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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 54

1911 - Magdeburg : Creutz
54 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz. Magdeburg ist der Sitz grvßartigerfabriktätigkeit: Eisenindustrie (Krupp-Grusonwerk), Zucker, Zichorien, Schokolade, Bier, Öl, Seife. Die Festung Magdeburg ist Wasseuplatz und Garnisonstadt. Magdeburg ist als Hauptstadt der Provinz Sachsen der Sitz der höchsten Behörden: Oberpräsidium, Konsistorium, Medizinal-und Provinzial- Schulkollegium, Generalkommando des 4. Armeekorps. Schönebeck lag als Dorf an einem schönen Bache und hieß „Skone- beke." Bei einer Überschwemmung bahnte sich die Elbe den jetzigen Laus. Nun lag das Dors am Elbstrome, auf dem die Waren verfrachtet werden konnten. Viele Bewohner fanden als Schiffer Beschäftigung. Schönebeck wurde eine Salzstadt, als die in Eimen gewonnene Sole Fähre bei Schönebeck a. d. Elbe. in Röhren nach Schönebeck geleitet und hier gesotten wurde (Saline)- Viele Einwohner fanden als Salzsied er Beschäftigung; Schönebeck nahm infolgedessen an Einwohnern zu. Zur Freude der Schönebecker entdeckte man im Jahre 1888 in der Nähe der Saline Steinsalz. Der Moltke- schacht, in dem das Salz gewonnen wird, ist 450 m tief. Wenn man den Magdeburger Dom viermal auseinandersetzte, würde er noch nicht ans dem Schachte hervorsehen. So sand wieder ein Teil der Bevölkerung Schönebecks lohnende Beschäftigung. Aus den Salzen stellt man in einer großen chemischen Fabrik, in der durchschnittlich 400 Leute beschäftigt werden, Säuren her.

2. Heimatkunde der Provinz Brandenburg - S. 16

1911 - Breslau : Hirt
16 Heimatkunde der Provinz Brandenburg. 3. Bodeubeschaffeuheit, Erzeugnisse und Erwerbsquellen (Verkehrsstraßen). Die Provinz Brandenburg enthält alle Bodenarten von dein gänzlich unfruchtbaren Saude bis zu dem ertragreichsten Acker- und Wiesenlande. Ein Drittel des Bodens ist mit Wald bestanden, in dem die Nadelbäume viel zahlreicher vertreten sind als die Laubbäume. Beinahe die Hälfte ist Ackerboden, auf dem Roggen, Weizen, Gerste, Hafer, Buchweizen, Kartoffeln, Futterkräuter (besonders Klee und Luzerne) und Zuckerrüben angebaut werden. Der Rest wird von Wiesen eingenommen, die sich vorzugsweise iu den Niede- rungen befinden. Ein großer Teil der Bevölkerung erwirbt daher sein Brot durch Forst- Wirtschaft, Ackerbau und Viehzucht. Die gezüchteten Tiere sind Pferde, Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine, Geflügel. Der größte Teil der Bewohner ist aber im Groß- und Kleingewerbe, im Handel und Berkehr tätig. Neune die wichtigsten Jndustriegegenden und die daselbst gepflegten In- dustriezweige! Nenne die Arten der Verkehrsstraßen! Nenne Eisenbahn- knotenpnnkte! Nenne die wichtigsten Wasserstraßen! Die aar meisten auf diesen Verkehrsstraßen beförderten Güter sind Kohle, Mauersteine, Dach- ziegel, Getreide, Holz. 4. Bewohner und Verwaltung. Die Bewohner der Provinz sind iu der Hauptsache Deutsche; doch gibt es im südlichen Teile, besonders im Spreewalde, noch Wenäen. Der größte Teil der Einwohner bekennt sich zur evangelischen Lehre; der Rest sind Katholiken und Juden. An der Spitze nnsrer Provinz steht der Oberpräsident, der seinen Sitz in Potsdam hat. Er sorgt dafür, daß die Gesetze ausgeführt werden und die öffentlichen Einrichtungen (Straßen, Wohltätigkeitsanstalten, Krankenhäuser) erhalten bleiben. Da die Provinz aber zu groß ist, als daß der Oberpräsident die Verwaltung allein ausüben könnte, so hat man sie in zwei Regierungsbezirke und die Stadt Berlin geteilt. Die beiden Regierungsbezirke werden nach den Städten Potsdam und Frankfurt benannt. Verfolge ihre Grenze auf der Karte! Jeder Regierungsbezirk wird durch eine Regierung verwaltet. Sie besteht aus dem Regierungspräsidenten und einer Anzahl von Regierungsräten. Der Bezirk Berlin wird von den städtischen Behörden verwaltet. Jeder Regierungsbezirk gliedert sich in Kreise. Diese sind entweder Land- kreise, die ein größeres Gebiet mit kleinen Städten und Dörfern umfassen, oder Stadtkreise, die von den Städten mit mindestens 25000 Einwohnern gebildet werden. Die Verwaltung des Landkreises leitet der Landrat, die des Stadt- kreises der Bürgermeister. Neune die Land- und Stadtkreise deiner Heimat- lichen Landschaft! Wiederhole, was du von der Verwaltung der Kreise, Städte und Dörfer gelernt hast! Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig.

