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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 26

1911 - Magdeburg : Creutz
26 2. Das Land zwischen Elbe und Ohre, im Jahre 1675 in die Mark einfielen, da rotteten sich die Bauern der Drömlingsdörfer zusammen und versuchten, den Feind zu vertreiben. Noch heute finden wir in den Kirchen von zwei Dörfern zwei Fahnen aus dieser Zeit. Jede trägt einen roten Adler in grünem Kranze und die Inschrift: „F. W. 1675. Wir Bauern von geringem Gut dienen unserem gnädigen Kurfürsten und Herrn mit unserm Blut." Frömmigkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Tapferkeit sind schätzenswerte Eigenschaften unserer Drömlingsbewohner. b) Die Wische. 1. Die Wische zur Zeit der Überschwemmung im Februar und März 1909. a) Wie gelangen wir zur Wische? Trotz der großen Kälte im März besteigen wir den Zug und fahren Tion Magdeburg über Wolmirftedt nach Stendal, einein Kreuzuugs- punkte mehrerer Eisenbahnen. Unser Zug fährt sodann mehrmals über die Uchte, einem Nebenflüßchen der Biese. In Osterburg hält er; wir steigen aus. Der Zug fährt fodann am Aland entlang über See- Hausen, braust über eine große Elbbrücke dahin und niacht in Witten- berge halt. In Osterburg befinden wir uns am Südende einer feuchten Niederung, die den Namen Wische, d. h. Wiese, führt. b) Welche Gestalt hat die Wische? Sie hat die Form eines Dreiecks, das sich in der Richtung von S.o. nach N.w. erstreckt. Die beiden Längsseiten liegen im O. und W. Die Ostfeite wird von dem Elbbogen, die Westseite von dem Aland und dem Unterlause der Biefe gebildet. Die Südseite erhalteu wir, wenn wir uns auf der Karte eine Linie von Osterburg nach Sandau oder Werben gezogen denken. Die Spitze des Dreiecks liegt da, wo der Aland in die Elbe mündet. Von der Grundlinie des Dreiecks bis zur Spitze würden wir 8 Std. (40 km) zu wandern haben. c) Wie sah die Wische zur Zeit der Überschwemmung aus? In den Monaten Februar und März des Jahres 1909 ist die Wische überschwemmt. Der Elbdamm ist an zwei Stellen durch die Wasser- und Eismassen durchbrochen, und die Fluteu des Elbstromes -rauschen bis nach Osterburg und Seebausen. Die Felder und Wiesen, die Höfe, die Häuser, die Ställe der Dörfer fteheu unter Wasser. Die Menschen müssen flüchten; das Bieh wird in den Orten, die höher liegen, untergebracht. Kein Weg, kein Steg ist mehr zu sehen; überall schaut unser Auge nur Wasserflächen und Eisinaffen. Selbst der Kronprinz und unsere Kaiserin lasfen es sich nicht nehmen, das Überschwemmungs- gebiet zu besichtigeu. Sie spenden Geld den Armen, Trost den Hilf-

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 35

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen, 35 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm, Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter: und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Rolaud war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- figur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes, Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So er- innert der Roland an die frühere Größe und Selbst- ständigkeit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- 3*

