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2. Das Land zwischen Elbe und Ohre,
im Jahre 1675 in die Mark einfielen, da rotteten sich die Bauern der
Drömlingsdörfer zusammen und versuchten, den Feind zu vertreiben. Noch
heute finden wir in den Kirchen von zwei Dörfern zwei Fahnen aus dieser
Zeit. Jede trägt einen roten Adler in grünem Kranze und die Inschrift:
„F. W. 1675. Wir Bauern von geringem Gut dienen unserem gnädigen
Kurfürsten und Herrn mit unserm Blut."
Frömmigkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Tapferkeit
sind schätzenswerte Eigenschaften unserer Drömlingsbewohner.
b) Die Wische.
1. Die Wische zur Zeit der Überschwemmung im Februar und
März 1909.
a) Wie gelangen wir zur Wische?
Trotz der großen Kälte im März besteigen wir den Zug und fahren
Tion Magdeburg über Wolmirftedt nach Stendal, einein Kreuzuugs-
punkte mehrerer Eisenbahnen. Unser Zug fährt sodann mehrmals über
die Uchte, einem Nebenflüßchen der Biese. In Osterburg hält er;
wir steigen aus. Der Zug fährt fodann am Aland entlang über See-
Hausen, braust über eine große Elbbrücke dahin und niacht in Witten-
berge halt. In Osterburg befinden wir uns am Südende einer feuchten
Niederung, die den Namen Wische, d. h. Wiese, führt.
b) Welche Gestalt hat die Wische?
Sie hat die Form eines Dreiecks, das sich in der Richtung von
S.o. nach N.w. erstreckt. Die beiden Längsseiten liegen im O. und W.
Die Ostfeite wird von dem Elbbogen, die Westseite von dem Aland
und dem Unterlause der Biefe gebildet. Die Südseite erhalteu wir, wenn
wir uns auf der Karte eine Linie von Osterburg nach Sandau oder
Werben gezogen denken. Die Spitze des Dreiecks liegt da, wo der
Aland in die Elbe mündet. Von der Grundlinie des Dreiecks bis zur
Spitze würden wir 8 Std. (40 km) zu wandern haben.
c) Wie sah die Wische zur Zeit der Überschwemmung aus?
In den Monaten Februar und März des Jahres 1909 ist die
Wische überschwemmt. Der Elbdamm ist an zwei Stellen durch die
Wasser- und Eismassen durchbrochen, und die Fluteu des Elbstromes
-rauschen bis nach Osterburg und Seebausen. Die Felder und Wiesen,
die Höfe, die Häuser, die Ställe der Dörfer fteheu unter Wasser. Die
Menschen müssen flüchten; das Bieh wird in den Orten, die höher liegen,
untergebracht. Kein Weg, kein Steg ist mehr zu sehen; überall schaut
unser Auge nur Wasserflächen und Eisinaffen. Selbst der Kronprinz und
unsere Kaiserin lasfen es sich nicht nehmen, das Überschwemmungs-
gebiet zu besichtigeu. Sie spenden Geld den Armen, Trost den Hilf-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Sagen, 35
einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf
eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir
wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war
das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver-
meintlichen Künstler arg
genasführt waren. Kein
Wunder also, daß sich ihr
Unmut gegen ihn wandte.
Als sie den Schalk griffen,
steckten sie ihn zur Strafe
in den Wendenturm, Im
Nu aber entwich er mit
einem Hohngelächter: und
jeder wußte nun, daß der
vermeintliche Künstler der
leibhaftige Teufel gewesen
war.
Der Rolaud war
in der früheren Zeit für
die Stadt Stendal das
Zeichen der eigenen
Gerichtsbarkeit. Die
im Jahre 1525 am Rat-
hause errichtete Stein-
figur gehört zu den
größten, die wir besitzen.
Der gewaltige Körper
ruht auf starken Beinen,
dessen Waden stärker sind
als der Brustumfang
eines kräftigen Mannes,
Durch den schweren Pan-
zer wird der Körper ge-
schützt. Die erhobene
rechte Hand hält das 4 m
lange Schwert, das
Werkzeug des strafenden
Rechts; die linke Hand
umfaßt den Schild mit
dem brandenburgischen
Adler, das Sinnbild
des Schutzes. So er-
innert der Roland an die
frühere Größe und Selbst-
ständigkeit der Stadt
Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal.
2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M.
