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1. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 319

1862 - Hannover : Meyer
319 lichen Rußland, ist die Birke fast der einzige Waldbaum, welcher Laub trägt. Dort ist auch die eigentliche Heimat dieses Baumes. Im Winter und im Sommer bietet er den Bewohnern jener Gegen- den seine Wohlthaten. Die Dächer der Häuser sind mit Birken- rinde gedeckt. In den niedrigen Stuben steht ein großer Ösen, mn welchen ringsherum eine Bank geht. Hier saß den langen Winter hindurch der Großvater und die Großmutter; sie wärmten sich an dem mit Birkenholz geheizten Ofen. Wenn aber das Enkel- chen schrie, dann erfaßte das gebückte Mütterchen einen Strick, der von der Decke der Stube herabhing und einen von Birkenreisern geflochtenen Wiegenkorb trug. Das obere Ende des Strickes umschlang die Spitze eines jungen Birkenstammes, der in wagerechter Richtung an der "Decke befestigt war. Zog nun das Mütterchen den Strick abwärts, dann bewegte sich der Korb mit dem Kinde zwischen Decke und Fußboden auf und nieder. So wiegt die Birke bei diesen Völ- kern sogar die Kinder groß. Ist der Vater ein Tischler oder Drechsler, so weiß er aus dem Holze der Birke, das fester und elastischer ist, als das der Fich- ten, Linden und Weiden, — Tische, Stühle, Dosen und dergleichen Sachen zu fertigen. Während er arbeitet, sitzt sein kleinster Sohn am Boden der Werkstatt und spielt mit den gekräuselten Birken- spänen, aber die älteren flechten aus dem zähen, lederartigcn Bast Schuhe, Taschen und Decken. Hat die fleißige Familie ihr Tage- werk vollbracht und von den birkenen Tellern mit birkenen Löffeln das Abendessen eingenommen, so legen sie sich zur Ruhe; aber ihre Betten sind nicht mit Federn gestopft, sondern mit getrockneten Bir- kenblättern, welche die Kinder im Herbste aus dem Walde holten. Hat die fleißige Familie der Sachen viele angefertigt, so zieht die Mutter mit dem Vorrathe in das benachbarte Städtchen zu Markte, im Winter mit einem Schlitten von Birkenholz, im Sommer mit einem Wagen von demselben Stoffe. Zu Hause aber zählen die Kinder Tage und Stunden, bis die Mutter wiederkommt. Das eine freut sich auf das gelbe Halstuch, das andre auf die rotb- brauncn Handschuhe, welche die Mutter mitzubringen versprach. Das wollene Tuch hat der Färber mit einer Abkochung von Birken- blüttern und Alaun gelb gefärbt; die Handschuhe aber bekommen ihre Farbe durch Alaun und die Rinde des Baumes. Erkrankt einmal einer aus der Familie an Gicht und Gliederreißen, so thut man die im Frühjahr gesammelten Knospen'der Birke in heißes Wasser und bereitet so dem Kranken ein Bad, das ihm die Schmer- zen lindert und gewöhnlich auch Heilung verschafft. War aber die Krankheit zum Tode, so wird dem Geliebten eine Birke aufs Grab gepflanzt. — 4. In den Wäldern sucht auch das Thier diesen Baum auf. Das Reh und das Elen lagern sich in seinem Schatten, wenn sie Mit- tagsruhe halten. Das prächtige Birkhuhn baut sein Nest unter das schützende Dach seiner Zweige, die den scheuen Vogel mit Nahrung bewirten, er mag kommen, wann er will. Im Winter reicht der

2. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 322

1862 - Hannover : Meyer
322 vier derselben, die man gewöhnlich vor einen Schlitten spannt, drei erwachsene Menschen nebst anderthalb Pud (60 Pfund) Gepäck mit Leichtigkeit fortziehen. Die gewöhnliche Ladung aus vier Hunde be- trägt fünf bis sechs Pud, und damit legen sie bei schlechtem Wetter 30 bis 40, bei gutem aber 80 bis 100 Werste täglich zurück, deren 7 eine deutsche Meile machen. Die Liebhaberei für Hunde ist dort so groß, wie anderswo für Pferde, und nicht selten wendet man beträchtliche Summen auf den Ankauf derselben und auf die Schön- heit ihres Geschirres. Außer dem Vortheil, daß man mit ihnen in den unwegsamsten Gegenden und über den tiefsten Schnee fortkom- men kann, sind sie auch treffliche Wegweiser, die in der größten Dunkelheit und bei dem fürchterlichsten "Schneegestöber das Ziel der Fahrt zu finden wissen. Wird der Sturm so heftig, daß man liegen bleiben muß, wie dies nicht selten geschieht, so legen sich die Hunde neben ihren Herrn und schützen ihn durch ihre Körperwärme gegen das Erfrieren. Auch geben sie sichere Anzeige von bevorstehenden Stürmen, indem sie Höhlen in den Schnee graben und sich darin zu verbergen suchen. 3. Bon den vielen Krankheiten, welchen der Hund unterworfen ist, ist die Tollwuth die gefährlichste. Sie entsteht besonders dadurch, daß man ihn zu lange dursten läßt, oder daß man ihn einem schnel- len Wechsel von Hitze und Kälte aussetzt. Ein Hund, der von der Tollwuth befallen ist, sucht die Einsamkeit, sieht traurig aus, bellt nur sehr abgebrochen, fast heulend, scheut alles Glänzende, besonders das Wasser, läßt Schwanz und Ohren hangen und streckt die blei- farbene Zunge weit heraus. Er kennt seinen Herrn nicht mehr, schnappt wohl gar nach ihm, läuft bald schnell, bald langsam und taumelnd und wird von allen Hunden gemieden. Ein von seinem Biß verletzter Mensch ist verloren, wenn nicht schnell Hülfe geschafft wird. Bis der Arzt kommt, reinige man die Wunde und sorge da- für, daß die Blutung sortdaure. Um die Wunde zu reinigen, thue man Salz in warmes Wasser, oder nehme Essig, und wasche damit die Wunde fleißig aus; will das Bluten aufhören, so mache man, wenn es möglich ist, kleine Einschnitte in die Wunde, oder lasse Schröpfköpfe oder Blutegel auf dieselbe setzen. 4. Hinsichtlich der Größe, Gestalt und Farbe der Hunde herrscht die größte Verschiedenheit. Der gelehrigste und gutmüthigste unter allen ist der Pudel mit den breiten, hangenden Ohren und den krau- sen, fast wolligen Haaren. Auch der Spitz kann zu mancherlei Kün- sten abgerichtet werden; wegen seiner Wachsamkeit und Treue haben ihn oft die Fuhrleute auf ihren Wagen. Der Dachshund oder Teckel mit seinen kurzen, krummen Beinen und langen, hangenden Ohren geht in den Bau der Füchse und Dachse, um dieselben her- auszutreiben. Der niagere Windhund mit langer, spitzer Schnauze, kleinen Ohren, schlankem, kurzhaarigem Körper aus dünnen, hohen Beinen ist eins der schnellsten Thiere. Der Jagd- und der Hühner- hund sind die treuen Begleiter des Jägers. Der neufundländische Hund ist groß und stark, hat lange, seidenartige, graue und schwarze

3. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 325

1862 - Hannover : Meyer
325 16. Der Elefant. 1. Äer Elefant lebt in den heißen Ländern Asiens und Afrikas. Er ist das größte Landthier; der asiatische wird 14 bis 15 Fuß hoch. Um einen so schweren Körper zu tragen, bedarf es starker Beine. Der Hals ist kurz und steif, und das Maul liegt so tief im untern Theile des Kopfes, daß es ein Theil der Brust zu sein scheint. Da würde er sich vergebens anstrengen, sein Futter zu ergreifen, wenn ihm nicht der Rüssel zu Hülfe käme. Dieser ist 6 bis 7 Fuß lang und kann bis auf 2 Fuß eingezogen werden; er erscheint wie eine Verlängerung der Nase. Mit dem Rüssel nimmt er seine Speise zu sich, saugt Wasser auf und spritzt es ins Maul. Er besitzt in diesem Gliede eine solche Stärke, daß er mit einem Schlage des- selben den stärksten Tiger zu Boden legt, und daneben kann er mit demselben Geld vom Boden aufheben, Knoten lösen, Gefäße tragen u. dgl. m. Zu beiden Seiten des Rüssels stehen zwei große Zähne hervor; sie geben das schöne Elfenbein. Jeder ist bis 9 Fuß lang und wiegt an 150 Pfund. Ist er gereizt, so gebraucht er sie als Waffe. Zum Aufenthaltsorte nimmt der Elefant der Wildniß am lieb- sten schattige Thäler, feuchte Gegenden und die Nachbarschaft von Seen und Flüssen; denn große Hitze ist ihm eben so beschwerlich wie große Kälte, und Feuchtigkeit ist ihm nöthig, um seine trockne Haut zu netzen, die sonst leicht rissig wird. Daher begießt er sich auch gern mit seinem Rüssel. Er lebt in großen Herden in den Wäl- dern, und verläßt diese nur, um die Reisfelder abzuweiden. Außer Reis frißt er auch Datteln, Gras und Laub. Sein großer Magen faßt wohl 100 Pfund Reis auf einmal. 2. Gezähmt leistet er dem Menschen allerlei Dienste. Wegen seiner hohen Beine kommt er ungeachtet seiner Schwere rasch vor- wärts, und sein gewöhnlicher Gang gleicht dem Trabe des Pferdes; daher wird er zum Reiten gebraucht. Er trägt mit Leichtigkeit 28 Menschen auf einem Tragsessel, den man ihm auf den Rücken legt. Auch als Zugthier wird er gebraucht; einen Vierundzwanzigpfünder, den 6 Pferde kaum fortbringen, zieht er ohne Mühe. Er trägt Lasten und hilft sie sich selber mit seinem Rüssel aufladen. Tonnen. Säcke und Ballen trägt er nicht bloß auf dem Rücken, sondern auch mit den Hauern und selbst mit den Zähnen. Dabei ist er so be- hutsam, daß er nie beschädigt, was man ihm anvertraut hat. Sind viele Sachen aufeinander zu legen, so untersucht er mit dem Rüssel die unten liegenden, ob sie auch fest liegen. Vom Ufer schafft er große Tasten ins Boot, ohne sie naß werden zu lassen, und legt sie sanft und ordentlich nieder. Auch bei Jagden auf wilde Thiere gebraucht man ihn; die Jäger setzen sich auf seinen Rücken. Ehemals wurde er in Kriegen gebraucht; dann setzten sich Soldaten in einen Kasten, den er auf dem Rücken trug. — Seinem Wärter ist er gehorsam und liebkost ihn. Neckereien kann er aber nicht ertragen; sie bringen ihn in Wuth, und dann ist er

4. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 92

1862 - Hannover : Meyer
92 ' des, und er schützt zugleich die Gewächse gegen den Winterfrost. Der Schnee ist auch ein Mittel zur Wiederherstellung erfrorener Glieder, und selbst erftorenes Obst thaut wieder auf, wenn es eine Zeit lang mit Schnee bedeckt wird. Zur Wiederbelebung erfrorener Menschen ist das Eingraben in Schnee eines der wirksamsten Mittel. Der Schnee, sagt man, zieht den Frost aus den Gliedern; es ist aber wohl die langsame und gleich- förmige Erwärmung, was diese Wirkung hervorbringt, denn der Schnee wehrt die äußere Luft ab und hält die geringe Wärme, die er dem Erfrorenen mittheilt, zusammen. Dies alles wissen auch die Leute in den kalten Ländern gar wohl und wenden den Schnee als das nächste und beste Frostmittel an. Wenn ein Fremder in St. Petersburg bei strenger Kälte über die Straße geht und Nase und Ohren ihm weiß werden, so merkt ein Petersburger sogleich, daß dem Manne die Glieder erfroren sind; er fährt ihm ohne Umstände mit einer Hand voll Schnee über die Nase und hält ihn an, die erfrorenen Glieder mit Schnee zu reiben. Seltsam erging es einem Edelmann in der Nähe von Braunsch- weig, der im Jahr 1754 an einem kalten Wintertage reifete. Er bemerkte auf einmal, daß sein Diener, der hinten auf dem Wagen stehen sollte, sich verloren hatte; er kehrte sogleich um und fand ihn auf dem Wege liegend, aber völlig erstarrt von der grimmigen Kalle. Alle Wiederbelebungsversuche waren fruchtlos, und so blieb denn nichts übrig, als den Todten mit Schnee zu bedecken; der Edelmann wollte ihn bei der Rückreise aufheben und beerdigen lassen. Wie verwunderte er sich aber, als er den Menschen nicht mehr fand, wo er ihn hingelegt hatte. Anfangs glaubte er, die Wölfe hätten ihn gefressen; aber im nächsten Dorfe fand er ihn lebendig und wohlbehalten. Man konnte nur so viel von ihm erfragen, daß er unter dem Schnee sehr gut geschla- fen und nur einige Mühe gehabt habe, sich von der Schneedecke wieder zu befreien. 7. Der Hagel und der Reis. Die Eiskörner, welche bei einem Gewitter aus der Luft herabfallen, nennt man Hagel oder Schlossen. Gewöhnlich sind die Wolken, welche mit Hagel drohen, an ihrem aschfarbigen Ansehen zu erkennen; auch hört man vor dem Ausbruch eines Hagelwetters in der Luft ein heftiges Rauschen. Wie der Hagel sich bildet, das wissen wir nicht; merkwürdig aber ist es, daß er nur bei einem Gewitter und äußerst selten zur Nachtzeit fällt. Es scheint, daß zur Bildung des Hagels nicht bloß Gewitterstoff, sondern auch Sonnenlicht erforderlich ist. Die Größe und Schwere der einzelnen Hagelkörner ist bekannt- lich sehr verschieden. Die kleinsten haben die Größe gewöhnlicher Schrotkörner, mit denen der Jäger Hasen und kleineres Wild schießt; die großen haben den Umfang einer Walnuß oder eines Hühnereies. Zuweilen fallen bei einem Hagelwetter auch sehr schwere Eisklumpen aus der Luft herab; da muß man wohl annehmen, daß sich während des Fallend mehrere Schlossen zusammengeballt haben.

5. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 147

1862 - Hannover : Meyer
147 in den Korb. Wenn sich die Biene in einer Blume herumtummelt, so bleibt zwischen den Haaren, mit welchen fast ihr ganzer Leib be- deckt ist, der Blütenstaub hangen, so daß sie dadurch beinahe unkennt- lich wird. Sie bürstet ihn dann mit ihren vorderen und mittleren Füßen rückwärts in die an den Hinterfüßen befindlichen Körbchen in der Form von dicken, länglichen Ballen, welche man Höschen nennt, und welche bisweilen so groß wie ein Pfefferkorn werden. Dieser Blütenstaub, den die Arbeiter so in den Korb, bringen, dient haupt- sächlich zur Nahrung der Jungen. Den Honig aber, der ihre Haupt- nahrung ist, sammelt sie aus den Honigdrüsen der Blumen, indem sie ihn mit dem Rüssel einschlürft, verschluckt und im Magen nach Hause trägt, in welchem Falle sie ohne Höschen ankommt. Im Korbe läßt eine Biene einen bis zwei Tropfen Honig aus dem Munde in die Zelle fallen; dann kommt eine andere und thut das- selbe, und so geht es fort, bis die Zelle voll ist. Das Wachs aber, das sie zum Bauen der Waben brauchen, bereiten sie aus dem ein- gesogenen Safte folgendermaßen. Wenn eine Wachsarbeiterin in den Korb gekommen ist, bleibt sie lange still sitzen. In ihrem Kör- per geht indes eine Verarbeitung und Scheidung der Stoffe vor, die sie zu sich genommen hat; nach einiger Zeit schwitzt sie zwischen den Ringen ihres Unterbauches eine Flüssigkeit aus, die daran kleben bleibt und sich bald in eben so vielen dünnen, weißen Gürteln zeigt. Die Biene löst endlich diese halbkreisartigen Theile von ihrem Kör- per ab, bringt sie zu wiederholten Malen zwischen ihre Kinnbacken, knetet sie mehrmals und legt sie auf den Platz nieder, wo die Honig- waben gebaut werden müssen. Dies ist das echte Wachs. Die Zellen sind sechseckig; jede derselben fügt sich an sechs andere, und so geht kein Platz verloren. In jedem Korbe sind einige tausend Zel- len. Jede mit Vorrath gefüllte Zelle wird dmch einen Deckel von Wachs verschlossen; nur diejenigen, welche die Nahrung für die zu Hause bleibenden Bienen enthalten, bleiben offen. Ändere Zellen dienen zu Nestern für die Jungen. 32. Der Storch. 1. Alit den ersten lauen Märzwinden kommt der Storch in sein Dorf zurück. Er wird wie ein treuer, langvermißter Freund begrüßt mit Ruf und Lied. Der Storch hat die Nähe der Menschen gern. Sorglos und zuthulich spaziert er im Hof und Garten des' Landmanns einher. Auf den Dächern und Giebeln ragt sein Nest; denn eines Hochsitzes bedarf er, um sich frei umschauen zu können in dem Umkreise seiner Wiesen, Wälder und Sümpfe. Auf dem hohen Stelzfuß wiegt er den stattlichen Körper; sein Kleid ist weiß und schwarzgesäumt, sein Schwanz kurz und stumpf, der Hals schlank und straff. Sein braunes Auge blickt hell und ehrbar aus schwarzen Ringen; sein Schnabel, der zugleich seine Waffe ist, ist lang. Gang und Haltung sind steif und feierlich. Er läßt nichts hören, als ein weithin schallendes Geklapper, welches er 7* /

6. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 331

1862 - Hannover : Meyer
331 Hat man die Randgebirge überstiegen, so kommt man in eine weite Ebene, 100 Stunden lang und 20 bis 30 Stunden breit. Im Sommer ist ihr Thonboden ausgedörrt. Nur in den Rinnen der Flüsse, die aber auch endlich austrocknen, bleibt noch einiges Grün; sonst sieht alles aus wie eine Wüste. Sobald aber die Regenzeit ein- tritt, wird die Ebene voll des frischesten Grases und der schönsten Blumen. Dann kommen Giraffen und Antilopen von den Gebirgen und durchwandern sie; die Colonisten führen ihre Schafe und Rin- der auf die Weide. Nach etlichen Wochen aber welken Gras und Blü- ten; die Flüsse beginnen auszutrocknen und die Quellen zu versiegen; die Herden werden wieder in ihre höhere, kühlere Heimat getrieben. Der Boden springt mit tiefen Rissen auf, und ein dunkler Staub be- deckt ihn. Die ursprünglichen Bewohner des Caplandes sind die Koffern und Hottentotten. Sie haben vor den Colonisten nach dem Norden zurückweichen müssen; die Kaffern wohnen an der Ostküste. Seit längerer Zeit predigen evangelische Missionare ihnen das Evangelium; in etwa 80 Msssionsstationen erbeben sich Kirchen und Schulen. Wüsteneien werden urbar gemacht, Gärten angelegt, die Felder sorgfäl- tig bestellt, Häuser gebaut und die Bewohner an christliche Zucht und Sitte gewöhnt. Auch auf der waldigen Gebirgsinsel Madagaskar ist das Evangelium schon verkündigt worden; aber die wilde Wuth der Hei- den hat die Christen auf alle erdenkliche Weise zu Tode gemartert. Wenige haben sich in die Schluchten und Einöden geflüchtet und har- ren des Tages, da der Morgenstern wieder über Madagaskar erglän- zen wird. 20. Der Löwe. 1. Ü^er Löwe wird wegen seiner Kraft, seines Muthes und seines prächtigen Gliederbaues der König der Thiere genannt. Seine Farbe ist gelb. Die Brust ist breit; die Gliedmaßen sind kräftig. Der Schwanz endigt sich in einen dicken Haarbüschel. Der männ- liche Löwe hat vom vierten Jahre an eine Mähne, die Kopf, Hals und Schultern bedeckt; im Zorn sträubt und schüttelt er sie gewal- tig. Der Kopf des Löwen ist groß, das Gesicht beinahe viereckig, der Hals stark und die Zunge so stachelig, daß er damit verwun- den kann. Man sieht ihm Ernst, Stolz, Kühnheit und Kraftgefühl an; seine Bewegungen sind kraftvoll, leicht und behende, und wenn er seme Stimme erhebt, so erschrecken die Thiere weit und breit. Er besitzt eine solche Stärke, daß er einen Ochsen im Maule fort- trägt und mit einem Schlage seiner Tatze einen Menschen zu Boden schlagen kann. Sein Gang ist langsam; oberer kann weite Sprünge machen. Er fällt besonders Rinder, Pferde, Hirsche, Gazellen, Schafe, wilde Schweine an; an den Menschen wagt er sich in der Regel nur, wenn er gereizt wird, oder wenn ihn heftiger Hunger quält. Ehe er angreift, legt er sich in einer Entfernung von 10 öis 12 Fuß nieder, um sich zum Sprunge vorzubereiten; diesen Augen-

7. Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 18

1885 - Hannover : Helwing
18 Ebene die Berge des Harzes klar und dunstlos. Auf den höchsten Kuppen des Gebirges verschwindet der Schnee in einzelnen Löchern oft das ganze Jahr nicht; soweit das Tannenholz reicht, liegt er meist acht Wochen des Jahres länger als da, wo das Laubholz beginnt. Die angenehmste Jahreszeit ist ohne Zweifel der Herbst; milde und hell legt sich dann die klare, beständige Luft um die Gipfel der Berge. Der Harz ist sehr metallreich. Die Metalle befinden sich jedoch selten gediegen, d. h. rein, sondern sind meist mit anderen Stoffen ver- mischt; in diesem Zustande heißen sie Erze. Die Erze des Harzes sind wesentlich nur Kupfererze, silberhaltige Bleierze und Eisensteine. Sie finden sich im allgemeinen entweder auf Gängen oder in Lagern. Gänge sind die tief aus dem Erdiunern kommenden Spalten, deren Räume mit edlen Erzen ausgefüllt, aber auch meist von sehr hartem Gestein begleitet sind; Lager sind die mehr horizontal angehäuften Erdmassen. 4. Die meisten Bewohner des Harzes treiben Bergbau. Der Bergmann schafft unter Mühe und vielen Gefahren die Erze aus dem dunklen Schoß der Erde heraus; der Hütteumauu schmilzt die Erze, um das reine Metall zu gewinnen: die Kupfererze und die silberhaltigen Bleierze in den sog. Silberhütten, die Eisensteine in den Eisenhütten. Schon seit dem 13. Jahrhundert sind die Silberbergwerke des Oberharzes im Bau, aber nicht erschöpft; noch immer gilt der Trinkspruch des kräftigen und fröhlichen Oberharzers: „Es grüne die Tanne, es wachse das Erz; Gott gebe uns allen ein fröhliches Herz." Wo aber nicht der Bergmann seine Fäustel schwingt oder der Hüttenmann Erze schmelzt, da begegnet man Wäldarbeitern aller Art und einsamen Hirten, welche die mit volltönenden Glocken geschmückten Herden weit in die Wälder hineintreiben. Andere Harzer nähren sich vom Ackerbau, vom Pflanzen- und Beerensammeln, verkaufen in der Ebene Holzwaren, Vögel ?c. Der Bewohner des Harzes ist kräftig, mutig und tapfer, gesund und frisch wie die Natur seiner Heimat. Der beständige Kampf, den er mit der ihn umgebenden Natur führt, schärft feine Sinne und giebt ihm Geistesgegenwart und Entschlossenheit. Die reine, stärkende Bergluft kräftigt seine Brust, fo daß er, der gleich allen Bergbewohnern Musik und Gesang liebt, dieser Neigung nach Herzenslust sich hingeben kann. Die Fröhlichkeit und Ausgelassenheit, deren der Harzer fähig ist, zeigt sich, wenn er an Sonn- und Festtagen, den Staub und die Last der Wochenarbeit abschüttelnd, zu seinen Festen eilt. Unermüdlichere und übermütigere Tänzer als auf den Festen im Harze fucht man vergebens. Stählt die Arbeit des Berg- und Hüttenmanns auf der einen Seite den Körper, fo untergräbt sie auf der anderen Seite nicht selten die Gesundheit. Die Bergleute leiden infolge langjähriger Einatmung der sauerstoffarmen Luft der Gruben an der Bergfucht, die sich besonders in Atmungs- Beschwerden zeigt; die Silberhüttenleute werden oft von der sog. Hüttenkatze (Bleikolik) gequält, einer eigentümlichen Krankheit, die den Körper durch Abzeh- rung oder Lähmung zu Grunde richtet. Dieses und die fast täglichen Gefahren, die den Bergmann umgeben, vermischen jene Fröhlichkeit mit einem ernsten, religiösen Sinn. Die Bewohner des Oberharzes sind Franken, die des Unterharzes gehören dem niedersächsischen Stamme an. Die Sprache ist hochdeutsch, fränkischer Dialekt, besonders auf dem Oberharz, während die Sprache an den Abhängen nach und nach in die verschiedenen Mund-
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