Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 178

1911 - Erfurt : Keyser
— 178 — zitternd erwartete man den Ausgang des Kampfes. Mehrere Hannoveraner hatten sich in benachbarte Häuser geflüchtet, doch nur wenigen konnten die Bürger durchhelfen. Die meisten wurden ergriffen und gefangen fortgeführt. Schädigung der Ltadt: Die folgenden Jahre glichen dem Jahre 1759. Die Stadt sah in wiederholtem Wechsel Reichstruppen, Franzosen und Preußen, bis endlich der Friede zu Hubertusburg dem Kriege und damit auch den Leiden Erfurts ein Ende machte. Diese haben vor allem in der Aufbringung großer Summen Kriegsgelder bestanden. Man schätzt den Gesamtschaden, den der Krieg der Stadt und ihrem Gebiete gebracht hat, aus 3 Millionen Reichstaler. Erst 30 Jahre nach dem Kriege hörte die Bezahlung der Beitrüge zu den Kriegsschulden auf. Mancher Bürger hat den größten Teil feiner Habe, mancher Handwerker fein Handwerksgerät und mancher Landmann fein Vieh und feine Ländereien verkaufen müssen, um seinen Anteil zu bezahlen. Infolge der vielen Lieferungen an Freund und Feind und der fortwährenden Einquartierungen trat eine Teuerung ein, die von Jahr zu Jahr wuchs. Gegen Ende des Krieges kostete ein Butterweck 7 Groschen, ein Mandel Eier ebensoviel, ein Pfund Schweine- oder Rindfleisch bis 6 Groschen, Schöpsenfleisch 4 Groschen und ein Paar Käse 3 und 4 Groschen. Eine Semmel, welche kaum die Größe einer früheren Pfennigsemmel hatte, kostete 3 Pfennige. Auch alle grünen und dürren Gemüse waren sehr teuer. (Nach Eonst. Beyer.) 62. In Erfurt zur Zeit Dalbergs. 1772—1802. Fürsorge Dalbergs: Die Statthalterschaft des Freiherrn Karl Theodor v. Dalberg1) galt und gilt heute noch bei den Erfurtern als eine besondere Glanzzeit der Stadt. Tatsächlich hat v. Dalberg auch eine große, bessernde Tätigkeit für das Erfurter Gebiet entwickelt. Er bildete z. B. die Kommerziendeputation (Abordnung von Kaufleuten) zur Besserung des darniederliegenden Handels, förderte Ackerbau und Viehzucht und milderte die Fronen, errichtete eine Spinnschnle zur Förderung des Gewerbfleißes, gründete ein Zwangsarbeitshaus für arbeitslose und arbeitsscheue Leute, schuf eine Witwenkasse für Staatsdiener und eine Landnotdurftskasse zur Bestreitung außerordentlicher Ausgaben in Notzeiten und führte gesetzlich die Feuerversicherung ein. Der Erfolg dieser wohlgemeinten Vorschläge und ') Ernannt vom Erzbischof Emmerich Joseph, war er hauptsächlich unter dem Kurfürsten Friedrich Karl Joseph von Etthal (1774—1802, dem die Erfurter nach seinem ersten Aufenthalte in Erfurt (1777) die Ehrensäule auf dem Platze vor den Graden (Friedrich Wilhelmsplatz) errichteten, als Statthalter tätig.

