Das Flachland. 107
den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vvr uns liegt
mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschaft, die wir heute durchwandert
haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und
Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S.
Lutherstein in der Dübener Heide.
4. Schmiedeberg als Badeort.
Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne
für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Neinigungsbad.
Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg
feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt.
Er läszt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme-
grad vorhanden ist.
Woher ist die Moorerde genommen?
Der Boden in der Umgegend von Schiniedeberg enthält unerschöpfliche
Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem
ein Arzt in früherer Zeit anf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte,
wnrden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste
wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter auf einem freien
Platze liegen.^ Ehe sie zur Bereitung des Moorbades gebraucht wird,
schüttet man sie auf eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie
in eine feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln
und Steiucheu ist.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: Schmiedeberg
Extrahierte Ortsnamen: Kemberg Wittenberg Eilenburg S.
Lutherstein Dübener_Heide Schiniedeberg Schmiedeberg_Moorbadeeinrichtungen
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8. Das Land zwischen ^aale und Elbe.
Von welchen Kranken werden diese Moorbäder aufgesucht?
50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg Salze; infolgedessen wirkt das
Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat,
kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken,
die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher,
der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte,
hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarein Herzen hat er
Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur
3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen
besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind
Moorhalde bei ^chmiedeberq.
in den großen Ferien hier in den Waldungen"zu treffen. Frisch und
rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen-
werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore
ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich-
falls daran.
B. Gewässer.
1. Die weiht (flfter.
Die Quelle der Weißen Elster liegt auf dem Elstergebirge. In
zahlreichen Krümmungen fließt sie nach N. durch das Vogt- und das
Osterland. Ihr tiefes Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem
Oberlause eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen
vorüber, im Mittelläufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, vou Zeitz
au, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Ortsnamen: Schmiedeberg Leipzig Greiz Gera Zeitz
Das Flachland. 121
den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vor uns liegt
mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschast, die wir heute durchwandert
haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und
Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S.
Lutherstem in der Dübener Heide.
4. Schmiedeberg als Badeort.
Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne
für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Reinigungsbad.
Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg
feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt.
Er läßt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme-
grad vorhanden ist.
Woher ist die Moorerde genommen?
Der Boden in der Umgegend von Schmiedeberg enthält unerschöpfliche
Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem
ein Arzt in früherer Zeit auf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte,
wurden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste
wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter aus einem freien
Platze liegen. Ehe sie zur Vereitung des Moorbades gebraucht wird,
schüttet man sie aus eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie
in eilte feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln
und Steiuchen ist.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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8. Das Land zwischen Saale und Elbe.
Von welchen Kranken werden diese Moorbäder ausgesucht?
50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg' Salze; infolgedessen wirkt das
Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat,
kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken,
die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher,
der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte,
hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarem Herzen hat er
Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur
3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen
besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind
Moorhalde bei ^chmiedeberg.
in den großen Ferien hier trt den Waldungen zu treffen. Frisch und
rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen-
werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore
ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich-
falls daran.
B. Gewässer.
1. Sic weihe Elster.
Die Quelle der Weißen Elster liegt aus dem Elstergebirge. In
zahlreichen Krümmungen stießt sie nach N. durch das Bogt- und das
Osterland. Ihr tieses Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem
Oberlaufe eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen
vorüber, im Mittellaufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, von Zeitz
an, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder
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Extrahierte Ortsnamen: Schmiedeberg Leipzig Greiz Gera Zeitz
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Hessen
Inhalt Raum/Thema: Reformation
Der Zchmalkaldische Krieg und die fünfjährige Gefangenschaft. 67
zog, ward der Landgraf zwischen den spanischen Vorhütern mit ihren langen Rohren, vorn, hinten und auf beiden Seiten wohlgerüstet, er aber auf einem Klepper nicht gar groß, bloße und ledige Büchsenhalftern am Sattel, das Kreuz vom Rappiere an der Scheide, daß er die Wehre daraus nicht ziehen konnte, festgemacht, unter einer großen Menge Volkes, nicht allein von Fremden, sondern auch von Speyerschen (Einwohnern, ihren Weibern, Gesinde, Jungen und Riten, so nahe an ihm, als sie kommen konnten, ließ sich ansehen, daß sie dazu abgerichtet wären, die da riefen: Rllhier reitet der aufrührerische treulose Schelm und Lösewicht, und noch wohl andere härtere, sehr beschwerliche Worte, die ich genauer mitzuteilen Bedenken habe, nicht anders als ein verurteilter Missetäter zur Exekution erkannter Leibes- und Lebensstrafe zum Tore hinausgeführt." Und in Augsburg dichtete man ein bekanntes Kindergebet ihm zum Hohne so um:
„Des Abends, wenn ich zu Bette gehe,
Sechzehn Hispanier um mich stehen:
Zwei zu Häupten, zwei zu Füßen,
Zwei zur Rechten, zwei zur Linken,
Zwei, die mich decken, zwei, die mich wecken,
Zwei, die mich kleiden mit dem spanischen Herzeleibe,
Zwei, die mich weisen nach dem spanischen paradeise.
