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1. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 75

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
75 stnde machte der König ein Ende, indem er erklrte: Ich will nicht, da meine Rte in den Provinzen mit den Pferden meiner Bauern spazieren fahren." Wer bei den Reisen einen Bauer zwang, in zwei Stunden mehr als anderthalb Meilen zu fahren, wurde bestraft. Lie sich ein Offizier eine folche Pflichtvergessenheit zu Schulden kommen, fo mute er fr jede halbe Stunde, die der Bauer zu stark ge-fahreu hatte, 30 Mark Strafe zahlen. Wie sehr die Bauersleute davon berzeugt waren, da ihr König das Beste aller seiner Untertanen wollte, dafr legt folgende Begebenheit einen treffenden Beweis ab: Auf einem Spazierritte berreichte einst ein Bauer dem Könige eine Bittschrift. Er ffnete das Schreiben sofort und sah, da das Papier seltsamer Weise der und der mit Tintenklecksen und Striche bedeckt war. Verwundert fragte der König, was das zu bedeuten habe, worauf der Bauer erklrte: Die Striche stellen meine Nbenselder dar, die Kleckse aber sind des Amtmanns') Schweine, die sie verwsten." Der König freute sich der das Vertrauen des schlichten Landmannes zu seinem Herrscher und der-fgte sofort, da der Amtmann den Bauer vollstndig entschdige. Auch befahl er den Forstbeamten, die Wildschweine in den Wldern abzuschieen, damit sie auf deu anliegenden Feldern keinen Schaden anrichten knnten. 2. Sorge fr eine einheitliche Rechtspflege und eine einlieit-liche Verwaltung. In seinem strengen Gerechtigkeitssinne suchte der König mit Untersttzung des Juristen Samuel Coeceji auch das Rechts-wesen zu verbessern. Er forderte gleiches Recht fr alle und schnelle Erledigung aller Streitsachen. Die schlimme Rechts-pflege," schrieb er bei Beginn seiner Regierung, schreit zum Himmel, und wenn ich sie nicht verbessere, so lade ich die Verantwortung ans mich." Raub. Betrug, Diebstahl und unsittliches Treiben lie er strenge bestrafen, Miggnger ins Zuchthaus bringen. Die Vorrechte des Adels anf dem Lande und der Patrizier in den Stdten wurden im Interesse der Gesamtbevlkerung beschrnkt. Der König schaffte ferner die Hexenprozesse ab, indem er verbot, gegen vermeintliche Zauberer und Hexen das gerichtliche Verfahren einzuleiten. Er hielt sich auch fr berechtigt, richterliche Urteile zu ndern, sei es, sie zu mildern, sei es, sie zu ver-schrfen. ^Friedrich Wilhelm I. ist auch der Schpfer der preuischen Verwaltung. Als oberste Staats-(Zentral-)behrde setzte er das General- Direktorin m ein, dessen einzelnen Abteilungen fr Kriegs-, Finanz- nud Domnenwesen Minister vorstanden; die Oberleitung lag in den Hnden des Knigs. Unsern heutigen Regierungen ') Den Titel Amtmann fhrten die Pchter der kniglichen Gter (Domnen).

2. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 186

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
186 gegen die Bedrcker. ^ Friedrich und August Wilhelm von Schlegelf,Heinrich von Kleist, Ernst Moritz Arndt, Max von Schenkendorf, Theodor Krner, der Snger und Held zu-gleich, und Friedrich Rckert entfachten durch ihre feurigen Lieder in den Herzen des Volkes hingebende Vaterlandsliebe und einen glhenden Ha gegen die Knechtschaft der Franzofen. Der Turnvater" Jahn krftigte die Jugend durch feine Turu-bungen auf der Hohenheide bei Berlju fr deu bevorstehenden Be-freinugskampf und begeisterte durch fein Buch Deutsche Volkst-r-^ne" das Volk fr deutsche Art und deutsche Sitte. So gleichsam ueugeboreu iu religiser und sittlicher Hiuficht, durfte das Preuische und deutsche Volk einem erfolgreichen Kampfe, einer befferen Zukunft vertrauensvoll eutgegeuschaueu. V. Zwei Keffer in der Not. Zwei vaterlandsliebende, tchtige Männer waren es besonders, die dem Könige in schwerer Zeit als treue Ratgeber helfend zur Seite standen. Als erstem sei erwhnt: 1. Freiherr von und zum Stein. Er wurde am 26. Oktober 1757 3n Nassau an der Lahn geboren. Nachdem der talentvolle Jngling seine Studien beendet hatte, widmete er sich dem Bergfache und trat in preuische Dienste. Bald zeichnete er sich so sehr aus, bah ihm die Leitung der West-slischen Bergmterund die Beaufsichtigung des Fabrikwesens in der Mark bertragen wurde. Stein nahm seinen Wohnsitz zu Wetter a. d. Ruhr, und hier fhlte er sich so wohl, da er spter oft sagte: Zu Wetter habe ich das Glck der Einsamkeit genossen, ich hnge an der schnen Gegend mit Liebe." Im Jahre 1788 wurde Stein zum Direktor der Kriegs- und Do m nenkammer zu Kleve und Hamm ernannt. Sein grtes Ver-dienst in dieser Zeit war die Vollendung der vor Jahren bereits in Angriff genommenen Schiffbariuachung der Ruhr und die Herstellung von 150 km Chausseen in der Grafschaft Mark. Er dachte sogar an eine Verbindung der Ruhr mit der Lippe durch eine Wasserstrae. Int Jahre 1803 ernannte ihn der König zum Oberprsidenten derjenigen westflischen Landesteile, die damals schon im Besitze Preuens tottrat. Durch die vortrefflichen Eigenschaften feines Geistes und Herzeus durch seinen klaren Verstand, seine Redlichkeit und Offenheit, seine Frsorge fr alle Unglcklichen und Notleidenden, seine tiefe Gottesfurcht - gewann er bald die Herzen aller. Den vorzglichen Oberprsidenten berief der König bereits im Jahre 1804 nach Berlin und machte ihn zum Finanzminister. Wegen gewisser Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Könige und ihm erhielt Stein im Jahre 1807 seinen Abschied und zog auf seine Gter in Nassau.

3. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 128

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
128 Der Auenhandel lag nach wie vor in den Hnden des Aus-landes, besonders Hollands und Englands. berseeischen deutschen Handel, der sich durch den Nordamerikanischen Freiheitskrieg auch fr die deutschen Kaufleute hob, betrieb in grerem Mae Hamburg. Im Binnenhandel waren die Leipziger und Frankfurter Messen von hoher Bedeutung. Letzterer wurde durch die Anlage von Kanlen und gegen Eude des Jahrhunderts durch gute Straen gehoben, doch bildeten die vielsach recht schlechten Wege, die vielen verschiedenen Mae, Mnzen und Gewichte und die hufigen Zollgrenzen erhebliche Hindernisse fr den Verkehr. Als Verkehrsmittel dienten schwere Lastwagen ans den Straen und plumpe Holzkhne aus den Flssen. Das Fahren in den unbehilflichen Postwagen war beschwerlich und langweilig und bei schlechtem Wetter gefhrlich. Fnreisen machten nur kleine Leute und Handwerksburschen, denn die Wege waren unsicher und schlecht; reisende Kanslente suchten bei Bekannten ein Unterkommen zu finden. Boten und Botenfrauen trugen Briefe und kleine Pakete von einem Orte zum andern hin und znxck und besorgten Bestellungen ver-schiedener Art. In den Stdten lieen sich reiche Leute in Tragsthleu (Portechcttsen) zu Bllen, Gesellschaften und ins Theater tragen. 4. Die Bauern. Die Lage der Bauern war nach wie vor immer noch eine recht traurige, da sie in vlliger Leibeigenschaft lebten und wegen der vielen Abgaben und hufigen Frondienste fr das eigene Fortkommen zu wenig aufwenden konnten; wegen der hoffnungslosen Aussicht auf Besserung ihrer Lage versanken sie in Erschlaffung und Trgheit, so da nicht die Hlfte ihrer Arbeitskraft zur Entfaltung kam. Wie frher muten sie ihre Kinder zum Gesindedienst auf den Gutshof schicken und sich Mihandlungen und die Verwstung ihrer Felder durch Wild und Jagd gefallen lassen. Die Steuern hatten die Herren" auf die Bauern abgewlzt, und ihre Frsorge fr sie ging durchweg nicht weiter, als sie ein Interesse an der Erhaltung dieser billigen Arbeits-krste hatten. Armselig war die Schulbildung auf dem Lande; doch wie edle Menschenfreunde auch hier die Menschenrechte" zur Geltung zu bringen suchten, so waren manche Fürsten bemht, die Leibeigenschast zu mildern oder aufzuheben. Wenn sie nicht sofort in dieser Hinsicht ihr Ziel erreicht haben, so lag das an dem Widerstande, den die Gutsherren diesen edlen Bemhungen entgegenstellten. Die Fürsten sorgten ferner dafr, da Smpfe und Moore trocken gelegt, dlndereien in ertragfhige Lnder umgeschaffen wurden, da durch den besseren Anbau und

4. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 77

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
77 Erleichterung ihrer Lage hob er auf den Staatsgtern bte Leibeigenschaft auf.' Gern htte er auch die Bauern auf deu adligen Gtern von der Leibeigenschaft befreit; er konnte dies jedoch bei dem Widerstande der Edelleute nicht durchsetzen. Den Gutsherren untersagte er aber aufs strengste, die Baueru ohne Grund von Haus und Hof zu vertreiben oder sie mit Peitschenhieben oder Stockschlgen zur Arbeit zu treiben. Wer dem kniglichen Befehl nicht nachkam, wurde das erste Mal zu sechswchigem Karrenschieben in einer Festung verurteilt, das zweite Mal aber gehugt. Auch die Zahl der Hofdieuste wurde herabgesetzt. Die kniglichen Gter (Domnen), die durch Ankauf so vermehrt wareu, da sie ein Drittel des Staates ausmachten, liefe Friedrich Wilhelm von tchtigen Pchtern verwalten und auf ihnen Mnster-wir tschasten einrichten. Der König sah selber nach, ob neue Wirtschasts-gebude hergestellt, gutes Vieh beschafft und die Felder ordentlich bearbeitet wrden. Sumpfige Gegenden, so das Havellndische Bruch und ein Teil der Warthebtche, wurden entwssert und zu Ackerland um-gewandelt, neue Feldsrchte augebaut, Obstbau und Viehzucht ver-bessert und die Seiden zu cht eingefhrt. Er regelte die Einfuhr von fremdem Getreide, und bei Miernten ffnete er die Magazine, um eine zu groe Preissteigerung zu verhten. Besonders sr Ostpreuen und Litauen wurde Friedrich Wilhelm ein wahrer Wohltter. Dieses Land hatte nmlich durch Hungers-not. Pesti) und Krieg ein Drittel seiner Bewohner verloren- ganze Strecken Landes lagen brach und wst. Der König berief fremde Ein-Wanderer, die aus Salzburg (1732) vertriebenen 20 000 Protestanten, und gab ihnen in Ostpreuen neue Wohnsitze. 12 Städte und 332 Drfer wurden neu gegrndet. Armen Leuten schenkte er Geld, Koni, Pferde und Rindvieh und erlie ihnen ganz oder teilweise die Staatsabgaben.2) 4. ?as Schulwesen. Knsten und Wissenschaften war der König von Jugend an wenig zugetan; dagegen war er auf die Verbesserung des Volksschnlwesens unablssig bedacht. Er fhrte den Schul zwang ein und verfgte, da die Eltern bei nachdrcklicher Strafe gezwungen seien, ihre Kinder vom fnften bis zum zwlften Jahre im Winter tglich und im Sommer, wo die Kinder bei den lndlichen ]) Kurz vor dein Regierungsantritt Friedrich Wilhelms hatte die Pest 250 000 Menschen, etwa ein Drittel der damaligen Bevlkerung, hinweggerafft. 2) Sein Denkmal auf dem Markt zu Gumbinnen trgt die Inschrift: Dem Vater Litauens".

5. Handbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 73

1895 - Paderborn : Schöningh
73 an und sagte: Gott hat den König nicht eingesetzt, um seine Tage in Genu zuzubringen, wie die meisten thnn, sondern um seine Lnder wohl zu regieren. Zur Arbeit sind die Regenten erkoren. Will aber ein Fürst Ehre erwerben und mit Ehren seine Regierung führen, so mu er alle seine Geschfte selbst vollziehen." Im Sommer stand er tglich um 4, im Winter um ti Uhr auf. Eine Stunde spter muten seine Rte erscheinen und die eingelaufenen Schriftstcke ihm vorlegen. Alle wichtigen Berichte las er selbst und schrieb an den Rand einen kurzen, oft derben Bescheid, bei Ablehnungen mitunter nur das Wort Narrenpossen".^ Bis 10 Uhr war er mit Regierungsangelegenheiten beschftigt, die noch brige Zeit des Vormittags widmete er feinen Soldaten. Um 12 Uhr wurde zu Mittag gegessen. Oft machte er Reifen durch das Land, um zu scheu, wie seine Befehle erfllt wrden. Dabei war ihm keine Anstrengung zu groß, keine Zeit zu frh oder zu spt; Wind und Wetter, Schnee und Eis hielten ihn nicht zurck. Er untersuchte dann selbst, ob die Soldaten gehrig, eingebt waren, ob die Kinder in der Schule gut unterrichtet wurden. Er sprach mit den gewhnlichen Leuten, die ihm begegneten, der ihre Verhltnisse; ja, er ging oft in ihre Huser, um zu sehen, wie sie lebten. Am meisten achtete er auf die Beamten und kam oft ganz unvermutet, um nachzusehen, ob sie ihr Amt recht verwaltet hatten. Wehe dann demjenigen, der nachlssig oder trge gewesen war! So kam er eines Morgens, als er gerade in Potsdam wohnte, an das Stadtthor und fand dasselbe noch verschlossen. Vor dem Thore warteten viele Landbewohner, welche Gemse ans den Markt bringen wollten. Die Leute klagten, da sie oft stundenlang warten mten, weil der Thorschreiber so lange schlafe. Da ging der König in das Hans des Thorschreibers und suchte denselben in seinem Schlafzimmer auf. Unbarmherzig schlug er auf ihn los, indem er rief: Guten Morgen, Herr Thorschreiber! Guten Morgen, Herr Thorschreiber!" Der sprang eilig aus dem Bette und wartete knftig nicht, bis der König ihn weckte. Doch nicht allein den waffenlauten Rumen Des bungsplatzes war sein Thun geweiht, Es galt auch allen lebenskrftigen Keimen Des Friedens seine Thtigkeit. Ein Feind von Miggang und leeren Trumen, Hielt er in allen Dingen Ma und Zeit, Und wute so Gedeihen und Vermgen Des Staats durch strengen Ordnungssinn zu pflegen. B. 1 Eigentlich General-Ober-Finanz-, Kriegs- und Domueu-Direktorium." 2 Die damaligen Staatseinknfte zerfielen in die Kriegsgeflle, d. h. die Abgaben des Landes fr die Heeresverwaltung, und in die Ertrge der Domnen. Die Verwaltung jener lag in den einzelnen Landesteilen den Kriegskommissariaten, die Verwaltung dieser

6. Handbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 129

1895 - Paderborn : Schöningh
129 vorn angriff. Zieten mute durch ein Gehlz vorrcken, welches von Feinden stark besetzt war. Das ging sehr langsam, weil die Feinde sich tapfer verteidigten. Der König hatte unterdessen angegriffen, war aber mit schweren Verlusten mehrmals zurckgeschlagen worden und hielt die Schlacht fr verloren. Der feindliche General Daun hatte schon einen Boten mit der Siegesnachricht nach Wien geschickt. Das war aber zu frh; denn gegen Abend brach Zieten aus dem Busche, strmte die feste Stellung der Feinde, nahm ihnen ihre Kanonen und trieb sie in der Nacht in die Flucht. Gegen Morgen fand er den König und konnte ihm nun sagen: Majestt, die Schlacht ist gewonnen." Seit dieser Zeit nannten ihn die Soldaten Zieten aus dem Busch". 3. Auch in der schlimmsten Lage verlor Zieten den Mut nicht. Das lag hauptschlich in dem frommen Gottvertrauen, das ihn auch in der grten Not nie verlie. Einst stand die Sache des Knigs sehr schlecht, rund um ihn lagen die Feinde, und seine Verteidigungsmittel waren nur gering. Da wollte er verzweifeln; Zieten aber redete ihm zu und meinte, es wrde noch alles gut gehen. Hat Er denn vielleicht einen neuen Ver-bndeten gefunden?" fragte ihn spttisch der König. Nein," antwortete Zieten, ich rechne nur auf den alten dort oben, und der verlt uns nicht." Dabei zeigte er ernst gen Himmel. Bald besserte sich die Lage des Knigs, und er sprach zu Zieten: Er hat doch recht gehabt, Sein Verbndeter hat Wort gehalten." 4. Im Jahre 1760 hatte sich Friedrich in der Lausitz an einem kalten, nebligen Morgen an ein Feuer gesetzt. Die Generale lagerten sich um ihn; einige schliefen, unter diesen auch Zieten. Als der König bemerkte, da Zieten von seinem Sitze herabgesunken war und ein Grenadier ihm ein Bndelchen Holz unter den Kopf legte, sagte er ganz leise: Brav! der alte Mann ist mde!" Bald nherte sich ein Offizier, der dem König etwas zu melden hatte, und kam nahe an Zieten. Stille," sagte der König, wecke Er mir den Zieten nicht, der ist mde." Einst schlummerte der General auch bei der Tafel des Knigs ein. Als ihn jemand wecken wollte, sagte Friedrich: Lat ihn schlafen, er hat lange genug fr uns gewacht." 5. Am 26. Januar 1786 starb der alte Zieten. Als Friedrich seinen Tod erfuhr, war er den ganzen Morgen sehr ernst, aber gefat. Einige Generale kamen zu ihm; absichtlich vermieden sie es, von Zietens Tod zu sprechen. Friedrich selbst fing davon an. Unser alter Zieten," sagte er, hat auch bis an seinen Tod sich als General gezeigt. Im Kriege kom-mandierte er immer die Avantgarde, auch mit dem Tode hat er den Anfang Schisfels, Handbuch der brandenburgisch-preuischen Geschichte. 9

7. Handbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 123

1895 - Paderborn : Schöningh
123 nach. Wie einen Vater verehrten und liebten seine Unterthanen den alten Fritz". Anders wurde er in den letzten Jahren seiner Regierung nicht genannt. Er erschien in seiner blauen Uniform, den groen dreieckigen Hut aus dem Kopfe, die Hand auf den Krckstock gesttzt. 2. Friedrichs Tod. Infolge der in den vielen Kriegen ertragenen Beschwerden war Friedrich in seinen spteren Jahren oft leidend. Mit Beginn des Jahres 1785 fing sein Zustand an, bedenklich zu werden. Gleichwohl machte er zur bestimmten Zeit seine Rundreisen und hielt am 24. August die Truppenbungen in Schlesien ab; sechs Stunden sa er dabei zu Pferde, obfchou das Wetter ranh war und es heftig regnete. Ein starkes Fieber war die Folge dieser Anstrengung. Nach Potsdam zurck-gekehrt, stellten sich die Vorboten der Wassersucht ein. Doch lie er von seiner gewohnten Thtigkeit nicht ab. Im Januar 1786 erhielt er die Nachricht von Zietens Tode. Da sprach er: Unser alter Zieten kommandierte immer die Vorhut, auch im Tode hat er damit den Anfang gemacht; ich fhre die Hauptarmee und werde ihm bald folgen." Die Krankheit nahm auf bedenkliche Weise zu. Er konnte nicht im Bette liegen und sa Tag und Nacht in seinem Sessel. Als im April die ersten warmen Tage erschienen, lie er sich fters in die freie Luft hinaustragen. Nie gab er ein Zeichen von Schmerz von sich. Friedrich Ii. starb im Jahre 1786, am 17. August, im Alter von 74 Jahren, nach einer 46 jhrigen glorreichen Regierung; er liegt in der Garnisonkirche zu Potsdam begraben. Die Nachricht von seinem Tode brachte nicht allein bei seinen Unterthanen die aufrichtigste Trauer hervor, sondern erregte auch in weiteren Kreisen die grte Teilnahme. Wann wird," sagte Fürst Kaunitz, der erste Minister Kaiser Josephs, wann wird ein solcher König das Diadem wieder zieren?" Und ein schwbischer Bauer meinte: Wer wird nun die Welt regieren?" Friedrich konnte in seinem Testamente von sich sagen: Seit ich zur Herrschast gelangt, habe ich mit allen Krften, welche die Natur mir verliehen hat, und nach meiner schwachen Erkenntnis mich bemht, diesen Staat glcklich und blhend zu gestalten, den ich die Ehre habe zu regieren. Ich habe die Gesetze und die Gerechtigkeit walten lassen, ich habe Ordnung und Klarheit in die Finanzen gebracht und das Heer in der Disziplin erhalten, welche es den anderen Heeren Europas berlegen gemacht hat." Wie sehr er bis zum letzten Atemzuge nur das Wohl des Staates im Auge hatte und sein Wort: Htte ich mehr als ein Leben, ich wollt' es fr mein Vaterland hingeben!" wahr machte, erhellt auch aus den Schluworten feines Testamentes, welche also lauten: Meine letzten Wnsche in dem Augenblicke, wenn ich ausatmen werde, werden fr das Glck dieses

8. Handbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 163

1895 - Paderborn : Schöningh
163 Nicht lange dauerte es, da war aus des edlen Freiherrn Seele aller Unmut der die harten Worte des Knigs verschwunden. Stets dachte er an unser unglckliches Vaterland und seinen schwer geprften Fürsten zurck und sann Tag und Nacht darber nach, wie dem geliebten Preuenlande wieder aufgeholfen werden knne. Aber der König gab dem Freiherrn an Edelmut nichts nach. Was Stein frher gewnscht hatte, kam wirklich zur Ausfhrung; und weil Napoleon im Frieden zu Tilsit es zur ersten Be-dingung gemacht hatte, da der preuische Minister von Hardenberg entlassen werden msse, so gedachte der König um des Vaterlandes willen seines Zornes nicht mehr. Er schrieb wieder einen Brief an den Freiherrn und forderte ihn auf, in seinen Dienst zurckzukehren. Als Stein den Brief des Knigs empfing, lag er gerade an einem schweren Fieber krank. Schon im September des Jahres 1807, zwei Monate nach dem unglcklichen Frieden von Tilsit, war Stein beim Könige. Und beide gewannen mit jedem Tage mehr Vertrauen zu einander. Sie arbeiteten mit einander und setzten ihre ganze Kraft daran, das Preuenland wieder stark und mchtig zu machen, damit es dereinst das Joch der Knechtschaft wieder abschtteln knne. Nicht lange dauerte es, so erlie der König die von Stein verfate Verordnung, da die Leibeigenschaft oder Erbuuterthnigkeit der Bauern, die bis dahin noch in vielen Teilen des Landes bestanden hatte, vllig aufhren solle. Auch der geringste Unterthan solle frei sein und nicht mehr mit Leib und Leben, mit Weib und Kind einem andern zu eigen gehren. Schon im Jahre 1808 erschien die preuische Stdteordnung. Darin war vorgeschrieben, wie es in Zukunft mit der Verwaltung der stdtischen Angelegenheiten gehalten werden solle. Auch dieses Gesetz zeigte bald feine heilsamen Folgen. Mit der Zeit ist manches an demselben gendert worden; die Hauptbestimmungen aber sind bis auf den heutigen Tag beibehalten. Noch viel Segen htte der groe Mann in der schweren Prfungszeit stiften knnen; aber er mute vor den Franzosen fliehen, zuerst nach Wien, dann nach Petersburg. Er hatte nmlich an einen Freund einen Brief geschrieben, in dem er sein Herz ausschttete und seiner Feindschaft gegen den fremden Unterdrcker freien Lauf lie. Der Brief fiel auf feiner weiten Reise an die mecklenburgische Ostseekste einem franzsischen Marschall in die Hnde. Der sah nun zwar, da er nicht an ihn gerichtet sei; weil er aber wute, da er von Stein kam, so war er doch begierig, seinen Inhalt zu erfahren. Kaum hatte er ihn gelesen, so schickte er ihn dem Kaiser Napoleon. Der entbrannte vor Zorn. Stein will Revolution machen und meine Gewalt strzen!" rief er aus. Ich werde dem zuvorkommen!" Und sogleich gab er Befehl, den Minister in sicheren Ge-wahrfam zu bringen und feine Gter einzuziehen. Gstst zu Anfang des Jahres 1813 kehrte er wieder nach Preußen zurck. Hier gehrte er mit zu denen, die das Volk begeisterten, da es aufstand wie ein Mann, um die Fremden aus dem Lande zu jagen. Whrend der Vertreibung der Franzosen trat er an die Spitze des Verwaltungsrates, der die wiedergewonnenen deutschen Lnder vor-lusig in seine Obhut nahm; als aber der Befreiungskrieg glcklich beendet und alles geordnet war, zog er sich von seiner beraus anstrengenden Thtigkeit zurck, um den Rest seines Lebens in grerer Ruhe zu genieen. Das geliebte Preuenland aber gedachte er nicht mehr zu verlassen; und so hat er sich denn bis zu seinem Tode meistens auf dem Kappenberge (bei Ldinghausen in Wests.) aufgehalten, der ihm zum Lohn fr seine groen Verdienste bergeben worden war, und aus dem er sich das alte Kloster zu einem prchtigen Schlosse ausgebaut hatte. Am meisten verkehrte er mit seinem Ober-frftex Poock, der ihm mehr war als ein treuer Diener. Noch viel Groes hat der unvergeliche Mann in seiner stillen Abgeschiedenheit gedacht und gethan; besonders war 11*

9. Handbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 222

1895 - Paderborn : Schöningh
222 Langsam genas Luise; aber Krankheit folgte in ihrer Familie auf Krankheit. Auch Prinz Wilhelm lag damals am Nervenfieber darnieder. Wessen Vertrauen wre da nicht wankeud geworden bei so mannigfaltigem Elende? Dem Könige blieb nichts anders brig, als sich dem Sieger zu unterwerfen. Da die von Napoleon vorgeschriebenen Friedensbedingungen fr Friedrich Wilhelm mit sehr schweren Opfern verbunden sein wrden, war vorauszusehen. Aus Liebe zu ihrem Hause und Vaterlande entschlo sich Luise dazu, als Bittende vor dem zu erscheinen, der sie selbst beleidigt und ihrem Lande so tiefe Wunden geschlagen. Ihr vershnender Geist sollte den franzsischen Machthaber zu mildern Maregeln gegen Preußen bewegen. Napoleon legte ihr die verletzende Frage vor: Wie konnten Sie es nur wagen, mit mir Krieg anzufangen?" Die Knigin erwiderte: Dem Ruhme Friedrichs des Groen war es erlaubt, uns der unsere Krfte zu tuschen, wenn wir uns berhaupt getuscht haben."10 Die Wrde der schnen und edlen Knigin machte auf den Eroberer zwar tiefen Ein-druck, vermochte aber nicht, sein hartes Herz zu erweichen." Im Jahre 1808 machte das Knigspaar einen Besuch in Petersburg, wo es mit Herzlichkeit und beispiellosem Glnze ausgenommen wurde. Alle Huldigungen vermochten jedoch der Knigin keine unbefangene Freude mehr zu bereiten; sie fhlte, da ihr Reich nicht mehr von dieser Welt sei. Schon in Petersburg war sie von Unwohlsein befallen worden. Den ganzen Sommer 1809 hindurch fhlte sie sich leidend, ein kaltes Fieber zehrte an ihren Krften. Am Ende des Jahres wurde endlich ihre Sehn-sucht erfllt, wieder nach Berlin zurckkehren zu krnten.12 5. per Knigin Krankheit und Tod. Preußen erhob sich wieder von seinem tiefen Falle. Es war der Knigin jedoch nicht beschieden, die Befreiung Deutschlands zu erleben. Ihre Gesundheit war in der Unglckszeit arg zerrttet worden. Sie begab sich jedoch noch einmal zu ihrem Vater nach Strelitz,1^ wo sie erkrankte. Die Krankheit schien bald abzunehmen; doch war die Knigin ungewhnlich matt. In ihrem Gemte blieb sie ruhig und ertrug ihre schlaflosen Nchte mit einer himmlischen Geduld. Am 16. Juli frh wurde sie unerwartet von einem sehr heftigen Brustkrampfe befallen und schwebte fnf Stunden lang in der uersten Lebensgefahr. Der König wurde durch Eilboten von Berlin herbeigerufen. Am folgenden Tage trat auch der berhmte Arzt Heim ein, welcher erklrte, da der Tod unausbleiblich sei. In der Nacht vom 18. auf den 19. Juli traten die Brustbeklemmungen wieder ein. Die Knigin sagte zu dem Arzte Heim: Bedenken Sie, wenn ich dem Könige

10. Handbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 351

1895 - Paderborn : Schöningh
1 Halbbataillon zu 2 Kompagnieen. Jedes Kavallerie-Regiment hat 5 Schwadronen. Das deutsche Heer hat nach dem Gesetz vom 3. August 1893 im Frieden eine Strke von 4 792 29 Mann (ohne die Offiziere), im Kriege etwa 4 300 000 Mann. Hierzu kommt noch die deutsche Kriegs-flotte, welche in Friedenszeiten dem Schutze unseres Handels und unserer Kolonieen, im Kriege zur Verteidigung der Ksten dient. Die Vorgesetzten der Soldaten sind: 1. Die Unteroffiziere: Unteroffizier, Sergeant und Feldwebel. 2. Die Subalternoffiziere: Sekonde- und Premier-Lieutenant. 3. Die Hauptleute: Hauptmann und Rittmeister. 4. Die Stabsoffiziere: Major, Oberst-Lieutenant und Oberst. 5. Die Generale: General-Major Brigade-Commandeur, General-Lieutenant Divisions - Commandeur, General der Infanterie oder Kavallerie Corps-Commandeur. Oberbefehlshaber der deutscheu Reichsarmee und Marine ist der Kaiser. Die Verwaltung des Heeres besorgt das Kriegsministerium. Der Generalstab hat die Befehle der hheren Befehlshaber in Bezug auf die Bewegungen und Stellungen der Truppen auszuarbeiten, die Unterkunft der Truppen im Kriege zu regeln, Befehle auszuarbeiten und deren Aus-shruugeu zu berwachend 5. Kaiser Wilhelms Bestrebungen um das Wohl der arbeitenden Klassen. - Noch in seinem hohen Greisenalter legte Kaiser Wilhelm I. den Grund zu einem Werke der Menschenfreundlichkeit, das vor ihm noch kein Fürst zu unternehmen versucht hat. Er wollte das Elend der arbei-tenden Bevlkerung mglichst lindern, wollte besonders den kranken, ver-uuglckteu und altersschwachen Arbeitern zu Hilfe kommen. Zwei von den Gesetzen, durch welche dieser Zweck erstrebt wird, nmlich das Kranken-kassen-Gesetz und das der die Unfall-Versicherung, hat er noch in Wirksamkeit treten sehen; vor der Ausfhrung des dritten, des Altersversorgnngs-Gesetzes, ist er gestorben. Unmittelbar nach der Beendigung des dentsch-sranzsischen Krieges nahm die Industrie, namentlich der Grobetrieb in den Fabriken, einen gewaltigen, nie geahnten Ausschwung. Das kleine Gewerbe aber ging zurck; mehr und mehr trat das Handwerk in den Dienst der unzhligen Fabriken. Die hohen Lhne zogen Tausende von Arbeitern und Handwerkern hierhin. Dem unnatrlichen Aufschwung folgte nur zu bald der entsprechende Still-stand und Rckgang (der groe Krach" 1873). Handel und Gewerbe stockten, die Lhne gingen zurck, viele Arbeiter wurden brotlos, Tausende gerieten ins Elend. In der Zeit des berflusses war nichts gespart worden,
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