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 181

1911 - Erfurt : Keyser
— 181 — nutzt, teils als Ruinen ba.1) — Das vor Jahrhunderten berühmte Erfurt war zu einer bescheibenen Mittelstabt herabgesunken. (Nach Dr. Alfreb Overmann n. a.) 63. Schiller in Erfurt. Zugult und September 1791. 1. Aufenthalt in Erfurt: Schon zu Ansang 1791(31. Dez. 1790 bis 11. Jan. 1791) hatte Schiller mit seiner Gemahlin von Jena aus für kurze Zeit in Erfurt geweilt. Leiber knüpften sich für den Dichter an biesen Besuch sehr trübe Erinnerungen, ba ihn ein heftiges Katarrhfieber zwang, für einige Zeit Bett und Zimmer zu hüten. Doch suchten ihm seine Erfurter Frennbe die Lei-benszeit so erträglich wie möglich zu machen, und auch der Koab-jutor Karl Theobor v. Dalberg besuchte ihn mehrmals. Rückkehr nach Jena: Bereits am 11. Januar kehrte Schiller nach Jena zurück, die Tage bebauernb, die er in Erfurt durch feine Krankheit verloren hatte. Gegen Frau v. Stein, die innigen Anteil an feinem Leiben nahm, hat er sich später bcchin geäußert, daß er bei dem Anfall geglaubt Hätte, sterben zu müssen. Die Kräfte stellten sich nur langsam wieber ein, ja, es fehlte sogar nicht an Rückfällen. Schon acht Tage nach feiner Rückkehr erkrankte Schiller von neuem, und ein starkes Fieber entkräftete ihn so, daß die geringste körperliche Anstrengung ihm eine Ohnmacht zuzog. Doch gelang es der liebevollen Pflege seiner Gattin und den sorgsamen Bemühungen zweier Aerzte, das Gespenst des Knochenmannes abermals zu bannen, und mit der erneuten Lebenslust erwachte in Schiller auch von neuem der Wunsch, sür zwei bis brei Monate zu seinen Frennben nach Erfurt zurückzukehren. Vorbereitungen für den 2. Aufenthalt: Er beauftragte darum unterm 21. Mai brieflich den Professor Dominikus, ihm eine passenbe Wohnung von einigen Zimmern und etwa 3 Kammern in einem Privathause zu besorgen, weil ihm ein so langer Ausenthalt im Gasthofe zu teuer käme. Doch bürste das Logis nicht zu weit von der Hofstatt (b. i. der Statthalterei, dem heutigen Re-gieruugsgebäube) entfernt liegen. Als Mietspreis bestimmte Schiller monatlich 7—8 Taler; im ganzen wollte er, wenn er brei Monate bliebe, bafür 4—5 Louisbor (Golbstück = 20 Frank) anlegen. Abermaliger Aufenthalt: Zunächst freilich nutzte Schiller nach Karlsbab zur Kur, so batz er erst im August mit seiner Gemahlin zur Nachkur in Erfurt eintreffen konnte. Beibe haben dann i) Heute ftnb von diesen nur noch die Aegidienkirche und die Türme bet Bartholomäus- (Anger), der Johannis- (Johannesstraße), Nikolai- (Augustiner* strafte', Georgs- (Geotqsgctffe) und Paulskirche (T'aulstraße) vorhanden.

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 96

1911 - Erfurt : Keyser
