Sagen, 35
einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf
eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir
wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war
das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver-
meintlichen Künstler arg
genasführt waren. Kein
Wunder also, daß sich ihr
Unmut gegen ihn wandte.
Als sie den Schalk griffen,
steckten sie ihn zur Strafe
in den Wendenturm, Im
Nu aber entwich er mit
einem Hohngelächter: und
jeder wußte nun, daß der
vermeintliche Künstler der
leibhaftige Teufel gewesen
war.
Der Rolaud war
in der früheren Zeit für
die Stadt Stendal das
Zeichen der eigenen
Gerichtsbarkeit. Die
im Jahre 1525 am Rat-
hause errichtete Stein-
figur gehört zu den
größten, die wir besitzen.
Der gewaltige Körper
ruht auf starken Beinen,
dessen Waden stärker sind
als der Brustumfang
eines kräftigen Mannes,
Durch den schweren Pan-
zer wird der Körper ge-
schützt. Die erhobene
rechte Hand hält das 4 m
lange Schwert, das
Werkzeug des strafenden
Rechts; die linke Hand
umfaßt den Schild mit
dem brandenburgischen
Adler, das Sinnbild
des Schutzes. So er-
innert der Roland an die
frühere Größe und Selbst-
ständigkeit der Stadt
Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal.
2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M.
In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte
und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein-
willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend
ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen
würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund.
Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine
Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er-
3*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
Sagen. 49
einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf
eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland soll stehen bleiben, wir
wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war
das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver-
meintlichen Künstler arg
genasführt waren. Kein
Wunder also, daß sich ihr
Unmut gegen ihn wandte.
Als sie den Schalk griffen,
steckten sie ihn zur Strafe
in den Wendenturm. Im
Nu aber entwich er mit
einem Hohngelächter; und
jeder wußte nun, daß der
vermeintliche Künstler der
leibhaftige Teufel gewesen
war.
Der Roland war
in der früheren Zeit für
die Stadt Stendal das
Zeichen der eigenen
Gerichtsbarkeit. Die
im Jahre 1525 am Rat-
hause errichtete Stein-
sigur gehört zu den
größten, die wir besitzen.
Der gewaltige Körper
ruht auf starken Beinen,
dessen Waden stärker sind
als der Brustumfang
eines kräftigen Mannes.
Durch den schweren Pan-
zer wird der Körper ge-
schützt. Die erhobene,
rechte Hand hält das 4 m
lange Schwert, das
Werkzeug des strafenden
Rechts; die linke Hand
umfaßt den Schild mit
dem brandenburgischen
Adler, das Sinnbild des
Schutzes. So erinnert der
Roland an die frühere
Größe und Selbstständig-
keit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal.
2. Der wunderbare Mug im Schlosse zu Calbe a. M.
In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte
und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken. Als die Edelfrau ein-
willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend
ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen
würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund.
Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine
Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er-
Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 4
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
10
dritten Tage ihn wieder mit sich nehmen wollte, sagte der andre,
den Weg zur Kirche wisse er wohl selbst; er habe nur zu wissen
begehrt, wie man reich werde und solche Schätze bekomme, wie er;
das solle er ihm weisen. Da sprach der reiche Schuster: „Hast
du noch nicht gehört, daß der Herr Christus im Evangelium sagt:
Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerech-
tigkeit, so wird euch das andere alles zufallen? Ich weiß keinen
andern Ort, da man beides, den Schatz der Seelen und des leib-
lichen Lebens, erlangen kann, denn in der Kirche." Der arme
Schuster sagte: „Du kannst Recht haben, Bruder!" ging von nun
an gern zur Kirche und hörte fleißig Gottes Wort; so kam er von
seinen Schulden und erlangte auch einen glücklichen Fortgang in seiner
Nahrung.
Plag dich, ringe, sorge, sinn; ohne Gott ist kein Gewinn.
