Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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und entkam. Ein Bauer bekam einen Schuß durch den Leib. In seiner Todesangst rannte er bis zur Thulba und starb auf der wiese beim Kesselsteg unter gräßlichen Schmerzen. Im altehrwürdigen Gotteshaus wüteten die Krieger der Republik wie die Vandalen. Sie erbrachen das Tabernakel, zerschlugen die Monstranz, entehrten das Allerheiligste, zerfetzten die Meßgewänder und warfen die Kirchenwäsche in den Straßenkot. Die zerschlagene Monstranz ließen die Kirchenschänder liegen, da sie Nur aus vergoldetem Kupfer bestand.
Bald rückten weitere französische Abteilungen in Untererthal ein und belegten das von den meisten Einwohnern verlassene Dorf. Auch der Oberkommandant der feindlichen Armee, General Iourdan, erschien, daselbst und nahm Quartier im Jägerhaus. Der General Hatte nämlich den Beschluß gefaßt, seine Truppen bei 6ammelburg ruhen zu lassen, um am 5. September neu gestärkt den weiteren Rückmarsch ausführen zu können. (Ein Jude soll Iourdan um Schonung des Dorfes gebeten haben, jedoch erfolglos.
Am nächsten Morgen zogen die schlimmen Gesellen ab. vorher aber steckten sie Untererthal an verschiedenen Stellen in Brand zur Strafe für den Überfall. (Einer gänzlichen (Einäscherung entging der Ort nur durch das Nahen der Österreicher. Während nämlich die Franzosen emsig an der Arbeit waren, Zäuser und Scheunen anzuzünden, gellten plötzlich vom (Erthaler Berg her die Börner österreichischer Jäger. Da ließen die Mordbrenner ab von ihrem Tun und suchten eiligst das Weite. Immerhin fielen dem Feuer zum Opfer: das Jägerhaus, die (Erthalfchc Burg, die Scheunen des Lrthalschen Bofes, die Gebäude der fjausnummer \5, \y, 20,
53 und 5^.
Der Bofbauer Wörter hatte sein ganzes Barvermögen, an die 6000 fl. Gold- und Silbermünzen in eine Metze getan und in der Scheune versteckt. Durch den Brand schmolz das Geld, so daß der Zofbauer durch den verkauf des Metalls nur noch 1(500 fl. vereinnahmte.
In dem Gemetzel am 4. September ließen ihr Leben ein Witwer, neun verheiratete Männer, ein Bursche und die 26 jährige Katharina Beck von Untererthal, ein Witwer, ein Bursche und vier verheiratete Männer von Dbererthal, zwei Männer und ein \8 Jahre alter Bursche von Thulba und ein verheirateter und ein lediger Mann von Reit. Adam Bubmann von Reit, ein ehrbarer Greis von 77 Jahren, den eine von Gberthulba kommende französische £?eeresabteilung als Wegweiser nach Neuwirtshaus mitnahm, ward von den Unholden unterwegs ermordet, weil er wegen Altersschwäche nur langsame Schritte machen konnte.
Gegen Mittag des 5. September besetzte ein österreichisches Kavalleriekorps unter dem Fürsten Lichtenstein Hammelburg und Umgebung. Die Österreicher blieben auch am 6. untätig in ihren Quartieren, so daß die Franzosen Zeit genug hatten, ihren Rückzug in aller Ruhe bewerkstelligen zu können.
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Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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der Kaiser riefe wider den Feind. Stramm und schneidig waren sie bet Siebeirieb vor dem allerhöchsten Kriegsherrn vorübergezogen mit dem Bewußtsein, ein tüchtiges Glieb zu sein in des Reiches eiserner wehr. Deutfchlanb, sei ruhig! Treue wacht halten beine Söhne, bein Kaiser und seine Bunbesfürsten voran! —
Am 2. September, dem Gebenktage der Gefangennahme Napoleons Iii., fuhren die allerhöchsten Herrschaften nach Nürnberg um bort die Parabe über das {. bayerische Armeekorps abzunehmen. Als sie am späten Abenb nach Würzburg zurückkehrten, erstrahlte die Stadt in feenhafter Beleuchtung. Tags barauf reiste das Kaiserpaar nach Homburg vor der Höhe ab. Don bort aus bankte es für die herzliche Aufnahme, die es beim Volke der Franken gefunben.
