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lichen Rußland, ist die Birke fast der einzige Waldbaum, welcher
Laub trägt. Dort ist auch die eigentliche Heimat dieses Baumes.
Im Winter und im Sommer bietet er den Bewohnern jener Gegen-
den seine Wohlthaten. Die Dächer der Häuser sind mit Birken-
rinde gedeckt. In den niedrigen Stuben steht ein großer Ösen,
mn welchen ringsherum eine Bank geht. Hier saß den langen
Winter hindurch der Großvater und die Großmutter; sie wärmten
sich an dem mit Birkenholz geheizten Ofen. Wenn aber das Enkel-
chen schrie, dann erfaßte das gebückte Mütterchen einen Strick, der
von der Decke der Stube herabhing und einen von Birkenreisern
geflochtenen Wiegenkorb trug. Das obere Ende des Strickes umschlang
die Spitze eines jungen Birkenstammes, der in wagerechter Richtung
an der "Decke befestigt war. Zog nun das Mütterchen den Strick
abwärts, dann bewegte sich der Korb mit dem Kinde zwischen Decke
und Fußboden auf und nieder. So wiegt die Birke bei diesen Völ-
kern sogar die Kinder groß.
Ist der Vater ein Tischler oder Drechsler, so weiß er aus dem
Holze der Birke, das fester und elastischer ist, als das der Fich-
ten, Linden und Weiden, — Tische, Stühle, Dosen und dergleichen
Sachen zu fertigen. Während er arbeitet, sitzt sein kleinster Sohn
am Boden der Werkstatt und spielt mit den gekräuselten Birken-
spänen, aber die älteren flechten aus dem zähen, lederartigcn Bast
Schuhe, Taschen und Decken. Hat die fleißige Familie ihr Tage-
werk vollbracht und von den birkenen Tellern mit birkenen Löffeln
das Abendessen eingenommen, so legen sie sich zur Ruhe; aber ihre
Betten sind nicht mit Federn gestopft, sondern mit getrockneten Bir-
kenblättern, welche die Kinder im Herbste aus dem Walde holten.
Hat die fleißige Familie der Sachen viele angefertigt, so zieht die
Mutter mit dem Vorrathe in das benachbarte Städtchen zu Markte,
im Winter mit einem Schlitten von Birkenholz, im Sommer mit
einem Wagen von demselben Stoffe. Zu Hause aber zählen die
Kinder Tage und Stunden, bis die Mutter wiederkommt. Das
eine freut sich auf das gelbe Halstuch, das andre auf die rotb-
brauncn Handschuhe, welche die Mutter mitzubringen versprach.
Das wollene Tuch hat der Färber mit einer Abkochung von Birken-
blüttern und Alaun gelb gefärbt; die Handschuhe aber bekommen
ihre Farbe durch Alaun und die Rinde des Baumes. Erkrankt
einmal einer aus der Familie an Gicht und Gliederreißen, so thut
man die im Frühjahr gesammelten Knospen'der Birke in heißes
Wasser und bereitet so dem Kranken ein Bad, das ihm die Schmer-
zen lindert und gewöhnlich auch Heilung verschafft. War aber die
Krankheit zum Tode, so wird dem Geliebten eine Birke aufs Grab
gepflanzt. —
4. In den Wäldern sucht auch das Thier diesen Baum auf. Das
Reh und das Elen lagern sich in seinem Schatten, wenn sie Mit-
tagsruhe halten. Das prächtige Birkhuhn baut sein Nest unter das
schützende Dach seiner Zweige, die den scheuen Vogel mit Nahrung
bewirten, er mag kommen, wann er will. Im Winter reicht der
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
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vier derselben, die man gewöhnlich vor einen Schlitten spannt, drei
erwachsene Menschen nebst anderthalb Pud (60 Pfund) Gepäck mit
Leichtigkeit fortziehen. Die gewöhnliche Ladung aus vier Hunde be-
trägt fünf bis sechs Pud, und damit legen sie bei schlechtem Wetter
30 bis 40, bei gutem aber 80 bis 100 Werste täglich zurück, deren
7 eine deutsche Meile machen. Die Liebhaberei für Hunde ist dort
so groß, wie anderswo für Pferde, und nicht selten wendet man
beträchtliche Summen auf den Ankauf derselben und auf die Schön-
heit ihres Geschirres. Außer dem Vortheil, daß man mit ihnen in
den unwegsamsten Gegenden und über den tiefsten Schnee fortkom-
men kann, sind sie auch treffliche Wegweiser, die in der größten
Dunkelheit und bei dem fürchterlichsten "Schneegestöber das Ziel der
Fahrt zu finden wissen. Wird der Sturm so heftig, daß man liegen
bleiben muß, wie dies nicht selten geschieht, so legen sich die Hunde
neben ihren Herrn und schützen ihn durch ihre Körperwärme gegen
das Erfrieren. Auch geben sie sichere Anzeige von bevorstehenden
Stürmen, indem sie Höhlen in den Schnee graben und sich darin zu
verbergen suchen.
