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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 100

1911 - Magdeburg : Creutz
100 7. Das Eichsfeld und das Thüringer Stufcnland. Viehzucht, namentlich die Schweinezucht, beschäftigt eine große Zahl der Bewohner. Die Schweine werden hier in großen Herden auf die Weide getrieben. Aber trotz aller dieser Erwerbsquellen müssen viele Eichsfelder Jahr für Jahr in die Fremde ziehen und in den gesegneten Gegenden des Baterlandes als Fabrikarbeiter, Handwerker, Dienstboten und Musikanten Verdienst fachen. Am häufigsten trifft man die Hausierer, die gesponnene, gewebte, gepflochtene und geschnitzte Waren (Klammern, Quirle, Löffel) in Dorf und Stadt feilbieten. Im Unteren Eichsfelde sind die Bewohner meist Ackerbauer und Gewerbetreibende. An vielen Orten hat man Zigarrenfabriken errichtet. Auch gibt hier der Wald großen Verdienst. Die Hauptbeschäftigung der Bewohner im Gebirge und in der Ebene gab dem launigen Volksmunde häufig Veranlassung zu Beinamen. So werden die Bewohner der beiden Gebradörser wegen des Obstbaues „Hotzelfäcke" genannt, die Northeimer wegen der früheren Töpfereien „Pottheimer", die Heldrunger „Zwiebel- könige", die Wülfingerode „Ziegenböcke", die Krombacher „Gänse", die Banteröder „Kaninchen"; Büttstedt heißt „Ochfenbufchd", Kölleda „Kuh- källn", Sömmerda „Zägensämmern" und die durch die mit Arznei- kräutern bestandenen Felder führende Eisenbahn die „Pfeffermünzbahn". „Jngergräber hebsch und blank, Aebbergräber Sauebank, Mehlengan ist äne Bättel-(d. h. kleine)stadt, Uff Lohre han se nich Wasser satt/' Treffen diese alten Behauptungen nach in der Gegenwart zu? d) Im Thüringer Stusenlaude. Im Thüringer Stufenlande steht die Bewirtschaftung des Bodens oben an. Acker, Wiese und Gartenland wechseln mit einander ab und geben reiche Erträge. Der Gartenbau liefert besonders Herr- liches Gemüse (Groß-Gottern, Langensalza), Blumen aller Art (Erfurt), saftiges Obst und schmackhaften Wein. Von den Höhen gewinnt man brauchbare Bau- und P f l a st e r st e i u e (Gotha) und Bauholz. Aber auch unterirdisch ist eine große Zahl der Thüringer tätig, um hier Braunkohlen, dort Stein- und Düngesalze zutage zu fördern. In den Städten sind neben dem Ackerbau die Fabrik- t ä t i g k e i t, das G e w e r b e und der H a n d e l Nährzweige. Weit und breit sind bekannt die Thüringer W o l l w a r e n (Apolda, Mühl- hausen) und die Sömmerdaer Eisenwaren. Welche Eisenbahnlinien imi) Heerstraßen durchschneiden das Gebiet? E. Sprache, Sitten und Gebräuche der Bewohner. Die Bewohner zwischen dem Thüringer Walde, der Uuftrut und der Werra heißen seit nahezu 2000 Jahren Thüringer. Ihre Sprache ist die obersächsische, die als thüringische Mundart gesprochen wird. Auffallend sprechen die Bewohner der Voigtei südlich von Mühlhausen (Ober- und

2. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 62

1914 - München : Oldenbourg
— 62 — Abgeordneten der Stadt bleich und zitternd zu Füßen und flehten um Nachlaß. (Er aber erwiderte, wie solche Bitten und Fußfall ganz unnötig seien, das Geld sollten sie erlegen, und wo dies nicht bis den 8. des Abends 7 Uhr geschehen sei oder Geisel hiefür und zwar vier Personen von der Geistlichkeit und dem Adel, vier vom Rate und vier von der Gemeinde gestellt werden, wurde er alsbald das Schloß, die Stadt und alle umliegenden Flecken in lichte Flammen stellen." Ungeachtet der von der Stadt und dem Stifte, das viele silberne Kir-cheugefäße nach Frankfurt verkaufen mußte, aufgebrachten und gezahlten Brandschatzung wurde dennoch das Residenzschloß abgebrannt und in den Häusern der Stiftsgeistlichen übel gehaust. 15, Ein Kaiser in Würzbnrg (1658). Seitdem die Krönung der deutschen Könige zu Frankfurt üblich geworden war, zogen die von den Kurfürsten erwählten Habsburger auf der alten Heeresstraße, die von Wien über Regensburg, Nürnberg und Würzburg führte, zum Krönungsfeste. Infolgedessen erhielt die alte Bischofsstadt am Maine öfter kaiserliche Besuche, die uns von den Chronisten ausführlich geschildert werden. Am ](v August ^658 kam Kaiser Leopold I. auf dem Rückwege von Frankfurt unter dem Donner der Geschütze in Würz bürg an. Bis an die Zeller Steige waren 5000 Mann vom Landesausschusse und einige hundert geworbene Soldaten in Parade aufgestellt. Die gesamte Geistlichkeit war dem Kaiser bis ans Zellertor entgegengegangen und begleitete den von da unter einem Himmel Reitenden in den Dom. Pom Tore an bis zum Dome waren die Bürger und die Garnison mit Musik und Fahnen zu beiden Seiten aufgestellt, die Straßen mit Blumen bestreut, die Häuser mit grünen Zweigen und Bäumen verziert. Als der Kaiser nach abgehaltenem Tedeum mit dem (Erzherzoge und dem Kurfürsten auf das Schloß fuhr, wurde ihm an der Greden von 20 Jungfrauen ein Kranz überreicht. Am folgenden Tage nach der Tafel besuchte der Kaiser eine theatralische Aufführung in der akademischen Aula, wo er bei seiner Ankunft von dem damaligen Domprediger mit einer lateinischen Rede empfangen wurde. Nach Beendigung der Vorstellung besah Leopold die neuerbaute Mainmühle diesseits und das neue Kinderhaus und die Schneid- und Papiermühle jenseits des Maines. Am ^3., nachmittags um 3 Uhr, verließ er Würzburg unter denselben (Ehrenbezeugungen wie beim (Einzuge und reiste noch bis Kitzingen.

3. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 174

1914 - München : Oldenbourg
— m — Frühlingskleide prangende Landschaft fort, passierten das bierberühmte Oberfarnbach, das hopfenreiche Langenzenn, das freundliche Neustadt im gesegneten Aischgrund und weilten bald auf dem fruchtbarsten Teil des glücklichen Frankens, zu welchem der schöne Landstrich von Dossenheim nach Iphofen, Einersheim, Mainbernheim, Kitzingexi gezählt werden muß. Am 3. Iurii gegen 5 Uhr morgens trafen wir in Würzburg ein. Die Sonne stieg mit entzückender Pracht aus ihrem Schattenschleier hervor und vergoldete mit ihren Strahlen die malerische Gegend, die im reizenden Frühlingskleide ausgebreitet vor uns lag, als wir unter Post* Hornklang den Galgenberg hinunterfuhren. Ich will nicht eine Beschreibung der Schönheiten Würzburgs liefern und bemerke nur nebenher, daß der Fremde ja nicht versäumen soll, das überaus prächtige Residenzschloß Sr. Kgl. Roheit unseres Kronprinzen, die Bergfeste, die Domkirche, die öffentlichen Denkmäler, das Iuliusspital mit botanischem Garten usw. genau zu betrachten. Wertvolle Zeit raubte mir die paßvisitation im Begierungsgebäude. Gegen \ \ Uhr mittags kehrte ich in den Gasthof zum Kronprinzen von Bayern zurück, aß mit mehreren Reisegefährten zu Zttittag und zahlte die Zeche, die ich billig fand. Am 3. Juni, mittags um \2 Uhr, setzten wir uns auf die Diligence und fuhren über Roßbrunn, Esselbach, Aschaffenburg und Seligenstadt nach Frankfurt ab. Ein eleganter £?crr war in Nürnberg einige Stunden vor uns mit Extrapost abgefahren und hatte für seine drei Reisewagen \2 Pferde und ein Pferd für den aus jeder Station vorauseilenden Kurier nötig, weshalb wir auf allen Unter-wegsstationen keine ausgeruhten, sondern nur immer dieselben ermüdeten Pferde fanden. Infolgedessen kam er immer rasch voran und konnte übernachten, während wir die ganze Nacht fahren mußten. So langten wir auch erst am nächsten Morgen um 7 Uhr nach \9 stiindigem Unterwegsein in Frankfurt an. Don Würzburg bis Esselbach war die Straße zwar sehr gut, um so schlimmer aber war man mit den vielen Bergen daran, da man immer Schritt fahren mußte und daher von der lieben Langeweile wahrhaft gepeinigt wurde. Bei Lengfurt wird der Postwagen über den Main geschifft. Die am jenseitigen Ufer auf einem hohen Berge liegende säkularisierte propstei Triefenstein ist eine Zierde der ganzen Gegend. hinter Esselbach passierten wir den einst wegen seiner Unsicherheit so gefürchteten Spessart, der eine Breite von 3—- Meilen hat. Eine gute Straßen- und öffentliche Sicherheitspolizei und eine tätige Forstverwaltung sind die Ursache, daß sich kein schlechtes Gesindel mehr darin ansiedeln kann. Der Postwagen, der gerade um Mitternacht diesen Wald passieren muß, wird nur von einem einzigen Gendarmen zu Pferde bis Aschaffenburg begleitet, wie jeder Postwagen in Bayern zur Nachtzeit. Durch Aschaffenburg fuhren wir während dernacht und erreichten nach mehreren Stunden über (Dffenbach und Sachsenhausen die Stadt Frankfurt-

4. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 73

1914 - München : Oldenbourg
— 73 — Bause nun so stark gewachsen mar, daß die Bauern im Kloster keine Unterkunft mehr fanden, schlugen sie das Lager neben dem Kloster, brachten hinein aus den umliegenden Städten Geschütz, Gezelt, Pulver und Blei, besetzten auch die Ämter mit ihren Trabanten, waibeln, Fähnrichen, Profossen, Kurieren, Pfennig- und Wachtmeistern. Am Samstag, den 6. Mai, erschienen die £?auptleute aus bett Lagern von Bilbhausen und Aura, auch die Gesanbten von Zhiinnerftabt, Meiningen, Königshofen, Mellrichstabt, Lbern, Seßlach, Stabtlauringen, Flabungen und Bischofsheim in Neustabt und kamen ba mit dem Rate, den Bürger- und Viertelmeistern auf dem Rathaus zusammen. Sie beschlossen auf Würzburg zu ziehen und rüsteten sich noch am selben Tag. Da sie aber vor dem Landgrafen von Bessen Sorge trugen, der in das Stift Fulda aufgebrochen war um nach Thüringen zu ziehen, würden sie von dem Vorhaben tvieber wenbig und blieben im Lager. Auf einen Brief der Bauern vor Würzburg hin brachen sie am \5. Mai boch auf und zogen gegen Schweinfurt, wo sie vor der Stadt ein Lager schlugen. Die Z^auptleute brachten alle Kelche, Monstranzen, Kreuze und was sie sonst noch zu Bilbhausen entwenbet hatten, mit nach Schweinfurt. Die Bauern von Baßfurt und (Scrolzhofen waren mittlerweile vor das Schloß Zabelstein gerückt, das ihnen übergeben warb. Sie baten bett Bilbhausener Bausen vor Schweinfurt, ihnen Unterstützung gegen die Walburg bei Eltmann und anbere Schlösser zukommen zu lassen. Da fjoffnung auf große Beute war, zogen die Bilbhausener vor die Walburg, gewannen sie, nahmen dann auch Henttveinsborf ein, plünberten es und machten merkliche Beute. Don ba aus zogen sie auf Bitten der oberlänbifchen Städte wieber nach Königshofen zurück um den Stäbten gegen die abeligen Feinde beizustehen. Inzwischen waren Berzog Bans von Sachsen und Graf Wilhelm von Benneberg in Koburg zusammengekommen, und als die Bilbhausener Bauern, die am 3. Juni zu Mellrichstabt aufgebrochen waren um betten von Meiningen zu f?ilfe zu kommen, nicht fern von Meiningen ankamen, würden sie überfallen, bei Ho erstochen, etliche gefangen und mußten in die Stadt flüchten. Z?ier ergaben sie sich an Herzog i?ans. g) Der Sturm auf das Schloß. 2lm Sonntag, den Mai, um - Uhr früh fingen die Bauern aus einer am Glesberg errichteten Schanze an in das Schloß zu schießen, fügten aber nur an Dächern und Ziegeln einigen Schaben zu. Als bies der oberste Bauptmann des Frauenberges inne ward, berief er seine Kriegsräte und beschloß mit ihnen, zur Gegenwehr zu schreiten und den Feind nicht mehr zu schonen. Sodann befahl er den Büchsenmeistern, die Büchsen zu laden und zuzurichten und auf ein Zeichen vom mittleren hohen Turme aus alle in die Stadt abzuschießen. Das ist also geschehen und um die sechste

