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Heimatkunde der Provinz Brandenburg.
3. Bodeubeschaffeuheit, Erzeugnisse und Erwerbsquellen (Verkehrsstraßen).
Die Provinz Brandenburg enthält alle Bodenarten von dein gänzlich
unfruchtbaren Saude bis zu dem ertragreichsten Acker- und Wiesenlande.
Ein Drittel des Bodens ist mit Wald bestanden, in dem die Nadelbäume
viel zahlreicher vertreten sind als die Laubbäume. Beinahe die Hälfte ist
Ackerboden, auf dem Roggen, Weizen, Gerste, Hafer, Buchweizen, Kartoffeln,
Futterkräuter (besonders Klee und Luzerne) und Zuckerrüben angebaut werden.
Der Rest wird von Wiesen eingenommen, die sich vorzugsweise iu den Niede-
rungen befinden.
Ein großer Teil der Bevölkerung erwirbt daher sein Brot durch Forst-
Wirtschaft, Ackerbau und Viehzucht. Die gezüchteten Tiere sind Pferde,
Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine, Geflügel. Der größte Teil der Bewohner
ist aber im Groß- und Kleingewerbe, im Handel und Berkehr tätig.
Neune die wichtigsten Jndustriegegenden und die daselbst gepflegten In-
dustriezweige! Nenne die Arten der Verkehrsstraßen! Nenne Eisenbahn-
knotenpnnkte! Nenne die wichtigsten Wasserstraßen! Die aar meisten
auf diesen Verkehrsstraßen beförderten Güter sind Kohle, Mauersteine, Dach-
ziegel, Getreide, Holz.
4. Bewohner und Verwaltung.
Die Bewohner der Provinz sind iu der Hauptsache Deutsche; doch gibt
es im südlichen Teile, besonders im Spreewalde, noch Wenäen. Der größte
Teil der Einwohner bekennt sich zur evangelischen Lehre; der Rest sind
Katholiken und Juden.
An der Spitze nnsrer Provinz steht der Oberpräsident, der seinen Sitz
in Potsdam hat. Er sorgt dafür, daß die Gesetze ausgeführt werden und die
öffentlichen Einrichtungen (Straßen, Wohltätigkeitsanstalten, Krankenhäuser)
erhalten bleiben.
Da die Provinz aber zu groß ist, als daß der Oberpräsident die Verwaltung
allein ausüben könnte, so hat man sie in zwei Regierungsbezirke und die
Stadt Berlin geteilt. Die beiden Regierungsbezirke werden nach den Städten
Potsdam und Frankfurt benannt. Verfolge ihre Grenze auf der Karte! Jeder
Regierungsbezirk wird durch eine Regierung verwaltet. Sie besteht aus dem
Regierungspräsidenten und einer Anzahl von Regierungsräten. Der Bezirk
Berlin wird von den städtischen Behörden verwaltet.
Jeder Regierungsbezirk gliedert sich in Kreise. Diese sind entweder Land-
kreise, die ein größeres Gebiet mit kleinen Städten und Dörfern umfassen, oder
Stadtkreise, die von den Städten mit mindestens 25000 Einwohnern gebildet
werden. Die Verwaltung des Landkreises leitet der Landrat, die des Stadt-
kreises der Bürgermeister. Neune die Land- und Stadtkreise deiner Heimat-
lichen Landschaft! Wiederhole, was du von der Verwaltung der Kreise,
Städte und Dörfer gelernt hast!
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
Extrahierte Personennamen: Breitkopf_&_Härtel
Extrahierte Ortsnamen: Niede- Groß- Potsdam Berlin Potsdam Frankfurt Berlin Leipzig
Ergänzung für die Oberstufe.
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Taubstummenanstalten (Berlin, Wriezen, Guben), einer Blindenanstalt (Steglitz),
einer Krüppelanstalt (Nowawes), in Waisenhäusern (Rummelsburg) und Ret-
tungshäusern.
