Horden und erwürgten, wen sie nur von Juden sahen. Kein Alter, kein Geschlecht wurde verschont. In Ensisheim und Rufach zählte man mehr als 1500 Hingeschlachtete. In Colmar suchten die armen Verfolgten ans der Umgegend Schutz. Da rückte Armleder vor die Stadt und ver-
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Burkard_Twinger
Extrahierte Ortsnamen: Straßburg Elsasses Colmar Hagenau Europa Elsasse Lothringen Frankreich Colmar Andlau Ensisheim Colmar
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
20
Blicke in die Vergangenheit Schlesiens.
ten und brannten sie Alles nieder, Städte und Dörfer, Kirchen und
Klöster. Die Bewohner wurden erbarmungslos niedergehauen oder
in die Sklaverei geschleppt. So zogen sie verheerend und mit Beute
beladen einher, und einige ihrer Haufen kamen auch nach Schlesien.
Die wilden Feinde stießen in der Gegend von Liegnitz, da wo später
das Kloster Wahlstalt erbaut wurde, auf ein christliches Heer unter
Heinrich Ii. Am 9. April 1241 entbrennt die heiße Schlacht gegen
die fünfmal so zahlreichen Feinde. Diese sprengen auf ihren kleinen,
aber ausdauernden Pferden wild heran, werfen ihre Lanzen, schießen
einen Hagel von Pfeilen ab und wenden sich plötzlich zur Flucht.
Die christlichen Reiter setzen ihnen nach. Da kehren die Mongolen
nach ihrer gewöhnlichen Kriegslist unerwartet um und greifen ihre
Verfolger von allen Seiten an. Das Schlachtgetümmel wird immer
furchtbarer. Doch an den eisernen Rüstungen der deutschen Ritter
prallen die Pfeile der Feinde ab, brechen der Lanzen Spitzen. Aber-
mals schicken sich die Wilden zum Rückzuge an. Da erhebt es sich
aus ihren Reihen wie ein -Menschenhaupt, fürchterlich anzusehen; es
speit Rauch, Feuerflammen und Steine. Den christlichen Streitern sinkt
dermuth; sie meinen, der Teufel selbst kämpfe für die Heiden. Viele
flohen; nur Herzog Heinrich nicht. Er siel im wilden Getümmel,
die Mongolen hieben ihm den Kopf ab, steckten denselben auf eine
Stange und zogen damit vor das Schloß zu Liegnitz. Doch hier
wurden sie blutig abgewiesen, und sie eilten durch Oberschlesien zu-
rück, weil-ein böhmisches Heer im Anzuge war.
Als die fromme Hedwig den Tod ihres einzigen Sohnes ver-
nahm, tröstete sie ihre weinende Schwiegertochter und sprach in groß-
ßer Fassung: „Es ist Gottes Wille, und uns muß gefallen, was
Gott will und Gott gefällt." — Das Land aber war durch den
sechswöchentlichen Aufenthalt der Mongolen in Schlesien zur Wüste
geworden. Von jetzt ab wurden die Einwanderungen der Deutschen
noch häufiger, polnische Sitten und polnische Sprache verschwinden
auf der Westseite des Landes immer mehr.
* *
*
Rach dem Tode Heinrich Ii. zerfiel Niederschlefien in drei Fürsten-
thümer: Breslau, Liegnitz und Glogau. Dabei blieb's aber nicht;
durch fortwährende Theilung der Länder unter die hinterlassenen
Söhne der Fürsten entstanden der kleinen Fürstenthümer in Schlesien
noch mehrere. Ohne Krieg zwischen den Brüdern und Verwandten
ging es bei solchen Theilungen selten ab; denn die schlesischen Für-
sten aus der Familie der polnischen Piasten waren meist voll Hab-
sucht und Kampflust, verübten gegen einander List und schändlichen
Betrug und brauchten viel Geld. Dadurch kam es dahin, daß die
schlesischen Herzöge bald ohnmächtige Herren wurden und sich nach
dem Schutze eines Mächtigeren umsehen mußten. So gelang es
dem Könige Johann von Böhmen, sie alle nach einander zu böhmi-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Ii Heinrich Heinrich Heinrich Hedwig Heinrich_Ii Heinrich Johann_von_Böhmen Johann
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die alten Thüringer. — Einführung des Christenthums.