5. Das Badnerland - S. 139

1910 - Weinheim [u.a.] : Ackermann
— 139 — Nördlich des Breisgaus erstreckt sich zwischen der Bleiche und der Oos die Ortenau. Die Ortenau umschließt die Landschaften von der Lahrer bis zur Achmer Gegend und wird von der Schutter, der Kinzig, der Rench und der Acher durchflössen. Ein wichtiger Bruchteil der Ortenau ist das „Hanauer Ländchen" mit den Orten Kehl, Kork, Rheinbischofsheim und Lichtenau. Es bietet zwar, da es ganz in der Rheinebene liegt, keine besonderen Naturschönheiten; aber es ist ausgezeichnet durch seine Fruchtbarkeit; namentlich gerät dort der sog. Schleiß- und Spinn- Hanf, dessen Anbau den Haupterwerbszweig des Ländchens bildet. Er kommt größtenteils nach Holland und Frankreich, wo er zu Schiffstauen und Segeltüchern verwendet wird. Ganz bedeutend ist diese Einnahmequelle für die Hanauer. Die Hanauer sind ein fleißiger, kräftiger und gesunder Menschen- schlag mit offenem, fröhlichem Sinn. Die Ortschaften sind rein- lich und freundlich, fast vor jedem Haus liegt ein sorgfältig gepflegtes Blumengärtchen. Sie zeichnen sich vor den andern Bewohnern der Ortenau durch ihre schöne Tracht aus. So hat die obere Rheinebene ihre Reize durch die Schön- heit des sie begrenzenden Schwarzwaldes und durch die Eigen- art ihres Volkes. Hauauer. (Photogr. von C. Ruf, Hofphotograph in Frelburg.)

6. Natur-, Erd-, Menschen- und Völkerkunde, und deren Geschichte - S. 160

1839 - Karlsruhe : Groos
160 Zweite Stufe des Unterrichts. an, erstere blieb katholisch. Als im Jahr 1771 das Geschlecht von Baden-Baden erlosch, kam seine Herrschaft mit der Stadt Baden an das Haus Durlach, welches nunmehr die sämmtlichen Lande besitzt. Der Heilquellen, die auf der Südseite des Schloßberges ent- springen, sind es 13, verschieden an Wärme und Gehalt. Sie befinden sich in-einem ziemlich kleinen Raume, der die Hölle genannt wird und auch einer Quelle seinen Namen gab. Die vor- züglichste ist der sogenannte Ursprung, der sich, neben der Alterthumshalle, aus einer Felsenspalte ergießt. Er übertrifft alle andern an Kraft und Wärme. So heiß sein Wasser ist, — es hat nämlich 54° (Reaumur) Wärme, indem das Wasser der gewöhnlichen kalten Trinkbrunnen nur 7 — 8° Wärme hat, — so kann man es doch aus der Quelle sogleich trinken, ohne daß es den Mund brennt, und es schmeckt angenehm, ohngefähr wie Fleischbrühe. Die Römer schon umgaben diese Quelle mit einem Gemäuer von weißem Marmor, wie noch einige Trümmer be- weisen. Dieser Quelle zunächst, etwas weiter östlich, ist eine andre Quelle, der sogenannte B r ü h b r u n n e n, der zum Brühen der Schweine, des Gestügels, zum Sieden von Eiern re., dient. Die Wirksamkeit der hiesigen Quellen hilft denen, die an Gicht, Erkältungen, Scropheln, an Unterleibsbeschwerden, leiden. Das Wasser wird zum Baden und Trinken gebraucht und ist in die dortigen Gasthöfe geleitet. Auf einem Absätze des Schloßberges, westlich von den heißen Quellen abwärts, steht die Pfarr - und Stiftskirche, die im 7. Jahrhundert von den Mönchen von Weißenburg erbaut worden sein soll.; Im Jahre 1789 litt auch diese Kirche sehr. Die meisten katholischen Markgrafen sind hier beigesetzt. Die Grabmähler der be- rühmten Feldherrn, die in den Türkenkriegen sich ausgezeichnet ha- den, die des Ludwigs und Leopold Wilhelms, zeichnen sich aus.— In dem Kloster der Frauenkirche unterrichten Nonnen die weibliche Jugend. — Das heutige neue Schloß (von keinem Kunstwerthe) ist nach dem Orleanschen Kriege gebaut. In demselben befinden sich unterirdische Gänge und Gewölbe, die früher zum Abhalten von Lehmgerichten (heimlichen Gerichten im Mittelalter) gedient haben. Eine steinerne Thüre von 9" Dicke führt zu der Folter-

