100
7. Das Eichsfeld und das Thüringer Stufcnland.
Viehzucht, namentlich die Schweinezucht, beschäftigt eine große Zahl
der Bewohner. Die Schweine werden hier in großen Herden auf die
Weide getrieben. Aber trotz aller dieser Erwerbsquellen müssen viele
Eichsfelder Jahr für Jahr in die Fremde ziehen und in den gesegneten
Gegenden des Baterlandes als Fabrikarbeiter, Handwerker, Dienstboten
und Musikanten Verdienst fachen. Am häufigsten trifft man die Hausierer,
die gesponnene, gewebte, gepflochtene und geschnitzte Waren (Klammern,
Quirle, Löffel) in Dorf und Stadt feilbieten. Im Unteren Eichsfelde
sind die Bewohner meist Ackerbauer und Gewerbetreibende.
An vielen Orten hat man Zigarrenfabriken errichtet. Auch gibt
hier der Wald großen Verdienst. Die Hauptbeschäftigung der Bewohner
im Gebirge und in der Ebene gab dem launigen Volksmunde häufig
Veranlassung zu Beinamen. So werden die Bewohner der beiden
Gebradörser wegen des Obstbaues „Hotzelfäcke" genannt, die Northeimer
wegen der früheren Töpfereien „Pottheimer", die Heldrunger „Zwiebel-
könige", die Wülfingerode „Ziegenböcke", die Krombacher „Gänse", die
Banteröder „Kaninchen"; Büttstedt heißt „Ochfenbufchd", Kölleda „Kuh-
källn", Sömmerda „Zägensämmern" und die durch die mit Arznei-
kräutern bestandenen Felder führende Eisenbahn die „Pfeffermünzbahn".
„Jngergräber hebsch und blank,
Aebbergräber Sauebank,
Mehlengan ist äne Bättel-(d. h. kleine)stadt,
Uff Lohre han se nich Wasser satt/'
Treffen diese alten Behauptungen nach in der Gegenwart zu?
d) Im Thüringer Stusenlaude.
Im Thüringer Stufenlande steht die Bewirtschaftung des
Bodens oben an. Acker, Wiese und Gartenland wechseln mit einander
ab und geben reiche Erträge. Der Gartenbau liefert besonders Herr-
liches Gemüse (Groß-Gottern, Langensalza), Blumen aller Art (Erfurt),
saftiges Obst und schmackhaften Wein. Von den Höhen gewinnt man
brauchbare Bau- und P f l a st e r st e i u e (Gotha) und Bauholz.
Aber auch unterirdisch ist eine große Zahl der Thüringer tätig, um hier
Braunkohlen, dort Stein- und Düngesalze zutage zu
fördern. In den Städten sind neben dem Ackerbau die Fabrik-
t ä t i g k e i t, das G e w e r b e und der H a n d e l Nährzweige. Weit
und breit sind bekannt die Thüringer W o l l w a r e n (Apolda, Mühl-
hausen) und die Sömmerdaer Eisenwaren. Welche Eisenbahnlinien
imi) Heerstraßen durchschneiden das Gebiet?
E. Sprache, Sitten und Gebräuche der Bewohner.
Die Bewohner zwischen dem Thüringer Walde, der Uuftrut und der
Werra heißen seit nahezu 2000 Jahren Thüringer. Ihre Sprache ist die
obersächsische, die als thüringische Mundart gesprochen wird. Auffallend
sprechen die Bewohner der Voigtei südlich von Mühlhausen (Ober- und
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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84 -r). Das Land zwischen Harz, Kyffhäuser, Unstrut und Saale^
Höhnstedt, Langenbogen), Gips (Gerbslädt, Niedersachswerfen). Höhn-
stedter Sandstein diente zum Vau des Neuen Palais in Potsdam, und
mit dem von Salzmünde und Räther baule man Schloß Sanssouci. Aus
Mansselder Kupfer wurde das Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. auf
dem Kyfshäuserdenkmal hergestellt.
I). Ubersicht über die Beschäftigung der Bewohner.
