Das Flachland. 107
den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vvr uns liegt
mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschaft, die wir heute durchwandert
haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und
Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S.
Lutherstein in der Dübener Heide.
4. Schmiedeberg als Badeort.
Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne
für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Neinigungsbad.
Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg
feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt.
Er läszt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme-
grad vorhanden ist.
Woher ist die Moorerde genommen?
Der Boden in der Umgegend von Schiniedeberg enthält unerschöpfliche
Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem
ein Arzt in früherer Zeit anf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte,
wnrden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste
wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter auf einem freien
Platze liegen.^ Ehe sie zur Bereitung des Moorbades gebraucht wird,
schüttet man sie auf eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie
in eine feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln
und Steiucheu ist.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: Schmiedeberg
Extrahierte Ortsnamen: Kemberg Wittenberg Eilenburg S.
Lutherstein Dübener_Heide Schiniedeberg Schmiedeberg_Moorbadeeinrichtungen
108
8. Das Land zwischen ^aale und Elbe.
Von welchen Kranken werden diese Moorbäder aufgesucht?
50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg Salze; infolgedessen wirkt das
Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat,
kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken,
die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher,
der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte,
hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarein Herzen hat er
Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur
3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen
besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind
Moorhalde bei ^chmiedeberq.
in den großen Ferien hier in den Waldungen"zu treffen. Frisch und
rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen-
werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore
ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich-
falls daran.
B. Gewässer.
1. Die weiht (flfter.
Die Quelle der Weißen Elster liegt auf dem Elstergebirge. In
zahlreichen Krümmungen fließt sie nach N. durch das Vogt- und das
Osterland. Ihr tiefes Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem
Oberlause eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen
vorüber, im Mittelläufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, vou Zeitz
au, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Ortsnamen: Schmiedeberg Leipzig Greiz Gera Zeitz
Das Flachland. 121
den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vor uns liegt
mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschast, die wir heute durchwandert
haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und
Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S.
Lutherstem in der Dübener Heide.
4. Schmiedeberg als Badeort.
Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne
für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Reinigungsbad.
Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg
feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt.
Er läßt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme-
grad vorhanden ist.
Woher ist die Moorerde genommen?
Der Boden in der Umgegend von Schmiedeberg enthält unerschöpfliche
Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem
ein Arzt in früherer Zeit auf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte,
wurden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste
wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter aus einem freien
Platze liegen. Ehe sie zur Vereitung des Moorbades gebraucht wird,
schüttet man sie aus eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie
in eilte feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln
und Steiuchen ist.
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8. Das Land zwischen Saale und Elbe.
Von welchen Kranken werden diese Moorbäder ausgesucht?
50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg' Salze; infolgedessen wirkt das
Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat,
kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken,
die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher,
der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte,
hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarem Herzen hat er
Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur
3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen
besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind
Moorhalde bei ^chmiedeberg.
in den großen Ferien hier trt den Waldungen zu treffen. Frisch und
rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen-
werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore
ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich-
falls daran.
B. Gewässer.
1. Sic weihe Elster.
Die Quelle der Weißen Elster liegt aus dem Elstergebirge. In
zahlreichen Krümmungen stießt sie nach N. durch das Bogt- und das
Osterland. Ihr tieses Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem
Oberlaufe eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen
vorüber, im Mittellaufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, von Zeitz
an, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder
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Extrahierte Ortsnamen: Schmiedeberg Leipzig Greiz Gera Zeitz
— 39 —
*Das Freigericht (Sage).
Kaiser Friedrich Barbarossa zog einstmals von Gelnhausen aus mit seinen
Mannen gegen den Erzbischof von Mainz. In einem Walde gelangten die kühnen
Recken an ein Bächlein. Von dem weiten Ritte ermüdet, stiegen sie von ihren Rossen
und lagerten sich ins Gras, während um sie herum die Pferde weideten. Plötz-
lich ertönte Trompetenschall, und aus dem dunkeln Walde stürzte eine reisige Schar
auf Friedrich und seine Mannen los. Es war der Ritter von Ronneburg, der zu
den Mainzern hielt und im Sinne hatte, den Kaiser mit seinen Mannen zu Vernich-
ten. Diese rafften sich bestürzt auf, und es erhob sich ein furchtbarer Kampf. Viele
wurden hingestreckt, und auch Friedrich wurde verwundet. Es schien, als würden die
Feinde siegen. Da betete der Kaiser: „Herr, hilf, hilf! Komm eilend!" Und in
demselben Augenblicke hörte man Geschrei aus dem Walde. Eine Schar Bauern, mit
Dreschflegeln, Sensen und Heugabeln bewaffnet, eilte ihrem Kaiser zu Hilfe. Wütend
fielen sie die feindlichen Reiter an und ruhten nicht eher, bis alle erschlagen da lagen.
