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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 35

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen, 35 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm, Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter: und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Rolaud war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- figur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes, Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So er- innert der Roland an die frühere Größe und Selbst- ständigkeit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- 3*

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 49

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen. 49 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland soll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm. Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter; und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Roland war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- sigur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes. Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene, rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So erinnert der Roland an die frühere Größe und Selbstständig- keit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Mug im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken. Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 4

3. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 22

1898 - Schwabach : Schreyer
— 22 — Günzenhausen. Nach längerer Fahrt drängen sich viele Reisende an die Wagenfenster der linken Seite. Sie schauen aus nach einem Graben, an dessen beiden Seiten hohe Bäume stehen: das ist der Karlsgraben. Endlich rücken die Berge näher zusammen, das Thal der Altmühl wird sehr enge. Am Eingang zu diesem Engthal hält unser Zug: wir sind in Treuchtlingen angekommen. Dieser Marktflecken hat eine Be- deutuug als Eisenbahnknotenpunkt. (Zeige die Bahnlinie, die von Treuchtlingen nach Schwabach sührt!) — Die Töpfer der Umgegend von Treuchtlingen, namentlich die vom Hahnenkamm, kommen oft nach Treuchtlingen. Sie graben bei Treuchtliugeu sehr guten Töpferthon. (Erinnerung an Klingenberg.) Zusammenfassung: Fahrt von Günzenhausen nach Treuchtlingen. Nach Günzenhausen treten die Berge des Hahnenkamms näher an die Altmühl heran. Der Grund ist sehr fruchtbar. Bei Treuchtlingen beginnt das Engthal der Altmühl. d. Besuchen wir nun den Karlsgrab en. Derselbe erstreckt sich in einer Länge von etwa 500 in*), seine Breite beträgt ca. 20 m. Die zu beiden Seiten aufgeworfenen Userhügel, auf denen große Bäume sich erheben, erreichen eine Höhe von über 30 m. Hart am Karlsgraben liegt das Dorf Graben. Seht, diesen Graben ließ Karl der Große herstellen. Wir wissen schon, was er in der Nähe von Weissenbnrg erbaute? Das Klösterlein aus der Wülzburg. — Was werdet Ihr uuu erfahren wollen? Warum er den Graben erbaute. — Das will ich Euch erzählen**). — Karl hielt oft Einkehr im Klösterlein auf der Wülzburg. (Zeigen!) Als er eines Tages dort sein Lieblingsgericht, den Wildbraten, den seine Jäger an Spießen auftrugen, gespeist und dann ein wenig der Mittagsruhe gepflogen hatte, ging er mit dem Abt hinaus auf den Berg und erfreute sich au dem schönen Anblick. Sein scharfes Auge erreichte gen Mittag den Hahnenkamm, gen Abend den Hesselberg, im Norden die letzten Berge von Forchheim. Zu jener Zeit aber waren die Wasseradern der Umgegend noch weit voller, als in unseren Tagen, wo die Müller klagen, wenn eine Gans nach Durst aus ihrem Mühlbach trinkt. Auch die Altmühl und die schwäbische Rezat bedeckten damals alle Wiesen und Acker, welche nun flach an ihnen liegen. So kam denn der mächtige Frankenkönig auf den Gedanken, diese beiden Flüsse durch einen Kanal zu verbinden. (Zeigen!) Bei Karl dem Großen lag aber zwischen Beschließen und Beginnen eines Dinges ge- wöhnlich nicht mehr Zeit, als zwischen dem Blitzen und Donnern. Daher wählte er sogleich das Wildsburgklösterlein vorläufig auf einen Monat zu seinem Aufenthalt, um den Bau zu beaufsichtigen. Sodann ließ er die Leute auf zwei und drei Stunden im Umkreise zu Frondiensten *) Die Maßangaben sollen den Lehrer veranlassen, die Größenverhält- nisse an Obiekten der Heimat zu veranschaulichen. **) Nach Stöber.

4. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 5

1898 - Schwabach : Schreyer
2. Was werdet Ihr nun wissen wollen? Warum die Diukelsbühler die Kinderzeche seiern. Während des dreißigjährigen Krieges mußte die Stadt Dinkelsbühl viele Drangsale ausstehen. Es ging ihr nicht viel besser wie unserer Vaterstadt; denn öfters ward sie belagert und ausgeplündert. Da erschien eiust wieder eine Abteilung Schweden vor den Mauern der Stadt; Brot und Fleisch verlangten sie. Doch die Dinkelsbühler schlössen die Thore und setzten sich zur Wehr. Umsonst. Nach wenigen Tagen mußte sich die Stadt ergeben. Etliche Ratsherren gingen ins Lager der Schweden und baten den Schweden ob erst Klaus*) um Gnade für die Stadt. Allein der wollte von Schonung nichts wissen; die Stadt sollte dem Erdboden gleich gemacht werden. Angst und Schrecken ergriff die Bewohner von Dinkelsbühl. Zusammenfassung! Dinkelsbühl in Not. Im dreißigjährigen Krieg wurde Diukelsbühl öfters belagert und ausgeplündert. Ein- mal kam ein Haufe Schweden vor die Stadt und verlangte Brot und Fleisch. Die Dinkelsbühler verteidigten sich, freilich vergeblich. Ihre Stadt sollte zerstört werden. Die Not war groß. 3. Voll Verzweiflung saßen die Ratsherren im Rathaussaal; keiner wußte, wie der Stadt zu Helsen wäre. — Da geht die Thüre, aus, herein tritt Lore, vom Rothenburger Thor des Wächters Töchterlein. „Kin- der-Lore" ward sie benannt; denn die Kinder Dinkelsbühls hatten sie lieb wie ihre Mutter und folgten ihr in allem. „Ich will die Stadt erretten mit meiner kleinen Stadtarmee!" — Stadtarmee? Woraus mag die bestehen? Kinder; Buben, Mädchen. — Stolz steigt die schöne Kin- derlore die breite Rathausstiege herab. „Kaum daß sie aus der Straße ging, Rechts Ännchen ihr, links Käthchen hing; Hans, Fritz, die just sich in den Haaren — Ein Blick — und Fritz läßt Hänschen fahren! Sie hingen hinten ihr am Kleid, Wie Lämmchen folgten sie der Maid; Aus allen Gassen, allen Stuben Die Mägdlein liefen und die Buben. Sie seh'n, und von dem schönsten Spiel Lief weg das junge Dinkelsbühl, Ja, gar von Butterbrot und Suppe — Bald war mobil die ganze Truppe." Nun erzählte die kluge Lore der horchenden Kinderschar von der Not der Stadt und machte mit den Kleinen gar Wichtiges aus. *) Sperrenreut.

5. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 118

1898 - Schwabach : Schreyer
— 118 —, gedeckter Raum. Daran schließen sich zu beiden Seiten zwei schmale Gebäude mit Balkouen (der Palast des Hannas und Pilatus), und wieder auf beiden Seiten dieser Häuser sieht mau durch offene Thorbogen in die Straßen Jerusalems hinein. . Das Spiel beginnt morgens 8 Uhr und dauert mit einer ein- stündigen Mittagspause bis abends 6 Uhr. Halb Oberammergau ist am Spiel beteiligt: Männer, Frauen und Kinder. Oft sind 500 Personen zu gleicher Zeit auf der Bühne. Das „G'spiel" hat vier Hauptabteilungen: die 1. zeigt uns die Leidensgeschichte vom Einzug des Herrn bis zu seiner Gefangennehmung, die 2. reicht bis zum Verhör vor Hannas, die 3. endet mit Jesu Kreuzestod, die 4. zeigt die Auferstehung. Die einzelnen Abschnitte werden durch „Vorbilder", d. f. lebende Bilder aus dem alten Testament, eingeleitet (z. B. Isaaks Opferung, Josephs Verkauf). So führt uns das Paffionsfpiel die ganze Leidensgeschichte in ergreisender Weise vor Augen; jede Einzelheit der Bibelerzählung wird getreulich wiedergegeben. Gespannt lauschen die Zuschauer, und tiefe Andacht er- greift ihre Herzen wie beim Gottesdienst. Zusammenfassung: Das Paffionsfpiel. Aus einer Wiese ist ein großer Holzbau aufgeschlagen; 5000 Personen haben Platz. Die Bühne zeigt uns die Stadt Jerusalem. Das Spiel dauert den ganzen Tag. Halb Oberammergau wirkt dabei mit. Es wird die ganze Leidens- und Sterbensgeschichte des Heilands dargestellt, vom Einzug in Jerusalem bis zur Auserstehung. Den einzelnen Abschnitten gehen lebende Bilder voraus. 4. K ö n i g s s ch l ö s s e r. Viele von den Fremden, die das Passionsspiel besuchteu, wandern darnach das Ammerthal aufwärts zum Schloß Liuderhof, das einfam im Wald liegt und wuudervolle Gartenaulagen, fowie ähnliche Pracht- volle Gemächer hat wie das Schloß Herrenchiemsee. Westlich von Linder- hos finden wir noch zwei Königsschlösser: Hohenschwangan und Neu schwanstein, an der Stelle, wo schon in alten Zeiten Burgen aus rauschende Tannenwälder und schimmernde Seen niederschauten. Wie eine große, prächtige Ritterburg liegt Neuschwanstein auf einem hohen, steilen Felsen. Zusammenfassung: Drei K ö u i g s s ch l ö s se r. <1. Die Aedeutung des Waldes im Kochgevirge. Wir wollen heute davon reden, welchen Nutzen der Wald den Alpenbewohnern bringt. Wir haben früher fchon von waldreichen Gebirgen gehört; nenne solche! Spessart, Fichtelgebirg u. s. w. — Bei welcher Gelegenheit konnten wir bemerken, daß auch die Alpeu ausgedehnte Waldungen be- sitzen? Bei der Besteigung des Herzogenstandes (Wanderung dnrch Laub-

6. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 56

1914 - München : Oldenbourg
— 56 — 11. Zenlgericht. „So ein Missetäter zu Würzburg gefangen lag, dem ein peinlicher Gerichtstag ernannt und gesagt war, so ging's vor alters so zu, wie folgt: Der Arme so wird der verurteilte Missetäter genannt — empfängt drei Tage zuvor das Abendmahl. Am angesetzten Tage werden nebst deni Zentgrafen und den Schöppen aus der Stadt alle übrigen dazu gehörigen Schöppen gefordert. Zur hiesigen Zent gehören zwei von Aell in der Gasse Mittelzell —, zwei von Büttelbrunn, einer von Höchberg und einer von Randersacker. Dazu läßt der Oberschultheiß etlichen Bürgern gebieten in Harnisch dabei zu sein, um das Gericht zu beschützen. Noch ehe Schultheiß, Zentgraf und die Schöppen auf dem Saal erscheinen, was schon früh um 6 Uhr geschieht, tut man den Armen aus dem Gefängnisse, der Nachrichter bindet und setzet ihn in den Stock auswendig des Rathauses. — Sind die Schöppen versammelt, so fragt der Schultheiß, ob es an rechter Lagzeit und ob das Gericht zu peinlichen Rechten genugsam be-setzt sei, wie vor alters herkommen? Auf die Antwort „ja" hegt der Schultheiß das Gericht mit folgender Formel: „So lege und halte ich heut das Gericht anstatt und von wegen des Hochwürdigen Fürsten und ßerrn und von wegen seiner Gnaden Beamten, Zentgrafen, der Schöppen, Kläger und aller derer, die das Gericht besitzen, und von Rechts wegen hieher oder daran kommen ohne Gefehrde. 3ch verbiete heut euch Schöppen, aufzustehen oder niederzusitzen ohne Erlaub, auch sein Wort zu reden, er habe es dann mit Erlaub. )ch verbiete auch alle unziemliche, freventliche Zporte hinter und vor dem Gerichte '7 wo solche aehört werden, soll darum geschehen, was recht sein wird. 3ch verbiete auch alles Un-ziemliche, so ich von Rechts wegen zu verbieten habe. Ich erlaube auch alles, so ich von Rechts wegen zu erlauben habe ohne Gefehrde. 3ch gib heut allen denen Fried und Geleit, so dies Gericht besuchen, beschützen und beschirmen, auch die Recht darzu begehren. Allein die mit Urtel und Recht überwunden sein oder werden, die sollen hin Gehör haben, sie habend dann mit willen des Richters und wissen des Klägers. Ich hege und halte heut das Gericht mit aller Obrigkeit, Freiheit und Gerechtigkeit, wie es vor alters Herkommens ist, ohne alle Gefehrde." Darauf gibt der Schultheiß allen denen Fried’ und Geleit, so zu diesem Gericht kommen, die es anders geleitlich hatten: „doch sei gänzlich ausgenommen der Arme, von deswegen das Gericht gehegt ist, dem ich, soviel Recht ist, gönne, auch alle die, so in Acht, Bann oder öffentlicher Fehde und Geleitfriedbrecher fein, gänzlich ausgeschlossen." Sobald auf die Frage des Schultheißen das Gericht als genug gehegt erkannt worden, gibt der Schultheiß dem Zentgrafen den Stab. Der soll sitzen am Gericht in seinem Harnisch und Wappen, Handschuhe an-

7. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 95

1914 - München : Oldenbourg
95 — 10. Plünderung und Mißhandlung der Bewohner im Dreißigjährigen Kriege. „Die Soldaten. stellten ihre Pferde ein und schlachteten alle Hühner und Schafe nacheinander ab. hernach hatte jeglicher feine sonderbare Arbeit zu verrichten, deren jede lauter Untergang und Derderbert anzeigte. Dann obzwar etliche anfingen zu sieden und zu braten, daß es aussah, als sollte ein Festmahl gehalten werden, so waren hingegen andere, die burchstürtnten das Baus unten und oben; andere machten von Tuch, Kleidungen und allerlei Hausrat große palete zusammen, als ob sie irgend einen Krempelmarft einrichten wollten. Was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, ward zerschlagen und zu Grunde gerichtet. (Etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen; etliche schütteten die Federn aus den Betten und füllten hingegen Speck, dürres Fleisch und Gerät hinein, als ob alsdann besser darauf zu fchlafen wäre. Andere schlugen Ofen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu versündigen. Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die verbogenen und verderbten Stücke ein. Bettboden, Tische und Stühle verbrannten sie. Unsere lllagd war dermaßen mißhandelt, daß sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf die (Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Kübel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib. Das nannten sie einen schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwangen, eine partei anderwärts zu führen, wo sie Menschen und Dieh hinwegnahmen und in unsern Hof brachten. Da fing man erst an, die Steine von den Pistolen und an deren Statt des Bauern Daumen auszuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, als wenn man hätte Hexen brennen wollen, wie sie denn auch einen von den gefangenen Bauern bereits in den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, ungeachtet er noch nichts bekannt hatte. (Einem andern machten sie ein Seil um den Kopf und zogen es so zusammen, daß ihm das Blut zu Mund, Nase und Ohren heraussprang. In Summa: es hatte jeder seine eigene (Erfindung, die Bauern zu peinigen, und also auch jeder Bauer seine besondere Marter. Allein mein Vater war meinem damaligen Bedünken nach der glückseligste, weil er mit lachendem Munde bekannte, was andere mit Schmerzen und jämmerlicher Wehklage sagen mußten. Die Soldaten setzten ihn nämlich zu einem Feuer, banden ihn, daß er weder Hände noch Füße regen konnte, und rieben seine Fußsohlen mit angefeuchtetem Salze, welches ihm unsere alte Geiß wieder ab lecken und ihn also kitzeln mußte, daß er vor Lachen hätte zerbersten mögen. Das klang so spaßhaft, daß ich, weil ich es nicht besser verstand, von Herzen mitlachen mußte. In solchem Gelächter bekannte er, was man von ihm verlangte, und öffnete den verborgenen Schatz, welcher an Gold, perlen und Kleinodien viel reicher war, als man hinter Bauern hätte suchen mögen."

8. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 174

1914 - München : Oldenbourg
— m — Frühlingskleide prangende Landschaft fort, passierten das bierberühmte Oberfarnbach, das hopfenreiche Langenzenn, das freundliche Neustadt im gesegneten Aischgrund und weilten bald auf dem fruchtbarsten Teil des glücklichen Frankens, zu welchem der schöne Landstrich von Dossenheim nach Iphofen, Einersheim, Mainbernheim, Kitzingexi gezählt werden muß. Am 3. Iurii gegen 5 Uhr morgens trafen wir in Würzburg ein. Die Sonne stieg mit entzückender Pracht aus ihrem Schattenschleier hervor und vergoldete mit ihren Strahlen die malerische Gegend, die im reizenden Frühlingskleide ausgebreitet vor uns lag, als wir unter Post* Hornklang den Galgenberg hinunterfuhren. Ich will nicht eine Beschreibung der Schönheiten Würzburgs liefern und bemerke nur nebenher, daß der Fremde ja nicht versäumen soll, das überaus prächtige Residenzschloß Sr. Kgl. Roheit unseres Kronprinzen, die Bergfeste, die Domkirche, die öffentlichen Denkmäler, das Iuliusspital mit botanischem Garten usw. genau zu betrachten. Wertvolle Zeit raubte mir die paßvisitation im Begierungsgebäude. Gegen \ \ Uhr mittags kehrte ich in den Gasthof zum Kronprinzen von Bayern zurück, aß mit mehreren Reisegefährten zu Zttittag und zahlte die Zeche, die ich billig fand. Am 3. Juni, mittags um \2 Uhr, setzten wir uns auf die Diligence und fuhren über Roßbrunn, Esselbach, Aschaffenburg und Seligenstadt nach Frankfurt ab. Ein eleganter £?crr war in Nürnberg einige Stunden vor uns mit Extrapost abgefahren und hatte für seine drei Reisewagen \2 Pferde und ein Pferd für den aus jeder Station vorauseilenden Kurier nötig, weshalb wir auf allen Unter-wegsstationen keine ausgeruhten, sondern nur immer dieselben ermüdeten Pferde fanden. Infolgedessen kam er immer rasch voran und konnte übernachten, während wir die ganze Nacht fahren mußten. So langten wir auch erst am nächsten Morgen um 7 Uhr nach \9 stiindigem Unterwegsein in Frankfurt an. Don Würzburg bis Esselbach war die Straße zwar sehr gut, um so schlimmer aber war man mit den vielen Bergen daran, da man immer Schritt fahren mußte und daher von der lieben Langeweile wahrhaft gepeinigt wurde. Bei Lengfurt wird der Postwagen über den Main geschifft. Die am jenseitigen Ufer auf einem hohen Berge liegende säkularisierte propstei Triefenstein ist eine Zierde der ganzen Gegend. hinter Esselbach passierten wir den einst wegen seiner Unsicherheit so gefürchteten Spessart, der eine Breite von 3—- Meilen hat. Eine gute Straßen- und öffentliche Sicherheitspolizei und eine tätige Forstverwaltung sind die Ursache, daß sich kein schlechtes Gesindel mehr darin ansiedeln kann. Der Postwagen, der gerade um Mitternacht diesen Wald passieren muß, wird nur von einem einzigen Gendarmen zu Pferde bis Aschaffenburg begleitet, wie jeder Postwagen in Bayern zur Nachtzeit. Durch Aschaffenburg fuhren wir während dernacht und erreichten nach mehreren Stunden über (Dffenbach und Sachsenhausen die Stadt Frankfurt-

9. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 197

1914 - München : Oldenbourg
- *9? — ein paar Würste, Brot und Bier. Hier am Feuer ging es mitunter lustig her, die Treiber bildeten einen Kreis und schmetterten aus rauhen Kehlen das meidfröhliche Spessartlied in den hallenden Wald. Nach der Rückkehr in das Zagdschlößchen, wenn die Abendschatten sanken, hörte der Regent den Portrag seines Generaladjutanten und erledigte die laufenden Regierungsgeschäfte, worauf um 7 Uhr abends die Hauptmahlzeit mit Münchener Bier eingenommen wurde. Die anschließende Unterhaltung, durch Leibjäger Skell mit köstlichen Zithervorträgen gewürzt, denen der Regent oft bis zu einer Stunde zuhörte, hatte echt jägermäßiges Gepräge. An den Sonntagen fuhr der Regent mit kleiner Begleitung zum Gottesdienst nach weibersbrunn. während er im Hochgebirge, umklungen vom Glockenton aus tiefem Tal, vor dem Feldaltar der Messe beiwohnte, beugte er hier im schlichten Spessartkirchlein das Knie vor dem Allerhöchsten. Für die Bevölkerung war solch eine Sonntagmorgenfahrt ein festliches (Ereignis, sie bildete Spalier das Dorf entlang und namentlich die Kinder kannten keine Schranken in ihrem )ubel. Da lächelte gütig der Regent und sonnige Freude über die Anhänglichkeit der )ugend, die die Zukunft des Vaterlandes in Händen hält, erhellte seine milden Züge. Und manche Gabe an Arme und Gemeinden zeugte von seinem väterlich sorgenden Sinn. Bekannt ist die Luitpoldstiftung, aus deren Zinsen alljährlich den Kindern von Waldarbeitern in Altenbuch, Bischbrunn, Schoiibrunn und weibersbrunn 50 Mark in Gestalt eines Sparkassenbuches überreicht werden.
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