Die Rechtspflege wird geübt vou den Schiedsmänner::, 104 Amtsgerichten
(1 Richter und 2 Schöffen; leichte Straffälle), 9 Landgerichten (3 oder 5 Richter;
schwerere Straffälle), 9 Schwurgerichten (3 Richter und 12 Geschworene;
die schwersten Vergehen), die alljährlich mehreremal bei den Landgerichten
zusammentreten, und dem Oberlandesgericht („Kammergericht" in Berlin;
5 Richter; Berufungen gegen Urteile der Landgerichte). Die öffentliche Anklage
wird bei den Amtsgerichten durch die Amtsanwälte, im übrigen durch die Staats-
auwälte erhoben. Streitigkeiten zwischen Angestellten und Arbeitgebern schlich-
ten die Gewerbe- und Handelsgerichte. In Gefängnissen und Zuchthäusern
(Moabit, Plötzensee, Sonnenburg, Luckau, Kottbus) bemüht man sich, die Ver-
urteilten einem geordneten Leben zurückzugewinnen.
Die in der Mark stehenden Heeresteile waren von jeher der erprobte Kern
des preußischen Heeres; sie bilden das Gardekorps und das 3. Armeekorps. Das
erstere besteht aus den stattlichsten Mannschaften aller Provinzen und ist zum
größten Teil in Berlin und Potsdam untergebracht; das letztere setzt sich aus
Söhnen der Mark zusammen und liegt in 19 Garnisonen. Die Landesfestuugeu
siud Küstriu und Spandau (Juliusturm). An Einrichtungen zur Ausbildung
der Offiziere und Soldaten sind vorhanden eine Kriegsakademie (Berlin),
Kadetteuaustalteu (Groß-Lichterfelde, Potsdam), eine Kriegsschule, eiue Unter-
offizierschule, ein Militärwaisenhaus (Potsdam), Schießplätze (Jüterbog, Kum-
mersdors, Tegel), Truppenübungsplätze (Tempelhofer Feld, Döberitz) und ein
Übungsplatz für die Luftschisserabteiluug (Tegel).
9. Siedlungen.
Die heutigen Siedlungen der Mark gehen in ihrem Ursprünge meist auf alte
wendische Dörfer zurück. Die Kolonisten, die bei der Eroberung des Landes
durch die Deutscheu sich in ihm niederließen, erhielten sie samt ihrer Feldmark
zugeteilt. Zuweilen mußten sie aber auch ueue Dörfer gründen; man erkennt
diese an ihren deutschen Namen. Für das erblich überwiesene Land hatten sie
einen Erbzins (Schult) an den Landesherrn durch den „Schultheißen" (Schulzen)
zu entrichten; dieser erhielt ein größeres Gut, war frei vom Erbzins und hatte
die polizeiliche Aufsicht und niedere Gerichtsbarkeit auszuüben.
Den Rittern, die bei der Eroberung des Landes geholfen hatten, wurden oft
neben den Dörfern größere Güter zugewiesen; es sind die heutigen Ritter-
güter.
Auch Klöster wurden bei der Eroberung der Mark gegründet. Die meisten
gehörten dem Mönchsorden der Zisterzienser aus Südfrankreich. (Marienwalde,
Chorin, Neuzelle, Dobrilugk, Zinna, Lehnin.) Nach der Einführung der Refor-
matiou wurden sie allmählich aufgehoben; die Gebäude siud zuweilen noch erhalten.
In der Zeit der Eroberung der Mark durch die Deutscheu entstanden auch
die meisten Städte. Viele entwickelten sich aus wendischen Dörfern (Köpenick),
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment]]
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Wriezen Guben Steglitz Nowawes Rummelsburg Berlin Moabit Sonnenburg Luckau Berlin Potsdam Spandau Berlin Kadetteuaustalteu Potsdam Potsdam Tegel Tegel Chorin Neuzelle Dobrilugk Zinna Lehnin
14
Heimatkunde der Provinz Brandenburg.
Zur Förderung der Erwerbsverhältnisse dienen die sog. Kammern
(Bereinigungen von gewählten Vertretern) für Landwirtschaft, Gewerbe und
Handel, die landwirtschaftlichen Winterschulen (Dahme, Königsberg, Friede-
berg), die Obst- und Gartenbanschulen (Wittstock, Krossen), die Bangewerk-,
Gewerbe- und Handelsschulen, die kaufmännischen, gewerblichen und ländlichen
Fortbildungsschulen, die Sparkassen, Banken und Vorschußvereine, die Feuer-
und Hagelversicherungen.
