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Um 400 v. Chr. 16. Sokrates.
Sokrates [fofrotte^] war der Sohn eines Budhauers aus Athen. In der Jugend trieb er die Kunst des Vaters, gab sich aber später gänzlich ernsten Betrachtungen über die sittliche Verderbtheit seiner Zeitgenossen hin. In Folge dessen fühlte derselbe den Beruf in sich, sie durch Beispiel und Lehre zu bessern. Er aß und trank nur das Allernöttgste und ging stets in den einfachsten Kleidern einher. Durch regelmäßige Turnübungen erhielt er seinen Körper gesund und stark. Wahre Frömmigkeit gegen die Götter, innige Liebe zum Vaterlande be- ' feelten ihn. Auch bewahrte er sich in allen Lagen einen unerschütterlichen Gleichmut. Ein böser Mann gab ihm einst eine Ohrfeige. Lächelnd sprach er: „Schade, daß man nicht weiß,
wann man einen Helm tragen sollte!" So war derselbe ein Muster aller Tugenden.
Noch mehr suchte Sokrates durch Belehrung zu wirken. Er hielt aber keine regelmäßige Schule, sondern unterrichtete unent-zeitlich an allen öffentlichen Orten. Dabei verfuhr er auf eigentümliche Weise. Statt seine Lehre geradehin auszusprechen, stellte er so lang Fragen, bis sie sich ans dem Wechselgespräche von selbst ergab. Ein junger Athener zeigte z. B. einst große Furcht, als Redner aufzutreten. Sokrates knüpfte nun folgendes Gespräch mit ihm an: „Würdest du dich fürchten, vor einem Schuster
zu reden?" — „O nein!" — „Oder konnte ein Kupferschmied dir bange machen?" — „Nicht im geringsten!" — „Aber vor einem Kaufmanne würdest du erschrecken?" — „Durchaus nicht!"
— „Nun sieh," schloß Sokrates, „aus solchen Leuten besteht ja das Volk!"
Auf diese Weise strebte Sokrates, besonders zur Tugend und Gerechtigkeit hinzuführen, und bald scharten sich viele Schüler um ihn. Aber solche Weisheit erregte unter seinen verdorbenen Mitbürgern Neid und Haß. Sie klagten ihn deshalb der Verführung der Jugend und der Verachtung der Götter an. Sokrates verschmähte es in seiner Unschuld, um Gnade zu flehen. Darum verurteilten die ungerechten Richter den weisesten der Griechen zum Giftbecher. Derselbe wies die gebotene Gelegenheit zur Flucht zurück und starb mit heiterer Seelenruhe um das Jahr 400 v. Chr.
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I. I. 1812. 88. Feldzug nach Rußland.
Während Napoleon auf dem Festlande überall Sieger blieb, waren ihm die Engländer zur See überlegen. Sie hatten sogar mehrere ftanzösische Flotten vernichtet. Daher hegte der Gewaltige einen glühenden Haß gegen das seefahrende Handels-Volk. Um dessen Wohlstand zu vernichten, verbot er den Verkauf aller englischen Waren auf dem Festlande. Sämtliche Staaten mußten der Handelssperre beitreten. Nur Rußland verweigerte es. Da sollte auch dieses Land unterworfen werden.
Napoleon rüstete ein Heer von 600,000 Mann aus, zu welchem fast alle europäischen Staaten, selbst Preußen und Oesterreich, Truppen stellen mußten. Mit denselben brach er im I. 1812 gegen Rußland auf. Wie überall, so siegte der Franzosenkaiser auch hier in mehreren blutigen Schlachten und
drang bis zur Hauptstadt Moskau vor. In dessen Mauern
gedachte er mit dem Heere zu überwintern. Zu seinem großen Erstaunen standen aber die Thore offen, und niemand zeigte sich. Endlich zog er ein. Alle Straßen waren öde, alle Häuser geschlossen, Totenstille herrschte allüberall. So verging der erste Tag. Da schlugen am folgenden Morgen plötzlich die Flammen an hundert und hundert Orten empor, und ganz Moskau glich bald einem unermeßlichen Feuermeere! Die Russen hatten den heldenmütigen Entschluß gefaßt, ihre Hauptstadt zu opfern, um das Vaterland zu retten.
Napoleon mußte nun wegen Mangel an Lebensmitteln den Rückzug antreten. Zu seinem Unglücke brach aber ein ungewöhnlich strenger Winter ein, so daß bald Menschen und Tiere vor Kälte und Hunger dahinsanken. Dabei wurde das Heer unaufhörlich von den nachsetzenden Russen angegriffen. Beim Ueber-gange über den Fluß Beresina brach unter dem entsetzlichen Gedränge die Brücke zusammen, und Tausende fanden den Tod in den Wellen. Von jetzt an löste sich alle Zucht und Ordnung in der Armee auf. Napoleon selbst verließ die Truppen und jagte in einem Schlitten Frankreich zu. Nur klägliche Trümmer des Heeres retteten sich nach Deutschland, während über 300,000 Menschen umkamen.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Rußland Oesterreich Moskau Moskau Frankreich Deutschland