3. Bon den vielen Krankheiten, welchen der Hund unterworfen
ist, ist die Tollwuth die gefährlichste. Sie entsteht besonders dadurch,
daß man ihn zu lange dursten läßt, oder daß man ihn einem schnel-
len Wechsel von Hitze und Kälte aussetzt. Ein Hund, der von der
Tollwuth befallen ist, sucht die Einsamkeit, sieht traurig aus, bellt
nur sehr abgebrochen, fast heulend, scheut alles Glänzende, besonders
das Wasser, läßt Schwanz und Ohren hangen und streckt die blei-
farbene Zunge weit heraus. Er kennt seinen Herrn nicht mehr,
schnappt wohl gar nach ihm, läuft bald schnell, bald langsam und
taumelnd und wird von allen Hunden gemieden. Ein von seinem
Biß verletzter Mensch ist verloren, wenn nicht schnell Hülfe geschafft
wird. Bis der Arzt kommt, reinige man die Wunde und sorge da-
für, daß die Blutung sortdaure. Um die Wunde zu reinigen, thue
man Salz in warmes Wasser, oder nehme Essig, und wasche damit
die Wunde fleißig aus; will das Bluten aufhören, so mache man,
wenn es möglich ist, kleine Einschnitte in die Wunde, oder lasse
Schröpfköpfe oder Blutegel auf dieselbe setzen.
4. Hinsichtlich der Größe, Gestalt und Farbe der Hunde herrscht
die größte Verschiedenheit. Der gelehrigste und gutmüthigste unter
allen ist der Pudel mit den breiten, hangenden Ohren und den krau-
sen, fast wolligen Haaren. Auch der Spitz kann zu mancherlei Kün-
sten abgerichtet werden; wegen seiner Wachsamkeit und Treue haben
ihn oft die Fuhrleute auf ihren Wagen. Der Dachshund oder
Teckel mit seinen kurzen, krummen Beinen und langen, hangenden
Ohren geht in den Bau der Füchse und Dachse, um dieselben her-
auszutreiben. Der niagere Windhund mit langer, spitzer Schnauze,
kleinen Ohren, schlankem, kurzhaarigem Körper aus dünnen, hohen
Beinen ist eins der schnellsten Thiere. Der Jagd- und der Hühner-
hund sind die treuen Begleiter des Jägers. Der neufundländische
Hund ist groß und stark, hat lange, seidenartige, graue und schwarze
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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325
16. Der Elefant.
1. Äer Elefant lebt in den heißen Ländern Asiens und Afrikas.
Er ist das größte Landthier; der asiatische wird 14 bis 15 Fuß hoch.
Um einen so schweren Körper zu tragen, bedarf es starker Beine.
Der Hals ist kurz und steif, und das Maul liegt so tief im untern
Theile des Kopfes, daß es ein Theil der Brust zu sein scheint. Da
würde er sich vergebens anstrengen, sein Futter zu ergreifen, wenn
ihm nicht der Rüssel zu Hülfe käme. Dieser ist 6 bis 7 Fuß lang
und kann bis auf 2 Fuß eingezogen werden; er erscheint wie eine
Verlängerung der Nase. Mit dem Rüssel nimmt er seine Speise
zu sich, saugt Wasser auf und spritzt es ins Maul. Er besitzt in
diesem Gliede eine solche Stärke, daß er mit einem Schlage des-
selben den stärksten Tiger zu Boden legt, und daneben kann er mit
demselben Geld vom Boden aufheben, Knoten lösen, Gefäße tragen
u. dgl. m. Zu beiden Seiten des Rüssels stehen zwei große Zähne
hervor; sie geben das schöne Elfenbein. Jeder ist bis 9 Fuß lang
und wiegt an 150 Pfund. Ist er gereizt, so gebraucht er sie als
Waffe.