Hilda will ich mich hinkehren, gut spanisch will ich lehren,
Und will nicht wiederkommen, denn es bringt Deutschland keinen Frommen.
Heben solchen Kränkungen quälten den (Befangenen noch die Sorgen um sein Volk, sein Land, seine Kirche und seine Familie. Auf Grund der Kapitulation mußte die Landgrafschaft entwaffnet, mußten die Festungen geschleift werden. Unter spanischer Aufsicht wurde das so gründlich besorgt, daß z. B. die Festung Gießen, wie Philipp einmal klagt, „für ewige Zeiten ruiniert" wurde. Rlles Geschütz, auch das kleinere der hessischen Städte, wurde fortgeschafft und so das ganze Land wehrlos gemacht. Sein Wohlstand ging zudem durch die fast unerschwinglichen Geldleistungen zusehends zurück. Der Krieg hatte über 600000 Gulden gekostet, 150 000 hatte man dem Kaiser zahlen müssen und 250 000 an den Komtur des Deutschherrenordens in Marburg, der ebenso wie die Bischöfe von Mainz und Paderborn und andere geistliche und weltliche Gegner des Landgrafen dessen hilflose Lage benutzte, um sich entschädigen zu lassen. Philipp suchte von seinem Gefängnis aus zu retten, was zu retten war,
mußte sich aber in den meisten Fällen zur Nachgiebigkeit bequemen, um
dem Kaiser keinen vorwand zur Verlängerung der Haft zu bieten. 3n den zahlreichen Briefen, die er an seine Regierung schrieb, erörtert er nicht nur diese großen Sorgen, sondern bekümmert sich auch um kleinere Dinge: um die Pflege des Waldes, des Wildstandes, der Jagdhunde, um die Versorgung der Rrmert und (Befangenen, um die (Erziehung feiner Kinder, um die Prediger und ihre Waisen, um die Rufficht über die Salinen u. s. w.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Personennamen: Hilda Philipp Philipp Rlles_Geschütz Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Augsburg Hohne Deutschland Marburg Mainz Paderborn
- 52 —
Das allgemeine Aufgebot des Heerbannes erfolgte auch noch unter Philipp. Beim Einfalle Sickingens (1516) wurde das Landvolk in einer stärke von 6000 Mann aufgeboten. Gegen die aufrührerischen Bauern wurde auf dem Landtage zu Alsfeld die Hilfe der Städte angerufen. Später erschien eine mehr organisierte Miliz, auch schon in Friedenszeiten in Fähnlein eingeteilt und auf Landeskosten mit Schießgewehren ausgerüstet. Im Kriege erhielten sie halben Sold, da sie Unterthanen und keine Ausrüstung zu bestreiten hatten. Sie hatten ihre ständigen Obersten, je einen für Nieder- und Oberhessen. Diese machten den Anschlag zu den Aufgeboten und führten die Fähnlein an. Im Jahre 1544 stellten Nieder- und Oberhessen 32 Fähnlein mit ungefähr 7000 Mann. Eine große Last für Stadt und Land brachten die großen Feldzüge durch den Train. Im Württembergischen Feldzuge wurden 2000 Wagen, mit 4 und 6 Pferden bespannt, mitgeführt, welche allein 6000 Bauern begleiteten. Wagen, Pferde und Begleitung mußten von den einzelnen Städten und Ämtern gestellt werden, während früher die Lehnpferde ausreichten, welche die Stifter und Lehnsleute zu stellen hatten.
