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1. Heimatkunde der Provinz Brandenburg - S. 16

1911 - Breslau : Hirt
16 Heimatkunde der Provinz Brandenburg. 3. Bodeubeschaffeuheit, Erzeugnisse und Erwerbsquellen (Verkehrsstraßen). Die Provinz Brandenburg enthält alle Bodenarten von dein gänzlich unfruchtbaren Saude bis zu dem ertragreichsten Acker- und Wiesenlande. Ein Drittel des Bodens ist mit Wald bestanden, in dem die Nadelbäume viel zahlreicher vertreten sind als die Laubbäume. Beinahe die Hälfte ist Ackerboden, auf dem Roggen, Weizen, Gerste, Hafer, Buchweizen, Kartoffeln, Futterkräuter (besonders Klee und Luzerne) und Zuckerrüben angebaut werden. Der Rest wird von Wiesen eingenommen, die sich vorzugsweise iu den Niede- rungen befinden. Ein großer Teil der Bevölkerung erwirbt daher sein Brot durch Forst- Wirtschaft, Ackerbau und Viehzucht. Die gezüchteten Tiere sind Pferde, Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine, Geflügel. Der größte Teil der Bewohner ist aber im Groß- und Kleingewerbe, im Handel und Berkehr tätig. Neune die wichtigsten Jndustriegegenden und die daselbst gepflegten In- dustriezweige! Nenne die Arten der Verkehrsstraßen! Nenne Eisenbahn- knotenpnnkte! Nenne die wichtigsten Wasserstraßen! Die aar meisten auf diesen Verkehrsstraßen beförderten Güter sind Kohle, Mauersteine, Dach- ziegel, Getreide, Holz. 4. Bewohner und Verwaltung. Die Bewohner der Provinz sind iu der Hauptsache Deutsche; doch gibt es im südlichen Teile, besonders im Spreewalde, noch Wenäen. Der größte Teil der Einwohner bekennt sich zur evangelischen Lehre; der Rest sind Katholiken und Juden. An der Spitze nnsrer Provinz steht der Oberpräsident, der seinen Sitz in Potsdam hat. Er sorgt dafür, daß die Gesetze ausgeführt werden und die öffentlichen Einrichtungen (Straßen, Wohltätigkeitsanstalten, Krankenhäuser) erhalten bleiben. Da die Provinz aber zu groß ist, als daß der Oberpräsident die Verwaltung allein ausüben könnte, so hat man sie in zwei Regierungsbezirke und die Stadt Berlin geteilt. Die beiden Regierungsbezirke werden nach den Städten Potsdam und Frankfurt benannt. Verfolge ihre Grenze auf der Karte! Jeder Regierungsbezirk wird durch eine Regierung verwaltet. Sie besteht aus dem Regierungspräsidenten und einer Anzahl von Regierungsräten. Der Bezirk Berlin wird von den städtischen Behörden verwaltet. Jeder Regierungsbezirk gliedert sich in Kreise. Diese sind entweder Land- kreise, die ein größeres Gebiet mit kleinen Städten und Dörfern umfassen, oder Stadtkreise, die von den Städten mit mindestens 25000 Einwohnern gebildet werden. Die Verwaltung des Landkreises leitet der Landrat, die des Stadt- kreises der Bürgermeister. Neune die Land- und Stadtkreise deiner Heimat- lichen Landschaft! Wiederhole, was du von der Verwaltung der Kreise, Städte und Dörfer gelernt hast! Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig.

