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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
184 Luise Henriette.
Die Kurfürstin Luise Henriette (von Oranien). Unter den Vertrauten Friedrich Wilhelm's war Niemand, auf den er in geistlichen Dingen so gern gehört, wie auf den Rath seiner trefflichen Gemahlin, der bereits öfter erwähnten Luise Henriette aus dem Hause Oranten. Dieselbe war eifrig reformirt, vor Allem aber von ächter, demüthiger Frömmigkeit und von christlicher Liebe erfüllt. Eifrig in Gebet ließ sie sich auch die religiöse Erziehung ihrer Kinder neben der wissenschaftlichen Ausbildung derselben sehr angelegen sein. Sie war ihrem Gemahle bei seiner umsassenden und anstrengenden Thätigkeit eine wahre Stütze; mit inniger Liebe war sie ihm treu ergeben und folgte ihm trotz ihrer schwachen Gesundheit fast auf allen seinen zahlreichen Reisen und selbst auf seinen Kriegszügen; denn es war ihr unerträglich, von ihm getrennt zu sein. „Ich will lieber alle Unbequemlichkeiten der Welt haben und bei ihm sein," schrieb sie einst, „als alle Bequemlichkeiten der Welt haben und ihn nicht sehen." Der Kurfürst erwiderte diese innige Liebe, und selbst in den ernstesten Staatsangelegenheiten war es ihm Bedürfniß, sich mit ihr zu berathen; oft verließ er die Sitzungen seines geheimen Rathes und sprach mit ihr über die vorliegenden Sachen. Selbst auf Friedensunter-handlungen übte sie einen gewissen Einfluß, besonders soll sie an dem Abschlüsse des Friedens von Oliva Theil gehabt haben. Ihr landesmütterliches Herz war gerührt von dem großen Kriegselende in Preußen und sie sagte, ihr Gemahl sönne es vor Gott nicht verantworten, wenn er demselben keine Erleichterung gewährte. Vor Allem aber entsprach es ihrem ächt weiblichen und frommen Sinne, durch ihre Fürbitte so viel als möglich die Strafen der Verbrecher zu mildern. Den Armen endlich war sie eine wahre Mutter und christliche Fürsorgerin; überall war sie den Nothleidenden mit Rath und Hülfe nahe. Deshalb erwies ihr auch das Volk eine innige Verehrung. Das Waisenhaus in Oranienburg, welches von ihr gegründet wurde, hat das Andenken ihrer Wohlthätigkeit verewigt. Zu früh für den Kurfürsten und für die Liebe des Volkes starb sie schon am 18. Juni 1667 in noch nicht vollendetem vierzigsten Jahre. Eine zweite Gemahlin des großen Kurfürsten, Dorothea von Holstein-Glücksburg, vermochte ihm jenen herben Verlust niemals zu ersetzen, und er soll öfter in wehmüthigem Anschauen vor Luisens Bilde gestanden und in Thränen ausgerufen haben: „O Luise, wie sehr vermisse ich dich und deinen Rath."
Nicht blos als Gattin, Mutter und Fürstin hat Luise Henriette ein ruhmvolles Andenken hinterlassen, auch als Dichterin geistlicher Lieder wird sie in der evangelischen Kirche hoch geehrt. Gewiß hat vorzüglich Paul Gerhardt's herrliches Vorbild belebend und anregend auf sie gewirkt; der Kurfürst selbst hatte vier ihrer geistlichen Lieder herausgegeben, unter welchen zwei, „Jesus meine Zuversicht" und „Ich will von meiner Missethat zum Herreu mich bekehren" als kostbare Kleinode des evangelischen Liederschatzes allgemein in Ehren gehalten werden.
Häuslicher Kummer des Kurfürsten. So glorreich des Kurfürsten Wirken bis an sein Lebensende war, so wurde doch zuletzt die Freude daran durch die Verhältnisse in seinem eigenen Hause getrübt. Seine zweite Gemahlin lebte mit den Kindern erster Ehe in fortwährendem Unfrieden, und es kam in der Mißstimmung und Feindseligkeit so weit, daß man sich von allerlei Nachstellungen gegen den Kurprinzen Friedrich erzählte. Böse Auf-
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186 Des Kurfürsten Ende.