In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte
und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein-
willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend
ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen
würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund.
Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine
Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er-
3*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Die Höhen. 39
sie in zwei einzelnen Höhen, den Gegensteinen. Die Bode und die Selke
durchbrechen die Teufelsmauer. Von den Gegensteinen erzählt die Soge:
Ein Bauer fuhr einst sein Getreide zum Verkauf nach Quedlinburg. Während
er in der Schoßkelle schlief, kamen die Pferde vom rechten Wege ab; und als er
erwachte, hielt der Wagen vor einer großen Höhle im dichten Walde. Nachdem
das Bäuerlein sich vom ersten Schreck erholt hatte, ging es in die Höhle, um sich
darin umzuschauen. Hier sah es zu seinem Erstaunen einen Kessel von blinkendem
Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er
die Taschen voll Gold füllen. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen
bewachte den Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er
dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum ersten Male, zum zweiten Male
füllte er die Taschen und leerte sie draußen auf seinem Gefährt; als er aber zum
dritten Male kam, erhob der Hund ein fürchterliches Geheul und fletschte die Zähne.
Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle.
Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde aus, Feuer sprühte
hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteine". Als
das Bäuerlein erwachte, sah es, wie der große Hund in Teufelsgestalt in den einen
Felsen kroch. Hier foll er noch heute sitzeu und die Vorübergeheuden äffen und ver-
spotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nachruft. Als das Bäuerlein nach
feinem Golde auf dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine; und betrübt fuhr es
weiter.
2. Der Regenstein,
a) Name.
Wer Sinn für Naturschönheiten und Verständnis für geschichtliche
Merkwürdigkeiten besitzt, versäumt nicht, aus einer Harzreise den Regenstein
zu besuchen. Wir schauen von dem Berge, auf dem das Schloß Blanken-
bürg liegt, über die am Abhänge liegende Stadt hinweg. Dort im N.
erhebt sich stolz 295 rn über dem Meeresspiegel der Regenstein. Er liegt
nördlich vom Harz allein, noch ein Stück von der Teuselsmauer entfernt,
wodurch er jedem Harzbesucher gleichsam in die Augen fällt. Sein Name
Regenstein kommt her von dem altdeutschen Wort ragin = hochragend;
und frei erhebt er sich 100 m (so hoch wie der Magdeburger Dom) über
die Ebene. Ein Regenstein ist er mit Recht, denn hoch übereinander-
geschichtete Sandsteinblöcke bilden einen 2 km langen Felskamm, der
besonders auf der Nordfeite so schroff in die Höhe steigt, „daß nicht eine
Katze hinaufklettern kann". Der erste Bewohner soll auch Graf von Regen-
stein geheißen haben.
b) Was erinnert uns noch an die alte Ritterburg und die Festung?
In einer guten halben Stunde wandern wir von Blankenburg
hinauf nach dem Regenstein, der nur von dieser Seite allmählich ansteigt.
Nachdem wir uns auf dem herrlichen Platze vor dein Gasthaufe aus-
geruht und gestärkt haben, folgen wir dem Führer. Wir sehen auf dem
Bilde sofort, daß die Burg aus einem tiefer und einem höher gelegenen
Teile besteht. Auf dem höheren Teile lagen in früherer Zeit noch die
Gebäude des Burgbewohners. Im Vordergrunde sehen wir den Bergfried.
Er ist nur uoch 6 m hoch; früher war er höher. Wir lassen unsern
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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2. Das Land zwischen Elbe und Ohre,
im Jahre 1675 in die Mark einfielen, da rotteten sich die Bauern der
Drömlingsdörfer zusammen und versuchten, den Feind zu vertreibeu. Noch
hente finden wir in den Kirchen von zwei Dörfern zwei Fahnen aus dieser
Zeit. Jede trägt einen roten Adler in grünem Kranze und die Inschrift:
„F. W. 1675. Wir Bauern von geringem Gut dienen unserem gnädigen
Kurfürsten und Herrn mit unserm Blut."
Frömmigkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Tapferkeit
sind schätzenswerte Eigenschaften unserer Dröinliugsbewohner.
b) Die Wische.
1. Die Wische zur Zeit der Überschwemmung im Februor nud
März 1909.
a) Wie gelangen wir zur Wische?