24. Prinzregent Luitpold in Würzburg.
wunbertraute Fäben, die hinaufreichten in eine zarte, sonnenlichte Kinbheit, verknüpften Prinzregent £uitpolb mit feinem Geburtsorte, der rebenumkränzten, herrlichen Stadt am alten Main, wieberholt weilte er in würzburgs Mauern, zum ersten Male nach längerer Abwesenheit im August ^8^5, wo er an seines erlauchten Vaters Statt die über bayerisches Gebiet nach Koburg reisenbe Königin Viktoria von (England in der Resibenz empfing. Es waren glanzvolle Tage bamals. Eine volle Woche verbrachte der Prinz inmitten der freubiggestimmten Bevölkerung, geschmückte Straßen, Fackelzüge und Serenabert der beiben hier gar-nisonierenben Regimenter zogen Leben und fanbleute in Scharen in die fränkische Metropole. Der (Empfang bcr britischen Majestät am Fuße der geschmückten Freitreppe in der Hesibenz war prächtig und der herrliche Bau mit bett reichen Räumen weckte Bewunberung und Staunen selbst bei der Herrscherin über das gewaltigste Weltreich, währettb oben getafelt würde, spielten zwei im Hofgarten aufgestellte Militärkapellen fröhliche weisen. (Einige Tage später hatte Prinz Luitpolb das Vergnügen, auch die preußischen Majestäten in Würzburg zu begrüßen.
Den ersten größeren Aufenthalt in unseren Mauern nahm er erst wieber im Juli 1(89'}, als der vom ganzen Franfettlanbe zum Gebächtnis seines 70. Geburtsfestes gestiftete Frankonia-Brunnen vor der Resibenz eingeweiht würde. Drei Tage bauerten die Festlichkeiten und zahllose Scharen treuer Untertanen waren herbeigeeilt um dem geliebten Eanbesherrn ihre (Ehrfurcht und Liebe zu bezeugen und ihn von Angesicht zu Angesicht zu sehen. In tvunberbarer Rüstigkeit bewegte sich der greife Fürst in seiner Geburtsstabt. Frühe Morgentvanberer konnten Zeugen seines Spaziergattges durch die verschlungenen Wege des Ringparks sein ober konnten sehen, wie er mit kräftigen Armen die wogen des Maines in der Militärschwimmschule teilte. Dem Volksfeste auf dem Sattberrafen mit dem farbenreichen Trachtenbilbe und den heimischen Tänzen brachte er
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Extrahierte Personennamen: Napoleons August
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Nürnberg Würzburg Homburg Würzburg Main Koburg England Hesibenz Würzburg Maines
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Vi. Die Zeit Fürst Leopolds von Änhlüt-Delfau.
§ 24. Fürst Leopolds Eltern und seine Jugend. > c . / s
1» Im Jahre 1644 verteidigte ein jugendlicher Kriegsheld aus dem Hause Anhalt, bei Sandersleben verschanzt, den heimatlichen Boden gegen die wilden Soldatenhorden. Es war der erst 17 Jahre alte Prinz Johann Georg Ii., seit 1660 Fürst von Anhalt-Dessau. In schwedischen Diensten bewährte er sich als ein trefflicher Heerführer. Damit eine so tüchtige Kraft nicht länger dem Auslande zu gute koinme, bot ihm Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst an, in brandenburgische Dienste zu treten. Mit Freuden folgte Johann Georg diesem ehrenvollen Ruse. Er mochte wohl ahnen, daß dem Staate Brandenburg die deutsche Zukunft gehöre, und so knüpfte er zuerst das Band, welches fortan die Assanier aufs engste mit den Hohenzollern vereinen und zur ruhmreichen Mitarbeit beim Emporkommen Brandenburg-Preußens veranlassen sollte.
2. Als Befehlshaber brandenburgischer Truppen kämpfte Johann Georg in den sogenannten Raubkriegen mit Glück gegen Ludwig Xiv. und schützte 1675 vor, in und nach der Schlacht von Fehrbellin Brandenburg gegen die Schweden. 1683 nahm er auch an der glorreichen Befreiung Wiens von den Türken tätigen Anteil. Als seinen besten Vertrauensmann verwendete ihn der Große Kurfürst zu mancher wichtigen Sendung. Schon 1670 hatte er ihn zum brandenbnrgischen Generalfeldmarschall ernannt. Trotzdem Johann Georg Ii. durch seinen Dienst beim Großen Kurfürsten viel in Anspruch genommen war, sorgte er auch väterlich für sein eigenes Land. Er begünstigte den Ackerbau und die Anlage von Fabriken. Durch die Erbauung einer fliegenden Fähre über die Elbe förderte er den Verkehr. Den Inden in Dessau erlaubte er, sich eine Synagoge zu bauen. Die Lutheraner durften in seinem Lande ihre Religion
frei ausüben und sich in Dessau ein eigenes Gotteshaus bauen. Als 1687 der letzte 1687 askanische Herzog von Sachsen-Lauenburg gestorben war (S. 21), machte Johann Georg Ii. die Ansprüche des Hauses Anhalt auf das erledigte Herzogtum geltend.
3. Der König von Schweden hatte den Fürsten Johann Georg einst aus seinen Diensten mit den bedauernden Worten entlasten, er könne ihm, um ihn bei sich zu behalten, alles bieten, aber eine „Prinzessin von Dramen" nicht. Das niederländische Haus Oranien nämlich gehörte damals wegen seiner unsterblichen Verdienste um die Befreiung Hollands zu den angesehensten Fürsten- und Heldengeschlechtern. Eine Tochter dieses Hauses,
Luise Henriette, war die Gemahlin des Großen Kurfürsten. Nach seinem Übertritte in brandenburgische Dienste gewann Johann Georg Ii. die Hand ihrer Schwester Henriette Katharina. Von diesem edlen oranischen Schwesternpaare stammen alle heute noch lebenden Mitglieder sowohl des Hauses Anhalt als auch des Hauses Hohenzollern ab. Henriette Katharina war dem Dessauer Fürstentums eine treue Landesmutter, ihrem Gemahle eine teure Gattin. Wie ihre Schwester in Brandenburg, so führte sie in das verwüstete Anhalt aus ihrer niederländischen Heimat besseren Ackerbau ein und gründete 1697 das erste anhaltische Waisenhaus zu Dessau. Ihr Gemahl hatte ihr zuliebe in dem Dorfe Nifchwitz ein Schloß gebaut und das Dorf mannigfach verschönert. Der Fürstin zu Ehren bekam der Ort den Namen Oranienbaum.
^ 4- Diesem trefflichen Fürstenpaare wurde am 3. Juli 1676 sein einziger
Sohn Se^Lojd geboren. Der Knabe wuchs kräftig heran und zeigte zur
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Extrahierte Personennamen: Leopolds Leopolds Johann_Georg_Ii Johann Anhalt-Dessau Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Johann_Georg Johann Johann_Georg Johann Ludwig_Xiv Ludwig Johann_Georg_Ii Johann Johann_Georg_Ii Johann Johann_Georg Johann Luise_Henriette Johann_Georg_Ii Johann Henriette_Katharina Henriette_Katharina
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Freude des Vaters schon früh die größte Vorliebe für körperliche Übung und Abhärtung, eine ausgesprochene Neigung für den Soldatenstand. Beide Eltern festigten in ihm die treue Anhänglichkeit an das nahe verwandte Hohenzollernhaus. Einmal kurbrandenburgischer Feldmarschall zu werden wie der Vater, das war und blieb fortan des Prinzen höchstes Ziel. Als 1693 Fürst Johann Georg Ii. bereits 1693 gestorben und ihm sein Sohn Leopolds erst 17 Jahre alt, als Fürst von Anhalt-Dessau gefolgt war, wurde diesem das schöne brandenburgische Infanterie-Regiment übertragen, welches der Vater bis dahin als Chef innegehabt hatte. Und es gab für den jugendlichen Regimentsoberst schon 1695 ernste Kriegsarbeit. Noch immer führte Ludwig Xiv. seine Raubkriege gegen die deutsche und die holländische Rheingrenze. Mit brennender Begier und ungestümem Mute begab sich der Jüngling auf den Kampfplatz, unterwarf sich den härtesten Anstrengungen und zeigte im Kugelregen eine bewundernswürdige Kaltblütigkeit, so daß er schon 1696 zum Generalmajor befördert wurde.
Nach dem Frieden erhielt Leopolds Regiment Halberstadt zum Standquartiere.
5. Während dieser kriegerischen Tätigkeit hatte Leopolds Mutter Henriette Katharina im Dessauer Fürstentums mit Weisheit und Milde für den noch unmündigen Sohn die Regierung geführt. Nachdem Leopold großjährig geworden Fig. 28. Anna Suife, Fürst Leopolds Gemahlin.
war, übernahm er 1698
selbständig sein Fürstentum. Eine Fürstin hatte er sich schon in den Knabenjahren ausersehen, seine Jugendgespielin Anna Luise, die Tochter des Dessauer Apothekers Föhse. Sie, mit allen Geistes- und Herzensgaben ausgestattet, schön, klug und tugendhaft, machte auf ihn einen unauslöschlichen Eindruck. Seine Mutter wollte durchaus, daß er sich eine fürstliche Braut erwähle, und schickte den widerstrebenden Sohn, um ihn auf andere Gedanken zu bringen, 1693 in Begleitung seines Hofmeisters auf zwei Jahre nach Italien. Aber mit echter deutscher Treue hielt Fürst Leopold
an seiner „Anneliese" fest. Als er die Regierung angetreten hatte, gab
die Mutter ihre Einwilligung zur Heirat. Sie hat es nie zu bereuen gehabt. Die Ehe war eine recht glückliche. Anna Luisens Sanftmut und Herzensgüte war für das leicht aufbrausende, rauhe Gemüt Leopolds wie geschaffen, und oft genügte ein einziger Blick von ihr, um den Jähzorn
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Extrahierte Personennamen: Johann_Georg_Ii Johann Leopolds Ludwig_Xiv Ludwig Leopolds Leopolds Henriette_Katharina Leopold Leopold Anna_Suife Leopolds Anna_Luise Leopold Leopold Anna_Luisens Leopolds
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die sächsische Armee auf den Höhen von Kesselsdorf verschanzt. Es war am 15. Dezember 1745. Schnee und Eis überzogen die Abhänge. Dennoch 1745 ordnete Leopold unter den Klängen des Dessauer Marsches seine Grenadiere Zum Sturme. Dann ritt er vor die Front, entblößte das Haupt und betete laut, die Augen gen Himmel gewandt: „Lieber Gott, steh mir heute gnädig bei! Oder willst du mir diesmal nicht freistehen, so hilf doch wenigstens den Feinden nicht, sondern sieh zu, wie's kommt!" Hierauf gab er den Befehl: „In Gottes Namen! Marsch!" und mit geschultertem Gewehre marschierten die Preußen dem Fürsten nach, festen Trittes ins feindliche Feuer hinein. Mit unsäglichen Anstrengungen und Verlusten wurden die steilen, eisglatten Anhöhen genommen, während Moritz, Leopolds jüngster Sohn, den Feind in der linken Flanke faßte. Einige Tage nachher kam Friedrich der Große auf dem Schlachtfelve an. In stummer Bewunderung fah er die Stärke der erstürmten Verschanzungen, stieg vom Pferde und umarmte entblößten Hauptes seinen greisen Feldmarschall unter den wärmsten Lobsprüchen.
6. Mit dem glänzenden Siege von Kesselsdorf beschloß Fürst Leopold feine Feldherrnlaufbahn. Was er für Preußen getan hat, ist an feinem Denkmale auf dem Wilhelmsplatze zu Berlin nach schlichter preußischer Art in die Worte zusammengefaßt: „Siegreich leitete er die preußischen Hilfsvölker am Rhein, an der Donau, am Po. Er eroberte Stralsund und die Insel Rügen. Die Schlacht bei Keffelsdorf krönte feine kriegerische Laufbahn. Das preußische Heer verdankt ihm die strenge Mannszucht und die Verbesserung seiner Krieger zu Fuß."
§ 27. Fürst Leopold als Haus- und Landesvater; fein Tod.
1 a. Bei aller soldatischen Rauheit war Fürst Leopold ein zärtlicher Gatte und liebevoller Vater. Sein glückliches Familienleben war mit zehn Kindern, fünf Prinzen und fünf Prinzessinnen, gesegnet. Davon starben vor ihm eine Tochter sogleich nach der Geburt, ein Sohn und eine erwachsene Tochter.
Sie wurden tief von ihm betrauert. Sein herbster Verlust, von dem er sich nie wieder recht erholte, war 1744 der Tod der Gattin, feines „lieben Wiesgens", wie er sie in Briefen anredete. Seine Lieblingstochter Luise, welche mit dem Fürsten von Bernburg vermählt war, erkrankte 1732 lebensgefährlich. Da 'sie den Vater gern noch einmal an der Spitze feiner Truppen sehen wollte, eilte derselbe mit seinem ganzen Regimente von Halle herüber. Im Bernburger Schloßhofe warf er sich laut schluchzend zu Boden und betete in seiner soldatischen Weise: „Lieber Gott, ich bin keiner, der dir bei jeder Kleinigkeit mit Gebeten beschwerlich fällt. Ich komme nicht oft und will auch so bald nicht wiederkommen. Aber nur diesmal hilf mir, und laß mein armes Kind gesund werden!" Die Bitte ward ihm versagt. Mehrere Jahre nach dem Todesfälle wollte er seinen verwitweten Schwiegersohn besuchen. Als er jedoch die Türme des Bernburger Schlosses von weitem sah, kehrte er gramerfüllt um mit den Worten: „Ich mag den Ort -nicht wiedersehen, wo meine Luise hat sterben müssen." — Von seinen anderen Töchtern sind zu nennen Anna Wilhelmine, die Gründerin des Adeligen Fräuleinstiftes zu Mosigkau, und Henriette Amalie, der die wohltätige Amalienstiftung zu Dessau ihr Bestehen und ihren Namen verdankt.
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Moritz Leopolds Friedrich_der_Große Friedrich Leopold Leopold Leopold Leopold Leopold Leopold Luise Anna_Wilhelmine Henriette_Amalie
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Leopolds Berlin Rhein Donau Bernburg
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Freude an dem leiblichen und geistigen Gedeihen lieber Kinder und Enkelkinder. Doch das Glück wurde auch durch schweres Leid getrübt. Am
2. Februar 1886 verschied zu Cannes in Südfrankreich, wo er vergeblich
Heilung gesucht hatte, Erbprinz Leopold. Er hinterließ als Witwe seine ihm erst 1884 angetraute Gemahlin, die Erbprinzessin Leopold, geborene Prinzessin Elisabeth von Hessen, und als einziges Kind die am 3. März 1885 auf
Schloß Georgium bei Dessau geborene Prin-zessinantoinetteanna. Dieprinzessin Eduard beglückte ihren Gemahl durch die Geburt zweier,, Prinzessinnen und dreier Prinzen. Zwei von diesen Kindern, Prinz Friedrich Leopold und Prinzessin Friederike Mar-garete,wurden im zartesten Alter ihren Eltern wieder entrissen. M 2. Bei seinem Regierungsantritte fand Herzog Friedrich I. eine zweifache Aufgabe vor: erstens die Verhältnisse Anhalts den Zuständen des neuen Deutschen Reiches anzupassen und dadurch den Ausbau desselben nach Kräften zu fördern, zweitens die unter Herzog Leopold bereits begonnene Verschmelzung der wieder vereinigten anhaltischen Lande zu einem Ganzen durch eine einheitliche Gesetzgebung zu Ende zu führen.
a. Nach der Verfassung des Deutschen Reiches haben die deutschen Fürsten ihren Willen in Reichsangelegenheiten durch den Bundesrat zu äußern. Zu dieser Körperschaft entsendet der Herzog von Anhalt einen Vertreter, zur Zeit den Herzoglichen Staatsminister. In den Deutschen Reichstag wählen die Bewohner Anhalts zwei Abgeordnete. Daher ist Anhalt in zwei Reichstagswahlkreise geteilt, welche durch die Eisenbahn Magdeburg-Cöthen-Halle von einander getrennt werden. Die Wahl ist für die männlichen Einwohner vom vollendeten 25. Lebensjahre ab allgemein und geheim bei gleichem Stimmrechte. Als allgemeine Reichseinrichtungen, die zum Teil schon vom Norddeutschen Buube übernommen wurden, gelten u. a. für Anhalt noch: die Militärkonvention (S. 74), die Reichsgrenze als gemeinsame Zollgrenze, die Freizügigkeit, die Gewerbefreiheit, die Einheit in Münze, Maß und Gewicht sowie im Post- und Telegraphenwesen, die Kranken-, Unfall-, Alters- und Jnvaliditätsverficherung, die Beurkundung der Geburten, Eheschließungen und Todesfälle durch Standesämter, das Reichsstrafgesetzbuch, seit 19u0 auch das Bürgerliche Gesetzbuch, das Reichsgericht. Als Zuschuß zu den Kosten für gemeinsame Reichseinrichtungen zahlt Anhalt jährlich eine bestimmte
Fig. 39. Herzog Friedrich I.
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Karl. Leider erschwerte eine böse Nervenkrankheit dem leidenden Herrn die Regierung so, daß seine hochgesinnte und umsichtige Gemahlin Herzogin Friederike als Mitregentin ihm zur Seite trat. Unter der Beihilfe des trefflichen Generalsuperintendenten Walther brachte sie dem Armen-, Kirchen- und Schulwesen reichen Segen. Ihren Namen führen das Friederikenhaus in Bernburg-Waldau und das Friederikenstift in Ballenstedt, in denen verwahrloste und verwaiste Kinder liebevolle Unterkunft und Erziehung finden. Im Jahre 1863 starb Herzog Alexander Karl kinderlos auf dem Schlosse zu Hoym. Anhalt-Bernburg siel nunmehr an das Herzogtum Anhalt-Defsan-Cörhen. Als Witwen-sitz diente der Herzogin Friederike das Schloß zu Ballenstedt. Bis in ihr hohes Alter war sie eine tätige und freigebige Helferin der Armen, hochgeschätzt von ihren dankbaren ehemaligen Untertanen Sie starb..1902 zu Alexisbad, wo sie gern weilte, und fand an der Seite des Gemahls in der Ägidienkirche zu Bernburg ihre Ruhestätte. Bor dem Gotteshause hat ihr die treue Liebe ehemaliger Landeskinder ein Denkmal gesetzt.
3. So wurden die anhaltischen Stammlande nach 260jähriger Trennung am 19. August 1863 in Herzog Leopold Friedrichs Hand wieder vereinigt.
Fig. 36. Denkmünze auf das Jubiläum der fünfzigjährigen Regierung des Herzogs Leopold Friedrich.
„Der liebe Gott hat mich besonders begnadigt, indem er mich das hat erleben lassen", sagte der fromme Herzog, als man ihn beglückwünschte. Das bedeutsame Ereignis der Wiedervereinigung ist durch das schöne Denkmal auf dem Kleinen Markte in Dessau verherrlicht worden. Die vier Seiten dieses Kunstwerkes enthalten in ihrem unteren Teile fein ausgeführte Erzbildarbeiten, welche die wichtigsten Begebenheiten aus der anhaltischen Geschichte wirkungsvoll darstellen: die Besiegung der Wenden durch Albrecht den Bären, die Belehnung seines Enkels Heinrich, des ersten Fürsten von Anhalt, den Abschied des Fürsten Wolfgang von seinen Bernburgern, die gesegnete Entwicklung des wiedervereinigten Anhalt unter der Regierung Herzog Leopold Friedrichs. Über den Bildwerken steht in einer Nische lebensgroß je einer der besonders bedeutsamen Fürsten: Albrecht der Bär, Heinrich I., Joachim Ernst, der jüngste Stammvater der vier anhaltischen Hauptlinien, und Leopold Friedrich. An den Ecken sitzen vier weibliche Gestalten, in welchen wir die vier Hauptstädte Anhalts verkörpert finden.
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