3. Heimatkunde der Provinz Brandenburg - S. 11

1911 - Breslau : Hirt
Ergänzung für die Oberstufe. 11 Taubstummenanstalten (Berlin, Wriezen, Guben), einer Blindenanstalt (Steglitz), einer Krüppelanstalt (Nowawes), in Waisenhäusern (Rummelsburg) und Ret- tungshäusern. Die Rechtspflege wird geübt vou den Schiedsmänner::, 104 Amtsgerichten (1 Richter und 2 Schöffen; leichte Straffälle), 9 Landgerichten (3 oder 5 Richter; schwerere Straffälle), 9 Schwurgerichten (3 Richter und 12 Geschworene; die schwersten Vergehen), die alljährlich mehreremal bei den Landgerichten zusammentreten, und dem Oberlandesgericht („Kammergericht" in Berlin; 5 Richter; Berufungen gegen Urteile der Landgerichte). Die öffentliche Anklage wird bei den Amtsgerichten durch die Amtsanwälte, im übrigen durch die Staats- auwälte erhoben. Streitigkeiten zwischen Angestellten und Arbeitgebern schlich- ten die Gewerbe- und Handelsgerichte. In Gefängnissen und Zuchthäusern (Moabit, Plötzensee, Sonnenburg, Luckau, Kottbus) bemüht man sich, die Ver- urteilten einem geordneten Leben zurückzugewinnen. Die in der Mark stehenden Heeresteile waren von jeher der erprobte Kern des preußischen Heeres; sie bilden das Gardekorps und das 3. Armeekorps. Das erstere besteht aus den stattlichsten Mannschaften aller Provinzen und ist zum größten Teil in Berlin und Potsdam untergebracht; das letztere setzt sich aus Söhnen der Mark zusammen und liegt in 19 Garnisonen. Die Landesfestuugeu siud Küstriu und Spandau (Juliusturm). An Einrichtungen zur Ausbildung der Offiziere und Soldaten sind vorhanden eine Kriegsakademie (Berlin), Kadetteuaustalteu (Groß-Lichterfelde, Potsdam), eine Kriegsschule, eiue Unter- offizierschule, ein Militärwaisenhaus (Potsdam), Schießplätze (Jüterbog, Kum- mersdors, Tegel), Truppenübungsplätze (Tempelhofer Feld, Döberitz) und ein Übungsplatz für die Luftschisserabteiluug (Tegel). 9. Siedlungen. Die heutigen Siedlungen der Mark gehen in ihrem Ursprünge meist auf alte wendische Dörfer zurück. Die Kolonisten, die bei der Eroberung des Landes durch die Deutscheu sich in ihm niederließen, erhielten sie samt ihrer Feldmark zugeteilt. Zuweilen mußten sie aber auch ueue Dörfer gründen; man erkennt diese an ihren deutschen Namen. Für das erblich überwiesene Land hatten sie einen Erbzins (Schult) an den Landesherrn durch den „Schultheißen" (Schulzen) zu entrichten; dieser erhielt ein größeres Gut, war frei vom Erbzins und hatte die polizeiliche Aufsicht und niedere Gerichtsbarkeit auszuüben. Den Rittern, die bei der Eroberung des Landes geholfen hatten, wurden oft neben den Dörfern größere Güter zugewiesen; es sind die heutigen Ritter- güter. Auch Klöster wurden bei der Eroberung der Mark gegründet. Die meisten gehörten dem Mönchsorden der Zisterzienser aus Südfrankreich. (Marienwalde, Chorin, Neuzelle, Dobrilugk, Zinna, Lehnin.) Nach der Einführung der Refor- matiou wurden sie allmählich aufgehoben; die Gebäude siud zuweilen noch erhalten. In der Zeit der Eroberung der Mark durch die Deutscheu entstanden auch die meisten Städte. Viele entwickelten sich aus wendischen Dörfern (Köpenick),