Zurzeit Philipps stand das Landsknechtswesen in Deutschland in seiner Blüte. Sogar in der Reiterei wird das Verhältnis der Söldner zu den Landsassen immer größer. Bei jeder Werbung wurden die Höhe des Soldes und die Dauer des Dienstes genau festgesetzt. Die Werbung der Fähnlein besorgten Unternehmer, die Hauptleute, welche dieselben auch anführten. Die Werbeplätze für die Reiterei befanden sich außer in Hessen, auch in Westfalen, für das Fußvolk hauptsächlich in den freien Städten in Oberdeutschland. Die Rittmeister waren oft besoldete hessische Edelleute. Auch dienten bei den Landsknechten neben Edelleuten bürgerliche Hauptleute aus den Reichsstädten. Der rückständige Sold wurde oft mit Waffengewalt erzwungen. Er betrug
während des Soldmonats (4 Wochen) für den Reiter 10 fl., nach heutigem Geldwerte etwa 80 Mark, für den Fußknecht 4 fl. (30 Mark). So blieb es während des ganzen 16. Jahrhunderts. Bei der Entlassung wurde der begonnene Monat voll bezahlt, und nach jeder Schlacht oder Eroberung ein neuer Monat angefangen; dies war der „Sturmsold"; Unteroffiziere erhielten höheren Sold, „Übersold" bei den Reitern, bei den Fußgängern „Doppelsold" genannt. Der Monatssold für eine Armee von 4000 Reitern, 12000 Fußgängern nnt 34 Geschützen belief sich auf 152 000 fl., nach heutigem Geldwerte ungefähr 1 Million Mark. Davon erhielten das Gefolge des Feldherrn 2497 fl., der Reiter-stab und hohe Ämter 1400 fl., 13 Geschwader Reiter 65 000 fl., 3 Regimenter Knechte 74 000 fl., die „Artalarey" 9000 fl., „ohne was auf des Kriegsherren Tafel, Verschickung der Gesandten, Kundschaft, Botenlohn und dergleichen geht". Die Verpflegung mußte jeder Soldat selbst von seinem Solde bestreiten. Der Feldherr mußte für den Bedarf an Proviant Sorge tragen. Derselbe wurde auf den Markt des Lagers gebracht, durch den Proviantmeister abgeschätzt und unter Aufsicht des Profofsen verkauft. Die Brotlieferung war reichlich; ein Mann erhielt
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Philipps Philipps
7
andern Seite so steil ab, daß es unmöglich war, hinabzuklettern,
und unten floß ein tiefer Waldstrom. Die Feinde wußten das und
kamen mit höhnenden! Triumphgeschrei heran. Da besinnt sich der
Trompeter kurz und ruft: Hilf mir, mein Gott! spornt sein Pferd,
setzt mitten in den Strom hinein und arbeitet sich unverletzt hin-
durch an das jenseitige Ufer. Die Feinde stehen starr vor Stau-
nen; dann begnügen sie sich, ihm ihre Schüsse nachzusenden, denn
den Sprung wollte ihm keiner nachthun. Der Schwede aber, als
er das Ufer hin angekommen war, wandte sein Pferd, schwenkte mit
der einen Hand die gerettete Fahne, mit der andern setzte er die
Trompete an den Mund und schmetterte ihnen laut, daß Wald und
Ufer erklangen, die Melodie des Liedes hinüber: Ein feste Burg ist
unser Gott/
14. Der Wegweiser.
Ein alter Pfarrer machte in seinem Wagen den Weg von
Osnabrück nach Quakenbrück, und weil zwar nicht viel hohe Berge, aber
dafür desto mehr kleine Lerglein zu passieren sind, die Sandkörner,
wirds Abend, ehe Quakenbrück erreicht ist. Der Weg ist längst ver-
loren, der Nebel immer dichter, und wenn Quakenbrück seinen Namen
von den Fröschen bekommen hat, weiß der Leser auch, daß die
Frösche nicht in der Luft umherfliegen und in den Büschen ihre Nester
bauen, sondern denkt an die Sümpfe, in welche dort bald die Pferde,
bald der Wagen unserer Reisenden leichter hineingerathcn, als man
hinauskommen kann. Und weil niemand nah und weit ist, den
man hätte fragen können, wie weit es noch sei bis zur Stadt, oder
ob der Knecht den Pferden sein Haar oder sein Hott zurufen müsse
— einer aber ist dagewesen, ganz weit und ganz nahe—, steigt der
Pfarrer aus und der Knecht ab, und jener spricht: „Höre, Franz,
wir wollen es dem einen sagen", und betete also: „Lieber Herr, du
hast Israel in die Wüste, in der Wüste und aus der Wüste geführt,
des Tages mit einer Wolkensäule und des Nachts mit einer Feuer-
säule; hast dem David gesagt Psalm 32, 8: ,Jch will dich unter-
weisen und dir den Weg zeigen, den du wandeln sollst; ich will dich
mit meinen Augen leitew; hast Wege allerwegen und auch von
Osnabrück nach Quakenbrück, und zwar für Pfarrer und Knecht und
Wagen und Pferde. Die Sümpfe gehören den Fröschen; die Erde
aber hast du den Menschenkindern gegeben: nun, so hilf uns auch auf
den rechten Weg. Amen!« Und der Herr erhörte das Gebet; aber
sein Amen lautete also:
Weg hast du allerwegen.
An Mitteln fehlt dirs nicht;
Dein Thun ist lauter Segen,
Dein Gang ist lauter Licht;
Dein Werk kann niemand hindern;
Dein Arbeit kann nicht ruhn.
Wenn du, was deinen Kindern
Ersprießlich ist, willst thun.
Denn als die beiden Beter ihre Häupter wieder bedeckten, horch,
so singen die Frösche nimmer, die nur ein Lied und eine Melodie
haben; aber ein Knabe, der spät seine Herde heimtrieb, sang diesen
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Personennamen: Franz Franz David David
27
ziehen alle diese Vögel wieder aus Afrika fort, und jede Schwalbe
findet das Dorf, das Haus, ja das Nest wieder, worin sie im vorigen
Jahre gebrütet hat.
Und nun sage mir, wer ist ihr Wegweiser nach Afrika? Wer
sagt ihnen, wann sie wieder fortziehen sollen in ihre Heimat? Wer
zeigt ihnen ihren sichern Weg zu ihrem alten Neste? Du weißt es,
wer der ist, der keines seiner Geschöpfe vergißt, ohne dessen Willen
kein Sperling vom Dache fällt. Sieh, er zeigt ihnen den Weg nach
Aftika und bringt sie wieder in ihre Heimat; er bestimmt ihnen die
Zeit ihrer Reise. Wenn du die Störche, die Schwalben, die Staare,
die Wachteln kommen siehst, dann denk an ihn.
45. Die stummen Lehrer.
1. Der rauhe Herbst kommt wieder;
Jetzt stimm ich meine Lieder
In ihren Trauerton.
Die Sommerlust vergehet.
Nichts in der Welt bestehet:
Der Mensch muß endlich selbst davon.
2. Du, Gott und Herr der Zeiten,
Willst, daß wir uns bereiten
Zu unsrer wahren Ruh;
Stets zeigst du dein Gemüthe,
Schickst uns aus milder Güte
Auch stulnme, stille Lehrer zu.
3. Die Rose läßt sich brechen.
Wird niemals widersprechen
Des Gartenherren Hand;
Der Apfel, zu genießen.
Fällt selbst zu deinen Füßen
Und lässet willig seinen Stand.
4. Und du, Mensch, wolltst nichr
eben
Dich deinem Gott ergeben?
Was ist dein größter Ruhm?
Daß er dich hat erschaffen.
Geziert mit Glaubenswaffen
Zu seinem ewgen Eigenthum.