Die Hauptbeschäftigung der Bewohner ist hier Bergbau, erst in
zweiter Linie solgt der Ackerbau. Die Lehm- und Lößschicht liefert
reichlich Halm- und Hackfrüchte, weshalb man hier Zuckerfabriken, Bren-
nereien, Brauereien allenthalben findet. Besondere Pflege wenden die Be-
wohner dem Anbau des Weines und des Obstes zu. An den sonnigen Berg-
abhängen der zahlreichen Täler haben Riesensleiß und Geduld ein wahres
Paradies geschaffen. Indem man den tonschiesrigen Boden des Abhanges tief
rigolte und oon großen Steinen befreite, gewann man Fruchtland, aus
dem schmackhaftes Obst und guter Wein in großer Üppigkeit gedeihen.
Frühe Kirschen, Pfirsiche, Aprikosen, alle Sorten Wein und Beerenobst
bringt man von hier in großer Brenge nach Halle, Leipzig, ja nach Berlin
und Hamburg in den Handel. Eine der ergiebigsten Talmulden dieser
Art zieht von Eisleben am Süßen See entlang. Die großen Dörser See-
bürg, Höhnstedt und Langenbogen sind hier die wichtigsten Ausfuhrorte.
Welche Eisenbahnlinien durch?chneiden bao Gebiet?
E. Sprache, Sitten und Gebräuche der Bewohner.
Die ältesten Bewohner waren die Thüringer. Um das Jahr 500
drangen jedoch die Sachsen und Franken in das Land und verjagten die
Thüringer. Diese gewannen ihr Land aber bald wieder zurück. An jene
Zeit erinnert noch heute der Sachsengraben (Sangerhansen—wallhausen).
Er bildete die Grenze zwischen den Thüringern und Sachsen. Die aus
„lebeu" und „stedt" oder „städt" endigenden Ortschaften sind wohl meist
Gründungen der Thüringer. Auch heidnische Sorben drangen ein und
wurden seßhaft. Die von ihnen benannten Ortschaften endigen heute
meist auf „witz, bitz, litz, in". Eigentümlich sind dieser Gegend oiele Orte
mit der Endnng „rode". Dnrch sie wird angedeutet, daß die Vorfahren
den Wald mit der Axt fällten und rodeten, um Platz für Wohnstätte und
Acker zu gewiunen. Wo der Wald durch Feuer beseitigt wurde, hieß
man den Ort „schwende". — Das Christentum fand früh Eingang. Die
christliche Gemahlin des Thüringerkönigs Hermanfried und ihre Priester
werden die ersten Verkünder des göttlichen Wortes gewesen sein. Der
eigentliche Apostel der Thüringer heißt jedoch Wigbert, der Freund und
Schüler des Bonifazins. Zu Luthers Zeit nahmen die Bewohner den
evangelischen Glauben an und hielten au ihm trotz des schlimmen 30jährigen
Krieges fest. Die herrschende Sprache ist die niederdeutsche, die am Harze
als südharzische, weiter nach O. als mansfeldifche und an der Helme und
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Übersicht über die Beschäftigung der Bewohner. 99
sagte: „Ganz Thüringen nährt und wärmt sich aus Erfurt". Unterhalb
Gebesee gibt die Gera ihr Wasser an die Unstrut ab.
3. Die Merrn.
Die Werraquelle liegt in der Einsenkung zwischen Thüringer- und
Frankenwald; deshalb sagt man, die Werra scheidet beide Höhenzüge.
Die Werra fließt nach S. und begleitet dann den südwestlichen Abhang
des Thüringerwaldes. Sie nimmt alle seine südlichen Abflüsse auf. Ihr
Lauf berührt die Städte Hildburghaufen und Meiningen. An ihren Neben-
flüfsen liegen die wichtigen Orte Schleusingen, Suhl und Schmalkalden.
Plötzlich wendet sich die Werra nach N. und bildet auch hier die Grenze
des Thüringerwaldes. Von seiner Nordseite eilt ihr hier die Hörsel mit
der Nesse' zu. An der Hörsel liegt die Stadt Eisenach, die wegen der
nahen Wartburg viel besucht wird. Durch das Eichsfeld wird die Werra
nach W. gedrängt. Sie mündet endlich als Weser in das Meer.
