4*o
Geographie.
drangen im izten Jahrhundert aus Asien nach Europa,
unterjochten das rußische Reich, verwüsteten Pohlen und
Schlesien, und verbrannten sogar Breslau. Man wußte dar
mals nicht einmal den Namen dieser Verwüster, und nannte
sie Tataren. Die Mongolen sind klein und mager, und
haben ein plattes Gesicht, eine flache Nase und schwarze Aur
gen und Haare. Rhabarber, Baumwolle und Vieh mar
chen die Reichthümer ihres Landes aus. Ein Theil dieser
Mongolen hat ein geistliches Oberhaupt, Autuchtcr genannt.
Er wird von seinen Unterthanen göttlich verehrt und angei
betet. Die Residenz dieses Götzen heißt Urga.
3) Die kleine Bucharey,
ein Land, das von verschiedenen tatarischen und mongoi
lischen Völkern bewohnt wird. Die beste Stadt darin ist
Ierkcn, eine große starkbevölkerte Stadt.
4) Tungusen-Land (Amur-Land);
eine sehr großeprovinz. Sie ist das Vaterland der Mandt
scheu, deren Prinzen jetzt auf dem chinesischen Throne sind.
Die beste Stadt darin heißt Tsilsikar. Aussee diesen drey
Ländern stehen unter dem Schuhe des chinesischen Kaysers
1) Die Halbinsel Korea.
Dies Land liegt an dem äußersten östlichen Ende von
China, und ist 120 Meilen lang und 70 breit. Das merke
würdigste Produkt ist die Pflanze Ginseng. Sie wurde
ehemals in Asien für ein allgemeines Mittel gegen alle
Krankheiten gehalten, und hatte am Gewicht den Werth
des Goldes, jetzt aber fangt ihr Ansehen au beträchtlich zu
fallen. Es wird jedoch noch immer ein starker Handel dar
mit getrieben. Der Regent von Korea ist ein unumschränkt
ter König, der aber an den chinesischen Kayser Tribut der
zahl
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Ortsnamen: Asien Europa Schlesien Breslau Korea China Asien Korea
America
449
Aufklärung hatten, durch die Europäer aber zumtheilver,
nichret, und in ihren Resten unter ein schweres Joch gebeugt
worben sind. Die jetzigen Bewohner bestehen aus vielen ?!ei»
nen Völkerschaften, die sich zwar in einzelnen Umständen von
einander unterscheiden, im Ganzen genommen aber vieles
mit einander gemein haben. Gewöhnlich sind sie alle von
brauner Kupferfarbe, und pflegen sich gern mit Bärenfett
zu salben und mit Farbe zu beschmieren. Sie haben platte
Gesichter, kleine Augen, und schwarze Haupthaare, üeyr
nahe so dick, wie Pferdehaar. Diese misrathene Bildung
Ler Natur suchen dieamericaner noch burchvrrstümmelimgen,
Mishandlungen, Einschnitte und Gewaltthätigkeiten an.
Lerer Art zu verhäßlichen. Die Nationen am Mißisippi z.
E. beschmieren ihren neugebohrnen Kindern den Kopf mit
Leimen, spannen ihn dann zwischen zwey Bretter und ge<
den ihm dadurch eine spitzige Gestalt; und wenn auch daö
arme Kind sich tobt schrie, so muß es doch einen solchen zur
gespitzten Kopf bekommen. Viele Wilde, besonders die
Ccrraiben, schneiden sich unter der Unterlippe noch einen
zweyten Mund. Zn der Oefnung tragen sie ein vier Zoll
langes, aus einem Gemisch von Gold, Silber und Kupfer,
in Form eines halben Mondes, bestehendes Blech Cava;
coli genannt. Zwey solcher Caracoli, dcitrehalb Zoll lang,
tragen sie in den Ohren, eines in der Nase, und, eines auf
Der Brust. Scheuslich sieht eö aus, wenn ein Caraibe die
Zunge aus dem zweyten Munde steckt, ober wenn er fri,
sches blutiges Fleisch genießt, und ihm das Blut aus dem
künstlichen Maule läuft. Die meisten Wilden haben auch
die Gewohnheit, sich allerhand Figuren in die Haut zu
ätzen, vornemlich aber ins Gesicht, an die Brust und an die
Arme und Schenkel. Je mehr ein Gesicht zerfetzt ist, je
künstlicher die Figuren und je tiefer die Narben sind, desto
[toi;
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4so Geographie.