Als der Kampf beendet, war das Bächlein rot gefärbt vom Blute der Erschlagenen.
Dieses Bächlein, welches aus der Gegend des Freigerichts der Kinzig zufließt, führt
seitdem den Namen Rotenbach ^Rodenbach). An ihm liegen die Orte Nieder- und
Oberrodenbach. Zum Danke erteilte Friedrich den Bauern große Freiheiten. Er sprach
huldvoll zu ihnen: „Damit man eurer Treue in späteren Zeiten nicht vergessen werde,
und weil eure Sensen so gut gemäht, so sollt ihr mir jedes Jahr blos ein Fuder
Heu auf meine Burg Gelnhausen bringen. Oben drauf aber muß allemal ein lebendiger
Hahn sitzen als das Bild der Wachsamkeit; denn dieser und eurer Tapferkeit verdanke
ich mein Leben." Die Bauern waren frei von Steuern. Sie hatten nur den Kaiser
zum Herrn und besaßen ihr eigenes Gericht. Die Gerichtsstätte war Suneburne, das
jetzige Dorf Somborn. Die Gegend, welcher Kaiser Rotbart so große Freiheiten erteilte,
heißt noch heute das Freigericht und der Platz, wo das Gericht unter freiem Himmel
abgehalten wurde, noch jetzt der Urteilsstuhl. Das Freigericht erstreckt sich auch ins
Bayrische bis zum Berg Hahnenkamm.
Unweit der Mündung der Bracht in die Kinzig liegt die Stadt
Wächtersbach. Hier und in dem Flecken ^Bilstein im Vogelsberg befinden
sich Schlösser der Fürsten von Isenburg. Der Flecken Bieber im Spessart
hat ein Eisensteinbergwerk. Zum Kreise Gelnhausen gehört auch der vor
1866 bayrische Amtsbezirk Orb. Die Stadt Orb (kath.) hat eine Salme
und ist Bad. Orb ist die einzige Stadt im ganzen Spessart.
21. Stadtkreis Hanau.
Er ist der kleinste Kreis unseres Bezirks und begreift nur die Stadt
Hanau. Hanau, in der milden Mainebene, an der Mündung der Kinzig
in den Main gelegen, ist eine freundliche Stadt von 31000 Einwohnern.
Es ist die zweitgrößte Stadt des Regierungsbezirks und die bedeutendste
Fabrikstadt des Landes. Im Jahre 1303 zur Stadt erhoben, verdankt
Hanau sein Aufblühen den im 16. und 17. Jahrhundert hier eingewan-
derten Niederländern (Wallonen) und Franzosen. Diese hatte man wegen
ihres protestantischen Glaubens aus ihrem Vaterlande verdrängt. Ihre
Gewerbe blühen heute noch. Die Hanauer Bijouteriefabriken, welche die
verschiedensten goldnen und silbernen Schmucksachen liefern, gehören zu den
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Isenburg
— 17 —
Fulda liegt Sandershansen, wo 1758 hessische Truppen mit einer doppelten
Anzahl Franzosen in einem blutigen Gefechte rangen. Zwar siegten letztere,
aber ihr Anführer mußte selbst gestehen, daß die Niederlage der Hessen
rühmlicher gewesen sei als der französische Sieg. Die bei Kassel mündende
Söffe treibt viele Mühlen, Fabriken und Hammerwerke. An ihr liegen
die Dörfer ^Oberkaufuugeu mit einem Braunkohlenbergwerk am Kausunger-
wald, ^Niederkaufungen und nahe bei Kassel ^Bettenhauseu. Unweit
der Edermündung merken wir uns Guntershausen, wo sich zwei Eisen-
bahnen vereinigen. Die Bahn überschreitet hier die Fulda auf schöner
steinerner Brücke.