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 39

1911 - Magdeburg : Creutz
Die Höhen. 39 sie in zwei einzelnen Höhen, den Gegensteinen. Die Bode und die Selke durchbrechen die Teufelsmauer. Von den Gegensteinen erzählt die Soge: Ein Bauer fuhr einst sein Getreide zum Verkauf nach Quedlinburg. Während er in der Schoßkelle schlief, kamen die Pferde vom rechten Wege ab; und als er erwachte, hielt der Wagen vor einer großen Höhle im dichten Walde. Nachdem das Bäuerlein sich vom ersten Schreck erholt hatte, ging es in die Höhle, um sich darin umzuschauen. Hier sah es zu seinem Erstaunen einen Kessel von blinkendem Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er die Taschen voll Gold füllen. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen bewachte den Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum ersten Male, zum zweiten Male füllte er die Taschen und leerte sie draußen auf seinem Gefährt; als er aber zum dritten Male kam, erhob der Hund ein fürchterliches Geheul und fletschte die Zähne. Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle. Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde aus, Feuer sprühte hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteine". Als das Bäuerlein erwachte, sah es, wie der große Hund in Teufelsgestalt in den einen Felsen kroch. Hier foll er noch heute sitzeu und die Vorübergeheuden äffen und ver- spotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nachruft. Als das Bäuerlein nach feinem Golde auf dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine; und betrübt fuhr es weiter. 2. Der Regenstein, a) Name. Wer Sinn für Naturschönheiten und Verständnis für geschichtliche Merkwürdigkeiten besitzt, versäumt nicht, aus einer Harzreise den Regenstein zu besuchen. Wir schauen von dem Berge, auf dem das Schloß Blanken- bürg liegt, über die am Abhänge liegende Stadt hinweg. Dort im N. erhebt sich stolz 295 rn über dem Meeresspiegel der Regenstein. Er liegt nördlich vom Harz allein, noch ein Stück von der Teuselsmauer entfernt, wodurch er jedem Harzbesucher gleichsam in die Augen fällt. Sein Name Regenstein kommt her von dem altdeutschen Wort ragin = hochragend; und frei erhebt er sich 100 m (so hoch wie der Magdeburger Dom) über die Ebene. Ein Regenstein ist er mit Recht, denn hoch übereinander- geschichtete Sandsteinblöcke bilden einen 2 km langen Felskamm, der besonders auf der Nordfeite so schroff in die Höhe steigt, „daß nicht eine Katze hinaufklettern kann". Der erste Bewohner soll auch Graf von Regen- stein geheißen haben. b) Was erinnert uns noch an die alte Ritterburg und die Festung? In einer guten halben Stunde wandern wir von Blankenburg hinauf nach dem Regenstein, der nur von dieser Seite allmählich ansteigt. Nachdem wir uns auf dem herrlichen Platze vor dein Gasthaufe aus- geruht und gestärkt haben, folgen wir dem Führer. Wir sehen auf dem Bilde sofort, daß die Burg aus einem tiefer und einem höher gelegenen Teile besteht. Auf dem höheren Teile lagen in früherer Zeit noch die Gebäude des Burgbewohners. Im Vordergrunde sehen wir den Bergfried. Er ist nur uoch 6 m hoch; früher war er höher. Wir lassen unsern