Zum Aufenthaltsorte nimmt der Elefant der Wildniß am lieb-
sten schattige Thäler, feuchte Gegenden und die Nachbarschaft von
Seen und Flüssen; denn große Hitze ist ihm eben so beschwerlich
wie große Kälte, und Feuchtigkeit ist ihm nöthig, um seine trockne
Haut zu netzen, die sonst leicht rissig wird. Daher begießt er sich
auch gern mit seinem Rüssel. Er lebt in großen Herden in den Wäl-
dern, und verläßt diese nur, um die Reisfelder abzuweiden. Außer
Reis frißt er auch Datteln, Gras und Laub. Sein großer Magen
faßt wohl 100 Pfund Reis auf einmal.
2. Gezähmt leistet er dem Menschen allerlei Dienste. Wegen
seiner hohen Beine kommt er ungeachtet seiner Schwere rasch vor-
wärts, und sein gewöhnlicher Gang gleicht dem Trabe des Pferdes;
daher wird er zum Reiten gebraucht. Er trägt mit Leichtigkeit 28
Menschen auf einem Tragsessel, den man ihm auf den Rücken legt.
Auch als Zugthier wird er gebraucht; einen Vierundzwanzigpfünder,
den 6 Pferde kaum fortbringen, zieht er ohne Mühe. Er trägt
Lasten und hilft sie sich selber mit seinem Rüssel aufladen. Tonnen.
Säcke und Ballen trägt er nicht bloß auf dem Rücken, sondern auch
mit den Hauern und selbst mit den Zähnen. Dabei ist er so be-
hutsam, daß er nie beschädigt, was man ihm anvertraut hat. Sind
viele Sachen aufeinander zu legen, so untersucht er mit dem Rüssel
die unten liegenden, ob sie auch fest liegen. Vom Ufer schafft er große
Tasten ins Boot, ohne sie naß werden zu lassen, und legt sie sanft und
ordentlich nieder. Auch bei Jagden auf wilde Thiere gebraucht man
ihn; die Jäger setzen sich auf seinen Rücken. Ehemals wurde er in
Kriegen gebraucht; dann setzten sich Soldaten in einen Kasten, den er
auf dem Rücken trug. —
Seinem Wärter ist er gehorsam und liebkost ihn. Neckereien
kann er aber nicht ertragen; sie bringen ihn in Wuth, und dann ist er
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
92
' des, und er schützt zugleich die Gewächse gegen den Winterfrost. Der
Schnee ist auch ein Mittel zur Wiederherstellung erfrorener Glieder,
und selbst erftorenes Obst thaut wieder auf, wenn es eine Zeit lang
mit Schnee bedeckt wird.
Zur Wiederbelebung erfrorener Menschen ist das Eingraben in
Schnee eines der wirksamsten Mittel. Der Schnee, sagt man, zieht
den Frost aus den Gliedern; es ist aber wohl die langsame und gleich-
förmige Erwärmung, was diese Wirkung hervorbringt, denn der Schnee
wehrt die äußere Luft ab und hält die geringe Wärme, die er dem
Erfrorenen mittheilt, zusammen.
Dies alles wissen auch die Leute in den kalten Ländern gar
wohl und wenden den Schnee als das nächste und beste Frostmittel
an. Wenn ein Fremder in St. Petersburg bei strenger Kälte über
die Straße geht und Nase und Ohren ihm weiß werden, so merkt
ein Petersburger sogleich, daß dem Manne die Glieder erfroren
sind; er fährt ihm ohne Umstände mit einer Hand voll Schnee über
die Nase und hält ihn an, die erfrorenen Glieder mit Schnee zu
reiben.
Seltsam erging es einem Edelmann in der Nähe von Braunsch-
weig, der im Jahr 1754 an einem kalten Wintertage reifete. Er
bemerkte auf einmal, daß sein Diener, der hinten auf dem Wagen
stehen sollte, sich verloren hatte; er kehrte sogleich um und fand ihn
auf dem Wege liegend, aber völlig erstarrt von der grimmigen Kalle.
