Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Franzosen die Kirchenglocken läuten, so fragten sie: „Franzos Bim-Bim?" b. H. ob gegen sie Sturm geläutet werde. Hieß die Antwort: „Nein, tut Franzos, sondern Kirch Bim-Bim", so zogen sie beruhigt weiter.
3m Streu- und Saalgrund und in der Rhön wurde der Volkskrieg ernster und mit einer wütenden Erbitterung geführt. Bauern plünderten einzelne Transporte aus. Wo die Franzosen sich bewaffneter Landleute bemächtigten, schossen sie diese nieder. Hajg und Wut beider Teile waren auf das höchste gestiegen. Auch im Fuldaischen und im Spessart griff der Volkskrieg um sich und forderte viele Gpfer. Noch nach 5—6 Wochen entdeckte man verborgene französische Soldaten.
(Ein Aufruf „zur Steuerung der Not" in den am meisten betroffenen Dörfern schildert den Jammer des Krieges folgendermaßen: „vergessen könnt ihr doch nicht haben, daß die abgebrannten Bewohner von fünf Dörfern und etlichen Böfen unter den Unglücklichen des schrecklichen Sommers ^796 gerade die unglücklichsten waren. Sie haben alles getraqen und geduldet wie ihr, die (Erpressungen, Plünderungen, Mißhandlungen und Schrecknisse des feindlichen Her- und Rückzuges, aber eine Stunde hat ihnen alles genommen, Habt ihr die wallende und den Himmel rötende Flamme, das stumme Händeringen verzweifelter Väter gesehen, gehört das Jammergeschrei der Mütter und Kinder, als ihr Hab und Gut von Feuersglut verzehrt wurde? Das (Elend ist über alle Beschreibung. Ihre Wohnungen, Scheunen, Baus- und Feldgerätschaften, Betten, Kleider, alles Futter, alles Getreide zur Aussaat, alles hat die gierige Flamme in einen Aschenhaufen verwandelt. Niemand konnte, niemand durfte löschen. Die Betten, die man aus den Fenstern warf, nahm die Raubgierde, was die Leute mit den Händen zusammengerafft hatten, nahm ihnen der Soldat. Das entledigte Vieh irrte umher, eine willkommene Beute des hungrigen Feindes.
Schulen und Kirchen liegen in Asche . . . Die Unglücklichen stehen da ohne Obdach, den Winter vor der Türe, alles Nötigen beraubt und sehen einer schrecklichen Zukunft entgegen. Franken, was sollte euch zurückhalten, euren Brüdern die Tränen zu trocknen?" —
Der Brandschaden an Gebäuden in den würz burgischen Orten Niederlauer, Wülfingen, (Dttendorf, Arnstein, Hundsbach, Burggrumbach, Unterpleichfeld, Güntersleben, Mühlhausen, Lengfeld, Retzstadt, Reiterswiesen und Krönungen wurde auf 725 fl. geschätzt. 20 835 fl. gingen durch milde Beiträge ein und wurden nach Maßgabe der Verluste verteilt.
6. Ein Schreckenstag für Unlererthal (1796).
Der für Untererthal so verhängnisvolle H. September brach an. Dichter Nebel bedeckte die (Erde. 3n aller Frühe schon war eine die Nacht über hier gelegene französische Proviant- und Munitionskolonne aufgebrochen in der Richtung nach Brückenau. Die Nachricht von der französischen Niederlage bei Würzburg war bereits bis hierher gedrungen.
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H. Ortskunde. 21
eine Abfindungssumme den Zoll zu erlassen. In seinem Übermute forderte der
Graf so viel Goldstucke, als man ans dem Wege vom Heidetore bis zum Markte
dicht neben einander legen könnte. Er hoffte, niemand würde die Summe bezahlen.
Aber die wohltätige Jungfer willigte ein. Sie opferte alle ihre Schätze und brachte
die Summe wirklich zusammen. - Aus Dankbarkeit setzte man der Jungfran ein
Standbild. Es ist eine vergoldete weibliche Figur, die auf einer 7 m hohen Säule
steht. Der Volksmnnd nennt sie knrz die Bntterjnngser.
2. Die floiiuc zu Loburg.
Eine arme Witwe war in der nahen Wassermühle gewesen, um Mehl zu
kaufen zum Hochzeitsfeste ihrer Höchte?. Aber der Müller hatte nichts vorrätig.
Betrübt trat deshalb die Witwe den Heimweg an. Sie ging gleich über die Bruch-
wiese und durch die Übersteige des Zaunes. Allein hier saß eine Fran im Kloster-
kleide und versperrte ihr den Weg. Da sich die Fremde nicht erhob, drängte sich
die Witwe an ihr vorüber. Zu Hause erzählte sie ihrer Tochter den Vorgang,
„Ei", sagte diese, „das ist die Nonne vom Schlosse! Die hättest Dn anreden sollen,
vielleicht hätte sie Dir eine Gabe zu meiner Hochzeit geschenkt!" Da sprach die
Mutter: „Die Fremde halte keine Eile, ich werde sie wohl noch am Zanne treffen."
