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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 35

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen, 35 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm, Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter: und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Rolaud war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- figur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes, Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So er- innert der Roland an die frühere Größe und Selbst- ständigkeit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- 3*

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 49

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen. 49 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland soll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm. Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter; und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Roland war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- sigur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes. Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene, rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So erinnert der Roland an die frühere Größe und Selbstständig- keit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Mug im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken. Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 4

3. Hessische Geschichte - S. 72

1897 - Gießen : Ricker
— 72 — und damit „disses commode" geschehen könne nach einem besondern Unterrichtsplane. „Wan durch Gottes gnad Seine L. so weit gebracht feint), das Sie zum schreiben können angesürt werden, soll der Praeceptor sleissig mitzusehen, daß Sie sich zu einer saubern, förmlichen und deutlichen sehnst, alsobald vom ersten ansang gewöhnen und mit der Zeit je nach und nach verbessern lernen." „Zu erlaugung der Aritkmetic (Rechenkunst), soll man Seiner L. sofern daß Sie vor ausgaug des achten Jars das einmahl eins, und das addiren lernen, behülflich sein. Damit Seine Lbd. auch Liebe zur Musik gewinnen, sollten die demselben zur Aufwartung beigegebenen adeligen Knaben täglich in Instrumental- und Vokalmusik (Gefaug) unterwiesen und diese Übungen in Gegenwart des Prinzen vorgenommen werden, „damit unsers Sohnes L. aus stetigem anhören, einen lüften dergleichen auch zu lernen gewinnen, und nachdem Sie zu einem oder andern instrumento musico inclinirt werett, zu denselben neben der vocali musica angeführt werden möchten." „Zu erhaltuug guter leibsgefuudheit und den zu ermunterung des Verstands, sollen Seiner L. nüzliche exercitia nach geendigter lectionibus gegönnt fein, sonderlich daß Sie nach und nach gelind, und ohne Übereilung im danzen, ballspielen, fpaziren im garten, mit feznng gegossener Kriegsmännlein und was etwa sonst zu paff kombt, sich üben, und ist iedesmahls dahin zu sehen, das es exercitia seyen, welche neben der recreation auch einen nuzen in sich haben, . . . auch das die exercitia corporis (Leibesübungen) nicht zu violenta seyen, oder gar zu bald auf das essen oder gleich vor demselben geschehen." Am Schlüsse des fürstlichen Erziehungsplanes wird noch einmal alles zusammengefaßt, wie weit im einzelnen bis zum 8. Lebensjahre der Prinz gefördert sein müsse. „Und ist diss unser Wunsch, das wen es Gott uns und unserm Sohn gnedig gönnen wollte, Seine L. in ausgang und ersüllung dess achten Jahrs ihres alters mit dem eyfer andächtigen gebetts, uns mit der Wissenschaft der reinen religion, auch Übung tugendlichen lebens ganz eingenommen sein, viel schöne gebettlein, Psalmen, gesäng und sprüchlein viel kistorias auch die vornehmste tilgenden und die denselben opponirte extrema wissen, deutsch, lateinisch und französisch reden, figuraliter mit einsingen, etwas danzen und sich kis feliciter j actis fundamentis (wenn die Grundlagen glücklich sitzen) zu faffung noch ntehrer qualification wie dieselbe der fromme Gott, in noch Vermehrung der jahr weiter bescheren würd, capabel befinden mögen." Diese Erziehungsschrift, welche der Landgraf Georg eigenhändig niedergeschrieben hat, ist gegeben zu „Gießen, Sontags Laetare den 16. Martii, anno Ckristi Sechszehn hundert dreyssig und vier". Nach ähnlichen Anleitungen, die immer, wie schon erwähnt, für je 4 Jahre ausgearbeitet waren, wurden Erziehung und Unterricht des Prinzen im weiteren bestimmt. Um sich zu überzeugen, daß wirklich

4. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 56

1914 - München : Oldenbourg
— 56 — 11. Zenlgericht. „So ein Missetäter zu Würzburg gefangen lag, dem ein peinlicher Gerichtstag ernannt und gesagt war, so ging's vor alters so zu, wie folgt: Der Arme so wird der verurteilte Missetäter genannt — empfängt drei Tage zuvor das Abendmahl. Am angesetzten Tage werden nebst deni Zentgrafen und den Schöppen aus der Stadt alle übrigen dazu gehörigen Schöppen gefordert. Zur hiesigen Zent gehören zwei von Aell in der Gasse Mittelzell —, zwei von Büttelbrunn, einer von Höchberg und einer von Randersacker. Dazu läßt der Oberschultheiß etlichen Bürgern gebieten in Harnisch dabei zu sein, um das Gericht zu beschützen. Noch ehe Schultheiß, Zentgraf und die Schöppen auf dem Saal erscheinen, was schon früh um 6 Uhr geschieht, tut man den Armen aus dem Gefängnisse, der Nachrichter bindet und setzet ihn in den Stock auswendig des Rathauses. — Sind die Schöppen versammelt, so fragt der Schultheiß, ob es an rechter Lagzeit und ob das Gericht zu peinlichen Rechten genugsam be-setzt sei, wie vor alters herkommen? Auf die Antwort „ja" hegt der Schultheiß das Gericht mit folgender Formel: „So lege und halte ich heut das Gericht anstatt und von wegen des Hochwürdigen Fürsten und ßerrn und von wegen seiner Gnaden Beamten, Zentgrafen, der Schöppen, Kläger und aller derer, die das Gericht besitzen, und von Rechts wegen hieher oder daran kommen ohne Gefehrde. 3ch verbiete heut euch Schöppen, aufzustehen oder niederzusitzen ohne Erlaub, auch sein Wort zu reden, er habe es dann mit Erlaub. )ch verbiete auch alle unziemliche, freventliche Zporte hinter und vor dem Gerichte '7 wo solche aehört werden, soll darum geschehen, was recht sein wird. 3ch verbiete auch alles Un-ziemliche, so ich von Rechts wegen zu verbieten habe. Ich erlaube auch alles, so ich von Rechts wegen zu erlauben habe ohne Gefehrde. 3ch gib heut allen denen Fried und Geleit, so dies Gericht besuchen, beschützen und beschirmen, auch die Recht darzu begehren. Allein die mit Urtel und Recht überwunden sein oder werden, die sollen hin Gehör haben, sie habend dann mit willen des Richters und wissen des Klägers. Ich hege und halte heut das Gericht mit aller Obrigkeit, Freiheit und Gerechtigkeit, wie es vor alters Herkommens ist, ohne alle Gefehrde." Darauf gibt der Schultheiß allen denen Fried’ und Geleit, so zu diesem Gericht kommen, die es anders geleitlich hatten: „doch sei gänzlich ausgenommen der Arme, von deswegen das Gericht gehegt ist, dem ich, soviel Recht ist, gönne, auch alle die, so in Acht, Bann oder öffentlicher Fehde und Geleitfriedbrecher fein, gänzlich ausgeschlossen." Sobald auf die Frage des Schultheißen das Gericht als genug gehegt erkannt worden, gibt der Schultheiß dem Zentgrafen den Stab. Der soll sitzen am Gericht in seinem Harnisch und Wappen, Handschuhe an-

5. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 95

1914 - München : Oldenbourg
95 — 10. Plünderung und Mißhandlung der Bewohner im Dreißigjährigen Kriege. „Die Soldaten. stellten ihre Pferde ein und schlachteten alle Hühner und Schafe nacheinander ab. hernach hatte jeglicher feine sonderbare Arbeit zu verrichten, deren jede lauter Untergang und Derderbert anzeigte. Dann obzwar etliche anfingen zu sieden und zu braten, daß es aussah, als sollte ein Festmahl gehalten werden, so waren hingegen andere, die burchstürtnten das Baus unten und oben; andere machten von Tuch, Kleidungen und allerlei Hausrat große palete zusammen, als ob sie irgend einen Krempelmarft einrichten wollten. Was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, ward zerschlagen und zu Grunde gerichtet. (Etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen; etliche schütteten die Federn aus den Betten und füllten hingegen Speck, dürres Fleisch und Gerät hinein, als ob alsdann besser darauf zu fchlafen wäre. Andere schlugen Ofen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu versündigen. Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die verbogenen und verderbten Stücke ein. Bettboden, Tische und Stühle verbrannten sie. Unsere lllagd war dermaßen mißhandelt, daß sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf die (Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Kübel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib. Das nannten sie einen schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwangen, eine partei anderwärts zu führen, wo sie Menschen und Dieh hinwegnahmen und in unsern Hof brachten. Da fing man erst an, die Steine von den Pistolen und an deren Statt des Bauern Daumen auszuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, als wenn man hätte Hexen brennen wollen, wie sie denn auch einen von den gefangenen Bauern bereits in den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, ungeachtet er noch nichts bekannt hatte. (Einem andern machten sie ein Seil um den Kopf und zogen es so zusammen, daß ihm das Blut zu Mund, Nase und Ohren heraussprang. In Summa: es hatte jeder seine eigene (Erfindung, die Bauern zu peinigen, und also auch jeder Bauer seine besondere Marter. Allein mein Vater war meinem damaligen Bedünken nach der glückseligste, weil er mit lachendem Munde bekannte, was andere mit Schmerzen und jämmerlicher Wehklage sagen mußten. Die Soldaten setzten ihn nämlich zu einem Feuer, banden ihn, daß er weder Hände noch Füße regen konnte, und rieben seine Fußsohlen mit angefeuchtetem Salze, welches ihm unsere alte Geiß wieder ab lecken und ihn also kitzeln mußte, daß er vor Lachen hätte zerbersten mögen. Das klang so spaßhaft, daß ich, weil ich es nicht besser verstand, von Herzen mitlachen mußte. In solchem Gelächter bekannte er, was man von ihm verlangte, und öffnete den verborgenen Schatz, welcher an Gold, perlen und Kleinodien viel reicher war, als man hinter Bauern hätte suchen mögen."

6. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 174

1914 - München : Oldenbourg
— m — Frühlingskleide prangende Landschaft fort, passierten das bierberühmte Oberfarnbach, das hopfenreiche Langenzenn, das freundliche Neustadt im gesegneten Aischgrund und weilten bald auf dem fruchtbarsten Teil des glücklichen Frankens, zu welchem der schöne Landstrich von Dossenheim nach Iphofen, Einersheim, Mainbernheim, Kitzingexi gezählt werden muß. Am 3. Iurii gegen 5 Uhr morgens trafen wir in Würzburg ein. Die Sonne stieg mit entzückender Pracht aus ihrem Schattenschleier hervor und vergoldete mit ihren Strahlen die malerische Gegend, die im reizenden Frühlingskleide ausgebreitet vor uns lag, als wir unter Post* Hornklang den Galgenberg hinunterfuhren. Ich will nicht eine Beschreibung der Schönheiten Würzburgs liefern und bemerke nur nebenher, daß der Fremde ja nicht versäumen soll, das überaus prächtige Residenzschloß Sr. Kgl. Roheit unseres Kronprinzen, die Bergfeste, die Domkirche, die öffentlichen Denkmäler, das Iuliusspital mit botanischem Garten usw. genau zu betrachten. Wertvolle Zeit raubte mir die paßvisitation im Begierungsgebäude. Gegen \ \ Uhr mittags kehrte ich in den Gasthof zum Kronprinzen von Bayern zurück, aß mit mehreren Reisegefährten zu Zttittag und zahlte die Zeche, die ich billig fand. Am 3. Juni, mittags um \2 Uhr, setzten wir uns auf die Diligence und fuhren über Roßbrunn, Esselbach, Aschaffenburg und Seligenstadt nach Frankfurt ab. Ein eleganter £?crr war in Nürnberg einige Stunden vor uns mit Extrapost abgefahren und hatte für seine drei Reisewagen \2 Pferde und ein Pferd für den aus jeder Station vorauseilenden Kurier nötig, weshalb wir auf allen Unter-wegsstationen keine ausgeruhten, sondern nur immer dieselben ermüdeten Pferde fanden. Infolgedessen kam er immer rasch voran und konnte übernachten, während wir die ganze Nacht fahren mußten. So langten wir auch erst am nächsten Morgen um 7 Uhr nach \9 stiindigem Unterwegsein in Frankfurt an. Don Würzburg bis Esselbach war die Straße zwar sehr gut, um so schlimmer aber war man mit den vielen Bergen daran, da man immer Schritt fahren mußte und daher von der lieben Langeweile wahrhaft gepeinigt wurde. Bei Lengfurt wird der Postwagen über den Main geschifft. Die am jenseitigen Ufer auf einem hohen Berge liegende säkularisierte propstei Triefenstein ist eine Zierde der ganzen Gegend. hinter Esselbach passierten wir den einst wegen seiner Unsicherheit so gefürchteten Spessart, der eine Breite von 3—- Meilen hat. Eine gute Straßen- und öffentliche Sicherheitspolizei und eine tätige Forstverwaltung sind die Ursache, daß sich kein schlechtes Gesindel mehr darin ansiedeln kann. Der Postwagen, der gerade um Mitternacht diesen Wald passieren muß, wird nur von einem einzigen Gendarmen zu Pferde bis Aschaffenburg begleitet, wie jeder Postwagen in Bayern zur Nachtzeit. Durch Aschaffenburg fuhren wir während dernacht und erreichten nach mehreren Stunden über (Dffenbach und Sachsenhausen die Stadt Frankfurt-

7. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 197

1914 - München : Oldenbourg
- *9? — ein paar Würste, Brot und Bier. Hier am Feuer ging es mitunter lustig her, die Treiber bildeten einen Kreis und schmetterten aus rauhen Kehlen das meidfröhliche Spessartlied in den hallenden Wald. Nach der Rückkehr in das Zagdschlößchen, wenn die Abendschatten sanken, hörte der Regent den Portrag seines Generaladjutanten und erledigte die laufenden Regierungsgeschäfte, worauf um 7 Uhr abends die Hauptmahlzeit mit Münchener Bier eingenommen wurde. Die anschließende Unterhaltung, durch Leibjäger Skell mit köstlichen Zithervorträgen gewürzt, denen der Regent oft bis zu einer Stunde zuhörte, hatte echt jägermäßiges Gepräge. An den Sonntagen fuhr der Regent mit kleiner Begleitung zum Gottesdienst nach weibersbrunn. während er im Hochgebirge, umklungen vom Glockenton aus tiefem Tal, vor dem Feldaltar der Messe beiwohnte, beugte er hier im schlichten Spessartkirchlein das Knie vor dem Allerhöchsten. Für die Bevölkerung war solch eine Sonntagmorgenfahrt ein festliches (Ereignis, sie bildete Spalier das Dorf entlang und namentlich die Kinder kannten keine Schranken in ihrem )ubel. Da lächelte gütig der Regent und sonnige Freude über die Anhänglichkeit der )ugend, die die Zukunft des Vaterlandes in Händen hält, erhellte seine milden Züge. Und manche Gabe an Arme und Gemeinden zeugte von seinem väterlich sorgenden Sinn. Bekannt ist die Luitpoldstiftung, aus deren Zinsen alljährlich den Kindern von Waldarbeitern in Altenbuch, Bischbrunn, Schoiibrunn und weibersbrunn 50 Mark in Gestalt eines Sparkassenbuches überreicht werden.

8. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 75

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
75 vorstellte. „Weißt du was, Bruder," sagte er zu ihm, „ich biu jung und stark. Ich kaun dieß Leben noch eine Weile aushalten. Gebe du für mich und laß mich au deiner Stelle hier. Ich biu sicher, daß du mich loskaufen wirst, sobald dir Gott das Vermögen dazu gibt!" Der Kranke weigerte sich lange; aber endlich gab er den Bitten feines Bruders nach. 129. Der alte Großvater und der Enkel. Es war einmal ein alter Mann, der konnte kaum gehen, seine Kniee zitterten, er hörte und sah nicht viel und hatte auch keine Zähne mehr. Wenn er nun bei Tische saß und den Löffel kaum halten konnte, schüttete er Suppe aus das Tischtuch, und es floß ihm auch wieder Etwas aus dem Munde. Sein Sohn und dessen Frau ekelten sich davor, und deßwegen mußte sich der alte Großvater endlich hinter den Ofen in die Ecke setzen, und sie gaben ihm sein Essen in ein irdenes Schüsselchen und noch dazu nicht einmal satt. Da sah er be- trübt nach dem Tische, und die Augen wurden ihm naß. Einmal auch konnten seine zitternden Hände das Schüsselchen nicht fest halten; es fiel zur Erde und zerbrach. Die junge Frau schalt; er aber sagte Nichts und seufzte nur. Da kauften sie ihm ein hölzernes für ein paar Heller; daraus mußte er nun essen. Wie sie nun da so sitzen, so trägt der kleine Enkel von 4 Jahren auf der Erde kleine Brett- lein zusammen. „Was machst du?" fragte der Vater. „Ei," ant- wortete das Kind, ich mach' ein Trögleiu; daraus sollen Vater und Mutter essen, wenn ich groß bin. Da sahen sich Mann und Frau eine Weile an, fingen endlich an zu weinen, holten den alten Groß- vater an den Tisch und ließen ihn von nun an immer mitessen, sagten auch Nichts, wenn er ein wenig verschüttete. Gebr. Grimm. ñ. Das Berufsleben 130. Die Engel am Scheideweg. An dem Ziele, wo das Kindesalter in das Jugendalter übergeht und das Mädchen zur Jungfrau heranreift, theilt sich der Weg des Lebens zur Rechten und zur linken. Zu beiden Seiten stehen drei Engel, welche die nahende Jungfrau empfangen und sie einladen, mit ihnen zu gehen. Frei und lockend sind die Mienen, reizend und ver- führerisch die Gewänder, süß und überredend die Worte der zur Lin- ken. Sie heißen Weltsinn, Eitelkeit und Hochmuth. Aber sanft und bescheiden blicken die zur Rechten, sittsam umschmiegt das Gewand die zarten Glieder, freundlicher Ernst schwebt um die reinen Lippen, Friede des Himmels leuchtet von der edelgewölbten Stirne. Sie nennen sich Unschuld, Einfalt und Demuth. Nahet sich eme Jungfrau dem Scheidewege, dann eilen die zur Linken ihr ent- gegen. Geh' mit uns; sprechen sie, unser Weg ist der Weg der Freude. Wir lehren dich zu gefallen und zu genießen. —

9. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 147

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
147 Einst kam das Riesenfräulein aus jener Burg hervor, Erging sich sonder Wartung und spielend vor dem Thor, Und ging hinab den Abhang bis in das Thal hinein, Neugcerig, zu erkunden, wicks unten möchte sein. Mit wenig raschen Schritten durchkreuzte sie den Wald, Erreichte gegen Haslach das Land der Menschen bald, Und Städte dort und Dörfer und das bestellte Feld Erschienen ihren Augen gar eine fremde Welt. Wie jetzt zu ihren Füßen sie spähend niederschaut, Bemerkt sie einen Bauer, der seinen Acker baut; Es kriecht das kleine Wesen einher so sonderbar, Es glitzert in der Sonne der Pflug so blank und klar. „Ei! artig Spielding!" ruft sie, „das nehnll ich mit nach Haus." Sie knieet nieder, spreitet behend ihr Tüchlein aus Und feget mit den Händen, was da sich Alles regt, Zu Haufen in das Tüchlein, das sie zusammenschlägt; Und eilt mit freudigen Sprüngen, wie muntre Kinder sind, Zur Burg hinan und suchet den Vater auf geschwind: „Ei Vater, lieber Vater, ein Spielding wunderschön! So allerliebstes sah ich noch nie auf unsern Höh'n." Der Alte saß am Tische und trank den kühlen Wein, Er schaut sie an behaglich, er fragt das Töchterlein: „Was Zappeliches bringst du in deinem Tuch herbei? Du hüpfest ja vor Freuden, laß sehen, was es sei." Sie spreitet aus das Tüchlein und fängt behutsam an, Den Bauer aufzustellen, den Pflug und das Gespann; Wie Alles aus dem Tische sie zierlich aufgebaut, So klatscht sie in die Hände und jpringt und jubelt laut. Der Alte wird gar ernsthaft und wiegt sein Haupt und spricht: „Was hast du angerichtet? das ist kein Spielzeug uicht; Wo du es hergenommen, da trag es wieder hin! Der Bauer ist kein' Spielzeug; was kommt dir in den Sinn? Sollst gleich und ohne Murren erfüllen mein Gebot; Denn wäre nicht der Bauer, so hättest du kein Brot! Es sprießt der Stamm der Riesen aus Bauernmark hervor; Der Bauer ist kein Spielzeug, da sei uns Gott davor." Burg Niedeck ist im Elsaß der Sage wohlbekannt, Die Höhe, wo vor Zeiten die Burg der Riesen stand; Sie selbst ist nun verfallen, die Stätte wüst und leer, Und fragst du nach den Riesen, du findest sie nicht mehr. A. v. Chamisso. 10*

10. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 225

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
225 wo möglich. — Mit ruhiger Miene tritt dieser herein und hört nut flüchtigen Worten von Cäsar's Großmnth. O! sagt er lächelnd, auf diese hab' ich längst schon gerechnet und ans dem Grunde keinen Gift- trank, sondern etwas ganz Unschädliches gereicht. — Was geschah * nun? — In wenigen Stunden war der bloß an Einbildung Erkrankte wieder hergestellt. Schlez 237. Gedächtniß. Von Friedrich dem Großen wird erzählt, daß er einst durch das gute Gedächtniß eines Engländers den Dichter Voltaire in große Ver- legenheit brachte. Er ließ sich nämlich dessen neuestes, noch unbekann- tes Gedicht vortragen und hielt während der Zeit den Engländer in einem Nebenzimmer versteckt. Nach beendigtem Vortrage stellte sich der König erzürnt, daß Voltaire sich mit fremden Federn schmucke, und er behauptete, dasselbe Gedicht schon vor einiger Zeit von einem Eng- länder an seinem Hofe gehört zu haben. Als Voltaire dieß für un- möglich erklärte, ließ der König den Engländer rufen und ihn das ge- nannte Gedicht in Voltaire's Gegenwart vortragen, worüber der Dichter nicht wenig verwundert und bestürzt war. 238. Die Kraft des Gedächtnisses hängt von den körperlichen Organen ab. Ein Mann in Brinzka bei Frankfurt a. d. O. hatte mehrere Wochen _ an einem hitzigen Fieber krank gelegen. Sein Ende scheint unvermeidlich, und endlich beklagen die Umstehenden wirklich seinen Tod. Der entseelte Körper wird' in eine Kammer gebracht und auf Stroh gelegt. Die Frau, von Schmerz und Trauer'überwältigt, be- gibt sich zu einem Nachbar. Von hier schickt sie nach Frankfurt, um einen Sarg für den Verstorbenen holen zu lassen. Der Sarg kommt, und die Frau sieht sich genöthigt wieder in das verödete Haus zurück- zukehren, um ihren Gatten beerdigen zu lassen. Sie öffnet die Thüre. Aber welch' ein Anblick wird ihr da! Da sitzt der Todte, völlig an- gekleidet und so anzuschauen, wie er früher gewesen, beim Hackklötze und spaltete Küchenholz. Betäubt steht die Frau und traut kaum ihren Augen. , Erst das Zureden ihres Mannes, der nicht gestorben, sondern nur scheintodt gewesen, kann sie wieder zu sich bringen. Sein Staunen rst indeß nicht geringer. Auch er sieht so Manches, was er nicht be- greffen kann. Angelegentlichst erkundigt er sich nach der Ursache der Anstalten, die im Hause vorgehen, sowie nach dem Grunde des Er- staunens seiner Frau. Man erzählt ihm Alles. Aber er kann sich von der Wahrheit des Erzählten mcht überzeugen; denn er weiß sich nicht ernmal zu entsinnen, daß er krank gewesen sei. Erst nach einem halben ^zahre stellt sich allmälig sein Gedächtniß wieder ein. Nun besann er sich erst wieder auf seiue Krankheit und auf das, was während derselben mit ihm vorgegangen war. Lesebuch in Lebensbildern. 4. Aufl. 15
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