C. Schätze in der Tiefe.
Auf Thüringen ruht ein doppelter Segen; denn auch unter der
fruchtbaren Oberfläche sindet man allerlei wertvolle Stoffe. Hier gewinnt
man treffliche Baufteiue (Gotha), dort Gips (Heiligenstadt) und Tonerden
zu Mauer- und Ziegelsteiueu. Aus größerer Tiefe fördert man Braun-
kohle und Steinsalz (Ilversgehofen bei Erfurt, Abraumsalze bei Sonders-
hausen). An anderen Orten quillt eisen- und salzhaltiges Wasser aus
der Erde. Hier hat man Badeorte eingerichtet (Langensalza, Tennstedt
Bibra).
D. Ubersicht über die Beschäftigung der Kewohner.
a) Auf dem Eichgfelde.
Die tonige Ackerkrume des Eichsfeldes ist wasserarm und kalt. Dem
Ackerbau stellen sich also große Schwierigkeiten entgegen. Wenn auch
der Eichsfelder den Boden sorgfältig bearbeitet und der Ertragsfähigkeit
mit künstlichem Dünger nachhilft, so erntet er doch dürftig. Die Bevölkerung
suchte daher lohnendere Erwerbsquellen auf. Bor allem wandte man sich
der W oll- und Leinenspinnerei und der Weberei von Woll-,
Flanell- und Leinensachen zu (Heyrode, Küllstedt). Leider konnten die
Eichsfelder, die ihre Waren mit der Hand und mit Handmaschinen an-
fertigen, gegen die Fabrikanten größerer Städte nicht aufkommen; darum
nährt sie auch diese Arbeit kümmerlich. Andere betreiben die Stroh-
und K o r b s l e ch t e r e i und Seilerei (Lutter), noch andere ziehen
als Fellhändler von Ort zu Ort, um Ziegenlämmerselle und
Schafselle anzukaufen. Aus jenen fertigt man Handschuhe, diese ver-
arbeitet man in den nahen Städten Mühlhausen, Heiligenstadt, Dingel-
städt .zu feinem Stiefel- und Bücherrückenleder (Saffian). Auch die
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Übersicht über die Beschäftigung der Bewohner. 113
sagte: „Ganz Thüringen nährt und wärmt sich aus Erfurt". Unterhalb
Gebesee gibt die Gera ihr Wasser an die Unstrut ab.
3. Die itlcrrn.
Die Werraquelle liegt iu der Einsenkung zwischen Thüringer- und
Fraukenwald; deshalb sagt man, die Werra scheidet beide Höhenzüge.
Die Werra fließt nach S. und begleitet dann den südwestlichen Abhang
des Thüringerwaldes. Sie nimmt alle feine südlichen Abflüsse auf. Ihr
Lauf berührt die Städte Hildburghausen und Meiningen. An ihren Neben-
flüfseu liegen die wichtigen Orte Schleusingen, Suhl und Schmalkalden.
Plötzlich wendet sich die Werra nach N. und bildet auch hier die Grenze
des Thüringerwaldes. Von seiner Nordseite eilt ihr hier die Hörsel mit
der Nesse zu. An der Hörsel liegt die Stadt Eisenach, die wegen der
nahen Wartburg viel besucht wird. Durch das Eichsfeld wird die Werra
nach W. gedrängt. Sie mündet endlich als Weser iu das Meer.
0. Schätze tu der Tiefe.
Auf Thüringen ruht ein doppelter Segen; denn auch unter der
fruchtbaren Oberfläche sindet man allerlei wertvolle Stoffe. Hier gewinnt
man treffliche Bausteine (Gotha), dort Gips (Heiligenstadt) und Tonerden
zu Mauer- und Ziegelsteinen. Aus größerer Tiefe fördert man Braun-
kohle und Steinsalz (Ilversgehofen bei Erfurt, Abraumsalze bei Souders-
hausen). An anderen Orten quillt eisen- und salzhaltiges Wasser aus
der Erde. Hier hat man Badeorte eingerichtet (Langensalza, Tennstedt
Bibra).
I). Übersicht über die Beschäftigung der Bewohner.
a) Auf dem Cilhoftlde.
Die tonige Ackerkrume des Eichsfeldes ist wasserarm und kalt. Dem
Ackerbau stellen sich also große Schwierigkeiten entgegen. Wenn auch
der Eichsfelder den Boden sorgfältig bearbeitet und der Ertragsfähigkeit
mit künstlichem Dünger nachhilft, fo erntet er doch dürftig. Die Bevölkerung
suchte daher lohnendere Erwerbsquellen auf. Vor allem wandte man sich
der Woll- und Le i n e n sp i n n e r e i und der Weberei von Woll-,
Flanell- und Leinensachen zu (Heyrode, Küllstedt). Leider konnten die
Eichsfelder, die ihre Waren mit der Hand und mit Handmaschinen an-
fertigen, gegen die Fabrikanten größerer Städte nicht auskommen: darum
nährt sie auch diese Arbeit kümmerlich. Andere betreiben die Stroh-
und Korbflechterei und Seilerei (Lntter), noch andere ziehen
als Fellhändler von Ort zu Ort, um Ziegenlämmerfelle und
Schaffelle anzukaufen. Aus jeueu fertigt man Handfchuhe, diese ver-
arbeitet man in den nahen Städten Mühlhausen, Heiligenstadt, Dingel-
städt zu feinem Stiefel- und Bücherrückenleder (Saffian). Auch die
Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 8
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TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Die Bevölkerung und ihre Einrichtungen. 17
Namen später mit einbegriffenen kleineren Stämme den Norden einnahmen, das
Land südlich vom Harz und der Unstrut hingegen die Thüringer. Alle an-
dern kleineren Stämme gingen später in diese beiden großen auf. Wenn es
auch bei Magdeburg noch den Nordthüringgau, im Mansseldischen den Schwaben-
gau, das Friesenfeld, an der Helme und Unstrut den Hessengau gab. so konnten
die Bewohner derselben gegenüber der großen Mehrheit der Sachsen sich doch nicht
in ihren Eigentümlichkeiten behaupten. Im Mittelalter giebt es an Deutschen aus
unserem Gebiete nur Sachsen und Thüringer, aber im N. und O. auch Slaven,
welche bis zur Saale und Elbe, im N. (Altmark) sogar über diese Grenze
vordrangen. Noch heute erinnern zahlreiche flavifche Ortsnamen von Dörfern,
namentlich solche auf -au und -itz, an die Herrschaft jenes Volkes. In der Mitte
des 12. Jahrhunderts wurde die deutsche Herrschaft weit nach Osten vorgeschoben,
die slavische Bevölkerung teils vernichtet, teils von der deutschen aufgesogen.
Gegenwärtig fiudeu wir rein slavische Bevölkerung nur noch in einigen Dörfern
des Kreises Salzwedel. Die Sachsen zerfielen später in Ober- und Nieder-
sachsen, welche besonders in ihrer Sprache verschieden sind. Die Scheidelinie
zwischen den beiden bildet ungefähr die Grenze des früheren Kurfürstentums
Sachsen, so daß also auch die Thüringer unter dem Namen „Obersachsen"
einbegriffen wurden.
Die Einführung des Christentums begann in Thüringen im 8.Jahr-
hundert durch Bonifatius, während die Sachsen erst durch Karl d. Gr. unter-
worfen und zu Christen gemacht wurden (Bistum Halberstadt nach 780). Die
kirchliche Gliederung wurde erst im 10. Jahrhundert durch Otto d. Gr. durch-
geführt, der das Erzbistum Magdeburg gründete (968) und ihm die andern
sächsischen und slavischen Bistümer (Brandenburg, Havelberg, Merseburg,
Naumburg-Zeitz, Meißen) unterordnete, während Halberstadt unter Mainz blieb.