Sie kehrte also um und sah auch die Nonne noch am Wege sitzen. Als sie aber
heran kam, war die Nonne verschwunden. Zwar lies die Witwe ihr,nach, konnte
sie aber nicht mehr finden. Sie kehrte traurig um. Doch an der Übersteige sab
sie an einem Pfahle einen Bentel hängen, dnrch deffen Maschen Gold glänzte. Die
Witwe steckte den Fund schnell ein und eilte voll Freude heim. Hier besah sie den
Inhalt des Beutels. Es waren 50 Goldstücke und zwei Kreuze mit Edelsteinen
besetzr. „O, Mutter, mm sind wir reich, nun können wir Hochzeit feiern," sagte
die Tochter. „Ei wie wird sich Knnz freuen!" — Kunz, der Witwe zukünftiger
Schwiegersohn, hörte mit Kopfschütteln die beiden Frauen von dem glücklichen
Fnnde erzählen. „Mutter," sagte er, beschwert Euer Herz nicht, tragt den Beutel
wieder an den Pfahl. Die Frau wird ihn aus Unachtsamkeit vergessen haben und
ihn nun suchen. Holt sie ihn nicht, so tragt ihn auf das Rathaus. Kommt Mutter,
ich gehe mit Euch zur Schloßwiese." Nur ungern folgte die Witwe. Als sie nahe
an den Zaun kamen, sahen sie auch die Frauengestalt gebückt am Boden umher-
blicken. Da nahm Kunz den Beutel und reichte ihn der Nonne. Diese nahm ihn
auch und gab Kunz dafür eine Rose. Kunz war zwar sehr verwundert über den
Tausch, aber doch anch recht froh, daß er den Beutel los war. Weil ihm die Rose
sehr gesiel, setzte er sie zu Hause in ein Wasserglas. Als er am Abend an der
Rose roch, fiel ein Blatt von der Blüte ab. Ünbeachtet blieb es bis zum Morgen
liegen. Als es aber die Brant wegnehmen wollte, war es ein Goldstück. Die
Rose selbst war ganz unverändert. Der nächste Morgen brachte wieder ein Gold-
stuck, und so löste sich Blatt aus Blatt.und verwandelte sich in ein Goldstück.
Dadurch ward der arme Knnz, der ein Maurer ivar, ein reicher Mann und konnte
sich bald darauf ein neues Haus bauen. Als Kunz fchon ein Greis war, erschien
ihm die Nonne noch einmal. Sie schenkte ihm wieder eine Rose, aber mit der
Weisung, diese in den Betraum einzumauern. Seit dieser Zeit hat niemand die
Nonne wieder gesehen.
H. Ortskunde.
ii. An der Chllc. Mühlberg. Schiffahrt, Holz- und Getreidehandel, Fisch-
fang, Korbflechterei. (Schlacht, Kaifer Karl V. siegt über Jobann Friedrich den
Großmütigen 1547.)
Wittenberg, d. h. weißer Berg? Umgebung fruchtbar: Gemüsebau. Fabriken:
A-iich. Brauereien: Bier. Brennereien: Branntwein. Fischerei.
Die Reformation hat Wittenberg zu einer berühmten Stadt gemacht. Durch
Dr. Martin Luther nahm sie hier ihren Anfang am 31. 10. 1517. Die 95 Glaubens-
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Extrahierte Personennamen: Mühlberg Karl_V. Karl_V. Friedrich Friedrich Martin_Luther
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Glaubens hoch und sagte, „er wisse im Reiche keinen Fürsten, den er an Frömmigkeit und Geschicklichkeit mit Fürst Georg vergleichen könne."
4. Nun wurde ganz Anhalt nach den Plänen der Wittenberger Reformatoren eingerichtet. Von den Gütern der eingezogenen geistlichen Güster bekamen die evangelischen Pfarrer meist ihr Gehalt. Nach Martin Luthers Beispiele verheirateten sich viele Geistliche. In den Kirchen wurde Sonntags regelmäßig deutsche Predigt über Worte der Heiligen Schrift gehalten. Beim Gottesdienste erklangen die herrlichen deutschen Kirchenlieder. Luthers kleiner Katechismus, dieses unschätzbare Kleinod, wurde überall im Lande eingeführt. In den verbesserten Schulen sollte jetzt jeder lesen und die schöne Bibelübersetzung Martin Luthers selbst verstehen lernen, damit er sein eigener Priester werde. Die vier anhaltischen Reformationsfürsten selbst sorgten, daß Bibeln im ganzen Lande verteilt wurden.
§ 19. Des Glaubenshelden schwerste Prüfung und friedlicher Lebensabend.
1. Im Jahre 1545 ließ der Kaiser ein Konzil nach Trient berufen, dessen Spruche sich die Protestanten unweigerlich zu fügen hätten. Da sie
Fig. 17. Bcrnburg, die „Dolfgangsstadt", nach Merian.
aber, getreu der Speierer Protestation, sich standhaft weigerten, der katholischen Mehrheit zu gehorchen, war nunmehr der Religionskrieg unvermeidlich geworden. Ehe er ausbrach, nahm der Herr in Gnaden den teuren Gottesmann Luther hinweg. Derselbe starb am 18. Februar 1546 zu Eisleben. 1546 Eine Stunde nach seinem Abscheiden stand Fürst Wolfgang an dem Sterbelager. Schmerzerfüllt berichtete er an seinen Neffen Kurfürst Johann Friedrich: „Der Wille des Herrn ist bei ihm ergangen und ist ganz sanft mit guten Sprüchen entschlafen in Gott." Auf Befehl des Kurfürsten geleitete er den Sarg über Halle nach Wittenberg, wo der Leichnam in der Schloßkirche beigesetzt wurde. Es war ein Trauerzug ohnegleichen. Der höchste Fürst hätte kein schöneres Ehrengeleit finden können als das, welches Wolfgang damals anführte. In allen Städten und Dörfern erklang Trauergeläute.
Die Einwohner, hoch und niedrig, empfingen schluchzend den Sarg und folgten ihm, soweit sie konnten.
Lo ren z -G ünther, "Inhalts Geschichte. g
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Extrahierte Personennamen: Martin_Luthers Martin_Luthers Merian Kurfürst_Johann_Friedrich Johann Friedrich