4. Heimatkunde der Provinz Brandenburg - S. 14

1911 - Breslau : Hirt
14 Heimatkunde der Provinz Brandenburg. Zur Förderung der Erwerbsverhältnisse dienen die sog. Kammern (Bereinigungen von gewählten Vertretern) für Landwirtschaft, Gewerbe und Handel, die landwirtschaftlichen Winterschulen (Dahme, Königsberg, Friede- berg), die Obst- und Gartenbanschulen (Wittstock, Krossen), die Bangewerk-, Gewerbe- und Handelsschulen, die kaufmännischen, gewerblichen und ländlichen Fortbildungsschulen, die Sparkassen, Banken und Vorschußvereine, die Feuer- und Hagelversicherungen. 11. Geschichtliche Entwicklung. 1134 Albrecht der Bär wird durch Kaiser Lothar erblicher Markgraf der Nord- mark (Altmark); er erobert die Stadt Brandenburg und benennt sein Ge- biet nach ihr. Er erwirbt später die Prignitz, die Zanche, das Havelland, den Teltow. 1225 Seine Nachfolger Johann I. und Otto Iii. kaufen den Barnim, erwerben die Uckermark, kaufen das Land Lebus und Sternberg, erobern die Neu- mark. 1356 Die Mark wird ein Kurfürstentum. 1445 Friedrich Ii. kauft Kottbus. 1482 Albrecht Achilles erwirbt Züllichau, Krossen, Sommerfeld. 1490 Johann Cicero kauft Zossen. 1524 Joachim I. erwirbt die Grafschaft Rnppin. 1535 -71 Die Mark ist in die Kurmark (Joachim Ii.) und in die Neumark (Jo- Hann von Küstrin; heutige Neumark, Land Sternberg, Kottbus) geteilt. 1648 Der Große Kurfürst erwirbt jetzt und später kleine Gebietsteile. 1815 Die Niederlausitz wird erworben und Brandenburg angegliedert, die Alt- mark kommt zur Provinz Sachsen. Die Provinz erhält also ihre heutige Gestalt und wird in Regierungsbezirke und Kreise geteilt. Das Wappen der Provinz ist der rote Adler mit goldenem Schnabel und goldenen Klauen im silbernen Felde. Ihre Farben sind Rot (oben) und Weiß. An der Gesetzgebung nimmt die Mark teil durch Entsendung von 35 Mit- gliedern des Herrenhauses, 45 Mitgliedern des Abgeordnetenhauses, 26 Reichs- tagsabgeordneten. 12. Verwaltung. An der Spitze der Provinz steht der Oberpräsident, der seinen Sitz in Potsdam hat. Er übt die Oberaufsicht über die Regierungen aus und wacht darüber, daß die Gesetze ausgeführt werden. Sodann leitet er alle öffent- lichen Angelegenheiten, die sich auf die gauze Provinz erstrecken. So sorgt er für Erhaltung der Straßen, Wohltätigkeitsanstalten, Krankenhäuser, Taub- stummenanstalten usw.; so überwacht er die Arbeiten des Provinzial- schulkollegiums, unter dem die höheren Lehranstalten stehen, des Medi- zinalkolleginms, welches das Gesundheitswesen unter sich hat, und des Konsistoriums, das die Angelegenheitender evangelischen Kirche ordnet (diese 3 Behörden befinden sich in Berlin); so beaufsichtigt er die Provinzial-

