Art aern auf abgesonderten Hofstätten. Die Schwaben hingegen kannten bereits bequemeres und geselligeres Wohnen. Von jetzt ab entstanden un Schwabengaue, also in den heutigen Kreisen Bernburg, Aschersleben und Ballenstedt, blühende Dörfer, meist schon mit den Namen, tue sie heute noch führen. Städte gab es zunächst noch nicht. — Die alte» Lttönamen germanischen Ursprungs zeigen fast alle m ihrem^erster^elle emen namen, h B. Bero, Asgar, Ballo, ein Zeichen, daß sich bte ersten Dörfer aus der Hofstätte eines einzelnen entwickelten. Der zweite ^eü der Doch namen, die Endung, hat folgende Bedeutung: -leben ^mt”lajlen^a1tt: Erbe, Erbgut, -stedt Stätte, Hotstatte, -mgen Anjredlung, -i0äs Wald-ausrodung, -dorf Dorf, -berge Ort auf dem Berge, -born Ort am Brunnen, -bürg (erst in späterer Zeit) Ort an der Burg.
§ 6. Die Einführung des Christentums durch die Karolinger.
1 Da das Königsgeschlecht Chlodovechs in Schwäche versank, folgten auf dasselbe die ebenfalls fränkischen Karolinger und zwar als erster Pippin der Kurze, der Vater Karls des Großen. Nachdem er bte Nordschwaben und die nordthüringischen Sachsen von neuem unterworfen hatte, führte er das Christentum auch im Schwabengaue ein. Damals lebte noch um der große deutsche Missionar Bonifatius, der Apostel Mitteldeutschlands. Der Saae nach hat er in der Gegend von Heeslingen das Evangelium gepredigt. Wenn er auch wohl nicht selbst nach dem Schwabengaue gekommen ist, so hat er doch ohne Zweifel feine Jünger dorthin gesandt. Nock aber hatte das Christentum keinen festen Bestand. Die nordthunngi-fchen Sachsen fühlten sich, obgleich den Franken schon untertan, noch immer eins mit dem Hauptstamme der Sachsen, der am längsten an der alten Freiheit und am Heidentume festhielt. Dreißig ^ahre lang hat Karl der Große gegen ihn blutige Unterwerfungskriege führen müssen. Als im ^ahre 783 die Bewohner des Schwabengaus einen Ausstand der Sachsen unterstützten, verheerte er ihr Land.
2. Seit diesem Strafgerichte faßte das Christentum auf onhaltischem Gebiete für immer feste Wurzel, zumal da für die kirchlichen Verhältniße durch die Errichtung von Bistümern eine feste Ordnung eingeführt wurde. Der Schwabengau gehörte wie das ganze mittlere Deutschland zu dem von Bonifatius gegründeten Erzbistums Mainz und feit den Karolingern ttn besonderen zum Bistume Halberstadt. Vom benachbarten Halberstadt aus wurden nun Priester nach Westanhalt gesandt, Kirchen und Klöster gegründet.
3. Mit kluger Behutsamkeit knüpfte man bei der Ausbreitung des Christentums an den früheren Götterglauben an. Wo man ehemals die Heidengötter verehrt hatte, entstanden christliche Gotteshäuser. . tfretltch wurden die Opferstätten der Heiden auch als Plätze verschrien, wo bose Geister ihr Wesen treiben.
a Das Rest der Frühlingsgöttin Ostara wurde zum christlichen Auferstehungsfeste, behielt'aber den altheidnischen Namen bei. An den Tagen der Sonnenwende, wo die yieiben dem abnehmenden Sonnenlichte lebewohl sagten (Ende ^um) und das wieder zunehmende begrüßten (Ende Dezember), durften auch m christlicher gett die^teuto Teuer weiter aufflammen, aber nunmehr zu Ehren des Johannes und des Christkindes. Wiederum wurden heidnische Festzeiten, über die sich ein christliches Fest nicht breiten ließ, als Zeiten der bösen Geister verrufen. An die Stelle der heidnischen Gottheiten
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Extrahierte Personennamen: B._Bero Chlodovechs Pippin Karls Bonifatius Apostel Karl_der_Große Karl Bonifatius Johannes
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-2-In demselben Frühjahre rückten Fürst Wolfgang und Kurfürst Johann Friedrich im Heere des Schmalkaldischen Bundes gegen den Kaiser in das katholische Süddeutschland hinein. Sie wurden aber durch den hinterlistigen Einfall des Herzogs Moritz von Sachsen gezwungen, in die Heimat zurückzukehren. Während der Kurfürst Moritzens Land eroberte zwang Fürst Wolfgang Aschersleben, das um 1325 widerrechtlich an das Bistum Halberstadt gekommen war (S. 23), zur Huldigung, leider aber nur auf wenige Monate. Denn mit starker Heeresmacht zog nun der Kaiser heran In der Schlacht bei Mühlberg ward Kurfürst Johann Friedrich am 24r. April 1547 geschlagen und gefangen genommen. Sein Kurfürstentum fiel an den Herzog Moritz. Nach tapferer Gegenwehr war Fürst Wolfgang aus der Schlacht entkommen.