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 40

1911 - Magdeburg : Creutz
40 2. Das Land zwischen Elbe und Ohre, im Jahre 1675 in die Mark einfielen, da rotteten sich die Bauern der Drömlingsdörfer zusammen und versuchten, den Feind zu vertreibeu. Noch hente finden wir in den Kirchen von zwei Dörfern zwei Fahnen aus dieser Zeit. Jede trägt einen roten Adler in grünem Kranze und die Inschrift: „F. W. 1675. Wir Bauern von geringem Gut dienen unserem gnädigen Kurfürsten und Herrn mit unserm Blut." Frömmigkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Tapferkeit sind schätzenswerte Eigenschaften unserer Dröinliugsbewohner. b) Die Wische. 1. Die Wische zur Zeit der Überschwemmung im Februor nud März 1909. a) Wie gelangen wir zur Wische? Trotz der großen Kälte im März besteigen wir den Zug und fahren von Magdeburg über Wolmirftedt nach Stendal, einein Kreuzungs- punkte mehrerer Eisenbahnen. Unser Zug fährt sodann mehriilals über die Uchte, einem Nebenflüßchen der Biese. In Osterbnrg hält er; wir steigen aus. Der Zug fährt sodann am Aland entlang über See- Hausen, braust über eine große Elbbrücke dahin und macht in Witten- berge halt. In Osterburg befinden wir uns am Südende einer feuchten Niederung, die deu Namen Wische, d. h. Wiese, führt. b) Welche Gestalt hat die Wische? Sie hat die Form eines Dreiecks, das sich in der Richtung von S.o. nach N.w. erstreckt. Die beiden Längsseiten liegen im O. und W. Die Ostseite wird von dem Elbbogen, die Westseite von dem Aland und dem Unterlause der Biese gebildet. Die Südseite erhalten wir, wenn wir uns auf der Karte eine Linie von Osterburg nach Sandau oder Werben gezogen denken. Die Spitze des Dreiecks liegt da, wo der Aland in die Elbe mündet. Bon der Grundlinie des Dreiecks bis zur Spitze würden wir 8 Std. (40 km) zu wandern haben. c) Wie sah die Wische zur Zeit der Überschwemmung aus? In den Monaten Februar und März des Jahres 1909 ist die Wische überschwemmt. Der Elbdamm ist an zwei Stellen durch die Wasser- und Eismasfen durchbrochen, und die Fluten des Elbstromes rauschen bis nach Osterburg und Seehausen. Die Felder und Wiesen, die Höfe, die Hänser, die Ställe der Dörfer stehen unter Waffer. Die Menschen müssen flüchten; das Biel) wird in den Orten, die höher liegen, untergebracht. Kein Weg, kein Steg ist mehr zu sehen; überall schaut unser Auge nur Wasserflächen und Eismassen. Selbst der Kronprinz und unsere Kaiseriu lassen es sich nicht nehmen, das Überschwemmnngs- gebiet zu besichtigen. Sie spenden Geld den Armen, Trost den Hilf-

5. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 49

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen. 49 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland soll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm. Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter; und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Roland war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- sigur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes. Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene, rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So erinnert der Roland an die frühere Größe und Selbstständig- keit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Mug im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken. Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 4

6. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 53

1911 - Magdeburg : Creutz
Die Höhen. 53 sie in gtret einzelnen Höhen, den Gegensteinen. Die Bode und die Selke durchbrechen die Teufelsmauer. Von den Gegensteinen erzählt die Sage: Ein Bauer fubr einst sein Getreide znm Verkauf nach Quedlinburg. Während er in der Sckoßkeue schlief, kamen die Pferde vom rechten Wege ab; und als er erwachte, hielt der Wagen vor einer großen Höhle im dichten Walde. Nachdem das Bäuerlein sich vom ersten Schreck erholt hatte, ging es in die Höhle, um sich darin umzuschauen. Hier sah es zu seinem Erstaunen einen Kessel von blinkendem Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er die Taschen voll Gold sülleu. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen bewachte den Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum ersten Male, zum zweiten Male füllte er die Taschen uut> leerte sie draußeu aus seinem Gefährt; als er aber zum dritteu Male kam, erhob der Hund ein fürchterliches Geheul und fletschte die Zähne. Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle. Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde auf, Feuer sprühte hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteiue '■ Als das Bäuerlein erwachte, sah es, wie der grosse Hund in Teuselsgestalt in den (inert Felsen kroch. Hier soll er noch beute sitzeu nud die Vorübergehenden äffen imb ver- spotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nachruft. Als da? Bäuerleiu lmch seinem Golde aus dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine; und betrübt suhr es weiter. 2. Der Negenstein. a) Name. Wer Sinn für Naturschönheiten und Verständnis für geschichtliche Merkwürdigkeiten besitzt, versäumt nicht, auf einer Harzreise den Regen stein zu besuchen. Wir schauen von dem Berge, auf dem das Schloß Blanken- bürg liegt, über die am Abhänge liegende Stadt hinweg. Tort im N. erhebt sich stolz 295 m über dem Meeresspiegel der Negenstein. Er liegt nördlich vom Harz allein, noch ein Stück von der Teufelsmauer entfernt, wodurch er jedem Harzbesucher gleichsam in die Augen fällt. Sein Name Regellstein kommt her von dem altdeutschen Wort ragin — hochragend; und frei erhebt er sich 100 in (so hoch wie der Magdeburger Dom) über die Ebene. Ein Regenstein ist er mit Recht, denn hoch übereinander- geschichtete Sandsteinblöcke bilden einen 2 km langen Felskamm, der besonders auf der Nordseite so schroff in die Höhe steigt, „daß nicht eine Katze hinaufklettern kann". Der erste Bewohner soll auch Gras von Regen- stein geheißen haben. b) Was erinnert uns noch an die alte Ritterburg und die Festung? In einer guten halben Stunde wandern wir von Blankenburg hinauf nach dem Negenstein, der nur von dieser Seite allmählich ansteigt. Nachdem wir uns auf dem herrlichen Platze vor dein Gasthause aus- geruht und gestärkt haben, folgen wir dem Führer. Wir sehen auf dem Bilde sofort, daß die Burg aus einem tiefer und einem höher gelegenen Teile besteht. Auf dem höheren Teile lagen in früherer Zeit noch die Gebäude des Burgbewohners. Im Vordergrunde sehen wir den Bergsried. Er ist nur noch 6 rn hoch; früher war er höher. Wir lassen unsern