stolzer ist eine solche Personage. Ost liegt ein Knabe mit
einer von tausend Einschnitten zerfetzten Haut an einem so
gefährlichen Wundensteber krank, woran Ihr alle würdet
sterben müssen. Allein ein wilder Knabe achtet Schmerzen
solcher Art eben so wenig, als Ihr einen Mückenstich: denn
die Natur der Wilden ist eben so fest, als die Natur eines
Löwen; und selbst ihre Haut ist so dick, daß ein Wilder ehe
ein Pferd wund reitet, ehe er selbst wund wird. Dazu
kömmt, daß die Wilden vonjugend auf sich üben, Schmer«
zen und Wunden zu ertragen. Eine solche Fühllosigkeit ge«
gen Pein und Qualen fordern sie besonders von ihren Für«
sten (Kaziken). Die Haare werden Euch zu-Berge stehen,
wenn ich Euch erzähle, welche fürchterliche Proben der Art
ein Wilder ablegen muß, der ein Kazike werden will. Ein
europäisches Pferd würde die Quaalen nicht aushalten, die
ein solcher Wilder erträgt; höret nur: Wenn ein junger
Mensch am Oronocko«Fluß nach der Ehre strebt, ein Ka«
zike zu werden, so muß er erst viele Tage nacheinander
fasten. Ist diese Probe zu seinem Ruhme abgelaufen, so
muß er die unnatürlichsten, schmutzigsten und eckelhaftesten
Speisen und Getränke verschlingen. Wenn er diese
leichteren.proben ausgehalten hat, so gehts an die schwere,
reu. Denn nun stellen sich alle Kaziken der Nation um
ihn her, und peitschen ihren künftigen Herrn College« nicht
etwa bloö bis aufs Blut, sondern bis auf die Knochen.
Laßt der junge Held während dieser henkermäßigen Mis«
Handlung auch nur einen einzigen Seufzer hören, oder
verzieht er den Mund, so isiö um die Ehre, wonach
erstrebt, geschehen. Hat er aber diese Probe glücklich aus«
gehalten, so schreitet man zu einer andern schrecklichern, die
wahrscheinlich jeden europäischen Ochsen rasend machen
würde. Wenn er nemlich kaum von seinen Wunden geheilt
ist,
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I
473
West-Indien»
Eisen rostet, die Wolle verwandelt sich in Haare und die
größten europäischen Tbiere arten in Kleinheit und Schwäche
aus. Alle diese Inseln gehören europäischen Nationen zu.
Weil aber diese zur Bebauung des Landes nicht zahlreich
genug sind, so schleppt man eben hieher die meisten africani«
schen Neger. Ich will Euch die Besitzungen einer jeden
Nation nach der Reihe nennen.
Englische Besitzungen.
1) Die Insel Jamaica.
Diese Insel gehört zu den sogenannten größeren Am
tillen. Sie enthält 300 Q. Meilen, hat 30,000 freye
Menschen und 174,000 Sclavrn zu E., und ist die wich«
tigste englische Insel in America. Vornemlich hier ist die
Lust sehr ungesund, weil es am Tage über unmäßig heiß,
des Nachts aber kalt und feucht ist. Dagegen ist die Im
sel ungemein fruchtbar. Sie hat eine große Menge Zuk,
kerrohr, woraus theils Zucker gekocht, theils aber auch ein
bekannter Vrantewein, Rum (Taffia) genannt, desiillirt
wird. Ferner giebt es hienpiment ober englisch Gewürz,
auch Jamaica < Pfeffer genannt. Es har den dreifachen
Geruch von Zimmt, Gewürznelken und Muscatnüssen, und
die Engländer schätzen es ungemein. Neben diesem Ge«
würz bringt die Insel Pomeranzen, Zitronen, Ananas,
Caffee, Baumwolle, Indigo, Taback, Ingwer, Cacao,
Apotheker-Waaren und Mahagony<Holz, von welchem edl
len Holze Jamaica das Vaterland ist. Auch Schildkröten,
Alligators, Schlangen und Eidechsen sind häufig. Feder«
vieh ist in Menge da, aber Hauöthiere giebt es nur wenige.
