Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 67

1911 - Magdeburg : Creutz
Der Oberharz. 67 kuppe stehen ein Aussichtsturm und Gastwirtschaftsräume für die Brocken- reisenden. In Zickzackwindungen führen eine Fahrstraße und die Brocken- bahn hinauf. Eine Reife vom Brockenfnße zur Brockenspitze. Am Fuße des Brockens führt der Weg durch dichten Nadelwald (Fichten oder Rottannen). Wir staunen über die starken und hohen Bäume, in denen das muntere Eichhörnchen umherklettert; die wilde Taube „ruckt" und der Häher schreit. Hier arbeitet der Köhler, baut Meiler und brennt Holzkohlen. Bald aber wird der Wald lichter, die Höhe der Bäume nimmt zusehends ab. Felsblöcke, von 93coos und Flechten überkleidet und von Brombeeigesträuch umrankt, mehren sich. Auf dem feinkörnigen Boden, dem „Hexensande" (Granitgrus), machen sich die Heidelbeere, die Moosbeere, das Heidekraut und "twas Gras breit. Bis hierher treibt der Harzer sein Vieh zur Weide. Das melodische Geläute der abgestimmten Rinderglocken berührt unser Ohr feh'. . '-".'»imi. Wir haben etwa das erste Drittel des Weges hinter uns. Die Baumriesen sind verschwunden; wir schreiten zwischen weitläufig stehenden niederen Bäumen dahin und sehen, wie schwer es ihnen wird, hier zu wachsen; denn häufig umklammert eine einzige Nottanne mit ihren weitausgestreckten Wurzeln einen Felsen und zwäugt sie in die Nisse und Spalten. Doch was ist das! Der Boden schwankt unter unseren Füßen: Wir siud in Brnch und Moor geraten. Zwar ist der Weg für den Wanderer sehr beschwerlich und gefährlich, aber doch ist gerade diese Moorgegend mit den hohen Moospolstern sehr wichtig. Denn in ihnen sammelt sich das Wasser, das vom Regen, vom Tau und von der Schneeschmelze stammt, und sickert hier und dort in kleinen Rinnsalen bergab. Hier finden wir also den Anfang der Harzflüsse, z. B. der Kalten Bode, der Ilse, der Radau, der Ecker, der Oder. (Diese sammelt ihre Wasser in dem 22 ha großen Oderteiche und sendet es durch den 8 1cm langen Reh bergergraben den Gruben von Andreasberg als Betriebskraft zu.) Oft versuchte man hier den Torfstich; aber die Versuche mißlangen, weil der Torf in der feuchten Luft uicht trocknet. Nun noch das letzte Drittel! Der steile Psad führt zwischen Klippen durch zwerghaftes Gesträuch. Die Bäume vermögen sich nicht aufrecht zu erheben, sie kriechen wie kränkelnd auf der Erde. Der magere Boden und der rauhe Wind lassen Baum und Strauch verkrüppeln. Das ist das Kuieholz (Zwergkiefer). Die Zweige der Bäume sind wegen der starken Westwinde nach O. gerichtet. Immer schneidender wird der Wind und immer dichter der Nebel. Endlich sind wir oben und eilen, um uns zu erwärmeu, in das Brockenhaus. Haben wir Glück, so hellt sich der Himmel auf. Daun entschädigt uns die schöne weite Aussicht für die große Anstrengung. (Von Jlfenbnrg auf den Brocken zu steigen, rechnet man 3—4 Stunden.) Bei klarem Wetter sollen 89 Städte und beinahe 700 5*