7. Geschichtsbilder zum Gebrauche der Volksschule - S. 16

1892 - Stuttgart : Metzler
— 16 — Um 400 v. Chr. 16. Sokrates. Sokrates [fofrotte^] war der Sohn eines Budhauers aus Athen. In der Jugend trieb er die Kunst des Vaters, gab sich aber später gänzlich ernsten Betrachtungen über die sittliche Verderbtheit seiner Zeitgenossen hin. In Folge dessen fühlte derselbe den Beruf in sich, sie durch Beispiel und Lehre zu bessern. Er aß und trank nur das Allernöttgste und ging stets in den einfachsten Kleidern einher. Durch regelmäßige Turnübungen erhielt er seinen Körper gesund und stark. Wahre Frömmigkeit gegen die Götter, innige Liebe zum Vaterlande be- ' feelten ihn. Auch bewahrte er sich in allen Lagen einen unerschütterlichen Gleichmut. Ein böser Mann gab ihm einst eine Ohrfeige. Lächelnd sprach er: „Schade, daß man nicht weiß, wann man einen Helm tragen sollte!" So war derselbe ein Muster aller Tugenden. Noch mehr suchte Sokrates durch Belehrung zu wirken. Er hielt aber keine regelmäßige Schule, sondern unterrichtete unent-zeitlich an allen öffentlichen Orten. Dabei verfuhr er auf eigentümliche Weise. Statt seine Lehre geradehin auszusprechen, stellte er so lang Fragen, bis sie sich ans dem Wechselgespräche von selbst ergab. Ein junger Athener zeigte z. B. einst große Furcht, als Redner aufzutreten. Sokrates knüpfte nun folgendes Gespräch mit ihm an: „Würdest du dich fürchten, vor einem Schuster zu reden?" — „O nein!" — „Oder konnte ein Kupferschmied dir bange machen?" — „Nicht im geringsten!" — „Aber vor einem Kaufmanne würdest du erschrecken?" — „Durchaus nicht!" — „Nun sieh," schloß Sokrates, „aus solchen Leuten besteht ja das Volk!" Auf diese Weise strebte Sokrates, besonders zur Tugend und Gerechtigkeit hinzuführen, und bald scharten sich viele Schüler um ihn. Aber solche Weisheit erregte unter seinen verdorbenen Mitbürgern Neid und Haß. Sie klagten ihn deshalb der Verführung der Jugend und der Verachtung der Götter an. Sokrates verschmähte es in seiner Unschuld, um Gnade zu flehen. Darum verurteilten die ungerechten Richter den weisesten der Griechen zum Giftbecher. Derselbe wies die gebotene Gelegenheit zur Flucht zurück und starb mit heiterer Seelenruhe um das Jahr 400 v. Chr.