Die besten Städte sind:
Kingston, die Hauptstadt. Sie hat r 020 Häuser,
die alle sehr zierlich gebaut sind, aber, so wie fast in ganz
H h a West«
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Extrahierte Ortsnamen: Jamaica America Jamaica Cacao Jamaica Kingston
5 io Naturgeschichte des. Menschen.
sich in einen Vogen krümmen und sich mit dem Brustbein
endigen; die übrigen fünf aber macken die kurzen oder falz
chen Rippen aus. — Alle diese und die übrigen Knochen
der Beine und Hände sind das Gerüst, welches die eigent,
lichen wirkenden Theile trägt und unterstützt.
Ern wunderbares Gewebe von Fasern, das mit Blut,
gefäßen und Nerven durchflochten ist, umzieht diese Kno-
chen: dies ist die Haut. Damit sie beständig geschmeidig
seyn möge, hat die Natur in besonderen darin angelegten
Drüsen immer für das nöthige Oel gesorgt, welches ihr denn
auch in gehöriger Menge unaufhörlich mitgetheilt wird. Aeus,
serlich sitzt ste voller Wärzchen, in denen! die Spitzen der Ner-
ven sich endigen. Diese Hautnerven sind theilö die Ursache
des allgemeinen Gefühls, theils sind sie die Gefäße, durch
welche die unmertti'che Ausdünstung geschieht. Zwischen
diesen Wärzchen liegt eine schleimige Materie, die Netzhaut
genannt, die die verschiedenen Farben des menschlichen
Körpers verursacht. — Unter der Haut und zwischen ver,
schiedenen anderen Theilen des Körpers liegt in einem zel,
ligten Gewebe ein öligtes Wesen, das im Leben fiüßig ist,
bey der geringsten Kälte aber gerinnt : das Fett. Es ver,
schafft dem Körper seine Biegsamkeit und Schönheit, und
dient manchen Theilen zum Schutz und zur Wärme. —
Die Haare entspringen in einem zelligen Gewebe unter der
Haut aus einem häutigen Kolben. Jedes Haupthaar be,
sieht aus einem Strange von mehreren Fasern, deren ge,
meiuiglich 5 bis 6 sind, und die innerhalb einer runden
Scherbe liegen. Cs wächst, wie die Nägel an Händen und
Füßen, indem die unteren, zuletzt gebildeten Theile die obe-
ren vorwärts stoßen. — Dir Muskeln, eine besondere
Gattung von Fasern, die zur Bewegung der Gliedmassen
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513
Naturgeschichte des Menschen.
Damit das Blut durch eine unzähliche Menge groft
ser und sehr kleiner Adern in alle Theile des Körpers ge»
bracht werden könne, muß es mit einer großen Geschwin»
digkeit aus dem Herzen gestoßen werden. Allein eben
durch diese Heftigkeit des Umlaufes lösen sich viele Theile
des Bluts in Dünste auf, und gehen durch die unmerkli-
che Ausdünstung aus dem Körper weg. Diese Ausdünstung
ist so stark, daß sie bey einem gefunden Menschen Ln 24
Stunden 39 Unzen beträgt. Die Natur hat diese Anstalt
sehr weislich getrosten: denn wenn die gewöhnliche Aus<
dünstung aufyört, welches gemeiniglich durchs Verkälten,
auch durch Liebe zum Schmutz geschieht, so werfen sich die
Dünste auf gewisse Theile des Körpers, und es entstehen hie-
durch Stockungen der Säfte, und also Krankheiten, vor»
nemlich Ausschläge der Haut, Schwindsucht, roths Ruhr :c.
Durch den beständigen Verlust, welchen das Blut
durch die Ausdünstung leidst, würde es gar bald erschöpft
werden, wenn es nicht wiederum durch dis Nahrungsmitr
tel ersetzt würde. Um diese Nahrungsmittel zu verarbei-
ten, sie in den Nahrungösaft und aus dem Nahrungssaft
in Blut zu verwandeln, und den unnützen Nest abzufüh-
ren, sind wiederum eine große Menge anderer Werkzeuge
vom Schöpfer angebracht, und zugleich aufs bequemste
und künstlichste geordnet worden. Das vornehmste dersel,
den ist der Magen, ein länglicht runder, aus 4 Hauten
bestehender, oben in der Bauchhöle nach der linken Seite
zu liegender Beutel. In dieser kunstvollen Werkstadt der
Naturwird die aus der Speiseröhre heruntergeführtespeise
durch ein beständig forrdaureudes Reiben des Magens,
durch die Wärme und durch einen aus der Pulsader des
Bauchs in den Magen geleiteten, seifenartigen Saft, die
Salle genannt, in einen Brey verwandelt. Dieser Brey
kömmt
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Naturgeschichte des Menschen. 717
finden, desto empfindlicher ist es. Sobald aber ein Nerve
zerschnitten, oder unterbunden ist, hör: die Empfindung
auf. In eben diesem Falle geht aber auch seine Bewegung
verlohren: denn jeder Muskel wird durch das Abschnei-
den, oder Unterbinden seines Nervens sogleich gelähmt.