Was der Sonntag erwirbt, schon am Montag verdirbt. Am
Feiertag gesponnen hält nicht. Vorbei an der Kirch und am
Schulhaus geht der kürzeste Weg ins Zuchthaus. Wer mor-
gens Gott nicht dient, dient abends dem Teufel.
18. Gedenke des Sabbattages, daß du ihn heiligest.
Äm Emmerthal in der Schweiz lebte ein Bauer, der nach Gott
und Menschen nichts fragte und bloß nach dem eigenen Kopfe fah-
ren wollte. An einem Sonntage hatte er viel Korn draußen liegen.
Als er nachmittags an den Bergen die Wolken sah, und die nasse
Brunnenröhre, die ordentlich tropfte, da rief er das Gesinde zusam-
men und sagte: „Nasch hinaus, gehäufelt und gebunden! Es wettert
auf den Abend. Bringen wir tausend Garben trocken ein, so gibts
darnach Wein genug."' Das hörte seine Großmutter: die war achtzig
Jahr alt und ging auf zwei Krücken. Sie kam mühsam daher und
sagte: „Johannes, Johannes, was denkst du doch auch? Solange
ich mich zurückerinnern mag, ward hier am Sonntag nie eine Hand-
voll eingeführt; und meine Großmutter hat mir gesagt, sie wisse auch
nichts darum, und doch sei immer Segen bei der Sache gewesen, und
von Mangel hätte man hier nichts gewußt. Und wenn es noch Noth
am Mann wäre, Johannes, ein nasses Jahr! Aber trocken wars bis
dahin, und trocken wird es wieder werden, und naß werden schadet
dem Korne nichts, und würde es ihm schaden, so hast du zu denken:
,Der Herr, der das Korn gegeben, gibt auch den Regens und wie ers
gibt, hast du es anzunehmen. Johannes, thu es nicht, ich halte dich
dringlich an!"
'Das Gesinde stand umher; die Alten machten ernsthafte Ge-
sichter, die Jungen lachten und sagten unter sich, das Altväterische sei
abgethan, jetzt sei es eine neue Welt. „Großmutter, habt nicht Kum-
mer," sagte der Bauer, „alles muß einmal zum ersten Male geschehen,
und deswegen ists nicht bös. Unserm Herrgott wird das nicht viel
machen, ob wir heute schaffen oder schlafen, und eben so lieb wird
ihm das Korn in der Scheune, als im Regen sein. Was drin ist, ist
drin, man braucht deswegen nicht Kummer zu haben; denn wie es
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Schuster Christus Schuster Johannes Johannes Johannes
erbarmte sich ihrer Blöße und gab ihnen ein Plätzlein am Grenz-
steine neben dem Raine und freuete sich seines guten Werks. Aber
die Quecken liefen allmählich unter dem Boden fort und fort und
nahmen den ganzen Acker ein von unten bis oben hinaus. Und
etliche Monden darauf, als der Herr die Sichel hinschickte, fand sie
nichts als dünne und verkümmerte Ähren. Denn die fremden Quecken
hatten den Acker ausgesogen; und denselbigen Menschen reuete es,
so viel er Haare auf jeinem Haupte hatte, daß er an ihnen Barm-
herzigkeit gethan.
Wer Ohren hat zu hören, der höre!
^.U8 anderer Thorheit lerne Klugheit. Die Sünde kehrt
lachend ein und weinend aus. Die Reue ist ein hinkender
Bote; sie kommt langsam, ah er gewiß. Wenns Maß voll ist,
läufts über. Gottes Mühle mahlt langsam, aber sie mahlt klein.
Was du thust, so bedenke das Ende.
88. Wes Brot ich esse, des Lied ich singe.
dessen Brot issest du? Gottes oder der Welt? Eigentlich
magst du essen, wo du willst, mit Gottes Kindern oder mit den
Kindern der Welt: Gottes Brot issest du auf jeden Fall. Er Hat
den fruchtbaren Keim in das Samenkorn gelegt; er befruchtet die
Erde mit Thau und Regen; er hüllt sie den Winter über in den
warmen weißen Rock; er läßt zu rechter Zeit die Sonne wieder
scheinen. Nur der schnödeste Undank übersieht es, daß wir Gottes
Brot allezeit essen. Darum sollten wir auch sein Lied allezeit singen,
sein Lob verkündigen und ihm mit Herzen und Werken für seine Wohl-
thaten danken.