5. Schickt er denn Kreuz und
Schmerzen,
Nimmt, was uns kommt vorn Herzen:
Er meints doch allzeit gut;
Und sind wir Gottes eigen.
So laßt uns stille schweigen
Zu allein, allem, was er thut.
6. Wer mag der Welt Getümmel
Erwählen für den Himmel?
Hilf, Christe, Gottes Sohn,
Daß wir uns stets gewöhnen.
Uns nur nach dir zu sehnen
Und beinern Heilgen Gnadenthron.
46. Die Znsecten.
Äie Insecten oder Kerbthiere führen diesen Namen, weil der
Körper der meisten mit Einschnitten oder Kerben versehen ist. Sie
haben kein rothes, warmes Blut, sondern statt dessen eine kalte,
nreistentheils gelbliche Feuchtigkeit, und wenigstens sechs gegliederte,
hornartige Füße, viele am Kopfe auch Fühlhörner. Die meisten In-
secten pflanzen sich durch Eier fort; einige wenige bringen auch leben-
dige Junge zur Welt, z. B. die graue Fleischflrege. Keine Klasse der
Thiere ist so zahlreich und so weit verbreitet, als die der Insecten.
Man kennt bei 60000 verschiedene Arten, worunter an 20000 euro-
päische sind. Überall aus der Erdoberfläche, im Wasser, auf und in der
Erde, in der Luft, auf Pflanzen und Thieren leben Insecten. Beinahe
jede Pflanzen- und Thierart wird von besonderen Insecten bewohnt.
2*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Afrika Aftika Gottes Gottes
28
Einige, wie die Bienen und Ameisen, leben in geordneten Gesellschaften;
andere, wie die Heuschrecken, ziehen gefeilte} umher, oft in ungeheuern
Scharen von vielen Millionen; die allermeisten aber gehen ihren Ver-
richtungen einzeln nach.
Die Infecten zeichnen sich, obgleich größtentheils unter die kleinsten
Geschöpfe der Erde gehörig, durch mancherlei Natur-und Kunsttriebe
und Vorgefühl des Künftigen bewundernswürdig aus. Das Netz der
Spinne, das Gewebe mehrerer Raupen, die Zellen der Bienen und
Wespen u. s. w. sind unnachahmliche Kunststücke. Sehr merkwürdig
ist die den meisten eigenthümliche Verwandlung, durch welche ein
und dasselbe Thier zu einem ganz andern wird. Erst ist es z. B.
eine häßliche Raupe, die ungemein gefräßig und schädlich ist, indem
sie eine große Menge von Blättern und Knospen frißt, oder auch
ein häßlicher Wurm, der von Koth lebt. Auf einmal wird die Raupe
krank; sie krümmt und windet sich und muß als Raupe sterben, nach-
dem sie sich vorher noch ihr Sterbekleid gesponnen oder ihren Sarg
zurecht gemacht hat. Da liegt sie oder hängt sie denn lange wie
todt, und die Raupe ist dann wirklich nicht mehr vorhanden. Auf
einmal aber bricht der Frühlingssonnenschein herein; da springt der
Sarg entzwei, und aus dem Grabe geht nun ein ganz anderes Leben
hervor, als. das vorige war: ein schöner, bunter Schmetterling, der all
das Schädliche und Häßliche, was die Raupe hatte, abgelegt hat;
der gar keine Blätter und keinen Koth mehr fressen mag, sondern mit
seiner niedlichen, langen Zunge bloß die Thautröpflein oder auch den
Honigsaft aus den Blüten saugt, sehr oft aber auch gar nichts mehr zu
genießen braucht, weil er in dieser seiner letzten Gestalt nur ganz kurze
Zeit lebt. Sehr viele Infecten machen eine solche Verwandlung durch
und leben hernach als schönes, geflügeltes Insect in der Luft und auf
Bäumen, während sie vorher als Wurm in der Erde, im Wasser, im
Morast und Unrath lebten; doch können sich auch manche Infecten,
z. B. die häßliche Laus, der giftige Scorpion, die Spinne, nicht dazu
entschließen, so zu sterben, und bleiben daher bis ans Ende das, was
sie waren.