7. Natur-, Erd-, Menschen- und Völkerkunde, und deren Geschichte - S. 212

1839 - Karlsruhe : Groos
212 Zweite Stufe des Unterrichts. schäftigten Bauern verlangt hatte, daß dieselben ihre Arbeiten einstellen und Schneckenhäuschen suchen sollten, damit ihr Gesinde Garn darauf wickeln könne. Die Leute hörten anfänglich auf diesen Befehl nicht und arbeiteten fort; als man sie aber mit Ge- walt dazu anhalten wollte und mit harter Strafe drohte, ließen sie Alles stehen und gingen nach Hause. Die Unzufriedenen rotteten sich zusammen, kündigten den Gehorsam auf und Johann Müller, welcher früher in Frankreich Soldat gewesen war, stellte sich an ihre Spitze. Es vereinigten sich 12 hundert der entschlossensten Männer aus den 4 Gemeinden Stühlingen, Bettmaringen, Bonn- dorf und Ewatingen und schwuren. Lieb und Leid mit einander zu theilen. Mit einer schwarz, roth und weißgemachten Fahne zogen sie auf die Waldshuter Kirchweih. Müllers Einzug in Waldshut geschah unter freudigem Zujauchzen der Bürger, mit denen er eine sogenannte evangelische Brüderschaft er- richtete. Sie sandten Botschaften nach allen Theilen des Reichs. Von Da durchzogen sie im Herbst und nächsten Frühjahr den gan- zen obern Schwarzwald, den Hegau, die Baar. Die Villinger schlossen ihnen aber die Thore; der Abt von Sanct Georgen ging ihnen mit Geschenken entgegen, um sein Kloster zu retten, und Müller ließ sich von ihm gastlich bewirten. Ueber Sanct Peter zog der Haufe, der indes auf 12000 Manu angewachsen war, in den Breisgau herab. Zu Ebnet verlangte Müller den Eid des Gehorsams. Freiburg berennten sie. Als sie einige Schüsse auf den Münsterthurm und in die Stadt gethan hatten, wurde Müller mit 300 Mann in die Stadt eingelassen und mit 3000 fl. beschenkt, so wie mit einigem schweren Geschütz. Der Rath begleitete den General ehrenvoll bis zum nächsten Dorf Sanct Georgen (bei Freiburg), wo die Abgeordneten von Breisach erschienen und Müller mit einer Summe Geldes zu Frieden stellten. Durch das Elzacher Thal nahm Müller seinen Rückzug nach dem Hegau. Vor Radolfzell entwich er heimlich aus seinem Heer, und in zwei Schlachten wurden die Bauern von dem Grafen Truchseß von Waldburg, der die Aufrührer in Schwaben bekämpfte, aufs Haupt geschlagen. Johann Müller ward eingefangen und auf dem Nichtplatze zu Laufenburg enthauptet. 39. Die Stadt Heidelberg liegt am Ausgange des hier sehr