11. Geschichtliche Entwicklung.
1134 Albrecht der Bär wird durch Kaiser Lothar erblicher Markgraf der Nord-
mark (Altmark); er erobert die Stadt Brandenburg und benennt sein Ge-
biet nach ihr. Er erwirbt später die Prignitz, die Zanche, das Havelland,
den Teltow.
1225 Seine Nachfolger Johann I. und Otto Iii. kaufen den Barnim, erwerben
die Uckermark, kaufen das Land Lebus und Sternberg, erobern die Neu-
mark.
1356 Die Mark wird ein Kurfürstentum.
1445 Friedrich Ii. kauft Kottbus.
1482 Albrecht Achilles erwirbt Züllichau, Krossen, Sommerfeld.
1490 Johann Cicero kauft Zossen.
1524 Joachim I. erwirbt die Grafschaft Rnppin.
1535 -71 Die Mark ist in die Kurmark (Joachim Ii.) und in die Neumark (Jo-
Hann von Küstrin; heutige Neumark, Land Sternberg, Kottbus) geteilt.
1648 Der Große Kurfürst erwirbt jetzt und später kleine Gebietsteile.
1815 Die Niederlausitz wird erworben und Brandenburg angegliedert, die Alt-
mark kommt zur Provinz Sachsen. Die Provinz erhält also ihre heutige
Gestalt und wird in Regierungsbezirke und Kreise geteilt.
Das Wappen der Provinz ist der rote Adler mit goldenem Schnabel und
goldenen Klauen im silbernen Felde. Ihre Farben sind Rot (oben) und Weiß.
An der Gesetzgebung nimmt die Mark teil durch Entsendung von 35 Mit-
gliedern des Herrenhauses, 45 Mitgliedern des Abgeordnetenhauses, 26 Reichs-
tagsabgeordneten.
12. Verwaltung.
An der Spitze der Provinz steht der Oberpräsident, der seinen Sitz in
Potsdam hat. Er übt die Oberaufsicht über die Regierungen aus und wacht
darüber, daß die Gesetze ausgeführt werden. Sodann leitet er alle öffent-
lichen Angelegenheiten, die sich auf die gauze Provinz erstrecken. So sorgt
er für Erhaltung der Straßen, Wohltätigkeitsanstalten, Krankenhäuser, Taub-
stummenanstalten usw.; so überwacht er die Arbeiten des Provinzial-
schulkollegiums, unter dem die höheren Lehranstalten stehen, des Medi-
zinalkolleginms, welches das Gesundheitswesen unter sich hat, und des
Konsistoriums, das die Angelegenheitender evangelischen Kirche ordnet (diese
3 Behörden befinden sich in Berlin); so beaufsichtigt er die Provinzial-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht Lothar Johann_I. Johann_I. Otto Friedrich_Ii Friedrich Albrecht_Achilles Albrecht Sommerfeld Johann_Cicero Johann Joachim_Ii Neumark
240 Aus der brandenburgisch - preußischen Geschichte.
gestalt; hohe Erwartungen hegte es von seinem dereinstigen Wirken als Herrscher. Als 1878 der Mordversuch eines Sozialdemokraten den schwer verwundeten Kaiser aufs Krankenlager warf, übernahm der in den besten Mannesjahren stehende Kronprinz die Regentschaft und führte sie durch sechs Monate im Sinne und zur höchsten Zufriedenheit seines Vaters.