- 96 - den Rhein, nach Frankreich, besonders aber nach den Niederlanden. Mit 4, 6 und mehr vierspännigen, plumpen, aber stark gebauten Wagen, die den Unebenheiten der elenden Straßen gewachsen waren, zogen die Kansleute anfangs in Person, begleitet von einigen Handlungsdienern und starken Knechten, alle aber wohlbewaffuet, aus. Oft vereinigten sie sich wegen des besseren Schutzes zu Gesellschaften, die entweder ein gemeinsames Ziel hatten oder doch eine große Strecke zusammen zurücklegen konnten. Doch schon am Ende des 14. Jahrhunderts ließ die persönliche Beteiligung an den Auslandsreisen nach. Man betraute mit dem Geschäft tüchtige Handlungsdiener oder übergab, was noch bequemer war, einem Fuhrmann die Verfrachtung. — Waidmärkte von besonderem Rufe waren in Gent. Brügge, Antwerpen und in Görlitz. Unternehmende Kaufleute aber wagten selbst die beschwerliche und durch Seeräuber gefährliche Ueberfahrt nach England. Mit dem Verkaufe des Waids war jedoch das Geschäft nicht abgeschlossen. Die leeren Wagen wurden mit den Erzeugnissen der fremden Länder, mit Tuchen, Seide, Pelzen, Eisenwaren, Wein, getrockneten und gesalzenen Fischen oder was sonst zum Wiederverkauf unterwegs und in der Heimat sich eignete und einen guten Absatz versprach, befrachtet; denn Erfurt war ein Markt allerersten Ranges, in dessen Straßen auf öffentlichen Ständen oder Gaden und in Buden jahraus, jahrein verkauft wurde. — Außerdem besaß die Stadt verschiedene Meßprivilegien. In der Absicht immer mehr fremde Käufer und Verkäufer heranzuziehen, hatte schon 1331 Erzbischof Balduin auf Bitten des Rates beim Kaifer Ludwig eine allgemeine Messe, die vom zweiten Sonntag nach Ostern bis Himmelfahrt dauerte, erwirkt. Allen dahin ziehenden Kaufleuten wurde kaiserlicher Schutz und sicheres Geleit zugesagt. Auch fielen während der Dauer der Messe fast alle Abgaben fort, die sonst von jedem Geschäft erhoben zu werden pflegten. Dann hatte Kaiser Friedrich Iii. der durch den großen Brand (1472) so schwer geschädigten Stadt ein Jahr daraus eine zweite Messe gewährt, die am Sonntag Trinitatis begann und 3 Wochen dauerte. Durch Kaiser Maximilian wurden die beiden Messen aus günstigere Zeiten gelegt und jede um eine Woche gekürzt; die erste sollte zu Pfingsten, die andere erst Martini abgehalten werden. Den größten Nutzen hat der Stadt und ihrem Handel aber das Stapelrecht (f. Nr. Ii, b) gebracht, das ihr schon Kaiser Karl verliehen haben soll (805). Auf Grund dieses Rechtes durste kein Kaufmann, der in einem gewissen Umkreise Thüringen durchzog, an Erfurt vorüberfahren, ohne seine Waren daselbst abzulegen. So konnte man hier alles haben, was man wünschte, sowohl die Erzeugnisse des Nordens wie die des Südens, des Ostens wie des Westens. Darum stellten sich die Händler der kleineren Städte und die Bauern in Menge ein, um an erster Stelle zu schöpfen, nachdem die Bürger ihren Bedarf gedeckt hatten. Und da der er-