men, und die Sanduhr meines Lebens wird bald abgelaufen sein. Was für eine langwierige, mühsame und mit schweren Kriegen stets beunruhigte Regierung ich gehabt, ist aller Welt zur Genüge bekannt. Hierburch haben meine lieben Unterthanen wiber allen meinen Willen nothwenbig gar sehr mitgenommen werben müssen. Dem allen ungeachtet hinterlasse ich Euch durch Gottes Gnade anjetzo Eueren Staat in Frieden und ziemlichem Wohlstände wenigstens weit blühender, als mir berselbe von meinem in Gott nihenben Herrn Vater hinterlassen worben. Mein Ziel war baraus gerichtet, mein kurfürstliches Haus in Ruf, Flor und Ansehen zu bringen. Ich zweifle nicht, mein Sohn, Ihr werdet, wie in der Regierung, also auch in denen Staats! maximen, wodurch ich den Staat glücklich beherrschte, mein Nachfolger sein, vor allen Dingen Gott vor Augen haben, Euere Unterthanen herzlich liebes treue Räthe hören und ihnen folgen, und das Heft der Waffen nicht aus den Händen lassen, benn baburch muß nächst göttlicher Hülfe die Sicherheit Euerer Länber und der so sauer erworbene Ruhm des Kurhauses Branbenburg hauptsächlich maintenirt werben. Mit allem Fleiße seib baraus bebacht, den Ruhm, welchen ich Euch als ein Erb theil hinterlasse, zu wahren und zu mehren."
Hieraus zu den Räthen gewandt, dankte er ihnen für die ihm bewiesene Treue und redlichen Dienste und sorberte sie auf, solche hinsüro auch seinem Sohne zu erweisen. „Ich hätte herzlich gewünscht," fügte er hinzu, „meinen armen Unterthanen noch vor meinem Ende einige Erleichterung zu schaffen; daß ich aber dazu nicht gelangen können, ist den bisherigen trübseligen Zeiten und anhaltenben Unruhe, wie Ihr selbst am besten wisset, zuzuschreiben."
Alle Anwesenben waren tief ergriffen. Der Kurprinz konnte vor Weh-muth und Schluchzen seine Danksagung nicht vollenben und der alte Herzog von Schömberg als Erster im Rathe, nach ihm alle Uebrigen, nahmen unter Thränen Abschieb von dem geliebten Herrn. Dieser war bavon so gerührt, daß er nicht mehr sprechen konnte und nur mit der Hand seine große Freube über ihre Anhänglichkeit zu erkennen gab. Daraus schritt man noch zum Vortrag einiger wichtiger Staatsangelegenheiten, welche der geistesstarke Mann mit so gelassenem Gemüthe und so scharfsinnigem Verstaube beurtheilte, als wäre er bei vollkommener Gesuubheit.
Nach beenbigter Rathssitzung ließ er sich wieber in sein Schlafgemach bringen, wohin er den Kurprinzen allein berief. Mit nachdrücklichen und rührenden Worten ermahnte er benfelben hier nochmals, Allem genau nachzukommen, was er ihm aus väterlichem, treumeinenbem Gemüthe theils munblich vorgestellt, theils schriftlich hinterlassen habe, sofern er der göttlichen Gnabe und der Kraft des väterlichen Segens theilhaftig werben wollte. Der Kurprinz warf sich zu seinen Füßen und bat ihn um Verzeihung der Fehler, die er begangen, und um seinen Segen. Der Vater segnete ihn. Dann schenkte er allen Angehörigen und Dienern werthvolle Gaben der Erinnerung und suchte seine in lauten Schmerz ansbrechenbe Gemahlin zu trösten, inbem er zu ihr sprach: „Wie nun, liebste Gemahlin, ich bitte, faßt Euch ein wenig! es muß bcch einmal geschieben sein und eins dem anbetn vorangehen. Vor mich habe ich genug gelebt und von meinem Gotte unzählige Wohlthaten empfangen. Wäre es benn nicht billig, daß ich bemjenigen die Seele wiedergebe, von dem ich sie erhalten? Ich bin bereit, dieses sterbliche Leben nach
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Klagen des Berliner Stadtraths; Georg Wilhelm's Tod. 141
fürst das unglückliche Land und begab sich nach Preußen (1639). Seine eigenen Kriegsleute aber bedrängten die armen Brandenburger fast eben so schwer, wie die fremden Heere. Der Stadtrath von Berlin sah sich veranlaßt, eine Beschwerde an den Kurprinzen Friedrich Wilhelm zu richten, worin es heißt: Freund und Feind hätten das Land zur Wüste gemacht. Viele Offiziere müßten unterhalten werden und lebten herrlich, ohne die Mannschaften zu halten, für welche sie Sold iu großen Summen zögen, während die Gemeinen verhungerten oder fortliefen. Vor den kurfürstlichen Reitern sei kein Stück Vieh, ja kein Mensch sicher, weshalb der Ackerbau gar nicht betrieben werden könne, alle Geschäfte und Nahrung hörten auf. Städte und Dörfer ständen wüste. Auf viele Meilen weit fände man weder Menschen noch Vieh, weder Hund noch Katze. Dennoch würden die Kriegssteuern mit Gewalt beigetrieben. Den Bürgern habe man Häuser, Aecker, Gärten, Wiesen und Weinberge genommen und den Offizieren gegeben, die von Steuern frei wären, wodurch die übrigen Bürger überlastet und genöthigt würden, zu entlaufen. Die Rathsdörfer lägen in Ascke, die Beamten, Kirchen-und Schullehrer könnten nicht besoldet werden; viele hätten sich beeilt, durch Wasser, Strang und Messer ihrem elenden Leben ein Ende zu machen, und die Uebrigen wären im Begriffe, mit Weib und Kind ihre Wohnungen zu verlassen und in das bitterste Elend zu gehen.