„Ihr seid theuer erkauft," sagt der Apostel, „werdet nicht der
Menschen Knechte." Euer Geld, eure Kenntnisse, eure Kräfte mögt
ihr den Menschen widmen und euch unter einander dienen mit den
mancherlei Gaben Gottes; aber das Herz gehört Gott und euerm
Heiland, der euch zu seinem Eigenthum erworben hat.
89. Der Schatz.
Ein reicher Herr aus der Nähe von Stockholm ging auf seinen
Gütern spazieren und traf einen armen Tagelöhner aus dem Ge-
birge an. Er ließ sich mit ihm in ein Gespräch ein und fragte ihn:
„Weißt du, wem das Gut dort am See gehört?" „Nein," sagte der
Tagelöhner. „Es gehört mir. Und jenes dort am Walde und das
Schloß auf dem Berge, weißt du, wes sie sind?" „Nein." „Die sind
auch mein. Ja alles, was du hier ringsum sehen kannst, ist mein."
Der Arme stand einen Augenblick still, drückte den Spaten in die
Erde, nahm die Mütze ab, zeigte gen Himmel und sprach: „Ist der da
oben auch dein?"
Reich ist, wer einen gnädigen Gott hat. Viel Schätze,
viel Netze. Geld verloren, etwas verloren; Ehre verloren, viel
verloren; Gott verloren, alles verloren.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
40
Hülfe gelang es ihr, soviel zu verdienen, daß sie den Hunger der-
selben stillen konnte. Um aber den Kranken dann und wann etwas
Weißbrot oder andere Erquickungen zu verschaffen, veräußerte sie alles,
was sie einigermaßen entbehren konnte; selbst ihre Schuhe und
Strümpfe verkaufte sie und ging barfuß. Bald wurde jedoch die
Armuth der Abgebrannten und die kindliche Liebe der Tochter bekannt.
Es wurden öffentliche Sammlungen veranstaltet; die Landesregierung
gewährte eine Unterstützung, und so kamen solche Beiträge zusammen,
daß ein neues, freundliches Haus, mit den nöthigen Bedürfnissen
versehen, dieser bedrängten Familie als Eigenthum übergeben werden
konnte. Ergreifend war es, die greisen Eltern mit schwacher, stam-
melnder Zunge Gott danken und preisen zu hören. Die Tochter be-
schloß, ihre Eltern bis zu deren Tode nicht zu verlassen. Kurze Zeit
erst war das neue Haus bezogen worden, da erkrankten die Eltern
an der Ruhr, die in der Umgegend viele hinraffte. Auch jetzt wich
Dorothea nicht von ihrem Bette, vergaß die eigene Gefahr und Pflegte
die Sterbenden mit aller Treue und Geduld. An dem Tage aber, als
die Leichen der geliebten Eltern zur Erde bestattet wurden, ward sie
von der nemlichen Krankheit befallen. Nach einigen schmerzvollen
Wochen unterlag auch sie derselben, um jenseits denlohn ihrer kind-
lichen Liebe zu ernten.
Illternlegen ist Gottessegen.