Trotz der großen Kälte im März besteigen wir den Zug und fahren
von Magdeburg über Wolmirftedt nach Stendal, einein Kreuzungs-
punkte mehrerer Eisenbahnen. Unser Zug fährt sodann mehriilals über
die Uchte, einem Nebenflüßchen der Biese. In Osterbnrg hält er;
wir steigen aus. Der Zug fährt sodann am Aland entlang über See-
Hausen, braust über eine große Elbbrücke dahin und macht in Witten-
berge halt. In Osterburg befinden wir uns am Südende einer feuchten
Niederung, die deu Namen Wische, d. h. Wiese, führt.
b) Welche Gestalt hat die Wische?
Sie hat die Form eines Dreiecks, das sich in der Richtung von
S.o. nach N.w. erstreckt. Die beiden Längsseiten liegen im O. und W.
Die Ostseite wird von dem Elbbogen, die Westseite von dem Aland
und dem Unterlause der Biese gebildet. Die Südseite erhalten wir, wenn
wir uns auf der Karte eine Linie von Osterburg nach Sandau oder
Werben gezogen denken. Die Spitze des Dreiecks liegt da, wo der
Aland in die Elbe mündet. Bon der Grundlinie des Dreiecks bis zur
Spitze würden wir 8 Std. (40 km) zu wandern haben.
c) Wie sah die Wische zur Zeit der Überschwemmung aus?
In den Monaten Februar und März des Jahres 1909 ist die
Wische überschwemmt. Der Elbdamm ist an zwei Stellen durch die
Wasser- und Eismasfen durchbrochen, und die Fluten des Elbstromes
rauschen bis nach Osterburg und Seehausen. Die Felder und Wiesen,
die Höfe, die Hänser, die Ställe der Dörfer stehen unter Waffer. Die
Menschen müssen flüchten; das Biel) wird in den Orten, die höher liegen,
untergebracht. Kein Weg, kein Steg ist mehr zu sehen; überall schaut
unser Auge nur Wasserflächen und Eismassen. Selbst der Kronprinz und
unsere Kaiseriu lassen es sich nicht nehmen, das Überschwemmnngs-
gebiet zu besichtigen. Sie spenden Geld den Armen, Trost den Hilf-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Sagen. 49
einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf
eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland soll stehen bleiben, wir
wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war
das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver-
meintlichen Künstler arg
genasführt waren. Kein
Wunder also, daß sich ihr
Unmut gegen ihn wandte.
Als sie den Schalk griffen,
steckten sie ihn zur Strafe
in den Wendenturm. Im
Nu aber entwich er mit
einem Hohngelächter; und
jeder wußte nun, daß der
vermeintliche Künstler der
leibhaftige Teufel gewesen
war.
Der Roland war
in der früheren Zeit für
die Stadt Stendal das
Zeichen der eigenen
Gerichtsbarkeit. Die
im Jahre 1525 am Rat-
hause errichtete Stein-
sigur gehört zu den
größten, die wir besitzen.
Der gewaltige Körper
ruht auf starken Beinen,
dessen Waden stärker sind
als der Brustumfang
eines kräftigen Mannes.
Durch den schweren Pan-
zer wird der Körper ge-
schützt. Die erhobene,
rechte Hand hält das 4 m
lange Schwert, das
Werkzeug des strafenden
Rechts; die linke Hand
umfaßt den Schild mit
dem brandenburgischen
Adler, das Sinnbild des
Schutzes. So erinnert der
Roland an die frühere
Größe und Selbstständig-
keit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal.
2. Der wunderbare Mug im Schlosse zu Calbe a. M.
In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte
und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken. Als die Edelfrau ein-
willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend
ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen
würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund.
Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine
Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er-
Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 4
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Die Höhen. 53
sie in gtret einzelnen Höhen, den Gegensteinen. Die Bode und die Selke
durchbrechen die Teufelsmauer. Von den Gegensteinen erzählt die Sage:
Ein Bauer fubr einst sein Getreide znm Verkauf nach Quedlinburg. Während
er in der Sckoßkeue schlief, kamen die Pferde vom rechten Wege ab; und als er
erwachte, hielt der Wagen vor einer großen Höhle im dichten Walde. Nachdem
das Bäuerlein sich vom ersten Schreck erholt hatte, ging es in die Höhle, um sich
darin umzuschauen. Hier sah es zu seinem Erstaunen einen Kessel von blinkendem
Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er
die Taschen voll Gold sülleu. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen
bewachte den Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er
dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum ersten Male, zum zweiten Male
füllte er die Taschen uut> leerte sie draußeu aus seinem Gefährt; als er aber zum
dritteu Male kam, erhob der Hund ein fürchterliches Geheul und fletschte die Zähne.
Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle.
Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde auf, Feuer sprühte
hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteiue '■ Als
das Bäuerlein erwachte, sah es, wie der grosse Hund in Teuselsgestalt in den (inert
Felsen kroch. Hier soll er noch beute sitzeu nud die Vorübergehenden äffen imb ver-
spotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nachruft. Als da? Bäuerleiu lmch
seinem Golde aus dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine; und betrübt suhr es
weiter.
2. Der Negenstein.
a) Name.
Wer Sinn für Naturschönheiten und Verständnis für geschichtliche
Merkwürdigkeiten besitzt, versäumt nicht, auf einer Harzreise den Regen stein
zu besuchen. Wir schauen von dem Berge, auf dem das Schloß Blanken-
bürg liegt, über die am Abhänge liegende Stadt hinweg. Tort im N.
erhebt sich stolz 295 m über dem Meeresspiegel der Negenstein. Er liegt
nördlich vom Harz allein, noch ein Stück von der Teufelsmauer entfernt,
wodurch er jedem Harzbesucher gleichsam in die Augen fällt. Sein Name
Regellstein kommt her von dem altdeutschen Wort ragin — hochragend;
und frei erhebt er sich 100 in (so hoch wie der Magdeburger Dom) über
die Ebene. Ein Regenstein ist er mit Recht, denn hoch übereinander-
geschichtete Sandsteinblöcke bilden einen 2 km langen Felskamm, der
besonders auf der Nordseite so schroff in die Höhe steigt, „daß nicht eine
Katze hinaufklettern kann". Der erste Bewohner soll auch Gras von Regen-
stein geheißen haben.
b) Was erinnert uns noch an die alte Ritterburg und die Festung?
In einer guten halben Stunde wandern wir von Blankenburg
hinauf nach dem Negenstein, der nur von dieser Seite allmählich ansteigt.
Nachdem wir uns auf dem herrlichen Platze vor dein Gasthause aus-
geruht und gestärkt haben, folgen wir dem Führer. Wir sehen auf dem
Bilde sofort, daß die Burg aus einem tiefer und einem höher gelegenen
Teile besteht. Auf dem höheren Teile lagen in früherer Zeit noch die
Gebäude des Burgbewohners. Im Vordergrunde sehen wir den Bergsried.
Er ist nur noch 6 rn hoch; früher war er höher. Wir lassen unsern
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
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Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt.
Erfurt, Halberstadt. Halle, Magdeburg, Naumburg, Nordhausen. Stendal, Torgau, Dessau.
— j 13 Amtsgerichte. Reichsgericht zu Leipzig.
Die oberste geistliche Behörde der Evangelischen ist das Konsistorium zu
Magdeburg, die katholischen Gemeinden stehen unter dem Bischof von Paderborn.
Das Unterrichtswesen erfreut sich hoherblüte Die Universität Halle steht unter dem
Ministerium. Die höheren Schulen stehen unter dem Provinzial-Schulkollegium zu Mag-
deburg. Es sind 27 Gymnasien, 5 Realgymnasien, 2 Ober-Realschulen, 3 Progymnasien,
7 Real-Progymnasien, 1 Realschule, 1 höhere Bürgerschule. — 10 Seminarien, darunter
1 katholisches. — Fachschulen.
Provinzial-Jrrenanstalten zu Halle und Alt-Scherbitz, Blindenanstalt zu Barby,
Taubstummenanstalten zu Halberstadt, Erfurt, Osterburg, Weißenfels. — Proviuzial-
Museum zu Halle. Staatsarchiv zu Magdeburg. — Prediger-Seminar zu Wittenberg.
Zum deutschen Reichsheere stellt die Provinz und das Herzogtum Anhalt das
4. Armeekorps, (7. Division Magdeburg, 8. Division Erfurt) bestehend aus 8 Infanterie-,
4 Kavallerie-, 2 Feld-Artillerie-, 1 Fuß-Artillerie-Regiment, 1 Jäger-, 1 Pionier-, l Train-
Bataillon, 19 Landwehr-Bezirken. Außerdem stehen in der Provinz noch Truppenteile des
3.Armeekorps (Wittenberg, Torgau) und des 11. Korps (Mühlhausen, Langensalza).
In den Reichstag sendet die Provinz 20 Abgeordnete.