Er hatte früher einmal gesagt, „wenn es darauf ankäme, wolle er lieber einem die Stiefel putzen
und auf Land und Leute verzichten, als daß er
sollte eine andere Lehre anerkennen." Hierin wollte
ihn der Herrgott nunmehr beim Worte nehmen .
3. Das Cöthener Fürstentum hatte der Kaiser seinem Oberstallmeister Grasen Ladron überwiesen. Dieser verbrannte Coswig, besetzte Göthen und zog nun ge-
gen Bernburg, wohin sich Fürst Wolfgang zunächst geflüchtet hatte. Es war in der Nacht vor dem Einmärsche der Spanier,
da standen die wackeren
Bürger von Bernburg auf ihrem Marktplatze. Si0-18‘ Wolfgang, Fürst zu Anhalt.
Obgleich sie alle bereit waren, für ihren Fürsten Gut und Blut zu opfern, hatte sich Derselbe doch entschlossen, zur Schonung seiner Untertanen die Stadt zu verlassen. Man erwartete, von einem schmerzgebeugten Manne Abschied nehmen zu müssen. Aber hochaufgerichtet ritt Wolfgang vom Schlosse herab. Als er über den Marktplatz kam, stimmte er, so wird erzählt, das Lutherlied an: „Ein' feste Burg ist unser Gott." Die Bürger vergaßen ihre Abschieds-
tränen und fielen in die herrliche Weise ein, daß hundertstimmig der Marktplatz widerhallte. Als die mächtigen Klänge verrauschten, war es ihnen, als hätten sie nicht einen Abschied, sondern ein Siegesfest erlebt. Der geflüchtete Fürst verbarg sich der Sage nach zunächst, als Müller verkleidet, in der Mühle von Chörau bei Aken. Danach wurde er von seiner Schwestertochter, der Äbtissin von Gernrode, aufgenommen. Auch in einem Gartenhause bei Aschersleben und in der Mühle von Warmsdorf soll er
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Extrahierte Personennamen: Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz_von_Sachsen Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz Das_Cöthener_Fürstentum Wolfgang Wolfgang
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Fig. 19. Erkerbau am Schlosse zu Bernburg.
geweilt haben, bis die Kaiserlichen wieder abzogen. Mit Hilfe der Dessauer Vettern kaufte er um schweres Geld seine Cöthener Herrschaft zurück. Als dann Kurfürst Moritz von Sachsen durch einen glänzenden Feldzug gegen den Kaiser seine frühere Verräterei wieder gut machte und Karl V. zwang, den Evangelischen volle Religionsfreiheit zu gewähren, stand Fürst Wolfgang nicht an, durch Werbung, Ausrüstung und Einübung von Heerhaufen den Kurfürsten zu unterstützen und den glorreichen Abschluß der Reformationszeit mit herbeizuführen.
