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1. Elsässische Geschichtsbilder - S. 18

1884 - Straßburg : Bull
— 18 — Fenster aus die hellen Haufen sah, glaubte er sich schon verraten. Da trat Ratbod zu ihm hin und sprach: „Sage, lieber Bruder, hätte mich wohl die stärkste Feste gegen diese Menge schützen können ? Nimmermehr, deshalb habe ich mir nur eine kleine Burg gebaut und mir mit dem übrigen Gelde viele edle und tapfere Bundesgenossen gewonnen. Sie bilden einen sicherern Schutz mit ihrer Freundschaft, als dicke Mauern." Werner mußte dem Bruder recht geben. Mit lautem Jubel wurde er von den Gästen begrüßt und verweilte mehrere Tage, bis das fröhliche Einweihungsfest zu Ende war. — Werner und Ratbod waren ein kühnes, streitbares Paar. Das bischöfliche Kleid hinderte Werner nicht, das Schlachtroß zu besteigen und mit seinem Bruder zusammen unter dem Banner des Kaisers zu streiten. Bis an den Genfersee trug er seine siegreiche Fahne. Aber auch in den innern Angelegenheiten des Elsasses war er thätig. Er sprach Recht, schlichtete ausgebrochene Streitigkeiten und sorgte für gute Verwaltung der Güter des Bistums. Er war es auch, welcher i. I. 1015 den Grund zum heutigen Straßburger Münster legte; daher erhielt er den Beinamen „der Erbauer". Er wurde vom Kaiser mit einer Gesandtschaft nach Eonstantinopel betraut; doch als er zurückkehrte, fiel er in Ungnade und starb 1029. Papst Leo Ix. (1002—1054.) Heinrich Ii., der Heilige, war der letzte der sächsischen Kaiser; ihm folgte Konrad Ii. von Franken. Er hatte oft gegen aufständische Fürsten zu kämpfen, ebenso sein Nachfolger Heinrich Iii. Währen d dieser regierte, bestieg ein Elsässer unter dem Namen Leo Ix. den päpstlichen Thron. Bruno, Graf von Egisheim und Dagsbu rg, wurde i. I. 1002 geboren. Seiuer Mutter war durch ein Traumgesicht oder> wie eine andere Überlieferung berichtet, durch eine fromme Frau seiue künftige Bedeutung vorherverkündet worden. Dem Vater aber, dem Grasen Hugo, hatte eine alte Frau geweiffagt, daß er einst seinem Sohne den Stanb von den Füßen küssen werde. Um dies unmöglich zu machen, übergab er das neugeborene Kind einem Jäger, damit er es töte. Dieser schonte jedoch das Knäbleiu und täuschte deu Grafen dadurch, daß er ihm das durchschossene Herz eines Rehbocks brachte. Bruno wnchs

2. Elsässische Geschichtsbilder - S. 32

1884 - Straßburg : Bull
— 32 — wurden abgebrochen. Der erste Ammeister war Burkard Twinger. Als er starb, wurde er im Münster beigesetzt und eine Gedenktafel seiner Verdienste eingemauert. — Ähnliche Bewegungen, wie in Straßburg, traten auch in andern Städten des Elsasses, in Colmar und Hagenau, ein. Die Judenverfolgungen. Am Anfange des 14. Jahrhunderts hatte das westliche Europa mehrere starke Mißjahre gehabt. Im I.1313 herrschten im Elsasse verheerende Seuchen; in den folgenden Jahren traten Überschwemmungen, Mißwachs und Hungersnot ein. Aus Lothringen und Frankreich kamen zahlreiche Massen, Brot und Arbeit suchend, nach den rheinischen Landern. Dadurch vermehrte sich nur der Notstand. In Colmar starben in einem Jahre 13 000 Menschen. Durch diese Umstande gerieten die gewerbetreibenden Leute ins tiefste Elend, und damit vollständig in die Gewalt der jüdisch-m Wucherer, die ihrerseits ungeheure Summen als Schutzgelder an Bischöfe, Fürsten und selbst an die Kaiser zahlten. Allerwärts im Lande herrschte eine gehässige Stimmung gegen die Juden. Da erhob sich zu Colmar der Schenkwirt Zimperlein von Andlau, Arm-leder genannt, weil er lederne Ringe am Arme trug, und predigte, es sei im Evangelium verboten, die Juden zu schützen. Sie alle müßten mit Feuer und Schwert vernichtet werden. Bald hatte er eine große Schar Anhänger um sich gesammelt, mit denen er unter vorgetragenem Kreuze in Städte und Dörfer einzog. Überall richtete er unter den Juden ein gräßliches Blutbad an, und die Bürger sahen gar oft mit wilder Freude der Plünderung, Vertreibung und Tötung der Armen zu. Viele jüdische Väter töteten selbst ihre Kinder, damit sie nicht mit Gewalt getauft würden. Ermutigt durch seinen Erfolg trat Armleder immer kühner auf. Seine blutgierige Schar wuchs zu einem Heere an. Wenige nur trugen Degen und Spieß, die meisten waren mit Äxten, Gartenmessern, Hacken und andern Geräten bewaffnet. Selbst in größere Städte drangen die Horden und erwürgten, wen sie nur von Juden sahen. Kein Alter, kein Geschlecht wurde verschont. In Ensisheim und Rufach zählte man mehr als 1500 Hingeschlachtete. In Colmar suchten die armen Verfolgten ans der Umgegend Schutz. Da rückte Armleder vor die Stadt und ver-

3. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 20

1858 - Breslau : Hirt
20 Blicke in die Vergangenheit Schlesiens. ten und brannten sie Alles nieder, Städte und Dörfer, Kirchen und Klöster. Die Bewohner wurden erbarmungslos niedergehauen oder in die Sklaverei geschleppt. So zogen sie verheerend und mit Beute beladen einher, und einige ihrer Haufen kamen auch nach Schlesien. Die wilden Feinde stießen in der Gegend von Liegnitz, da wo später das Kloster Wahlstalt erbaut wurde, auf ein christliches Heer unter Heinrich Ii. Am 9. April 1241 entbrennt die heiße Schlacht gegen die fünfmal so zahlreichen Feinde. Diese sprengen auf ihren kleinen, aber ausdauernden Pferden wild heran, werfen ihre Lanzen, schießen einen Hagel von Pfeilen ab und wenden sich plötzlich zur Flucht. Die christlichen Reiter setzen ihnen nach. Da kehren die Mongolen nach ihrer gewöhnlichen Kriegslist unerwartet um und greifen ihre Verfolger von allen Seiten an. Das Schlachtgetümmel wird immer furchtbarer. Doch an den eisernen Rüstungen der deutschen Ritter prallen die Pfeile der Feinde ab, brechen der Lanzen Spitzen. Aber- mals schicken sich die Wilden zum Rückzuge an. Da erhebt es sich aus ihren Reihen wie ein -Menschenhaupt, fürchterlich anzusehen; es speit Rauch, Feuerflammen und Steine. Den christlichen Streitern sinkt dermuth; sie meinen, der Teufel selbst kämpfe für die Heiden. Viele flohen; nur Herzog Heinrich nicht. Er siel im wilden Getümmel, die Mongolen hieben ihm den Kopf ab, steckten denselben auf eine Stange und zogen damit vor das Schloß zu Liegnitz. Doch hier wurden sie blutig abgewiesen, und sie eilten durch Oberschlesien zu- rück, weil-ein böhmisches Heer im Anzuge war. Als die fromme Hedwig den Tod ihres einzigen Sohnes ver- nahm, tröstete sie ihre weinende Schwiegertochter und sprach in groß- ßer Fassung: „Es ist Gottes Wille, und uns muß gefallen, was Gott will und Gott gefällt." — Das Land aber war durch den sechswöchentlichen Aufenthalt der Mongolen in Schlesien zur Wüste geworden. Von jetzt ab wurden die Einwanderungen der Deutschen noch häufiger, polnische Sitten und polnische Sprache verschwinden auf der Westseite des Landes immer mehr. * * * Rach dem Tode Heinrich Ii. zerfiel Niederschlefien in drei Fürsten- thümer: Breslau, Liegnitz und Glogau. Dabei blieb's aber nicht; durch fortwährende Theilung der Länder unter die hinterlassenen Söhne der Fürsten entstanden der kleinen Fürstenthümer in Schlesien noch mehrere. Ohne Krieg zwischen den Brüdern und Verwandten ging es bei solchen Theilungen selten ab; denn die schlesischen Für- sten aus der Familie der polnischen Piasten waren meist voll Hab- sucht und Kampflust, verübten gegen einander List und schändlichen Betrug und brauchten viel Geld. Dadurch kam es dahin, daß die schlesischen Herzöge bald ohnmächtige Herren wurden und sich nach dem Schutze eines Mächtigeren umsehen mußten. So gelang es dem Könige Johann von Böhmen, sie alle nach einander zu böhmi-

4. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 21

1858 - Breslau : Hirt
Die alten Thüringer. — Einführung des Christenthums. 21 Frankenkönig auf Rache und fiel in sein Reich ein. Bei Nebra an der Unstrut standen sich Thüringer und Franken drei Tage lang in blutiger Schlacht gegenüber. Tausende der Thüringer wurden erschlagen, und zahllose Leichen füllten das Bett der Unstrut, so daß die Franken darüber hinwegzogen, wie über eine feste Brücke. Her- minfried warf sich endlich mit den übrig gebliebenen Kriegern in die Festung Scheidingen, heut zu Tage Burgscheidungen genannt. Auch die Franken hatten viele Tausende verloren. Daher riefen sie die alten Feinde der Thüringer, die Sachsen, zu Hülfe und ver- sprachen ihnen einen Theil des eroberten Landes. Diese wohnten damals noch jenseit des Harzes; sie waren von hohem, kräftigem Wüchse und hatten ein wildes Ansehen. Ihr Haupthaar wallte weit über die Schulter herab; nur einen kleinen Theil des fast entblößten Körpers bedeckte der Kriegsmantel; sie trugen einen kleinen Schild, auf den sie sich stützen konnten, und um ihre Hüfte statt des Schwertes ein großes Messer, Sachs geheißen, wovon sie ihren Namen hatten. Eine hohe Lanze ragte über ihr Haupt empor. Als die Franken diese starken, streitbaren Männer sahen, erschraken sie selbst vor den Freunden, die sie zu Hülfe gerufen hatten. Da machte der fränkische König mit dem thüringischen ein geheimes Bündniß gegen die Sachsen; aber noch zeitig genug erhielten diese Kunde vom Verrathe. Kurz vor Mitternacht, als noch Alle in der Burg Scheidingen im tiefen Schlafe lagen, erstürmten sie dieselbe allein, hieben nieder, was sich widersetzte, verschonten auch die Wehrlosen nicht und erbeuteten große Schätze. Herminfried floh und fand später bei seinem Feinde, dem Könige der Franken, Aufnahme. Als er mit diesem einst auf der Stadtmauer in traulichem Gespräche spazieren ging, wurde er plötzlich in die Tiefe herunter gestoßen; auch seine Söhne wurden heimlich ermordet. Sein Reich aber theilten die Franken mit den Sachsen so, daß jene Südthüringen, von der Donau bis zur Unstrut, und diese Nord- thüringen, das sich bis in die Gegend von Magdeburg erstreckte, erhielten. So ward um das Jahr 530 dem Königreiche der Thürin- ger ein Ende gemacht, und sie hörten auf, ein freies, selbstständiges Volk zu sein. 2. Einführung des Chriflcnthums. 1. Bekehrung der Thüringer zum Christenthum. Erst zwei Jahrhunderte später kam die Botschaft des Heiles zu den Thürin- gern. Ein Mönch aus England war von Gott dazu berufen, der Apostel der Deutschen und auch der Thüringer zu werden. Winfried hieß er eigentlich, und den Namen B onifacius, d. h. Wohlthäter, hat er erhalten, weil er dem deutschen Volke die größte Wohlthat, Gnade und der Seelen Seligkeit in Christo, gebracht hat. Nachdem er vom Papste zum Missionar geweiht und in Bayern und Hessen das Evangelium gepredigt hatte, kam er auch nach Thüringen. Wo die Altäre der Götter gestanden, erhoben sich Kirchen und Ka-

5. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 24

1858 - Breslau : Hirt
24 Blicke in die Deizangenheit der Rhcinprovinz. Wiederum streckte sich der König vor dem Altäre nieder, nachdem die beiden Erzbischöfe ihm zur Seite ihm das Oberkleid abgenommen, während der Erzbischof von Cöln die Litanei anstimmte. Alsdann richtete sich Maximilian empor, und nun fragte ihn der Erzbischof: „Willst du den heiligen katholischen Glauben erhalten? Willst du ein getreuer Beschützer der heiligen Kirche und ihrer Diener sein? Willst du des Reiches Gerechtsame getreulich erhalten? Willst du Armen und Reichen Recht wiederfahren lasten, auch ein Beschützer der Wittwen und Waisen sein? Willst du dem heiligsten Vater in Rom und der heiligen römischen Kirche die schuldige Untertänigkeit und Treue be- weisen?" — auf welche Fragen Max jedesmal antwortete: „Ich will!" Er legte zwei Finger seiner rechten Hand auf den Altar und gelobte feierlich, mit Gottes Hilfe das Alles zu halten. Auf die Frage des Erzbischofs an die Anwesenden, ob sie den Befehlen des Erwählten gehorchen wollten, riefen Geistliche, Herren und die dicht- gedrängte Volksmenge dreimal: „Ja, ja, ja, es soll geschehen!^ Zum dritten Male streckte sich der König vor dem Altar nieder und em- pfing den Segen; alsdann kniete er, der Erzbischof trat herzu, salbte ihn auf das Haupt, die entblößte Brust mit dem geweihten Oel und sprach: „Ich salbe dich zum Könige mit dem geheiligten Oel im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes!" In der Sacristei wurden ihm kaiserliche Kleider angelegt, in welchen er sich zum vierten Male vor dem Altäre ausstreckte mit ausgebreiteten Armen; es wurde über ihm gebetet, und er empfing das Schwert, Armgezierde, Mantel und Ring, königl. Scepter und Reichsapfel und die Krone des heiligen Karl. Dabei waren alle drei Erzbischöfe thä- tig, und jedes der Reichskleinodien ward bei der Überreichung von passenden Reden und frommen Wünschen begleitet. Nachdem er hierauf abermals ein feierliches Gelübde abgelegt, wurde er unter Gesang auf den Stuhl Karl d. Gr. geführt und empfing den Segenswunsch. Der König zog das Schwert Karl d. G. und ertheilte 200 Herren unter Pauken- und Trompetenschall den Ritterschlag. Er opferte nebst den Fürsten auf dem Altäre viele Goldstücke, empfing den Segen, und nun verließ der feierliche Zug das Gotteshaus, Maximilian im Kaiserschmucke; die Kurfürsten trugen ihm Reichsschwert, Reichsapfel und Scepter vor. Auf dem Rathhause wurde jetzt das Krönungsmahl gehalten. An einem besonderen Tische obenan, sechs Stufen hoch, der mit einem goldenen Tuche bedeckt und mit mehr als 200 großen goldenen und silbernen Tischgefäßen besetzt war, saßen die beiden gekrönten Häup- ter und wurden von den Kurfürsten bedient. Diese wie alle An- wesenden begaben sich dann zu ihren besonderen Tischen, die in be- stimmter Ordnung aufgestellt waren, und wurden von ihren Edel- leuten bedient. Fünfzig Gerichte und die kostbarsten Weine in Fülle gab es; auf dem Markte standen die Armen, welchen Fleisch und Brot, ganze Hasen und gebratne Lämmer aus den Fenstern zuge-

6. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 7

1858 - Breslau : Hirt
Der Hohenzollern. 7 uralte, breitastige Linde und ein eben so alter Ziehbrunnen, der mit einem neuen Häuschen überbaut ist. Davor ist eine fast verschüttete und überwachsene Vertiefung, in welcher noch bis zum Jahre 1830 ein von einer Markgräfin von Baden im Jahre 1672 geschenktes Wasserbecken, die sogenannte „Badensche Wanne," von zolldickem Kupfer, 30 Fuß tief und 10 Fuß breit, eingesenkt war. Rechts davon befanden sich drei Mühlen, eine Roß-, Tret- und Handmühle; sie waren über einander angebracht. Der einzige Ueberrest aus der uralten Zeit der Burg ist das St. Michaelskirchlein. Es war dem Erzengel Michael gewidmet, welcher vor den Stufen des Altars in einem Denksteine dargestellt ist, wie er den Drachen tödtet. In einem Saale sind die Ueberbleibsel des ehemaligen Zeughauses aus- gestellt; da kann man Schlachtschwerter, Sp^re, Lanzen, Streitkol- den, Aexte und Säbel, Morgensterne, Feuerbüchsen und Doppelhaken, Helme, Pickel- und Sturmhauben, Drahthemden, Panzer, Kürasse sehen. — Auf altem Grunde ist ein neuer Wartthurm gebaut, von dem aus man eine weite Aussicht nach allen Himmelsgegenden hin hat. Gleich am Fuße des Berges zeigen sich freundliche Dörfchen, deren Bewohner sich so nahe anbauten, um Schutz unter der Burg zu haben. Da liegt auch das ehemalige Klöster Stetten, welches die Zollern gegründet haben, und welches mit der Burg durch einen unterirdischen Gang verbunden gewesen sein soll. Hier weihten sich viele Töchter des fürstlichen Hauses einem gottseligen Leben. Im Halbkreise lagern sich nach Süden und Osten frische Wälder. Gegen Norden schweift der Blick über die fruchtbare Aue, das Gäu genannt, bis nach den Bergen von Calw im Württembergischen; im Westen sieht man den Schwarzwald in seiner ganzen Ausdehnung; in dämmernder Ferne tauchen am westlichen Horizonte die Vogesen -empor und im Süden aus den Nebelstreifen des Bodensees die Thurer Alpen mit dem hohen Säntis und die zackigen Gipfel der Bündtner und Appenzeller Alpen. Das ist die Wiege des mächtigen Königshauses von Preußen, der Fürstenhäuser Hohenzollern. Hier, dieser kleine Raum, ist die Quelle eines so großen Namens. Aus dieser Burg stammen die Könige, welche von den Grenzen Frankreichs bis an die Rußlands herrschen! Die Burg war schon zu Ende des vorigen Jahrhunderts dem gänzlichen Verfalle nahe. Als im Jahre 1819 Preußens hochher- ziger Monarch, Friedrich Wilhelm Iv., damals noch Kronprinz, auf einer Pilgerfahrt in das Land seiner Väter das ehrwürdige Stammschloß in fast verfallenem Zustande sah, wurden nicht lange danach, im Jahre 1823, gerade 400 Jahre nach Zerstörung der alten Burg, Anstalten getroffen, um dem weiteren Verfalle vorzubeugen. Malerisch ragen nun die riesigen Mauern der Kaserne, des Schlosses und der beiden Burgkapellen mit ihren vielen Erkern und Thurm-

7. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 23

1858 - Breslau : Hirt
Der deutsche Orden in Preußen. 23 gräbnißkapelle unter der Ordenskirche zu Marienburg für die Hoch- meister an, in der nur noch Leichensteine mit halberloschenen In- schriften sich finden, auf deren einem noch deutlich die Worte zu er- kennen sind: „Hier sind die Meister begraben, der von Aldenburg hat angehaben." Bis über Esthland dehnte sich des Ordens Herrschaft aus, die ihre höchste Blüthe erreichte unter der 30jährigen Regierung des Hochmeisters Winrich von Kniprode. 3. Winrich von Kniprode. Er war von fürstlichem Stamm, hoher majestätischer Haltung, in Kriegs- und Friedenswerken ausge- zeichnet. Eine Chronik berichtet von ihm: „Sonderlich den bawers- mann hat er gehalten lobesam, der wittwen und Waisen vater was mit großer erbarmunge; wahr ist das." Noch waren Deutsche und Preußen nicht zu einem Volke verschmolzen, und die deutschen Bauern waren freier als die preußischen, doch waren diese nicht etwa recht- lose Knechte, wie z. B. in Polen. Die Beschäftigungen des Friedens konnten in dieser Zeit ungestört ihren Fortgang haben; denn der Or- den hielt streng aus innere Ordnung, Ruhe und Sicherheit. Dabei ging doch der ritterliche Geist der Tapferkeit von den Ordensrittern auch auf die Bürger über, obgleich sie nur in Zeiten größter Noch aufgerufen wurden; sonst begnügte sich der Orden mit bezahlten Söld- nern. Viele Städte wurden reich durch Handel; Danzig, Thorn, Elbing waren sogar Mitglieder des mächtigen Schutz- und Trutz- bündniffes europäischer Handelsstädte, welches man Hansa nennt. Da ist es nicht zu verwundern, daß Winrich Gesetze gegen Kleiderpracht geben mußte. Jedem Stande ward seine Tracht vorgeschrieben, und gar stattlich muß ein Bürgermeister oder Rathsherr anzuschauen ge- wesen sein, der über seinem seinen Unterkleide einen langen weiten Mantel tragen durfte, der vorne offen war. Den braunen, mit Seide gefütterten Hut zierten 3 silberne Knöpfe, und um den Leib schmiegte sich ein Gürtel mit silberner Spange, an der das Schwert in silber- ner Scheide und mit silbernem Griff hing. Selbst dem gemeinen Manne waren silberne Zierrathen an seinem tuchenen Wamms erlaubt. Der Bart sollte von Allen getragen werden. An dem Hofe des Hochmeisters ging es gewöhnlich einfach und still, doch fürstlich her. Da sammelten sich Gelehrte und Künstler, da pflegte der Meister selbst seine schönen Gartenanlagen und versandte Edelreiser ins Land, hegte fremde Thiere im Zwinger, hatte die besten Jagdfalken in ganz Europa, bewirthete fortwährend fremde Gäste und entließ sie nicht ohne Ehrengeschenk. Der Ackerbau gedieh unter seiner Herrschaft vor- züglich, selbst Wein wurde gebaut, besonders bei Thorn und dem Städtchen Rhein. Für die Bürger ordnete er Waffenübungen an, und um der ernsten Beschäftigung die Heiterkeit des Spieles beizu- gesellen, verband der freundliche Fürst die Königsschießen damit. 4. Sein Kampf mit den heidnischen Litthauern. Win- rich von Kniprode war ein Held und wollte nicht ruhen, bis die Macht der heidnischen Litthauer gebrochen wäre. In diesen Kämpfen.

8. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 21

1858 - Breslau : Hirt
Blick in die pommersche Geschichte bis auf Bogislaw X. — Von Bogislaw X. 21 zwischen den Kreidepfeilern der Stubbenkammer auf Rügen gehabt haben soll. Die Sage erzählt von ihm und seinen Genoffen, sie hätten in Spanien die Gebeine eines Märtyrers gestohlen und stets bei sich geführt, um unbesiegt zu bleiben. Erich aber, gegen den seine Völker sich empörten, entsagte der Herrschaft. Da baten die Unterthanen, er möge doch bleiben; er aber sprach: Ihr seid Feinde, Schelme, ich will nicht bei euch bleiben. Ich habe Gott sei Dank noch mein Erbland- da ich mich alten Mann als Fürsten wohl er- halten kann. Er segelte nach seinem lieben Pommern. Dort ver- lebte er, der einst drei Kronen auf seinem Haupte getragen, zu Rügenwalde in stiller Zurückgezogenheit, in Wohlthätigkeit und Andacht den Rest seiner Tage. 3. Ein mächtiger Feind erwuchs den Pommern in dem Kurfürsten von Brandenburg, Friedrich von Hohenzollern, und seinen Nach- folgern. Pommern zerfiel damals in Pommern-Stettin und Pommern-Wolgast. Als nun zur Zeit Kurfürst Friedrichs Ii. von Brandenb-urg der letzte Herzog von Stettin starb, machte Brandenburg, gestützt auf alte Erbverträge, Ansprüche auf das Land. An der Gruft des verstorbenen Pommernherzogs nahm der Bürgermeister von Stettin, Albrecht Glinde, ein geborner Mär- ker, Schild und Helm desselben und warf sie mit den Worten auf deu Sarg: „Da leit unse Herrschaft von Stettin!" — zum Zeichen, daß das Land nun Brandenburg gehöre. Aber Lorenz von Eik- stetten sprang mit Geistesgegenwart in die Gruft, holte Helm und Schild heraus und rief den umstehenden Herren zu: „Wir haben noch erbliche, geborne Herrschaft! den Herzogen von Pommern-Wolgast gehört Schild und Helm zu!" Nun bildeten sich zwei Parteien im Lande, die brandenburgische und die einheimische. Es wütheten Kampf an den Grenzen und Parteiung im Innern. Kurfürst Friedrich Ii. nahm die Grenzstädte weg, belagerte Uckermünde, und zog erst dann ab, als der schwarze Mönch ihn, wo er ging und stand, durch gutgezielte Schüsse gefährdete. Endlich kam der Vertrag zu Pr enz- lau zu Stande; Brandenburg behielt die eroberten Städte und Landstriche, die Herzoge von Wolgast das klebrige unter Branden- burgischer Oberlehnsherrschaft. 3. Von Vl'sislaw X. (1474—1523.) Dieser feurige Mann vereinigte von 1474—1523 ganz Pommern unter seiner Herrschaft. Als Knabe von seiner hartherzigen Mutter- schlecht behandelt, lief er in Rügenwalde in zerrissenen Kleidern und Schuhen umher und lag lungernd in den Bürgerhäusern, bis ein Bauer, Hans Lange, sich treulich seiner annahm. Als sein Vater starb, soll seine Mutter seinen Bruder vergiftet haben; auch er soll der Gefahr, ein vergiftetes Butterbrot zu essen, nur durch die War- nung des Hofnarren entgangen sein, der zu ihm sprach: „Bugslaff,

9. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 23

1858 - Breslau : Hirt
Rheinische Städtegeschichten. 23 nichts hören. Siehe, da stiegen die den Ort durchströmenden Ge- wässer, füllten allmählich die Straßen und Häuser und trieben die unglücklichen Bewohner auf wenige Plätze zusammen. Die wenigen Lebensmittel verdarben, eine schreckliche Seuche brach aus. Die Be- lagerer hatten den Abfluß der Bäche vor den Thoren durch riesige Dämme gehemmt. Da mußte sich die heldenmüthige Stadt ergeben. Nach 385tägiger Belagerung zog Wilhelm von Holland in die ver- heerte Krönungsstadt ein, aber weder Drohungen noch Gnadenbe- .zeugungen konnten die Bürger bewegen, in der Stadt zu bleiben. Es war ein herzbrechender, aber erhebender Zug, diese Männer, Frauen und Kinder, die abgezehrt und matt dahinzogen, die Königs- Ireue zu bewahren, welche sie den edlen Hohenstaufen geschworen. 3. Eine Kaiserkrönung zu Aachen. Den 9. April I486 früh Morgens ward vor dem Hofe des römischen Königs Maximi- lian, dessen Krönung zum römisch-deutschen Kaiser bevorstand, ein ganzer Ochse zum Braten aufgestellt, in welchem ein Schwein, in diesem aber eine Gans und ein Huhn angelegt waren; auch ward ein Springbrunnen aufgerichtet, darüber ein Adler mit dem Wappen l>es Königs und ein goldener Löwe. Aus dem Munde dieser Thiere floß rheinischer Wein. Beides wurde nach der Krönungsfeierlichkeit dem Volke preisgegeben. Nach 6 Uhr begab sich der feierliche Krö- nungszug zur Kirche; zuerst Edelknaben, dann die Bischöfe, hierauf "die Herzöge von Cleve, Jülich und Sachsen. Nun kam der alte Kaiser Friedrich Iii. in einem goldenen Kleide mit erhabenem Hals- schmucke und einem prächtigen Kreuze vor sich. Zu seiner rechten Seite ging sein Sohn Maximilian mit einem goldenen, mit Her- melin gefütterten Mäntelchen, das ihm über die Schulter hing und vorn am Halse durch eine mit Perlen und köstlichen Steinen besetzte Hefte zugehalten war; auf seinem Haupte trug er ein goldenes Ba- ret. Zur linken Seite des Kaisers ging der Kurfürst von Sachsen mit dem bloßen Schwerte, und zur Linken des Königs der Kurfürst von der Pfalz, beide in ihrer Kurkleidung, nämlich mit einem Kleid und Mantel von rothem Sammet und einem hohen Baret von Schar- lach, mit Hermelin ausgeschlagen.' Beim Eintritt in die Kirche wur- den dieselben von den drei geistlichen Kurfürsten in ihrem bischöflichen Ornat mit ihren Krummstäben und Jnfuln und von der ganzen Geistlichkeit mit den Fahnen, mit dem Weihrauchfaß und dem Eoan- gelienbuch empfangen. Am Fuße des Altars legte Maximilian sich gestreckt auf einen Teppich nieder, und der Erzbischof von Cöln flehte über ihm zum Herrn. Alsdann richtete sich der König auf und ließ sich dem Altäre gegenüber auf einem schön geschmückten Sessel nie- der, zur Rechten der Erzbischof von Mainz, zur Linken der von Trier, hinter ihnen mehrere Reichsfürsten. Auf der rechten Seite des Altars hatte der Kaiser seinen drei Stufen hohen und kostbar ausgeschmückten Sitz, und zur linken befanden sich die Kurfürsten von Sachsen und von der Pfalz. Jetzt begann der gregorianische Gesang.
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