3. Rreis Hofgeismar.
Seine Hauptmasse breitet sich zwischen Weser und Diemel aus. Der
östliche Teil ist arm an Ortschaften und bildet fast einen zusammenhängenden
Wald, den Reinhardswald. Die Kreisstadt Hofgeismar an der Esse hat
eine große Gemarkung und ist Garnison und Bad. Hier befindet sich ein
evangelisches Predigerseminar.
"Der Würfelturm in Hofgeismar. (Sage).
Vor alten Zeiten, als die Stadt Hofgeismar noch viel größer war als jetzt, da
hatte sie einmal Krieg mit einem fremden Herrn, der belagerte sie von allen Seiten
und ließ niemand aus noch ein. Da hatten die in der Stadt große Not, und
Schmalhans war Küchenmeister. Am Ende hatten sie gar nichts mehr zu beißen, und
der Hunger sah den armen Bürgern aus den Augen. Die da draußen lebten anfangs
herrlich und in Freuden. Als aber die Saaten auf dem Felde abgemäht und die Viehherden
geschlachtet waren, hatten auch die vielen Leute vor der Stadt nichts mehr zu essen. Da
wurden beide Parteien einig, sie wollten zwei Männer, einen aus dem Lager, den andern
aus der Stadt, mit einander würfeln lassen. Wer den besten Wurf täte, sollte
Sieger sein. Der Würfler aus dem Lager warf 17. Darauf erhoben die Feinde
ein großes Jubelgeschrei und meinten, nun schon gewonnen zu haben; denn es gab
ja nur noch einen bessern Wurf. Aber der wackere Bürger aus der Stadt dachte:
Bange machen gilt nicht; er rüttelte und schüttelte die Würfel in der Hand und warf
— 18. Nun lachten die Geismaraner die Prahler aus, weil diese so mager abziehen
und die Stadt in Ruhe lassen mußten. Zum Andenken an den mutigen Würfler
bauten die Bürger einen Turm in der Stadtmauer, da wo man draußen gewürfelt
hatte. Oben darauf legte man drei große würfelförmige Steine, auf denen 13 Augen
zu sehen waren. Den Turm hieß man den „Würfelturm" zum ewigen Gedächtnis
Geismar'fchen Mutes und Geismar'schen Glückes. Der Turm ist zwar vor etwa
100 Jahren abgebrochen worden, aber der Straßenteil bei seinen Resten führt noch
heute dessen Namen.
Im Tale der Esse liegt ferner das Städtchen ^Jmmenhansen, in
dessen Kirche 1522 zuerst in Hessen evangelisch gepredigt wurde, außerdem
das altertümliche Städtchen ^Grebenstein und das Dorf Hümme, wo die
Abzweigung einer Eisenbahn stattfindet. Im Diemelthate sind mehrere
Städtchen zu erwähnen ^Liebenau, das an einem Bergabhange schön ge-
legene ^Trendelburg und ^Helmarshausen. Die Bewohner der Diemel-
W oll web er, Regierungsbezirk Bassel. 2
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TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]
- 20 —
In einer fruchtbaren Ebene gelegen ist das Dorf Wabern, wo die
Bahn über Fritzlar abzweigt. Hier ist eine Bessernngs- und Erziehnngs-
anstalt. Am Fuße des Kellerwaldes erwähnen wir den Amtsort ^Jesberg.
Nordöstlich von Fritzlar inmitten fruchtbarer Gefilde liegt die Stadt
Gudensberg. Über derselben erhebt sich der Gudensberg, eine kegelförmige
Basaltkuppe mit Burgtrümmern. Die Gegend von Gudensberg bildet
das Herz des alten Hessenlandes.
Bei Gudensberg war der Hauptsitz der alten Hessen oder Chatten, der Sammel-
platz ihrer Macht. Die Römer nannten ihn Mattium. Dieses war keine geschlossene
Stadt, sondern eine dichtbevölkerte Gegend, die damals vielmehr Wohnorte auswies
als heute. An Mattium erinnern die Namen zweier Dörfer der dortigen Gegend:
Metze (nördlich von Gudensberg) und Maden (südlich von Gudensberg). Bei Maden
ist die Maderheide mit dem steilen Felsen Maderstein. Hier war der Versammlungs-
ort des chattischen Volkes, wo die wichtigsten Angelegenheiten beraten und Gericht ab-
gehalten wurde. Die umliegenden Berge trugen feste Wohnsitze der Fürsten und
Herren oder waren den Göttern geweiht. Als höchsten Gott verehrte man den Wodan
oder Odin. Ihm war der Wodansberg geweiht; dieser war der Gudensberg oder
der nördlich von ihm gelegene Odenberg. Auch später, zu christlichen Zeiten, war
Maden noch lange die oberste Gerichts- oder Malstätte des Hessengaues. Daß hier
der Herzpunkt des alten Hessen war, daran erinnert der alte Spruch; „Dissen, Deute,
Haldorf, Ritte, Banne, Besse, das sind der Hessendörfer alle sesse (sechse)."
