Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 6

1914 - München : Oldenbourg
Die mittelalterliche Siedelung um die Kirche war wohl die pfälzische Stadt Wallhausen, die Erzbischof Sigfrit Iii. von Mainz in seiner Fehde mit dem pfalzgrafen Otto Ii. um das )ahr *2^0 eroberte und abbrechen ließ. f)eute durchschneidet die Bahnlinie Miltenberg—aschaffenburg kurz nach der Abzweigung des Schienenstranges nach Amorbach das ehemalige Römerkastell und die spätere Germanenniederlassung in der Feldlage „In der Altstadt". Die Städtischen Sammlungen zu Miltenberg enthalten den größten Teil der gefundenen Altertümer. 3. Das Römerkaslell Stocksladt. Die Zellstoffabrik der Aschaffenburger Aktiengesellschaft für Maschinen» papierfabrikation zu Stockstadt am Main deckt heute mit ihren Gebäuden größtenteils das Gelände, auf dem sich ehemals das Römerkastell Stock-stadt erhob. Das Kastell bildete ein ungefähres Rechteck von *98,6 X 163,8 m mit abgerundeten Ecken und mit einem Flächeninhalt von 3,25 ha. Die Breite der Umfassungsmauer betrug \,20—n,^o m, die des innerhalb der Mauer laufendes Walles 4,60—5,\o m. Am wall entlang zog die Wall-straße. Den Ecken des Kastells waren rechteckige Türme (5,3 X 3,8 m) vorgelegt, die ein flaches, von einem Zinnenkranz umgebenes Balkendach trugen. Um die Mauer ging ein Graben von etwa 7 m Breite und 3—4 m Tiefe. Vier Tore führten in das Kastell; davon war das f^aupttor (die Porta praetoria) ein Doppeltor mit *5,5 m Gesamtbreite und zwei Durchfahrten von etwas über 3 m Breite. Die drei übrigen Tore besaßen nur einen Durchgang. Jedes Tor war durch zwei Türme (2lbmeffungen 6,9 X 4,2 m, Mauerdicke \—\,20 m) geschützt. Die Wallstraße (H—5 m breit) bestand aus gebrochenen Gneissteinen, deren Zwischenräume mit Lehm ausgestampft waren. Darüber lag eine 50—70 cm dicke Kiesdecke aus erbsengroßem Mainkies. Die Tore waren durch schnurgerade Straßen verbunden, die das Kastell in vier Rechtecke teilten. Ein gemauerter Kanal durchschnitt das Lager und mündete in den Kastellgraben, der nach dem Main entwässerte. Don den Jnnenbauten wurden das Hauptgebäude (Praetorium), eine Bäckerei, ein langgestreckter Bau an der wallstraße der Rückfront und eine Reihe von Kellern und kleineren Räumen ausgegraben. Das prätorium lag in der Mitte der beiden Langseiten des Kastells und bestand aus einem massiven £?auptteil und einem in L^olzwerk aufgeführten Vorbau. Die Breite des f^auptteiles betrug ^,25 m, die Tiefe 43,55 m. Sämtliche Mauern waren noch im Fundament vorhanden. Von dem Vorbau führten drei (Eingänge in einen Umgang, der einen betonierten Binnenhof von 3^0 qm Flächeninhalt umgab. Um den i?of

2. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 17

1914 - München : Oldenbourg
— \7 — Range und nimmt gleich, sobald er sich bei dem Kapitel vorgestellt bat, seine Wohnung im fürstlichen palafte. Nachdem man von beiden Seiten über den Wahltag übereingekommen, hält er feinen feierlichen Einzug ins Kapitelhaus. An der inneren Pforte der Kirche, welche zum Kapitelhaus führt, empfängt ihn das ganze Kapitel und führt ihn in das Wahlzimmer, wo er unter einem Thronhimmel mit bedecktem Raupte eine Anrede hält, welche die Wahlherrn auch mit bedecktem Raupte anhören. Beide Teile nehmen aber nachher die Kopfbedeckungen ab. Die Wahl geschieht ganz nach den Vorschriften, des kirchlichen Hechts. )eder Wähler diktiert feine Stimme mündlich zu Papier. Ein Vikar des Doms und der Notarius des Kapitels verkündigen dem Volke die geschehene Wahl, indem sie ihm zugleich das Wappen des Gewählten vorzeigen. wenn der kaiserliche Gesandte, dem die Wahl gleich bekannt gemacht wird, in der Kirche angekommen ist, wo er zur Evangelienseite am Hochaltäre einen ihm errichteten Thron besteigt, wird ihm vom Kapitel der Neugewählte vorgestellt, der nach beiderseitigen kurzen Höflichkeitsbezeigungen vor dem Altare bis zur Hälfte des vom weihbifchofe angestimmten Ambrosianischen Lobgesanges niederkniet, dann sich niedersetzt und die Glückwünsche der Wahlherrn empfängt, während sich der Gesandte still nach Hof verfügt. Dem Neugewählten wird auch an dieser Stelle, indem er das sog. Heinlein oder die Totenglocke, welche am Begräbnistage eines Domherrn unaufhörlich von früh $ Uhr bis abends 8 Uhr geläutet wird, dreimal anzieht, das erstemal von dem Domdechant das Memento mori zugerufen, das im vollen Sinne bei dieser Veranlassung heißt: „Denke, daß du Gott und der Nachwelt einstens strenge Reche nfchaft über dein Leben und deine Regierung geben mußt." vom Altare wird der Neugewählte an das Grab feines Vorfahrers geführt, um da zu beten, wo ihm der Domdechant wieder das Memento mori! zuruft. Er wählt sich auch zugleich feine eigene Grabstätte. vom Dom wird er in den Regierungsbau geführt und dem ganzen personal vorgestellt, das ihm zugleich hier Huldigung leistet, von da aus fährt er, begleitet von dem Kapitel und dem ganzen Hofstaate, durch die Domstraße, Augustinerstraße, Neubaustraße und die obere promenade hinauf nach Hof. Am Stadthause ist auf einem hohen Ehrengerüst das Bildnis des Neugewählten aufgestellt, dem der versammelte Rat Glück wünscht, Treue verspricht und die Schlüssel der Stadttore überreicht, die er dem Stadtkommandanten sogleich wieder zurückgibt. Am Fuße des Ehrengerüstes springt weißer und roter wein, preisgegeben dem Volke. Am Tore des neuen Palastes — sonst ritt der Neugewählte auf die Feste, den Sitz feiner Vorfahren — fragen ihn die Statthalter am Hofe, was er verlange. Er antwortet: „Den Sitz der Marienburg" und erhält in Gegenwart eines Notars von ihnen die Schlüssel, die er dem ^estungs-- Eichelsbacher, Bilder aus Frankens Vergangenheit. 2

3. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 56

1914 - München : Oldenbourg
— 56 — 11. Zenlgericht. „So ein Missetäter zu Würzburg gefangen lag, dem ein peinlicher Gerichtstag ernannt und gesagt war, so ging's vor alters so zu, wie folgt: Der Arme so wird der verurteilte Missetäter genannt — empfängt drei Tage zuvor das Abendmahl. Am angesetzten Tage werden nebst deni Zentgrafen und den Schöppen aus der Stadt alle übrigen dazu gehörigen Schöppen gefordert. Zur hiesigen Zent gehören zwei von Aell in der Gasse Mittelzell —, zwei von Büttelbrunn, einer von Höchberg und einer von Randersacker. Dazu läßt der Oberschultheiß etlichen Bürgern gebieten in Harnisch dabei zu sein, um das Gericht zu beschützen. Noch ehe Schultheiß, Zentgraf und die Schöppen auf dem Saal erscheinen, was schon früh um 6 Uhr geschieht, tut man den Armen aus dem Gefängnisse, der Nachrichter bindet und setzet ihn in den Stock auswendig des Rathauses. — Sind die Schöppen versammelt, so fragt der Schultheiß, ob es an rechter Lagzeit und ob das Gericht zu peinlichen Rechten genugsam be-setzt sei, wie vor alters herkommen? Auf die Antwort „ja" hegt der Schultheiß das Gericht mit folgender Formel: „So lege und halte ich heut das Gericht anstatt und von wegen des Hochwürdigen Fürsten und ßerrn und von wegen seiner Gnaden Beamten, Zentgrafen, der Schöppen, Kläger und aller derer, die das Gericht besitzen, und von Rechts wegen hieher oder daran kommen ohne Gefehrde. 3ch verbiete heut euch Schöppen, aufzustehen oder niederzusitzen ohne Erlaub, auch sein Wort zu reden, er habe es dann mit Erlaub. )ch verbiete auch alle unziemliche, freventliche Zporte hinter und vor dem Gerichte '7 wo solche aehört werden, soll darum geschehen, was recht sein wird. 3ch verbiete auch alles Un-ziemliche, so ich von Rechts wegen zu verbieten habe. Ich erlaube auch alles, so ich von Rechts wegen zu erlauben habe ohne Gefehrde. 3ch gib heut allen denen Fried und Geleit, so dies Gericht besuchen, beschützen und beschirmen, auch die Recht darzu begehren. Allein die mit Urtel und Recht überwunden sein oder werden, die sollen hin Gehör haben, sie habend dann mit willen des Richters und wissen des Klägers. Ich hege und halte heut das Gericht mit aller Obrigkeit, Freiheit und Gerechtigkeit, wie es vor alters Herkommens ist, ohne alle Gefehrde." Darauf gibt der Schultheiß allen denen Fried’ und Geleit, so zu diesem Gericht kommen, die es anders geleitlich hatten: „doch sei gänzlich ausgenommen der Arme, von deswegen das Gericht gehegt ist, dem ich, soviel Recht ist, gönne, auch alle die, so in Acht, Bann oder öffentlicher Fehde und Geleitfriedbrecher fein, gänzlich ausgeschlossen." Sobald auf die Frage des Schultheißen das Gericht als genug gehegt erkannt worden, gibt der Schultheiß dem Zentgrafen den Stab. Der soll sitzen am Gericht in seinem Harnisch und Wappen, Handschuhe an-

4. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 62

1914 - München : Oldenbourg
— 62 — Abgeordneten der Stadt bleich und zitternd zu Füßen und flehten um Nachlaß. (Er aber erwiderte, wie solche Bitten und Fußfall ganz unnötig seien, das Geld sollten sie erlegen, und wo dies nicht bis den 8. des Abends 7 Uhr geschehen sei oder Geisel hiefür und zwar vier Personen von der Geistlichkeit und dem Adel, vier vom Rate und vier von der Gemeinde gestellt werden, wurde er alsbald das Schloß, die Stadt und alle umliegenden Flecken in lichte Flammen stellen." Ungeachtet der von der Stadt und dem Stifte, das viele silberne Kir-cheugefäße nach Frankfurt verkaufen mußte, aufgebrachten und gezahlten Brandschatzung wurde dennoch das Residenzschloß abgebrannt und in den Häusern der Stiftsgeistlichen übel gehaust. 15, Ein Kaiser in Würzbnrg (1658). Seitdem die Krönung der deutschen Könige zu Frankfurt üblich geworden war, zogen die von den Kurfürsten erwählten Habsburger auf der alten Heeresstraße, die von Wien über Regensburg, Nürnberg und Würzburg führte, zum Krönungsfeste. Infolgedessen erhielt die alte Bischofsstadt am Maine öfter kaiserliche Besuche, die uns von den Chronisten ausführlich geschildert werden. Am ](v August ^658 kam Kaiser Leopold I. auf dem Rückwege von Frankfurt unter dem Donner der Geschütze in Würz bürg an. Bis an die Zeller Steige waren 5000 Mann vom Landesausschusse und einige hundert geworbene Soldaten in Parade aufgestellt. Die gesamte Geistlichkeit war dem Kaiser bis ans Zellertor entgegengegangen und begleitete den von da unter einem Himmel Reitenden in den Dom. Pom Tore an bis zum Dome waren die Bürger und die Garnison mit Musik und Fahnen zu beiden Seiten aufgestellt, die Straßen mit Blumen bestreut, die Häuser mit grünen Zweigen und Bäumen verziert. Als der Kaiser nach abgehaltenem Tedeum mit dem (Erzherzoge und dem Kurfürsten auf das Schloß fuhr, wurde ihm an der Greden von 20 Jungfrauen ein Kranz überreicht. Am folgenden Tage nach der Tafel besuchte der Kaiser eine theatralische Aufführung in der akademischen Aula, wo er bei seiner Ankunft von dem damaligen Domprediger mit einer lateinischen Rede empfangen wurde. Nach Beendigung der Vorstellung besah Leopold die neuerbaute Mainmühle diesseits und das neue Kinderhaus und die Schneid- und Papiermühle jenseits des Maines. Am ^3., nachmittags um 3 Uhr, verließ er Würzburg unter denselben (Ehrenbezeugungen wie beim (Einzuge und reiste noch bis Kitzingen.

5. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 29

1914 - München : Oldenbourg
— 29 — imb Friedrich, Pfalzgrafen von Wittelsbach, Burggraf Box von Würzburg, Burggraf Konrab von Nürnberg. Bischof Herolb bankt für kaiserliche Hulb und Gnabe. Nachdem aber die Versammlung geschlossen war, versammelten sich Klerus und Abel und entwarfen eigene Satzungen um die verliehene herzogliche würde und Herrlichkeit zur Ehre und zum Nutzen des Bistums kräftig ins Leben treten lassen zu können. Sie setzten verschiebenc Punkte auf, welche sie dem Bischof übergaben. (Erstlich: Die Grafen, Ritter und alle Vasallen sollen dem zeitlichen Bischöfe als ihrem Lanbesherrn und dem Domkapitel gegen jebett feindlichen Anfall hilfreiche Dienste leisten und die Hechte und Freiheiten des Stiftes tapfer verteibigen. Dagegen sollen der Bischof und das Kapitel bieselben in ihren althergebrachten Rechten schützen gegen Gewalt. Zum zweiten: Aus bett Grafen und Rittern soll ein Ausschuß gewählt werben, welcher unter dem Vorsitz des Bischofs bei dem neubestätigten £anbgericht Recht spreche. Zum britten: Dior von bett Grafen des £anbes sollen die vier (Erb-ämter des Stifts, als das Marschalls-, Truchsessen-, Schenken- und Kämmereramt, bekleiben und biesen als Belohnung für ihre Dienste bestimmte Güter als Mannlehen zugewiesen werben. Zum vierten: Der neugewählte Bischof soll nach empfangener weihe mit bloßen Füßen und barhaupt in einem grauen Rocke, mit einem Stricke umgürtet, vom Brückentor am Maine an dem Marktgericht entlang an die Greben von bett vier Amtsgrafen geführt, bort vom Dechant und Kapitel des Domes empfangen und auf seine bemiitige Bitte um das (Erbe des hl. Kilian sofort mit dem bischöflichen Ornate geschmückt und in die Salvatorkirche eingeführt werben. Zum fünften: Nach dem feierlichen Amt soll der Bischof als Herzog beheibet zu Pferbe steigen, wobei der Marschalk die Steigbügel zu halten hat, und in seine Resibenz einziehen, wo toährenb des Morgenmahles die vier (Erbgrafen ihre Dienste versehen müssen. Zum sechsten: Bei allen feierlichen Gelegenheiten soll einer aus dem ältesten Abel des £attbes dem Bischof als Herzog ein bloßes Schwert vorantragen. Diese Satzungen würden von Bischof, propst, Dechant und Domkapitel genehmigt und zwölf Personen aus dem Abel des ieanbes zu Beisitzern des £anbgerichtes ernannt. Von ihnen würde nun festgesetzt, daß der Bischof als Herzog von Franken ober ein von ihm bevollmächtigter Domherr jeberzeit bei dem Gerichte den Vorsitz haben sollte. )n Schmachfällen unter dem Abel aber habe der Bischof stets persönlich und im Harnisch als Herzog von Franken zu erscheinen. Alle (Einwohner des Stiftes sinb schulbig, vor btesem herzoglichen Lanbgerichte und nicht im Auslattbe ihre Rechtsangelegenheiten zu oerhanbeln, auch können sie

6. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 32

1914 - München : Oldenbourg
— 32 — um sich sein Brot zu ersingen. Anderthalb Jahrzehnte zog er als fahrender Sänger zu Rosse von einem Lürstenhof zum andern, die Fiedel, seine unzertrennliche Gefährtin, an der Seite. (£r hatte der Lande viel gesehen von der Elbe bis zum Rhein und bis in das Ungarland hinein, von der Seine bis zur Mur, vom Po bis an die Trave. Machtvoll greift sein Sang in die politischen Verhältnisse Deutschlands ein; das deutsche Vaterland, das Kaisertum verteidigt er in seinen Liedern, wiederholt weilt Walther auf der Wartburg, wo sich die höfischen Dichter zum edlen Wettstreit trafen. Um 1,2^5 wird dem armen Dichter ein heißer Wunsch erfüllt; Friedrich Ii. verleiht ihm auf seine Bitten hin ein Reichslehen bei Würzburg. „Ich hab' mein Lehen, alle Welt! ich hab' mein Lehen!" jubelt der des Wanderlebens müde Sänger in die Lande hinaus, wiederholt verläßt er den eigenen Bert), geht an den Kaiserhof, ja er beteiligt sich sogar ^228 an einem Kreuzzuge ins Gelobte Land. Seine religiösen Lieder aus dieser Zeit atmen fromme Innigkeit und reuigen Büßersinn. Nach der Rückkehr aus Palästina verstummt Walthers Gesang, nachdem er 40 Jahre lang in Freud und Leid, in Frieden und Kampf geklungen hatte von deutscher Kaisermacht und Weltherrschaft, von Maienlust und Minne, bald in stolzen Tönen, bald in flammenden Worten edelsten Zornes, bald in harmlosen Liebesbeteuerungen, bald in wehmütiger Klage. Um \230 bringt der Tod dem Dichter, der wie vielleicht kein zweiter deutscher Sänger tätigen Anteil an den wechselreichen Schicksalen des Vaterlandes genommen hat, die ersehnte Ruhe nach unstetem Erdenwallen. Im Lusamgärtchen des neuen Münsters soll Walther von der vogelweide seine Grabstätte gefunden haben. Der wiederaufgefundene Kreuzgang des Neumünsters, ein Gedenkstein an der Außenwand des Münsters und das Erzbild am Franfoniabrunnen halten uns den „teutschesten aller Sänger" in dauernder (Erinnerung. Ilm sein Angedenken rankt die liebliche Sage von seiner milden Fürsorge für die geliebten Döglein, die zum Danke ihre frischen weifen ertönen lassen über dem Dichtergrabe. Und aus dem Schloßgarten klingen in den Maiennächten der Nachtigallen Wonnelieder hin zu dem stillen Meister, der am Residenzbrunnen unter Franfonias Banner sinnend ruht und den dermaleinst die Zeitgenossen selbst eine Nachtigall genannt hatten, die nach dem Tode Reinmars, der Nachtigall von Bagenau, das Banner führen sollte über die liebe Schar der Minnesänger. Ihre Meisterin, die kann es wohl, Die von der Vogelweide. Z?ei, wie die über die £^eide Mit hoher Stimme klinget, wie wunderbar sie singet! wie sein sie organieret, Ihr Singen wandelieret! (Gottfried p. Strasburg im Tristan.)

7. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 33

1914 - München : Oldenbourg
— 33 — Vierter Abschnitt. Kitter und Sürger. 1. Eine Ritterburg. Den Wanderer, der auf fröhlicher Fahrt durch Frankens Gaue zieht, grüßen von den Höhen hernieder uralte Denkmale vergangener Jahrhunderte, wahrhaftige „steinalte" Greise inmitten jugendfrischer Auen und blühender Ortschaften. Über ihr Gemäuer, das grau und verwittert in die Lüfte ragt, klettert der (£feu, durch die leeren Fensterhöhlen pfeift der Sturm, in den Böfen wohnt der Wald. Und Jahr um Jahr schafft die Zeit, die nimmerrastende, um sie der Erde gleich zu machen. Langsam zwar, aber stetig, gehen sie ihrem Untergange entgegen, wenn nicht der Mensch der Zerstörung Einhalt gebietet. Er dürfte es tun, denn die alten Gesellen haben es verdient. Sind sie es doch, die uns berichten aus anderen Tagen, von anderem Tun, von Menschengeschicken, vom Wechsel der Zeiten. Geschlechter sahen sie kommen und in die Gräber sinken, sie sahen Freude und Frohsinn und Leid und Elend und Not. Stumm standen sie dabei, stumm stehen sie heute noch. Und doch webt in ihren winkeln ein leises Geflüster und schlingt sich um die Trümmer Bewegung und Leben: das blühende Leben von Geschichte und Sage. So laßt uns denn im Geiste unsere Schritte zu den Ruinen einer der größten fränkischen Ritterburgen lenken um zu fragen: welche Kunde ward uns aus ihren dahingeschwundenen Zeiten? — Burg Wertheim am Main. Schon in den Tagen der Karolinger litt unser Vaterland unter den verheerenden Einfällen fremder Völker. Mit den zerstreuten Hütten der Deutschen aus schwachem Fachwerk hatten die Eindringlinge geringe Arbeit; leicht war der hölzerne Zaun um die Siedelung durchbrochen und bald loderten die Flammen aus dem Heim der Überfallenen. Dieser Umstand veranlaßte reichere Leute, adelige Herren, feste Häuser aus Stein zu errichten aus steilen Bergen, auf Inseln oder in Sümpfen, also an Orten, deren natürliche Lage schon Schutz gegen die allzu leichte Annäherung von Feinden bot. Graf Wolfram I. von wertheim wohnte in seinem Hause am Main-user nicht sicher und ruhig, denn durch das Tal hinauf und hinunter zogen öfters Feinde. Er erbaute darum eine Wohnung auf dem Berge. Wohl um uoo erstand ein hoher, aus Quadern gefügter, spitzdachiger Turm, der Bergfried geheißen. Vor dem Turme befand sich ein aus Pfählen aufgeführter Zaun. Neben dem Bergfried stand das Wohngebäude. Eine gewaltige künstliche Schlucht trennte das Burggelände vom oberen Eichelsbacher, Bilder aus Frankens Vergangenheit. 5

8. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 35

1914 - München : Oldenbourg
— 35 •— gebäude zwar vorhanden, aber eng und beschränkt. Nur besonders reiche Herren konnten ihre Wohnungen nach der Art der Wertheimer Burg ausbauen. Zudem wurde Burg Wertheim vorn Schicksal sehr begünstigt. Da sich Graf Georg Ii. mit seinen Bauern einigte, ging der Bauernaufstand, der den meisten fränkischen Burgen den Untergang brachte, ohne Schaden für ihn und sein Schloß vorüber. (Erst ü_654 sank die Burg infolge einer Beschießung durch die Kaiserlichen in Schutt und Asche. Line Belagerung. Leinde sind nah! Gellend kündet es des Wächters Horn vorn hohen Bergfried herab. Droben am Waldessaum hat das scharfe Auge des verlässigen Mannes einen Trupp Reiter erspäht. Jetzt traben 50—60 Berittene über die Talwiese; hinterdrein folgen Fußgänger, bewaffnet mit langen Speeren, dann folgen wagen, beladen mit Leitern und langen, mit Eisen beschlagenen Balken. Die Leute auf der Burg eilen an die Ringmauern, schauen durch die Scharten und rufen einander zu: Mordio, Blordio! Die Feinde kommen! Auf, auf zur wehr! Line bange Stunde ist vergangen. Der Feind geht daran die Burg zu umschließen. Drunten im Tale stehen die feindlichen Ritter. Die Knechte beginnen mit Leitern die Felsen zu besteigen. Etliche Fußgänger huschen auf dem Burgwege aufwärts. Überall suchen sie Deckung. Sie wollen heimlich das äußere Burgtor erreichen. Doch ist es zu spät. Rechtzeitig drehte sich die Zugbrücke in ihren Angeln und verschloß den Eingang gleichsam als zweite Türe. Der Burggraben ist jetzt ohne Übergang. Auf den runden Türmen und auf den Mauern hinter den Zinnen stehen die Burgleute, um ihr Heim zu schützen. Große Steine werfen sie hinab auf den Feind. Pfeile fliegen herab und herauf. Jetzt reiten drei Ritter den Burgweg herauf; der mittlere trägt eine Fahne und ruft hinüber in die Burg: „Graf, öffnet Euer Nest! wir schonen Haus und Leute l“ Aber der Burgvogt entgegnet ihnen aus dem äußeren Burgtor: „Kommt nur herein, wenn ihr könnt! wir haben euch ein feines Gericht hergerichtet; eilt euch, das Essen ist noch heiß!" Die drei Reiter ziehen sich zurück, denn schon schwirren Speere und pfeile ihnen entgegen. Nun kommen feindliche Knechte den Burgweg herauf. Sie suchen mit Reisigbündeln und Erde den tiefen Graben zu füllen. Mühselig und gefährlich ist die Arbeit, die die Burginsassen mit allen Mitteln zu hindern versuchen. )n der Nacht aber gelingt das Werk. Der Feind steht an der Mauer. Mit eisernen Haken sucht er die Zugbrücke 3*

9. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 78

1914 - München : Oldenbourg
— 78 — k) Wie die Bauern bei Ingolstadt im Gau geschlagen wurden. Die Bürger und Bauern zu würzburg erhoben sich am j)singstabend um 9 Uhr gar heimlich, damit die Besatzung des Frauenberges ihren Abzug nicht merken sollte. Sie gedachten ihren Brüdern bei Königshofen zu Hilfe zu kommen, da sie wohl von deren Bedrängnis, nicht aber von ihrer Niederlage Kunde erhalten hatten. Sie blieben die Nacht über in Heidingsfeld. Dann brach aber der ganze Bausen, was vor dem Grauen-berge gelegen und was sich auf Ausschreiben hin noch gesammelt, gegen die Steige von Königshofen auf. Sie gelobten sich, keinen Bündischen zu schonen, sondern die Heiter zu henken und den Fußknechten die Hälse abzuschneiden. Bei Sulzdorf stellten sie sich in Ordnung. Als aber das Heer der Fürsten angriff, da flohen die Bauern und wurden ihrer wohl 5000 erschlagen. Das Feld lag allenthalben voll, auch die Straße nach Ochsenfurt soll bis nahe an die Stadt voll Toter gesät gewesen sein. Etliche Bauern waren nach Ingolstadt in die Kirche geflohen und warfen vom Dach herunter mit Ziegeln nach den Feinden. Aber sie wurden alle erstochen. Diele Bauern hatten sich im Bolz von Ingolstadt versteckt. Als die Nacht hereinbrach, machten sie sich davon. In das Schloß zu Ingolstadt, das die Bauern schon längst ausgebrannt hatten, zogen sich 200 Bauern zurück und hingen ihre Bitte in die Höhe zum Zeichen, daß sie sich ergeben wollten. Doch trugen sie Steine vor das Tor und verlegten dasselbe. Da zogen die Bündischen ihr grobes Geschütz heran und schossen gegen die alten Mauern, denen die Geschosse nicht viel Schaden tun konnten. Dann stürmten die Fußknechte gegen das Schloß, wurden aber zurückgetrieben. Bei einem zweiten Anlaufe aber eroberten sie dasselbe und erstachen darin, wen sie fanden. Das währte bis in die Nacht. Einige Bauern hatten sich im Keller verborgen. Darein warfen die Bündischen Stroh, schütteten pulver darauf und zündeten es an, doch sollen drei Bauern lebendig geblieben sein. Am Tage darauf zählte Lorenz Fries, des Bischofs Konrad Geheimschreiber, 206 Tote im Schlosse. Es waren auch Bauern gegen Giebelstadt geflohen und hatten daselbst etliche Däuser eingenommen, wehrten sich auch anfangs daraus, wurden aber zum Teil verbrannt, zum Teil erstochen. Am selbigen Tage sind den Bauern abgewonnen worden: 20 Falkonettlein, ein zerbrochenes Falkonett, 2 Steinbüchsen, 2 Böcke auf der Achse, 5 Doppelhafen, 43 Haken und 4 Halbhafen. Am zweiten Pfirigsttage brach das Heer des Bundes auf und rückte gegen Heidirtgsfeld.

10. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 41

1914 - München : Oldenbourg
— — hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen. 3. 3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386). Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt. 4. Aus fehdereicher Zeit. Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden. Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern
   bis 10 von 48 weiter»  »»
48 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 48 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 1
3 4
4 0
5 24
6 0
7 3
8 9
9 3
10 1
11 0
12 1
13 0
14 0
15 0
16 1
17 0
18 1
19 1
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 5
27 4
28 6
29 0
30 1
31 0
32 0
33 1
34 1
35 0
36 27
37 17
38 1
39 9
40 0
41 0
42 3
43 1
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 4
2 0
3 0
4 1
5 4
6 1
7 0
8 1
9 1
10 0
11 0
12 2
13 3
14 0
15 0
16 3
17 13
18 0
19 17
20 0
21 0
22 0
23 13
24 1
25 0
26 0
27 1
28 0
29 0
30 0
31 0
32 5
33 0
34 1
35 1
36 1
37 1
38 0
39 1
40 0
41 1
42 1
43 1
44 0
45 3
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 3
52 0
53 0
54 15
55 0
56 2
57 0
58 3
59 4
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 8
69 5
70 0
71 1
72 2
73 19
74 0
75 2
76 13
77 12
78 0
79 2
80 0
81 1
82 5
83 0
84 0
85 1
86 1
87 14
88 0
89 0
90 0
91 5
92 3
93 0
94 17
95 0
96 0
97 0
98 1
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 14
1 0
2 5
3 2
4 2
5 13
6 0
7 6
8 0
9 1
10 9
11 1
12 13
13 4
14 2
15 0
16 0
17 37
18 0
19 0
20 0
21 4
22 0
23 0
24 0
25 8
26 8
27 0
28 0
29 3
30 13
31 0
32 1
33 8
34 0
35 4
36 2
37 0
38 0
39 14
40 1
41 1
42 1
43 7
44 0
45 0
46 1
47 2
48 1
49 1
50 29
51 10
52 2
53 0
54 2
55 1
56 0
57 0
58 0
59 6
60 25
61 4
62 8
63 0
64 0
65 8
66 0
67 2
68 0
69 0
70 36
71 1
72 23
73 1
74 0
75 4
76 0
77 10
78 0
79 0
80 12
81 39
82 2
83 0
84 3
85 0
86 0
87 1
88 2
89 1
90 0
91 2
92 0
93 38
94 0
95 2
96 5
97 23
98 0
99 14
100 12
101 0
102 23
103 0
104 0
105 4
106 7
107 1
108 0
109 0
110 18
111 0
112 5
113 0
114 15
115 2
116 0
117 1
118 0
119 0
120 0
121 46
122 1
123 7
124 9
125 6
126 0
127 3
128 1
129 1
130 0
131 11
132 1
133 1
134 0
135 0
136 5
137 3
138 0
139 4
140 33
141 3
142 41
143 28
144 4
145 7
146 0
147 3
148 0
149 0
150 1
151 7
152 2
153 0
154 1
155 14
156 12
157 1
158 0
159 0
160 1
161 1
162 0
163 0
164 0
165 1
166 1
167 4
168 4
169 9
170 3
171 3
172 4
173 3
174 0
175 2
176 1
177 13
178 0
179 5
180 0
181 0
182 9
183 13
184 0
185 1
186 0
187 0
188 0
189 0
190 0
191 0
192 0
193 0
194 1
195 0
196 19
197 0
198 1
199 13