Das Flachland. 107
den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vvr uns liegt
mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschaft, die wir heute durchwandert
haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und
Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S.
Lutherstein in der Dübener Heide.
4. Schmiedeberg als Badeort.
Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne
für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Neinigungsbad.
Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg
feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt.
Er läszt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme-
grad vorhanden ist.
Woher ist die Moorerde genommen?
Der Boden in der Umgegend von Schiniedeberg enthält unerschöpfliche
Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem
ein Arzt in früherer Zeit anf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte,
wnrden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste
wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter auf einem freien
Platze liegen.^ Ehe sie zur Bereitung des Moorbades gebraucht wird,
schüttet man sie auf eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie
in eine feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln
und Steiucheu ist.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: Schmiedeberg
Extrahierte Ortsnamen: Kemberg Wittenberg Eilenburg S.
Lutherstein Dübener_Heide Schiniedeberg Schmiedeberg_Moorbadeeinrichtungen
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8. Das Land zwischen ^aale und Elbe.
Von welchen Kranken werden diese Moorbäder aufgesucht?
50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg Salze; infolgedessen wirkt das
Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat,
kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken,
die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher,
der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte,
hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarein Herzen hat er
Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur
3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen
besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind
Moorhalde bei ^chmiedeberq.
in den großen Ferien hier in den Waldungen"zu treffen. Frisch und
rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen-
werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore
ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich-
falls daran.
B. Gewässer.
1. Die weiht (flfter.
Die Quelle der Weißen Elster liegt auf dem Elstergebirge. In
zahlreichen Krümmungen fließt sie nach N. durch das Vogt- und das
Osterland. Ihr tiefes Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem
Oberlause eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen
vorüber, im Mittelläufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, vou Zeitz
au, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder
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Extrahierte Ortsnamen: Schmiedeberg Leipzig Greiz Gera Zeitz
Das Flachland. 121
den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vor uns liegt
mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschast, die wir heute durchwandert
haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und
Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S.
Lutherstem in der Dübener Heide.
4. Schmiedeberg als Badeort.
Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne
für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Reinigungsbad.
Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg
feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt.
Er läßt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme-
grad vorhanden ist.
Woher ist die Moorerde genommen?
Der Boden in der Umgegend von Schmiedeberg enthält unerschöpfliche
Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem
ein Arzt in früherer Zeit auf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte,
wurden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste
wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter aus einem freien
Platze liegen. Ehe sie zur Vereitung des Moorbades gebraucht wird,
schüttet man sie aus eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie
in eilte feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln
und Steiuchen ist.
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8. Das Land zwischen Saale und Elbe.
Von welchen Kranken werden diese Moorbäder ausgesucht?
50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg' Salze; infolgedessen wirkt das
Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat,
kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken,
die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher,
der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte,
hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarem Herzen hat er
Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur
3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen
besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind
Moorhalde bei ^chmiedeberg.
in den großen Ferien hier trt den Waldungen zu treffen. Frisch und
rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen-
werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore
ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich-
falls daran.
B. Gewässer.
1. Sic weihe Elster.
Die Quelle der Weißen Elster liegt aus dem Elstergebirge. In
zahlreichen Krümmungen stießt sie nach N. durch das Bogt- und das
Osterland. Ihr tieses Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem
Oberlaufe eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen
vorüber, im Mittellaufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, von Zeitz
an, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder
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Extrahierte Ortsnamen: Schmiedeberg Leipzig Greiz Gera Zeitz
— 20 —
habe, sodaß die Jahresfrist, als er bei Klingsor ankam, bis auf wenige Tage verstrichen gewesen sei. Dieser habe sich den Vorgang genau erzählen lassen und sich daun entschlossen, das Amt eines Schiedsrichters zu übernehmen. Im Schlafe habe er dann mit Hülfe seiner schwarzen Kunst in einer Nacht den Dichter und seine Begleiter nach dem fernen Thüringen gebracht uni) den Streit zu Gunsten Ofterdingens entschieden.