8. Natur-, Erd-, Menschen- und Völkerkunde, und deren Geschichte - S. 196

1839 - Karlsruhe : Groos
196 Zweite Stufe des Unterrichts. Freiburgs, und wie dort, fließen auch hier durch alle Gaffen Bächlein. Sie erhielt eine so freie Verfassung wie Freiburg. Nach dem Aussterben der Zähringer wechselte die Herrschaft mehrmahls, bis sie an die Grafen von Fürstenberg und von diesen an das Haus Oestreich kam. 1535 und 1553 fluchtete die Universität Frei- burg wegen der Pest zwei Mahl hierher. Im 30 jährigen Krieg ward die Stadt von den Schweden und Würtembergern 3 Mahl belagert, aber nicht eingenommen; Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden leitete die Vertheidigung. Im spanischen Erbfolgekrieg 1703 belagerte General de Tallard mit 30,000 Franzosen 14 Tage lang die Stadt; die Bürger, einige Soldaten, Studenten und Weiber hielten sich aber so wacker, daß die Franzosen mit großem Verluste wieder abziehen mußten, indem sie 1500 Todte verloren und 40 Wagen Verwundete nach Straßburg zu führen hatten. 1744 besetzten die Franzosen die Stadt für Baiern ohne Wider- stand, führten aber beim Abzug alles Geschütz und alle Kriegsvor- räthe auf 142 Wagen nach Frankreich. 1805 kam Villingen zu Folge des Preßburger Friedens an Würtemberg und durch Ver- gleich 1800 an Baden. Aus der Kirche des Benedictinerklosters Sankt Georgen, welches 1806 aufgelöst worden ist, kam die Orgel, von Silbermann in Straßburg verfertigt, in die evange- lischen Stadtkirche zu Karlsruhe, so wie auch das Gehäute. 27. Die Benedictinerabtei Sankt Trudpert im Münster- tbale war eins der ältesten Klöster des Landes. In dem engen, 3 Stunden langen Münsterthale zwischen schroffen Gneißfelswänden suchte im 7. Jahrhundert der fromme Mönch Trudpert aus Irland, der Sohn eines dortigen Herzogs, sich hier eine Stätte zur Gründung und Verbreitung des christlichen Glaubens. Der edle Allemanne Otbert, Herr dieses Bezirks, einer von den Alt- vordern des Hauses Habsbnrg, nahm diesen Friedensboten freund- lich auf und überließ ihm dies Thal zu bewohnen. Er übergab ihm 6 Knechte, die ihm zur Auöstockung der Wildnis Hilfe leisten sollten. Trudpert baute sich hier eine Zelle, arbeitete mit rastlosem Eifer an der Urbarmachung des Bodens und lehrete in den Ruhe- stunden und an den Sonntagen und in den Wintermonaten die Leute das Wort Gottes. Aber im 3ten Jahre seiner Ankunft, als er eben vor Ermüdung unter einem Baume eingeschlafen war,

9. Natur-, Erd-, Menschen- und Völkerkunde, und deren Geschichte - S. 207

1839 - Karlsruhe : Groos
Geschichtliches von merkwürdigen Orten des Großherzogthums. 207 Im 16.Iahrhundert verlor die Stadt Constanz ihre Reichsfreiheit, indem sie mit den Evangelischen gemeinsame Sache machte, aber der kaiserlichen Uebermacht unterlag. Bei der niedern Geistlichkeit nämlich fand 1519 die evangelische Lchre großen Eingang, so daß eine völlige Umwandlung der kirchlichen Verhältnisse vor sich ging. In Verbindung mit den Städten Straßburg, Memmingen und Lindau legte sie durch ihren Stadtschreiber Joachim Mahler ein besondres Glaubensbekenntnis auf dem Reichstage zu Augsburg . 1530 dem Kaiser vor, und schloß, sich an die Fürsten des schmalkal- dischen Bundes an. Ambrosius Bla rer, von Constanz ge- bürtig, früher Mönch zu Alpirsbach, und ein Freund von Brenz, war hier das Hauptwerkzeug zur Verbreitung der neuen Lehre, und in ganz Oberschwaben führte er von Tübingen an bis zum Bodensee die Kirchcnänderung aus. Als der erste Religionskrieg ausbrach, zogen 1546 die Fähnlein von Constanz mit denen von Kempten, Ulm, Reutlingen unter dem berühmten Augsburger Feldhauptmann Schärtlin aus, und eroberten schnell die für un- überwindlich gehaltene Ehrenberger Klause in Tprol, um den Kaiser Karl V in Regensburg zu überraschen, ehe er noch seine Truppen an sich gezogen hätte. Aber die Fürsten riefen Schärtlin ab. In Sachsen nahm die Sache der Evangelischen durch die Ge- fangennehmung des Kurfürsten Johann Friedrich bei der Schlacht zu Mühlberg, eine üble Wendung und Constanz ward 1548 in die Acht erklärt. „In der Nacht vom 4. August brach der kaiser- liche Kriegsobrist Vives mit 3000 Mann spanischen Fußvolks von Ueberlingen aus, um Constanz unversehens zu überfallen. Ein Haufe näherte sich der Vorstadt Petershausen in tiefster Stille. Hier aber witterte ein Wächter die Gefahr, und warnte den Bür- germeister. Es war morgens 2 Uhr. Eilends wurde die Bürger- schaft unter die Waffen gerufen, die trockenen Gräben erlaubten dem Feinde/ an die Mauer heranzuschleichen. Ein Thor ward er- stürmt; aber die Bürger wichen nur Schritt vor Schritt aus der Vorstadt. Auf der Rheinbrücke war der Kampf am Heftigsten^ Da stritt zunächst am Feinde lange ein Metzger mit der ganzen Kraft seines starken Armes. Mehrere Feinde lagen getödtet vor ihm, und über ihre Leichname hinweg drang er auf die übrigen ein und zwang sie zum Weichen. Endlich gelang es zwei Spaniern,
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