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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 74

1911 - Magdeburg : Creutz
74 4. Der Harz. Wasser, wo er in einen schwarzen Hund mit wagenradgroßen Augen verwandelt wurde. Von dieser Stunde an muhte er die Krone der Königstochter bewachen. Von ihm erhielt das rauschende Flüßchen den Namen Bode. 2. D i e (Seite. Die Selke ist ein Nebenfluß der Bode und hat mit ihr die Richtung des Laufes gemein. Ihr Tal wird von A l e x i s b a d an recht lieblich. Aus dem herrlichen Buchenwalde, der ihre Ufer schmückt, treten oft merk- würdig gestaltete Klippen hervor. Die bedeutendste ist die sagenhafte Mägdetrappe über dem Eisenhüttenorte Mägdesprung. Von nun an verbreitet und verflacht sich das Tal immer mehr; doch kurz vor dem Eintritte der Selke in die Ebene erheben sich ihre User noch einmal in dem F a l k e n st e i n e mit altem Schlosse. B. Klima. Der Winter dehnt sich im Oberharze meist so lange aus, daß von einem Frühlinge kaum noch die Rede ist. Unsere Frühlingsmonate bringen den Harzern viel Feuchtigkeit (Schnee, Regen, Tau), zeigen geringe Wärme, oft sogar noch Frost. Die Sommermonate liesern auch noch viel Regen, die Herbstmonate am wenigsten. Der 15. Juli ist im Durchschnitt der wärmste und der 16. Januar der kälteste Tag: kaum vier Monate sind icljitee, ret Der Witterungswechsel tritt plötzlich ein, ebenso schnell ändert sich der Himmel; zwischen heiter und bewölkt liegen oft nur wenige Minuten. Der Nebel erreicht oft eine solche Dichte, das; sich die Bewohner im eigenen Heimatsorte verirren. Raums und Schnee decken häusig mit großer Last die Zweige und brechen sie ab. Wehe aber, wenn dann ein Sturm los- bricht! Baum um Baum wird entwurzelt oder wie ein Strohhalm zer- knickt. Gräßlich ist das Brausen und Heulen; nur kriechend kann man sich fortschleppen. Die Schneetreiben hüllen ost die Häuser bis ans Ober- geschoß oder gar bis zum Dach ein. Die niedrige Temperatur, ihr schneller Wechsel und der scharfe Wind nötigen den Harzbewohner zu besonderen Schutzmaßregeln. Seine niedrigen Häuser bekleidet er mit Holz; die Zimmer haben sast immer Doppelfenster, und diese werden mit Moos umrandet. Der mächtige Kachelofen ist meist zur Holzfeuerung eingerichtet. Wegen der Kühle der Morgen und Abende, selbst im Sommer, muß fast das ganze Jahr hindurch geheizt werden. Gegen die Unbilden der Witterung schützt der Oberharzer seinen Körper durch wollenes Unterzeug. Die Sw., W. und Nw. Winde sind am häufigsten. Die zahlreichen Gewitter treten mit großer Heftigkeit auf. Der Donner macht die Fenster klirren. Um den Brockengipfel ziehen die Gewitter meist herum oder gar noch 100 bis 300 m tiefer, so daß man von der Kuppe auf die hängenden Gewitterwolken hinabblicken kann. Vom Brocken geht folgende Wetter- regel: „De Brocken, de lätt sick locken, aber de Elm (Höhenzug nördlich davon), dat is en Schelm."

