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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 107

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 107 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vvr uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschaft, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstein in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Neinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läszt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schiniedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit anf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wnrden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter auf einem freien Platze liegen.^ Ehe sie zur Bereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie auf eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eine feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiucheu ist.

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 108

1911 - Magdeburg : Creutz
108 8. Das Land zwischen ^aale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder aufgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarein Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberq. in den großen Ferien hier in den Waldungen"zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Die weiht (flfter. Die Quelle der Weißen Elster liegt auf dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen fließt sie nach N. durch das Vogt- und das Osterland. Ihr tiefes Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlause eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittelläufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, vou Zeitz au, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 121

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 121 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vor uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschast, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstem in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Reinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läßt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schmiedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit auf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wurden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter aus einem freien Platze liegen. Ehe sie zur Vereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie aus eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eilte feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiuchen ist.

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 122

1911 - Magdeburg : Creutz
122 8. Das Land zwischen Saale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder ausgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg' Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarem Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberg. in den großen Ferien hier trt den Waldungen zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Sic weihe Elster. Die Quelle der Weißen Elster liegt aus dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen stießt sie nach N. durch das Bogt- und das Osterland. Ihr tieses Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlaufe eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittellaufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, von Zeitz an, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

5. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 108

1862 - Hannover : Meyer
108 sch eh en solle. Daz wollte der Rath nicht bewilligen; so brach Wie- demm Zwietracht aus. Abermals kam der Herzog heran, um Eini- gung herzustellen; aber seine Bemühung blieb vergebens. In groß- ßer Entrüstung ritt er von dannen. Da verließ der Magistrat die Stadt; die Mönche und die römisch-katholischen Geistlichen folgten ihm und zogen nach Hildesheim. Nun richtete der Generalsuperin- tendet Urban Regius aus Celle in Hannover eine gute evangelische Ordnung ein, nach welcher künftig das Wort Gottes gelehrt und die heiligen Sacramente verwaltet werden sollten. Im Jahre 1534 ver- söhnte sich Herzog Erich auf Zureden seiner frommen evangelischen Gemahlin Elisabeth wieder mit der Stadt. Der dreißigjährige Krieg brachte auch über Hannover viel Elend, obgleich die Stadt durch ihre Festungswerke gegen Verwüstung ge- schützt war. Die Dörfer umher wurden von den Feinden geplündert und verbrannt und alle Gartenhäuser vor der Stadt niedergerissen. Da flüchteten viele Leute aus der Umgegend in die Stadt, um den Drangsalen des Krieges zu entgehen. Nun nahmen in derselben Theuerung, Hunger und Seuchen überhand; kaum der dritte Theil der Einwohner blieb am Leben. Seck 1640 wurde Hannover fürstliche Residenz; Herzog Georg von Kalenberg und Güttingen war der erste Fürst, welcher hier seinen Sitz nahm. Seitdem blühre sie schnell auf, und auch als Kurfürst Georg I. 1714 nach England zog, um den dortigen Königsthron zu besteigen, verminderte sich der Wohlstand der Stadt nicht.- Ungleich schneller aber, als in allen früheren Zeiten, wuchs sie an, seit 1837 die Verbindung unsers Vaterlandes mit England aufhörte und nun König Ernst August seinen Sitz in Hannover nahm. Unter dessen Regierung und unter der unsers lieben Königs Georg V., der seinem Vater 1851 folgte, ist sie so emporgeblüht, daß sie sich anderen großen und schönen Königsstädten an die Seite stellen kann. Um den Bahnhof herum ist em ganz neuer, großer Stadttheil entstanden, der von Jahr zu Jahr mehr anwächst. Auch im Innern ist und wird viel gebaut; die krummen Gassen regeln und erweitern sich; überall hat sie ein bequemes Pflaster, und manches prachtvolle Gebäude erhebt sich. Seit 1824 hat sie eine Gasbeleuchtung; eine vortreffliche Wasserleitung reinigt und erfrischt sämmtliche Straßen durch fließendes Wasser. Ihre Einwohnerzahl beläuft sich mit Ein- schluß der Vorstädte auf 60000; sie hat sich in den letzten 20 Jahren fast verdoppelt. 2. Die Stadt gewährt einen prachtvollen Anblick, wenn man von Süden her auf der Heerstraße, welche über den Deister führt, sich ihr bis auf eine Entfernung von anderthalb Stunden genähert hat. Da sieht man die große Zahl von meist hohen und schönen Häusern eins an das andere gereiht sich in der Ebene ausdehnen. Vier Kirchtürme ragen aus der Häusermenge empor. Am meisten von ihnen fällt der 306 Fuß hohe Marktturm ins Auge mit seiner großen Kirche (ehemals Jakobi- und Georgiikirche genannt), dre vor etlichen Jahren innen erneuert ist; östlich von ihr erblickt man den

6. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 177

1862 - Hannover : Meyer
177 Trost.* Aber Heinrich blieb unerbittlich. Da warf sich der Kaiser ihm zu Füßen. Alle andern erbleichten; Heinrich beugte sich tief ergriffen zum Kaiser und hob ihn auf. Da sprach die Kaiserin: „Stehe auf, Herr, und gedenke dieser Stunde, wie Gott ihrer geden- ken wird." Und der Herr hat ihrer gedacht. Der sonst so fromme Heinrich hatte sich diesmal gegen seinen Kaiser und Freund durch seine Hart- näckigkeit versündigt, und die Strafe kam bald. 1180 am 13. Januar ward vom Kaiser und von den Fürsten die Reichsacht über den Löwen gesprochen. Bis auf wenige Getreue verließen ihn alle Freunde, und seine Feinde fielen von allen Seiten über sein Land her. So sind Got- tes Gerichte; Heinrich hatte seine Pflicht gegen den Kaiser verleugnet und ihn in der Noth verlassen; nun fielen seine Freunde von rhm selber ab. Da entschloß er sich, beim Kaiser Gnade zu suchen. Er war in Stade; von da ritt er durch die Heide gen Lüneburg, wo der Kaiser war. Dieser begegnete ihm unterwegs, und Heinrich erreichte so viel von ihm, daß seine Angelegenheit von einem Fürstentage entschieden werden solle. Dahin kam auch Heinrich; gebeugt, ver- lassen warf er sich vor dem Kaiser nieder. Dem drang der Kammer über den gebrochenen Freund an die Seele; weinend hob er Hein- rich auf, küßte ihn und bat ihn, nicht zu verzagen, sondern sich in den Spruch des Gerichts zu fügen, denn nur dadurch könnten die Fürsten zu Milde bewogen werden. Das Gericht aber entschied, er solle sieben Jahr das Reich verlassen. Ihm blieben nur die Stamm- güter. Lüneburg und Braunschweig. Mit gebeugtem Herzen mußte der Löwe versprechen, auf sieben Jahr das Land zu meiden. Er begab sich zu seinem Schwiegervater, dem Könige von England. Da- mals hätte er gewiß nicht gedacht, daß seine Nachkommen dort Kronen tragen würden, wo er jetzt als Verbannter im Unglück aufgenommen wurde. Aber Gottes Wege sind wunderbar; er erhöhet und ernie- drigt nach seiner Weisheit. Seinem Schwiegervater gelang es, durch den Papst den deutschen Kaiser zu bewegen, daß er nach drei Jahren den Löwen heimries. Da entgalten seine Feinde schwer, was sie an ihm mißhandelt hatten; noch mehr aber mußten seine eidbrüchigen ♦ ehemaligen Freunde seinen mächtigen Arm fühlen. Ein großer Theil seiner Besitzungen war freilich vom Kaiser für immer an Heinrichs Feinde gegeben; doch rettete der graue Löwe für seine Söhne den größ- ten Theü seines lieben Sachsenlandes, das deren Nachkommen noch heute besitzen. 3. Seitdem saß Heinrich einsam und kummerschwer auf seiner Burg zu Braunschweig. Seine Gemahlin war längst gestorben; der Schmerz über die Trübsale ihres Hauses hatte ihr Herz gebrochen. Keiner seiner Söhne war um ihn. Da war seine Seele erfaßt von Sehnsucht nach oben; was ihm vom Leben noch blieb, gehörte dem Umgänge mit Gott. Er schmückte den von ihm erbauten großen Dom mtt Bildwerken und kunstreichen Fenstem. Auch sah man ihn noch vor der Burg zu Gericht sitzen, die Beschwerden seiner Bürger 8**

7. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 293

1862 - Hannover : Meyer
293 Bei Mühlberg traf des Kaisers Heerhaufe auf den des Kurfürsten. Es war ein Sonutagmorgen, am 24. April 1547, als die Kaiser- lichen, die diesseit der Elbe standen, über den Fluß setzten; ein ver- rätherischer Bauer hatte ihnen die Furt gezeigt. Der Kurfürst wohnte eben dem Gottesdienste in der Kirche bei. Da wurde ihm gemeldet, die Feinde seien im Anzuge; er wollte stch aber in der Andacht nicht stören lassen. Nach Beendigung des Gottesdienstes brach er auf und wollte mit seinem Heere gen Wittenberg eilen. Aber die Feinde waren rasch hinter ihm her. Die Sachsen wurden geschlagen. Der Kurfürst selbst, hoch zu Rosse, wehrte sich aufs tapferste; aber er wurde in die linke Wange gehauen und mußte sich ergeben. Mit Blut bedeckt wurde er vor den Kaiser geführt; der behielt ihn gefangen und zog mit ihm vor Wittenberg, wo die Kurfürstin mit ihren Kindern war. Da der Kurfürst nicht auf des Kaisers Befehl den Seinigen die Übergabe der Stadt gebieten wollte, so ward er sogar züm Tode verurtheitt. Er empfing diese Kunde gerade, als er mit Herzog Ernst von Grubenhagen, seinem Mitgefangenen, am Schachbrett saß. Ruhig erwiderte er dem Über- bringer: «Wenn es also bei kaiserlicher Majestät beschlossen ist, wie ich kaum glauben kann, so soll man mirs fest zu wissen thun, damit ich zuvor mein Haus bestellen möge." Der Kaiser scheute stch aber, den Kurfürsten hinrichten zu lassen; doch mußte dieser die Kur- würde und einen großen Theil seiner Länder an Moritz abtreten und des Kaisers Gefangener bleiben. Da der Kurfürst besiegt war, konnte auch Landgraf Philipp nicht widerstehen; daher kam er zum Kaiser und that Abbitte. Moritz, sein Schwiegersohn, und der Kurfürst von Brandenburg hatten in des Kaisers Namen ihm seine Freiheit verbürgt; dennoch behielt ihn der Kaiser als Gefangenen, und Moritzens Fürbitte war vergeblich. Das kränkte diesen tief, und er hätte gern die Flecken seiner früheren Untreue wieder abgewaschen, zumal da er das Seine erreicht hatte. Rasch entschloß er sich und rückte nach Süddeutschland, und wenig fehlte, so hätte er den Kaiser gefangen genommen. Diesem blieb nichts übrig, als mit Moritz zu unterhandeln. Bald kehrten die beiden gefangenen Fürsten nach fünfjähriger Abwesenheit zu ihren erfreuten Völkern heim, und im Jahre 1555 wurde auf dem Reichstage zu Augsburg ein Friede geschlossen, durch welchen die Evangelischen Glaubensfreiheit erhielten. 33. Der dreißigjährige Krieg. 1. Was den Evangelischen zu Augsburg versprochen war, wurde schlecht gehalten. Mit List und Gewalt versuchte man, sie zur römischen Kirche zurückzuführen, und besonders scheute der Or- den der Jesuiten kein Mittel, ihnen Schaden zuzufügen. Die Je- suiten lehrten geradezu, daß Friedensschlüsse, die zum Nachtheil der römischen Kirche gemacht seien, das Gewissen nicht binden dürften. Den Evangelischen in Böhmen war vom Kaiser gestattet wor- den, Kirchen und Schulen zu bauen. Diese Zusage wurde gebrochen.

8. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 319

1862 - Hannover : Meyer
319 lichen Rußland, ist die Birke fast der einzige Waldbaum, welcher Laub trägt. Dort ist auch die eigentliche Heimat dieses Baumes. Im Winter und im Sommer bietet er den Bewohnern jener Gegen- den seine Wohlthaten. Die Dächer der Häuser sind mit Birken- rinde gedeckt. In den niedrigen Stuben steht ein großer Ösen, mn welchen ringsherum eine Bank geht. Hier saß den langen Winter hindurch der Großvater und die Großmutter; sie wärmten sich an dem mit Birkenholz geheizten Ofen. Wenn aber das Enkel- chen schrie, dann erfaßte das gebückte Mütterchen einen Strick, der von der Decke der Stube herabhing und einen von Birkenreisern geflochtenen Wiegenkorb trug. Das obere Ende des Strickes umschlang die Spitze eines jungen Birkenstammes, der in wagerechter Richtung an der "Decke befestigt war. Zog nun das Mütterchen den Strick abwärts, dann bewegte sich der Korb mit dem Kinde zwischen Decke und Fußboden auf und nieder. So wiegt die Birke bei diesen Völ- kern sogar die Kinder groß. Ist der Vater ein Tischler oder Drechsler, so weiß er aus dem Holze der Birke, das fester und elastischer ist, als das der Fich- ten, Linden und Weiden, — Tische, Stühle, Dosen und dergleichen Sachen zu fertigen. Während er arbeitet, sitzt sein kleinster Sohn am Boden der Werkstatt und spielt mit den gekräuselten Birken- spänen, aber die älteren flechten aus dem zähen, lederartigcn Bast Schuhe, Taschen und Decken. Hat die fleißige Familie ihr Tage- werk vollbracht und von den birkenen Tellern mit birkenen Löffeln das Abendessen eingenommen, so legen sie sich zur Ruhe; aber ihre Betten sind nicht mit Federn gestopft, sondern mit getrockneten Bir- kenblättern, welche die Kinder im Herbste aus dem Walde holten. Hat die fleißige Familie der Sachen viele angefertigt, so zieht die Mutter mit dem Vorrathe in das benachbarte Städtchen zu Markte, im Winter mit einem Schlitten von Birkenholz, im Sommer mit einem Wagen von demselben Stoffe. Zu Hause aber zählen die Kinder Tage und Stunden, bis die Mutter wiederkommt. Das eine freut sich auf das gelbe Halstuch, das andre auf die rotb- brauncn Handschuhe, welche die Mutter mitzubringen versprach. Das wollene Tuch hat der Färber mit einer Abkochung von Birken- blüttern und Alaun gelb gefärbt; die Handschuhe aber bekommen ihre Farbe durch Alaun und die Rinde des Baumes. Erkrankt einmal einer aus der Familie an Gicht und Gliederreißen, so thut man die im Frühjahr gesammelten Knospen'der Birke in heißes Wasser und bereitet so dem Kranken ein Bad, das ihm die Schmer- zen lindert und gewöhnlich auch Heilung verschafft. War aber die Krankheit zum Tode, so wird dem Geliebten eine Birke aufs Grab gepflanzt. — 4. In den Wäldern sucht auch das Thier diesen Baum auf. Das Reh und das Elen lagern sich in seinem Schatten, wenn sie Mit- tagsruhe halten. Das prächtige Birkhuhn baut sein Nest unter das schützende Dach seiner Zweige, die den scheuen Vogel mit Nahrung bewirten, er mag kommen, wann er will. Im Winter reicht der

9. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 322

1862 - Hannover : Meyer
322 vier derselben, die man gewöhnlich vor einen Schlitten spannt, drei erwachsene Menschen nebst anderthalb Pud (60 Pfund) Gepäck mit Leichtigkeit fortziehen. Die gewöhnliche Ladung aus vier Hunde be- trägt fünf bis sechs Pud, und damit legen sie bei schlechtem Wetter 30 bis 40, bei gutem aber 80 bis 100 Werste täglich zurück, deren 7 eine deutsche Meile machen. Die Liebhaberei für Hunde ist dort so groß, wie anderswo für Pferde, und nicht selten wendet man beträchtliche Summen auf den Ankauf derselben und auf die Schön- heit ihres Geschirres. Außer dem Vortheil, daß man mit ihnen in den unwegsamsten Gegenden und über den tiefsten Schnee fortkom- men kann, sind sie auch treffliche Wegweiser, die in der größten Dunkelheit und bei dem fürchterlichsten "Schneegestöber das Ziel der Fahrt zu finden wissen. Wird der Sturm so heftig, daß man liegen bleiben muß, wie dies nicht selten geschieht, so legen sich die Hunde neben ihren Herrn und schützen ihn durch ihre Körperwärme gegen das Erfrieren. Auch geben sie sichere Anzeige von bevorstehenden Stürmen, indem sie Höhlen in den Schnee graben und sich darin zu verbergen suchen. 3. Bon den vielen Krankheiten, welchen der Hund unterworfen ist, ist die Tollwuth die gefährlichste. Sie entsteht besonders dadurch, daß man ihn zu lange dursten läßt, oder daß man ihn einem schnel- len Wechsel von Hitze und Kälte aussetzt. Ein Hund, der von der Tollwuth befallen ist, sucht die Einsamkeit, sieht traurig aus, bellt nur sehr abgebrochen, fast heulend, scheut alles Glänzende, besonders das Wasser, läßt Schwanz und Ohren hangen und streckt die blei- farbene Zunge weit heraus. Er kennt seinen Herrn nicht mehr, schnappt wohl gar nach ihm, läuft bald schnell, bald langsam und taumelnd und wird von allen Hunden gemieden. Ein von seinem Biß verletzter Mensch ist verloren, wenn nicht schnell Hülfe geschafft wird. Bis der Arzt kommt, reinige man die Wunde und sorge da- für, daß die Blutung sortdaure. Um die Wunde zu reinigen, thue man Salz in warmes Wasser, oder nehme Essig, und wasche damit die Wunde fleißig aus; will das Bluten aufhören, so mache man, wenn es möglich ist, kleine Einschnitte in die Wunde, oder lasse Schröpfköpfe oder Blutegel auf dieselbe setzen. 4. Hinsichtlich der Größe, Gestalt und Farbe der Hunde herrscht die größte Verschiedenheit. Der gelehrigste und gutmüthigste unter allen ist der Pudel mit den breiten, hangenden Ohren und den krau- sen, fast wolligen Haaren. Auch der Spitz kann zu mancherlei Kün- sten abgerichtet werden; wegen seiner Wachsamkeit und Treue haben ihn oft die Fuhrleute auf ihren Wagen. Der Dachshund oder Teckel mit seinen kurzen, krummen Beinen und langen, hangenden Ohren geht in den Bau der Füchse und Dachse, um dieselben her- auszutreiben. Der niagere Windhund mit langer, spitzer Schnauze, kleinen Ohren, schlankem, kurzhaarigem Körper aus dünnen, hohen Beinen ist eins der schnellsten Thiere. Der Jagd- und der Hühner- hund sind die treuen Begleiter des Jägers. Der neufundländische Hund ist groß und stark, hat lange, seidenartige, graue und schwarze

10. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 325

1862 - Hannover : Meyer
325 16. Der Elefant. 1. Äer Elefant lebt in den heißen Ländern Asiens und Afrikas. Er ist das größte Landthier; der asiatische wird 14 bis 15 Fuß hoch. Um einen so schweren Körper zu tragen, bedarf es starker Beine. Der Hals ist kurz und steif, und das Maul liegt so tief im untern Theile des Kopfes, daß es ein Theil der Brust zu sein scheint. Da würde er sich vergebens anstrengen, sein Futter zu ergreifen, wenn ihm nicht der Rüssel zu Hülfe käme. Dieser ist 6 bis 7 Fuß lang und kann bis auf 2 Fuß eingezogen werden; er erscheint wie eine Verlängerung der Nase. Mit dem Rüssel nimmt er seine Speise zu sich, saugt Wasser auf und spritzt es ins Maul. Er besitzt in diesem Gliede eine solche Stärke, daß er mit einem Schlage des- selben den stärksten Tiger zu Boden legt, und daneben kann er mit demselben Geld vom Boden aufheben, Knoten lösen, Gefäße tragen u. dgl. m. Zu beiden Seiten des Rüssels stehen zwei große Zähne hervor; sie geben das schöne Elfenbein. Jeder ist bis 9 Fuß lang und wiegt an 150 Pfund. Ist er gereizt, so gebraucht er sie als Waffe. Zum Aufenthaltsorte nimmt der Elefant der Wildniß am lieb- sten schattige Thäler, feuchte Gegenden und die Nachbarschaft von Seen und Flüssen; denn große Hitze ist ihm eben so beschwerlich wie große Kälte, und Feuchtigkeit ist ihm nöthig, um seine trockne Haut zu netzen, die sonst leicht rissig wird. Daher begießt er sich auch gern mit seinem Rüssel. Er lebt in großen Herden in den Wäl- dern, und verläßt diese nur, um die Reisfelder abzuweiden. Außer Reis frißt er auch Datteln, Gras und Laub. Sein großer Magen faßt wohl 100 Pfund Reis auf einmal. 2. Gezähmt leistet er dem Menschen allerlei Dienste. Wegen seiner hohen Beine kommt er ungeachtet seiner Schwere rasch vor- wärts, und sein gewöhnlicher Gang gleicht dem Trabe des Pferdes; daher wird er zum Reiten gebraucht. Er trägt mit Leichtigkeit 28 Menschen auf einem Tragsessel, den man ihm auf den Rücken legt. Auch als Zugthier wird er gebraucht; einen Vierundzwanzigpfünder, den 6 Pferde kaum fortbringen, zieht er ohne Mühe. Er trägt Lasten und hilft sie sich selber mit seinem Rüssel aufladen. Tonnen. Säcke und Ballen trägt er nicht bloß auf dem Rücken, sondern auch mit den Hauern und selbst mit den Zähnen. Dabei ist er so be- hutsam, daß er nie beschädigt, was man ihm anvertraut hat. Sind viele Sachen aufeinander zu legen, so untersucht er mit dem Rüssel die unten liegenden, ob sie auch fest liegen. Vom Ufer schafft er große Tasten ins Boot, ohne sie naß werden zu lassen, und legt sie sanft und ordentlich nieder. Auch bei Jagden auf wilde Thiere gebraucht man ihn; die Jäger setzen sich auf seinen Rücken. Ehemals wurde er in Kriegen gebraucht; dann setzten sich Soldaten in einen Kasten, den er auf dem Rücken trug. — Seinem Wärter ist er gehorsam und liebkost ihn. Neckereien kann er aber nicht ertragen; sie bringen ihn in Wuth, und dann ist er
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