21
Frankenkönig auf Rache und fiel in sein Reich ein. Bei Nebra an
der Unstrut standen sich Thüringer und Franken drei Tage
lang in blutiger Schlacht gegenüber. Tausende der Thüringer wurden
erschlagen, und zahllose Leichen füllten das Bett der Unstrut, so daß
die Franken darüber hinwegzogen, wie über eine feste Brücke. Her-
minfried warf sich endlich mit den übrig gebliebenen Kriegern in die
Festung Scheidingen, heut zu Tage Burgscheidungen genannt.
Auch die Franken hatten viele Tausende verloren. Daher riefen sie
die alten Feinde der Thüringer, die Sachsen, zu Hülfe und ver-
sprachen ihnen einen Theil des eroberten Landes. Diese wohnten
damals noch jenseit des Harzes; sie waren von hohem, kräftigem
Wüchse und hatten ein wildes Ansehen. Ihr Haupthaar wallte weit
über die Schulter herab; nur einen kleinen Theil des fast entblößten
Körpers bedeckte der Kriegsmantel; sie trugen einen kleinen Schild,
auf den sie sich stützen konnten, und um ihre Hüfte statt des Schwertes
ein großes Messer, Sachs geheißen, wovon sie ihren Namen hatten.
Eine hohe Lanze ragte über ihr Haupt empor. Als die Franken diese
starken, streitbaren Männer sahen, erschraken sie selbst vor den Freunden,
die sie zu Hülfe gerufen hatten. Da machte der fränkische König mit
dem thüringischen ein geheimes Bündniß gegen die Sachsen; aber
noch zeitig genug erhielten diese Kunde vom Verrathe. Kurz vor
Mitternacht, als noch Alle in der Burg Scheidingen im tiefen Schlafe
lagen, erstürmten sie dieselbe allein, hieben nieder, was sich widersetzte,
verschonten auch die Wehrlosen nicht und erbeuteten große Schätze.
Herminfried floh und fand später bei seinem Feinde, dem Könige der
Franken, Aufnahme. Als er mit diesem einst auf der Stadtmauer
in traulichem Gespräche spazieren ging, wurde er plötzlich in die Tiefe
herunter gestoßen; auch seine Söhne wurden heimlich ermordet. Sein
Reich aber theilten die Franken mit den Sachsen so, daß jene
Südthüringen, von der Donau bis zur Unstrut, und diese Nord-
thüringen, das sich bis in die Gegend von Magdeburg erstreckte,
erhielten. So ward um das Jahr 530 dem Königreiche der Thürin-
ger ein Ende gemacht, und sie hörten auf, ein freies, selbstständiges
Volk zu sein.
2. Einführung des Chriflcnthums.
1. Bekehrung der Thüringer zum Christenthum. Erst
zwei Jahrhunderte später kam die Botschaft des Heiles zu den Thürin-
gern. Ein Mönch aus England war von Gott dazu berufen, der
Apostel der Deutschen und auch der Thüringer zu werden. Winfried
hieß er eigentlich, und den Namen B onifacius, d. h. Wohlthäter,
hat er erhalten, weil er dem deutschen Volke die größte Wohlthat,
Gnade und der Seelen Seligkeit in Christo, gebracht hat. Nachdem
er vom Papste zum Missionar geweiht und in Bayern und Hessen
das Evangelium gepredigt hatte, kam er auch nach Thüringen.
Wo die Altäre der Götter gestanden, erhoben sich Kirchen und Ka-
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
24
Blicke in die Deizangenheit der Rhcinprovinz.