Alle Wiederbelebungsversuche waren fruchtlos, und so blieb denn nichts
übrig, als den Todten mit Schnee zu bedecken; der Edelmann wollte
ihn bei der Rückreise aufheben und beerdigen lassen. Wie verwunderte
er sich aber, als er den Menschen nicht mehr fand, wo er ihn hingelegt
hatte. Anfangs glaubte er, die Wölfe hätten ihn gefressen; aber im
nächsten Dorfe fand er ihn lebendig und wohlbehalten. Man konnte
nur so viel von ihm erfragen, daß er unter dem Schnee sehr gut geschla-
fen und nur einige Mühe gehabt habe, sich von der Schneedecke wieder
zu befreien.
7. Der Hagel und der Reis. Die Eiskörner, welche bei
einem Gewitter aus der Luft herabfallen, nennt man Hagel oder
Schlossen. Gewöhnlich sind die Wolken, welche mit Hagel drohen,
an ihrem aschfarbigen Ansehen zu erkennen; auch hört man vor dem
Ausbruch eines Hagelwetters in der Luft ein heftiges Rauschen. Wie
der Hagel sich bildet, das wissen wir nicht; merkwürdig aber ist es, daß
er nur bei einem Gewitter und äußerst selten zur Nachtzeit fällt. Es
scheint, daß zur Bildung des Hagels nicht bloß Gewitterstoff, sondern
auch Sonnenlicht erforderlich ist.
Die Größe und Schwere der einzelnen Hagelkörner ist bekannt-
lich sehr verschieden. Die kleinsten haben die Größe gewöhnlicher
Schrotkörner, mit denen der Jäger Hasen und kleineres Wild schießt;
die großen haben den Umfang einer Walnuß oder eines Hühnereies.
Zuweilen fallen bei einem Hagelwetter auch sehr schwere Eisklumpen
aus der Luft herab; da muß man wohl annehmen, daß sich während
des Fallend mehrere Schlossen zusammengeballt haben.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
147
in den Korb. Wenn sich die Biene in einer Blume herumtummelt,
so bleibt zwischen den Haaren, mit welchen fast ihr ganzer Leib be-
deckt ist, der Blütenstaub hangen, so daß sie dadurch beinahe unkennt-
lich wird. Sie bürstet ihn dann mit ihren vorderen und mittleren
Füßen rückwärts in die an den Hinterfüßen befindlichen Körbchen in
der Form von dicken, länglichen Ballen, welche man Höschen nennt,
und welche bisweilen so groß wie ein Pfefferkorn werden. Dieser
Blütenstaub, den die Arbeiter so in den Korb, bringen, dient haupt-
sächlich zur Nahrung der Jungen. Den Honig aber, der ihre Haupt-
nahrung ist, sammelt sie aus den Honigdrüsen der Blumen, indem
sie ihn mit dem Rüssel einschlürft, verschluckt und im Magen nach
Hause trägt, in welchem Falle sie ohne Höschen ankommt. Im
Korbe läßt eine Biene einen bis zwei Tropfen Honig aus dem
Munde in die Zelle fallen; dann kommt eine andere und thut das-
selbe, und so geht es fort, bis die Zelle voll ist. Das Wachs aber,
das sie zum Bauen der Waben brauchen, bereiten sie aus dem ein-
gesogenen Safte folgendermaßen. Wenn eine Wachsarbeiterin in
den Korb gekommen ist, bleibt sie lange still sitzen. In ihrem Kör-
per geht indes eine Verarbeitung und Scheidung der Stoffe vor,
die sie zu sich genommen hat; nach einiger Zeit schwitzt sie zwischen
den Ringen ihres Unterbauches eine Flüssigkeit aus, die daran kleben
bleibt und sich bald in eben so vielen dünnen, weißen Gürteln zeigt.
Die Biene löst endlich diese halbkreisartigen Theile von ihrem Kör-
per ab, bringt sie zu wiederholten Malen zwischen ihre Kinnbacken,
knetet sie mehrmals und legt sie auf den Platz nieder, wo die Honig-
waben gebaut werden müssen. Dies ist das echte Wachs. Die
Zellen sind sechseckig; jede derselben fügt sich an sechs andere, und
so geht kein Platz verloren. In jedem Korbe sind einige tausend Zel-
len. Jede mit Vorrath gefüllte Zelle wird dmch einen Deckel von
Wachs verschlossen; nur diejenigen, welche die Nahrung für die zu
Hause bleibenden Bienen enthalten, bleiben offen. Ändere Zellen
dienen zu Nestern für die Jungen.
32. Der Storch.
1. Alit den ersten lauen Märzwinden kommt der Storch in
sein Dorf zurück. Er wird wie ein treuer, langvermißter Freund
begrüßt mit Ruf und Lied.