60. Der Landmann.
Ein König ritt einst spazieren und erblickte eimn alten Bauern,
der neben der Straße fröhlich singend seinen Acker pflügte. „Du
mußts gut haben, Alter," sagte der König, „gehört der Acker dir,
auf dem du so fleißig arbeitest?" „Nein, Herr," antwortete der Bauer,
welcher den König nicht kannte, „so reich bin ich nicht; ich Pflüge
um Lohn." „Wie viel verdienst du da täglich?" fragte der König
weiter. „Acht Groschen!" antwortete der "Bauer. „Das ist nicht
viel," sagte der König, „kannst du denn damit auskommen?" „Aus-
kommen?" erwiderte der Bauer, „das muß noch weiter reichen." „Wie
so das?" Der Bauer lächelte und sagte: „Nun, wenn ihr es gerade
wissen wollt: zwei Groschen sind zum Auskommen für mich und mein
Weib; mit zweien bezahle ich alte Schulden, zwei leihe ich aus und
zwei verschenke ich um Gottes willen." „Das ist ein Räthsel," er-
widerte der König, „das kann ich nicht lösen." „Nun", entgegnete der
Bauer, „so will ichs thun. Ich habe zu Hause noch zwei alte Eltern,
die haben mich einst ernährt, als ich schwach war; nun sie schwach
sind, muß ich sie ernähren; das ist die Schuld, die ich zu zahlen habe,
und darauf wende ich täglich zwei Groschen. Das dritte Paar
Groschen, die ich ausleihe, wende ich auf meine Kinder, damit sie
etwas Gutes lernen und christlich unterwiesen werden; das soll mir
und meinem Weibe einst zu gute kommen, wenn wir alt sind. Mit
den beiden letzten Groschen erhalte ich zwei kränkliche Schwestern, die
ich gerade nicht zu versorgen hätte; diese verschenke ich also um Gottes
willen."
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
327
18. China und Japan.
China ist ein sehr großes Reich, größer als Europa, und von
300 Millionen Menschen bewohnt. Durch seine Mitte geht eine breite
Sandwüste; sonst ist es voller Gebirge, und an den Küsten sind
Ebenen. Die Flüsse des Landes sind durch zahlreiche Kanäle ver-
bunden. Die Gegenden an den Flüssen sind sehr fruchtbar, aber
übervölkert; daher ist jeder Fleck Landes angebaut. Besonders viel
Reis und Thee wird gebaut und mit dem letzten ein lebhafter Handel
getrieben. Die größte Stadt, Peking, hat zwei Millionen Ein-
wohner, Nanking und Kanton haben jede eine Million.
Die Chinesen sind ein geschicktes Bolk; seit Iahrtaufenden kennen
und benutzen sie die Erfindung des Porzellans, der Buchdruckerkunst
und des Kompasses. Aber trotz ihrer Geschicklichkeit und Gewerb-
thätigkeit sind sie jämmerlich verkommen. Aller Sinn für das Ewige
ist bei ihnen abgestumpft; ihr Sinnen und Denken ist auf irdischen
Genuß gerichtet, und die verworfensten Laster sind bei ihnen zu
Hause. Dabei sind sie aber sehr hochmüthig und mit sich selbst zu-
frieden; sie halten sich für fromme Leute und sind ihrer Meinung
nach klüger als alle andern Völker. Ihr Kaiser nennt sich den Sohn
des Himmels und ist in ihren Augen der Herr der Welt. Seit fast
30 Jahren ist es Missionaren gelungen, ins Land zu dringen, während
sonst kein Fremder hinein durfte; aber die Missionspredigt hat noch so
gut wie gar keine Frucht geschafft.
Noch stärker gegen fremde Völker hatte sich Japan früher abge-
schlossen. Das Innere dieses Insellandes ist von hohen Gebirgen mit
vielen Vulkanen durchzogen. Das Land ist fruchtbar und wohl be-
baut, von Städten und Dörfern überfüllt. Besonders viel Thee wird
gebaut, und in der Erde lagern kostbare Metalle. Das Evangelium
hat hier noch gar nicht Eingang gefunden. Römischen Mission-aren
war es vor 300 Jahren gelungen, fast die Hälfte der Einwohner
zu Christen zu machen; nach 50 Jahren aber brach eine grausame
Christenverfolgung aus, wodurch das Christenthum gänzlich aus-
gerottet wurde.
19. Afrika.
Äfrika ist von ganz anderer Beschaffenheit als Europa. Dieses
hat eine große Anzahl kleinerer und größerer Halbinseln, Meerbusen
und Inseln, weshalb von seinen Küsten und Inseln aus durch die
Schiffahrt viel Verkehr mit andern Erdtheilen gepflogen werden kann.