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 26

1911 - Magdeburg : Creutz
26 2. Das Land zwischen Elbe und Ohre, im Jahre 1675 in die Mark einfielen, da rotteten sich die Bauern der Drömlingsdörfer zusammen und versuchten, den Feind zu vertreiben. Noch heute finden wir in den Kirchen von zwei Dörfern zwei Fahnen aus dieser Zeit. Jede trägt einen roten Adler in grünem Kranze und die Inschrift: „F. W. 1675. Wir Bauern von geringem Gut dienen unserem gnädigen Kurfürsten und Herrn mit unserm Blut." Frömmigkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Tapferkeit sind schätzenswerte Eigenschaften unserer Drömlingsbewohner. b) Die Wische. 1. Die Wische zur Zeit der Überschwemmung im Februar und März 1909. a) Wie gelangen wir zur Wische? Trotz der großen Kälte im März besteigen wir den Zug und fahren Tion Magdeburg über Wolmirftedt nach Stendal, einein Kreuzuugs- punkte mehrerer Eisenbahnen. Unser Zug fährt sodann mehrmals über die Uchte, einem Nebenflüßchen der Biese. In Osterburg hält er; wir steigen aus. Der Zug fährt fodann am Aland entlang über See- Hausen, braust über eine große Elbbrücke dahin und niacht in Witten- berge halt. In Osterburg befinden wir uns am Südende einer feuchten Niederung, die den Namen Wische, d. h. Wiese, führt. b) Welche Gestalt hat die Wische? Sie hat die Form eines Dreiecks, das sich in der Richtung von S.o. nach N.w. erstreckt. Die beiden Längsseiten liegen im O. und W. Die Ostfeite wird von dem Elbbogen, die Westseite von dem Aland und dem Unterlause der Biefe gebildet. Die Südseite erhalteu wir, wenn wir uns auf der Karte eine Linie von Osterburg nach Sandau oder Werben gezogen denken. Die Spitze des Dreiecks liegt da, wo der Aland in die Elbe mündet. Von der Grundlinie des Dreiecks bis zur Spitze würden wir 8 Std. (40 km) zu wandern haben. c) Wie sah die Wische zur Zeit der Überschwemmung aus? In den Monaten Februar und März des Jahres 1909 ist die Wische überschwemmt. Der Elbdamm ist an zwei Stellen durch die Wasser- und Eismassen durchbrochen, und die Fluteu des Elbstromes -rauschen bis nach Osterburg und Seebausen. Die Felder und Wiesen, die Höfe, die Häuser, die Ställe der Dörfer fteheu unter Wasser. Die Menschen müssen flüchten; das Bieh wird in den Orten, die höher liegen, untergebracht. Kein Weg, kein Steg ist mehr zu sehen; überall schaut unser Auge nur Wasserflächen und Eisinaffen. Selbst der Kronprinz und unsere Kaiserin lasfen es sich nicht nehmen, das Überschwemmungs- gebiet zu besichtigeu. Sie spenden Geld den Armen, Trost den Hilf-

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 35

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen, 35 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm, Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter: und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Rolaud war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- figur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes, Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So er- innert der Roland an die frühere Größe und Selbst- ständigkeit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- 3*

