Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 35

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen, 35 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm, Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter: und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Rolaud war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- figur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes, Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So er- innert der Roland an die frühere Größe und Selbst- ständigkeit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- 3*

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 49

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen. 49 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland soll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm. Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter; und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Roland war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- sigur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes. Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene, rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So erinnert der Roland an die frühere Größe und Selbstständig- keit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Mug im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken. Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 4

3. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 10

1862 - Hannover : Meyer
10 dritten Tage ihn wieder mit sich nehmen wollte, sagte der andre, den Weg zur Kirche wisse er wohl selbst; er habe nur zu wissen begehrt, wie man reich werde und solche Schätze bekomme, wie er; das solle er ihm weisen. Da sprach der reiche Schuster: „Hast du noch nicht gehört, daß der Herr Christus im Evangelium sagt: Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerech- tigkeit, so wird euch das andere alles zufallen? Ich weiß keinen andern Ort, da man beides, den Schatz der Seelen und des leib- lichen Lebens, erlangen kann, denn in der Kirche." Der arme Schuster sagte: „Du kannst Recht haben, Bruder!" ging von nun an gern zur Kirche und hörte fleißig Gottes Wort; so kam er von seinen Schulden und erlangte auch einen glücklichen Fortgang in seiner Nahrung. Plag dich, ringe, sorge, sinn; ohne Gott ist kein Gewinn. Was der Sonntag erwirbt, schon am Montag verdirbt. Am Feiertag gesponnen hält nicht. Vorbei an der Kirch und am Schulhaus geht der kürzeste Weg ins Zuchthaus. Wer mor- gens Gott nicht dient, dient abends dem Teufel. 18. Gedenke des Sabbattages, daß du ihn heiligest. Äm Emmerthal in der Schweiz lebte ein Bauer, der nach Gott und Menschen nichts fragte und bloß nach dem eigenen Kopfe fah- ren wollte. An einem Sonntage hatte er viel Korn draußen liegen. Als er nachmittags an den Bergen die Wolken sah, und die nasse Brunnenröhre, die ordentlich tropfte, da rief er das Gesinde zusam- men und sagte: „Nasch hinaus, gehäufelt und gebunden! Es wettert auf den Abend. Bringen wir tausend Garben trocken ein, so gibts darnach Wein genug."' Das hörte seine Großmutter: die war achtzig Jahr alt und ging auf zwei Krücken. Sie kam mühsam daher und sagte: „Johannes, Johannes, was denkst du doch auch? Solange ich mich zurückerinnern mag, ward hier am Sonntag nie eine Hand- voll eingeführt; und meine Großmutter hat mir gesagt, sie wisse auch nichts darum, und doch sei immer Segen bei der Sache gewesen, und von Mangel hätte man hier nichts gewußt. Und wenn es noch Noth am Mann wäre, Johannes, ein nasses Jahr! Aber trocken wars bis dahin, und trocken wird es wieder werden, und naß werden schadet dem Korne nichts, und würde es ihm schaden, so hast du zu denken: ,Der Herr, der das Korn gegeben, gibt auch den Regens und wie ers gibt, hast du es anzunehmen. Johannes, thu es nicht, ich halte dich dringlich an!" 'Das Gesinde stand umher; die Alten machten ernsthafte Ge- sichter, die Jungen lachten und sagten unter sich, das Altväterische sei abgethan, jetzt sei es eine neue Welt. „Großmutter, habt nicht Kum- mer," sagte der Bauer, „alles muß einmal zum ersten Male geschehen, und deswegen ists nicht bös. Unserm Herrgott wird das nicht viel machen, ob wir heute schaffen oder schlafen, und eben so lieb wird ihm das Korn in der Scheune, als im Regen sein. Was drin ist, ist drin, man braucht deswegen nicht Kummer zu haben; denn wie es

4. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 60

1862 - Hannover : Meyer
erbarmte sich ihrer Blöße und gab ihnen ein Plätzlein am Grenz- steine neben dem Raine und freuete sich seines guten Werks. Aber die Quecken liefen allmählich unter dem Boden fort und fort und nahmen den ganzen Acker ein von unten bis oben hinaus. Und etliche Monden darauf, als der Herr die Sichel hinschickte, fand sie nichts als dünne und verkümmerte Ähren. Denn die fremden Quecken hatten den Acker ausgesogen; und denselbigen Menschen reuete es, so viel er Haare auf jeinem Haupte hatte, daß er an ihnen Barm- herzigkeit gethan. Wer Ohren hat zu hören, der höre! ^.U8 anderer Thorheit lerne Klugheit. Die Sünde kehrt lachend ein und weinend aus. Die Reue ist ein hinkender Bote; sie kommt langsam, ah er gewiß. Wenns Maß voll ist, läufts über. Gottes Mühle mahlt langsam, aber sie mahlt klein. Was du thust, so bedenke das Ende. 88. Wes Brot ich esse, des Lied ich singe. dessen Brot issest du? Gottes oder der Welt? Eigentlich magst du essen, wo du willst, mit Gottes Kindern oder mit den Kindern der Welt: Gottes Brot issest du auf jeden Fall. Er Hat den fruchtbaren Keim in das Samenkorn gelegt; er befruchtet die Erde mit Thau und Regen; er hüllt sie den Winter über in den warmen weißen Rock; er läßt zu rechter Zeit die Sonne wieder scheinen. Nur der schnödeste Undank übersieht es, daß wir Gottes Brot allezeit essen. Darum sollten wir auch sein Lied allezeit singen, sein Lob verkündigen und ihm mit Herzen und Werken für seine Wohl- thaten danken. „Ihr seid theuer erkauft," sagt der Apostel, „werdet nicht der Menschen Knechte." Euer Geld, eure Kenntnisse, eure Kräfte mögt ihr den Menschen widmen und euch unter einander dienen mit den mancherlei Gaben Gottes; aber das Herz gehört Gott und euerm Heiland, der euch zu seinem Eigenthum erworben hat. 89. Der Schatz. Ein reicher Herr aus der Nähe von Stockholm ging auf seinen Gütern spazieren und traf einen armen Tagelöhner aus dem Ge- birge an. Er ließ sich mit ihm in ein Gespräch ein und fragte ihn: „Weißt du, wem das Gut dort am See gehört?" „Nein," sagte der Tagelöhner. „Es gehört mir. Und jenes dort am Walde und das Schloß auf dem Berge, weißt du, wes sie sind?" „Nein." „Die sind auch mein. Ja alles, was du hier ringsum sehen kannst, ist mein." Der Arme stand einen Augenblick still, drückte den Spaten in die Erde, nahm die Mütze ab, zeigte gen Himmel und sprach: „Ist der da oben auch dein?" Reich ist, wer einen gnädigen Gott hat. Viel Schätze, viel Netze. Geld verloren, etwas verloren; Ehre verloren, viel verloren; Gott verloren, alles verloren.

5. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 40

1862 - Hannover : Meyer
40 Hülfe gelang es ihr, soviel zu verdienen, daß sie den Hunger der- selben stillen konnte. Um aber den Kranken dann und wann etwas Weißbrot oder andere Erquickungen zu verschaffen, veräußerte sie alles, was sie einigermaßen entbehren konnte; selbst ihre Schuhe und Strümpfe verkaufte sie und ging barfuß. Bald wurde jedoch die Armuth der Abgebrannten und die kindliche Liebe der Tochter bekannt. Es wurden öffentliche Sammlungen veranstaltet; die Landesregierung gewährte eine Unterstützung, und so kamen solche Beiträge zusammen, daß ein neues, freundliches Haus, mit den nöthigen Bedürfnissen versehen, dieser bedrängten Familie als Eigenthum übergeben werden konnte. Ergreifend war es, die greisen Eltern mit schwacher, stam- melnder Zunge Gott danken und preisen zu hören. Die Tochter be- schloß, ihre Eltern bis zu deren Tode nicht zu verlassen. Kurze Zeit erst war das neue Haus bezogen worden, da erkrankten die Eltern an der Ruhr, die in der Umgegend viele hinraffte. Auch jetzt wich Dorothea nicht von ihrem Bette, vergaß die eigene Gefahr und Pflegte die Sterbenden mit aller Treue und Geduld. An dem Tage aber, als die Leichen der geliebten Eltern zur Erde bestattet wurden, ward sie von der nemlichen Krankheit befallen. Nach einigen schmerzvollen Wochen unterlag auch sie derselben, um jenseits denlohn ihrer kind- lichen Liebe zu ernten. Illternlegen ist Gottessegen. 60. Der Landmann. Ein König ritt einst spazieren und erblickte eimn alten Bauern, der neben der Straße fröhlich singend seinen Acker pflügte. „Du mußts gut haben, Alter," sagte der König, „gehört der Acker dir, auf dem du so fleißig arbeitest?" „Nein, Herr," antwortete der Bauer, welcher den König nicht kannte, „so reich bin ich nicht; ich Pflüge um Lohn." „Wie viel verdienst du da täglich?" fragte der König weiter. „Acht Groschen!" antwortete der "Bauer. „Das ist nicht viel," sagte der König, „kannst du denn damit auskommen?" „Aus- kommen?" erwiderte der Bauer, „das muß noch weiter reichen." „Wie so das?" Der Bauer lächelte und sagte: „Nun, wenn ihr es gerade wissen wollt: zwei Groschen sind zum Auskommen für mich und mein Weib; mit zweien bezahle ich alte Schulden, zwei leihe ich aus und zwei verschenke ich um Gottes willen." „Das ist ein Räthsel," er- widerte der König, „das kann ich nicht lösen." „Nun", entgegnete der Bauer, „so will ichs thun. Ich habe zu Hause noch zwei alte Eltern, die haben mich einst ernährt, als ich schwach war; nun sie schwach sind, muß ich sie ernähren; das ist die Schuld, die ich zu zahlen habe, und darauf wende ich täglich zwei Groschen. Das dritte Paar Groschen, die ich ausleihe, wende ich auf meine Kinder, damit sie etwas Gutes lernen und christlich unterwiesen werden; das soll mir und meinem Weibe einst zu gute kommen, wenn wir alt sind. Mit den beiden letzten Groschen erhalte ich zwei kränkliche Schwestern, die ich gerade nicht zu versorgen hätte; diese verschenke ich also um Gottes willen."

6. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 327

1862 - Hannover : Meyer
327 18. China und Japan. China ist ein sehr großes Reich, größer als Europa, und von 300 Millionen Menschen bewohnt. Durch seine Mitte geht eine breite Sandwüste; sonst ist es voller Gebirge, und an den Küsten sind Ebenen. Die Flüsse des Landes sind durch zahlreiche Kanäle ver- bunden. Die Gegenden an den Flüssen sind sehr fruchtbar, aber übervölkert; daher ist jeder Fleck Landes angebaut. Besonders viel Reis und Thee wird gebaut und mit dem letzten ein lebhafter Handel getrieben. Die größte Stadt, Peking, hat zwei Millionen Ein- wohner, Nanking und Kanton haben jede eine Million. Die Chinesen sind ein geschicktes Bolk; seit Iahrtaufenden kennen und benutzen sie die Erfindung des Porzellans, der Buchdruckerkunst und des Kompasses. Aber trotz ihrer Geschicklichkeit und Gewerb- thätigkeit sind sie jämmerlich verkommen. Aller Sinn für das Ewige ist bei ihnen abgestumpft; ihr Sinnen und Denken ist auf irdischen Genuß gerichtet, und die verworfensten Laster sind bei ihnen zu Hause. Dabei sind sie aber sehr hochmüthig und mit sich selbst zu- frieden; sie halten sich für fromme Leute und sind ihrer Meinung nach klüger als alle andern Völker. Ihr Kaiser nennt sich den Sohn des Himmels und ist in ihren Augen der Herr der Welt. Seit fast 30 Jahren ist es Missionaren gelungen, ins Land zu dringen, während sonst kein Fremder hinein durfte; aber die Missionspredigt hat noch so gut wie gar keine Frucht geschafft. Noch stärker gegen fremde Völker hatte sich Japan früher abge- schlossen. Das Innere dieses Insellandes ist von hohen Gebirgen mit vielen Vulkanen durchzogen. Das Land ist fruchtbar und wohl be- baut, von Städten und Dörfern überfüllt. Besonders viel Thee wird gebaut, und in der Erde lagern kostbare Metalle. Das Evangelium hat hier noch gar nicht Eingang gefunden. Römischen Mission-aren war es vor 300 Jahren gelungen, fast die Hälfte der Einwohner zu Christen zu machen; nach 50 Jahren aber brach eine grausame Christenverfolgung aus, wodurch das Christenthum gänzlich aus- gerottet wurde. 19. Afrika. Äfrika ist von ganz anderer Beschaffenheit als Europa. Dieses hat eine große Anzahl kleinerer und größerer Halbinseln, Meerbusen und Inseln, weshalb von seinen Küsten und Inseln aus durch die Schiffahrt viel Verkehr mit andern Erdtheilen gepflogen werden kann. Jenes dagegen hat ganz einförmig gestaltete Küsten, da die Meere nirgend tiefer ins Land hineindringen; auch seiner Inseln sind wenige. Europa hat einen großen Wechsel in seiner Bodengestalt: Hoch- und Tiefland, Gebirge und Thäler liegen durch einander ge- mischt. Afrikas Boden dagegen ist einförmig gestaltet: im Norden liegt ein großes Gebirgsland, der Atlas mit seinen Verzweigun- gen; südlich davon ist die weite Wüste, und von dieser südlich ww- der ein ungeheures, zusammenhangendes Gebirgsland. Europa hat

7. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 49

1911 - Breslau : Hirt
Die Neuordnung der Mittelmeerwelt in der Zeit vom 5. bis zum 9. Jahrhundert. 49 Handelsreisen, die ihn bis nach Syrien führten. Erst die Vermählung mit der Witwe Chadidscha enthob ihn der Sorgen. Er war eine nervöse Natur, schwärmerisch veranlagt, von der Idee eines reinen Monotheismus mächtig ergriffen. Es währte aber geraume Zeit, bis er mit der Verkündigung einer neuen Religion hervortrat. In Mekka fand er wenig Anhänger, wurde vielmehr verfolgt. Deswegen flüchtete er im Jahre 622 nach der Stadt, die seitdem Medina (d. H. die Stadt, nämlich des Propheten) heißt. (Mit dem Jahre seiner Flucht [Hefrschra] beginnt die Zeitrechnung der Mohammedaner.) Hier gewann er die tapferen Stämme der Wüste und konnte die Mekkaner mit den Waffen bekämpfen. Sie mußten ihm das Recht zugestehen, die Kaaba zu besuchen, und endlich nahm er ihre Stadt fast ohne Kampf. Die Lehre Mohammeds fordert den Glauben an einen Gott, Allah, und die unbedingte Hingabe an seinen Willen. Von dieser Hauptforderung führt die Religion den Namen „Islam", d. h. Ergebung. Der Gläubige (Moslem) muß dem Dienste Allahs leben und die Welt seinem Glauben erobern, er muß sich in das ihm bestimmte Geschick blind ergeben (Fatalismus). Täglich müssen vorgeschriebene Gebete und Waschungen vollzogen werden; bestimmte Fasten innehalten, Almosengeben, Wallfahrt nach Mekka, Teilnahme am heiligen Kriege gehörten zu den unerläßlichen religiösen Pflichten. Dem Frommen steht der Lohn des Paradieses in sicherer Aussicht. Fatalismus und Vielweiberei sind Krebsschäden der Lehre. Die Lehre Mohammeds ist nach seinen Aussprüchen zum Teil gleichzeitig aufgezeichnet, aber die Sammlung seiner Sprüche, der „Koran", wurde erst unter dem dritten Kalifen abgeschlossen. Der Koran wurde durch die „Sunna", die Niederschrift der mündlichen Überlieferung, ergänzt; doch erkennen diese nur die Sunniten (Türken) als gleichwertig mit dem Koran an, die Schiiten (Perser) verwerfen sie. § 28. Ausbreitung des Islams. Die Kalifen, d. H. Nachfolger {Mohammeds), verbreiteten den Islam über die Grenzen Arabiens hinaus und gründeten auf Kosten ihrer Nachbarn, der Neuperser und Oströmer, ein weites Reich. Das Neupersische Reich, kurz zuvor (im Anfang des 7. Jahrhunderts) von den Oströmern schwer erschüttert, brach unter dem Angriffe der Araber zusammen. Im Byzantinischen Reiche gingen die Gebiete des alten Orients verloren, nur die Kernlande in Europa und Kleinasien hielten jahrhundertelang stand. Die innere Entwicklung von Ost-Rom war unter Justiuian abgeschlossen; nach der Unterdrückung des Nika-Ansstandes war der kaiserliche Absolutismus vollendet worden, das römische Recht im €orpus juris kodifiziert; die Baukunst hatte in der Hagia Sophia ein Werk geschaffen, das nicht mehr überboten wurde; alles geistige Leben hatte sich in dogmatische Untersuchungen geflüchtet. Pfeifer. Geschichte V. (K.) 4