Eines Abends nun, als Klingsor mit vielen Leuten vom Hofe und achtbaren Bürgern im Garten seiner Herberge beim Abendtrunk gesessen und von seinen Reisen gesprochen habe, hätte man ihn gebeten wieder etwas Neues zu erzählen. Klingsor habe hierauf lange und mit Aufmerksamkeit den gestirnten Himmel betrachtet und endlich gesprochen: „In dieser Nacht wird meinem Herrn, dem Könige von Ungarn, eine Tochter geboren, die wird heilig sein und dem Sohne dieses Fürsten zur Ehe gegeben werden. Von ihrer Heiligkeit wird einst die ganze Christenheit erfreut und getröstet werden." Dieselbe Nachricht habe er am folgenden Morgen dem Landgrafen und seiner Gemahlin überbracht, die sie mit großer Freude aufgenommen hätten.
b) Thatsache ist, daß im Jahre 12] 1 Landgraf Hermann eine große und glänzende Gesandtschaft nach Preßburg abschickte, wo König Andreas Ii. Hof hielt und für seinen elfjährigen Sohn um die Hand der damals vierjährigen Prinzessin Elisabeth anhalten ließ.
Bereits aus der Reise wurde die Gesandtschaft des mächtigen Landgrafen von Thüringen überall mit größten Ehren empfangen. Auch in Preßburg erwies man ihr alle Ehren und ertheilte die Einwilligung ans ihre Werbung. Reich beschenkt zogen die Abgesandten ihrer Heimath zu. Das vierjährige Kind wurde in ein seidenes Gewand gehüllt, in eine silberne Wiege gelegt und der Gesandtschaft übergeben, mit vielen Kleidern, Gefäßen aus edlem Metall und Prachtgewändern, dergleichen man in Thüringen noch nicht gesehen hatte.' Das Kind wurde auf der Wartburg mit den Töchtern des landgräflichen Ehepaares erzogen und 1221 mit dem Landgrafen Ludwig, der nach dem Tode seines Vaters (1216) zur Regierung gekommen war, vermählt.
5. Ludwig Iv., der Heilige (1216—1227) und die heilige Elisabeth.
Beide Ehegatten führten auf der Wartburg ein glückliches Leben, das jedoch nur von kurzer Dauer sein sollte. Ludwig Iv., der Heilige, starb schon 1227 aus einer Kreuzfahrt, welche er im Heere Friedrichs Ii. unternommen hatte, zu Otranto in Unteritalien.
Kaum hatte Ludwig der Heilige seine Augen geschlossen, als sein Bruder Heinrich Raspe, angeblich als Vormund seines minderjährigen Neffen Hermann, die Regierung des Landes an sich riß. Elisabeth wurde mit ihren 3 Kindern von der Wartburg vertrie-
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Extrahierte Personennamen: Hermann Andreas_Ii Elisabeth Ludwig Ludwig Ludwig_Iv. Ludwig_Iv. Ludwig_Iv. Ludwig_Iv. Friedrichs Ludwig_der_Heilige Ludwig Heinrich_Raspe Heinrich Hermann Elisabeth
— so —
Die versprochene Hülfe des Markgrafen von Brandenburg, sowie ein erwirktes Stillstandsgebot des Kaisers, kamen zu spät. Den jungen Landgrafen selber hatte seine Mutter nach Spangenberg in Sicherheit gebracht. Als Sickingen mit seinen dreitausend Reitern und zehntausend Fußgängern an der Grenze des Landes brennend und plündernd erschien, stand ihm die ganze Grafschaft Katzenellenbogen offen. Das „Gerauer Ländchen" und die Bergstraße wurden mit Plünderung heimgesucht und durch Feuer und Schwert verwüstet; nur ein kleines befestigtes Schloß, Stein, welches an der „Mainspitze" lag, wurde von einigen Rittern tapfer vertheidigt. Plötzlich umzingelte Sickingen Darmstadt, in welchem sich die Blüthe des hessischen Adels befand. Statt sich zu vertheidigen und auf die von Brandenburg zugesagte Hülfe zu warten, schloß man in der Bestürzung mit Sickingen einen Vertrag, in welchem ihm alle Forderungen zugestanden wurden. 80 hessische Ritter übernahmen die Bürgschaft, da der Landgraf nicht zugegen war. Dem Hauptartikel kam Philipp nach, indem er 35000 Gulden (in lauter Hellern) nach Mainz abführen ließ; für die übrigen Artikel dieses schimpflichen und übereilten Vertrags, den auch Kaiser Maximilian für nichtig erklärte, hielt er weder sich, noch seine Ritter verpflichtet.
Sickingen verlangte die Ausführung des Vertrags und drohte „er werde bald die alten Herbergen wieder aufsuchen." Als man ihm den stolzen, hochstrebenden Sinn des jungen Fürsten schilderte, sagte er lächelnd: „Ein Kind versöhnt man mit einem Apfel." Von allen Seiten im Stiche gelassen, wurde Philipp Mitglied des „schwäbischen Bundes." Dieses Bündniß legte ihm zwar schwere ilpfer auf, aber es bot ihm doch wirksamen Schutz, denn selbst Sickingen scheute sich einer solchen Macht die Stirne zu bieten und ließ teilte Drohungen unerfüllt.