Wiederum streckte sich der König vor dem Altäre nieder, nachdem
die beiden Erzbischöfe ihm zur Seite ihm das Oberkleid abgenommen,
während der Erzbischof von Cöln die Litanei anstimmte. Alsdann
richtete sich Maximilian empor, und nun fragte ihn der Erzbischof:
„Willst du den heiligen katholischen Glauben erhalten? Willst du ein
getreuer Beschützer der heiligen Kirche und ihrer Diener sein? Willst
du des Reiches Gerechtsame getreulich erhalten? Willst du Armen und
Reichen Recht wiederfahren lasten, auch ein Beschützer der Wittwen
und Waisen sein? Willst du dem heiligsten Vater in Rom und der
heiligen römischen Kirche die schuldige Untertänigkeit und Treue be-
weisen?" — auf welche Fragen Max jedesmal antwortete: „Ich
will!" Er legte zwei Finger seiner rechten Hand auf den Altar und
gelobte feierlich, mit Gottes Hilfe das Alles zu halten. Auf die
Frage des Erzbischofs an die Anwesenden, ob sie den Befehlen des
Erwählten gehorchen wollten, riefen Geistliche, Herren und die dicht-
gedrängte Volksmenge dreimal: „Ja, ja, ja, es soll geschehen!^ Zum
dritten Male streckte sich der König vor dem Altar nieder und em-
pfing den Segen; alsdann kniete er, der Erzbischof trat herzu, salbte
ihn auf das Haupt, die entblößte Brust mit dem geweihten Oel
und sprach: „Ich salbe dich zum Könige mit dem geheiligten Oel
im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes!" In
der Sacristei wurden ihm kaiserliche Kleider angelegt, in welchen er
sich zum vierten Male vor dem Altäre ausstreckte mit ausgebreiteten
Armen; es wurde über ihm gebetet, und er empfing das Schwert,
Armgezierde, Mantel und Ring, königl. Scepter und Reichsapfel und
die Krone des heiligen Karl. Dabei waren alle drei Erzbischöfe thä-
tig, und jedes der Reichskleinodien ward bei der Überreichung von
passenden Reden und frommen Wünschen begleitet. Nachdem er hierauf
abermals ein feierliches Gelübde abgelegt, wurde er unter Gesang
auf den Stuhl Karl d. Gr. geführt und empfing den Segenswunsch.
Der König zog das Schwert Karl d. G. und ertheilte 200 Herren
unter Pauken- und Trompetenschall den Ritterschlag. Er opferte nebst
den Fürsten auf dem Altäre viele Goldstücke, empfing den Segen,
und nun verließ der feierliche Zug das Gotteshaus, Maximilian im
Kaiserschmucke; die Kurfürsten trugen ihm Reichsschwert, Reichsapfel
und Scepter vor.
Auf dem Rathhause wurde jetzt das Krönungsmahl gehalten. An
einem besonderen Tische obenan, sechs Stufen hoch, der mit einem
goldenen Tuche bedeckt und mit mehr als 200 großen goldenen und
silbernen Tischgefäßen besetzt war, saßen die beiden gekrönten Häup-
ter und wurden von den Kurfürsten bedient. Diese wie alle An-
wesenden begaben sich dann zu ihren besonderen Tischen, die in be-
stimmter Ordnung aufgestellt waren, und wurden von ihren Edel-
leuten bedient. Fünfzig Gerichte und die kostbarsten Weine in Fülle
gab es; auf dem Markte standen die Armen, welchen Fleisch und
Brot, ganze Hasen und gebratne Lämmer aus den Fenstern zuge-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Max Karl_d Karl Karl_d Karl Maximilian Maximilian
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Der Hohenzollern.
7
uralte, breitastige Linde und ein eben so alter Ziehbrunnen, der mit
einem neuen Häuschen überbaut ist. Davor ist eine fast verschüttete
und überwachsene Vertiefung, in welcher noch bis zum Jahre 1830
ein von einer Markgräfin von Baden im Jahre 1672 geschenktes
Wasserbecken, die sogenannte „Badensche Wanne," von zolldickem
Kupfer, 30 Fuß tief und 10 Fuß breit, eingesenkt war. Rechts
davon befanden sich drei Mühlen, eine Roß-, Tret- und Handmühle;
sie waren über einander angebracht. Der einzige Ueberrest aus der
uralten Zeit der Burg ist das St. Michaelskirchlein. Es war
dem Erzengel Michael gewidmet, welcher vor den Stufen des Altars
in einem Denksteine dargestellt ist, wie er den Drachen tödtet. In
einem Saale sind die Ueberbleibsel des ehemaligen Zeughauses aus-
gestellt; da kann man Schlachtschwerter, Sp^re, Lanzen, Streitkol-
den, Aexte und Säbel, Morgensterne, Feuerbüchsen und Doppelhaken,
Helme, Pickel- und Sturmhauben, Drahthemden, Panzer, Kürasse
sehen. —
Auf altem Grunde ist ein neuer Wartthurm gebaut, von dem
aus man eine weite Aussicht nach allen Himmelsgegenden hin hat.