5. Geschichte - S. 64

1913 - Berlin : Oehmigke
— 64 — wie wir sahen, fest auf dem Boden, wenn sie sah, daß alles im Schick war, so war sie doch wie das Wetter herunter, wo etwas außer Schick kam. Lange reden und zurechtweisen liebte sie nicht, und wo sie meinte, daß einer schwer hörte, da hielt sie auch die paar Worte noch für zuviel. Noch wußte der verdrossene Knecht nicht eigentlich, wie es gekommen; aber jetzt hörte er vortrefflich und verstand alles und rieb nur ein klein wenig das Ohr oder die Schulter. Eine so rührige Frau war die Frau von Bredow. Loben tat sie nicht viel, sie hielt's für Überfluß; denn daß jeder täte, wie er tun muß, hielt sie für Lohns genug; aber wem sie mal auf die Schulter klopfte, wenn sie durch die Reihen ging, dem war es wie ein Tropfen starken Weines, der nach langer Mattigkeit und Bangigkeit durch die Adern rinnt und die Glieder wieder stärkt. So war es mit der Herbstwäsche am Lieper Fließ bestellt. Eine gute Stunde abwärts von der Burg war das Lager, und ein dichter Wald und ein tiefer, weiter Morast lagen dazwischen. Also mußte im Lager nicht allein gewaschen und gebleicht, sondern auch gekocht und gebettet, gesungen und gebetet und gewacht werden: alle Verrichtungen, wie es einer Stadt Art und Sitte ist. Das Gebet verrichtete am Morgen der Dechant für alle, wenn die Schelle über der Hütte der Edelfrau läutete. Das Waschen und Kochen geschah einen Tag wie den andern. Das Singen und Spielen machte sich von selbst, und für das Wachen sorgte die Frau von Bredow. Kein Zigeunerbub' hätte einen Strumpf von der Leine, kein Fuchs aus dem Korbe eilt Huhn stehlen dürfen. Eine Woche weniger denn einen Tag dauerte schon die Wäsche. Vor dem Klopfen und Klatschen waren die Fische aus dem Fließ auf eine Meile entflohen. Von den hohen Kiefernstämmen, wo sie nisteten, hatten zu Ansang die Fischreiher mit ihren langen, gelben Schnäbeln neugierig herabgeschaut. Da gab es Jagd und Kurzweil für die jungen Burschen. Vor den Bolzen und Pfeilen, die durch ihre luftigen Burgen sausten, hielten die zähen Tiere aus. Selbst wenn der Pfeil einem den Flügel durchbohrte, wenn fein Herzblut hinabträufte, er gab in banger Todesangst nicht nach. Er krallte sich an dem Aste fest, bis die Bolzen wie der Hagel kamen und endlich Holz, Leib und Gefieder miteinander hinab stäubten und splitterten. Aber des