Mau braucht daher, um ein Thier lahm zu machen, ihm
nicht etwa die Knochen an Armen und Beinen zu zerschlagen :
schneidet man ihm nur die Nerven entzwey, so kann es nicht
mehr greifen und gehen. Dies ist es, was ich gesagt habe, die
Nerven sind die Werkzeugs aller Empfindung und Bewei
gung. Sie erstrecken sich in vielen Schnüren durch den
ganzen Körper und in alle einzelnen Therle desselben, und
endigen sich in sehr feinen Wärzchen.
Unsere Natur hat gewisse Einrichtungen, durch welche
wir körperliche Dinge ausser uns wahrnehmen können;
und dies sind die Sinne. Gemeiniglich zählt man ihrer
fünf. Vier derselben haben besondere Werkzeuge, auf
welche der Eindruck von äußeren Gegenständen geschieht,
und welche der Seele 4 besondere Empfindungen zuführen,
die wir das Hören, Sehen, Riechen und Schmecken
nennen. Der fünfte Sinn, das Gefühl, entsteht in uni
ferm Körper nicht durch ein eignes Werkzeug, wie etwa
das Sehen durchs Auge, der Geruch durch die Nase :c.
sondern wir fühlen durch die in unserm Körper allgemein
verbreiteten Nerven uumirreibar und geradezu Wärme,
Kühlung, Wollust, Kützel, Hunger, Durst, Frost, Schmerz,
Munterkeit, Ermattung :c. Eine Art des Gefühls, wel-
ches wir durch die Betastung erhalten, kann allenfalls
von diesem allgemeinen Gefühl unterschieden werden.
Denn es unterrichtet uns durch ern eigenes Werkzeug, durch
die Finger, vornemlich durch die Fingerspitzen von der Ge-
stalt und von manchen andern Beschaffenheiten des Körpers,
den
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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518 Naturgeschichte des Menschen.
den wir befühlen, und vertritt oft bey Blinden die Stelle
des Auges.
Der Geschmack wird durch eine Menge von Nerven«
Wärzchen, die sich auf der Zunge befinden, und auf welche
die salzrgten und öliglen Theile der Speisen Eindruck ma,
chen, verursacht. Diese Wärzchen haben keine Haut zur
Bedeckung, sondern nur eine schleimige Hülle. Werden
sie durch Wunden, durch Geschwüre, durchs Verbrennen
heiffer Speisen stumpf, so ist auch der Geschmack so lange
weg, als die Stumpfheit dauert. Es girbt Menschen, die
ohne diese Nervemwärzchen, d. i. ohne Geschmack geboren
werden. Solchen Menschen schmeckt der stärkste Wein«
«ßig wie Wasser, und sie wissen nichts von der Empfindung,
welche gewürzte, gepfefferte, gesalzene Speisen verursachen,
kurz, sie schmecken nicht. — Auch der Geruch entsteht
auf eine sehr wundervolle Art. Das Werkzeug desselben
ist die Nase. Sie wird inwendig oben mit einer schwärm
migen, stockigen, von Pulsadern angefüllten Haut, die
Schleimhaut genannt, bekleidet, und ist über verschie,
dene sehr dünne Knochen gewunden. Ueber dieser Haut
verbreitet sich der Geruchsnerve. Die feinen Ausdüm
siungen der Körper stoßen an dieselbe, und vermittelst des
Nervens fühlen wir sie, d. i. wir riechen. Die Haut
wird durch einen Schleim feucht erhalten, und hat eben
daher den Namen Schleimhaut. Vielleicht seyd Ihr
bisher der Mevnung gewesen, daß dieser Schleim (Rotz)
eine unnöthige Anstalt der Natur sey. Allein diese weise
Werkmeisterin thut nichts ohne gute Absicht. Es fängt
nemlick dieler Schleim die flüchtigen Theile der Körper
auf, die sonst früher wieder verfliegen würden; auch mäs«
sigl er ihren Reiz, wenn er zu lebhaft ist, und dem Nerven
selbst dient er zum Schutz.,
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Naturgeschichte des Menschen. 719
Das Gebör und Gesicht sind die edelsten Sinne del
Menschen, weil sie uns mcht allein viel deutlichere Vorstel»