Gleich am Fuße des Berges zeigen sich freundliche Dörfchen, deren
Bewohner sich so nahe anbauten, um Schutz unter der Burg zu
haben. Da liegt auch das ehemalige Klöster Stetten, welches die
Zollern gegründet haben, und welches mit der Burg durch einen
unterirdischen Gang verbunden gewesen sein soll. Hier weihten sich
viele Töchter des fürstlichen Hauses einem gottseligen Leben. Im
Halbkreise lagern sich nach Süden und Osten frische Wälder. Gegen
Norden schweift der Blick über die fruchtbare Aue, das Gäu genannt,
bis nach den Bergen von Calw im Württembergischen; im Westen
sieht man den Schwarzwald in seiner ganzen Ausdehnung; in
dämmernder Ferne tauchen am westlichen Horizonte die Vogesen
-empor und im Süden aus den Nebelstreifen des Bodensees die
Thurer Alpen mit dem hohen Säntis und die zackigen Gipfel
der Bündtner und Appenzeller Alpen.
Das ist die Wiege des mächtigen Königshauses von Preußen,
der Fürstenhäuser Hohenzollern. Hier, dieser kleine Raum, ist die
Quelle eines so großen Namens. Aus dieser Burg stammen die
Könige, welche von den Grenzen Frankreichs bis an die Rußlands
herrschen!
Die Burg war schon zu Ende des vorigen Jahrhunderts dem
gänzlichen Verfalle nahe. Als im Jahre 1819 Preußens hochher-
ziger Monarch, Friedrich Wilhelm Iv., damals noch Kronprinz,
auf einer Pilgerfahrt in das Land seiner Väter das ehrwürdige
Stammschloß in fast verfallenem Zustande sah, wurden nicht lange
danach, im Jahre 1823, gerade 400 Jahre nach Zerstörung der
alten Burg, Anstalten getroffen, um dem weiteren Verfalle vorzubeugen.
Malerisch ragen nun die riesigen Mauern der Kaserne, des Schlosses
und der beiden Burgkapellen mit ihren vielen Erkern und Thurm-
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien]]
Extrahierte Personennamen: Michael Friedrich_Wilhelm_Iv. Friedrich Wilhelm_Iv.
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Der deutsche Orden in Preußen.
23
gräbnißkapelle unter der Ordenskirche zu Marienburg für die Hoch-
meister an, in der nur noch Leichensteine mit halberloschenen In-
schriften sich finden, auf deren einem noch deutlich die Worte zu er-
kennen sind: „Hier sind die Meister begraben, der von Aldenburg hat
angehaben." Bis über Esthland dehnte sich des Ordens Herrschaft
aus, die ihre höchste Blüthe erreichte unter der 30jährigen Regierung
des Hochmeisters Winrich von Kniprode.
3. Winrich von Kniprode. Er war von fürstlichem Stamm,
hoher majestätischer Haltung, in Kriegs- und Friedenswerken ausge-
zeichnet. Eine Chronik berichtet von ihm: „Sonderlich den bawers-
mann hat er gehalten lobesam, der wittwen und Waisen vater was
mit großer erbarmunge; wahr ist das." Noch waren Deutsche und
Preußen nicht zu einem Volke verschmolzen, und die deutschen Bauern
waren freier als die preußischen, doch waren diese nicht etwa recht-
lose Knechte, wie z. B. in Polen. Die Beschäftigungen des Friedens
konnten in dieser Zeit ungestört ihren Fortgang haben; denn der Or-
den hielt streng aus innere Ordnung, Ruhe und Sicherheit. Dabei
ging doch der ritterliche Geist der Tapferkeit von den Ordensrittern
auch auf die Bürger über, obgleich sie nur in Zeiten größter Noch
aufgerufen wurden; sonst begnügte sich der Orden mit bezahlten Söld-
nern. Viele Städte wurden reich durch Handel; Danzig, Thorn,
Elbing waren sogar Mitglieder des mächtigen Schutz- und Trutz-
bündniffes europäischer Handelsstädte, welches man Hansa nennt. Da
ist es nicht zu verwundern, daß Winrich Gesetze gegen Kleiderpracht
geben mußte. Jedem Stande ward seine Tracht vorgeschrieben, und
gar stattlich muß ein Bürgermeister oder Rathsherr anzuschauen ge-
wesen sein, der über seinem seinen Unterkleide einen langen weiten
Mantel tragen durfte, der vorne offen war. Den braunen, mit Seide
gefütterten Hut zierten 3 silberne Knöpfe, und um den Leib schmiegte
sich ein Gürtel mit silberner Spange, an der das Schwert in silber-
ner Scheide und mit silbernem Griff hing. Selbst dem gemeinen
Manne waren silberne Zierrathen an seinem tuchenen Wamms erlaubt.