6. Geschichte - S. 23

1913 - Berlin : Oehmigke
— 23 — In der Frühe schon sind wir aufgebrochen von der alten Burg zu Köpenick. Jetzt haben wir die jungen Schwesterstädte erreicht. Denn noch Ms nicht lange her, daß diese Lande überhaupt der deutschen Herrschaft einverleibt wurden: der Barnim, an dessen Grenze Berlin gelegen ist, wurde erst um das Jahr 1232 von dem edlen Wenden Barwin den hochgemuten Markgrafen Johann und Otto für ein gut Stück Geldes verkauft. Der Slawe sah wohl ein, daß jede Hoffnung, seinen Besitz sich mit den Waffen zu erhalten, nunmehr eine eitle wäre. Dann waren schnell die Mauern der beiden Städte aufgetürmt worden. Die alten Fischerkirchen zu St. Nikolaus und St. Peter hüben und drüben waren erneut und verschönt worden, und zu den christlichen Slawen, die allbereits in beiden Niederlassungen am Spreeufer saßen, kam der deutsche Kaufmann, kam der deutsche Handwerker, ja auch der deutsche Grundbesitzer mit dem deutschen Recht, um allein die vollberechtigte Bürgerschaft zu bilden. Hier am Wege nach Köpenick — wo nach Jahrhunderten sich die Häuser „Wall- und Roßstraßen-Ecke" erheben sollten — stand damals unter vereinzelten Ulmen und Rüstern eine Fischerhütte. Auf dem Stück Wiesenland sehen wir die Netze und Boll-jacken ausgespannt. Die Wendin, mit schneeiger Schürze geschmückt gleich ihren Landsleuten im Spreewald, ist vor die niedere Tür des Lehmkatens getreten und blickt neugierig auf den glänzend gerüsteten, lanzenbewehrten Reiter hin, der auf dem Wege hält, weil ihn ein wendischer Bettler, ein Vogelsteller mit seinem Korbe auf dem Rücken, angesprochen und ihn um milde Gabe gebeten hat. Wir kennen den Ritter, — es ist der Vogt zu Köpenick, ein Rnthnigk! Vor Vögten aber haben die Landfahrer um 1250 noch keine Scheu. Ist es doch ein verdienstlich und sündentilgend Werk, Almosen zu geben, ein verdienstlich Werk also auch, zu solcher Tat Gelegenheit zu geben! Kurzen Gruß, und nun vorbei! Soeben sprengen die reisigen Begleiter des Ritters Rnthnigk zu dem äußeren Gebäude des Köpenicker Tores heraus, gleich ihrem Herrn die Hahnenfedern keck auf den Helmen tragend. Wir gehen an ihnen wie an dem Torfchließer vorbei. Dieser aber, mit untergestemmten Armen am Wachthause lehnend, läßt uns keineswegs also passieren. Wir müssen ihm über unsre Person und all die Geschäfte genaue Auskunft erteilen, die uns nach der Stadt Kölln geführt haben. Dann erst dürfen wir, durch die

7. Überblick über die Brandenburg.-Preuß. Geschichte bis zum Regierungsantritte des Großen Kurfürsten, Allgemeine Geschichte von 1648 bis zur Gegenwart - S. 56