Das Wappen der Provinz ist das sächsische Balkemvappen mit dem Rautenkranz,
die Farben schwarz und gelb.
B. Herzogtum Anhalt.
Die Landesregierung führt der Herzog, unter ihm der aus 36 Abgeordneten be-
stehende Landtag.
Die oberste Verwaltungsbehörde ist das herzogliche Staatsministerium zu
Dessau. Unter ihm stehen:
1. Die Finanzdirektion für die Verwaltung des Staatseigentums und der
direkten Steuern; 2. die Zolldirektion für die indirekten Steuern; 3. die Herzog-
liche Regierung (Abteilung des Innern und Abteilung für das Schulwesen) für alle
übrigen Zweige der Verwaltung. — Landarmendirektion.
An der Spitze der 5 Kreise stehen die Kreisdirektoren; daneben Kreisvertreter und
Kreistage.
Die geistlichen Angelegenheiten besorgt das Konsistorium, die Leitung des Schul-
wesens hat die Regierung. Es giebt 4 Gymnasien, 2 Realgymnasien, 1 Realprogym-
nasium, 1 höhere Bürgerschule, 1 Lehrerseminar.
Das anhaltische Jnfanterie-Regiment (Nr. 93) gehört zum 4. Armeekorps.
Ein Landgericht zu Dessau; außerdem 11 Amtsgerichte.
Das Herzogliche Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst. — Die Landesstrafanstalt zu
Coswig.
Im Zoll-, Gerichts-, Post- und Militärwesen steht Anhalt unter den entsprechenden
höheren Behörden der Provinz Sachsen.
Zum Reichstage wählt das Herzogtum Anhalt 2 Abgeordnete.
Das kleinere Wappen von Anhalt ist längsgeteilt und zeigt links den halben roten
Adler im silbernen Felde, rechts den sächsischen Rautenkranz. — Landesfarben: Grün
und Weiß (auch mit Rot).
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
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Autor: Dittrich, P., Pfeifer, Wilhelm, Christoph, A.
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Regionen (OPAC): Ostdeutschland
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Geschlecht (WdK): Jungen
Die Entstehung der preuischen Gromacht.
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teilen gleichmig gehandhabten, straffen Disziplin, und wenigstens die Infanterie erlangte dank den unermdlichen Bemhungen Friedrich Wil-Helms I. und des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessan eine Gewandtheit im Aufmarschieren und raschen Feuern und eine Sicherheit in der gleich-migen Angriffsbewegung in langen Linien, wie sie bisher nirgends er-reicht worden war. Die Kavallerie bestand hauptschlich aus den nach dem Vorbilde Gustav Adolfs gebildeten Dragonern (jetzigen Krassieren).
Zugleich erfuhr die Zusammensetzung sowohl des Offizierkorps als auch der Mannschaften tiefgreifende Wandlungen. War der Offi-zier noch in den Heeren des Dreiigjhrigen Krieges in erster Linie von dem Obersten seines Regiments abhngig gewesen, von dem er angeworben und in Eid und Pflicht genommen wurde und seinen Sold erhielt, so wurde er in der brandenbnrgisch-preuischen Armee aus dieser Abhngig-feit gelst und trat in den unmittelbaren Dienst seines Landes- und obersten Kriegsherrn.
Friedrich Wilhelm I. zog vor allen die jngeren Shne des Land-adels zum Dienste im Heere heran, er lie sie, die bisher oft ohne jede Bildung aufgewachsen waren, in seinen Kadettenhusern erziehen. Mit seiner durchgreifenden Energie berwand er die anfangs vorhandene starke Abneigung vieler Familien gegen die militrische Laufbahn, bis es fr die Shne des Adels eine selbstverstndliche Ehrenpflicht wurde, in die Armee einzutreten. Der König verstand es, das Offizierkorps von unwrdigen Subjekten zu reinigen, ihm ein hohes Ehrgefhl anzuerziehen und einen aristokratischen Charakter aufzuprgen. Aus einem Adel, der in stndischen Interessen aufgegangen war und sich dem Landesherrn bei jeder Gelegenheit widersetzt hatte, wurde ein Adel, der sich dem Dienste des Staatsganzen hingab und durch seine Opferwilligkeit im Siebenjhrigen Kriege den Dank und die Bewunderung des groen Knigs erwarb.