Der Bart sollte von Allen getragen werden. An dem Hofe des
Hochmeisters ging es gewöhnlich einfach und still, doch fürstlich her.
Da sammelten sich Gelehrte und Künstler, da pflegte der Meister
selbst seine schönen Gartenanlagen und versandte Edelreiser ins Land,
hegte fremde Thiere im Zwinger, hatte die besten Jagdfalken in ganz
Europa, bewirthete fortwährend fremde Gäste und entließ sie nicht
ohne Ehrengeschenk. Der Ackerbau gedieh unter seiner Herrschaft vor-
züglich, selbst Wein wurde gebaut, besonders bei Thorn und dem
Städtchen Rhein. Für die Bürger ordnete er Waffenübungen an,
und um der ernsten Beschäftigung die Heiterkeit des Spieles beizu-
gesellen, verband der freundliche Fürst die Königsschießen damit.
4. Sein Kampf mit den heidnischen Litthauern. Win-
rich von Kniprode war ein Held und wollte nicht ruhen, bis die
Macht der heidnischen Litthauer gebrochen wäre. In diesen Kämpfen.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Blick in die pommersche Geschichte bis auf Bogislaw X. — Von Bogislaw X. 21
zwischen den Kreidepfeilern der Stubbenkammer auf Rügen gehabt
haben soll. Die Sage erzählt von ihm und seinen Genoffen, sie
hätten in Spanien die Gebeine eines Märtyrers gestohlen und stets
bei sich geführt, um unbesiegt zu bleiben. Erich aber, gegen den
seine Völker sich empörten, entsagte der Herrschaft. Da baten die
Unterthanen, er möge doch bleiben; er aber sprach: Ihr seid Feinde,
Schelme, ich will nicht bei euch bleiben. Ich habe Gott sei Dank
noch mein Erbland- da ich mich alten Mann als Fürsten wohl er-
halten kann. Er segelte nach seinem lieben Pommern. Dort ver-
lebte er, der einst drei Kronen auf seinem Haupte getragen, zu
Rügenwalde in stiller Zurückgezogenheit, in Wohlthätigkeit und
Andacht den Rest seiner Tage.
3. Ein mächtiger Feind erwuchs den Pommern in dem Kurfürsten
von Brandenburg, Friedrich von Hohenzollern, und seinen Nach-
folgern. Pommern zerfiel damals in Pommern-Stettin und
Pommern-Wolgast. Als nun zur Zeit Kurfürst Friedrichs Ii.
von Brandenb-urg der letzte Herzog von Stettin starb, machte
Brandenburg, gestützt auf alte Erbverträge, Ansprüche auf das
Land. An der Gruft des verstorbenen Pommernherzogs nahm der
Bürgermeister von Stettin, Albrecht Glinde, ein geborner Mär-
ker, Schild und Helm desselben und warf sie mit den Worten auf
deu Sarg: „Da leit unse Herrschaft von Stettin!" — zum Zeichen,
daß das Land nun Brandenburg gehöre. Aber Lorenz von Eik-
stetten sprang mit Geistesgegenwart in die Gruft, holte Helm und
Schild heraus und rief den umstehenden Herren zu: „Wir haben
noch erbliche, geborne Herrschaft! den Herzogen von Pommern-Wolgast
gehört Schild und Helm zu!" Nun bildeten sich zwei Parteien im
Lande, die brandenburgische und die einheimische. Es wütheten Kampf
an den Grenzen und Parteiung im Innern. Kurfürst Friedrich Ii.
nahm die Grenzstädte weg, belagerte Uckermünde, und zog erst
dann ab, als der schwarze Mönch ihn, wo er ging und stand, durch
gutgezielte Schüsse gefährdete. Endlich kam der Vertrag zu Pr enz-
lau zu Stande; Brandenburg behielt die eroberten Städte und
Landstriche, die Herzoge von Wolgast das klebrige unter Branden-
burgischer Oberlehnsherrschaft.
3. Von Vl'sislaw X.
(1474—1523.)