Leidenszeit. Anfangs 1887 erkrankte der Kronprinz. Am Kehlkopf entwickelte sich eine Geschwulst, welche von hervorragenden Berliner Ärzten als krebsartig erkannt wurde. Eine wenig gefährliche Operation hätte das Übel zu beseitigen vermocht. Aber ein Kehlkopfarzt aus England erklärte die Wucherung für eine ungefährliche Warze, die er auch ohne Operation zu beseitigen versprach. Daraufhin unterblieb diese. Kostbare Monate verrannen. Aber obwohl die Kronprinzessin und ihre Töchter den Leidenden aufs sorgsamste pflegten und mit ihm den warmen Süden auffuchteu, verschlimmerte sich sein Zustand. Im November mußte jener englische Arzt endlich die krebsartige Natur des Halsübels seines hohen Patienten zugestehen. Nun aber war es zu eiuer Operation zu spät. Der Kehlkopf verfchwoll. Um die Gefahr des Erstickens abzuwenden, mußte der Luftröhrenschnitt vorgenommen werden. Seitdem atmete der Kranke durch eine in den Hals eingeführte silberne Röhre; die Sprache war verloren.
Ant 9. März 1888 traf den Kronprinzen in San Remo (am Lignrifchen Meere) die Kunde vom Heimgänge Kaiser Wilhelms I. Unverzüglich eilte der Todkranke trotz der rauhen Jahreszeit über die Alpen, um sein Herrscheramt anzutreten. In den nächsten Tagen erschien der Aufruf „Art mein Volk" und ein Erlaß an den Reichskanzler. Kaiser Friedrich Iii. widmete in diesen beiden Kundgebungen dem Andenken des Heimgegangenen Vaters die ehrendsten Worte und entwickelte seine edlen Regiernngsgrundsätze. Aber es war ihm nicht vergönnt, die Herrschaft lange zu führen. Die schreckliche Krankheit verzehrte immer rascher seine Kräfte. Getreu dem auf den Schlachtfeldern erprobten Wahlspruche: „Furchtlos und beharrlich", trug er seine Qual mit mannhaftem Sinn. Ergebung in Gottes Willen beweisen die rührenden Worte, die er in seinen letzten Tagen seinem ältesten Sohne auf ein Blatt Papier schrieb: „Lerne leiden, ohne zu klagen!" Das deutsche Volk nahm herzlichen Anteil am Schicksale seines Kaisers. Mit Bangen las es die Nachrichten über sein Befinden. Heiße Gebete um feine Rettung stiegen zum Himmel 15. Juni empor. Da erlöste am 15. Juni 1888 der Tod den Schwergeprüften 1888 Üdn |ejnen Leiden. In der Friedenskirche zu Potsdam wurden seine sterblichen Überreste beigesetzt.
„Dem Königlichen Dulder, dessen Herz für alles Große und Schöne schlug, sind nur wenige Monate beschieden gewesen, um auch auf dem Thron die edlen Eigenschaften des Geistes und Herzens zu betätigen, welche Ihm
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelms_I. Friedrich_Iii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: England San_Remo Gottes Friedenskirche Potsdam
128 Aus der brandenburgisch- preußischen Geschichte.
die Vereinigten Niederlande an sich riß, waren die brandenbnrgischen Besitzungen am Rhein durch den ländergierigen Nachbar bedroht. Darum handelte Friedrich Wilhelm nach dem Grundsätze: „Wenn des Nachbars Haus brennt, gilt es dem eigenen!" Er zog mit einem Heere an den Rhein und bewog auch den Kaiser Leopold I. (1658—1705), ein solches dorthin zu schicken. Doch dieser wollte hierdurch nur sehte Würde als Oberhaupt des an seiner Westgrenze gefährdeten Reiches wahren. Schon vorher hatte er sich gegen Ludwig, seinen Schwager, verpflichtet, nichts Ernstliches gegen ihn zu unternehmen. Demgemäß handelte der kaiserliche Feldherr. Dessen Untätigkeit hemmte auch jedes Vorgehen des Kurfürsten und nötigte ihn schließlich sogar, sich bis zur Weser zurückzuziehen. Seine rheinischen Besitzungen gerieten in die Gewalt der Franzosen. Da auch die Holländer die zugesagten Hilssgelder nicht zahlten, schloß er auf das Anerbieten Frankreichs 1673 zu Vossem, einem Dorfe bei Brüssel, einen Sonderfrieden. Durch ihn gelangte er wieder in den Besitz seiner rheinischen Lande. Dagegen versprach er, sich parteilos zu verhalten, es sei denn, daß Reichsgebiet angegriffen würde.