Die Reformation fand in unserer Provinz am schnellsten Eingang, die Bis-
tnmer konnten die Bewegung nicht hemmen, nur das Mainzer Stift hielt schließ-
lich auf dem Eichsfelde den katholischen Glauben aufrecht. Daher kommt es,
daß dieses Gebiet atiein in der Provinz noch überwiegend katholische Bevölke-
ruug hat. Anhalt ist zu 97^, Sachsen zu Stand der religiösen Bekenntnisse ist gegenwärtig so Evangel. Kathol. Y?>% protestantisch. Der Sender: Iffin | 2"den
1. R.-B. Magdeburg 2 „ Merseburg 3. Erfurt 942 499 1003 560 312 387 40 365 21 261 96 317 2 806 790 800 4023 1510 1810
I. Provinz Sachsen Ii. Herzogtum Anhalt 2258 446 240 983 157 943 5 492 4 396 89 7 343 1601
3. Nahrungsquellen, Erzeugnisse, Handel und Verkehr.
Bon alters her ist der Ackerbau die Hauptbeschäftigung der Bewohner
unseres Gebietes gewesen und hat in den fruchtbaren Strichen (Wifche in der
Altmark zwischen Uchte und Elbe, der Börde westlich von Magdeburg, dem
Saalkreise und der goldenen Ane) stets ans das reichlichste gelohnt. Dafür
zengt fchon äußerlich das Aussehen der Dörser, welche in den genannten
strichen an Einwohnerzahl viele Städte übertreffen. 49 Landgemeinden in der
Provinz Sachsen, 5 in Anhalt haben über 2000 Einwohner.
Hertel, Landeskunde der Provinz Sachsen. %
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_d Karl Otto Hertel
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TM Hauptwörter (200): [T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 62 —
Abgeordneten der Stadt bleich und zitternd zu Füßen und flehten um Nachlaß. (Er aber erwiderte, wie solche Bitten und Fußfall ganz unnötig seien, das Geld sollten sie erlegen, und wo dies nicht bis den 8. des Abends 7 Uhr geschehen sei oder Geisel hiefür und zwar vier Personen von der Geistlichkeit und dem Adel, vier vom Rate und vier von der Gemeinde gestellt werden, wurde er alsbald das Schloß, die Stadt und alle umliegenden Flecken in lichte Flammen stellen."
Ungeachtet der von der Stadt und dem Stifte, das viele silberne Kir-cheugefäße nach Frankfurt verkaufen mußte, aufgebrachten und gezahlten Brandschatzung wurde dennoch das Residenzschloß abgebrannt und in den Häusern der Stiftsgeistlichen übel gehaust.
15, Ein Kaiser in Würzbnrg (1658).
Seitdem die Krönung der deutschen Könige zu Frankfurt üblich geworden war, zogen die von den Kurfürsten erwählten Habsburger auf der alten Heeresstraße, die von Wien über Regensburg, Nürnberg und Würzburg führte, zum Krönungsfeste. Infolgedessen erhielt die alte Bischofsstadt am Maine öfter kaiserliche Besuche, die uns von den Chronisten ausführlich geschildert werden.
Am ](v August ^658 kam Kaiser Leopold I. auf dem Rückwege von Frankfurt unter dem Donner der Geschütze in Würz bürg an. Bis an die Zeller Steige waren 5000 Mann vom Landesausschusse und einige hundert geworbene Soldaten in Parade aufgestellt. Die gesamte Geistlichkeit war dem Kaiser bis ans Zellertor entgegengegangen und begleitete den von da unter einem Himmel Reitenden in den Dom. Pom Tore an bis zum Dome waren die Bürger und die Garnison mit Musik und Fahnen zu beiden Seiten aufgestellt, die Straßen mit Blumen bestreut, die Häuser mit grünen Zweigen und Bäumen verziert. Als der Kaiser nach abgehaltenem Tedeum mit dem (Erzherzoge und dem Kurfürsten auf das Schloß fuhr, wurde ihm an der Greden von 20 Jungfrauen ein Kranz überreicht. Am folgenden Tage nach der Tafel besuchte der Kaiser eine theatralische Aufführung in der akademischen Aula, wo er bei seiner Ankunft von dem damaligen Domprediger mit einer lateinischen Rede empfangen wurde. Nach Beendigung der Vorstellung besah Leopold die neuerbaute Mainmühle diesseits und das neue Kinderhaus und die Schneid- und Papiermühle jenseits des Maines. Am ^3., nachmittags um 3 Uhr, verließ er Würzburg unter denselben (Ehrenbezeugungen wie beim (Einzuge und reiste noch bis Kitzingen.