Dieser feurige Mann vereinigte von 1474—1523 ganz Pommern
unter seiner Herrschaft. Als Knabe von seiner hartherzigen Mutter-
schlecht behandelt, lief er in Rügenwalde in zerrissenen Kleidern und
Schuhen umher und lag lungernd in den Bürgerhäusern, bis ein
Bauer, Hans Lange, sich treulich seiner annahm. Als sein Vater
starb, soll seine Mutter seinen Bruder vergiftet haben; auch er soll
der Gefahr, ein vergiftetes Butterbrot zu essen, nur durch die War-
nung des Hofnarren entgangen sein, der zu ihm sprach: „Bugslaff,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See]]
Extrahierte Personennamen: Bogislaw Friedrich_von_Hohenzollern Friedrich Friedrichs Albrecht_Glinde Albrecht Lorenz_von_Eik- Friedrich_Ii Friedrich Hans_Lange
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Rheinische Städtegeschichten.
23
nichts hören. Siehe, da stiegen die den Ort durchströmenden Ge-
wässer, füllten allmählich die Straßen und Häuser und trieben die
unglücklichen Bewohner auf wenige Plätze zusammen. Die wenigen
Lebensmittel verdarben, eine schreckliche Seuche brach aus. Die Be-
lagerer hatten den Abfluß der Bäche vor den Thoren durch riesige
Dämme gehemmt. Da mußte sich die heldenmüthige Stadt ergeben.
Nach 385tägiger Belagerung zog Wilhelm von Holland in die ver-
heerte Krönungsstadt ein, aber weder Drohungen noch Gnadenbe-
.zeugungen konnten die Bürger bewegen, in der Stadt zu bleiben.
Es war ein herzbrechender, aber erhebender Zug, diese Männer,
Frauen und Kinder, die abgezehrt und matt dahinzogen, die Königs-
Ireue zu bewahren, welche sie den edlen Hohenstaufen geschworen.
3. Eine Kaiserkrönung zu Aachen. Den 9. April I486
früh Morgens ward vor dem Hofe des römischen Königs Maximi-
lian, dessen Krönung zum römisch-deutschen Kaiser bevorstand, ein
ganzer Ochse zum Braten aufgestellt, in welchem ein Schwein, in
diesem aber eine Gans und ein Huhn angelegt waren; auch ward
ein Springbrunnen aufgerichtet, darüber ein Adler mit dem Wappen
l>es Königs und ein goldener Löwe. Aus dem Munde dieser Thiere
floß rheinischer Wein. Beides wurde nach der Krönungsfeierlichkeit
dem Volke preisgegeben. Nach 6 Uhr begab sich der feierliche Krö-
nungszug zur Kirche; zuerst Edelknaben, dann die Bischöfe, hierauf
"die Herzöge von Cleve, Jülich und Sachsen. Nun kam der alte
Kaiser Friedrich Iii. in einem goldenen Kleide mit erhabenem Hals-
schmucke und einem prächtigen Kreuze vor sich. Zu seiner rechten
Seite ging sein Sohn Maximilian mit einem goldenen, mit Her-
melin gefütterten Mäntelchen, das ihm über die Schulter hing und
vorn am Halse durch eine mit Perlen und köstlichen Steinen besetzte
Hefte zugehalten war; auf seinem Haupte trug er ein goldenes Ba-
ret. Zur linken Seite des Kaisers ging der Kurfürst von Sachsen
mit dem bloßen Schwerte, und zur Linken des Königs der Kurfürst
von der Pfalz, beide in ihrer Kurkleidung, nämlich mit einem Kleid
und Mantel von rothem Sammet und einem hohen Baret von Schar-
lach, mit Hermelin ausgeschlagen.' Beim Eintritt in die Kirche wur-
den dieselben von den drei geistlichen Kurfürsten in ihrem bischöflichen
Ornat mit ihren Krummstäben und Jnfuln und von der ganzen
Geistlichkeit mit den Fahnen, mit dem Weihrauchfaß und dem Eoan-
gelienbuch empfangen. Am Fuße des Altars legte Maximilian sich
gestreckt auf einen Teppich nieder, und der Erzbischof von Cöln flehte
über ihm zum Herrn. Alsdann richtete sich der König auf und ließ
sich dem Altäre gegenüber auf einem schön geschmückten Sessel nie-
der, zur Rechten der Erzbischof von Mainz, zur Linken der von
Trier, hinter ihnen mehrere Reichsfürsten. Auf der rechten Seite
des Altars hatte der Kaiser seinen drei Stufen hohen und kostbar
ausgeschmückten Sitz, und zur linken befanden sich die Kurfürsten von
Sachsen und von der Pfalz. Jetzt begann der gregorianische Gesang.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Cleve Friedrich_Iii Friedrich Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian