Das Flachland. 107
den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vvr uns liegt
mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschaft, die wir heute durchwandert
haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und
Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S.
Lutherstein in der Dübener Heide.
4. Schmiedeberg als Badeort.
Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne
für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Neinigungsbad.
Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg
feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt.
Er läszt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme-
grad vorhanden ist.
Woher ist die Moorerde genommen?
Der Boden in der Umgegend von Schiniedeberg enthält unerschöpfliche
Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem
ein Arzt in früherer Zeit anf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte,
wnrden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste
wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter auf einem freien
Platze liegen.^ Ehe sie zur Bereitung des Moorbades gebraucht wird,
schüttet man sie auf eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie
in eine feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln
und Steiucheu ist.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: Schmiedeberg
Extrahierte Ortsnamen: Kemberg Wittenberg Eilenburg S.
Lutherstein Dübener_Heide Schiniedeberg Schmiedeberg_Moorbadeeinrichtungen
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8. Das Land zwischen ^aale und Elbe.
Von welchen Kranken werden diese Moorbäder aufgesucht?
50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg Salze; infolgedessen wirkt das
Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat,
kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken,
die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher,
der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte,
hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarein Herzen hat er
Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur
3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen
besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind
Moorhalde bei ^chmiedeberq.
in den großen Ferien hier in den Waldungen"zu treffen. Frisch und
rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen-
werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore
ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich-
falls daran.
B. Gewässer.
1. Die weiht (flfter.
Die Quelle der Weißen Elster liegt auf dem Elstergebirge. In
zahlreichen Krümmungen fließt sie nach N. durch das Vogt- und das
Osterland. Ihr tiefes Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem
Oberlause eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen
vorüber, im Mittelläufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, vou Zeitz
au, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
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Extrahierte Ortsnamen: Schmiedeberg Leipzig Greiz Gera Zeitz
Das Flachland. 121
den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vor uns liegt
mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschast, die wir heute durchwandert
haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und
Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S.
Lutherstem in der Dübener Heide.
4. Schmiedeberg als Badeort.
Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne
für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Reinigungsbad.
Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg
feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt.
Er läßt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme-
grad vorhanden ist.
Woher ist die Moorerde genommen?
Der Boden in der Umgegend von Schmiedeberg enthält unerschöpfliche
Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem
ein Arzt in früherer Zeit auf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte,
wurden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste
wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter aus einem freien
Platze liegen. Ehe sie zur Vereitung des Moorbades gebraucht wird,
schüttet man sie aus eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie
in eilte feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln
und Steiuchen ist.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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8. Das Land zwischen Saale und Elbe.
Von welchen Kranken werden diese Moorbäder ausgesucht?
50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg' Salze; infolgedessen wirkt das
Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat,
kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken,
die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher,
der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte,
hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarem Herzen hat er
Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur
3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen
besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind
Moorhalde bei ^chmiedeberg.
in den großen Ferien hier trt den Waldungen zu treffen. Frisch und
rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen-
werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore
ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich-
falls daran.
B. Gewässer.
1. Sic weihe Elster.
Die Quelle der Weißen Elster liegt aus dem Elstergebirge. In
zahlreichen Krümmungen stießt sie nach N. durch das Bogt- und das
Osterland. Ihr tieses Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem
Oberlaufe eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen
vorüber, im Mittellaufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, von Zeitz
an, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder
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Extrahierte Ortsnamen: Schmiedeberg Leipzig Greiz Gera Zeitz
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 0)7 —
damit sie das Feld baueten, in Summa nichts ist in der ganzen pfarr als Jammer und Not, indem sie nicht die groben Gleiekuchen zu essen haben, auch viele wegen Hungerleiben in Ohnmacht fallen.