Jenes dagegen hat ganz einförmig gestaltete Küsten, da die Meere
nirgend tiefer ins Land hineindringen; auch seiner Inseln sind
wenige. Europa hat einen großen Wechsel in seiner Bodengestalt:
Hoch- und Tiefland, Gebirge und Thäler liegen durch einander ge-
mischt. Afrikas Boden dagegen ist einförmig gestaltet: im Norden
liegt ein großes Gebirgsland, der Atlas mit seinen Verzweigun-
gen; südlich davon ist die weite Wüste, und von dieser südlich ww-
der ein ungeheures, zusammenhangendes Gebirgsland. Europa hat
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Äfrika
Extrahierte Ortsnamen: China Japan China Europa Peking Nanking Japan Afrika Europa Europa Europa
Die Neuordnung der Mittelmeerwelt in der Zeit vom 5. bis zum 9. Jahrhundert. 49
Handelsreisen, die ihn bis nach Syrien führten. Erst die Vermählung mit der Witwe Chadidscha enthob ihn der Sorgen. Er war eine nervöse Natur, schwärmerisch veranlagt, von der Idee eines reinen Monotheismus mächtig ergriffen. Es währte aber geraume Zeit, bis er mit der Verkündigung einer neuen Religion hervortrat. In Mekka fand er wenig Anhänger, wurde vielmehr verfolgt. Deswegen flüchtete er im Jahre 622 nach der Stadt, die seitdem Medina (d. H. die Stadt, nämlich des Propheten) heißt. (Mit dem Jahre seiner Flucht [Hefrschra] beginnt die Zeitrechnung der Mohammedaner.)
Hier gewann er die tapferen Stämme der Wüste und konnte die Mekkaner mit den Waffen bekämpfen. Sie mußten ihm das Recht zugestehen, die Kaaba zu besuchen, und endlich nahm er ihre Stadt fast ohne Kampf.
Die Lehre Mohammeds fordert den Glauben an einen Gott, Allah, und die unbedingte Hingabe an seinen Willen. Von dieser Hauptforderung führt die Religion den Namen „Islam", d. h. Ergebung. Der Gläubige (Moslem) muß dem Dienste Allahs leben und die Welt seinem Glauben erobern, er muß sich in das ihm bestimmte Geschick blind ergeben (Fatalismus). Täglich müssen vorgeschriebene Gebete und Waschungen vollzogen werden; bestimmte Fasten innehalten, Almosengeben, Wallfahrt nach Mekka, Teilnahme am heiligen Kriege gehörten zu den unerläßlichen religiösen Pflichten. Dem Frommen steht der Lohn des Paradieses in sicherer Aussicht. Fatalismus und Vielweiberei sind Krebsschäden der Lehre.
Die Lehre Mohammeds ist nach seinen Aussprüchen zum Teil gleichzeitig aufgezeichnet, aber die Sammlung seiner Sprüche, der „Koran", wurde erst unter dem dritten Kalifen abgeschlossen. Der Koran wurde durch die „Sunna", die Niederschrift der mündlichen Überlieferung, ergänzt; doch erkennen diese nur die Sunniten (Türken) als gleichwertig mit dem Koran an, die Schiiten (Perser) verwerfen sie.
§ 28. Ausbreitung des Islams. Die Kalifen, d. H. Nachfolger {Mohammeds), verbreiteten den Islam über die Grenzen Arabiens hinaus und gründeten auf Kosten ihrer Nachbarn, der Neuperser und Oströmer, ein weites Reich.
Das Neupersische Reich, kurz zuvor (im Anfang des 7. Jahrhunderts) von den Oströmern schwer erschüttert, brach unter dem Angriffe der Araber zusammen.