4. Nun folgte für ihn ein friedlicher, wohlverdienter Lebensabend. Er baute die niedergebrannte Nikolaikirche und das Schloß von Coswig wieder auf. Besondere Huld erwies er der „Wolfgangsstadt" Bernburg. Er erweiterte und verschönerte sie mannigfach, legte zur Förderung des Handels die Saaleschleuse an und begann, den nordwestlichen Teil des überausmalerifchenschlofsesin dem damals üblichen Renaissancestile auszubauen. Die Altstadt und die Neustadt von Bernburg vereinigte erzu einem Gemeinwesen. So schuf er die Grundbedingung zu dem Aufblühen der geliebten Stadt, aus der er gern ein klein Venedig machen wollte. Der evangelischen Sache diente er nunmehr durch Unterstützung der Kirchen, Schulen und Bedürftigen. Er ließ die Bartholomäikirche zu Zerbst erneuern. Armen Studenten half er durch reichliche Stipendien. In Cöthen errichtete er das St. Jakobshospital, dessen neues Gebäude mit dem Standbilde seines Stifters geschmückt ist. Aus den von ihm begründeten wohltätigen Stiftungen werden an Arme, an Kirchen und
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bei Lützen schlug und diesen Sieg mit dem Leben bezahlte, erhöhte wiederum ein heldenmütiger Glaubensstreiter aus dem Hause Anhalt den Ruhm seines Geschlechtes. Fürst Ernst, Christians I. zweiter Sohn, wurde schwer verwundet und starb zu Weißenfels.
4. Leider ließen sich die anhaltischen Fürsten bereden, das 1631 geschlossene schwedische Schutzbündnis zu verlassen und nach dem Tode Gustav Adolfs 1635 dem sogenannten Prager Frieden beizutreten, in welchem sich Sachsen und Brandenburg für neutral erklärten. Die dadurch erzürnten Schweden fielen nun fast jedes Jahr von Pommern her in Anhalt ein und brachten Verwüstung, Mord und Brand über das unglückliche Land. Von S her rückten die Kaiserlichen und Sachsen heran. In Anhalt trafen sich die feindlichen Parteien und hausten beide gleich entsetzlich. Am schlimmsten war es 1636. Da lagen im Februar 14 Regimenter aus anhaltischem Gebiete. Bernburg wurde abwechselnd von den Schweden und den Sachsen mit Sturm genommen und die fürstliche Familie auf dem Schlosse so bedroht, daß Christians Ii. mutige Gemahlin Eleonore nur mit der Pistole in der Hand das Äußerste von sich und den Ihrigen abwehren konnte. Besonders grausam hauste der schwedische General Bansr in Coswig, Sandersleben und Jeßnitz. Die Muldebrücken bei Dessau und Jeßnitz, die Saalebrücke bei Bernburg wurden niedergebrannt. 1637 erlitten besonders die Dessauer und die Raguhner Gegend schwere Brandschatzungen. 1640 wehrten die tapferen Bürger von Ballenstedt zwei kaiserliche Regimenter erfolgreich von ihrer Stadt ab. 1641 plünderten die Schweden das Bernburger, die Sachsen das Dessauer Land. 1644 besetzte der kaiserliche Feldherr Gallas Bernburg. Die Schweden hatten das dortige Schloß inne und beschossen die Stadt. Die Häuser gerieten in Brand. Niemand konnte von der Saale Wasser zum Löschen und Trinken holen. Selbst noch nach dem Friedensschlüsse machten aufrührerische Soldatenhorden, die von der Auflösung der Heere nichts wissen wollten, das Land unsicher.
5. Beim Westsälischen Frieden zu Osnabrück und Münster 1648 wurden die anhaltischen Fürsten im Besitze ihres Gebietes gelassen. Leider gelang es ihnen nicht, ihr Erbland Aschersleben (S. 23) zurückzuerhalten, so dringend sie auch ihre berechtigten Ansprüche geltend machten. Es verblieb beim Bistume Halberstadt und wurde mit diesem den Hohenzollern zuerteilt./
§ 23. Das anhaltische Kriegselend.
1. „Die Zeit war traun so beschaffen, daß es kein Wunder gewesen wäre, wenn Himmel und Erde Blut geweint hätten," so klagte eine alte anhaltische Chronik über die furchtbaren Leiden im Dreißigjährigen Kriege. Sie begannen 1625 zunächst mit unerschwinglich hohen Kriegssteuern und Lebensmittel-Lieferungen. Tausende und Abertausende von Talern mußten die Fürsten, Städte, Rittergüter und Dörfer zahlen, Hunderte von Zentnern Brot und Fässern Bier sich abdarben. Verlangte doch selbst der edle Gustav Adolf für die Beschützung Anhalts nicht weniger als monatlich 3000 Taler. Am schlimmsten ward die reiche Stadt Zerbst gebrandschatzt. Sie hat die Ehre, fast alle berühmten Feldherren in ihren Mauern gesehen zu haben, bitter büßen müssen.
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Extrahierte Personennamen: Ernst Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Christians Eleonore Gustav_Adolf Gustav Adolf