Der Kurprinz vermochte damals solch bitterer Noth noch nicht abzuhelfen, dem Kurfürsten Georg Wilhelm aber fehlte es an der geistigen und sittlichen Kraft, um irgend welche Anstrengungen zur Abwendung der Greuel und Drangsale des unheilvollen Krieges zu machen. Mit neuer Gewalt droheten die Kriegsgefahren über die Mark hereinzubrechen, als — der Kurfürst am 20. November 1640 in Preußen starb und sein einziger Sohn, Friedrich Wilhelm, die Regierung antrat.
Georg Wilhelm ist der einzige hohenzollernsche Fürst, dessen Regierung nur Trübsal über die brandeuburgisch-preußischen Lande gebracht hat. Wenn ihm auch die Schwierigkeiten der unglückseligen Zeit, in welcher er das Scepter führte, einigermaßen zur Entschuldigung dienen mögen, so ist doch unverkennbar, daß vor Allem seine eigene Schwäche und der Mangel an Erkenntniß seiner hohen Aufgabe ihn hinderte, die wichtige Rolle zu spielen, zu welcher gerade damals ein brandenburgischer Fürst berufen war. Zum Glück für unser Vaterland ließ die Vorsehung auf diesen schwachen Fürsten einen Mann folgen, dessen kräftiger Geist und Wille das Unheil der vorhergegangenen Zeiten zu tilgen wußte.
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146 Friedrich Wilhelm's erste Schritte; Schwarzenberg's Tod.
durch die Verträge mit dem Kaiser die Hände gebunden, denn die Truppen, besonders in den Festungen, waren vor Allem dem Kaiser vereidigt und dem Kurfürsten nur nebenher durch einen Handschlag verpflichtet. In einem Aufsätze aus seiner ersten Regierungszeit sagte Friedrich Wilhelm selbst: „Auf der einen Seite habe ich die Krone Schweden, auf der andern den Kaiser; ich sitze zwischen ihnen und erwarte, was sie mit mir anfangen, ob sie mir das Meinige lassen ober nehmen wollen," und wenn er die biblischen Geschichten liest, so will ihm bebiinfen, als sei niemals ein Fürst in einer ähnlichen Be-brängniß gewesen wie er, Weber David noch Salomo habe es jemals so schwer gehabt. Noch währte der breißigjährige Krieg fort. Es war nichts Leichtes, sich bamals für eine der fceiben friegführenben Parteien zu entscheiben, zwischen welchen das Glück fortwährenb schwankte, so daß bald die Kaiserlichen im Begriff waren, die Schweden ganz aus Deutschland zu verjagen, balb wieber die Letzteren bis vor Prag und bis an die Donau vordrangen. Mochten aber die Schweden oder die Kaiserlichen im Vortheile sein, immer waren es die Marken, welche unter den Schrecken des Krieges am meisten zu leiden hatten.
Friedrich Wilhelm mußte, um sich aus dieser schlimmen Lage zu ziehen, sehr vorsichtig und planmäßig zu Werke gehen. Er sah ein, daß er vor Allem Herr in seinem eigenen Lande werden und sich wo möglich eine eigene, nur ihm gehorchenbeheeresmachtbitben müßte um sobanti den Umständen nach frei und selbststänbig hanbeln zu können. Natürlich konnte ihm bei biesem Bestreben Schwarzenberg's Einfluß nur im Wege stehen, welcher mit ausgebeizten Vollmachten Statthalter tu den Marken war. Der Kurfürst durfte jedoch den Grafen nicht plötzlich entlassen, um nicht seine Pläne baburch gleich zu verrathen und des Kaisers Verdacht zu erregen. Er schrieb daher an Schwarzenberg von Königsberg aus, um denselben zu bitten, ihm, wie seinem Großvater und Vater, die Regierungslast erleichtern zu helfen und sich mit der Statthalterschaft in den Marken ferner zu beladen. Gleichzeitig aber verbot er den Commaudauteu der Festungen Küstrin und Peitz, fernerhin kaiserliche Garnisonen aufzunehmen, und suchte sich mit den Schweden, wenn auch nicht in Frieden, doch in eine Art Waffenstillstand zu setzen. Vergeblich machte Schwarzenberg hiergegen die dringendsten Vorstellungen. Bald sollte er auch aus anberen Anzeichen erkennen, daß der Kurfürst nur feiner eigenen Ueberlegung folgte. Unter Georg Wilhelm hatte der allmächtige Minister alle an den Kurfürsten gerichtete Schreiben erbrechen dürfen, Friedrich Wilhelm dagegen verordnete, daß ihm künftig solche Briese zu eigener Eröffnung zugeschickt würden, wie er auch auf attbere Weise die Vollmachten Schwarzenberg's beschränkte. Gleich darauf ging er einen großen Schritt weiter: er befahl, die Commandanten und Offiziere der Festungen, welche bis dahin durch ihren Eid dem Kaiser verpflichtet waren, für ihn allein zu vereidigen. Nur einer der Commandanten, Oberst von Burgsdorf in Küstrin, leistete dem Befehle ohne Weiteres Folge, die übrigen Offiziere erhoben Bebenken, weil die Truppen in des Kaisers Namen geworben wären.