Schon im nächsten Jahre trat dieser Fall ein. Verheerend brachen die Franzosen in die Rheinpfalz ein. Da schloß Friedrich Wilhelm mit dem Kaiser, den Niederlanden und Spanien ein Bündnis gegen Frankreich und stand mit seinem Heere bald wieder am Rhein. Jedoch die Uneinigkeit der Verbündeten und die Lässigkeit der Kaiserlichen ließ es auch jetzt gegen die Franzosen zu keinen Erfolgen kommen.
Der Einfall der Schweden in Brandenburg. Ludwig Xiv. erkannte bald, daß er den Kurfürsten unter allen seinen Gegnern am meisten zu fürchten habe. Um ihn vom Rhein zu entfernen, veranlaßte er die Schweden zu einem Einfalle in das von Truppen entblößte Brandenburg. Die unglücklichen Märker sahen die Greuel des Dreißigjährigen Krieges erneut über sich hereinbrechen. Die Bauern bewaffneten sich zur Abwehr der Landbefchädiger. In einer Dorfkirche wird jetzt noch eine ihrer Fahnen aus jener Zeit aufbewahrt. Sie trägt die Inschrift:
„Wir sind Bauern von geringem Gut
Und dienen unserm Kurfürsten mit unserm Blut."
Vom Rhein zum Rhin. Als der Kurfürst Ende 1674 in feinen Winterquartieren am Main die Nachricht von dem Einfall der Schweden erhielt, rief er aus: „Das kann den Schweden Pommern kosten!" Die Bemühungen, von seinen Bundesgenossen Hilfstruppen zu erlangen, erwiesen sich jedoch als vergeblich. Er sah sich auf die eigene Kraft angewiesen. Im Mat 1675 brach er mit feinem Heere ans den Winterquartieren auf und gelangte in Eilmärschen nach Magdeburg. Sofort ließ er die Tore der Stadt schließen, um zu verhindern, daß den Schweden
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Leopold_I. Ludwig Ludwig Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Rhein Frankreichs Rheinpfalz Niederlanden Spanien Frankreich Rhein Schweden Brandenburg Rhein Brandenburg Main Schweden Schweden Eilmärschen Magdeburg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
26
Blicke in die Vergangenheit Sachsens.
Conrad stammte aus dem Geschlechte der Grafen von Wettin;
von diesen stammt also auch das sächsische Königshaus ab.
Als Conrad alt geworden war, theilte er das Land unter seine
Söhne, und legte in der Domkirche zu Meißen in einer glänzenden
Versammlung von Fürsten, Bischöfen, Pfarrherren und Rittern seine
Waffen, die er oft gegen die Sorben und Wenden geführt hatte,
vor dem Altäre nieder; er begab sich dann in das von ihm und
seinem Bruder erbaute Kloster auf dem Peters berge bei Halle.
Hier beschloß er nach zwei Monaten, im Jahre 1157, sein unbeschol-
tenes christliches Leben.
Als das Fürstenhaus, welches über 100 Jahre über Thüringen
geherrscht hatte, ausstarb, kam das Land an die Markgrafschaft
Meißen. Nun schlugen Landgrafen aus dem markgräflichen
Geschlechte ihre Residenz auf der Wartburg auf und regierten von
da aus noch über 100 Jahre die thüringischen Lande.
6. Pest, Judenverfolgung und Vcißclbrüder.
In jener Zeit, am 25. Juni 1348, am Tage Pauli Bekehrung,
war ein furchtbares Erdbeben durch ganz Europa. Berge sanken
ein, Städte und Dörfer wurden verschüttet, Burgen und Thürme
stürzten zusammen. Die Glocken schlugen von selbst an, und unter ihrem
dumpfen Klange verließen die Leute ihre Wohnstätten. Die Hain-
laite, ein Bergwald bei Sonders hausen, ward so heftig er-
schüttert, daß sie zu spalten drohte, und noch heut zu Tage ist dort
ein mächtiger Riß zu schauen. Giftige Dünste stiegen aus den Spalten
hervor und verbreiteten eine der furchtbarsten Seuchen, die je die
Welt heimgesucht haben. Es war eine schreckliche Pest, der schwarze
Tod genannt, bei der sich zuerst eine Drüsenanschwellung in Größe
eines Eies, dann gelbe und schwarze Flecke am Körper zeigten; die
Krankheit war fast stets tödtlich; dabei war sie so ansteckend, daß
selbst Thiere todt hinsanken, die nur die Kleider eines Verstorbenen
berührt hatten. In Erfurt starben 12,000 Menschen, und das
Thüringerland verlor überhaupt den vierten Theil seiner Bewohner.
Da, im Angesichte des Todes, schlugen Viele in sich und starben in
Frieden. Ein zwölfjähriges Mädchen in Erfurt lag im Todeskampse;
mit verklärtem Blicke schaute sie gen Himmel, und als die betrübten
Eltern sie fragten, was sie so freudig mache, da antwortete sie: Ei,
seht ihr nicht den Himmel offen und unzählige Lichter darin? Das
sind die Seelen der selig Sterbenden; ich freue mich, zu ihnen zu
kommen; denn ich werde diese Nacht sterben, und meine Mutter
wird mir in drei Tagen Nachfolgen. So schlief sie in Frieden ein.
Es geschah aber, daß während dieser Pest weniger Juden als
Christen starben; das erweckte den furchtbaren Verdacht, daß sie aus
Rache gegen die Christen die Brunnen und Quellen vergiftet haben;
daher komme die furchtbare Seuche. Da fiel man in fast allen
Städten Thüringens über die Juden her und erschlug Tausende.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.]]
Extrahierte Personennamen: Conrad Conrad Pauli
Extrahierte Ortsnamen: Sachsens Wettin Domkirche Wartburg Europa Erfurt Erfurt
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
4
Wir «s in dn Provinz Posrn aussieht.
Die Bewohner des Großherzogthums waren ursprünglich nur
Polen, aber jetzt sind der dritte Theil Deutsche; diese bilden in den
westlichen Gegenden sogar die überwiegende Zahl, während im öst-
lichen Theile mehr Polen wohnen.
An Gewerbthätigkeit und Fabriken fehlt es noch in den meisten
Gegenden; nur in den südlichen an Schlesien grenzenden Gegenden,
bei Fraustadt, Lissa und Rawicz, findet man größeren Gewerb-
fieiß, besonders nähren sich Viele von der Tuchmacherei.
Die Provinz ist 536 Ouadratmeilen groß und hat 1,380,000
Einwohner; sie besteht aus den Regierungsbezirken Posen und
Brvmberg.
In der Hauptstadt Posen wohnen die höchsten Behörden der
Provinz: 1. der Oberpräsident, welchem die Leitung des Landes,
die Aufrechthaltung der Ruhe, die Ausführung der Gesetze, die
Wohlfahrt und Sicherheit der Bewohner von Sr. Majestät anver-
traut ist. Unter ihm stehen die beiden Regierungen zu Posen und
Bromberg mit den Präsidenten, Rüthen und Unterbeamten. 2. Der
General-Superintendent leitet die kirchlichen Angelegenheiten und steht
an der Spitze des Consistoriums, welches die Aufsicht über die Geist-
lichen, die kirchlichen Gemeinden, den Gottesdiest, christl. Lehre und
Leben führt. 3. Der commandirende General hat den Oberbefehl
über das 5. Armeecorps (spr. Kohr), welchem in unserer Provinz
und in Niederschlesien seine Standquartiere angewiesen sind.
2. Dir Warthr.
1. Von der Quelle bis Posen. Die Warthe entsteht aus
der Vereinigung zweier Arme. Der Hauptarm ist der östliche; er
entspringt nördlich von Krakau im Königreiche Polen. Der west-
liche Arm, die Lies- oder Liczwarthe genannt, entspringt auf
der oberschlesischen Hochebene, östlich von Lublinitz, bildet eine
Strecke die Grenze zwischen Schlesien und Polen, tritt dann in
letzteres ganz über und vereinigt sich mit dem östlichen Arme, an
welchem der berühmteste Wallfahrtsort des Königreiches, Czensto-
chau, mit dem Kloster auf dem Clarenberge liegt. Die Warthe
fließt eine Strecke noch in nördlicher Richtung zwischen niedrigen, zum
Theil sumpfigen Ufern. Bei Konin wird sie für größere Fahrzeuge
schiffbar; bei ihrer Vereinigung mit der Prosna tritt sie in unsere
Provinz über; sie ist bereits 250 Fuß breit.