163^ zogen die in Bamberg liegenden Schottländer im Amt Raueneck den Leuten sogar die Kleider vorn Leibe. Ebern und das ganze Amt Raueneck waren schon \632 von Bamberg her durch den Feind mit täglichen Einfällen, Rauben, Morden, plündern, Sengen und Brennen vielfältig heimgesucht worden. Getreide und Vieh waren vollständig hinweggenommen. vom v bis 5. April *634 wurde Ebern fünfmal geplündert. 3n den folgenden fahren nahmen Einquartierungen, Brandschatzungen und Raub und Mord kein Ende, viele Ortschaften lagen wüst. )n pfarr-weisach war *63^ infolge der Ausplünderungen nicht das geringste Stücklein Vieh noch einiges Getreide zur Aussaat aufzufinden.
Burgpreppach und llschersdorf waren am 29. November *632 nach der Plünderung niedergebrannt worden. Der Feind führte 300 Stück Vieh hinweg. 3n Leuzendorf war *635 Krieg, Teuerung und pest. )n Gemeinfeld sind auch die Kaiserlichen zweimal eingefallen, haben den ganzen Sommerbau Tag und Nacht dreschen lassen und mitfortgeführt. Die Bauern sind in den meisten Dörfern von Haus und Hos gezogen und haben die Felder öd liegen gelassen. Die Einwohner von Neußig hielten sich sieben Wochen im Bramberger Wald auf und konnten sich des Hungers nicht erwehren." —
(Senug der grausen Kunde! Nur bte Ortsnamen ändern sich, das Bild bleibt das gleiche traurige überall: Greuel, Verwüstung, Verödung, Hunger, Seuchen und Tod.----------------
13. Schwedennol in Würz bürg.
Die Stadt Würzburg seufzte unter dem Drucke besselben traurigen Schicksals wie das platte Land. Allen Stiften, Klöstern und Spitälern würden Silbergerät und anbere wertvolle Gegenstänbe, Bibliotheken und wein- und Getreibevorräte weggenommen, was der Solbat nicht pliinberte, stahl der pöbel. vergrabenes Gelb würde von den Schweden balb entbeckt. Die Armenhäuser würden ausgeraubt, so daß den Pfrünb-nern nicht einmal Brot und wein mehr gereicht werben konnte.
Das Iuliusspital mußte neben den erkrankten schwebischen Soldaten noch ein ganzes Regiment gesunber Fußtruppen verpflegen. Doch schonte Gustav Aböls die Güter dieser milben Stiftung wegen der im Stiftungsbriefe des Fürstbischofs Julius enthaltenen schweren Drohworte gegen die Verderber seiner frommen Anstalt.
J>n die Hauptstabt brängten sich die vornehmen Offiziere um sich zu bereichern und sie auszusaugen. Der Offizier wie der gemeine Solbat forberte mit Ungestüm gutes Essen und Trinken im Überfluß und reich* liches Futter für seine pferbe und plünberte babei, was er im Hause
Eichelsbacher, Bilder aus Frankens Vergangenheit. ^
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Personennamen: Gustav_Aböls Gustav Julius
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— Ho —
getreuen Untertanen nicht in den Lall zu setzerr, bei Unserer etwaigen Gefangennahme Unsere Freiheit mit zu drückenden Kosten zu ersaufen . . _ Würzburg, 30 August \800. Georg Karl."
Diesmal begab sich der Fürstbischof nach Meiningen. Die Ordnung des Reisezuges teilt uns ein gleichzeitiges Schriftstück mit:
V Chaise: 6 Eeibpferbe (6 Happen) { Sürst, Gesandter 0°,, Schlick,
| von Fechenbach, oon Speth.
(Herr von Ittofell, Bofmar^ schall von Reigersberg, 6of-kaplan Leibes.
Z. Chaise: 2 Postpferde .... — Bediente.
| Zerrn Gesandten von Schlick, Chaije: . J Beichtvater, \ Kammer-
diener.
5. Chaise: , Postpferde . . . , / 2geheimeko„zlisten, ,Kam-
\ merötener, \ Kammerlarei.
6. Chaise: 4 Tier.......................— \ Küchenmeister, 3 Koch.
7. Lhoise: 2 Postpferd (neue Kalesche) j ' «‘unt-fchenf , Kammer-
| laset, \ btlberdtener.
8. Chaise: Küchenfalesche mit * Tieren i ' Küchenschreiber, 2 pfört-
9. Chaise: £ine „tourst" mit » Geren | '
^o. Chaise: Kanzleiwagen mith Tieren— \ Kanzleidiener.