Schwarzenberg mußte mehr und mehr erkennen, daß die Zeit feiner allmächtigen Herrschaft vorüber sei; im Aerger über alle diese Vorgänge und über die Berufung mehrerer feiner entschiedensten Gegner in bett kurfürstlichen
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Derfslinger. 157
weil ihn der Gedanke quäle, ob er wohl in der Welt noch ein General werden möchte. „Ach was!" rief der Andere, „lieg und schlaf! ein Lumpenhund magst Du wohl noch werden, aber kein General!" Dreißig Jahre nachher, als er schon Feldmarschall war, kam er in ein Städtchen, wo der Name des Bürgermeisters ihn an jenen Kameraden erinnerte. Er fuhr sogleich vor dessen Wohnung, und als derselbe eiligst mit der Mütze in der Hand hervorstürzte, rief Derfslinger, ihn auf den ersten Blick wiedererkennend, mit starker Stimme: „Kamerad, kennen wir uns wohl noch?" — „Ja," erwiderte der Bürgermeister mit Zögern. — „Und wie ist's mit der Prophezeihuug geworden?" fuhr Derfslinger fort, indem er ihm die Worte jener Nacht zurückrief. Der Bürgermeister entschuldigte sich, nach so langer Zeit könne er sich der Worte, die er damals gebraucht, so genau nicht mehr erinnern, bäte aber um Verzeihung, wenn unter ihnen als Zeltkameraden damals so Etwas vorgekommen. „Wenn's einmal Lumpenhund sein muß," rief Derffliuger, „so mag's drum sein; aber wer ist denn nun der größte geworden, ich oder Du?" Der Bürgermeister wußte sich in seiner Verwirrung kaum zu fassen, der Feldmarschall aber sprang aus dem Wagen, umarmte ihn brüderlich, klopfte ihm auf die Schultern und sagte, ob er was Gutes zu essen habe? Jener antwortete: Schinken, geräucherte Würste, Fische und Krebse habe er im Hause. „Und ich," sagte Derffliuger, „habe guten Rheinwein bei mir." Und so gingen sie zusammen hinein, aßen und tranken vergnügt mit einander und unterhielten sich mit alten Schnurren und Streichen aus jener frühen Zeit.
Derfflinger lebte seine letzten Jahre im Schooße seiner Familie, jeder Sorge enthoben, in stillem Frieden. Man erzählt, daß er einst an der Wiege des Kurprinzen, nachherigen Königs Friedrich Wilhelm des Ersten, stand, ganz in Betrachtung versenkt. Der Kurfürst fragte ihn: „Nun, alter Derfflinger, was denkt Er denn so nach?" Der Feldmarschall fuhr auf, war zuerst etwas verlegen, faßte sich aber gleich und sagte mit munterer Geradheit: „Indem ich den Prinzen ansah, dachte ich mir und sagte im Stillen zu ihm: Dein Großvater hat mich gehudelt, Dein Vater hat mich gehudelt, aber Du wirst mich wohl ungehudelt lassen." Der Kurfürst lachte und ließ es gut sein. Derfflinger war übrigens ein Mann von aufrichtiger Frömmigkeit, der protestantischen Glaubenslehre eifrig ergeben: er ließ sich in seinen letzten Lebensjahren aus dem trefflichen Erbauungsbuche Johann Arud's „wahres Christenthum" fleißig vorlesen. An Altersschwäche starb er am 4. Februar 1695 im neunzigsten Lebensjahre.