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 39

1911 - Magdeburg : Creutz
Die Höhen. 39 sie in zwei einzelnen Höhen, den Gegensteinen. Die Bode und die Selke durchbrechen die Teufelsmauer. Von den Gegensteinen erzählt die Soge: Ein Bauer fuhr einst sein Getreide zum Verkauf nach Quedlinburg. Während er in der Schoßkelle schlief, kamen die Pferde vom rechten Wege ab; und als er erwachte, hielt der Wagen vor einer großen Höhle im dichten Walde. Nachdem das Bäuerlein sich vom ersten Schreck erholt hatte, ging es in die Höhle, um sich darin umzuschauen. Hier sah es zu seinem Erstaunen einen Kessel von blinkendem Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er die Taschen voll Gold füllen. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen bewachte den Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum ersten Male, zum zweiten Male füllte er die Taschen und leerte sie draußen auf seinem Gefährt; als er aber zum dritten Male kam, erhob der Hund ein fürchterliches Geheul und fletschte die Zähne. Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle. Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde aus, Feuer sprühte hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteine". Als das Bäuerlein erwachte, sah es, wie der große Hund in Teufelsgestalt in den einen Felsen kroch. Hier foll er noch heute sitzeu und die Vorübergeheuden äffen und ver- spotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nachruft. Als das Bäuerlein nach feinem Golde auf dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine; und betrübt fuhr es weiter. 2. Der Regenstein, a) Name. Wer Sinn für Naturschönheiten und Verständnis für geschichtliche Merkwürdigkeiten besitzt, versäumt nicht, aus einer Harzreise den Regenstein zu besuchen. Wir schauen von dem Berge, auf dem das Schloß Blanken- bürg liegt, über die am Abhänge liegende Stadt hinweg. Dort im N. erhebt sich stolz 295 rn über dem Meeresspiegel der Regenstein. Er liegt nördlich vom Harz allein, noch ein Stück von der Teuselsmauer entfernt, wodurch er jedem Harzbesucher gleichsam in die Augen fällt. Sein Name Regenstein kommt her von dem altdeutschen Wort ragin = hochragend; und frei erhebt er sich 100 m (so hoch wie der Magdeburger Dom) über die Ebene. Ein Regenstein ist er mit Recht, denn hoch übereinander- geschichtete Sandsteinblöcke bilden einen 2 km langen Felskamm, der besonders auf der Nordfeite so schroff in die Höhe steigt, „daß nicht eine Katze hinaufklettern kann". Der erste Bewohner soll auch Graf von Regen- stein geheißen haben. b) Was erinnert uns noch an die alte Ritterburg und die Festung? In einer guten halben Stunde wandern wir von Blankenburg hinauf nach dem Regenstein, der nur von dieser Seite allmählich ansteigt. Nachdem wir uns auf dem herrlichen Platze vor dein Gasthaufe aus- geruht und gestärkt haben, folgen wir dem Führer. Wir sehen auf dem Bilde sofort, daß die Burg aus einem tiefer und einem höher gelegenen Teile besteht. Auf dem höheren Teile lagen in früherer Zeit noch die Gebäude des Burgbewohners. Im Vordergrunde sehen wir den Bergfried. Er ist nur uoch 6 m hoch; früher war er höher. Wir lassen unsern