Im Byzantinischen Reiche gingen die Gebiete des alten Orients verloren, nur die Kernlande in Europa und Kleinasien hielten jahrhundertelang stand. Die innere Entwicklung von Ost-Rom war unter Justiuian abgeschlossen; nach der Unterdrückung des Nika-Ansstandes war der kaiserliche Absolutismus vollendet worden, das römische Recht im €orpus juris kodifiziert; die Baukunst hatte in der Hagia Sophia ein Werk geschaffen, das nicht mehr überboten wurde; alles geistige Leben hatte sich in dogmatische Untersuchungen geflüchtet.
Pfeifer. Geschichte V. (K.) 4
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
32
faules Obst; heißt das auch, das Holz oder das Obst ar-
beiten nicht gern und mit Lust?
Laß nie den Müßiggang dir deine Zeit verzehren:
Der Faule kommt zu nichts, der Fleißige, zu Ehren.
Weil ich jung bin, soll mein Fleiß
Eifrig sich bestreben,
Daß ich möge einst als Greis
Recht zufrieden leben.
Spr. Sol. 6, 6—8. Gehe hin zur Ameise, du Fauler, siehe ihre
Weise an, und lerne. Ob sie wol keinen Fürsten, noch Hauptmann, noch
Herrn hat, bereitet sie doch ihr Brot im Sommer, und sammelt ihre
Speise in der Erndte.
27. Arbeiten, arbeitsam sein. (21.)
Was arbeiten heißt, weiß ich wol, sagte ein kleiner
Knabe in der Schule. Arbeiten heißt Etwas thun. Der
Dieb, sagte der Lehrer, thut auch Etwas, wenn er stiehlt;
die Knaben, die unvorsichtig mit Steinen werfen, thun
auch Etwas; folglich arbeitet der Dieb auch, wenn er
stiehlt, und die Knaben arbeiten auch, wenn sie unvorsich-
tig mit Steinen werfen? — So meinte ich es auch nicht,
sagte der Knabe: wenn jemand etwas Schlechtes thut,
so arbeitet er nicht. Nun sagt mir, sprach der Lehrer,
ist es etwas Schlechtes, wenn ihr Knaben mit dem Balle,
und ihr kleinen Mädchen mit der Puppe spielt? Ihr
sagt gewiß nein! Und doch sage ich nicht, wenn ihr dieß
gethan habt: ihr habt gearbeitet. Hierauf antwortete ein
Kind: ja, das geschieht auch nur zum Vergnügen, das
wird einem gar nicht sauer. Oft wird es ellch wol sauer,
wenn ihr bloß zum Vergnügen Etwas thut, sagte der
Lehrer, aber das ist doch noch keine Arbeit, sondern nur
Spiel. Sagt mir einmal, will der Gärtner bloß Ver-
gnügen haben, wenn er im Garten steht und gräbt? —
Ich weiß es, was arbeiten ist, sagte ein aufmerksames
Kind, man arbeitet, wenn man Etwas thut, um etwas
Nützliches hervorzubringen. Gut Acht gegeben, sagte der
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
82
Manches von dem, was er von andern Landleuten ge-
hört, oder mit eigenen Augen gesehen hatte, und wo-
durch diese theils zu Brot und Ehren, theils aber auch
in Armuth und Schande gerathen waren.
„Macht es auch so," pflegte er zu sagen, wenn er
ihnen von den Ersten etwas erzählte, „damit ich den fro-
hen Gedanken: es wird euch auch nach meinem Tode
wohl gehen, aus dieser Welt mit in eine andere hinüber-
nehmen kann." „Nehlnt euch ja davor in Acht, thut
es nicht," sagte er, wenn von den Andern die Rede war,
„ihr würdet euch unglücklich dadurch machen." Folgendes
ist Etwas von dem, was er seinen Kindern erzählte:
„Wer es gut macht, der hat es gut; dies habe ich
doch allenthalben bestätigt gefunden. Ich habe Leute ge-
sehen, denen es sehr gut ging, die Alles hatten, was
fle bedurften; kurz, die glücklich waren. Aber sie mach-
ten es auch danach. Liebe leitete bei ihnen das Ganze.
