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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 107

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 107 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vvr uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschaft, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstein in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Neinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läszt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schiniedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit anf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wnrden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter auf einem freien Platze liegen.^ Ehe sie zur Bereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie auf eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eine feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiucheu ist.

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 108

1911 - Magdeburg : Creutz
108 8. Das Land zwischen ^aale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder aufgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarein Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberq. in den großen Ferien hier in den Waldungen"zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Die weiht (flfter. Die Quelle der Weißen Elster liegt auf dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen fließt sie nach N. durch das Vogt- und das Osterland. Ihr tiefes Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlause eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittelläufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, vou Zeitz au, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 121

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 121 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vor uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschast, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstem in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Reinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läßt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schmiedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit auf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wurden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter aus einem freien Platze liegen. Ehe sie zur Vereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie aus eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eilte feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiuchen ist.

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 122

1911 - Magdeburg : Creutz
122 8. Das Land zwischen Saale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder ausgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg' Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarem Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberg. in den großen Ferien hier trt den Waldungen zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Sic weihe Elster. Die Quelle der Weißen Elster liegt aus dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen stießt sie nach N. durch das Bogt- und das Osterland. Ihr tieses Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlaufe eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittellaufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, von Zeitz an, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

5. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 43

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
43 sonders durch die frische Milch und gute Butter auch den Badegästen zu gute kommt. Die Kühe werden gemeinschaftlich von einem Hirten geweidet, die Pferde aber treibt man nach vollbrachter Arbeit mit nicht zu eug gefesselten Vorderfüßen auf die Wiesen außerhalb des Deiches, wo sie die Sommernächte unter freiem Himmel zubringen und oft bis zum nächsten Mittage weiden. An dem Weststrande der Insel, da wo das Borkumer Riff liegt, kannst du zur Ebbezeit drei größere Wracks wie Leicheusteiue aus dem Meere hervorragen sehen. Um die Schiffer zur Nachtzeit vor den gefährlichen Riffen zu warnen, hat die Regierung auf Borkum zwei Leuchttürme gebaut, welche zum Unterschiede von dem Leuchtfeuer der beuachbarteu Inseln ihr Licht alle fünf Sekunden seitwärts strahlen lassen. Zur Rettung Schiffbrüchiger liegen außerdem an den gefahr- vollsten Punkten auf kleinen Wagen Rettungsboote in den Dünen nahe dem Strande. Diese Boote haben in den letzten 30 Jahren über 400 Schiffbrüchigen das Leben gerettet; aber trotz aller dieser Vorsichtsmaßregeln verlangt das Meer hier doch alljährlich seine Opfer an Menschenleben, und solchen Namen- und Heimatlosen ist in den Dünen oft ein Massengrab bereitet worden. Der Kirchhof, ohne Um- zäunung und Grabstein, auf welchem diese Toten nach stürmischer Seesahrt ein ruhiges, stilles Plätzchen finden, wird „Drinkeldoden- Kerkhos" genannt. Borkum hat im Sommer einen Besuch von etwa 10000 Bade- gästen. Nur zur Flutzeit, welche mit der Ebbe in 24 Stunden 50 Minuten zweimal wechselt, wird in den von der Badeverwaltung vorgeschriebenen Stunden am Weststrande gebadet. Vor und nach dem Bade machst du in der stärkenden Seeluft am Strande weite Spazierwege oder ruhst gemächlich in den Strandkörben am Meere aus. Deine Brust weitet sich, Essen und Trinken schmeckt dir gut, am Abend schlässt du rasch und sanft ein, und das Meer selber singt dir dein Schlummerlied mit seinem eintönigen Brausen. Da die Insel an der Westseite am meisten vom Meere bedroht ist, so hat die Regierung mit großen Kosten diese Seite besonders geschützt durch eine hohe Kaimauer und durch sieben Buhnen, welche aus großen Steinen etwa 100 Schritt ins Meer hinausgebaut und mit starken Pfählen fest verrammelt sind. An den andern Seiten bilden die mit Strandhafer und Brombeeren bewachsenen Dünen einen genügenden Schutz. Die wilden Kaninchen, welchen die Dünen sichere

6. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 30

1862 - Hannover : Meyer
30 der Gicht in einem Dachstüblein und hatte niemand als eine alte Ausläuferin, die sich des Tages zwei- oder dreimal nach ihm um- schaute. Und als er zuletzt auch von seinem alten Rittermantel die goldenen Spangen, Haken und Schnüre verkaufen mußte, gerieth er in schwere Sorgen. An demselben Tage noch kam ein unbekannter Mann an sein Bett, der wie ein Diener eines großen Herrn aussah, und stumm schien, weil er weder mit einem Worte grüßte, noch aus eine Frage Antwort gab, sondern jedesmal seinen Finger fest auf die Lippen drückte, womit er andeuten wollte, daß ihm sein Mund verschlossen sei. Der hatte ein schneeweißes Damasttuch an den vier Zipfeln in der Hand und in dem Tuche eine silberne Schüssel, die er mit der Speise darin auf das Tischlein neben dem Bette stellte, worauf er wieder ging, ohne zu sagen, woher oder wohin. Der Edelmann verwunderte sich sehr, noch mehr aber, als der Mann auch am folgenden Tage und ferner die ganze Woche und endlich die etlichen Jahre wieder kam, die der Edelmann noch lebte, und einen Mittag wie den andern eine volle Schüssel brachte und die leere dagegen holte. Und ist nicht auszusprechen, welch herzliches Verlan- gen der Edelmann hatte, seinen unbekannten Wohlthäter kennen zu lernen imd ihm zu danken, so daß er endlich zu dem Diener sprach: Sagt euerm Herrn, daß mein Ende nahe ist, daß ich aber nicht ruhig sterben kann, ich habe denn zuvor meinem Wohlthäter die Hand ge- drückt und mich bedankt. Da nickte der alte Diener beifällig mit dem Kopfe, und noch denselben Abend erschien der Erzherzog Albrecht an dem Bette des Edelmanns , der die Hand seines Wohlthäters mit Dankesthränen benetzte und etliche Stunden darauf fröhlich von hinnen schied. Uns Menschenkindern aber ist der Wohlthäter nicht unbekannt, der uns so viele Jahre her aus seiner Küche eine Schüssel um die andre zugeschickt, vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben und unsre Herzen erfüllet hat mit Speise und Freude. Und doch ist es manch einem zu viel, zu einem Tischgebet seinen Kopfdeckel zu rücken. 49. Was uns der Herbst predigt. Was ist doch das Laub der Bäume auf unserm Kirchhofe in den letzten Wochen gelb geworden! Wie viele Blätter liegen schon unten und werden vertreten! Und wie es auf unserm Friedhofe ist, so ist es rings um uns her. — Einem Kranken fährt oft in feinen letzten Tagen noch einmal eine Nöthe auf die Wangen; ein Licht flackert noch einmal auf; dann geht es aber mit beiden um so schneller zu Ende. So stellt sich "auch das Laub am Baume noch einmal im schönsten Schmucke dar; aber die schönen Farben sind schon im Sterben. Der Tod lauert dahinter. In kurzem ist alles Staub und Verwesung. Was will uns der Herr damit sagen? „Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras; er blühet, wie eine Blume aus dem Felde. Wenn der Wind darüber gehet, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennet sie nicht mehr." Verstehst du diese

7. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 32

1862 - Hannover : Meyer
32 rn Gottes Namen mit den andern allen, die nicht daheim bleiben können; vielleicht daß mir der Herr den Gang für mich und andere segnet." Und er bot der treuen Lebensgefährtin die Hand und ging. Der Weg nach der Krönungsstadt wimmelte von Fußgängern und Reitern; die Fremden eilten vorüber und beachteten den einzelnen nicht, die Bekannten aber riefen ihm Grüße zu, sprachen auch wohl ein Wort mit ihm, und allen gab er freundlich Bescheid, und trug sie in feinem Herzen; denn das Herz des alten Holznrann war ein gar weites und reiches, und hatte gar mancher ein Plätzchen darinnen und einen Betaltar. Auch heute gedachte er seiner Freunde, die an ihm vorübereilten, gar herzlich; wie sie ihn geliebt, wie sie ihm wohlgethan zu vielen Malen, dessen freute er sich vor dem Herrn und war gar fröhlich in seinem Herzen. Auch des Kaisers, der heute gewählt werden sollte, gedachte er vor dem Herrn, und bat für ihn uni ein weises und from- mes Herz, auf daß alle seine Unterthanen ein ruhiges und stilles Leben führen inöchten in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit. Indem kommt ein Hündchen auf ihn zugelaufen, und er hat sein nicht acht, denkt bei sich, da es den Schwanz herabhängt, es habe seinen Herrn verloren. Auch als das Hündchen an ihni hinaufspringt, kümmert es ihn nicht; er wehrt das Thier mit der Hand von sich und will weiter gehen. Jetzt fühlt er aber einen tiefen Biß in seinem Beine und noch einen zweiten, und sieht sein Blut durch die Strümpfe in die Schuhe fließen; und ein genauerer Blick auf den Hund überzeugt ihn sogleich, daß der Hund toll sei. „Barmherziger Gott!" ruft er, „erbarme dich meiner, und führe es zum guten Ende. Dir sei Leib und Seele befohlen!" Und mit schnellen Schritten eilt er dem Hunde nach, ereilt ihn, wie er eben an einer Frau, die des Weges kommt, hinaufspringt, und schlägt ihn mit seinem Rohrstock nieder. Aber was nun beginnen? Nach Hause zu den Seinen zog ihn sein Verlangen; aber die Stadt lag näher, dort verspricht er sich schnellere Hülfe. Er eilt zu einem Arzte, der ist nicht zu Hause; zu einem zweiten, auch der ist abwesend. Er klopft an alle Thüren, wo Bader wohnen, endlich an alle Barbierstuben: niemand hört ihn an, niemand will ihm helfen; die Kaiserwahl und die Augenlust liegt heute allen näher am Herzen, als ein Menschenleben. Indem er nach dem Arzte sucht, stößt ihn die wogende Menge dahin und dorthin. Er hört die Glocken von allen Türmen läuten, sie klingen ihm wie Grabgeläute; er sieht den Zug mit dem ge- wählten Kaiser aus dem Dome nach dem Römerberge ziehen, trotz der bunten Kleider kommt ihm der Zug wie sein eigener Leichenzug vor. Jetzt, als der Kaiser sich auf dem Balkon des Römers dem Volke zeigt, als das Volk sich um die ausgeworfenen Krönungs- münzen, um den gebratenen Ochsen und um den Haferberg tummelt und schlägt, da erfaßt seine Hand endlich den ersehnten Arzt, und er bittet und beschwört ihn, ihm zu helfen. Aber der Arzt vergißt seiner Pflicht; er tröstet ihn damit, der Hund sei wahrscheinlich gar

8. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 166

1862 - Hannover : Meyer
100 täglich, zur Zeit der steigenden Flut, weil daun der Wellenschlag das Bad am kräftigsten macht. Schön ist 'die Aussicht von den Dünen über das endlos ausge- breitete Meer. Brandungen brechen sich jederzeit, auch bei schwachem Winde, in einiger Entfernung vom Ufer; beim Sturme aber steigen sie zu fürchterlicher Höhe und spritzen ihr Wasser, im Schaum aufgelöst, bis zum Gipfel der Höhen. 46. Auf dem Meere. 1. Wie mit wildem Unverstand Wellen sich bewegen! Nirgend Rettung, nirgend Land Vor des Sturmwinds Schlägen! Einer ist, der in der Nacht, Einer ist, der uns bewacht: Christ Kyrie! Komm zu uns auf die See! 2. Einst, in meiner letzten Noth, Laß mich nicht versinken! Sollt ich von dem bittern Tod Well auf Welle trinken: Reiche mir dann liebentbrannt, Herr, Herr, deine Gluubenshand! Christ Kyrie! Komm gu uns auf die See! 3. Nach dem Sturme kabren wir Sicher durch die Wellen, Lassen, großer Schöpfer, dir Unser Lob erschallen, Loben dich mit Herz und Mund. Loben dich zu jeder Stund. Christ Kyrie! Ja dir gehorcht die See! 47. Das Pferd. Äein anderes Thier scheint unter der Pflege des Menschen so viel gewonnen zu haben wie das Pferd. Seine schöne Gestalt, seine Stärke, Schnelligkeit, sein Muth und seine Kühnheit, die Schärfe seiner Sinne, fein Gedächtniß und Ortssinn, seine Gelehrigkeit, Folg- samkeit, Treue und Anhänglichkeit machen es zu einem angenehmen Gefährten des Menschen. Es lebt, die Polarländer abgerechnet, jetzt in allen Gegenden der Erde. In Arabien, wo die schönsten und edelsten Rosse sind, ist es ein so beliebtes Hausthier, daß es in die Zelte und Zimmer hineinkommt und wie ein Hausfreund betrachtet und gehalten wird. Amerika und Neuholland hatten vor ihrer Entdeckung durch die Europäer keine Pferde; die ersten spanischen Reiter jagten daher den Amerikanern einen ungeheuern Schrecken ein, indem drese Mann und Pferd ursprünglich für ein Geschöpf hielten. Nach der Erobe- rung Anrerikas hat es sich dort aber so vermehrt, daß man ganze Herden verwilderte Pferde antrifft. Dergleichen gibt es auch in der Mongolei und Tartarei und im südlichen Rußland. Sie werden mit Schlingen gefangen. Das Pferd ist wohl das schönste vierfüßige Thier: wie aus Erz gegossen, so fest steht es da, und dennoch schlank wie ein Reh. Sicher ist sein Gang; stolz trägt es sein Haupt; klug und mild blickt es uns an mit dem runden, großen Auge, das im Dunkel mit grünem Scheine leuchtet. Mit dem spitzen Ohr lauscht es aufmerksam. Die vorstehende, freie Brust zeugt von seinem Muthe; schlank und glatt

9. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 254

1862 - Hannover : Meyer
254 Wo die Waldungen gelichtet sind, wächst auch wohl Getreide und etwas Obst; freilich ist es nicht so gut, wie unten in den warmen Thä- lem und Ebenen, wo an einzelnen Stellen sogar Wein gebaut wird. Doch hat der Thüringer seine Kartoffeln, die auf den höchsten Bergen fortkommen, und auch der Wald gibt manche Frucht, wie Erd-, Hei- de!- und Kronsbeeren. Hirsche, Rehe, Hasen und Füchse wohnen in großer Anzahl im Walde. Hier und da schleicht aber auch wohl eine giftige Kreuzotter durch das Strauchwerk. Wen sie beißt, der kann den Tod oder eine schlimme Wunde davon tragen, wenn er nicht schnell Laugensalz oder Vitriol in die frische Wunde bringt. Im Sommer ertönt das ganze Land von den Liedern zahlreicher Singvögel. Im Herbste dürfen die Leute, welche vom Fürsten das Recht haben, auf den Vogelfang gehen; der ist eine große Lust für jung und alt und gewahrt einen guten Verdienst. 2. Von den Höhen schauten ehemals viele hohe und starke Bur- gen kühn und stolz in die Gegend herab. Manche kann man noch ;etzt mit ihren Fenstern und Dächern im Sonnenschein blinken sehen; aber die meisten stehen trüb und traurig als Ruinen da; ihre glänzen- den Gemächer sind zerfallen, die Thore mit Schutt und Gesträuch be- deckt; die Fensterlöcher stehen offen, die Türme sind verwittert. Manche sind auch ganz von der Erde verschwunden, und Tannen wurzeln auf ihrem Grunde. Dort wohnten einst mächtige Ritter. Da tönte Sang und Klang in den hohen Sälen; in den Ställen scharrten die Rosse; Wasser floß in den Burggräben; Thore und Zugbrücken öffneten und schlossen sich. — Kehrte der Burgherr abends mit siegreicher Schar heim, da war Jubel in der Burg. Beim Mahle wurden dann Geschichten erzählt von dem Kampfe; dabei perlte der Wein in den Bechern, und die Knaben horchten aufmerksam hinter den Sitzen der Ritter. 3. Das ist nun alles nicht mehr. Aber Fröhlichkeit, Sang und Klang sind darum aus diesen Gauen nicht verschwunden, die zu den schönsten in Deutschland gehören. Wir lagern uns in dem Schatten einer Eiche und sehen in die gesegnete Ebene hinab. Da winden sich Bäche und Flüsse in reicher Anzahl durchs Gefilde; an ihren Ufern sind saftige Wiesen, und weiterhin erblicken wir Saat an Saat, Dörfer und Städte mit herrlichen Obstwaldungen umgeben. Die Anmuth der Thäler, die reine Luft und freie Aussicht der Anhöhen, die Großartig- keit und Lieblichkeit der Landschaften, die Gemüthlichkeit und Gastlich- keit seiner Bewohner, die Freundlichkeit seiner Städte und Dörfer und auch wohl die Heilkraft seiner Bäder zieht alljährlich viele Norddeutsche nach diesem schönen Lande hin. Am Erzgebirge und im Thüringer Lande, theilweise auch in der Ebene liegen die sächsischen, reußischen, schwarzburgischen und anhaltschen Länder. Das größte von ihnen ist das König- reich Sachsen, freilich nur halb so groß wie Hannover, aber mit noch etwas mehr Einwohnern. Seine Hauptstadt ist Dr es-

10. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 319

1862 - Hannover : Meyer
319 lichen Rußland, ist die Birke fast der einzige Waldbaum, welcher Laub trägt. Dort ist auch die eigentliche Heimat dieses Baumes. Im Winter und im Sommer bietet er den Bewohnern jener Gegen- den seine Wohlthaten. Die Dächer der Häuser sind mit Birken- rinde gedeckt. In den niedrigen Stuben steht ein großer Ösen, mn welchen ringsherum eine Bank geht. Hier saß den langen Winter hindurch der Großvater und die Großmutter; sie wärmten sich an dem mit Birkenholz geheizten Ofen. Wenn aber das Enkel- chen schrie, dann erfaßte das gebückte Mütterchen einen Strick, der von der Decke der Stube herabhing und einen von Birkenreisern geflochtenen Wiegenkorb trug. Das obere Ende des Strickes umschlang die Spitze eines jungen Birkenstammes, der in wagerechter Richtung an der "Decke befestigt war. Zog nun das Mütterchen den Strick abwärts, dann bewegte sich der Korb mit dem Kinde zwischen Decke und Fußboden auf und nieder. So wiegt die Birke bei diesen Völ- kern sogar die Kinder groß. Ist der Vater ein Tischler oder Drechsler, so weiß er aus dem Holze der Birke, das fester und elastischer ist, als das der Fich- ten, Linden und Weiden, — Tische, Stühle, Dosen und dergleichen Sachen zu fertigen. Während er arbeitet, sitzt sein kleinster Sohn am Boden der Werkstatt und spielt mit den gekräuselten Birken- spänen, aber die älteren flechten aus dem zähen, lederartigcn Bast Schuhe, Taschen und Decken. Hat die fleißige Familie ihr Tage- werk vollbracht und von den birkenen Tellern mit birkenen Löffeln das Abendessen eingenommen, so legen sie sich zur Ruhe; aber ihre Betten sind nicht mit Federn gestopft, sondern mit getrockneten Bir- kenblättern, welche die Kinder im Herbste aus dem Walde holten. Hat die fleißige Familie der Sachen viele angefertigt, so zieht die Mutter mit dem Vorrathe in das benachbarte Städtchen zu Markte, im Winter mit einem Schlitten von Birkenholz, im Sommer mit einem Wagen von demselben Stoffe. Zu Hause aber zählen die Kinder Tage und Stunden, bis die Mutter wiederkommt. Das eine freut sich auf das gelbe Halstuch, das andre auf die rotb- brauncn Handschuhe, welche die Mutter mitzubringen versprach. Das wollene Tuch hat der Färber mit einer Abkochung von Birken- blüttern und Alaun gelb gefärbt; die Handschuhe aber bekommen ihre Farbe durch Alaun und die Rinde des Baumes. Erkrankt einmal einer aus der Familie an Gicht und Gliederreißen, so thut man die im Frühjahr gesammelten Knospen'der Birke in heißes Wasser und bereitet so dem Kranken ein Bad, das ihm die Schmer- zen lindert und gewöhnlich auch Heilung verschafft. War aber die Krankheit zum Tode, so wird dem Geliebten eine Birke aufs Grab gepflanzt. — 4. In den Wäldern sucht auch das Thier diesen Baum auf. Das Reh und das Elen lagern sich in seinem Schatten, wenn sie Mit- tagsruhe halten. Das prächtige Birkhuhn baut sein Nest unter das schützende Dach seiner Zweige, die den scheuen Vogel mit Nahrung bewirten, er mag kommen, wann er will. Im Winter reicht der
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