Der Storch hat die Nähe der Menschen gern. Sorglos und
zuthulich spaziert er im Hof und Garten des' Landmanns einher.
Auf den Dächern und Giebeln ragt sein Nest; denn eines Hochsitzes
bedarf er, um sich frei umschauen zu können in dem Umkreise seiner
Wiesen, Wälder und Sümpfe.
Auf dem hohen Stelzfuß wiegt er den stattlichen Körper; sein
Kleid ist weiß und schwarzgesäumt, sein Schwanz kurz und stumpf,
der Hals schlank und straff. Sein braunes Auge blickt hell und
ehrbar aus schwarzen Ringen; sein Schnabel, der zugleich seine
Waffe ist, ist lang. Gang und Haltung sind steif und feierlich. Er
läßt nichts hören, als ein weithin schallendes Geklapper, welches er
7*
/
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
331
Hat man die Randgebirge überstiegen, so kommt man in eine weite
Ebene, 100 Stunden lang und 20 bis 30 Stunden breit. Im
Sommer ist ihr Thonboden ausgedörrt. Nur in den Rinnen der
Flüsse, die aber auch endlich austrocknen, bleibt noch einiges Grün;
sonst sieht alles aus wie eine Wüste. Sobald aber die Regenzeit ein-
tritt, wird die Ebene voll des frischesten Grases und der schönsten
Blumen. Dann kommen Giraffen und Antilopen von den Gebirgen
und durchwandern sie; die Colonisten führen ihre Schafe und Rin-
der auf die Weide. Nach etlichen Wochen aber welken Gras und Blü-
ten; die Flüsse beginnen auszutrocknen und die Quellen zu versiegen;
die Herden werden wieder in ihre höhere, kühlere Heimat getrieben.
Der Boden springt mit tiefen Rissen auf, und ein dunkler Staub be-
deckt ihn.
Die ursprünglichen Bewohner des Caplandes sind die Koffern
und Hottentotten. Sie haben vor den Colonisten nach dem Norden
zurückweichen müssen; die Kaffern wohnen an der Ostküste. Seit
längerer Zeit predigen evangelische Missionare ihnen das Evangelium;
in etwa 80 Msssionsstationen erbeben sich Kirchen und Schulen.
Wüsteneien werden urbar gemacht, Gärten angelegt, die Felder sorgfäl-
tig bestellt, Häuser gebaut und die Bewohner an christliche Zucht und
Sitte gewöhnt.
Auch auf der waldigen Gebirgsinsel Madagaskar ist das
Evangelium schon verkündigt worden; aber die wilde Wuth der Hei-
den hat die Christen auf alle erdenkliche Weise zu Tode gemartert.
Wenige haben sich in die Schluchten und Einöden geflüchtet und har-
ren des Tages, da der Morgenstern wieder über Madagaskar erglän-
zen wird.
20. Der Löwe.
1. Ü^er Löwe wird wegen seiner Kraft, seines Muthes und
seines prächtigen Gliederbaues der König der Thiere genannt. Seine
Farbe ist gelb. Die Brust ist breit; die Gliedmaßen sind kräftig.
Der Schwanz endigt sich in einen dicken Haarbüschel. Der männ-
liche Löwe hat vom vierten Jahre an eine Mähne, die Kopf, Hals
und Schultern bedeckt; im Zorn sträubt und schüttelt er sie gewal-
tig. Der Kopf des Löwen ist groß, das Gesicht beinahe viereckig,
der Hals stark und die Zunge so stachelig, daß er damit verwun-
den kann. Man sieht ihm Ernst, Stolz, Kühnheit und Kraftgefühl
an; seine Bewegungen sind kraftvoll, leicht und behende, und wenn
er seme Stimme erhebt, so erschrecken die Thiere weit und breit.