2. Heimatkunde der Provinz Brandenburg - S. 11

1911 - Breslau : Hirt
Ergänzung für die Oberstufe. 11 Taubstummenanstalten (Berlin, Wriezen, Guben), einer Blindenanstalt (Steglitz), einer Krüppelanstalt (Nowawes), in Waisenhäusern (Rummelsburg) und Ret- tungshäusern. Die Rechtspflege wird geübt vou den Schiedsmänner::, 104 Amtsgerichten (1 Richter und 2 Schöffen; leichte Straffälle), 9 Landgerichten (3 oder 5 Richter; schwerere Straffälle), 9 Schwurgerichten (3 Richter und 12 Geschworene; die schwersten Vergehen), die alljährlich mehreremal bei den Landgerichten zusammentreten, und dem Oberlandesgericht („Kammergericht" in Berlin; 5 Richter; Berufungen gegen Urteile der Landgerichte). Die öffentliche Anklage wird bei den Amtsgerichten durch die Amtsanwälte, im übrigen durch die Staats- auwälte erhoben. Streitigkeiten zwischen Angestellten und Arbeitgebern schlich- ten die Gewerbe- und Handelsgerichte. In Gefängnissen und Zuchthäusern (Moabit, Plötzensee, Sonnenburg, Luckau, Kottbus) bemüht man sich, die Ver- urteilten einem geordneten Leben zurückzugewinnen. Die in der Mark stehenden Heeresteile waren von jeher der erprobte Kern des preußischen Heeres; sie bilden das Gardekorps und das 3. Armeekorps. Das erstere besteht aus den stattlichsten Mannschaften aller Provinzen und ist zum größten Teil in Berlin und Potsdam untergebracht; das letztere setzt sich aus Söhnen der Mark zusammen und liegt in 19 Garnisonen. Die Landesfestuugeu siud Küstriu und Spandau (Juliusturm). An Einrichtungen zur Ausbildung der Offiziere und Soldaten sind vorhanden eine Kriegsakademie (Berlin), Kadetteuaustalteu (Groß-Lichterfelde, Potsdam), eine Kriegsschule, eiue Unter- offizierschule, ein Militärwaisenhaus (Potsdam), Schießplätze (Jüterbog, Kum- mersdors, Tegel), Truppenübungsplätze (Tempelhofer Feld, Döberitz) und ein Übungsplatz für die Luftschisserabteiluug (Tegel). 9. Siedlungen. Die heutigen Siedlungen der Mark gehen in ihrem Ursprünge meist auf alte wendische Dörfer zurück. Die Kolonisten, die bei der Eroberung des Landes durch die Deutscheu sich in ihm niederließen, erhielten sie samt ihrer Feldmark zugeteilt. Zuweilen mußten sie aber auch ueue Dörfer gründen; man erkennt diese an ihren deutschen Namen. Für das erblich überwiesene Land hatten sie einen Erbzins (Schult) an den Landesherrn durch den „Schultheißen" (Schulzen) zu entrichten; dieser erhielt ein größeres Gut, war frei vom Erbzins und hatte die polizeiliche Aufsicht und niedere Gerichtsbarkeit auszuüben. Den Rittern, die bei der Eroberung des Landes geholfen hatten, wurden oft neben den Dörfern größere Güter zugewiesen; es sind die heutigen Ritter- güter. Auch Klöster wurden bei der Eroberung der Mark gegründet. Die meisten gehörten dem Mönchsorden der Zisterzienser aus Südfrankreich. (Marienwalde, Chorin, Neuzelle, Dobrilugk, Zinna, Lehnin.) Nach der Einführung der Refor- matiou wurden sie allmählich aufgehoben; die Gebäude siud zuweilen noch erhalten. In der Zeit der Eroberung der Mark durch die Deutscheu entstanden auch die meisten Städte. Viele entwickelten sich aus wendischen Dörfern (Köpenick),