Dagegen habe ich auch solche gesehen, wo Zank und Streit
zwischen Mann und Frau, oder zwischen Ältern und
Kindern, oder zwischen Herrschaften und Dienstboten Statt
fand; hier war das Glück verschwunden, Alles ging den
Krebsgang. Einst hatte ich Quartier in einem Hause,
worin Alles so ordentlich zuging, und worin die Men-
schen alle so gut waren, daß ich mich noch jetzt mit Ver-
gnügen an diese Menschen erinnere. Mann und Frau
waren am Morgen die Ersten bei der Arbeit, und am
Abend die Letzten, die sich zur Ruhe niederlegten. Ihre
Dienstboten standen immer unter gehöriger Aufsicht, lern-
ten Gutes von ihrer Herrschaft, und waren daher auch gut.
Alle Geschäfte wurden in diesem Hause zur rechten
Zeit verrichtet, es ging da Alles nach der Uhr. Zog der
Knecht hinaus zum Pflügen, so hieß es nicht: halte
scharf an des Nachbars Lande herunter; sondern pflüge
gut, und sieh dich vor, daß du Andern keinen Schaden
thust, und nicht zu weit kommst, damit ein Jeder das
Seinige behalte! Daher lebten sie auch mit ihren Nach-
baren in Frieden. Selbst ist der Mann! pflegte der Herr
zu sagen, und deßhalb überließ er seine Geschäfte nicht
den Dienstboten allein, sondern er griff selbst an, sah
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
181
me zu suchen, und sich abermals eine wohlschmeckende
Speise zu bereiten. Sie fand auch viele Fliegenschwäm--
me, deren Geschmack sie ihres schönen Ansehens halber
noch für vorzüglicher hielt, als den sie schon kannte. Zu
Hause angekommen, richtete sie dieselben zu; und obgleich
sie den Geschmack nicht gut fand, aß sie doch ziemlich
viel davon. Kurze Zeit nach dem Genusse singen ihr alle
Glieder an zu zittern, und sie bekam große Ängstlichkeit.
Bald stellten sich heftige Leibschmerzen ein, so daß man
ihr Jammergeschrei weit hören konnte. Hierauf verlor sie
den Verstand, und gerietst in Tollheit und Raserei, in
welchem Zustande sie nach acht Stunden starb.
Nicht nur der Fliegenschwamm gehört zu den giftigen,
sondern mehrere andere, z. B. der Mistgiftschwamm, Gift-
morchel, Pfefferschwamm, rother Gifttäubling, u. a. m.
Schwämme sind überhaupt eine gefährliche Speise,
besonders wenn sie von Personen gesammelt wurden, wel-
che die eßbaren von den giftigen nicht gehörig zu unterschei-
den wußten. Man hat bei Bereitung der Schwämme zur
Vorsichtsmaßregel angegeben: man solle eine oder mehrere
weiße Zwiebeln mit den Schwämmen kochen. Behält die
Zwiebel ihre weiße Farbe, so sind die Schwämme nicht
giftig, wird aber die Zwiebel schwärzlich, so sind giftige
mit im Topfe. Doch dies Kennzeichen trügt zuweilen.
Da der Nahrungsstoff der Schwämme überhaupt nur ge-
ring ist, so ist es besser, ihren Genuß ganz zu meiden,
als sich der Gefahr aussetzen, vergiftet zu werden.
3. Das Steinreich (Mineralreich).
Es gehören hierzu alle natürlichen Körper, die weder
Thier noch Pflanze sind, also die unorganischen Naturer-
zeugnisse. Sie werden größer, indem sie von außen gleich-
artige Theile ansetzen. Sie verwesen nicht wie die orga-
nischen durch Fäulniß, sondern ihre Theile fallen endlich
wieder auseinander. Die Witterung bewirkt vorzüglich
diese Zerstörung, welches man verwittern nennt. Man
pflegt das Mineralreich einzutheilen in
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]