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 107

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 107 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vvr uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschaft, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstein in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Neinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läszt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schiniedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit anf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wnrden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter auf einem freien Platze liegen.^ Ehe sie zur Bereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie auf eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eine feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiucheu ist.

5. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 108

1911 - Magdeburg : Creutz
108 8. Das Land zwischen ^aale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder aufgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarein Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberq. in den großen Ferien hier in den Waldungen"zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Die weiht (flfter. Die Quelle der Weißen Elster liegt auf dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen fließt sie nach N. durch das Vogt- und das Osterland. Ihr tiefes Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlause eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittelläufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, vou Zeitz au, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

6. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 121

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 121 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vor uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschast, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstem in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Reinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läßt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schmiedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit auf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wurden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter aus einem freien Platze liegen. Ehe sie zur Vereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie aus eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eilte feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiuchen ist.

7. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 122

1911 - Magdeburg : Creutz
122 8. Das Land zwischen Saale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder ausgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg' Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarem Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberg. in den großen Ferien hier trt den Waldungen zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Sic weihe Elster. Die Quelle der Weißen Elster liegt aus dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen stießt sie nach N. durch das Bogt- und das Osterland. Ihr tieses Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlaufe eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittellaufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, von Zeitz an, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

8. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 196

1916 - Erfurt : Keyser
— 196 — Der Reichsdeputationshauptschluß in Regensburg vom 25. Februar 1803 bestätigte endgültig die Einverleibung in Preußen. Nunmehr entschloß sich der König, das neuerworbene Land zu be- suchen. Am 30. Mai 1803 traf er mit seiner Gemahlin in Erfurt ein und stieg in der Statthaltern ab (s. S. 55). Dnrch die wiederholten Be- suche des Königs und der Königin, vor allem durch ihr liebeuswürdiges Wesen söhnten sich die Erfurter mit der nenen Verwaltung ans. Sie hatte ihnen anfangs wegen der knappen, soldatischen Art nicht allzusehr behagt. Aber schon 1806 endete die Herrschaft Preußens über Erfurt. Drei Tage nach der Schlacht bei Jena ergab sich die Stadt schimpflich den Franzosen. Obwohl es selbstverständlich war, daß die Franzosen vor Erfurts Toren erscheinen würden, hatte man doch nichts Ernstliches für die Verteidigung der Stadt getan. Wohl standen die Kanoniere bei ihren Kanonen, aber sie durften nicht schießen. 5000 Zentner Pulver lagerten unter freiem Himmel in den Laufgräben der Festung. Ein einziger in sie fallender Schuß des Feindes hätte der Stadt den Untergang gebracht. Darum war auch hier „Ruhe die erste Bürgerpflicht". Man hielt die Tore verschlossen und die Zugbrücken hochgezogen. Bald erschien ein französischer Unterhändler. Die Verhandlungen dauerten nicht allzulange. Die gesamte Besatzung von 14 000 Mann, darunter 8000 Kranke und Verwundete, wurde gefaugeu genommen. Die Offiziere erhielten bei Abgabe des Ehrenwortes, bis zu ihrer Auswechselung nicht zu dienen, den Abschied, den Bürgern aber wnrde Sicherheit zugesagt. Am 17. Oktober zogen die Franzosen ein, gleichzeitig verließen die gefangenen Preußen die Stadt. Sie mußten ihre Waffen auf dem Glacis vor der Stadt nieder- legen. Die Sieger kamen zum Johannestor herein, die meisten so, wie sie das Schlachtfeld verlassen hatten. Teilweise waren sie wuuderbar aufgeputzt mit kattunen und schwarzrustnen Mänteln, schwarzen Chor- röcken und Hosen aus Stofftapeten und Bettvorhängen. Die Vorhnt hatte hölzerne Löffel in den Hutkrempen und wurde darum noch lange Zeit hindurch „Löffelgarde" genannt. Ihre Tornister waren mit ge- raubten Sachen vollgepackt, und außen hingen Würste, Hühner, Gänse und Enten daran. Die Offiziere waren einfach gekleidet, ohne Schärpe und Degenquaste. Sie führten weder Packwagen noch Packpferde und trngen ihr Gepäck wie die Gemeinen auf dem Rücken. Beim Einzug spielte die Mnsik, gleichsam zum Hohn, das Lied „Freut euch des Lebens". — Dem Einzug folgte eine schreckliche Nacht. Kein Schlaf kam in die Augen der Bürger. Die meisten hatten mit den einquartierten Kriegern wahre Kämpfe zu bestehen. Man hörte nichts wie Jammergeschrei und lautes Wehklagen. Der Rat blieb in der Nacht auf dem Rathans ver- sammelt, um alle Forderungen der französischen Generale zu erfüllen. Zuletzt forderte einer von ihnen 40000 Reichstaler binnen 12 Stunden. Zum Glück hob am anderen Tage der von Napoleon eingesetzte Platz- Hauptmann die Forderung auf. Am 30. Oktober 1806 wurde deu Erfurter Bürgeru bekanntgegeben, daß der Kaiser die Stadt und das Gebiet Erfurt unter feinen Schutz ge-

9. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 70

1911 - Breslau : Hirt
70 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preuisch-deutschen Geschichte. Offiziere lehnten es ab, in preuische Dienste zu treten, die Mann-schasten jedoch wurden vereidigt und nach den preuischen Festungen ab-gefhrt, aber nur etwa ein Drittel von ihnen kam dort an. Whrend des Krieges wurde Sachsen wie eine preuische Provinz behandelt, die Staatseinknfte liefen in die Kassen des Knigs. Der Einfall in Bhmen mute aufgegeben werden, da die Jahreszeit zu weit vorgeschritten war. 1757. Whrend des Winters schlssen die Gegner des Knigs, sterreich, Frankreich, Rußland und Schweden, Bndnisse miteinander ab; sie vereinbarten die Teilung der preuischen Monarchie und verabredeten Plne fr den gemeinsamen Feldzug. Auch der Reichs-tag zu Regensburg erklrte den Reichskrieg gegen den König. Wenn je, handelte es sich jetzt um Sein und Nichtsein des Preuischen Staates. Auf Friedrichs Seite standen nur die deutschen Staaten Hannover, Hessen-Kassel, Braunschweig und Sachseu-Gotha. Als 1757 William Pitt d. . in London Minister wurde, schlo er einen Vertrag mit Friedrich, worin sich England verpflichtete, ihm jhrlich Snbsidien-gelder zu zahlen und eine Hilfsarmee ins Feld zu stellen. Friedrich konnte den vereinten Krften seiner Feinde nur eine Feld-armee von hchstens 152000 Mann entgegenstellen. Um einem gleich-zeitigen Angriffe von drei Seiten zuvorzukommen, beschlo er, auch in diesem Jahre die Offensive zu ergreifen. Vor seiner Abreise von Berlin erteilte er dem Minister Grafen Finck von Finckenstein in einer geheimen Instruktion weitgehende Vollmachten fr die uersten Flle. Wenn der König fiele, sollten die Geschfte unverndert weitergefhrt werden, sollte er gefangen werden, so drfe keine Rcksicht auf seine Person genommen werden, der Krieg solle fortgesetzt und alle seine Vorteile verfolgt werden, ganz als ob der König nie auf der Welt gewesen wre". Whrend er gegen die Russen und Schweden kleine Heere entsandte und die Abwehr der Franzosen einer aus seinen norddeutschen Verbndeten gebildeten Observationsarmee unter dem Sohne des englischen Knigs, dem Herzoge von Cumberlaud, berlie, rckte Friedrich im Frhjahre mit der Hauptarmee (117000 Manu) in Bhmen ein (dieselben Gebirgswege wurden 1866 benutzt) und schlug, freilich unter sehr groen Verlusten unter den Gefallenen war der Marschall Schwerin , am 6. Mai die sterreicher unter Karl von Lothringen bei Prag. Dann schlo er die Stadt ein, um die Reste des Heeres zur bergabe zu zwingen, in-zwischen fhrte aber Generell Daun eine Entsatzarmee aus Mhren heran. Als der König ihm mit einem Teile seiner Armee bei Kolin entgegentrat, erlitt er die erste schwere Niederlage (18. Juni). Die Schlacht war der Wendepunkt des ganzen Feldzuges, denn Friedrichs Hoffnung, gegen sterreich den entscheidenden Schlag zu shren, ehe seine andern Feinde herangekommen wren, war mit dieser Niederlage endgltig gescheitert*). *) In Wien wurde der 18. Juni als Geburtstag der sterreichischen Monarchie gefeiert und zur Erinnerung an diesen Sieg der Maria-Theresia-Orden als hchste Aus-zeichuung fr Verdienst vor dem Feinde gestiftet.

10. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 134

1911 - Breslau : Hirt
134 Aus der Geschichte des Mittelalters. zu sorgen, Recht und Gericht wahrzunehmen hat. Um ihre Geldbedürfnisse zu befriedigen, führten die Städte schon früh neben direkten Steuern das Ungeld, die Akzise, ein und gingen damit den Fürsten voraus. Den Glanz und Reichtum unserer alten Städte bringen noch heute ihre stolzen Bauten, Kirchen, Rathäuser, Zunfthäuser, Brunnen und Denkmäler zum Ausdruck. In der Mitte des 14. Jahrhunderts erstarkten die Zünfte und forderten einen Anteil an den Ratsstellen für sich. In der Regel warfen sie den Patriziern Unterdrückung der Armen und ungerechte Verwaltung des Stadtsäckels vor. Ganz Deutschland ergriff damals diese Bewegung, die in verschiedener Weise durchgekämpft wurde — hier gelaug eine Einigung ohne Blutvergießen, dort wurden in den Straßen schwere Schlachten ausgesochten, und der Sieger nahm grausame Rache an dem Besiegten —, aber auch sehr verschiedene Ergebnisse hatte: bald wurden die Geschlechter ganz verdrängt, bald behaupteten sie sich, am häufigsten aber wurde den Zünften irgendein Anteil an der Verwaltung der Stadt eingeräumt. Doch ist eine gerechtere Verteilung der Lasten nur selten eingetreten, auch da nicht, wo die Zünfte den vollen Sieg erfochten; in der Regelung der Verhältnisse zu den Nachbarn dagegen zeigten sie sich kurzsichtiger als die Geschlechter und trugen durch ihre Bekämpfung des sich auf große Geldmittel stützenden Großhandels dazu bei, daß der deutsche Kaufmann die Märkte, die er lange beherrscht hatte, schließlich . an das Ausland verlor. § 72. Die Ritter. Hatten schon die Ungarneinfälle die Veranlassung zur Bildung größerer deutscher Reiterheere gegeben, so war es doch den Rittern (ursprünglich = Reiter, ritaere, riter) erst um 1200 gelungen, nebelt dem Adel als besonderer Stand (ordo equester) aufzutreten. Die Kreuzzüge gaben den Rittern Ideale (Gottes-, Herren- und Frauendienst), legten aber den Grund zur Nachahmung französischer Formen und Formeln, wie sie sich zunächst in der Champagne entwickelt hatten (Standeserziehung auf drei Stufen, Ritterschlag, Turniere, Ritterburgen, Wappen, Ritterbürtigkeit). Nach den Kreuzzügen trat hinter Fürsten und Städten das Rittertum an Bedeutung zurück. Zwischen die aufstrebende Macht beider hineingestellt, sah es sich bald ganz in die Verteidigung gedrängt und genötigt, Bündnisse zu schließen, um sich nur zu behaupten. Auf dem Gebiete der Kriegführung wurde es durch das aufkommende Söldnertnm in den Hintergrund gedrängt. 1315 erleidet ein Ritterheer durch ein Bauernheer am Moorgarten eine Niederlage, 1322 ist die letzte große Ritterschlacht, die bei Mühldorf, geschlagen, 1346 hört man aus dem Felde bei Crech schon den Donner der Kanonen. Auch die Zeiten des ritterlichen Sängers und des Minnesangs -sind vorüber. In der Stadt übt der Zunftmeister die Kunst des Meister-
   bis 10 von 14 weiter»  »»
14 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 14 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 1
3 0
4 1
5 2
6 0
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 4
14 0
15 0
16 2
17 0
18 0
19 2
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 1
27 0
28 3
29 1
30 0
31 0
32 0
33 1
34 1
35 0
36 6
37 1
38 3
39 5
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 19
2 0
3 8
4 8
5 11
6 7
7 0
8 2
9 15
10 20
11 0
12 7
13 10
14 0
15 1
16 20
17 38
18 5
19 55
20 0
21 12
22 0
23 29
24 5
25 1
26 1
27 0
28 7
29 14
30 0
31 0
32 20
33 0
34 2
35 3
36 11
37 10
38 7
39 16
40 6
41 3
42 7
43 3
44 4
45 14
46 6
47 0
48 8
49 9
50 0
51 20
52 0
53 0
54 54
55 0
56 0
57 10
58 2
59 21
60 3
61 0
62 6
63 0
64 0
65 2
66 1
67 2
68 7
69 5
70 13
71 2
72 7
73 13
74 3
75 12
76 54
77 34
78 3
79 5
80 3
81 1
82 22
83 4
84 7
85 11
86 2
87 30
88 0
89 0
90 4
91 12
92 21
93 0
94 43
95 1
96 3
97 1
98 4
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 6
1 1
2 0
3 3
4 2
5 16
6 1
7 12
8 0
9 4
10 2
11 2
12 7
13 4
14 0
15 0
16 1
17 5
18 5
19 3
20 0
21 1
22 0
23 0
24 5
25 8
26 2
27 0
28 0
29 3
30 4
31 0
32 0
33 3
34 0
35 4
36 0
37 0
38 0
39 27
40 2
41 0
42 0
43 5
44 9
45 0
46 0
47 7
48 0
49 0
50 4
51 3
52 20
53 0
54 13
55 3
56 0
57 3
58 0
59 1
60 6
61 2
62 7
63 0
64 0
65 1
66 2
67 0
68 0
69 0
70 3
71 2
72 5
73 2
74 1
75 2
76 0
77 0
78 2
79 0
80 6
81 6
82 1
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 2
89 5
90 1
91 5
92 0
93 5
94 1
95 1
96 14
97 10
98 2
99 47
100 1
101 0
102 2
103 1
104 0
105 1
106 2
107 2
108 0
109 1
110 8
111 3
112 2
113 3
114 9
115 0
116 0
117 1
118 0
119 5
120 0
121 4
122 2
123 1
124 10
125 1
126 2
127 5
128 2
129 1
130 19
131 3
132 2
133 7
134 0
135 0
136 3
137 3
138 0
139 0
140 7
141 0
142 20
143 7
144 4
145 28
146 0
147 0
148 3
149 0
150 1
151 2
152 5
153 0
154 8
155 6
156 3
157 5
158 2
159 0
160 0
161 4
162 0
163 0
164 0
165 3
166 1
167 0
168 1
169 0
170 3
171 1
172 2
173 2
174 2
175 0
176 1
177 3
178 0
179 4
180 0
181 1
182 5
183 9
184 0
185 0
186 0
187 1
188 11
189 0
190 0
191 0
192 3
193 0
194 2
195 0
196 2
197 0
198 1
199 5