2 Silberwagen mit H Tieren, \ Küchenwagen, \ Kellerwagen, \ Wagen für die Koffer, \ Ipageti für die Gardistenbagage.
9. Der Landsturm im Spessart (1799—1800).
Der kurmainzische Kanzler Frhr. v. Albini leitete bei der abermaligen Annäherung der Franzosen gegen das Mainzer Land mit großem (Eifer und seltener Ausdauer die Ausstellung des Landsturmes. Der Landsturm sollte keine regellose Freischar, sondern eine Mannschaft sein, welche nach militärischen Gesetzen einem verantwortlichen Führer, dem Amtsvogt, zu gehorchen, erkennbare Abzeicken zu tragen und bei allen Unternehmungen die allgemeinen Kriegsregeln zu beobachten hatte. Das erste Aufgebot umfaßte meist ledige Leute, das zweite verheiratete und mehr als 50 Jahre alte Männer. Da das Mainzer Crzftift noch die uralte Zenteinteilung, hatte, wurden hiernach Zentkompagnien zu je 300 Mann gebildet. Die Bewaffnung bestand anfänglich oft aus Sensen und Heugabeln, später
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
Extrahierte Personennamen: August Georg_Karl. Fechenbach Speth Chaije Koch
Gr. Sagen. 31
und seinen Nachfolgern wurde die Macht der Wenden gebrochen. Die zurück-
bleibenden Wenden wurden Christen und vermischten sich mit den Deutsche!:. Unter
Albrecht dem Bären, aber auch später, wanderten Holländer, Flamländer und
Franken (Pfälzer) ein. Diese trugen viel zur Urbarmachung öder Gegenden (Wische)
bei, hoben den Ackerbau und die Fabriktätigkeit. Im Jahre 1415 kam Friedrich I-,
der erste Kurfürst aus dem Hause Hohenzollern, in den Besitz der Altmark, und
den Hohenzolleru gehört sie heute noch. Die Altmark ist das Stammland oder die
Wiege Preußens." Salzwedel, Stendal, Gardelegen, Tangermünde waren die
Hauptstädte.
Während des schrecklichen 30 jährigen Krieges (1618—48) hatte die Altmark
von den Kaiserlichen und den Schweden arg zu leiden, so daß nach dem Kriege die
meisten Orte verödet dalagen. Unter der segensreichen Regierung der Hohenzollern-
sürsten, besonders Friedrichs des Großen, erholte sich die Altmark wieder. Aber
am Anfange unseres Jahrhunderts kam ein neues Unglück über die Mark. Der
Franzosenkaiser Napoleon I. hatte unser Vaterland erobert und bildete aus den
Ländern links vou der Elbe, wozu also auch J>ie Altmark gehörte, ein neues fran-
zösisches Reich, das Königreich Westfalen. So waren die Altmärker französische
Untertanen geworden. Allein schon im Jahre J 814 gelang es, die Franzosen zu
vertreiben. Die Altmark war wieder srei und gehört seitdem in alter Liebe und
Treue zum Hohenzollernhause.