Die Prosna entspringt in Schlesien bei dem Städtchen Ro-
senberg und scheidet von da an, wo sie in unsre Provinz kommt,
unser Land von Polen. Nur bei Kali sch, wo sie vorüberfließt,
tritt ihr Lauf einige Meilen von der Grenze zurück. Im Frühjahr
und Herbste pflegt sie stark anzuschwellen und über die meist niedri-
gen Ufer hinauszutreten. Wo sie in die Warthe mündet, ist sie
100 Fuß breit, Schiffe trägt sie jedoch nicht, sondern nur Flöße von
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Wanderung durch die Sudeten.
6
Gicht, Skropheln, Hautausschlägen re. Behaftete nach Land eck, dessen
warme Schwefelquellen schon Tausenden Heilung verschafft haben.
Die schöne Gebirgswelt, die reine frische Luft unterstützen gewiß den
heilsamen Einfluß der unterirdischen Naturkräfte.
Steigen wir nun aus der Grafschaft in das Eulengebirge
hinauf, so haben wir einen freien Blick in die weite Ebene, in wel-
cher das freundliche, von vielen Kaufleuten bewohnte Reichenbach
und auch Franken st ein liegt. Fruchtbare Weizenfelder umgeben
diese Stadt. Auf dem Gebirge selbst nach Wartha hin ragen die
steilen Festungswerke von Silberberg drohend empor. — Manche
Gebirgsdörfer sind nur von Webern bewohnt, und in der fensterreichen
Wohnstube der meisten Häuser sieht man Vater und Mutter, Groß-
eltern und Kinder mit verschiedenen Arbeiten der kummervollen We-
berei beschäftigt.
Ein gebirgiges Hochland verbindet das Glazer Gebirge mit dem
Hochwald- und Riesengebirge. Man begegnet in demselben den Städten
Waldenburg, dem Mittelpunkte eines ergiebigen Steinkohlengebiets,
Friedland mit den berühmten Sandsteingebilden bei Adersbach und
Weckelsdorf und dem Brunnenorte Salzbrunn, sowie Char-
lottenbrunn, dessen benachbarte Thäler im Sommer viele Bleich-
plätze abgeben, in denen Leinwand in Tausenden von Schocken aus-
liegt.
3. Das Riesengebirge macht den höchsten Theil der Sudeten
aus, da die Höhe seiner Kämme 4000 Fuß, die der Riesen- oder
Schneekoppe an 5000 Fuß beträgt.
Sämmtliche Abhänge des Gebirges sind dicht bewaldet; aber über
3600 Fuß Höhe gedeihen nur noch Knieholz, das strauchartig breite
Striche bedeckt, ferner Zwergformen der Fichte und einige Laubhölzer,
eine Menge Gräser und Alpenkräuter, Moose und Flechten; fa viele
der höchsten Gipfel zeigen auf ihrem mit Felsen und Steinblöcken
überschütteten Scheitel kaum noch Spuren des Pflanzenwuchses. Der
Sommer ist sehr kurz, etwa 4 Monate, und die Wärme gering, daher
auch in manchen Jahren in der Sonne abgewendeten Schluchten der
Schnee gar nicht wegschmilzt, und Schneegestöber selbst inmitten der
heißesten Jahreszeit nicht seltene Erscheinungen sind.