8. Hannoverscher Kinderfreund - S. 32

1853 - Hildesheim : Gerstenberg
32 faules Obst; heißt das auch, das Holz oder das Obst ar- beiten nicht gern und mit Lust? Laß nie den Müßiggang dir deine Zeit verzehren: Der Faule kommt zu nichts, der Fleißige, zu Ehren. Weil ich jung bin, soll mein Fleiß Eifrig sich bestreben, Daß ich möge einst als Greis Recht zufrieden leben. Spr. Sol. 6, 6—8. Gehe hin zur Ameise, du Fauler, siehe ihre Weise an, und lerne. Ob sie wol keinen Fürsten, noch Hauptmann, noch Herrn hat, bereitet sie doch ihr Brot im Sommer, und sammelt ihre Speise in der Erndte. 27. Arbeiten, arbeitsam sein. (21.) Was arbeiten heißt, weiß ich wol, sagte ein kleiner Knabe in der Schule. Arbeiten heißt Etwas thun. Der Dieb, sagte der Lehrer, thut auch Etwas, wenn er stiehlt; die Knaben, die unvorsichtig mit Steinen werfen, thun auch Etwas; folglich arbeitet der Dieb auch, wenn er stiehlt, und die Knaben arbeiten auch, wenn sie unvorsich- tig mit Steinen werfen? — So meinte ich es auch nicht, sagte der Knabe: wenn jemand etwas Schlechtes thut, so arbeitet er nicht. Nun sagt mir, sprach der Lehrer, ist es etwas Schlechtes, wenn ihr Knaben mit dem Balle, und ihr kleinen Mädchen mit der Puppe spielt? Ihr sagt gewiß nein! Und doch sage ich nicht, wenn ihr dieß gethan habt: ihr habt gearbeitet. Hierauf antwortete ein Kind: ja, das geschieht auch nur zum Vergnügen, das wird einem gar nicht sauer. Oft wird es ellch wol sauer, wenn ihr bloß zum Vergnügen Etwas thut, sagte der Lehrer, aber das ist doch noch keine Arbeit, sondern nur Spiel. Sagt mir einmal, will der Gärtner bloß Ver- gnügen haben, wenn er im Garten steht und gräbt? — Ich weiß es, was arbeiten ist, sagte ein aufmerksames Kind, man arbeitet, wenn man Etwas thut, um etwas Nützliches hervorzubringen. Gut Acht gegeben, sagte der