Das höhnende Wort aber konnte ihm der junge Landgraf nicht vergessen; er wartete auf eine günstige Gelegenheit um ihm die wohlverdiente Züchtigung geben zu können. Diese fand sich bald, als Sickingen den Erzbischof von Trier überfiel. Philipp verband sich mit dem Kurfürsten von der Pfalz, um dem bedrohten Standesgenoffen zu Hülfe zu kommen. Sickingen zog vor, unverrichteter Dinge wieder abzuziehen, nicht ohne das Trierer Land seinen Zorn fühlen zu lassen. Die verbündeten Fürsten wollten jedoch nicht auf halbem Wege stehen bleiben, sondern die „böse Wurzel" ausrotten. Nachdem sie einige Verbündete Sickingens gezüchtigt hatten, rückten sie vor dessen Burg Nannstuhl in der Pfalz, um sie zu belagern. Sickingen wurde durch einen Splitter tödtlich
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Extrahierte Personennamen: Spangenberg Philipp Philipp Maximilian Maximilian Philipp Philipp Philipp Philipp
— 41 —
„weißen Berg" Ernst von Mansfeld und Christian von Braunschweig für Friedrich, den „Winterkönig" eintraten und den Krieg auf eigene Faust fortsetzten. Ernst von Mansfeld überfiel auf seinen Zügen auch Hessen, berannte die festen Schlösser, plünderte die Dörfer und brannte sie nieder. Er zerstörte die Ernten und schonte selbst nicht der evangelischen Gotteshäuser. Auch Darmstadt wurde von Mansfeld eingenommen und geplündert, der Landgraf jedoch, mit seinem Sohne Johaunes auf der Flucht vom Herrngarten nach Büttelborn gefangen genommen. Erst der Sieg Tilly's bei Höchst (1622) verschaffte denselben die Freiheit. Was die Schaaren Mansfelds übrig gelassen, das zerstörten nun die nachfolgenden kaiserlichen Heere, deren geworbene Söldner einen Unterschied zwischen Freund und Feind nicht machten.
e) Bezüglich der Flucht des Landgrafen hat sich eine Sage gebildet, die Folgendes erzählt:
Auf der Flucht kamen dem Landgrafen und seinem Sohne die Verfolger immer näher. Ihre Kräfte waren erschöpft. In höchster Noth suchten sie in einer Köhlerhütte Schutz, der ihnen auch, als man den Landgrafen erkannte, bereitwilligst gewährt wurde. Rasch wurden beide in unscheinbare Kleider gehüllt und die fürstlichen verborgen. Kaum war dies geschehen, als schon die Verfolger die Hütte betraten. Obgleich man dein Landgrasen und seinem Sohn Gesicht und Hände geschwärzt hatte, so erregte doch ihre Haltung Verdacht. Man fragte den Köhler und seine Frau, wer die Beiden wären, doch sie gaben ausweichende Antworten. Als man aber begann dieselben durch Mißhandlungen zum Geständnis zu bringen, da trat der Landgraf vor und sprach: „Laßt diese, ich bin der Landgraf, den ihr suchet!" Der Mansselder führte hierauf den Landgrafen und sein Kind auf seinen Streifzügen als Gefangene mit herum und ließ sie scharf bewachen. Einst, indem der Landgraf mit betrübtem Herzeu seiner fernen Lieben gedachte, hörte er ein leises Klopfen an dem Fenster seines Gefängnisses. Als er öffnete, bemerkte er den Köhler, welcher ihm mittheilte, daß seine Wächter schliefen und alles zur Flucht bereit sei. Das schlafende Kind wurde rasch geweckt und ohne Anstand gelangten sie in den nahen Wald, wo 2 Pferde ihrer harrten. Aber kaum hatten sie dieselben bestiegen, als die Flucht bemerkt wurde. Schon hörten sie den Hufschlag der sie verfolgenden Rosse. Das Pferd des Landgrafen, der sein Kind vor sich genommen hatte, fing an von der doppelten Last zu ermatten, der Zwischenraum zwischen ihm und seinen Verfolgern wurde immer kleiner, da, in einer Schlucht, sprang der wackere Köhler vom Pferde und erwartete die heran-stürmenden Feinte. Es gelang ihm dieselben einige Zeit aufzuhalten, doch mußte er schließlich der liebermacht erliegen und wurde ein Opfer seiner Treue. Der Landgraf aber, der dadurch einen Vorsprung gewann, kam glücklich in Sicherheit.
