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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 107

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 107 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vvr uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschaft, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstein in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Neinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läszt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schiniedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit anf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wnrden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter auf einem freien Platze liegen.^ Ehe sie zur Bereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie auf eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eine feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiucheu ist.

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 108

1911 - Magdeburg : Creutz
108 8. Das Land zwischen ^aale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder aufgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarein Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberq. in den großen Ferien hier in den Waldungen"zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Die weiht (flfter. Die Quelle der Weißen Elster liegt auf dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen fließt sie nach N. durch das Vogt- und das Osterland. Ihr tiefes Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlause eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittelläufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, vou Zeitz au, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 121

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 121 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vor uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschast, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstem in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Reinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läßt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schmiedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit auf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wurden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter aus einem freien Platze liegen. Ehe sie zur Vereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie aus eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eilte feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiuchen ist.

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 122

1911 - Magdeburg : Creutz
122 8. Das Land zwischen Saale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder ausgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg' Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarem Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberg. in den großen Ferien hier trt den Waldungen zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Sic weihe Elster. Die Quelle der Weißen Elster liegt aus dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen stießt sie nach N. durch das Bogt- und das Osterland. Ihr tieses Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlaufe eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittellaufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, von Zeitz an, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

5. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 99

1911 - Breslau : Hirt
Die Franzsische Revolution. 99 Hof verdankten, nderten sie nach ihrer Wiederherstellung ihre Haltung nicht. An ihrem Widerspruche scheiterten schlielich alle Reformen, so schon die Tnrgots, des ersten Finanzministers, der im Sinne der Physio-traten" Hebung der Landwirtschaft und Besserung des Steuerwesens anbahnte. Durch zielbewute, zeitgeme Reformen htte sich auch jetzt noch die Revolution vermeiden lassen; diese waren aber auch unbedingt ntig, da die staatlichen Einrichtungen unhaltbar, die ffentlichen Lasten zu un-gleich verteilt, der Adel und die Geistlichkeit im Besitze von etwa zwei Dritteln des Grund und Bodens und dabei, abgesehen von dem Vorrechte auf Bekleidung der hheren mter, fast steuerfrei waren. Die zum Teil wohlhabenden Brger beklagten sich der politische Zurcksetzung, Zunft-zwang, Monopole und drckende Steuern. Die Bauern waren noch zum Teil leibeigen oder Pchter oder freie Besitzer nur kleiner Grund-stcke und seufzten unter schweren Abgaben. Aber der König war nicht entschieden genug, eine bestimmte Richtung der Politik ausschlielich und krftig zu verfolgen. Auch erlaubte er feiner Gemahlin Marie Antoi-nette, einer Tochter Maria Theresias, groen Einflu auf die Regierung, z. B. die Wahl der Minister. Die Knigin war in Frankreich unbeliebt, und deshalb verschlechterte sich die Stellung des ganzen Hoses zur Nation. Fr das Knigtum war es ferner ein verhngnisvoller Fehler, da es die Vereinigten Staaten im Kampfe gegen England untersttzte. Zwar war die Sache der Amerikaner in Frankreich fehr populr, auch stellte die Armee ihr Ansehen in diesem Kriege wieder her, und man schlo einen gnstigen Frieden, aber alle diese Vorteile wurden dadurch ausgehoben, da der Krieg die Nationalschulden ungeheuer vermehrte. Denn eben aus ihrer Geldnot entsprangen die schlimmsten Verlegenheiten der Regierung. Das Anwachsen der Schuld war aber um so verhngnisvoller, da gleich-zeitig die republikanischen Ideen gewaltig um sich griffen und der Genfer Bankier Necker, der sich als Finanzminister bemhte, durch eine sparsame Finanz Verwaltung das Defizit zu beseitigen, entlassen wurde. Einen weiteren Versuch, aus den Geldverlegenheiten herauszukommen, machte der Finanzminister Calonne; er berief Vertreter des Adels, der Geistlichkeit, der Parlamente und der Städte zusammen mit hohen Staatsbeamten zu einer Notabelnversammlnng und legte ihnen den Plan einer allgemeinen, auch die Privilegierten mit einschlieenden Besteuerung vor. Aber dieser Plan wurde abgelehnt. Der Nachfolger Calonnes (de Brienne) wandte sich vergeblich an die Parlamente; durch Steuerver-Weigerungen im ganzen Lande wurde die Ttigkeit des Staates lahm-gelegt. Daraus berief der König auf Vorschlag Neckers, der zum zweiten Male Minister geworden war, die Etats generaux und verlie so die Bahnen, welche die Monarchie unter Richelieu betreten hatte. Da aber bei der alten Zusammensetzung der Generalstnde die Privilegierten, der Adel und die hohe Geistlichkeit, die Mehrheit gehabt hatten und man von ihnen eine Beschrnkung der Monarchie frchten mute, fo entschlo

6. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 70

1911 - Breslau : Hirt
70 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preuisch-deutschen Geschichte. Offiziere lehnten es ab, in preuische Dienste zu treten, die Mann-schasten jedoch wurden vereidigt und nach den preuischen Festungen ab-gefhrt, aber nur etwa ein Drittel von ihnen kam dort an. Whrend des Krieges wurde Sachsen wie eine preuische Provinz behandelt, die Staatseinknfte liefen in die Kassen des Knigs. Der Einfall in Bhmen mute aufgegeben werden, da die Jahreszeit zu weit vorgeschritten war. 1757. Whrend des Winters schlssen die Gegner des Knigs, sterreich, Frankreich, Rußland und Schweden, Bndnisse miteinander ab; sie vereinbarten die Teilung der preuischen Monarchie und verabredeten Plne fr den gemeinsamen Feldzug. Auch der Reichs-tag zu Regensburg erklrte den Reichskrieg gegen den König. Wenn je, handelte es sich jetzt um Sein und Nichtsein des Preuischen Staates. Auf Friedrichs Seite standen nur die deutschen Staaten Hannover, Hessen-Kassel, Braunschweig und Sachseu-Gotha. Als 1757 William Pitt d. . in London Minister wurde, schlo er einen Vertrag mit Friedrich, worin sich England verpflichtete, ihm jhrlich Snbsidien-gelder zu zahlen und eine Hilfsarmee ins Feld zu stellen. Friedrich konnte den vereinten Krften seiner Feinde nur eine Feld-armee von hchstens 152000 Mann entgegenstellen. Um einem gleich-zeitigen Angriffe von drei Seiten zuvorzukommen, beschlo er, auch in diesem Jahre die Offensive zu ergreifen. Vor seiner Abreise von Berlin erteilte er dem Minister Grafen Finck von Finckenstein in einer geheimen Instruktion weitgehende Vollmachten fr die uersten Flle. Wenn der König fiele, sollten die Geschfte unverndert weitergefhrt werden, sollte er gefangen werden, so drfe keine Rcksicht auf seine Person genommen werden, der Krieg solle fortgesetzt und alle seine Vorteile verfolgt werden, ganz als ob der König nie auf der Welt gewesen wre". Whrend er gegen die Russen und Schweden kleine Heere entsandte und die Abwehr der Franzosen einer aus seinen norddeutschen Verbndeten gebildeten Observationsarmee unter dem Sohne des englischen Knigs, dem Herzoge von Cumberlaud, berlie, rckte Friedrich im Frhjahre mit der Hauptarmee (117000 Manu) in Bhmen ein (dieselben Gebirgswege wurden 1866 benutzt) und schlug, freilich unter sehr groen Verlusten unter den Gefallenen war der Marschall Schwerin , am 6. Mai die sterreicher unter Karl von Lothringen bei Prag. Dann schlo er die Stadt ein, um die Reste des Heeres zur bergabe zu zwingen, in-zwischen fhrte aber Generell Daun eine Entsatzarmee aus Mhren heran. Als der König ihm mit einem Teile seiner Armee bei Kolin entgegentrat, erlitt er die erste schwere Niederlage (18. Juni). Die Schlacht war der Wendepunkt des ganzen Feldzuges, denn Friedrichs Hoffnung, gegen sterreich den entscheidenden Schlag zu shren, ehe seine andern Feinde herangekommen wren, war mit dieser Niederlage endgltig gescheitert*). *) In Wien wurde der 18. Juni als Geburtstag der sterreichischen Monarchie gefeiert und zur Erinnerung an diesen Sieg der Maria-Theresia-Orden als hchste Aus-zeichuung fr Verdienst vor dem Feinde gestiftet.

7. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 164

1911 - Breslau : Hirt
164 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preuisch-deutschen Geschichte. und Versammlungsrecht. Die Ausfhrung dieser Artikel der Ver-fassnng ist durch besondere Gesetze und Verordnungen geregelt, zum Teil nach Errichtung des Reiches gendert worden. Vom Könige. Das Staatsoberhaupt ist der König, die Krone ist erblich im Mannesstamme des Kniglichen Hauses der Hohenzollern nach dem Rechte der Erstgeburt. Der König legt beim Antritt der Re-gierung in Gegenwart der beiden Kammern den Eid auf die Verfassung ab. Die Person des Knigs ist unverletzlich. Dem Könige allein steht die vollziehende Gewalt zu, er ernennt und entlt die Minister, besetzt alle Stellen in dem Heere und den brigen Zweigen des Staats-dienstes. Er beruft die Kammern, vertagt sie und schliet ihre Sitzungen. Alle Regierungsakte des Knigs bedrfen zu ihrer Gltig-feit der Gegenzeichnung eines Ministers, der dadurch die Verautwort-lichkeit bernimmt. Vom Landtage. Die verfassungsmige Vertretung der Staats-brger ist der Landtag. Er ist aus zwei Kammern zusammengesetzt: seit dem Jahre 1855 wird die Erste Kammer das Herrenhaus, die Zweite Kammer das Haus der Abgeordneten genannt. Die gesetz-gebende Gewalt wird gemeinschaftlich durch den König und durch die zwei Kammern ausgebt. Die bereinstimmung des Knigs und beider Kammern ist zu jedem Gesetze erforderlich. Zur Auferlegung von Steuern, zur Bestreitung von Ausgaben, die nicht bereits durch Gesetz festgestellt sind, bedarf es der Zustimmung der Landesvertretung. Sie ist berechtigt, Gesetze vorzuschlagen, Petitionen anzunehmen, die Verwaltung, insbesondere die Finanzverwaltung zu berwachen. Das Herrenhaus besteht aus den volljhrigen Prinzen des Kgl. Hauses, erblichen Mitgliedern und Mitgliedern auf Lebenszeit, die vom Könige unmittelbar berufen oder von ihren Standesgenossen ge-whlt und vorgeschlagen (prsentiert), vom Könige aber berufen werden. Ein Prsentationsrecht steht zu den Grafen einer Provinz, dem alten und befestigten Grundbesitz, den Landesuniversitten, den technischen Hochschulen, den Magistraten mehrerer grerer Städte. Das Haus der Abgeordneten besteht aus den 443 (frher 433) vom Volke gewhlten Vertretern. Die Wahl der Abgeordneten geschieht ffentlich, in drei Klassen und mittelbar (indirekt). Die Whler, genannt Urwhler, whlen nur die Wahlmnner, diese die Abgeordneten. Urwhler ist jeder selbstndige Preuße, der das fnfundzwanzigste Lebens-jhr vollendet hat, die brgerlichen Ehrenrechte geniet und nicht aus ffentlichen Mitteln untersttzt wird; zum Abgeordneten ist jeder Preuße whlbar, der das dreiigste Lebensjahr vollendet hat. (Aktives und passives Wahlrecht.) Die Abgeordneten werden fr die Dauer einer Legislaturperiode von fnf Jahren gewhlt. Sie erhalten Reisekosten und während der Dauer der Sitzungen Diten (Tagegelder).

8. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 134

1911 - Breslau : Hirt
134 Aus der Geschichte des Mittelalters. zu sorgen, Recht und Gericht wahrzunehmen hat. Um ihre Geldbedürfnisse zu befriedigen, führten die Städte schon früh neben direkten Steuern das Ungeld, die Akzise, ein und gingen damit den Fürsten voraus. Den Glanz und Reichtum unserer alten Städte bringen noch heute ihre stolzen Bauten, Kirchen, Rathäuser, Zunfthäuser, Brunnen und Denkmäler zum Ausdruck. In der Mitte des 14. Jahrhunderts erstarkten die Zünfte und forderten einen Anteil an den Ratsstellen für sich. In der Regel warfen sie den Patriziern Unterdrückung der Armen und ungerechte Verwaltung des Stadtsäckels vor. Ganz Deutschland ergriff damals diese Bewegung, die in verschiedener Weise durchgekämpft wurde — hier gelaug eine Einigung ohne Blutvergießen, dort wurden in den Straßen schwere Schlachten ausgesochten, und der Sieger nahm grausame Rache an dem Besiegten —, aber auch sehr verschiedene Ergebnisse hatte: bald wurden die Geschlechter ganz verdrängt, bald behaupteten sie sich, am häufigsten aber wurde den Zünften irgendein Anteil an der Verwaltung der Stadt eingeräumt. Doch ist eine gerechtere Verteilung der Lasten nur selten eingetreten, auch da nicht, wo die Zünfte den vollen Sieg erfochten; in der Regelung der Verhältnisse zu den Nachbarn dagegen zeigten sie sich kurzsichtiger als die Geschlechter und trugen durch ihre Bekämpfung des sich auf große Geldmittel stützenden Großhandels dazu bei, daß der deutsche Kaufmann die Märkte, die er lange beherrscht hatte, schließlich . an das Ausland verlor. § 72. Die Ritter. Hatten schon die Ungarneinfälle die Veranlassung zur Bildung größerer deutscher Reiterheere gegeben, so war es doch den Rittern (ursprünglich = Reiter, ritaere, riter) erst um 1200 gelungen, nebelt dem Adel als besonderer Stand (ordo equester) aufzutreten. Die Kreuzzüge gaben den Rittern Ideale (Gottes-, Herren- und Frauendienst), legten aber den Grund zur Nachahmung französischer Formen und Formeln, wie sie sich zunächst in der Champagne entwickelt hatten (Standeserziehung auf drei Stufen, Ritterschlag, Turniere, Ritterburgen, Wappen, Ritterbürtigkeit). Nach den Kreuzzügen trat hinter Fürsten und Städten das Rittertum an Bedeutung zurück. Zwischen die aufstrebende Macht beider hineingestellt, sah es sich bald ganz in die Verteidigung gedrängt und genötigt, Bündnisse zu schließen, um sich nur zu behaupten. Auf dem Gebiete der Kriegführung wurde es durch das aufkommende Söldnertnm in den Hintergrund gedrängt. 1315 erleidet ein Ritterheer durch ein Bauernheer am Moorgarten eine Niederlage, 1322 ist die letzte große Ritterschlacht, die bei Mühldorf, geschlagen, 1346 hört man aus dem Felde bei Crech schon den Donner der Kanonen. Auch die Zeiten des ritterlichen Sängers und des Minnesangs -sind vorüber. In der Stadt übt der Zunftmeister die Kunst des Meister-

9. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 72

1914 - München : Oldenbourg
— 72 — Menschen erschuf, gab er ihm Gewalt über alle Tiere, über die Vögel in der Luft und die Fische im Wasser. 5. Zum fünften haben sich unsere Herrschaften die Hölzer allein zugeeignet und der arme Mann muß sich sein £70x3 teuer erkaufen. Unsere Meinung ist, daß alle Wälder, die nicht gekauft wurden, der Gemeinde zufallen sollen. Brenn- und Bauholz soll dann jeder nach Bedarf von der Gemeinde umsonst erhalten. 6. Zum sechsten fordern wir, daß man mit den Diensten, die täglich zunehmen, Einhalt tuen möge und uns gnädig behandle, wie unsere Eltern gedient haben nach dem Worte Gottes. 7. Zum siebten wollen wir uns von einer Herrschaft nicht weiter beschweren lassen als zu der Zeit, da das Gut verliehen wurde, wenn der £?err neue Dienste nötig hat, soll der Bauer ihm gehorsam sein, aber zu einer Zeit, da es ihm nicht zum Nachteil ist, und um einen annehmbaren Lohn. 8. Zum achten wollen wir, daß Güter, welche die Gült nicht tragen, von ehrbaren Leuten nach Billigkeit geschätzt werden, damit der Bauer nicht umsonst seine Arbeit tue, denn jeder Taglöhner ist seines Lohnes wert. 9. Zum neunten beschweren wir uns dagegen, daß man straft nach Neid und Gunst und nicht nach geschriebener Strafe und nach Gestalt der Sache. 10. Die Acker und wiesen, die der Gemeinde gehören und die sich jemand angeeignet hat, werden wir wieder der Gemeinde zu fanden geben. \ V Den Todesfall wollen wir abgeschafft haben. \2. wenn einer der Artikel dem Worte Gottes nicht gemäß ist, so wollen wir davon abstehen, wenn uns dies aus der Schrift nachgewiesen wird. Der Friede Ehristi sei mit uns allen. Amen. f) Das Lager von Bildhausen. Am palmtag versammelten sich etliche Bauern von Burglauer und Umgegend in einem Schenkhaus zu Münnerstadt und machten mit einigen aus der Stadt einen Pakt, das Kloster Bildhausen einzunehmen. Am folgenden Mittwoch zogen bis zu zoo Mann mit wehren, Trommeln und pfeifen vor das Kloster und forderten Einlaß. Als sie eingelassen waren, haben sich £)ans Schnabel von Münnerstadt, ein Schreiner, und fjans Scharr von Burglauer zu f^auptleuten unter ihnen aufgeworfen. Der Abt und der größte Teil des Konvents flohen gegen Königshofen im Grabfeld. Die £}auptleute nahmen die Verwaltung des ganzen Klosters Zu ihren fanden, bestellten die wache, da sie einen Überfall befürchteten, und hielten Straßen, Wege, Führten und Schläge bei Tag und Nacht in guter Acht. Auf ein Ausschreiben liefen ihnen viele Bauern aus der Umgegend zu; auch die von Neustadt schlossen sich ihnen an. Als der

10. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 111

1914 - München : Oldenbourg
— m — bis auf wenige Familien gestorben oder verdorben. Ohne Unterricht, ohne Gottesdienst war das junge Volk aufgewachsen in Roheit und Sittenlosigkeit; von den Soldknechten der Heere hatte es Gewalttätigkeit und Verbrechen aller Art gelernt. Über den ehemaligen Acker war Wald gewachsen; angebaut wurde nur so viel Feld, als 3um (Ertrage der nötigen Nahrung erforderlich war. Der wert der Grundstücke war ungemein gesunken. Ost weigerten sich Nachbarn, anstoßende herrenlose Acker schenkungsweise anzunehmen, um die darauf lastenden Bodenabgaben nicht zahlen zu müssen. Die Ortsgeschichten belegen diese 2lngaben mit (Einzelbeispielen. So schreibt die dhronif von Gerolzhofen: „(Ein jammervolles Bild boten Stadt und Markung von Gerolzhofen nach den Drangsalen des Krieges. Die Mittel des Stadthaushaltes waren völlig erschöpft, Stadt- und Landgemeinden an den Bettelstab gebracht. Greulichen Anblick bot das Gebiet der Stadtmarhmg, der Umgebung, dessen ausgebrannte, totenstille Dörfer Lindelach, Rügsbofen, Stockheim, Alitzheim, Mittelmühle in Trümmern lagen. Rügshofen erlangte feinen früheren Umfang nicht wieder, Lindelach erhob sich überhaupt nicht mehr. Auren und wiesen waren nach langem Verwildern ertraglos, Acker und Weingärten von wildem Buschwerk überwuchert. Auch der sittliche Zustand der gelichteten Bevölkerung hatte begreiflicherweise sehr stark gelitten unter den (Eindrücken endloser blutiger Greuel, unbeschreiblicher Ausschreitungen, jammervoller Seuchen, He$enverfolgungen und Kriegsläufe. Zahlreiche Güter waren herrenlos und fanden tatsächlich keinen Herrn." In der Ortsgeschichte von Untererthal ist zu lesen: „Zwischen \652 und \650 verschwanden Nachbarn mit Familienangehörigen. Gegen (Ende der Kriegstvirren waren an die 50 Hofstätten verödet. Von 25 dem Frhrn. von (Erthal zustehenden Häusern standen 20 leer. Die unbewohnten Häuser waren teilweise abgebrannt oder verfallen. Steine und Holz verwendeten die den Krieg überlebenden Nachbarn zum Ausbessern ihrer baufälligen Heimstätten. Felder, wiesen und Weinberge lagen größtenteils brach; sie waren vielfach mit Hecken und Stauden verwachsen. Auf Hetzloser Markung waren \658 von 295 Morgen (Erthaljcher Acker nur ungefähr 40 Morgen bebaut, „das übrige mit Hecken und Holz verwachsen". Von \03 Morgen wiesen konnten nur 35 Morgen genutzt werden, die übrigen waren verwachsen und verwildert. Noch um 1?oo lagen \56 Morgen Feld bei Hetzlos wüst und das Dorf zählte noch ^6 öde Hofstätten. Hier wie überall wurde die Markung neu vermessen, da sie „mit Holz, Hecken und Sträuchern dergestalt verwachsen, daß sich darinnen schwerlich mehr zu finden". Die Stadt Karlstadt hatte ^670 {7? leere Häuser. Infolge der großen Verarmung der (Einwohnerschaft wurde der Gemeindewald verteilt.
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