Das Gebirge ist bewohnt, und der Reisende, welcher dasselbe zum
ersten Male durchzieht, fühlt sich nicht wenig überrascht, in einer Höhe
von 3—4000 Fuß einzelne Sennhütten, weidendes Vieh, grasmähende
Arbeiter, Kräuter- und Moossammler anzutreffen. Dörfer giebt es
allerdings in so hoher Region nicht, aber viele zerstreute Wohnungen,
Bauden genannt. Man zählt deren wohl an 3000, deren Bewoh-
ner Rindvieh- und Ziegenzucht treiben und gegen 20,000 Kühe und
12,000 Ziegen halten. Diese Bauden sind von Holz, auf einer stei-
nernen Grundlage errichtet, welche über eine Klafter hoch über den
Boden hervorragt. Der Eingang ist durch das überhängende Dach
vor dem Wetter geschützt; die Wohnstube, mit einem großen Kachel-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Blicke in die Vergangenheit der Provinz Posen.
7. Von -rn bürgerlichen Verhältnissen nach polnischem Herkommen.
Die Rechte des Fürsten waren im polnischen Reiche sehr umfang-
reich. Er war im Besitze der gesammten Gerichtsbarkeit, d. h. er
allein hatte Recht zu sprechen in sämmtlichen Angelegenheiten seiner
Unterthanen. Dies ließ er durch seine Beamten, als: Kastellane oder
Burggrafen, Vögte und andere, verrichten. Sämmtliche Strafgefälle,
welche eingezogen wurden, fielen dem Fürsten zu. Er erhob Steuern
an Geld oder Getreide und hatte eine große Menge Regalien. Dazu
gehörte: das Münzrecht, der Ertrag der Gold- und Silberbergwerke,
der Salzverkauf, die Benutzung der Flüsse, Teiche und Forsten, die
Jagd, die Erhebung von Zöllen, die Errichtung von Märkten und
Städten, das Recht, Schankhäuser oder Krüge anzulegen, Fleisch-,
Brot- und Schuhbänke zu errichten (d. h. die Erlaubniß zu Ver-
kaufsstätten für Fleischer, Bäcker und Schuhmacher zu ertheilen).
Den Unterthanen waren schwere Lasten aufgebürdet. Die Kirche
forderte den Decem (Zehnten), der Papst den Peterspfennig. Sie
hatten Steuern zu entrichten unter verschiedenen Namen, mußten
Honig, Getreide, Schafe, Kühe u. dgl. liefern, die herrschaftlichen
Burgen und die Brücken bauen, die Burgen bewachen, den Acker des
Grundherrn bestellen, Gras und Korn mähen, die Ernte einbringen,
dem Fürsten und seinen Beamten Vorspann geben und Fuhren thun;
bei den häufigen Jagden mußten sie den Jägern und Vogelstellern
zur Hand gehen, für den Unterhalt derselben sorgen, die Jagdhunde
füttern und das Futter für die Pferde herbeischaffen. Ferner waren
sie verpflichtet, die Nester der Falken und die Baue der Biber zu be-
wachen; Vernachlässigungen dabei mußten sie durch ein bestimmtes
Strafgeld büßen. Noch drückender, als alle der Herrschaft zu lei-
stenden Dienste waren die Plackereien, welche sie von Seiten der Be-
amten erfuhren; denn die kleinen Herren sind gewöhnlich viel schlim-
mer, als die großen. In ihrem Uebermuthe erlaubten sich diese Alles
gegen den armen Mann. Ihm das Pferd aus dem Stalle zu neh-
men oder vom Pfluge auszuspannen, aufzusitzen, davon zu eilen, es
halb zu Tode zu jagen, oder es auch wohl gar nicht wiederzubringen
— das war nichts Seltenes. Zwar erließen die Fürsten wiederholt
strenge Befehle gegen solchen Mißbrauch der Gewalt, aber sie wur-
den wenig beachtet, und der arme Mann fand, wenn er Hülse suchte,
selten Recht.
8. Polen unter den Iagellonen.
Auch Jagello mußte, um seinem Sohne Wladislaw Iii. die Nach-
folge zu sichern, dem Adel neue Vorrechte gewähren, namentlich ver-
sprechen, daß die geistlichen und weltlichen Würden unverändert blei-
den müßten. Wladislaw wurde später auch König von Ungarn.
Als solcher brach er nach des Papstes Rath den mit den Türken ge-
schlossenen Frieden. Siegsgewiß, im Verein mit Johannes Hunyad,
dem tapfern Woywoden von Siebenbürgen, drang er in die Türkei
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
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