f) Landgraf Ludwig Iv. war 1604 in Marburg ohne Erben gestorben. In feinem Testament hatte er seine beiden Vettern, Moritz, den Gelehrten, von Kassel und Ludwig V. von Darmstadt, zu seinen Erben eingesetzt, dabei jedoch bestimmt: „wer in seinen
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Extrahierte Personennamen: Ernst_von_Mansfeld Ernst Christian_von_Braunschweig Friedrich Friedrich Ernst Johaunes Ludwig_Iv Ludwig Moritz Ludwig_V._von_Darmstadt Ludwig_V.
— 17 —
sich nichts merken, nahm am nächsten Morgen freundlichen Abschied und ritt auf sein Schloß zurück.
Nun fing er an die Klagen zu untersuchen, die er seither wenig beachtet hatte. Da fand er denn, wie seither seine Ritter und Amtleute das Volk mißhandelt hatten. Er forderte sie vor seinen Richterstuhl, gab ihnen harte Verweise und drohte ihnen mit den härtesten Strafen, wenn sie sich wieder etwas derartiges zu Schulden kommen ließen. Die Ritter aber — weit entfernt ihr Unrecht einzusehen — trotzten dem Landgrafen und machten es schlimmer als vorher. Dieser aber war wirklich hart geworden; er nahm die Widerspenstigen gefangen und ließ einige sogar selber vor den Pflug spannen, damit sie einmal sähen, wie es den armen Bauern thäte. Da mußten die Ritter nachgeben, aber sie waren so erbost, daß sie dem Landgrafen nach dem Leben trachteten. Zu seiner Sicherheit trug er deshalb stets einen eisernen Harnisch".
b) Nach einer anderen Sage wäre ihm der Name „der Eiserne" von seinem Schwager, dem Kaiser Friedrich Barbarossa beigelegt worden, wegen nachstehender Begebenheit:
Nach Naumburg hatte den Kaiser sich, den Barbarossa, geladen
Zu Gaste der eiserne Ludewig, ein Herr, durch kräftige Thaten
Gar wohl geachtet, als Held bekannt im ganzen wackeren deutschen Land.
Als sie nun hatten in lustiger Hall gar männlich und wacker gezechet,
Und heiter scherzten beim Becherschall, da spottet der Kaiser: „Ei
sprechet,
Herr Landgraf, Ihr bauet, gern wüßt ich warum, ein treffliches Schloß,
doch nicht Mauern darum."
„Wohl muß ich, mein Kaiser, fiel Ludewig ein, Euch Beifall, wie
billig ist, geben,
Doch wollt ihr, so soll bis zum Morgenschein die Mauer, wie
keine, sich heben!
Nun aber ruft mahnend der Wächter uns zu: Ihr Zecher die
Mitternacht winket zur Ruh!"
„Wohl", sagt der Rothbart, „so wollen wir sehn, was Ludewigs
Rede verkündet,
Nur glaub ich mit nichten, es werde geschehn, wenn nicht sich ein
Zauberer findet! —
x5f führt wohl gar selber was Arges im Sinn? Nun zaubert,
Herr Landgraf, nur immerhin."
Müller. Geschichte von Hessen. 9
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Barbarossa Barbarossa
38
dazu die Aemter Rüsselsheim, Dornberg, Lichtenberg Rein-le“n' Zwingenberg und Auerbach, mit Darmstadt alshaupt-stadt Georg, em munterer, bildschöner Knabe, wurde nach seiner Mutter ^ode von ferner Schwester Agnes, der Gemahlin des Herzogs (spater Kurfürsten) Moritz von Sachsen, erzogen. Nach feines Katers Rückkehr erhielt er in Wilhelm Buch, der ihn mit 0 jungen Edelleuten in der stillen Feste Ziegenhain unterrichtete, einen vortrefflichen Lehrer. Der Vater hielt auf Frömmigkeit und strenge Einfachheit, duldete keine Zierrathen und fremden Moden und ließ fernem Sohne einst, als dieses Gebot übertreten worden war, die lernen Kleider ausziehen. Hieraus erklärt sich leicht die außerordentliche Einfachheit und Sparsamkeit, die Georg später ■t Je er [em kleines Erbtheil verwaltete. Darmstadt und der größte Theil des Landes litt noch an den Wunden, welche ihnen der kaiserliche General v. Büren im schmalkaldischen Kriege geschlagen. Dav von den Grasen von Katzenellenbogen erbaute Schloß war niedergerissen und der junge Landgras mußte sich mit einem hölzernen Hanfe begnügen, das sein Bruder Ludwig sich daselbst erbaut hatte und mehrfach Geräthe von feinen Bürgern leihen.