9. Hannoverscher Kinderfreund - S. 82

1853 - Hildesheim : Gerstenberg
82 Manches von dem, was er von andern Landleuten ge- hört, oder mit eigenen Augen gesehen hatte, und wo- durch diese theils zu Brot und Ehren, theils aber auch in Armuth und Schande gerathen waren. „Macht es auch so," pflegte er zu sagen, wenn er ihnen von den Ersten etwas erzählte, „damit ich den fro- hen Gedanken: es wird euch auch nach meinem Tode wohl gehen, aus dieser Welt mit in eine andere hinüber- nehmen kann." „Nehlnt euch ja davor in Acht, thut es nicht," sagte er, wenn von den Andern die Rede war, „ihr würdet euch unglücklich dadurch machen." Folgendes ist Etwas von dem, was er seinen Kindern erzählte: „Wer es gut macht, der hat es gut; dies habe ich doch allenthalben bestätigt gefunden. Ich habe Leute ge- sehen, denen es sehr gut ging, die Alles hatten, was fle bedurften; kurz, die glücklich waren. Aber sie mach- ten es auch danach. Liebe leitete bei ihnen das Ganze. Dagegen habe ich auch solche gesehen, wo Zank und Streit zwischen Mann und Frau, oder zwischen Ältern und Kindern, oder zwischen Herrschaften und Dienstboten Statt fand; hier war das Glück verschwunden, Alles ging den Krebsgang. Einst hatte ich Quartier in einem Hause, worin Alles so ordentlich zuging, und worin die Men- schen alle so gut waren, daß ich mich noch jetzt mit Ver- gnügen an diese Menschen erinnere. Mann und Frau waren am Morgen die Ersten bei der Arbeit, und am Abend die Letzten, die sich zur Ruhe niederlegten. Ihre Dienstboten standen immer unter gehöriger Aufsicht, lern- ten Gutes von ihrer Herrschaft, und waren daher auch gut. Alle Geschäfte wurden in diesem Hause zur rechten Zeit verrichtet, es ging da Alles nach der Uhr. Zog der Knecht hinaus zum Pflügen, so hieß es nicht: halte scharf an des Nachbars Lande herunter; sondern pflüge gut, und sieh dich vor, daß du Andern keinen Schaden thust, und nicht zu weit kommst, damit ein Jeder das Seinige behalte! Daher lebten sie auch mit ihren Nach- baren in Frieden. Selbst ist der Mann! pflegte der Herr zu sagen, und deßhalb überließ er seine Geschäfte nicht den Dienstboten allein, sondern er griff selbst an, sah

10. Hannoverscher Kinderfreund - S. 181

1853 - Hildesheim : Gerstenberg
181 me zu suchen, und sich abermals eine wohlschmeckende Speise zu bereiten. Sie fand auch viele Fliegenschwäm-- me, deren Geschmack sie ihres schönen Ansehens halber noch für vorzüglicher hielt, als den sie schon kannte. Zu Hause angekommen, richtete sie dieselben zu; und obgleich sie den Geschmack nicht gut fand, aß sie doch ziemlich viel davon. Kurze Zeit nach dem Genusse singen ihr alle Glieder an zu zittern, und sie bekam große Ängstlichkeit. Bald stellten sich heftige Leibschmerzen ein, so daß man ihr Jammergeschrei weit hören konnte. Hierauf verlor sie den Verstand, und gerietst in Tollheit und Raserei, in welchem Zustande sie nach acht Stunden starb. Nicht nur der Fliegenschwamm gehört zu den giftigen, sondern mehrere andere, z. B. der Mistgiftschwamm, Gift- morchel, Pfefferschwamm, rother Gifttäubling, u. a. m. Schwämme sind überhaupt eine gefährliche Speise, besonders wenn sie von Personen gesammelt wurden, wel- che die eßbaren von den giftigen nicht gehörig zu unterschei- den wußten. Man hat bei Bereitung der Schwämme zur Vorsichtsmaßregel angegeben: man solle eine oder mehrere weiße Zwiebeln mit den Schwämmen kochen. Behält die Zwiebel ihre weiße Farbe, so sind die Schwämme nicht giftig, wird aber die Zwiebel schwärzlich, so sind giftige mit im Topfe. Doch dies Kennzeichen trügt zuweilen. Da der Nahrungsstoff der Schwämme überhaupt nur ge- ring ist, so ist es besser, ihren Genuß ganz zu meiden, als sich der Gefahr aussetzen, vergiftet zu werden. 3. Das Steinreich (Mineralreich). Es gehören hierzu alle natürlichen Körper, die weder Thier noch Pflanze sind, also die unorganischen Naturer- zeugnisse. Sie werden größer, indem sie von außen gleich- artige Theile ansetzen. Sie verwesen nicht wie die orga- nischen durch Fäulniß, sondern ihre Theile fallen endlich wieder auseinander. Die Witterung bewirkt vorzüglich diese Zerstörung, welches man verwittern nennt. Man pflegt das Mineralreich einzutheilen in
   bis 10 von 70 weiter»  »»
70 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 70 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 6
1 2
2 0
3 3
4 14
5 42
6 1
7 14
8 2
9 2
10 31
11 2
12 1
13 13
14 0
15 4
16 37
17 0
18 2
19 15
20 0
21 2
22 5
23 1
24 9
25 5
26 8
27 2
28 6
29 7
30 7
31 2
32 1
33 8
34 2
35 3
36 5
37 59
38 14
39 12
40 0
41 0
42 2
43 1
44 0
45 31
46 1
47 1
48 1
49 6