G. Sagen.
1. Der Kobold }\\ Mterfelde.
Vor kaum einem Menschenalter lebte in Lichterfelde (Wische) der steinalte
Schäfer Hindenburg. Der wußte gar lustige und grausige Geschichten zu erzählen
von Hexen, Kobolden und Zwergen, die hier und dort ihr Wesen trieben- „Einst",
so Hub er au, „fand ein Wischebauer einen Kober, wie ihn die Knechte und Bauern
zur Aufbewahrung ihres Mundvorrates haben, fein säuberlich zugeschnürt und
versiegelt auf der Straße. Flugs hob das Bäuerlein den Kober auf und nahm
ihn mit nach Hanfe. Hier öffnete er das Behältnis sogleich, obwohl es schon stark
dämmerte; denn er hoffte einen guten Fund gemacht zu haben. Doch vergeblich
war alles Suchen, das Behältnis schien leer und doch hörte er darin ein merk-
würdiges Rasseln. Als er noch ganz enttäuscht dastand, sah er zu seinem Schrecken
ein Geisterwesen aus dein Kober schlüpfen. „Es ist ein Kobold," dacbte er, „aber
was für einer?" Nun, das sollte er bald erfahren. Als der Bauer ein Licht an-
zündete, warf es der Kobold sogleich um, kehrte'tische, Stühle und Bänke um und
machte ein Höllenlärm. So trieb er es Abend für Abend. Einmal warf er
sogar die Fischgabel so heftig gegen die Thür, daß die Knechte des Bailern sie mit
knapper Not herausziehen konnten. Der Bauer versuchte alle Mittel, den Kobold
wieder einzusaugen und los werden, es wollte nichts helfen. Selbst die List,
den Geist durch feine Näschereien in den Kober zu locken, mißlang. Auch durch
Zaubermittel war er uicht zu vertreiben. Unterdeß hatte sich das Gerücht von dem
bösen Kobolde über die ganze Wische verbreitet. Da kam eines Tages zu unserem
geplagten Bäuerlein ein anderer Bauer zu Besuch. Schon an' der Hofpforte
rief er dem Bauer zit: „Gevatter, was macht dein Teufel?" Der Kobold hatte
diese Worte gehört, denn er saß gerade vor der Tür, und wie besessen sprang er
auf den ohnehin wilden Hengst des Besuchers und ueckte und zwickte ihn, daß er
sich bäumte und wild davonlief. Das Bäuerleiu mußte bald die Erde küssen. Als
das Pferd dahin raste, lief es unter einem fchiefstehenden Weidenbaume durch, daß
es sich fast den Rücken abschund. Dabei streifte es den Kobold ab, der nun hier
sein Wefeu bis zum heutigen Tage treibt und am Abend den Vorübergehenden arg
mitspielt-"
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht Friedrich_I- Friedrich Friedrichs Napoleon_I.
7
und rief: „Bleibt! bleibt! der Hund ist toll! Ich bin schon gebissen
und will ihn allein anlegen." — Sie schleppte ihn mit sich fort
und empfing noch einige Wunden, ohne ihn loszulassen. Sie band
ihn an und so wurde' er getödtet. Der Müller eilte sogleich nach
einem Arzte; die Wunden aber der armen Magd waren zu zahl-
reich, als daß man hätte hoffen können, das Eindringen des Wuth-
giftes ganz zu hindern. Sie selbst gab sogleich alle'hoffnung auf,
ging ruhig in ihre Kammer, warnte noch Jedermann, ihr, wenn
die schrecklichen Wirkungen des Giftes sich äußern sollten, zu nahe
zu kommen, und erwartete nun mit Ergebung ihr Schicksal. Nach
einigen Tagen zeigten sich die ersten Anfälle, aber ohne daß diese
zu einem allzuheftigen Ausbruch kamen, gab sie, von allen edeln
Menschen bewundert'und beweint, ihren Geist auf.
21. Grauenvolle Geschichte.
Zwei Landleute von Bieberstein, im Canton Aargau, machten
im Jahr 1844 Grummet. Als sie fertig waren, ging der eine voll
ihnen ins nahe Dorf, um einen Wagen herbeizuholen, der andere
legt sich auf den Boden und schläft ein. Plötzlich springt er wie
rasend aus dem Schlafe auf und stößt ein fürchterliches, herzzer-
reißendes Geschrei aus. Eine Grille war ihm ins Ohr gekrochen.
Als sein Freund zurückkam, fand er nur noch einen Menschen, der
sich unter den heftigsten Zuckungen auf dem Boden wälzte und
schäumend um sich schlug. Kein Mensch war im Stande, ihn zu
beruhigen, er war in wenigen Augenblicken wahnsinnig geworden.