22. Der schwedisch-polnische Lrieg; das Her^ogthum Preußen rvird unabhängig von Polen.
Ausbruch des schwedisch-polnischen Krieges; des Kurfürsten Politik. Das Heer, welches Friedrich Wilhelm mit Anstrengung aller Kräfte seines Landes gebildet und vermehrt hatte, fand sehr bald Gelegenheit, seine Tüchtigkeit zu erproben: im Jahre 1654 brach ein Krieg zwischen Schweden und Polen aus, welcher für den großen Kurfürsten nicht gleichgültig bleiben konnte, vielmehr auf das Schicksal seiner Staaten einen großen Einfluß übte. Der Klugheit und Umsicht, womit Friedrich Wilhelm sich während dieses
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Extrahierte Personennamen: Derfslinger Derfslinger Derffliuger Derfflinger Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Derfflinger Johann_Arud's_„wahres_Christenthum" Johann Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Friednch's Anti-Macchiavell. 251
stimmte nun zwar uicht in aßen Dingen mit ihm überein, vielmehr haben wir noch einen Briefwechsel, worin er gewisse höhere Ideen gegen den französischen Zweifler vertheidigt, aber allmalig gewann leider dessen Geist immer mehr Einfluß auf unseren Prinzen, und dieser verfiel zuletzt einem fast gänzlichen Unglauben. Wo er ächte Frömmigkeit fand, da versagte er derselben zwar seine Achtung nicht, und im Allgemeinen war es seinem Sinne zuwider, irgend Jemand wegen seines Glaubens zu verfolgen, aber den Geistlichen blieb er mit wenigen Ausnahmen abhold, und für sich selbst hat er die Tröstung und Stärkung des Glaubens niemals gesucht. Er fühlte es öfter als ein Unglück für einen Fürsten, nicht gläubig zu sein, wie seine Völker, aber er war zu ehrlich, um Religion zu heucheln, und hoffte, das Volk werbe einen Fürsten, der es reblich mit ihm meine und es durch seine Hanblungen glücklich zu machen suche, boch lieben. Auch nahm er es mit feinen Hanblungen um so strenger: er machte sich ein Jbeal von Vollkommenheit, und wenn man ihm sagte, daß er es nicht erreichen werbe, so erwiderte er, £aß er wenigstens banach streben und sich dann mit dem genügen lassen wolle, was er erreiche.
Während» der Prinz durch Lesen, Denken und vielfachen Briefwechsel mit fcebeutenben Gelehrten feinen Geist aus alle Art auszubilben bemüht war, entstauben auch seine ersten eigenen Schriften. Unter Anberem schrieb er (1793) eine große Abhanblung über Politik unter dem Titel „Auti-Macchia-vell." Der Florentiner Macchiavell hatte im Anfange des sechzehnten Jahr* hunberts ein Buch „vom Fürsten" geschrieben, worin er nachwies, mit welchen Mitteln eine Alleinherrschaft im Staate zu erlangen und zu behaupten sei. Da er vielfach Mittel der Gewalt und der List empfahl, so hielt Friedrich fein Buch für ein höchst verberbliches. „Überschwemmungen, Feuersbrünste, Peften," sagte er, „sind nicht so nachtheilig für die Welt, als schlechte Moral und zügellose Leidenschaften der Könige." Er geht in feiner Wiberlegung des Florentiners davon aus, daß das Hauptstreben für einen Fürsten die Gerechtigkeit fein müsse: er müsse das Wohl des Volkes, welches er regiere, jebem anbereu Interesse vorziehen, benu der Fürst solle sich nicht als unumschränkter Herr feiner Unterthanen, fonbern als ihr höchster Diener betrachten, als ihr Vormuub, welcher ihr Vermögen zu verwalten habe und bafür verantwortlich fei. Die Schrift ist burchweg von ebeln und trefflichen Gebanken erfüllt; überall tritt uns Abscheu vor dem Laster und ein starkes sittliches Gefühl entgegen.
So bereitete sich Friedrich in Rheiusberg für feinen hohen Beruf vor. Die Meinungen darüber, was man von ihm zu erwarten hätte, waren getheilt : die Meisten glaubten, er werde sich nur angelegen sein lassen, Wissenschaft und Geist an seinem Hofe zu pflegen und darin selbst als Muster voranleuchten ; Andere hofften, er werde Gewerbe und Künste fördern und seinem Volke die Wohlthaten des Friedens gewähren; nur Wenige ahnten, daß er nicht nur Vater des Vaterlandes, sondern auch Kriegsheld fein würde. Doch schrieb ein Franzose ein Jahr vor Friedrich's Thronbesteigung: der wahre Gegenstand seiner Wünsche sei der Ruhm und zwar der Kriegsruhm, er brenne vor Begierde, in die Fußstapfen feines Ahnherren, des großen Kurfürsten, zu treten.
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Vorbereitungen zum Kriege. 259
Kurfürst habe damals diese Ansprüche ausdrücklich erneuert. Es wird ihm auch die Aeußerung zugeschrieben: „Ich muß, will und werde mein Wort halten; das Recht aber an Schlesien auszuführen, will ich meinen Nachkommen überlassen, als welche ich ohnedem bei diesen widerrechtlichen Umständen weder verbinden kann, noch will;" doch ist irgend ein urkundlicher Vorbehalt aus jener Zeit nicht vorhanden.
König Friedrich Ii. war es vorbehalten, die alten Ansprüche seines Hauses unter günstigeren Umständen zu erneuern. Die Rechtsfrage mag nach der eben erwähnten Entwickelung der Sache zweifelhaft erscheinen: wie aber die habsburgischen Fürsten sie dnrck einen Machtspruch zum Vortheile ihres Hauses entschieden hatten, so führte Friedrich selbst eine entgegengesetzte Lösung durch entschlossenes Eingreifen und durch sein siegreiches Schwert herbei. Die Aufforderung dazu fand er in der damaligen Lage des österreichischen Staates.