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 4
1 14
2 0
3 2
4 3
5 1
6 5
7 2
8 0
9 6
10 4
11 4
12 9
13 3
14 2
15 0
16 21
17 166
18 1
19 18
20 5
21 43
22 0
23 17
24 3
25 1
26 12
27 1
28 12
29 1
30 0
31 0
32 6
33 2
34 5
35 0
36 6
37 6
38 4
39 46
40 2
41 3
42 73
43 1
44 0
45 22
46 0
47 2
48 6
49 7
50 3
51 2
52 23
53 1
54 34
55 0
56 4
57 23
58 2
59 7
60 0
61 1
62 2
63 0
64 3
65 1
66 1
67 2
68 4
69 5
70 5
71 13
72 6
73 4
74 0
75 17
76 21
77 80
78 0
79 6
80 0
81 6
82 34
83 3
84 17
85 3
86 3
87 24
88 1
89 3
90 1
91 12
92 70
93 1
94 118
95 4
96 2
97 1
98 13
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 13
1 0
2 2
3 2
4 0
5 4
6 17
7 7
8 3
9 6
10 6
11 1
12 8
13 18
14 4
15 0
16 3
17 9
18 0
19 8
20 0
21 1
22 3
23 0
24 9
25 7
26 7
27 1
28 4
29 3
30 2
31 4
32 3
33 93
34 18
35 2
36 0
37 1
38 24
39 7
40 6
41 1
42 6
43 20
44 3
45 0
46 12
47 2
48 7
49 4
50 16
51 28
52 6
53 0
54 13
55 11
56 2
57 0
58 16
59 74
60 1
61 9
62 7
63 2
64 9
65 9
66 2
67 4
68 0
69 3
70 0
71 7
72 10
73 2
74 6
75 9
76 0
77 0
78 2
79 1
80 11
81 76
82 11
83 4
84 5
85 2
86 1
87 1
88 1
89 11
90 1
91 8
92 1
93 2
94 2
95 7
96 0
97 19
98 3
99 7
100 82
101 0
102 15
103 6
104 0
105 1
106 6
107 16
108 1
109 4
110 8
111 18
112 3
113 8
114 11
115 3
116 10
117 0
118 1
119 2
120 5
121 9
122 1
123 9
124 17
125 12
126 1
127 22
128 0
129 4
130 1
131 38
132 0
133 8
134 0
135 0
136 62
137 5
138 0
139 0
140 5
141 1
142 8
143 11
144 2
145 4
146 0
147 3
148 3
149 1
150 1
151 11
152 51
153 2
154 6
155 5
156 7
157 4
158 0
159 5
160 1
161 4
162 0
163 1
164 6
165 9
166 15
167 10
168 3
169 4
170 1
171 7
172 8
173 34
174 4
175 199
176 1
177 45
178 1
179 64
180 0
181 0
182 25
183 52
184 6
185 2
186 1
187 17
188 3
189 9
190 0
191 3
192 2
193 3
194 9
195 11
196 21
197 1
198 1
199 6