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 53

1911 - Magdeburg : Creutz
Die Höhen. 53 sie in gtret einzelnen Höhen, den Gegensteinen. Die Bode und die Selke durchbrechen die Teufelsmauer. Von den Gegensteinen erzählt die Sage: Ein Bauer fubr einst sein Getreide znm Verkauf nach Quedlinburg. Während er in der Sckoßkeue schlief, kamen die Pferde vom rechten Wege ab; und als er erwachte, hielt der Wagen vor einer großen Höhle im dichten Walde. Nachdem das Bäuerlein sich vom ersten Schreck erholt hatte, ging es in die Höhle, um sich darin umzuschauen. Hier sah es zu seinem Erstaunen einen Kessel von blinkendem Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er die Taschen voll Gold sülleu. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen bewachte den Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum ersten Male, zum zweiten Male füllte er die Taschen uut> leerte sie draußeu aus seinem Gefährt; als er aber zum dritteu Male kam, erhob der Hund ein fürchterliches Geheul und fletschte die Zähne. Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle. Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde auf, Feuer sprühte hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteiue '■ Als das Bäuerlein erwachte, sah es, wie der grosse Hund in Teuselsgestalt in den (inert Felsen kroch. Hier soll er noch beute sitzeu nud die Vorübergehenden äffen imb ver- spotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nachruft. Als da? Bäuerleiu lmch seinem Golde aus dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine; und betrübt suhr es weiter. 2. Der Negenstein. a) Name. Wer Sinn für Naturschönheiten und Verständnis für geschichtliche Merkwürdigkeiten besitzt, versäumt nicht, auf einer Harzreise den Regen stein zu besuchen. Wir schauen von dem Berge, auf dem das Schloß Blanken- bürg liegt, über die am Abhänge liegende Stadt hinweg. Tort im N. erhebt sich stolz 295 m über dem Meeresspiegel der Negenstein. Er liegt nördlich vom Harz allein, noch ein Stück von der Teufelsmauer entfernt, wodurch er jedem Harzbesucher gleichsam in die Augen fällt. Sein Name Regellstein kommt her von dem altdeutschen Wort ragin — hochragend; und frei erhebt er sich 100 in (so hoch wie der Magdeburger Dom) über die Ebene. Ein Regenstein ist er mit Recht, denn hoch übereinander- geschichtete Sandsteinblöcke bilden einen 2 km langen Felskamm, der besonders auf der Nordseite so schroff in die Höhe steigt, „daß nicht eine Katze hinaufklettern kann". Der erste Bewohner soll auch Gras von Regen- stein geheißen haben. b) Was erinnert uns noch an die alte Ritterburg und die Festung? In einer guten halben Stunde wandern wir von Blankenburg hinauf nach dem Negenstein, der nur von dieser Seite allmählich ansteigt. Nachdem wir uns auf dem herrlichen Platze vor dein Gasthause aus- geruht und gestärkt haben, folgen wir dem Führer. Wir sehen auf dem Bilde sofort, daß die Burg aus einem tiefer und einem höher gelegenen Teile besteht. Auf dem höheren Teile lagen in früherer Zeit noch die Gebäude des Burgbewohners. Im Vordergrunde sehen wir den Bergsried. Er ist nur noch 6 rn hoch; früher war er höher. Wir lassen unsern

4. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 110

1914 - München : Oldenbourg
— Uo — war in Lohr ein Haus von der Pest verseucht, so wurde es zugeschlagen. Die Notwendigkeiten wurden an einer Stange zum Fenster hineingereicht, war einer gestorben, so wurde er von den Lebenden zum Fenster hinaus auf die Straße geworfen; der täglich dreimal alle Straßen passierende Leichenwagen nahm den Leichnam auf. Die Pest regierte sechs Wochen und drei Lage; es sind daran gestorben 860 Menschen; der höchste Stand an einem Lage waren 45 Tote. Nur zwölf Häuser waren noch frei; von zwölf Ratsherren lebten noch vier (\655). 3n Kloster Neustadt verstärken sechs Priester. — Nicht ein ziffernmäßiges Bild soll durch diese Zusammenstellung gewonnen werden, dazu sind die Angaben zu lückenhaft, zu unvollständig und ungenau. Aber eines ist daraus zu ersehen' Furchtbarer denn der Krieg mordete dessen treue Begleiterin, die Pest. 23, Der Friede. Friede! Kaum war es zu glauben, daß er in deutschen Landen nochmal Linkehr halten könne, wie ein fremdes Märchen aus seligen Tagen klang die Kunde von dem Friedensschluß den Alten, die während einer jahrzehntelangen Greuelzeit grau geworden waren, wie ein unfaßbares Wunder empfand sie die Jugend, die in Kriegsnot und Elend herangewachsen war- ohne wart und Pflege. Sie hatte die Segnungen des Friedens nie gesehn. Daß der Bauersmann frohgemut die Saat bestellte auf sorgfältig bereiteter Flur, daß hundertfältige Ernte den sauren Fleiß des Landmanns lohnte, daß nach getaner Arbeit auch Feste das Leben im schmucken Dorf lein verschönten —, ja davon wußte das verwilderte Geschlecht nichts. Bilder zertretener Acker, geschwärzter Dorfruinen, Szenen von Haub und Mord, Kummer und Leid — das waren die Eindrücke gewesen, die es empfangen hatte von Kindheit auf. Und jetzt klangen die Glocken von Turm zu Turm und kündeten Frieden auf deutscher Erde. Bis in die entlegensten Schlupfwinkel drang die Botschaft und rief die verkrochenen Einwohner in die Dorffchaften um das Friedensfest zu feiern. Am Lage Martini des ^6^8 ften Jahres beging man in vielen ©rten Frankens das frohe Ereignis. 3n feierlichem Wallgange zogen die abgehärmten Männer, Weiber und Kinder vom Gotteshaufe durch die Straßen der Heimatgemeinde. Dann vereinigten sie sich in der Kirche zu andächtigem Dankgottesdienst. Die Glocken läuteten und die Böller krachten und von dem Turme bliesen Trompeter kirchliche Lieder. Alle Arbeit ruhte. wie aber sah es aus im Lande, als der längste Krieg geendet tvara den Deutschland je zu ertragen hatte? Unsagbar war die Verwüstung. Ganze Dörfer waren von der Erde verschwunden und wurden nicht mehr aufgebaut. In jeder Ortschaft gab es herrenlose Güter in Menge. Die Einwohner vieler Gemeinden waren

5. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 112

1914 - München : Oldenbourg
— U2 — bo war es überall im Frankenlande, so war es in ganz Deutschland. Nur langsam schwand das Elend, nur allmählich hob sich die Bevölkerungsziffer. Aber auch der Friede mußte nochmals teuer erkauft werden durch hohe Friedensgelder. Karlstadt hatte z. B. 2*00 Reichstaler zu entrichten. Erst zwei Jahre nach dem Friedensschlüsse zogen die letzten Schweden aus Franken ab. Ihr schmachvolles Gedenken aber hat sich bis in unsere Tage erhalten und heute noch schreckt Großmütterlein die Enkelkinder mit dem Spruche: „Bet, Kindlein, bet! Bet, sonst kommt der Schwed, Bet, sonst kommt der Ochsenstern, Wirt) die Kindlein beten lehr'n!" 24. Der Pflugzug zu Hollstadl. Gelobte Wallfahrten erinnern uns vielerorts an die schreckensvollen Zeiten des Dreißigjährigen Krieges, da der schwarze Tod Städte und Dörfer entvölkerte und wilde Söldnerscharen die wenigen Überlebenden quälten und mordeten. Aber auch weltliche Bräuche haben das Gedenken an jene Zammertage erhalten. )n der Gemeinde Hollstadt bei Neustadt begeht man das Gedächtnis der furchtbaren Leiden, welche die Schweden über das Dorf gebracht hatten, durch den eigenartigen Pflugzug. Zwei lanzentragende Kriegsfnechte marschieren an der Spitze des Zuges; ihnen folgt ein schwarzer Heiter als Sinnbild des langen Krieges. Pfeifer, Trommler, ein Schwedenhauptmann, Offiziere, Heiter und Fußvolk stellen die erste größere Gruppe und rufen Bilder von Verwüstung und Not vor den rückschauenden Blick. Eine einzige Kuh war von dem ganzen Viehstand übriggeblieben, im tiefen Keller hatte man sie versteckt gehalten und heimlich gefüttert. Darum geht im Zuge eine geschmückte Kuh mit. Abgehärmtes, elendes Landvolk, von junger und Mißhandlungen entkräftet, geleitet sie. vier Feldgeschworene deuten an, daß die verwüsteten Felder nach dem Kriege wieder neu abgegrenzt werden mußten. Sechs festlich gekleidete Mädchen ziehen den pflüg, wie sich die Bevölkerung aus Mangel an Zugvieh nach dem Schwedeneinfalle vor die Feldgeräte spannte. Auf einem Hade werden zwei Burschen einhergezogen zur Erinnerung daran, daß viele Einwohner von den grausamen Fremdlingen geschleift, gerädert oder in den Weinkeltern langsam zerschmettert wurden. Ein Bärenführer, der den Zufluchtsort der ^oll-städter an die Schweden verraten wollte, erscheint ebenfalls im Zuge, ferner ein schwedischer Soldat, der die Leute fortwährend neckt und beunruhigt. puppen, die an Birkenstämmchen hängen, versinnbildlichen uns jene schreckliche Todesart, welche die Schweden vielen Dörflern durch Auf-

6. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 21

1902 - Magdeburg : Creutz
H. Ortskunde. 21 eine Abfindungssumme den Zoll zu erlassen. In seinem Übermute forderte der Graf so viel Goldstucke, als man ans dem Wege vom Heidetore bis zum Markte dicht neben einander legen könnte. Er hoffte, niemand würde die Summe bezahlen. Aber die wohltätige Jungfer willigte ein. Sie opferte alle ihre Schätze und brachte die Summe wirklich zusammen. - Aus Dankbarkeit setzte man der Jungfran ein Standbild. Es ist eine vergoldete weibliche Figur, die auf einer 7 m hohen Säule steht. Der Volksmnnd nennt sie knrz die Bntterjnngser. 2. Die floiiuc zu Loburg. Eine arme Witwe war in der nahen Wassermühle gewesen, um Mehl zu kaufen zum Hochzeitsfeste ihrer Höchte?. Aber der Müller hatte nichts vorrätig. Betrübt trat deshalb die Witwe den Heimweg an. Sie ging gleich über die Bruch- wiese und durch die Übersteige des Zaunes. Allein hier saß eine Fran im Kloster- kleide und versperrte ihr den Weg. Da sich die Fremde nicht erhob, drängte sich die Witwe an ihr vorüber. Zu Hause erzählte sie ihrer Tochter den Vorgang, „Ei", sagte diese, „das ist die Nonne vom Schlosse! Die hättest Dn anreden sollen, vielleicht hätte sie Dir eine Gabe zu meiner Hochzeit geschenkt!" Da sprach die Mutter: „Die Fremde halte keine Eile, ich werde sie wohl noch am Zanne treffen." Sie kehrte also um und sah auch die Nonne noch am Wege sitzen. Als sie aber heran kam, war die Nonne verschwunden. Zwar lies die Witwe ihr,nach, konnte sie aber nicht mehr finden. Sie kehrte traurig um. Doch an der Übersteige sab sie an einem Pfahle einen Bentel hängen, dnrch deffen Maschen Gold glänzte. Die Witwe steckte den Fund schnell ein und eilte voll Freude heim. Hier besah sie den Inhalt des Beutels. Es waren 50 Goldstücke und zwei Kreuze mit Edelsteinen besetzr. „O, Mutter, mm sind wir reich, nun können wir Hochzeit feiern," sagte die Tochter. „Ei wie wird sich Knnz freuen!" — Kunz, der Witwe zukünftiger Schwiegersohn, hörte mit Kopfschütteln die beiden Frauen von dem glücklichen Fnnde erzählen. „Mutter," sagte er, beschwert Euer Herz nicht, tragt den Beutel wieder an den Pfahl. Die Frau wird ihn aus Unachtsamkeit vergessen haben und ihn nun suchen. Holt sie ihn nicht, so tragt ihn auf das Rathaus. Kommt Mutter, ich gehe mit Euch zur Schloßwiese." Nur ungern folgte die Witwe. Als sie nahe an den Zaun kamen, sahen sie auch die Frauengestalt gebückt am Boden umher- blicken. Da nahm Kunz den Beutel und reichte ihn der Nonne. Diese nahm ihn auch und gab Kunz dafür eine Rose. Kunz war zwar sehr verwundert über den Tausch, aber doch anch recht froh, daß er den Beutel los war. Weil ihm die Rose sehr gesiel, setzte er sie zu Hause in ein Wasserglas. Als er am Abend an der Rose roch, fiel ein Blatt von der Blüte ab. Ünbeachtet blieb es bis zum Morgen liegen. Als es aber die Brant wegnehmen wollte, war es ein Goldstück. Die Rose selbst war ganz unverändert. Der nächste Morgen brachte wieder ein Gold- stuck, und so löste sich Blatt aus Blatt.und verwandelte sich in ein Goldstück. Dadurch ward der arme Knnz, der ein Maurer ivar, ein reicher Mann und konnte sich bald darauf ein neues Haus bauen. Als Kunz fchon ein Greis war, erschien ihm die Nonne noch einmal. Sie schenkte ihm wieder eine Rose, aber mit der Weisung, diese in den Betraum einzumauern. Seit dieser Zeit hat niemand die Nonne wieder gesehen. H. Ortskunde. ii. An der Chllc. Mühlberg. Schiffahrt, Holz- und Getreidehandel, Fisch- fang, Korbflechterei. (Schlacht, Kaifer Karl V. siegt über Jobann Friedrich den Großmütigen 1547.) Wittenberg, d. h. weißer Berg? Umgebung fruchtbar: Gemüsebau. Fabriken: A-iich. Brauereien: Bier. Brennereien: Branntwein. Fischerei. Die Reformation hat Wittenberg zu einer berühmten Stadt gemacht. Durch Dr. Martin Luther nahm sie hier ihren Anfang am 31. 10. 1517. Die 95 Glaubens-

7. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 81

1902 - Magdeburg : Creutz
H. Ortskunde. 81 Toben des Bauern half nichts, und fremde Hilfe mar nicht zu erlangen. Da warf sich der Bauer anf das Knie und betete ein Vaterunser. Plötzlich bemerkte er ein Licht vom Kiffhäufer her auf sich zukommen. „Ei," dachte er, „da kommt Hilfe vom Kaiser Friedrich." Bald war das Licht bei ihm, aber ein häßlicher Zwerg trug es. Der sagte: „Kann ich dir helfen?" „Ja," erwiderte der Bauer, „wenn du nur nicht so schwach wärest!" „Nun, dann will ich es wenigstens versuchen," entgegnete das Männlein, und im Nu saß es aus dem Wagen und schwang die Peitsche. Ein Ruck, und fort rollte der schwere Wagen. Als sie nach Kelbra kamen, sprach der Zwerg: „Warum willst du Nach Nordhauseu fahren, möchtest du das Getreide nicht auf dem Kifshäuser verkaufen?" „Gern," sagte der Bauer, und ehe er es dachte, hielten sie am Eingange zum Berge. Hier hieß der Zwerg den Bauern die Säcke abladen und in den Berg tragen. Als er den letzten Sack an seinen Ort gesetzt hatte, sprach das Männlein: „Nun kannst dn dir aus deu Kästen soviel Gold und Silber nehmen, als du für dein Getreide auf dem Markte bekommen haben würdest. Nimm aber nicht mehr, hörst du! Ich werde solange bei deinen Pferden bleiben und ihnen Hafer geben." Das Bäuerlein ließ sich das nicht zweimal sagen. Hier wählte es Oold und dort Silber. Alle Taschen wurden gefüllt; denn es dachte, „was weiß der Zwerg, was das Getreide in Nordhansen kostet." Endlich kehrte es zu seinen Pferden zurück- Hier traf der Bauer deu Zwerg und wollte sich eilig vou ihm verabschieden. Doch der Zwerg sprach: „Hast du auch nicht mehr Gold und Silber genommen, als der Kaufpreis beträgt?" „Behüte Gott, keinen Pfennig mehr," entgegnete der Bauer. „Aber nun gnte Nacht, ich will meine armen Pferde in den ^tall bringen," und fort fuhr er. Der Bauer konnte kaum erwarten, bis er auf der Herberge war. Aber groß war sein Erstauueu, als der in der Kammer seinen Erlös zählte, und statt des Goldes nur bleiernes Geld fand. „Da muß ich mich geirrt haben," dachte der Bauer, „morgen früh will ich gleich wieder zu dem guten Männlein gehen. Es wird mir das Geld schon umtauschen, dann habe ich immer noch doppelt soviel, als das Getreide wert ist." Mit dieser Hoffnung schlief das Bänerlein. Doch kaum graute der Tag, so war es schon wider am Kisshänserberge. Allein hier war ein so dichter Nebel, daß es den Eingang nicht wiederfand. Auch fem Rufen half nichts. Da lehrte der Bauer voll Ingrimm um und sprach einen schlimmen Fluch aus- Doch kaum war dies geschehen, so that sich die Erde auf und begrnb ihn. H. Ortslnmde a) Siimid) vom ?1jürlnger!vl!lde. Schleusungen. Fabriken: Holzspielwaren, Glas-, Porzellansachen, Pappe, Holzstiste, Weberei. ' Suhl. Fabriken: Eisenwaren, Gewehre, Holzwaren, Porzellan. Schmalkalden, d. h. an der Schmalkalde gelegen. In der Nähe wird Schwer- spat gebrochen. Mittelpunkt einer bedeutenden Schlosserindustrie. (Hella-Mehlis, Steinbach-Hallenberg.) J)) An der Werra. Treffurt. Obstbau, Eigarrensabriken. c) An der Dorsel. Eisenach. Fabriken: Leder, Farben, Kammgarn. In der Nähe tft_ die Wartbnrg. Best erhaltene Burg. Berühmte Wassensammlnng. Hier lebten ernst die heilige Elisabeth und später Dr. Martin Luther. (1) All der Gera. Erfurt, d. h. Furt, an der Erpo wohnte. Weil der Acker außerordentlich^ fruchtbar ist und geschützt liegt, durum Acker- und Gemüse- bau, Blumen- und Samenzucht. Fabriken: Woll-, Bamnwoll-, Strumpfwaren, Maschinen, Tapeten, Lampen. Bedeutende Spinnereien. Erfurt ist die Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks. Baudenkmäler: Dom (große Glocke), das Walsenhaus „Martinsstist" mit Luthers Zelle, das Kaufhaus Rathaus, Luther- deukmal, Lehrerseminar. Geschichtliches: Erfurt war schon im 8. Jahrhundert Henze, Provinz Sachsen. a

8. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 36

1902 - Magdeburg : Creutz
36 Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz. Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er die Taschen voll Gold füllen. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen bewachte deu Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum erstenmale, zum zweitenmale stillte er die Taschen und leerte sie draußen -ans seinem Gefährt; als er aber zum drittenmale kam, erhob der Hund ein füchterliches Geheul und fletschte die Zähne. Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle. Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde aus, Feuer sprühte hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteine". Als das Bänerlein erwachte, sah es, wie der große Hund in Tenfelsgeftalt iu den einen Felsen kroch. Hier soll er noch beute sitzen und die Vorübergehenden äffen und verspotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nach- ruft- Als das Bäuerlein nach seinem Golde ans dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine, und betriibt snhr es weiter. 2. Der Regenstei n. Der Regenstein ist ein schroffer Sandsteinfelsen. Auf ihm hausten einst in einer Felsenburg die Raubgrasen von Regenstein. — Wahrschein- lich haben hier unsere heidnischen Vorsahren eine Opferstätte gehabt. 3. Spiegelsberge und Hoppelberg. Nahe bei der Stadt Halberstadt erheben sich die Spiegelsberge. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts lagen sie noch als kahle Felsen da. Jetzt sind sie mit herrlichen Wald- und Garteuanlagen geschmückt. Den Grund dazu legte der Domherr Werner von Spiegel, nach dem die Höhen auch benannt wurden. Die Spiegelsberge sind ein viel besuchter Aufenthaltsort der Halberstädter, aber auch von Fremden werden sie gern bestiegen. Unter den Gebäuden sind sehenswert: das Jagdschloß, in dessen Felsenkeller ein riesiges Weinfaß (1610001.) liegt, das Mausoleum und der sechseckige Aussichtsturm. Aus seinen Fugen und Nischen gucken Tier- siguren, z. B. Füchse, Schlangen, Hasen, Hunde, Eulen hervor. An die Spiegelsberge reihen sich im 80. die Klusberge mit dem sreistehenden Sandsteinfelsen „Teufelsstnh l" und weiter im 8. die Thekenberge mit dem „Gläsernen Mönch". Fast genau im 8. vou Halberstadt liegt der Hoppel- oder Sargberg; denn von der Westseite gesehen, gleicht er einem großen Sarge Der Hoppelberg hat eine bedeutende Höhe (300 in) und gewährt einen wundervollen Überblick über die gesegnete Landschaft und den Harz. 4. Der Hui- und der Hakelwald. Der Huiwald, d. h. Hochwald, ist ein schön bewaldeter (Buchen) Höhenzug. Er reicht im 0. fast bis an die Bode. Auf der höchsten Stelle liegt das alte Kloster Hupseburg. Am nördlichen Rande des Kloster-
   bis 8 von 8
8 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 8 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 3
1 0
2 0
3 0
4 0
5 9
6 0
7 4
8 2
9 0
10 0
11 0
12 0
13 2
14 0
15 0
16 0
17 0
18 4
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 1
27 0
28 1
29 0
30 0
31 0
32 0
33 1
34 0
35 0
36 3
37 4
38 4
39 2
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 0
47 1
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 3
2 0
3 0
4 0
5 1
6 1
7 0
8 0
9 1
10 3
11 0
12 2
13 0
14 0
15 0
16 4
17 8
18 0
19 3
20 0
21 3
22 0
23 3
24 2
25 0
26 1
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 1
33 0
34 0
35 0
36 0
37 2
38 1
39 2
40 1
41 0
42 0
43 1
44 0
45 1
46 0
47 0
48 0
49 4
50 0
51 0
52 0
53 0
54 7
55 0
56 0
57 3
58 1
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 1
66 0
67 0
68 0
69 0
70 1
71 0
72 1
73 2
74 0
75 0
76 5
77 8
78 0
79 0
80 0
81 1
82 3
83 0
84 0
85 0
86 0
87 4
88 0
89 0
90 0
91 1
92 3
93 0
94 10
95 0
96 0
97 0
98 1
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 9
1 1
2 1
3 0
4 0
5 0
6 7
7 1
8 0
9 0
10 2
11 0
12 6
13 4
14 2
15 0
16 0
17 2
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 6
25 8
26 0
27 0
28 1
29 0
30 1
31 0
32 5
33 7
34 0
35 2
36 0
37 0
38 0
39 1
40 0
41 1
42 1
43 5
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 7
51 9
52 0
53 0
54 1
55 1
56 0
57 0
58 0
59 2
60 1
61 2
62 1
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 2
71 0
72 7
73 0
74 0
75 0
76 0
77 0
78 0
79 0
80 3
81 35
82 2
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 3
90 0
91 0
92 0
93 2
94 1
95 0
96 3
97 3
98 0
99 1
100 6
101 0
102 15
103 0
104 0
105 2
106 2
107 2
108 0
109 0
110 3
111 1
112 3
113 0
114 2
115 1
116 0
117 0
118 0
119 0
120 1
121 4
122 0
123 1
124 3
125 3
126 0
127 2
128 1
129 0
130 0
131 4
132 1
133 0
134 0
135 0
136 3
137 2
138 0
139 0
140 1
141 0
142 5
143 4
144 0
145 0
146 0
147 0
148 0
149 0
150 0
151 1
152 0
153 0
154 0
155 1
156 3
157 0
158 0
159 1
160 0
161 1
162 0
163 0
164 0
165 0
166 0
167 2
168 0
169 2
170 0
171 0
172 6
173 2
174 0
175 2
176 0
177 0
178 0
179 0
180 0
181 0
182 1
183 1
184 0
185 0
186 0
187 1
188 0
189 0
190 0
191 0
192 0
193 0
194 0
195 0
196 6
197 0
198 0
199 0