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 39

1911 - Magdeburg : Creutz
Die Höhen. 39 sie in zwei einzelnen Höhen, den Gegensteinen. Die Bode und die Selke durchbrechen die Teufelsmauer. Von den Gegensteinen erzählt die Soge: Ein Bauer fuhr einst sein Getreide zum Verkauf nach Quedlinburg. Während er in der Schoßkelle schlief, kamen die Pferde vom rechten Wege ab; und als er erwachte, hielt der Wagen vor einer großen Höhle im dichten Walde. Nachdem das Bäuerlein sich vom ersten Schreck erholt hatte, ging es in die Höhle, um sich darin umzuschauen. Hier sah es zu seinem Erstaunen einen Kessel von blinkendem Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er die Taschen voll Gold füllen. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen bewachte den Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum ersten Male, zum zweiten Male füllte er die Taschen und leerte sie draußen auf seinem Gefährt; als er aber zum dritten Male kam, erhob der Hund ein fürchterliches Geheul und fletschte die Zähne. Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle. Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde aus, Feuer sprühte hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteine". Als das Bäuerlein erwachte, sah es, wie der große Hund in Teufelsgestalt in den einen Felsen kroch. Hier foll er noch heute sitzeu und die Vorübergeheuden äffen und ver- spotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nachruft. Als das Bäuerlein nach feinem Golde auf dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine; und betrübt fuhr es weiter. 2. Der Regenstein, a) Name. Wer Sinn für Naturschönheiten und Verständnis für geschichtliche Merkwürdigkeiten besitzt, versäumt nicht, aus einer Harzreise den Regenstein zu besuchen. Wir schauen von dem Berge, auf dem das Schloß Blanken- bürg liegt, über die am Abhänge liegende Stadt hinweg. Dort im N. erhebt sich stolz 295 rn über dem Meeresspiegel der Regenstein. Er liegt nördlich vom Harz allein, noch ein Stück von der Teuselsmauer entfernt, wodurch er jedem Harzbesucher gleichsam in die Augen fällt. Sein Name Regenstein kommt her von dem altdeutschen Wort ragin = hochragend; und frei erhebt er sich 100 m (so hoch wie der Magdeburger Dom) über die Ebene. Ein Regenstein ist er mit Recht, denn hoch übereinander- geschichtete Sandsteinblöcke bilden einen 2 km langen Felskamm, der besonders auf der Nordfeite so schroff in die Höhe steigt, „daß nicht eine Katze hinaufklettern kann". Der erste Bewohner soll auch Graf von Regen- stein geheißen haben. b) Was erinnert uns noch an die alte Ritterburg und die Festung? In einer guten halben Stunde wandern wir von Blankenburg hinauf nach dem Regenstein, der nur von dieser Seite allmählich ansteigt. Nachdem wir uns auf dem herrlichen Platze vor dein Gasthaufe aus- geruht und gestärkt haben, folgen wir dem Führer. Wir sehen auf dem Bilde sofort, daß die Burg aus einem tiefer und einem höher gelegenen Teile besteht. Auf dem höheren Teile lagen in früherer Zeit noch die Gebäude des Burgbewohners. Im Vordergrunde sehen wir den Bergfried. Er ist nur uoch 6 m hoch; früher war er höher. Wir lassen unsern

5. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 40

1911 - Magdeburg : Creutz
40 2. Das Land zwischen Elbe und Ohre, im Jahre 1675 in die Mark einfielen, da rotteten sich die Bauern der Drömlingsdörfer zusammen und versuchten, den Feind zu vertreibeu. Noch hente finden wir in den Kirchen von zwei Dörfern zwei Fahnen aus dieser Zeit. Jede trägt einen roten Adler in grünem Kranze und die Inschrift: „F. W. 1675. Wir Bauern von geringem Gut dienen unserem gnädigen Kurfürsten und Herrn mit unserm Blut." Frömmigkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Tapferkeit sind schätzenswerte Eigenschaften unserer Dröinliugsbewohner. b) Die Wische. 1. Die Wische zur Zeit der Überschwemmung im Februor nud März 1909. a) Wie gelangen wir zur Wische? Trotz der großen Kälte im März besteigen wir den Zug und fahren von Magdeburg über Wolmirftedt nach Stendal, einein Kreuzungs- punkte mehrerer Eisenbahnen. Unser Zug fährt sodann mehriilals über die Uchte, einem Nebenflüßchen der Biese. In Osterbnrg hält er; wir steigen aus. Der Zug fährt sodann am Aland entlang über See- Hausen, braust über eine große Elbbrücke dahin und macht in Witten- berge halt. In Osterburg befinden wir uns am Südende einer feuchten Niederung, die deu Namen Wische, d. h. Wiese, führt. b) Welche Gestalt hat die Wische? Sie hat die Form eines Dreiecks, das sich in der Richtung von S.o. nach N.w. erstreckt. Die beiden Längsseiten liegen im O. und W. Die Ostseite wird von dem Elbbogen, die Westseite von dem Aland und dem Unterlause der Biese gebildet. Die Südseite erhalten wir, wenn wir uns auf der Karte eine Linie von Osterburg nach Sandau oder Werben gezogen denken. Die Spitze des Dreiecks liegt da, wo der Aland in die Elbe mündet. Bon der Grundlinie des Dreiecks bis zur Spitze würden wir 8 Std. (40 km) zu wandern haben. c) Wie sah die Wische zur Zeit der Überschwemmung aus? In den Monaten Februar und März des Jahres 1909 ist die Wische überschwemmt. Der Elbdamm ist an zwei Stellen durch die Wasser- und Eismasfen durchbrochen, und die Fluten des Elbstromes rauschen bis nach Osterburg und Seehausen. Die Felder und Wiesen, die Höfe, die Hänser, die Ställe der Dörfer stehen unter Waffer. Die Menschen müssen flüchten; das Biel) wird in den Orten, die höher liegen, untergebracht. Kein Weg, kein Steg ist mehr zu sehen; überall schaut unser Auge nur Wasserflächen und Eismassen. Selbst der Kronprinz und unsere Kaiseriu lassen es sich nicht nehmen, das Überschwemmnngs- gebiet zu besichtigen. Sie spenden Geld den Armen, Trost den Hilf-

6. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 49

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen. 49 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland soll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm. Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter; und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Roland war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- sigur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes. Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene, rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So erinnert der Roland an die frühere Größe und Selbstständig- keit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Mug im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken. Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 4

7. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 53

1911 - Magdeburg : Creutz
Die Höhen. 53 sie in gtret einzelnen Höhen, den Gegensteinen. Die Bode und die Selke durchbrechen die Teufelsmauer. Von den Gegensteinen erzählt die Sage: Ein Bauer fubr einst sein Getreide znm Verkauf nach Quedlinburg. Während er in der Sckoßkeue schlief, kamen die Pferde vom rechten Wege ab; und als er erwachte, hielt der Wagen vor einer großen Höhle im dichten Walde. Nachdem das Bäuerlein sich vom ersten Schreck erholt hatte, ging es in die Höhle, um sich darin umzuschauen. Hier sah es zu seinem Erstaunen einen Kessel von blinkendem Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er die Taschen voll Gold sülleu. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen bewachte den Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum ersten Male, zum zweiten Male füllte er die Taschen uut> leerte sie draußeu aus seinem Gefährt; als er aber zum dritteu Male kam, erhob der Hund ein fürchterliches Geheul und fletschte die Zähne. Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle. Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde auf, Feuer sprühte hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteiue '■ Als das Bäuerlein erwachte, sah es, wie der grosse Hund in Teuselsgestalt in den (inert Felsen kroch. Hier soll er noch beute sitzeu nud die Vorübergehenden äffen imb ver- spotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nachruft. Als da? Bäuerleiu lmch seinem Golde aus dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine; und betrübt suhr es weiter. 2. Der Negenstein. a) Name. Wer Sinn für Naturschönheiten und Verständnis für geschichtliche Merkwürdigkeiten besitzt, versäumt nicht, auf einer Harzreise den Regen stein zu besuchen. Wir schauen von dem Berge, auf dem das Schloß Blanken- bürg liegt, über die am Abhänge liegende Stadt hinweg. Tort im N. erhebt sich stolz 295 m über dem Meeresspiegel der Negenstein. Er liegt nördlich vom Harz allein, noch ein Stück von der Teufelsmauer entfernt, wodurch er jedem Harzbesucher gleichsam in die Augen fällt. Sein Name Regellstein kommt her von dem altdeutschen Wort ragin — hochragend; und frei erhebt er sich 100 in (so hoch wie der Magdeburger Dom) über die Ebene. Ein Regenstein ist er mit Recht, denn hoch übereinander- geschichtete Sandsteinblöcke bilden einen 2 km langen Felskamm, der besonders auf der Nordseite so schroff in die Höhe steigt, „daß nicht eine Katze hinaufklettern kann". Der erste Bewohner soll auch Gras von Regen- stein geheißen haben. b) Was erinnert uns noch an die alte Ritterburg und die Festung? In einer guten halben Stunde wandern wir von Blankenburg hinauf nach dem Negenstein, der nur von dieser Seite allmählich ansteigt. Nachdem wir uns auf dem herrlichen Platze vor dein Gasthause aus- geruht und gestärkt haben, folgen wir dem Führer. Wir sehen auf dem Bilde sofort, daß die Burg aus einem tiefer und einem höher gelegenen Teile besteht. Auf dem höheren Teile lagen in früherer Zeit noch die Gebäude des Burgbewohners. Im Vordergrunde sehen wir den Bergsried. Er ist nur noch 6 rn hoch; früher war er höher. Wir lassen unsern

8. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 88

1911 - Magdeburg : Creutz
88 4. Der Harz. Wasser, wo er in einen schwarzen Hund mit wagenradgroßen Augen verwandelt wurde. Von dieser Stunde an mußte er die Kroue der Königstochter bewachen. Von ihm erhielt das rauschende Flüßchen den Namen Bode. 2. D i e S e l k e. Die Selke ist ein Nebenfluß der Bode und hat mit ihr die Richtung des Laufes gemein. Ihr Tal wird von A l e x i s b a d an recht lieblich. Aus dem herrlichen Buchenwalde, der ihre Ufer schmückt, treten oft merk- würdig gestaltete Klippen hervor. Die bedeutendste ist die sagenhafte Mägdetrappe über dem Eisenhüttenorte Mägdesprung. Von nun an verbreitet und verslacht sich das Tal immer mehr; doch kurz vor dem Eintritte der Selke in die Ebene erheben sich ihre Ufer noch einmal in dem Falken st eine mit altem Schlosse. B. Klima. Der Winter dehnt sich im Oberharze meist so lange aus, daß von einem Frühlinge kaum noch die Rede ist. Unsere Frühlingsmonate bringen den Harzern viel Feuchtigkeit (Schnee, Regen, Tan), zeigen geringe Wärme, oft sogar noch Frost. Die Sommermonate liefern auch noch viel Regen, die Herbstmonate am wenigsten. Der 15. Juli ist im Durchschnitt der wärmste und der 16. Januar der kälteste Tag: kaum vier Monate sind schneefrei. Der Witterungswechsel tritt plötzlich ein, ebenso schnell ändert sich der Himmel; zwischen heiter und bewölkt liegen oft nur wenige Minuten. Der Nebel erreicht oft eine solche Dichte, daß sich die Bewohner im eigenen Heimatsorte verirren. Raureif und Schnee decken häufig mit großer Last die Zweige und brechen sie ab. Wehe aber, wenn dann ein Sturm los- bricht! Baum um Baum wird entwurzelt oder wie ein Strohhalm zer- knickt. Gräßlich ist das Brausen und Heulen; nur kriechend kann man sich fortschleppen. Die Schneetreiben hüllen ost die Häuser bis ans Ober- geschoß oder gar bis zum Dach ein. Die niedrige Temperatur, ihr schneller Wechsel und der scharfe Wind nötigen den Harzbewohner zu besonderen Schutzmaßregeln. Seine niedrigen Häuser bekleidet er mit Holz; die Zimmer haben fast immer Doppelfenster, und diese werden mit Moos umrandet. Der mächtige Kachelofen ist meist zur Holzfeuerung eingerichtet. Wegen der Kühle der Morgen und Abende, selbst im Sommer, muß fast das ganze Jahr hindurch geheizt werden. Gegen die Unbilden der Witterung schützt der Oberharzer seinen Körper durch wollenes Unterzeug. Die Sw., W. und Nw. Winde sind am häufigsten. Die zahlreichen Gewitter treten mit großer Heftigkeit aus. Der Donner macht die Fenster klirren. Um den Brockengipsel ziehen die Gewitter meist herum oder gar noch 100 bis 300 m tiefer, fo daß man von der Kuppe auf die hängenden Gewitterwolken hinabblicken kann. Vom Brocken geht folgende Wetter- regel: „De Brocken, de lätt sick locken, aber de Elm (Höhenzug nördlich davon), dat is en Schelm."

9. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 58

1911 - Breslau : Hirt
58 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preuisch-deutschen Geschichte. Der Staat lieferte den Truppen nur die groe Montur, die Waffen und im Kriege das Brot, brigens zahlte er jedem Regiment und jeder Kompagnie eine feste Geldsumme, wovon sie ihre Bedrfnisse bestreiten muten. 34. Hebung der Landeskultur und Sorge fr das geistige Leben. Die Hebung der Landeskultur. Die Hebung des Wohlstandes lieen sich alle Fürsten in dem Jahrhundert von 16401740 angelegen sein. Die Landwirtschaft erholte sich dank staatlicher Untersttzung Verhltnis-mig rasch von den Leiden des groen Krieges, wenn auch lange Zeit verging, ehe die frhere Einwohnerzahl des platten Landes wieder er-reicht, die Wstungen wieder angebaut wurden. Die Einwanderung wurde planmig und ununterbrochen begnstigt; die Kolonisten kamen besonders aus Holland, der Schweiz, auch aus Schwaben und Franken. Ostpreuen, das im Nordischen Kriege furchtbar verwstet und stellenweise vollstndig verdet war, hat Friedrich Wilhelm I. wieder neu besiedelt. Er verwandte darauf alljhrlich groe Mittel. Im Jahre 1728 berief er die von ihrem Erzbischos vertriebenen 20000 Salz brg er und gab ihnen in Litauen (bei Gumbinueu) neue Wohnsttten. Die Moore der Mark Brandenburg (das Havellndische Luch nrdlich von Spandau unter Friedrich Wilhelm I.) fing man an auszutrocknen und legte in dem gewonnenen Wiesenlande Meiereien nach hollndischem Muster (Knigshorst) an, in denen die buerliche Bevlkerung eine rationellere Verwertung der Milch kennen lernte. Der Anbau von Obstbumen und gewissen Nutzpflanzen (Weizen, Hanf, Flachs n. dgl.) wurde von oben her angeordnet. Die Leibeigenschaft ging der in Erbuntertnigkeit; die Versuche, sie ganz aufzuheben, scheiterten an der Macht der sozialen Ver-Hltnisse; doch gab Friedrich Wilhelm I. scharfe Erlasse gegen willkrliche Bedrckung der Bauern ans den Domnen durch Beamte und Edelleute und schrnkte die Vorspanndienste ein. Die Städte folgten in ihrer Entwicklung langsamer. Durch Er-leichterungen des Handelsverkehrs und durch Frderung der Industrie suchte der Staat helfend einzugreifen. Der Groe Kurfürst richtete eine staatliche Post ein, die den Verkehr von Memel bis Kleve beschleunigte, lie den drei Meilen langen Mllroser oder Friedrich-Wilhelms-Kanal zwischen Oder und Spree bauen (vgl. 21) und fhrte dadurch die Erzeug-uisse des reichen oberen Oderlandes der Mark und weiterhin Hamburg zu. Auf dem Gebiete der Industrie blieb nach dem Dreiigjhrigen Kriege alles zu tun. Die Resngies gaben zur Verfeinerung der Gewerbttigkeit mancherlei Anregung, aber zunchst galt es, die unentbehrlichsten Bedarfs-artikel fr Haus und Staat zu liefern. Am frhesten gedieh die Tuch-Industrie. Die Brandenburger und Lausitzer Tuchmanufaktur erhielt durch Lieferungen fr die Armee lohnenden Absatz (Berliner Lagerhaus" unter Friedrich Wilhelm I.), auch wurde eine Ausfuhr ihrer Erzeugnisse nach den nordischen Lndern (besonders Rußland) erffnet. Schon unter dem

10. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 208

1911 - Breslau : Hirt
208 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preuisch-deutschen Geschichte. flieenden gemeinschaftlichen Einnahmen. Der gemeinsamen Besteuerung unterliegen einheimischer Zucker, Salz, Bier, Spiritus, Branntwein und Tabak. Durch die Reichssiuanzreform von 1909 sind die indirekten Steuern auf Verbranchsgegenstnde teils erhht, teils neu eingefhrt worden (Kaffee, Streichhlzer, Glhkrper it. dgl.). Die Einnahmen aus Zllen und Ver-branchsstenern sind die wichtigsten Einnahmen des Reiches; insoweit die Ausgaben durch diese Einnahmen nicht gedeckt werden, sind sie durch Bei-trge der einzelneu Bundesstaaten nach Magabe ihrer Bevlkerung aufzubringen (Matrikularbeitrge). Diese Beitrge wechseln jhrlich ihre Hhe, mssen aber stets so viel betragen, da ein Defizit im Reichshaus-halt nicht eintreten kann. Auerdem erhebt das Reich gewisse Stempel-abgaben von Wertpapieren, Kaufgeschften, Lotterielosen u. . Diesen Einnahmen stehen als die wichtigsten Ausgaben diejenigen fr Reichsheer und Marine, allgemeinen Pensionsfonds, Reichsinvaliden-fonds sowie Verzinsung und Verwaltung der Reichsschuld gegenber. 125. Zoll- und Handelswesen. Nach der Verfassung bildet das Deutsche Reich ein einheitliches Zoll-und Handelsgebiet, umgeben von einer gemeinschaftlichen Grenze. Die Freien Hansestdte Hamburg und Bremen, welche zunchst auerhalb des Zollverbandes blieben, haben inzwischen ihren Anschlu bewirkt. Hamburg hat einen Freihafen behalten. Das gesamte Zollwesen unterliegt der Gesetzgebung des Reiches. Bis zum Jahre 1879 herrschte im Reiche das Freihandelssystem, die frheren Zollstze waren teils' herabgesetzt, telis beseitigt. Mit der Revision des Zolltarifs in dem genannten Jahre wurde das Schutzzoll-fystem eingefhrt. Zlle sind entweder Finanzzlle, d. h. sie sollen in erster Lutte die Einnahmen eines Staates vermehren, oder Schutzzlle, welche den Zweck haben, die Erzeugnisse der einheimischen Produktion gegen den Wettbewerb des Auslandes zu schtzen. Die Zlle des Reiches dienen beiden Zwecken. Die Zlle des Reiches sind Einfuhrzlle; sie werden von Genu-und Nahrungsmitteln, Gegenstnden des Luxus, Fabrikaten und Roh-Produkten erhoben. Der Zolltarif, der die einzelnen Waren und die darauf ruhenden Zollstze auffhrt, gilt im Verkehr mit dem Auslnde allgemein, soweit nicht durch Handelsvertrge, die mit einzelnen Staaten abgeschlossen werden, abweichende Bestimmungen getroffen find*). 126. Das Reichskriegswesen. Die gesamte Landmacht des Reiches bildet ein einheitliches Heer, welches in Krieg und Frieden unter dem Befehle des Kaisers steht. Der Kaiser hat die Pflicht und das Recht, dafr Sorge zu tragen, da innerhalb des deutschen Heeres alle Truppenteile vollzhlig und kriegs- *) Die deutsche Handelsflotte hatte 1910 gegen 2700 Segel- und 2000 Dampfschiffe szusammen mit der 7 Millionen Registertonnen). (Vgl. 131.;
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TM Hauptwörter (200)200

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