Vorbereitungen zum ersten schlesischen Kriege. Kaiser Karl Vi. war am 26. October 1740 gestorben; seine Tochter Maria Theresia ergriff der pragmatischen Sanction gemäß in allen seinen Ländern die Regierung. Aber gleich nach des Kaisers Tode trat Baiern mit der Erklärung hervor, es könne die junge Fürstin nicht als Erbin und Nachfolgerin ihres Vaters anerkennen , weil das baiersche Haus gerechte Ansprüche an die Erbfolge habe. Was Karl Vi. gefürchtet hatte, der Zerfall der österreichischen Monarchie, schien jetzt wirklich hereinzubrechen; denn Frankreich war bereit, die Feinde der österreichischen Monarchie zu unterstützen. Dazu kamen die traurigen Unistände, in welchen Karl Vi. sein Reich hinterlassen hatte: das Heer durch einen unglücklichen Türkenkrieg geschwächt und entmuthigt, der Schatz erschöpft, die Minister alt, schwach und mnthlos, das Volk durch Theuerung aufgeregt, — und dem Allen gegenüber eine dreiundzwanzigjährige Fürstentochter, die man den Schwierigkeiten einer solchen Lage nicht gewachsen glaubte.
Friedrich Ii. war in Rheinsberg, als er die Nachricht von Karl's Tode erhielt: Fieber hielt ihn ans Bett gefesselt, doch aus die wichtige Kunde riß er sich mit Gewalt vom Lager auf, und beschleunigte durch kräftige Mittel und durch die Macht seines Willens die Genesung; denn er war davon durchdrungen , daß der Augenblick zum Haudeln für ihn gekommen sei, daß das Schicksal ihn rufe. Der Entschluß stand bei ihm fest, sich Schlesiens zu bemächtigen. Der junge König war von dem Unrechte, welches seinen Vorfahren in der schlesischen Sache widerfahren war, lebhaft erfüllt. Der große Kurfürst hatte mit Bezug auf die Entscheidung des Kaisers die denkwürdigen Worte gesprochen: „Giebt es Gott und die Zeit nicht anders als jetzo, so müssen wir zufrieden sein; schickt es aber Gott anders, so werden meine Nachkommen schon wissen, was sie dereinst zu thun haben." Diese Worte lebten mit der Ueberzeugung von dem Anrechte auf Schlesien in den brandenburgischen Fürsten fort. Friedrich aber war von jeher gegen Oesterreich erbittert gewesen; es hatte ihn immer tief ergriffen, daß Brandenburg von dem Kaiserhause geringschätzig behandelt wurde. Sein Vater, der es mit Oesterreich so redlich gemeint, war doch in seinen Ansprüchen auf das Herzogthum Berg trotz aller Versprechungen übergangen worden und hatte in seinen letzten Jahren selbst einmal an Friedrich geschrieben: „Ich sehe nun.
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Extrahierte Ortsnamen: Baiern Frankreich Rheinsberg Oesterreich Brandenburg Oesterreich
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360 Friedrich Wilhelm's erste Schritte.
getrachtet und alles Sichtbare, Irdische an etwas Unsichtbares, Höheres, das Endliche an das Unendliche anzuknüpfen sich gewöhnt. Schon um jene Zeit keimte in ihr auf tief religiösem Boden jene Gottergebenheit, in der sie nachmals unter allen Schlägen des Schicksals Ruhe fand für ihre Seele.
Die klaren Sonnentage stillen Glückes neigten sich leider frühzeitig zum Untergange. Des Eroberers eiserne Hand, die bald schwer auf Preußen lasten sollte, griff, wie wir sehen werden, auch der Königin ans Leben, brach ihr das Herz.