Bei einer solchen Verwandlung kann man sich viel denken, und
schon die Alten haben deshalb den Schmetterling und seine Verwand-
lung als ein Sinnbild der Auferstehung betrachtet.
47. Predigt der Garben.
Der heiße Erntetag war vorüber; eine schöne Sommernacht
breitete sich über die schwelgenden Gefilde. Da richtete sich eine Garbe
auf und rief über den Acker hin: „Lasset uns dem Herrn ein Ernte-
dankfest halten unter dem stillen Nachthimmel!" —Und alle Garben
richteten sich auf, und von ihrem Rauschen erwachten die Lerchen und
die Wachteln, die in den Stoppeln umher schlummerten.
Die erste Garbe begann ihre Predigt: „Bringet her dem
Herrn Ehre und Preis! Danket dem Herrn, denn er ist freund-
lich, und seine Güte währet ewiglich! Er läßt seine Sonne auf-
gehen über Böse und Gute. Er läßt regnen über Gerechte und
34
51. Unerwartet und dennoch erwartet.
In dem sächsischen Hohenstein wurde ein Jüngling, der Sohn
eines Bürgers daselbst, bei seiner Arbeit von der ausftürzenden
Wand einer tiefen Sandgrube erschlagen. Schon seit etlichen Tagen
hatte man an dem Jüngling bemerkt, daß er sehr ernst und in sich
gekehrt war. Er hatte immer von Tod und Ewigkeit gesprochen
und mit rechter Sehnsucht die Seligkeit des Himmels gerühmt, da
man Gott preisen werde ohne Aufhören. Heute, am Morgen seines
Todestages, war er früh auf gewesen, hatt'e sehr andächtig und mit
Thränen sein Morgengebet verrichtet und dann das Lied gesungen:
„Wer weiß, wie nahe mir mein Ende." Die Mutter hatte'ihn
wollen zu Hause behalten von der Arbeit; er aber hatte sich nicht
lassen abwendig machen, mit seinem Vater zu gehen und diesem zu
helfen. Der Vers des Liedes war an ihm eingetroffen: „Es kann
vor Nacht leicht anders werden, als es am frühen Morgen war;
denn weil ich leb auf dieser Erden, leb ich in steter Todsgefahr." Aber
der kluge Jüngling hatte sein Haus zur rechten Zeit und auf die rechte
Weise bestellt.
Heute rotll, morgen tollt. Leböue Oektnlt verliert üeb balll.
52. Der Winter.
1. Der Winter ist ein rechter Mann,
Kernfest und auf die Dauer;
Sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an;
Er scheut nicht süß, noch sauer.
5. Doch wenn die Füchse bellen sehr,
Wenns Holz im Ofen knittert.
Und um den Ofen Knecht und Herr
Die Hände reibt und zittert;
2. War je ein Mann gesund wie er?
Er krankt und kränkelt nimmer;
Er trotzt der Kälte, gleich dem Bär.
Und schläft im kalten Zimmer.
6. Wenn Stein und Bein vor Frost
zerbricht.
Und Teich und Seen krachen.
Das klingt ihm gut, das haßt er nicht.
Dann will er todt sich lachen.
3. Er zieht sein Hemh im Freien an
Und läßts vorher nicht wärmen;
Er spottet über Flüß im Zahn
Und Grimmen in Gedärmen.
7. Sein Schloß von Eis liegt ganz
hinaus
Beim Nordpol an dem Strande;
Doch hat er auch ein Sommerhaus
Im lieben Schweizerlande.-
Aus Blumen und aus Vogelfang
Weiß er sich nichts zu machen.
Haßt warmen Trank und Liederklang
Und alle warmen Sachen.
8. Da ist er denn bald dort, bald hier,
Gilt Regiment zu führen;
Und wenn er durchzieht, stehen wir
Und sehn ihn an und frieren.
53. Der Winter.
Still ifts auf dem Felde und im Walde, zu keiner Zeit stiller.
Hier unten fehlen die Sternblümchen, Hie mit ihrem Auge nach oben
schauen; aber von oben her schauen des Himmels Sterne mit einer
Herrlichkeit hernieder auf die Erde,<wie in keiner andern Jahreszeit.
J
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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