Er besitzt eine solche Stärke, daß er einen Ochsen im Maule fort-
trägt und mit einem Schlage seiner Tatze einen Menschen zu Boden
schlagen kann. Sein Gang ist langsam; oberer kann weite Sprünge
machen. Er fällt besonders Rinder, Pferde, Hirsche, Gazellen,
Schafe, wilde Schweine an; an den Menschen wagt er sich in der
Regel nur, wenn er gereizt wird, oder wenn ihn heftiger Hunger
quält. Ehe er angreift, legt er sich in einer Entfernung von 10 öis
12 Fuß nieder, um sich zum Sprunge vorzubereiten; diesen Augen-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
Regionen (OPAC): Hannover
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Ebene die Berge des Harzes klar und dunstlos. Auf den höchsten Kuppen
des Gebirges verschwindet der Schnee in einzelnen Löchern oft das ganze
Jahr nicht; soweit das Tannenholz reicht, liegt er meist acht Wochen
des Jahres länger als da, wo das Laubholz beginnt. Die angenehmste
Jahreszeit ist ohne Zweifel der Herbst; milde und hell legt sich dann
die klare, beständige Luft um die Gipfel der Berge.
Der Harz ist sehr metallreich. Die Metalle befinden sich jedoch
selten gediegen, d. h. rein, sondern sind meist mit anderen Stoffen ver-
mischt; in diesem Zustande heißen sie Erze. Die Erze des Harzes sind
wesentlich nur Kupfererze, silberhaltige Bleierze und Eisensteine. Sie
finden sich im allgemeinen entweder auf Gängen oder in Lagern. Gänge
sind die tief aus dem Erdiunern kommenden Spalten, deren Räume
mit edlen Erzen ausgefüllt, aber auch meist von sehr hartem Gestein
begleitet sind; Lager sind die mehr horizontal angehäuften Erdmassen.
4. Die meisten Bewohner des Harzes treiben Bergbau. Der
Bergmann schafft unter Mühe und vielen Gefahren die Erze aus dem
dunklen Schoß der Erde heraus; der Hütteumauu schmilzt die Erze,
um das reine Metall zu gewinnen: die Kupfererze und die silberhaltigen
Bleierze in den sog. Silberhütten, die Eisensteine in den Eisenhütten.
Schon seit dem 13. Jahrhundert sind die Silberbergwerke des Oberharzes
im Bau, aber nicht erschöpft; noch immer gilt der Trinkspruch des
kräftigen und fröhlichen Oberharzers: „Es grüne die Tanne, es wachse
das Erz; Gott gebe uns allen ein fröhliches Herz." Wo aber nicht der
Bergmann seine Fäustel schwingt oder der Hüttenmann Erze schmelzt,
da begegnet man Wäldarbeitern aller Art und einsamen Hirten, welche
die mit volltönenden Glocken geschmückten Herden weit in die Wälder
hineintreiben. Andere Harzer nähren sich vom Ackerbau, vom Pflanzen-
und Beerensammeln, verkaufen in der Ebene Holzwaren, Vögel ?c.
Der Bewohner des Harzes ist kräftig, mutig und tapfer, gesund
und frisch wie die Natur seiner Heimat.
Der beständige Kampf, den er mit der ihn umgebenden Natur führt, schärft
feine Sinne und giebt ihm Geistesgegenwart und Entschlossenheit. Die reine,
stärkende Bergluft kräftigt seine Brust, fo daß er, der gleich allen Bergbewohnern
Musik und Gesang liebt, dieser Neigung nach Herzenslust sich hingeben kann. Die
Fröhlichkeit und Ausgelassenheit, deren der Harzer fähig ist, zeigt sich, wenn er an
Sonn- und Festtagen, den Staub und die Last der Wochenarbeit abschüttelnd, zu
seinen Festen eilt. Unermüdlichere und übermütigere Tänzer als auf den Festen
im Harze fucht man vergebens. Stählt die Arbeit des Berg- und Hüttenmanns
auf der einen Seite den Körper, fo untergräbt sie auf der anderen Seite nicht
selten die Gesundheit. Die Bergleute leiden infolge langjähriger Einatmung der
sauerstoffarmen Luft der Gruben an der Bergfucht, die sich besonders in Atmungs-
Beschwerden zeigt; die Silberhüttenleute werden oft von der sog. Hüttenkatze
(Bleikolik) gequält, einer eigentümlichen Krankheit, die den Körper durch Abzeh-
rung oder Lähmung zu Grunde richtet. Dieses und die fast täglichen Gefahren,
die den Bergmann umgeben, vermischen jene Fröhlichkeit mit einem ernsten,
religiösen Sinn.
Die Bewohner des Oberharzes sind Franken, die des Unterharzes
gehören dem niedersächsischen Stamme an. Die Sprache ist
hochdeutsch, fränkischer Dialekt, besonders auf dem Oberharz, während
die Sprache an den Abhängen nach und nach in die verschiedenen Mund-
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]