Friedrich Wilhelm's Thronbesteigung und erste Schritte. Friedrich Wilhelm Iii. bestieg in seinem 28sten Jahre den Thron seiner Väter (am 16. November 1797) mit dem reinen festen Willen, das Wohl seines Volkes nach bestem Gewissen zu fördern. Der junge König, eine schlanke, hohe Gestalt, von fester militärischer Haltung, ernstem, mildem Ausdrucke, zeigte sich einfach tu seinem Benehmen, in Bedürfnissen und Gewohnheiten, er war von ächter Frömmigkeit und von einer unbefangenen Liebe zum Guten beseelt, wohlwollend, gerecht, ordnungsliebend, sparsam, gewissenhaft, mit einem treuen Gedächtnisse, ruhigen scharfen Verstände, einem sicheren Blicke begabt, der ihn jedesmal das Richtige finden ließ, wo er sich nur selbst vertraute. Die öffentliche Meinung kam ihm mit verdienter Gunst entgegen, und seine ersten Schritte waren wohl dazu angethan, diese Gunst zu erhöhen. Wenige Tage nach seinem Regierungsantritte erließ er eine eigenhändig niedergeschriebene Cabinetsordre an sämmtliche Landesbehördeu zu dem Zwecke, dieselben von den Mitgliedern zu säubern, welche ihre Schuldigkeit gegen den Staat nicht erfüllten. Alle Präsidenten wurden verpflichtet, die untauglichen Beamten namhaft zu machen, sowie ihre sämmtlichen Untergebenen wegen der eingeschlichenen Mißbräuche mit Strenge zu überwachen. „Der Staat sei nicht reich genug, um unthätige und müßige Glieder zu besolden, ein solches müsse ausgestoßen werden. Eine regelmäßige Regierung könne nirgends bestehen, als wo Thätigkeit und Ordnung herrsche, und wo über das Recht eines Jeden mit Unparteilichkeit entschieden werde. Daß dies geschehe, darüber müsse nnermüdet gewacht werden. Wenn dieser Gang einmal recht eingeführt sei, so werde, wie der König hoffe und mit Gottes Hülfe erwarte, das Ganze gehörig zusammengehalten und verwaltet werden können. Er selbst werde über dem Allen mit der größten Sorgfalt wachen, den redlichen, wackeren Mann hochachten und ihn auszuzeichnen bemüht sein, den Pflichtsäumigen aber mit gerechter Strenge zu treffen wissen."
Der Minister von Wöllner glaubte die Bekanntmachung der königlichen Ordre an seine Untergebenen zugleich benutzen zu dürfen, um das Religious-edict von Neuem einzuschärfen. Der König aber gab dem Minister auf herbe Weise zu verstehen, daß in der Cabinetsordre kein Wort vorhanden sei, welches zur Einschärfung des Religionsedides hätte Anlaß geben können. „Ich selbst ehre die Religion," fügte er hinzu, „und folge gern ihren beglückenden Vorschriften, und möchte um Vieles nicht über ein Volk herrschen, welches keine Religion hätte. Aber ich weiß auch, daß sie Sache des Herzens, des Gefühles und der eigenen Ueberzeugung sein und bleiben muß und nicht durch Zwang zu einem gedankenlosen Plapperwerke herabgewürdigt werden darf, wenn sie Tugend und Rechtschaffenheit befördern soll." Statt nach dieser
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
480 Reise des Königs nach Nom; dessen fortwährendes Leiden.
fördern. Das walte Gott." Hierauf leistete der Regent den Eid auf btti Verfassung.
Somit war die Regentschaft des Prinzen von Preußen auf Grund der Aufforderung des Königs und in allen von der Verfassung vorgeschriebenen Formen eingesetzt.
55. Friedrich Wilhelm's Iv. Lebensende.
Des Königs letzte Leidensjabre. König Friedrich Wilhelm Iv. sollte
von den schweren Leiden, mit welchen Gott ihn heimsuchte, nicht wieder genesen : über drei Jahre währte die Prüfung des frommen Königspaares.
Bald nach der Einsetzung der Regentschaft hatte der König wieder eine Reise nach südlicheren Gegenden angetreten. Das Ziel derselben war Rom. Er brachte den Winter von 1858 auf 1859 unter dem milden italienischen Himmel zu, bis die Vorboten des dort im Frühjahre 1859 ausbrechenden Krieges ihn nöthigten, über Triest und Wien der Heimath wieder zuzueilen.
Seitdem sollte der König seinen alten Lieblingssitz Sanssouci nicht mehr verlassen: unter der hingebenden Pflege und in der steten innigen Gemeinschaft der Königin Elisabeth weilte er dort, bis ihn Gott nach zwei schweren Jahren abrief.
Der Seelsorger, welcher dem Königspaare während jener letzten Prüfungsjahre besonders nahe stand, hat von dem Seelenzustande des Königs in seiner Krankheit denkwürdige Mittheilungen gemacht, aus welchen klar hervorleuchtet, wie in jenen Tagen des Duukels dennoch des Königs verborgenes Leben in Gott sich vor Allem deutlich und gewiß bezeugte.
Als der König nach dem ersten schweren Anfalle seiner Krankheit, so berichtet jener Zeuge, aus langem bewußtlosen Zustande erwachte, wurde sein wiederkehrendes Bewußtsein an dem Ausrufe bemerkbar: „Gott, erbarme dich meiner!" An dieses Gebet knüpfte sich die erste Hoffnung seines weiteren Erwachens. Zunächst lag er jedoch meistens in tiefem Schlummer und nur in einzelnen Momenten trat ein Erwachen ein.