lunqnr verschaffen, als der Geschmack und Geruch, sondern
auch die Quellen der Schönheit und Harmonie sind, und
uns die feinsten sinnlichen und geistigen Vergnügungen zur
gleich gewähren. Eine be^tzte Tafel und ein von den
Wohlgerüchen Asiens duftendes Zimmer sind nur Behagr
lichkeiten des thtersschen Körpers; aber der Anblick einer
schönen Gtgend, oder einer Gemahldr-Gallerie, oder einer
Naturaliensammlung und dasanhören eurer guten Musik:
welche Freuden für Körper und Geist zugleich! — Wenn
ich Euch die wundervollen Anstalten, die erstaunlichekunst
und die weiöheitsvolle Sparsamkeit beschreiben wollte, wor
mit Gott das Auge angelegt hat, so müßte ich Euch erst
weitläuftigere Kenntnisse in der Physik beybringen, als
Ihr schon besitzet. Also nur etwas sey genug. Die Au«
gen liegen in ihren Knochenhölen auf einem weichen Lager
von Fett, und lassen sich durch sechs Muskeln, die Gott
in dieser Absicht angelegt hat, nach allen Seiten umdrehen.
Sie sind mir Augenliedern bedecke, die bey der geringsten
Gefahr, welche dem Auge droht, sich schließen, ohne daß
wirs ihnen erst befehlen; auch haben sie Wimpern,
gleichsam eine Reihe feiner Palisaden, wodurch das
Auge vor Insekten und Sraub bewahrt wird. Oben
drüber sind zwey andere Pollwerke, die Augenbraunen,
nicht zur Zierde allein, sondern-als ein Wall, der dir
von der Stirn herabfließenden Feuchtigkeiten abhält-
Das Auge selbst besteht aus einer großen Menge vonhäur
ten, Säften, Aederchen und anderen G-fäßen, die sämmk
lich zur wichtigen 'Absicht des Ganzen ihre Dienste thun
müssen. Unter den Häuten merket Euch dietraubenhauk.
Diese enthält die Augenöffnung, der Stern oder die Pii<
(Bürgersch. rr Band.) L! pttle
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522 Naturgeschichte des Menschen.
Andere Bewegungen, die hauptsächlich zur Erhaltung
des Lebens dienen, können wir nicht nach unserer Willkühr
thun oder unterlassen. Wenn Ihr spielet, wenn Ihr lerr
net, wenn Ihr schlafet rc. geht Euer Puls immer fort, Ihr
alhmet beständig, Ihr verdauet:c., ohne daß Euer Wille
dazu erfordert wird. Was meyner Ihr also, wenngott diese
zur Fortsetzung unsers Lebens so nöthigen Bewegungen eben
so in unfern Willen gesetzt hätte, als jene: wie oft würden
wir das Odemholen, die Beförderung des Pulsschlages,
die Verdauung unterlassen, und wie viel tausend Menschen
würden aus Nachläßigkeit und Leichtsinn sterben. So ist
also Gott auch im Schlafe, auch während Eures Spiels
bry Euch: denn er, der nie schläft noch schlummert, wacht
für Euer Leben.
Derjenige Zustand, worin der Mensch, oder auch das
Thier, mit vollkommenem Bewustseyn und bey eigener Thär
tigkeit empfindet, d. i. sieht, hört, riechtrc. und wo er zur
gteich zu freywilligen Bewegungen, d. i. zum Gehen, spre,
chen :c. bereit ist, heißt das Wachen. Das Gegentheil
davon heißt der Schlaf. Kinder schlafen wegen ihrer
Schwäche sehr viel und alte Leute sind schläfrig. —Man
träumt, wenn die Seele im Schlafe nicht ganz unwirkr
fam ist, ober wenn von den Eindrücken der äusseren Gegen«
stände auf die Werkzeuge der Sinne während des Wachens
noch einige Bewegungen der Nerven übrig geblieben sind.
2) Seine natürliche Geschichte.
Die ersten Augenblicke unseres Entstehens sind uner«
klärbar, sind in dichte Finsterniß eingehüllt, in welche das
fernste Auge des scharfsinnigsten Weisen nicht dringen kann.
Nur das Auge unserö Schöpfers sah uns, da wir noch um
be<
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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