Whrend das Offizierkorps fast ganz aus Landeskindern bestand, setzten sich die Mannschaften nur zur Hlfte aus Inlndern, zur andern Hlfte aber aus geworbenen Fremden zusammen. Das Kanton-reglement vom Jahre 1733 wies einem jeden Regimente einen bestimmten, in der Nhe seiner Garnison gelegenen Bezirk (Kanton) zu, aus dem es unter Mitwirkung der Zivilbehrden seinen Bestand an inlndischen Mann-schaften ergnzte. Die Gestellungspflicht beschrnkte sich auf die Land-und niedere Stadtbevlkerung. Der Inlnder war zwanzig Jahre lang dienstpflichtig, ward ein Jahr lang bei der Fahne ausgebildet, dann in die Heimat beurlaubt und nur noch zweimal einberufen. Es war dies der erste Schritt zur praktischen Durchfhrung der allgemeinen Wehr-Pflicht. Der Auslnder war zeitlebens Soldat und blieb dauernd beim Regiment. Die Armee bestand also zum Teil aus Shnen des Land-Volkes, zum Teil aus Berufssoldaten. Die ganze Einrichtung bewhrte sich, bis sie am Ende des Jahrhunderts infolge der berhandnehmenden Befreiungen und des Anwachsens eines schlechten Materials an Aus-lndern verfiel.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wil-Helms_I. Friedrich Leopold_von_Anhalt-Dessan Leopold Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Friedrich Wilhelm_I.
Autor: Dittrich, P., Pfeifer, Wilhelm, Christoph, A.
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Regionen (OPAC): Ostdeutschland
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Geschlecht (WdK): Jungen
Die europischen Mchte beim Ausbruch der Franzsischen Revolution. 87
Ein brauchbares Reichskriegsheer gab es nicht; die Mobilmachung im Jahre 1757 und die klglichen Leistungen der Reichskontingente bei Robach brachten den ganzen Verfall der Kriegsverfassung ans Licht.
Das Reichskammergericht konnte die eingegangenen Prozesachen schon lngst nicht mehr aufarbeiten, da die Zahl der Richter hierzu nicht ausreichte und es an Mitteln, die Richterstellen zu vermehren, fehlte; auch hatten sich in seine Rechtsprechung so schwere Mngel eingeschlichen, da Kaiser Joseph endlich eine Untersuchung darber einleitete; er stellte einige Mistnde ab, konnte aber eine Reorganisation des Gerichts, die den Bedrfnissen der Zeit entsprochen htte, nicht einfhren.
Lebendiger Fortschritt zeigte sich nicht im Reichs ganzen, sondern nur in den Einzelstaaten.
Viele Fürsten hatten ihre landesherrlichen Rechte im Geiste des herrschenden Absolutismus weitergebildet und sie zur Unterdrckung der Rechte ihrer Stnde gebraucht, auch ihre Untertanen nach Willkr be-handelt. Gegen Ende des Jahrhunderts wurden aber despotische Regie-ruugshandluugen, die etwa noch vorkamen, von der ffentlichen Meinung verurteilt, da sich der Geist der Aufklrung und Humanitt in allen Kreisen einbrgerte. Auch an den Hfen, geistlichen und weltlichen, regte er sich; man wollte Reformen einfhren und das Los der Unter-tanen verbessern. Aber nur selten fand sich zu dem Willen auch die Kraft, etwas Neues zu schassen.
Unter den Freunden der aufblhenden Nationalliteratur und den Frderern der jungen Talente finden sich viele Mitglieder des Reichsfrsten- und Grafenstandes und der Ritterschaft.
Im gesellschaftlichen Leben nahm der Adel eine bevorzugte Stellung ein, nur in seinen Kreisen fanden sich Männer und Frauen von einer freieren Weltbildnng. Im Brgerstande gab es wohl Männer von gediegenen Kenntnissen und groer Arbeitskraft, aber nur wenige hatten zu diesen tchtigen Eigenschaften auch eine leichtere und geflligere Lebens-art erworben. Unendlich aber war die Sehnsucht der jungen Dichter und Schriftsteller, die engen Schranken des Berufes und Herkommens zu durchbrechen und sich zu einem freieren Dasein zu erheben.
sterreich und Preußen.
50, sterreich unter Joseph Ii. (17801790.) In sterreich hatte Maria Theresia mit Klugheit, Einsicht und fast mnnlicher Festigkeit regiert und, von aufrichtigem Wohlwollen gegen die Bewohner ihrer Staaten geleitet, sich bemht, die vorhandenen Schden abzustellen. Gleiche, ja noch weitergehende Bestrebungen zeigte ihr Sohn Joseph Ii.