In einem dieser Momente hatte die Königin, die unausgesetzt an seinem Lager weilte, den Muth, ihm den Anfang des 116. Psalms laut vorzulesen in den Worten: „Das ist mir lieb, daß der Herr meine Stimme und mein Flehen höret. Stricke des Todes hatten mich umfangen und Angst der Hölle hatte mich betroffen, ich kam in Jammer und Noth; aber ich rief an den Namen des Herrn: o Herr, errette meine Seele!" Der König richtete sich auf und hörte aufmerksam zu. Als sie dann fortfuhr: „Sei nun wieder zufrieden, meine Seele, denn der Herr thut dir Gutes; denn du hast meine Seele aus dem Tode gerissen, meinen Fuß vom Gleiten, mein Auge von den Thränen!" — da sagte er: „Es ist genug, ich habe verstanden, ich danke dir." Von nun an las ihm die Königin täglich kurze Gebete aus den Psalmen vor, solche, die, wie sie wußte, der König auch früher vorzugsweise geliebt hatte.
Seine körperlichen Kräfte nahmen täglich zu: nach seiner äußeren Erscheinung war er wieder gesund; was ihm fehlte, das war der richtige Ausdruck seiner Gedanken. Er freute sich, seine alten Diener und Freunde wieder
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482 Des Königs Tod.
hastiger Treue ergeben war, machte seine unverkennbare Liebe den oft schweren Dienst leichter.
Das Verhältniß des Königs zur Königin, welches von jeher die allgemeinste Verehrung eingeflößt hatte, zeigte sich während der Leidenszeit vollends in seiner tiefen Innigkeit. Wenn der König traurig war in seiner Krankheit, die Königin wußte ihn am gewissesten aufzuheitern. Wenn die Königin noch ferne war und Niemand ihre Nähe erkannte, hatte das Ohr des Königs sie schon erkannt und vernahm schon im dritten Zimmer das Rauschen ihres Kleides und horchte, bis sie kam. Wenn Einer ein Wort aus seinem Munde hervorlocken konnte, so war sie es. In der letzten Zeit, als die Zunge des Königs schon wie gebunden war, vor einer seiner letzten Ausfahrten hatte er mehrere Stunden theilnahmlos dagesessen, und die Königin war im Begriff, vorauszufahren. Noch einmal ging sie zum Könige, um von ihm Abschied zu nehmen. „Hast Du denn kein Wort, kein Zeichen für mich? " fragte sie ihn bewegt. Er antwortete nicht, wiewohl er eben so bewegt schien. Auf wiederholte Fragen keine Antwort. Schon will die Königin betrübt sich wegwenden. Da war es, als ob er alle seine Kräfte noch einmal zusammennähme, die Muskeln seines Gesichtes bewegten sich, er erhob sich vom Stuhle und laut und voll und deutlich rief er: „Meine theure, heißgeliebte Frau!" Es war fast sein letztes deutlich und voll ausgesprochenes Wort.
Des Königs Tod (2. Januar 1861). Drei Jahre hatte der König den Eindrücken des mit wiederholten kleinen Schlaganfällen verbundenen Gehirnleidens widerstanden: in bald kürzeren, bald längeren Zwischenräumen waren Gehirnreizungen eingetreten, welche das unaufhaltsame Fortschreiten der zerstörenden Krankheit anzeigten und jedesmal eine neue bleibende Störung der Empfindung, Bewegung und des Gedächtnisses zurückließen.
Im Dezember 1860 trat eine noch größere Abspannung und Schwäche hervor und der König nahm auffallend weniger Antheil an der Umgebung. Am heiligen Abende des Weihnachtsfestes stellte sich Erbrechen ein, das sich in der Nacht und am folgenden Tage wiederholte; dann folgte ein schlummersüchtiger Zustand, aus welchem der König nicht wieder erwachen sollte. Am Shloesterabende gesellten sich die Zeichen beginnender Lungenlähmung hinzu.
Am 2. Januar 1861 früh um 12 Uhr 40 Minuten entschlief Friedrich Wilhelm Iv. sanft und still in völliger Bewußtlosigkeit und ohne Todeskampf, umgeben von der Königin, die seit drei Tagen von seinem Sterbebette nicht gewichen war und unter heißen Thränen den Schweiß von seinem Angesichte wischte, von den Gliedern der Königlichen Familie, die den Sterbenden in Schmerz und Liebe umstanden, und von seinen weinenden Dienern. Als der Augenblick des Todes herannahte, fielen Alle auf die Kniee und beteten das Sterbelied: „Wenn ich denn nun soll scheiden rc." Als der König den letzten Athemzug that, war es, als wenn sein Angesicht sich verklärte.
König Friedrich Wilhelm Iv. hatte schon mehrere Jahre zuvor folgende Anordnungen im Hinblicke auf seinen Tod eigenhändig niedergeschrieben: „Wie ich bestattet sein will."
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„Wenn Gott der Herr es gibt, daß ich meine irdische Laufbahn ruhig in der Heimath endige und wenn, um was ich Ihn auf Knieen und mit Inbrunst
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