... b) Aber Gottes Segen ruhte sichtbar auf allem, was der gottes-surchtige, sparsame und einfach häusliche Landgraf unternahm. Er führte den Seiden- und Weinbau ein, legte an der Bergstraße einen Marmorbruch, bei Oberramstadt ein Kupferbergwerk au und nnn ^b^helin einen Entenfang anlegen, der jährlich über 000 Enten für feine Küche abwarf. Er entwässerte das niedriggelegene Ried durch den künstlich angelegten Landgraben und schuf durch Abzugsgräben Sümpse in fruchtbare Felder um; ebenso ließ er die Hofgüter Gehaborn, Sensfeld u. a. einrichten. Hierdurch vermehrten sich feine Einkünfte in einer Weise, daß es ihm möglich wurde in Darmstadt ein Schloß und eine Kirche zu bauen, ^en „großen Woog" als Wasserbehälter gegen Feuersgefahr anzulegen, daß Schloß Sichtenberg, das feiner Gemahlin als Wittwen-sitz dienen sollte, umzubauen und das Jagdschloß Kranichstein herzurichten. '
Trotzdem er eine Menge Güter durch Kauf erwarb und feine Unterthanen in keiner Weise durch Abgaben gedrückt wurden, konnte er andern Fürsten Gelt»Vorschüsse machen und bei feinem Tode einen Hauslchatz von fast einer halben Million Gulden hinterlassen.
c) Georg war im Geiste jener nachreformatorifchen Zeit sehr fromm, fang gern geistliche Lieder, verrichtete täglich knieend seine Morgen- und Abendandacht, versäumte keinen Gottesdienst und las die Bibel neunmal durch. Er errichtete Pfarr- und Schnlstellen und
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Extrahierte Personennamen: Georg Agnes Moritz_von_Sachsen Rückkehr Wilhelm Georg Ludwig Ludwig Georg
Extrahierte Ortsnamen: Rüsselsheim Dornberg Lichtenberg Zwingenberg Auerbach Darmstadt Wilhelm Ziegenhain Darmstadt Gottes Oberramstadt Ried Darmstadt
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Hessen
Inhalt Raum/Thema: Reformation
Landgraf Philipps Bündnis- und Vermittelungsbestrebungen. 41
Unter der Bedingung der Rückkehr zum Katholizismus soll ihm Herzog Georg von Sachsen die Nachfolge in seinem Lande versprochen und der Kaiser lockende Anerbietungen, die sich auf eine günstige Entscheidung des Prozesses mit Nassau wegen des Katzenelnbogener (Erbes und auf die von Philipp erstrebte Wiedereinsetzung des Herzogs Ulrich von Württemberg in sein Land bezogen, ja ihm sogar die Hoffnung auf die Königswürde gemacht haben. Der hessische Geschichtsschreiber Wigand £auze sagt darüber, der Landgraf sei in Augsburg „auf den hohen Berg geführt und ihm die Güter dieser Welt gezeigt (worden), indem, daß etliche mit großer List bei ihm angesucht, dem Kaiser in dieser Religionssache nicht zu widerstreben, sondern von angenommener Lehre und Bekenntnis wieder abzuweichen. Solches würde ihm zu sonderlicher Wohlfahrt gereichen, nämlich daß erstlich die Nassauische Sache durch Hilfe des Kaisers ein gutes (Ende gewinnen, darnach Herzog Ulrich von Württemberg auch wiederum zu seinen Landen und Leuten zu kommen auf leidliche Tttittel gelassen werde. Aber er hat sich diesen listigen Anlauf gar nichts lassen anfechten, sondern mit beständigem christlichen Gemüt bei getaner Bekenntnis verharrt und angebotener zeitlicher und vergänglicher Wohlfart die beständige und ewige vorgesetzt." Ais Philipp sah, daß durch die langen Verhandlungen nichts
s-
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44
44
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Extrahierte Personennamen: Philipps Philipps Georg_von_Sachsen Philipp Philipp Ulrich_von_Württemberg Wigand Ulrich_von_Württemberg Wohlfart Philipp Philipp