Man brachte ihn mit Mühe ins Dorf, und der herbeigerufene Arzt
ließ ihm auf der Stelle zur Ader; aber der Kranke riß sich mit
unwiderstehlicher Gewalt los, stürzte aus dem Hause und sprang
in die vorbeifließende Aar. Man zog ihn zwar heraus; aber alle
Versuche, ihn zur Vernunft zu bringen, waren vergeblich, in wenigen
Augenblicken war er ein todter Manu. Der Arme hinterläßt eme
zahlreiche Familie. Bei der Section fand man das Insekt ttef im
Ohre, nahe am Gehirn, und dieß scheint die Ursache gewesen zu
sein, daß der Unglückliche aus der Stelle seinen Verstand verlor. —
22. Die Weiber von Weinsberg.
Es war mitten im Winter des Jahres 1140, als Kaiser Kon-
rad Iii. im Kriege mit Herzog Welf von Baiern die Stadt und
Burg Weinsberg belagerte, weil sie es mit Welf gehalten hatte.
Sie ward endlich gezwungen, sich zu ergeben. Der Kaiser verhieß
aber bei der Uebergabe, daß jede Frau aus der Stadt mitnehmen
dürfte, was sie tragen könnte. Als nun die Thore geöffnet wurden,
da kamen die Fraueil heraus, jede ihren Ehegemahl auf dem Rücken
tragend. Darüber war man denn in des Kaisers Gefolge unge-
halten und ries, das sei Betrug und nicht die Meinung -des Ver-
trags. Konrad aber freute sich dieser kleinen List und sprach: „Ich
hab^s ihnen versprochen; des Königs Wort darf nicht gebrochen
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Bieberstein Welf_von_Baiern Welf Konrad
197
den Blick auf grüne Gegenstände. Des Morgens wasche man jedes-
mal die Augen mit frischem Wasser aus.
Wär' nicht das Auge sonnenbaft,
Die Sonne könnt' es nie erblicken;
Lag' nicht in uns des Gottes eigne Kraft,
Wie konnt' uns Göttliches entzücken.
Der Blinde.
Wer wankt so langsam dort heran vom grünen Erlengrund? Ach Gott! der
arme blinde Mann mit seinem treuen Hand. , ,
Beraubt des frohen Augenlichts, kam er vom Mnttcrschooß und sah sert siebzig
Jahren Nichts. — Ach, schrecklich ist sein Loos! ,
Sah nie der Sonne hehren Glanz, des Mondes sanften Strahl; und nie den
grünen Birkenkranz und unser Blumenthal.
Der Morgenröthe Purpurlicht drang nie durch seine Nacht; das Abendroth malt
sein Gesicht, doch er kennt nicht die Pracht.
Er fühlt die Gabe, welche Pflicht des Mitleids gern ihm zollt; ach, aber sieht
die Thräne nicht, die ans die Gabe rollt.
O, säh' die Mitleidsthräne er, die ans die Gabe rollt; sie machte ihn wohl
glücklicher, als aller Berge Gold! —
2. Durch das Ohr, dessen wundervoller Dan uns in Erstaunen
setzt, gibt die Seele, als Königin des Körpers, Audienz. Die durch
Töne hervorgebrachten Luftschwingungen gelangen zu unserm Ohr,
theilen sich dem Gehörnerv mit, welcher sich in dem s. g. Labyrinthe
ausbreitet und dazu bestimmt ist, die empfangenen Eindrücke zum Be-
wußtsein zu bringen. Auf diese Weise vernehmen wir den Schall,
Klang und Ton, d. h. wir hören.
Der Taubstumme.
Es gibt Menschen, denen die Gabe der Rede versagt ist. Das
sind die Taubstummen, dergleichen man in jedem größeren Orte
wohl Etliche findet. Das eigentliche Uebel des Taubstummen ist der
Mangel des Gehörs. Wer nicht hört und daher nie die menschliche
Sprache vernimmt, der lernt auch niemals sprechen, und wer in früher
Jugend das Gehör verliert, der verlernt allmälig die Sprache und
wird taubstumm, d. h. stumm oder sprachlos in Folge seiner
Taubheit.