8. Geschichtsbilder zum Gebrauche der Volksschule - S. 87

1892 - Stuttgart : Metzler
— 87 — I. I. 1812. 88. Feldzug nach Rußland. Während Napoleon auf dem Festlande überall Sieger blieb, waren ihm die Engländer zur See überlegen. Sie hatten sogar mehrere ftanzösische Flotten vernichtet. Daher hegte der Gewaltige einen glühenden Haß gegen das seefahrende Handels-Volk. Um dessen Wohlstand zu vernichten, verbot er den Verkauf aller englischen Waren auf dem Festlande. Sämtliche Staaten mußten der Handelssperre beitreten. Nur Rußland verweigerte es. Da sollte auch dieses Land unterworfen werden. Napoleon rüstete ein Heer von 600,000 Mann aus, zu welchem fast alle europäischen Staaten, selbst Preußen und Oesterreich, Truppen stellen mußten. Mit denselben brach er im I. 1812 gegen Rußland auf. Wie überall, so siegte der Franzosenkaiser auch hier in mehreren blutigen Schlachten und drang bis zur Hauptstadt Moskau vor. In dessen Mauern gedachte er mit dem Heere zu überwintern. Zu seinem großen Erstaunen standen aber die Thore offen, und niemand zeigte sich. Endlich zog er ein. Alle Straßen waren öde, alle Häuser geschlossen, Totenstille herrschte allüberall. So verging der erste Tag. Da schlugen am folgenden Morgen plötzlich die Flammen an hundert und hundert Orten empor, und ganz Moskau glich bald einem unermeßlichen Feuermeere! Die Russen hatten den heldenmütigen Entschluß gefaßt, ihre Hauptstadt zu opfern, um das Vaterland zu retten. Napoleon mußte nun wegen Mangel an Lebensmitteln den Rückzug antreten. Zu seinem Unglücke brach aber ein ungewöhnlich strenger Winter ein, so daß bald Menschen und Tiere vor Kälte und Hunger dahinsanken. Dabei wurde das Heer unaufhörlich von den nachsetzenden Russen angegriffen. Beim Ueber-gange über den Fluß Beresina brach unter dem entsetzlichen Gedränge die Brücke zusammen, und Tausende fanden den Tod in den Wellen. Von jetzt an löste sich alle Zucht und Ordnung in der Armee auf. Napoleon selbst verließ die Truppen und jagte in einem Schlitten Frankreich zu. Nur klägliche Trümmer des Heeres retteten sich nach Deutschland, während über 300,000 Menschen umkamen.

9. Belehrendes Lese- und Unterrichtsbuch für badische Volksschulen - S. 63

1849 - Karlsruhe : Groos
Wasser, Luft und die Erscheinungen in derselben. 63 Felsen und Berge, Gebäude, wenn am Ufer grasende Vieh- herden, am Wasser arbeitende Menschen, durch Ruder oder Segel getriebene Schiffe, auf dem ebenen Spiegel eines Sees oder Flusses abgebildet werden, so ist diese Spiegelung ein Prachtvoller Anblick. Das fließende Wasser ist ein Bild unsers Erdbebens. Wie ein Bach, zu einem Fluß anwachsend, unaufhaltsam dahineilt, und bald vom großen Meere verschlungen wird, so eilig cut- siieht auch die Lebenszeit des Menschen und die Ewigkeit nimmt ihn auf. Schnell, wie eine Welle der andern folgt, eilt Stunde auf Stunde und Tag auf Tag dahin. Die vielen Millionen Menschen, die zu gleicher Zeit leben, find wie die Wellen, die miteinander hervortreten und in einem Augenblick wieder vei> schwinden und andern Platz machen. 7. Di, Lust; Verbreitung, Eigenschnstcil und Ueschnssenheit derselben. Die Erde ist allenthalben umgeben von der Luft. Die Luft dringt in den Erdboden, in das Wasser und in alle Gegen- stände ein. Die reine Luft ist viel durchsichtiger als das reine Wasser; sie ist ebenso noch viel beweglicher, in ihren Theilen verschiebbarer, und leichter zu theilen, als das Wasser. Wir sehen die Luft nicht; sie bewirkt aber, daß entfernte Gegen- stände, wie Berge, blau erscheinen. Wenn sie auch sehr leicht theilbar ist, so leistet sie doch merklichen Widerstand, den man wahrnehmen kann, wenn man einen leichten Gegenftaird, z. B. ein Papierblatt, fallen läßt, indem sie dasselbe in seinem Falle aufhält. — Die Luft kann kalt und warm, trocken oder feucht, sie kann ruhig oder bewegt sein; sie ist nie ganz rein, sondern mehr oder weniger durch Dünste, auch durch Staub, verunrei- nigt; warme Luft ist dünner, kalte dichter. 8. Ilncntbrhruchkrit der Lust zum Se-nhcu der pstaiym und zum Lcbtil dcr Mcnsrtzrn und Thiere. Die Pflanzen können nicht wachsen und gedeihen, und Menschen und Thiere können nicht leben ohne die Luft. Hunger und Durst vermag der Mensch lange, sogar einige'tage, aus- zuhalten; aber ohne Luft kann er kaum einige Augenblicke