3. Heimatkunde der Provinz Brandenburg - S. 14

1911 - Breslau : Hirt
14 Heimatkunde der Provinz Brandenburg. Zur Förderung der Erwerbsverhältnisse dienen die sog. Kammern (Bereinigungen von gewählten Vertretern) für Landwirtschaft, Gewerbe und Handel, die landwirtschaftlichen Winterschulen (Dahme, Königsberg, Friede- berg), die Obst- und Gartenbanschulen (Wittstock, Krossen), die Bangewerk-, Gewerbe- und Handelsschulen, die kaufmännischen, gewerblichen und ländlichen Fortbildungsschulen, die Sparkassen, Banken und Vorschußvereine, die Feuer- und Hagelversicherungen. 11. Geschichtliche Entwicklung. 1134 Albrecht der Bär wird durch Kaiser Lothar erblicher Markgraf der Nord- mark (Altmark); er erobert die Stadt Brandenburg und benennt sein Ge- biet nach ihr. Er erwirbt später die Prignitz, die Zanche, das Havelland, den Teltow. 1225 Seine Nachfolger Johann I. und Otto Iii. kaufen den Barnim, erwerben die Uckermark, kaufen das Land Lebus und Sternberg, erobern die Neu- mark. 1356 Die Mark wird ein Kurfürstentum. 1445 Friedrich Ii. kauft Kottbus. 1482 Albrecht Achilles erwirbt Züllichau, Krossen, Sommerfeld. 1490 Johann Cicero kauft Zossen. 1524 Joachim I. erwirbt die Grafschaft Rnppin. 1535 -71 Die Mark ist in die Kurmark (Joachim Ii.) und in die Neumark (Jo- Hann von Küstrin; heutige Neumark, Land Sternberg, Kottbus) geteilt. 1648 Der Große Kurfürst erwirbt jetzt und später kleine Gebietsteile. 1815 Die Niederlausitz wird erworben und Brandenburg angegliedert, die Alt- mark kommt zur Provinz Sachsen. Die Provinz erhält also ihre heutige Gestalt und wird in Regierungsbezirke und Kreise geteilt. Das Wappen der Provinz ist der rote Adler mit goldenem Schnabel und goldenen Klauen im silbernen Felde. Ihre Farben sind Rot (oben) und Weiß. An der Gesetzgebung nimmt die Mark teil durch Entsendung von 35 Mit- gliedern des Herrenhauses, 45 Mitgliedern des Abgeordnetenhauses, 26 Reichs- tagsabgeordneten. 12. Verwaltung. An der Spitze der Provinz steht der Oberpräsident, der seinen Sitz in Potsdam hat. Er übt die Oberaufsicht über die Regierungen aus und wacht darüber, daß die Gesetze ausgeführt werden. Sodann leitet er alle öffent- lichen Angelegenheiten, die sich auf die gauze Provinz erstrecken. So sorgt er für Erhaltung der Straßen, Wohltätigkeitsanstalten, Krankenhäuser, Taub- stummenanstalten usw.; so überwacht er die Arbeiten des Provinzial- schulkollegiums, unter dem die höheren Lehranstalten stehen, des Medi- zinalkolleginms, welches das Gesundheitswesen unter sich hat, und des Konsistoriums, das die Angelegenheitender evangelischen Kirche ordnet (diese 3 Behörden befinden sich in Berlin); so beaufsichtigt er die Provinzial-

4. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 240

1905 - Breslau : Handel
240 Aus der brandenburgisch - preußischen Geschichte. gestalt; hohe Erwartungen hegte es von seinem dereinstigen Wirken als Herrscher. Als 1878 der Mordversuch eines Sozialdemokraten den schwer verwundeten Kaiser aufs Krankenlager warf, übernahm der in den besten Mannesjahren stehende Kronprinz die Regentschaft und führte sie durch sechs Monate im Sinne und zur höchsten Zufriedenheit seines Vaters. Leidenszeit. Anfangs 1887 erkrankte der Kronprinz. Am Kehlkopf entwickelte sich eine Geschwulst, welche von hervorragenden Berliner Ärzten als krebsartig erkannt wurde. Eine wenig gefährliche Operation hätte das Übel zu beseitigen vermocht. Aber ein Kehlkopfarzt aus England erklärte die Wucherung für eine ungefährliche Warze, die er auch ohne Operation zu beseitigen versprach. Daraufhin unterblieb diese. Kostbare Monate verrannen. Aber obwohl die Kronprinzessin und ihre Töchter den Leidenden aufs sorgsamste pflegten und mit ihm den warmen Süden auffuchteu, verschlimmerte sich sein Zustand. Im November mußte jener englische Arzt endlich die krebsartige Natur des Halsübels seines hohen Patienten zugestehen. Nun aber war es zu eiuer Operation zu spät. Der Kehlkopf verfchwoll. Um die Gefahr des Erstickens abzuwenden, mußte der Luftröhrenschnitt vorgenommen werden. Seitdem atmete der Kranke durch eine in den Hals eingeführte silberne Röhre; die Sprache war verloren. Ant 9. März 1888 traf den Kronprinzen in San Remo (am Lignrifchen Meere) die Kunde vom Heimgänge Kaiser Wilhelms I. Unverzüglich eilte der Todkranke trotz der rauhen Jahreszeit über die Alpen, um sein Herrscheramt anzutreten. In den nächsten Tagen erschien der Aufruf „Art mein Volk" und ein Erlaß an den Reichskanzler. Kaiser Friedrich Iii. widmete in diesen beiden Kundgebungen dem Andenken des Heimgegangenen Vaters die ehrendsten Worte und entwickelte seine edlen Regiernngsgrundsätze. Aber es war ihm nicht vergönnt, die Herrschaft lange zu führen. Die schreckliche Krankheit verzehrte immer rascher seine Kräfte. Getreu dem auf den Schlachtfeldern erprobten Wahlspruche: „Furchtlos und beharrlich", trug er seine Qual mit mannhaftem Sinn. Ergebung in Gottes Willen beweisen die rührenden Worte, die er in seinen letzten Tagen seinem ältesten Sohne auf ein Blatt Papier schrieb: „Lerne leiden, ohne zu klagen!" Das deutsche Volk nahm herzlichen Anteil am Schicksale seines Kaisers. Mit Bangen las es die Nachrichten über sein Befinden. Heiße Gebete um feine Rettung stiegen zum Himmel 15. Juni empor. Da erlöste am 15. Juni 1888 der Tod den Schwergeprüften 1888 Üdn |ejnen Leiden. In der Friedenskirche zu Potsdam wurden seine sterblichen Überreste beigesetzt. „Dem Königlichen Dulder, dessen Herz für alles Große und Schöne schlug, sind nur wenige Monate beschieden gewesen, um auch auf dem Thron die edlen Eigenschaften des Geistes und Herzens zu betätigen, welche Ihm

5. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 128

1905 - Breslau : Handel
128 Aus der brandenburgisch- preußischen Geschichte. die Vereinigten Niederlande an sich riß, waren die brandenbnrgischen Besitzungen am Rhein durch den ländergierigen Nachbar bedroht. Darum handelte Friedrich Wilhelm nach dem Grundsätze: „Wenn des Nachbars Haus brennt, gilt es dem eigenen!" Er zog mit einem Heere an den Rhein und bewog auch den Kaiser Leopold I. (1658—1705), ein solches dorthin zu schicken. Doch dieser wollte hierdurch nur sehte Würde als Oberhaupt des an seiner Westgrenze gefährdeten Reiches wahren. Schon vorher hatte er sich gegen Ludwig, seinen Schwager, verpflichtet, nichts Ernstliches gegen ihn zu unternehmen. Demgemäß handelte der kaiserliche Feldherr. Dessen Untätigkeit hemmte auch jedes Vorgehen des Kurfürsten und nötigte ihn schließlich sogar, sich bis zur Weser zurückzuziehen. Seine rheinischen Besitzungen gerieten in die Gewalt der Franzosen. Da auch die Holländer die zugesagten Hilssgelder nicht zahlten, schloß er auf das Anerbieten Frankreichs 1673 zu Vossem, einem Dorfe bei Brüssel, einen Sonderfrieden. Durch ihn gelangte er wieder in den Besitz seiner rheinischen Lande. Dagegen versprach er, sich parteilos zu verhalten, es sei denn, daß Reichsgebiet angegriffen würde. Schon im nächsten Jahre trat dieser Fall ein. Verheerend brachen die Franzosen in die Rheinpfalz ein. Da schloß Friedrich Wilhelm mit dem Kaiser, den Niederlanden und Spanien ein Bündnis gegen Frankreich und stand mit seinem Heere bald wieder am Rhein. Jedoch die Uneinigkeit der Verbündeten und die Lässigkeit der Kaiserlichen ließ es auch jetzt gegen die Franzosen zu keinen Erfolgen kommen. Der Einfall der Schweden in Brandenburg. Ludwig Xiv. erkannte bald, daß er den Kurfürsten unter allen seinen Gegnern am meisten zu fürchten habe. Um ihn vom Rhein zu entfernen, veranlaßte er die Schweden zu einem Einfalle in das von Truppen entblößte Brandenburg. Die unglücklichen Märker sahen die Greuel des Dreißigjährigen Krieges erneut über sich hereinbrechen. Die Bauern bewaffneten sich zur Abwehr der Landbefchädiger. In einer Dorfkirche wird jetzt noch eine ihrer Fahnen aus jener Zeit aufbewahrt. Sie trägt die Inschrift: „Wir sind Bauern von geringem Gut Und dienen unserm Kurfürsten mit unserm Blut." Vom Rhein zum Rhin. Als der Kurfürst Ende 1674 in feinen Winterquartieren am Main die Nachricht von dem Einfall der Schweden erhielt, rief er aus: „Das kann den Schweden Pommern kosten!" Die Bemühungen, von seinen Bundesgenossen Hilfstruppen zu erlangen, erwiesen sich jedoch als vergeblich. Er sah sich auf die eigene Kraft angewiesen. Im Mat 1675 brach er mit feinem Heere ans den Winterquartieren auf und gelangte in Eilmärschen nach Magdeburg. Sofort ließ er die Tore der Stadt schließen, um zu verhindern, daß den Schweden

6. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 26

1858 - Breslau : Hirt
26 Blicke in die Vergangenheit Sachsens. Conrad stammte aus dem Geschlechte der Grafen von Wettin; von diesen stammt also auch das sächsische Königshaus ab. Als Conrad alt geworden war, theilte er das Land unter seine Söhne, und legte in der Domkirche zu Meißen in einer glänzenden Versammlung von Fürsten, Bischöfen, Pfarrherren und Rittern seine Waffen, die er oft gegen die Sorben und Wenden geführt hatte, vor dem Altäre nieder; er begab sich dann in das von ihm und seinem Bruder erbaute Kloster auf dem Peters berge bei Halle. Hier beschloß er nach zwei Monaten, im Jahre 1157, sein unbeschol- tenes christliches Leben. Als das Fürstenhaus, welches über 100 Jahre über Thüringen geherrscht hatte, ausstarb, kam das Land an die Markgrafschaft Meißen. Nun schlugen Landgrafen aus dem markgräflichen Geschlechte ihre Residenz auf der Wartburg auf und regierten von da aus noch über 100 Jahre die thüringischen Lande. 6. Pest, Judenverfolgung und Vcißclbrüder. In jener Zeit, am 25. Juni 1348, am Tage Pauli Bekehrung, war ein furchtbares Erdbeben durch ganz Europa. Berge sanken ein, Städte und Dörfer wurden verschüttet, Burgen und Thürme stürzten zusammen. Die Glocken schlugen von selbst an, und unter ihrem dumpfen Klange verließen die Leute ihre Wohnstätten. Die Hain- laite, ein Bergwald bei Sonders hausen, ward so heftig er- schüttert, daß sie zu spalten drohte, und noch heut zu Tage ist dort ein mächtiger Riß zu schauen. Giftige Dünste stiegen aus den Spalten hervor und verbreiteten eine der furchtbarsten Seuchen, die je die Welt heimgesucht haben. Es war eine schreckliche Pest, der schwarze Tod genannt, bei der sich zuerst eine Drüsenanschwellung in Größe eines Eies, dann gelbe und schwarze Flecke am Körper zeigten; die Krankheit war fast stets tödtlich; dabei war sie so ansteckend, daß selbst Thiere todt hinsanken, die nur die Kleider eines Verstorbenen berührt hatten. In Erfurt starben 12,000 Menschen, und das Thüringerland verlor überhaupt den vierten Theil seiner Bewohner. Da, im Angesichte des Todes, schlugen Viele in sich und starben in Frieden. Ein zwölfjähriges Mädchen in Erfurt lag im Todeskampse; mit verklärtem Blicke schaute sie gen Himmel, und als die betrübten Eltern sie fragten, was sie so freudig mache, da antwortete sie: Ei, seht ihr nicht den Himmel offen und unzählige Lichter darin? Das sind die Seelen der selig Sterbenden; ich freue mich, zu ihnen zu kommen; denn ich werde diese Nacht sterben, und meine Mutter wird mir in drei Tagen Nachfolgen. So schlief sie in Frieden ein. Es geschah aber, daß während dieser Pest weniger Juden als Christen starben; das erweckte den furchtbaren Verdacht, daß sie aus Rache gegen die Christen die Brunnen und Quellen vergiftet haben; daher komme die furchtbare Seuche. Da fiel man in fast allen Städten Thüringens über die Juden her und erschlug Tausende.

7. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 4

1858 - Breslau : Hirt
4 Wir «s in dn Provinz Posrn aussieht. Die Bewohner des Großherzogthums waren ursprünglich nur Polen, aber jetzt sind der dritte Theil Deutsche; diese bilden in den westlichen Gegenden sogar die überwiegende Zahl, während im öst- lichen Theile mehr Polen wohnen. An Gewerbthätigkeit und Fabriken fehlt es noch in den meisten Gegenden; nur in den südlichen an Schlesien grenzenden Gegenden, bei Fraustadt, Lissa und Rawicz, findet man größeren Gewerb- fieiß, besonders nähren sich Viele von der Tuchmacherei. Die Provinz ist 536 Ouadratmeilen groß und hat 1,380,000 Einwohner; sie besteht aus den Regierungsbezirken Posen und Brvmberg. In der Hauptstadt Posen wohnen die höchsten Behörden der Provinz: 1. der Oberpräsident, welchem die Leitung des Landes, die Aufrechthaltung der Ruhe, die Ausführung der Gesetze, die Wohlfahrt und Sicherheit der Bewohner von Sr. Majestät anver- traut ist. Unter ihm stehen die beiden Regierungen zu Posen und Bromberg mit den Präsidenten, Rüthen und Unterbeamten. 2. Der General-Superintendent leitet die kirchlichen Angelegenheiten und steht an der Spitze des Consistoriums, welches die Aufsicht über die Geist- lichen, die kirchlichen Gemeinden, den Gottesdiest, christl. Lehre und Leben führt. 3. Der commandirende General hat den Oberbefehl über das 5. Armeecorps (spr. Kohr), welchem in unserer Provinz und in Niederschlesien seine Standquartiere angewiesen sind. 2. Dir Warthr. 1. Von der Quelle bis Posen. Die Warthe entsteht aus der Vereinigung zweier Arme. Der Hauptarm ist der östliche; er entspringt nördlich von Krakau im Königreiche Polen. Der west- liche Arm, die Lies- oder Liczwarthe genannt, entspringt auf der oberschlesischen Hochebene, östlich von Lublinitz, bildet eine Strecke die Grenze zwischen Schlesien und Polen, tritt dann in letzteres ganz über und vereinigt sich mit dem östlichen Arme, an welchem der berühmteste Wallfahrtsort des Königreiches, Czensto- chau, mit dem Kloster auf dem Clarenberge liegt. Die Warthe fließt eine Strecke noch in nördlicher Richtung zwischen niedrigen, zum Theil sumpfigen Ufern. Bei Konin wird sie für größere Fahrzeuge schiffbar; bei ihrer Vereinigung mit der Prosna tritt sie in unsere Provinz über; sie ist bereits 250 Fuß breit. Die Prosna entspringt in Schlesien bei dem Städtchen Ro- senberg und scheidet von da an, wo sie in unsre Provinz kommt, unser Land von Polen. Nur bei Kali sch, wo sie vorüberfließt, tritt ihr Lauf einige Meilen von der Grenze zurück. Im Frühjahr und Herbste pflegt sie stark anzuschwellen und über die meist niedri- gen Ufer hinauszutreten. Wo sie in die Warthe mündet, ist sie 100 Fuß breit, Schiffe trägt sie jedoch nicht, sondern nur Flöße von

8. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 5

1858 - Breslau : Hirt
Wanderung durch die Sudeten. 6 Gicht, Skropheln, Hautausschlägen re. Behaftete nach Land eck, dessen warme Schwefelquellen schon Tausenden Heilung verschafft haben. Die schöne Gebirgswelt, die reine frische Luft unterstützen gewiß den heilsamen Einfluß der unterirdischen Naturkräfte. Steigen wir nun aus der Grafschaft in das Eulengebirge hinauf, so haben wir einen freien Blick in die weite Ebene, in wel- cher das freundliche, von vielen Kaufleuten bewohnte Reichenbach und auch Franken st ein liegt. Fruchtbare Weizenfelder umgeben diese Stadt. Auf dem Gebirge selbst nach Wartha hin ragen die steilen Festungswerke von Silberberg drohend empor. — Manche Gebirgsdörfer sind nur von Webern bewohnt, und in der fensterreichen Wohnstube der meisten Häuser sieht man Vater und Mutter, Groß- eltern und Kinder mit verschiedenen Arbeiten der kummervollen We- berei beschäftigt. Ein gebirgiges Hochland verbindet das Glazer Gebirge mit dem Hochwald- und Riesengebirge. Man begegnet in demselben den Städten Waldenburg, dem Mittelpunkte eines ergiebigen Steinkohlengebiets, Friedland mit den berühmten Sandsteingebilden bei Adersbach und Weckelsdorf und dem Brunnenorte Salzbrunn, sowie Char- lottenbrunn, dessen benachbarte Thäler im Sommer viele Bleich- plätze abgeben, in denen Leinwand in Tausenden von Schocken aus- liegt. 3. Das Riesengebirge macht den höchsten Theil der Sudeten aus, da die Höhe seiner Kämme 4000 Fuß, die der Riesen- oder Schneekoppe an 5000 Fuß beträgt. Sämmtliche Abhänge des Gebirges sind dicht bewaldet; aber über 3600 Fuß Höhe gedeihen nur noch Knieholz, das strauchartig breite Striche bedeckt, ferner Zwergformen der Fichte und einige Laubhölzer, eine Menge Gräser und Alpenkräuter, Moose und Flechten; fa viele der höchsten Gipfel zeigen auf ihrem mit Felsen und Steinblöcken überschütteten Scheitel kaum noch Spuren des Pflanzenwuchses. Der Sommer ist sehr kurz, etwa 4 Monate, und die Wärme gering, daher auch in manchen Jahren in der Sonne abgewendeten Schluchten der Schnee gar nicht wegschmilzt, und Schneegestöber selbst inmitten der heißesten Jahreszeit nicht seltene Erscheinungen sind. Das Gebirge ist bewohnt, und der Reisende, welcher dasselbe zum ersten Male durchzieht, fühlt sich nicht wenig überrascht, in einer Höhe von 3—4000 Fuß einzelne Sennhütten, weidendes Vieh, grasmähende Arbeiter, Kräuter- und Moossammler anzutreffen. Dörfer giebt es allerdings in so hoher Region nicht, aber viele zerstreute Wohnungen, Bauden genannt. Man zählt deren wohl an 3000, deren Bewoh- ner Rindvieh- und Ziegenzucht treiben und gegen 20,000 Kühe und 12,000 Ziegen halten. Diese Bauden sind von Holz, auf einer stei- nernen Grundlage errichtet, welche über eine Klafter hoch über den Boden hervorragt. Der Eingang ist durch das überhängende Dach vor dem Wetter geschützt; die Wohnstube, mit einem großen Kachel-

9. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 26

1858 - Breslau : Hirt
26 Blicke in die Vergangenheit der Provinz Posen. 7. Von -rn bürgerlichen Verhältnissen nach polnischem Herkommen. Die Rechte des Fürsten waren im polnischen Reiche sehr umfang- reich. Er war im Besitze der gesammten Gerichtsbarkeit, d. h. er allein hatte Recht zu sprechen in sämmtlichen Angelegenheiten seiner Unterthanen. Dies ließ er durch seine Beamten, als: Kastellane oder Burggrafen, Vögte und andere, verrichten. Sämmtliche Strafgefälle, welche eingezogen wurden, fielen dem Fürsten zu. Er erhob Steuern an Geld oder Getreide und hatte eine große Menge Regalien. Dazu gehörte: das Münzrecht, der Ertrag der Gold- und Silberbergwerke, der Salzverkauf, die Benutzung der Flüsse, Teiche und Forsten, die Jagd, die Erhebung von Zöllen, die Errichtung von Märkten und Städten, das Recht, Schankhäuser oder Krüge anzulegen, Fleisch-, Brot- und Schuhbänke zu errichten (d. h. die Erlaubniß zu Ver- kaufsstätten für Fleischer, Bäcker und Schuhmacher zu ertheilen). Den Unterthanen waren schwere Lasten aufgebürdet. Die Kirche forderte den Decem (Zehnten), der Papst den Peterspfennig. Sie hatten Steuern zu entrichten unter verschiedenen Namen, mußten Honig, Getreide, Schafe, Kühe u. dgl. liefern, die herrschaftlichen Burgen und die Brücken bauen, die Burgen bewachen, den Acker des Grundherrn bestellen, Gras und Korn mähen, die Ernte einbringen, dem Fürsten und seinen Beamten Vorspann geben und Fuhren thun; bei den häufigen Jagden mußten sie den Jägern und Vogelstellern zur Hand gehen, für den Unterhalt derselben sorgen, die Jagdhunde füttern und das Futter für die Pferde herbeischaffen. Ferner waren sie verpflichtet, die Nester der Falken und die Baue der Biber zu be- wachen; Vernachlässigungen dabei mußten sie durch ein bestimmtes Strafgeld büßen. Noch drückender, als alle der Herrschaft zu lei- stenden Dienste waren die Plackereien, welche sie von Seiten der Be- amten erfuhren; denn die kleinen Herren sind gewöhnlich viel schlim- mer, als die großen. In ihrem Uebermuthe erlaubten sich diese Alles gegen den armen Mann. Ihm das Pferd aus dem Stalle zu neh- men oder vom Pfluge auszuspannen, aufzusitzen, davon zu eilen, es halb zu Tode zu jagen, oder es auch wohl gar nicht wiederzubringen — das war nichts Seltenes. Zwar erließen die Fürsten wiederholt strenge Befehle gegen solchen Mißbrauch der Gewalt, aber sie wur- den wenig beachtet, und der arme Mann fand, wenn er Hülse suchte, selten Recht. 8. Polen unter den Iagellonen. Auch Jagello mußte, um seinem Sohne Wladislaw Iii. die Nach- folge zu sichern, dem Adel neue Vorrechte gewähren, namentlich ver- sprechen, daß die geistlichen und weltlichen Würden unverändert blei- den müßten. Wladislaw wurde später auch König von Ungarn. Als solcher brach er nach des Papstes Rath den mit den Türken ge- schlossenen Frieden. Siegsgewiß, im Verein mit Johannes Hunyad, dem tapfern Woywoden von Siebenbürgen, drang er in die Türkei
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