Viele Leute meinen, der Taubstumme sei nur so ein halber Mensch,
oder es fehle ihm Verstand und menschliche Empfindung. Es gibt
Taubstumme, die eben so scharf denken, eben so tief fühlen und eben
so scharf begehren, wie irgend ein Vollsinniger, und wir sehen ja,
wie sie durch Geberden und unverständliche Laute Alles auszudrücken
suchen, was in ihrer Seele vorgeht. Es ist noch gar nicht lauge,
daß man angefangen hat, Taubstumme zu unterrichten, und es wachsen
lewer noch viele Taubstumme ohne allen Unterricht auf; denn wenn
es schon schwer ist, ein hörendes Kind zu unterrichten, so ist es bei
emem Taubstummen noch viel schwerer und erfordert eine Geduld, wie
sie nur wenigen Menschen eigen ist.
Wie fängt man es aber an, einen Taubstummen zu unterrichten,
da er doch nicht hört, was sein Lehrmeister mit ihm redet? Ich will
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
198
es mit einem Worte sagen: Dertaubstnmme sieht, was wir sprechen.
Wenn du das Wörtchen Brot recht deutlich aussprichst, so sieht der
Taubstumme, wie zuerst bei dem B deine Lippen sich schließen, wie bei
dem r deine Zungenspitze in eine zitternde Bewegung geräth, wie bei
dem o dein Mund sich runder, bei dem t die Zunge sich erst an die
Oberzähne legt und dann den Hauch plötzlich zum Munde hinaus-
stößt. Das Alles sieht der Taubstumme, und sein Lehrer spricht
mit Absicht recht langsam und deutlich, damit er es recht sehe, und
wenn er ihm dabei dle genannte Sache, hier z. B.: das Brot vor-
zeigt, so begreift er, was die Bewegung seiner Sprachwerkzeuge zu
bedeuten hat. Nun hat jeglicher Mensch einen Trieb nachzuahmen,
was er von andern sieht, und so lernt auch der Taubstumme das
Wort nachsprechen und hat eine herzliche Freude, wenn er merkt,
daß er verstanden wird. Man kann sich's denken, wie schwer es
hält, bis der Taubstumme auch nur die gewöhnlichsten Dinge be-
nennen lernt; aber wenn er recht aufmerksam ist und dabei einen
treuen und geschickten Lehrer findet, so bringt er cs doch bald dahin,
daß er ein Buch lesen und versteh'», seine Gedanken ordentlich nie-
derschreiben und mit Hörenden reden kann, so viel als die Nothdurft
erfordert.
Der Taubstumme, der gar keinen Unterricht genießt, bleibt
mehrentheils roh und ungeschickt, besonders, wenn man ihm keine Be-
schäftigung gibt, sondern ihn wie ein unvernünftiges Thier umher-
laufen läßt, oder ihn gar durch Spott und Neckereien zum Zorn reizt.
Das ist aber eine schwere Versündigung, die der Herr nicht unge-
straft läßt.
3. Die Nase (Geruchssinn), welche sich in der Mitte des Ge-
sichts erhebt, ist geschaffen, die Woblgerüche aufzunehmen, !die aus
den Blumen der Erde in die Höhe steigen und die so sein sind, daß
sie kein Auge zu sehen, kein Vergrößerungsglas zu entdecken vermag.
Auch soll sie die Speisen prüfen,' die wir zum Munde bringen; weß-
halb sie weislich in der Nachbarschaft des Mundes ihre Stelle bekom-
men hat. Die in der Nasenhöhle befindlichen Nerven werden durch
die mit dem Athem eingezogenen Düfte gereizt und bewirken so die
Empfindung, welche wir Riechen nennen.
4. Was sollen'wir von dem Munde sagen? Von der Verschie-
denheit der Zähne nach ihrer Bestimmung? Was von dem wichtigen
Werkzeuge des Geschmacksinnes, der Zunge, von ihrer Beweglichkeit
und Reizbarkeit? Außer der Annehmlichkeit des Schmeckens hat dieser
Sinn noch einen besonderen Nutzen, nämlich den, die Speisen zu prü-
fen, ob sie dem Magen tauglich sind, oder nicht.
5. Die Haut, das Sinnorgan des Gefühls, hat unter allen
Sinnorganen die größte Ausdehnung. Das genaueste Gefühl ist in
den Fingerspitzen; auch die Spitze und Ränder der Zunge sind mit
einem sehr feinen Gefühl begabt. —
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