Dieser hatte einen aufgeweckten Geist, rasche Fassungsgabe und den grten Eifer, das, was er als gut und recht erkannt hatte, auch durch-zufhren. Er war davon durchdrungen, da der Fürst als Verwalter des Staates nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht habe, fr das
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Extrahierte Personennamen: Joseph Joseph_Ii Maria_Theresia Maria Theresia Joseph_Ii
Autor: Dittrich, P., Pfeifer, Wilhelm, Christoph, A.
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Regionen (OPAC): Ostdeutschland
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Geschlecht (WdK): Jungen
156 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preuisch-deutschen Geschichte.
Das Knigreich Preußen wurde (1822) in die acht Provinzen: Preußen, Pommern, Brandenburg, Sachsen, Posen, Schlesien, Westfalen und die Rheinprovinz eingeteilt, diese wiederum in Regierungsbezirke und Kreise, von denen nur die greren Städte ausgenommen sind. An der Spitze der Kreise stehen Landrte, der Regierungsbezirke die Regiernngs-, der Provinzen die Oberprsidenten. Sie waren dem Ministerium unter-geordnet.
Ausgezeichnet war die Fiuauzverwaltuug. Obwohl die Schulden sich nach dem Kriege auf der 200 Millionen Taler beliefen, fo waren doch schon nach fnf Jahren dank der strengsten Sparsamkeit im Heere und in der Verwaltung die Finanzen in leidlicher Ordnung (Einfhrung der Klaffeusteuer, Beseitigung der Binnenzlle). Der Handel und Ver-kehr hob sich, begnstigt durch die neuen Erfindungen der Dampfmaschine (Eisenbahnen und Dampfschiffe) und des Telegraphen.
Dem ffentlichen Unterrichte wurde unter Altenstein (18181840) groe Aufmerksamkeit geschenkt, und fr ihn ein besonderes Ministerium (bis 1911 auer fr geistliche auch fr Medizinalangelegenheiten) gebildet. Die Universitt zu Bonn wurde neugeschaffen, in vielen Stdten wurden Gymnasien errichtet, und die allgemeine Schulpflicht durch Erla von 1825 in Stadt und Land berall durchgefhrt. Im Jahre 1817, dem Jubilumsjahre der Reformation, wurden die lutherische und die reformierte Kirche als evangelische Kirche des Knigreichs Preußen vereinigt (Union). (S. knnstgesch. Anhang Nr. 58. 60. 64. 65. 66. 67.) Das Konkordat von 1821 regelte die kirchlichen Verhltnisse der Katho-lifen in Preußen (zwei Erzbistmer: Kln und Posen-Gnesen, zwei exemte Bistmer: Breslau und Ermeland).
93. Der Zollverein. Nach den Freiheitskriegen wendeten die Re-gierungen der meisten deutschen Bundesstaaten der materiellen Wohlfahrt ihrer Untertanen groe Frsorge zu. Der Bau von Chausseen wurde mit Eifer betrieben, und zwischen den groen Stdten eine regelmige Ver-bindnng durch Eilwagen geschaffen. In Preußen verfolgte damals die Zoll- und Handelspolitik vornehmlich drei Aufgaben: 1. das einheimische Gewerbe gegen den Mitbewerb des Auslandes, besonders Englands, das unter der Kontinentalsperre gelitten hatte, zu schtzen; 2. in der gesamten Monarchie durch Befreiung des inneren Verkehrs eine lebendigere Jnter-essengemeinschaft zu begrnden, 3. dem Staate neue Einnahmequellen zu erschlieen. Daher erhob man nach Aufhebung der Binnenzlle einen migen Schutzzoll an der Grenze (seit 1818); es muten bei der geo-graphischen Lage der Provinzen zwei getrennte Zollgebiete im Westen und Osten gebildet werden, deren Verwaltung zu kostspielig war. Es galt also, die benachbarten Staaten zum wirtschaftlichen Anschlu an Preußen zu bewegen. Die Furcht vor politischer Einbue hielt zunchst die greren Bundesstaaten vom Beitritt zurck. Zuerst schlo 1828 Hessen-D armstadt einen Zollvertrag mit Preußen ab, während sich daneben ein mittel-
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