1907 - Leipzig : Hirt
56 Die ersten vierzig Jahre des 18. Jahrhunderts. der Woche zu Arbeiten fr den Gutsherrn herangezogen werden, während sie frher drei Wochentage fr ihn arbeiten muten. Die Vorspanndienste, die die Bauern bei Reifen des Knigs und der Beamten zu leisten hatten, wurden genau festgesetzt. Kein Bauer durste gezwungen werden, bei solchen Dienstreisen mehr als P/2 Meile in zwei Stunden zu fahren. Ein Be-amter, der einen Bauern zu schnellem Fahren veranlat hatte, zahlte fr jede halbe Stunde zehn Taler Strafe. Es wurde den Beamten der-boten, Vorfpanndienfte fr ihre Privatfahrten in Anspruch zu nehmen. Ich will nicht," heit es in einer Verordnung, da die Herren Beamten in den Provinzen mit meiner Bauern Pferden spazieren fahren." Er verbot ferner die Mihandlung der Bauern und Gutsknechte mit Peitschen-oder Stockschlgen und setzte auf die erste bertretung als Strafe sechs-wchige Arbeit auf einer Festung, im Wiederholungsflle Tod durch den Strang. Eine andre Verordnung befahl das Abschieen der Wild-schweine, weil sie dem Getreide zu viel schadeten. In Zeiten der Hungers-not ffnete er die kniglichen Magazine, um den Hungernden billiges Brot zu spenden. Schon im ersten Jahre seiner Regierung erklrte er die sogenannten Schatullengter, deren Einknfte bis dahin in die knigliche Kasse flen, zu Staatseigentum. Ihre Einknfte flssen von da ab in die Staatskasse. Er hob die Steuerfreiheit des Adels auf. Durch diese Verordnungen wurden die Steuern der Brger verringert. Jeden Widerspruch wies er schroff zurck. Aus seinen Privatgtern und in den knig-lichen Domnen fhrte er im Betriebe der Ackerwirtfchaft und der Viehzucht zahlreiche Verbesserungen ein und verlangte von seinen Gutsverwaltern, da sie die Bauern der Umgegend darber belehrten. So steigerte er die Ertragsfhigkeit des Landes. Um der Wohnungsnot zu steuern, zwang er die reichen Leute in Berlin, Huser zu bauen. Friedrich Wilhelm I. ist der eigentliche Begrnder eines freien und leistungsfhigen Bauern-standes in Preußen und ein frsorglicher Vater der rmern Klaffe gewesen. Durch feine Umsicht hat er in Preußen einer Staatsumwlzung, wie sie 1789 in Frankreich ausbrach, vorgebeugt. Seine Verordnungen standen nicht nur aus dem Papier, er bereiste das Land, um ihre Befolgung zu berwachen. Heerwesen. Seine grte Sorge und Liebe wandte er dem Heere zu. Sinn fr Ordnung und Pnktlichkeit, unbedingten Gehorsam, strenge Zucht brachte er ihm bei. In Berlin hatte er ein Regiment von riefen-groen Soldaten, die er aus allen Lndern um vieles Geld, manchmal mit List und Gewalt, hatte anwerben laffen. Die Tchtigkeit des preuischen Heeres hat sich unter feinem Nachfolger in den Schlesifchen Kriegen erprobt. Friedrich Wilhelm in. mute fein Heer umgeftalten, ehe er es in die Befreiungskriege führen konnte, dasselbe tat Wilhelm I., ehe er seine siegreichen Feldzge begann; Friedrich der Groe fhrte ohne vorherige Umgestaltung das von feinem Vater geschulte Heer gegen das mchtige sterreich und siegte.

8. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 75

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
75 stnde machte der König ein Ende, indem er erklrte: Ich will nicht, da meine Rte in den Provinzen mit den Pferden meiner Bauern spazieren fahren." Wer bei den Reisen einen Bauer zwang, in zwei Stunden mehr als anderthalb Meilen zu fahren, wurde bestraft. Lie sich ein Offizier eine folche Pflichtvergessenheit zu Schulden kommen, fo mute er fr jede halbe Stunde, die der Bauer zu stark ge-fahreu hatte, 30 Mark Strafe zahlen. Wie sehr die Bauersleute davon berzeugt waren, da ihr König das Beste aller seiner Untertanen wollte, dafr legt folgende Begebenheit einen treffenden Beweis ab: Auf einem Spazierritte berreichte einst ein Bauer dem Könige eine Bittschrift. Er ffnete das Schreiben sofort und sah, da das Papier seltsamer Weise der und der mit Tintenklecksen und Striche bedeckt war. Verwundert fragte der König, was das zu bedeuten habe, worauf der Bauer erklrte: Die Striche stellen meine Nbenselder dar, die Kleckse aber sind des Amtmanns') Schweine, die sie verwsten." Der König freute sich der das Vertrauen des schlichten Landmannes zu seinem Herrscher und der-fgte sofort, da der Amtmann den Bauer vollstndig entschdige. Auch befahl er den Forstbeamten, die Wildschweine in den Wldern abzuschieen, damit sie auf deu anliegenden Feldern keinen Schaden anrichten knnten. 2. Sorge fr eine einheitliche Rechtspflege und eine einlieit-liche Verwaltung. In seinem strengen Gerechtigkeitssinne suchte der König mit Untersttzung des Juristen Samuel Coeceji auch das Rechts-wesen zu verbessern. Er forderte gleiches Recht fr alle und schnelle Erledigung aller Streitsachen. Die schlimme Rechts-pflege," schrieb er bei Beginn seiner Regierung, schreit zum Himmel, und wenn ich sie nicht verbessere, so lade ich die Verantwortung ans mich." Raub. Betrug, Diebstahl und unsittliches Treiben lie er strenge bestrafen, Miggnger ins Zuchthaus bringen. Die Vorrechte des Adels anf dem Lande und der Patrizier in den Stdten wurden im Interesse der Gesamtbevlkerung beschrnkt. Der König schaffte ferner die Hexenprozesse ab, indem er verbot, gegen vermeintliche Zauberer und Hexen das gerichtliche Verfahren einzuleiten. Er hielt sich auch fr berechtigt, richterliche Urteile zu ndern, sei es, sie zu mildern, sei es, sie zu ver-schrfen. ^Friedrich Wilhelm I. ist auch der Schpfer der preuischen Verwaltung. Als oberste Staats-(Zentral-)behrde setzte er das General- Direktorin m ein, dessen einzelnen Abteilungen fr Kriegs-, Finanz- nud Domnenwesen Minister vorstanden; die Oberleitung lag in den Hnden des Knigs. Unsern heutigen Regierungen ') Den Titel Amtmann fhrten die Pchter der kniglichen Gter (Domnen).

9. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 128

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
128 Der Auenhandel lag nach wie vor in den Hnden des Aus-landes, besonders Hollands und Englands. berseeischen deutschen Handel, der sich durch den Nordamerikanischen Freiheitskrieg auch fr die deutschen Kaufleute hob, betrieb in grerem Mae Hamburg. Im Binnenhandel waren die Leipziger und Frankfurter Messen von hoher Bedeutung. Letzterer wurde durch die Anlage von Kanlen und gegen Eude des Jahrhunderts durch gute Straen gehoben, doch bildeten die vielsach recht schlechten Wege, die vielen verschiedenen Mae, Mnzen und Gewichte und die hufigen Zollgrenzen erhebliche Hindernisse fr den Verkehr. Als Verkehrsmittel dienten schwere Lastwagen ans den Straen und plumpe Holzkhne aus den Flssen. Das Fahren in den unbehilflichen Postwagen war beschwerlich und langweilig und bei schlechtem Wetter gefhrlich. Fnreisen machten nur kleine Leute und Handwerksburschen, denn die Wege waren unsicher und schlecht; reisende Kanslente suchten bei Bekannten ein Unterkommen zu finden. Boten und Botenfrauen trugen Briefe und kleine Pakete von einem Orte zum andern hin und znxck und besorgten Bestellungen ver-schiedener Art. In den Stdten lieen sich reiche Leute in Tragsthleu (Portechcttsen) zu Bllen, Gesellschaften und ins Theater tragen. 4. Die Bauern. Die Lage der Bauern war nach wie vor immer noch eine recht traurige, da sie in vlliger Leibeigenschaft lebten und wegen der vielen Abgaben und hufigen Frondienste fr das eigene Fortkommen zu wenig aufwenden konnten; wegen der hoffnungslosen Aussicht auf Besserung ihrer Lage versanken sie in Erschlaffung und Trgheit, so da nicht die Hlfte ihrer Arbeitskraft zur Entfaltung kam. Wie frher muten sie ihre Kinder zum Gesindedienst auf den Gutshof schicken und sich Mihandlungen und die Verwstung ihrer Felder durch Wild und Jagd gefallen lassen. Die Steuern hatten die Herren" auf die Bauern abgewlzt, und ihre Frsorge fr sie ging durchweg nicht weiter, als sie ein Interesse an der Erhaltung dieser billigen Arbeits-krste hatten. Armselig war die Schulbildung auf dem Lande; doch wie edle Menschenfreunde auch hier die Menschenrechte" zur Geltung zu bringen suchten, so waren manche Fürsten bemht, die Leibeigenschast zu mildern oder aufzuheben. Wenn sie nicht sofort in dieser Hinsicht ihr Ziel erreicht haben, so lag das an dem Widerstande, den die Gutsherren diesen edlen Bemhungen entgegenstellten. Die Fürsten sorgten ferner dafr, da Smpfe und Moore trocken gelegt, dlndereien in ertragfhige Lnder umgeschaffen wurden, da durch den besseren Anbau und

10. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 77

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
77 Erleichterung ihrer Lage hob er auf den Staatsgtern bte Leibeigenschaft auf.' Gern htte er auch die Bauern auf deu adligen Gtern von der Leibeigenschaft befreit; er konnte dies jedoch bei dem Widerstande der Edelleute nicht durchsetzen. Den Gutsherren untersagte er aber aufs strengste, die Baueru ohne Grund von Haus und Hof zu vertreiben oder sie mit Peitschenhieben oder Stockschlgen zur Arbeit zu treiben. Wer dem kniglichen Befehl nicht nachkam, wurde das erste Mal zu sechswchigem Karrenschieben in einer Festung verurteilt, das zweite Mal aber gehugt. Auch die Zahl der Hofdieuste wurde herabgesetzt. Die kniglichen Gter (Domnen), die durch Ankauf so vermehrt wareu, da sie ein Drittel des Staates ausmachten, liefe Friedrich Wilhelm von tchtigen Pchtern verwalten und auf ihnen Mnster-wir tschasten einrichten. Der König sah selber nach, ob neue Wirtschasts-gebude hergestellt, gutes Vieh beschafft und die Felder ordentlich bearbeitet wrden. Sumpfige Gegenden, so das Havellndische Bruch und ein Teil der Warthebtche, wurden entwssert und zu Ackerland um-gewandelt, neue Feldsrchte augebaut, Obstbau und Viehzucht ver-bessert und die Seiden zu cht eingefhrt. Er regelte die Einfuhr von fremdem Getreide, und bei Miernten ffnete er die Magazine, um eine zu groe Preissteigerung zu verhten. Besonders sr Ostpreuen und Litauen wurde Friedrich Wilhelm ein wahrer Wohltter. Dieses Land hatte nmlich durch Hungers-not. Pesti) und Krieg ein Drittel seiner Bewohner verloren- ganze Strecken Landes lagen brach und wst. Der König berief fremde Ein-Wanderer, die aus Salzburg (1732) vertriebenen 20 000 Protestanten, und gab ihnen in Ostpreuen neue Wohnsitze. 12 Städte und 332 Drfer wurden neu gegrndet. Armen Leuten schenkte er Geld, Koni, Pferde und Rindvieh und erlie ihnen ganz oder teilweise die Staatsabgaben.2) 4. ?as Schulwesen. Knsten und Wissenschaften war der König von Jugend an wenig zugetan; dagegen war er auf die Verbesserung des Volksschnlwesens unablssig bedacht. Er fhrte den Schul zwang ein und verfgte, da die Eltern bei nachdrcklicher Strafe gezwungen seien, ihre Kinder vom fnften bis zum zwlften Jahre im Winter tglich und im Sommer, wo die Kinder bei den lndlichen ]) Kurz vor dein Regierungsantritt Friedrich Wilhelms hatte die Pest 250 000 Menschen, etwa ein Drittel der damaligen Bevlkerung, hinweggerafft. 2) Sein Denkmal auf dem Markt zu Gumbinnen trgt die Inschrift: Dem Vater Litauens".
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