10. Belehrendes Lese- und Unterrichtsbuch für badische Volksschulen - S. 60

1849 - Karlsruhe : Groos
60 Wasser, Luft und die Erscheinungen in derselben. der Erde hervorbrechen und als Bäche und Flüsse dahinfließen oder in Vertiefungen des Bodens ruhig stehen sehen. Das Wasser ist durchsichtig, ohne Farbe, Geruch und Geschmack, be- sitzt aber die Eigenschaft, andere Stoffe aufzulösen und in sich aufzunehmen, wodurch es getrübt wird, ein gefärbtes, z. B. grünliches, gelbliches Ansehen, einen verschiedenen, B. säuer- lichen, bittern, Geschmack, und oft einen unangenehmen Geruch erhält. Es ist ein gar beweglicher Stoff, und gibt jedem Ein- drücke nach. Eine Masse Wasser läßt sich leicht theilen, darum fließt es aus einem Gefäße, das man allmählig neigt, in klei- nen Theilen ab, die sich zu Tropfen gestalten. Doch hängen seine Theile zusammen und ziehen einander an; darum kann cs in einem überfüllten Gefäße erhaben stehen, ohne abzufließen, und wo cs in großer Masse vorhanden ist, wie in einem Flusse, einem See, schwere Lasten tragen. Es hängt sich fast an alle Gegenstände an, wodurch dieselben naß werden, und dringt mehr oder weniger in sie ein. Der Wind theilt der Wasser- masse, die ihm ausgesetzt ist, eine Bewegung mit, die man Wellenbewegung nennt, wobei immer eine Schicht sich er- hebt und die danebenbefindliche sich senkt. In ungetrübtem Wasser spiegeln sich die Gegenstände ab. 2. Unrntbchrlichkrit des Wassers .nun Wachsthum der Manien, als Ertränke für Menschen und Thiere, )ur Zubereitung der Speisen. Das Wasser ist zum Wachsthum der Pflanzen und zur Er- haltung des Lebens der Thiere und der Menschen unentbehr- lich. — Die Pflanzen werden erfrischt, wenn das Wasser in Tropfen auf ihre Blätter fällt; ein vertrockneter, ausgebrannter Wasen fängt wieder an zu grünen, wenn er hinlänglich be- feuchtet oder bewässert wird. Der Moderstoff, der sich im Boden befindet, muß durch Wasser aufgelöst werden, damit ihn die,Wurzeln der Pflanzen einsangen und als Nahrung dem Stengel und den Blättern zuführen können. Die Jungen der Säugethiere trinken als erste Nahrung Milch; die größer« und erwachsenen Thiere aber trinken nur Wasser. Der Mensch bedarf zur Löschung seines Durstes auch nur Wasser. Es ist das gesündeste Getränk, und kann durch
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