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Extrahierte Personennamen: August Leopold_I. Zeller Leopold Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Frankfurt Würzbnrg Frankfurt Wien Regensburg Nürnberg Maine Frankfurt Maines Würzburg Kitzingen
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— m —
Frühlingskleide prangende Landschaft fort, passierten das bierberühmte Oberfarnbach, das hopfenreiche Langenzenn, das freundliche Neustadt im gesegneten Aischgrund und weilten bald auf dem fruchtbarsten Teil des glücklichen Frankens, zu welchem der schöne Landstrich von Dossenheim nach Iphofen, Einersheim, Mainbernheim, Kitzingexi gezählt werden muß. Am 3. Iurii gegen 5 Uhr morgens trafen wir in Würzburg ein. Die Sonne stieg mit entzückender Pracht aus ihrem Schattenschleier hervor und vergoldete mit ihren Strahlen die malerische Gegend, die im reizenden Frühlingskleide ausgebreitet vor uns lag, als wir unter Post* Hornklang den Galgenberg hinunterfuhren. Ich will nicht eine Beschreibung der Schönheiten Würzburgs liefern und bemerke nur nebenher, daß der Fremde ja nicht versäumen soll, das überaus prächtige Residenzschloß Sr. Kgl. Roheit unseres Kronprinzen, die Bergfeste, die Domkirche, die öffentlichen Denkmäler, das Iuliusspital mit botanischem Garten usw. genau zu betrachten. Wertvolle Zeit raubte mir die paßvisitation im Begierungsgebäude. Gegen \ \ Uhr mittags kehrte ich in den Gasthof zum Kronprinzen von Bayern zurück, aß mit mehreren Reisegefährten zu Zttittag und zahlte die Zeche, die ich billig fand. Am 3. Juni, mittags um \2 Uhr, setzten wir uns auf die Diligence und fuhren über Roßbrunn, Esselbach, Aschaffenburg und Seligenstadt nach Frankfurt ab. Ein eleganter £?crr war in Nürnberg einige Stunden vor uns mit Extrapost abgefahren und hatte für seine drei Reisewagen \2 Pferde und ein Pferd für den aus jeder Station vorauseilenden Kurier nötig, weshalb wir auf allen Unter-wegsstationen keine ausgeruhten, sondern nur immer dieselben ermüdeten Pferde fanden. Infolgedessen kam er immer rasch voran und konnte übernachten, während wir die ganze Nacht fahren mußten. So langten wir auch erst am nächsten Morgen um 7 Uhr nach \9 stiindigem Unterwegsein in Frankfurt an.
Don Würzburg bis Esselbach war die Straße zwar sehr gut, um so schlimmer aber war man mit den vielen Bergen daran, da man immer Schritt fahren mußte und daher von der lieben Langeweile wahrhaft gepeinigt wurde.
Bei Lengfurt wird der Postwagen über den Main geschifft. Die am jenseitigen Ufer auf einem hohen Berge liegende säkularisierte propstei Triefenstein ist eine Zierde der ganzen Gegend.
hinter Esselbach passierten wir den einst wegen seiner Unsicherheit so gefürchteten Spessart, der eine Breite von 3—- Meilen hat. Eine gute Straßen- und öffentliche Sicherheitspolizei und eine tätige Forstverwaltung sind die Ursache, daß sich kein schlechtes Gesindel mehr darin ansiedeln kann. Der Postwagen, der gerade um Mitternacht diesen Wald passieren muß, wird nur von einem einzigen Gendarmen zu Pferde bis Aschaffenburg begleitet, wie jeder Postwagen in Bayern zur Nachtzeit.
Durch Aschaffenburg fuhren wir während dernacht und erreichten nach mehreren Stunden über (Dffenbach und Sachsenhausen die Stadt Frankfurt-
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Extrahierte Personennamen: Dietz Burggraf_Johann_von_Nürnberg Johann Johann Johann Barts_von_Btrshom Johann Johann Schlüsselfeld Arnold Eberhard_von_Rosenberg Peter_von_Stetenberg Friedrich_von_Brandenburg Friedrich Stetenberg Eitel_Vogt_von_Rieneck Petri_Kettenfeier Johann Johann Karlstadt Albrecht Albrecht
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Extrahierte Personennamen: Tilly Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Hulda Karl_von_Lothringen Karl Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Tilly Gustav_Horn Gustav Tilly März