Die Fruchtbarkeit der Gegend rühmt das Sprüchwort: „Dorla, Werkel, Lohne,
Hessenlandes Krone."
*Der treue Burgmann Eckbrecht von Grifte.
Es war im Jahre 1370, als der Erzbischof von Mainz ins Hessische einfiel, um
zuerst Gudensberg zu erobern. Schon war ihm das untere Schloß, die Wenigenburg,
übergeben, und sicherlich wäre die ganze Stadt in seine Hände gefallen, hätte ihm
nicht der tapfere Verteidiger der Oberburg, Eckbrecht von Grifte, entgegen gestanden.
Mit heldenmütiger Tapferkeit schlug dieser alle Angriffe der Mainzer ab, bot allen
Ausforderungen zur Übergabe der Burg Trotz und erhielt diese so seinem Herrn, dem
Landgrafen Hermann. Um weiteres Blutvergießen zu verhüten, erschien die Gemahlin
des Landgrafen selbst vor der Burg und forderte Eckbrecht auf, sich zu ergeben. Aber
der wackere Hauptmann gab ihr zur Antwort: „Gnädige Frau, hebt euch hinweg also-
bald, oder ich werde auf euch einwerfen als auf den Feind! Und käme mein gnädiger
Herr selbst, er sollte in dieser Not nicht herauf. Ich getraue zu Gott, dieses Schloß
meinem Herrn wohl zu erhalten, bis es Friede wird. Alsdann will ich es wie ein
Biedermann und nicht eher verlassen." Da zog der Feind, durch solchen Mut er-
schreckt, wieder ab. Mit gleichem Mute verteidigte der tapfere Eckrecht von Grifte die-
selbe Stadt 1387 gegen eine große Heeresmacht.
Der einem Riesengrabe ähnliche ^Odenberg nördlich von Gudensberg
ist reich an Sagen von Karl dem Großen.
"Kaiser Karl und sein Heer im Odenberg.
Kaiser Karl hatte einst in der Nähe des Odenberges einen langen und schweren
Kampf mit den heidnischen Sachsen. Am Ende mußte er vor der Übermacht weichen,
und als ihm nun die Feinde auf den Fersen folgten, da rief er in seiner Not Gott
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Hermann Karl_dem_Großen Karl Karl Karl Karl Karl
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 72 —
Menschen erschuf, gab er ihm Gewalt über alle Tiere, über die Vögel in der Luft und die Fische im Wasser.
5. Zum fünften haben sich unsere Herrschaften die Hölzer allein zugeeignet und der arme Mann muß sich sein £70x3 teuer erkaufen. Unsere Meinung ist, daß alle Wälder, die nicht gekauft wurden, der Gemeinde zufallen sollen. Brenn- und Bauholz soll dann jeder nach Bedarf von der Gemeinde umsonst erhalten.
6. Zum sechsten fordern wir, daß man mit den Diensten, die täglich zunehmen, Einhalt tuen möge und uns gnädig behandle, wie unsere Eltern gedient haben nach dem Worte Gottes.
7. Zum siebten wollen wir uns von einer Herrschaft nicht weiter beschweren lassen als zu der Zeit, da das Gut verliehen wurde, wenn der £?err neue Dienste nötig hat, soll der Bauer ihm gehorsam sein, aber zu einer Zeit, da es ihm nicht zum Nachteil ist, und um einen annehmbaren Lohn.
8. Zum achten wollen wir, daß Güter, welche die Gült nicht tragen, von ehrbaren Leuten nach Billigkeit geschätzt werden, damit der Bauer nicht umsonst seine Arbeit tue, denn jeder Taglöhner ist seines Lohnes wert.
9. Zum neunten beschweren wir uns dagegen, daß man straft nach Neid und Gunst und nicht nach geschriebener Strafe und nach Gestalt der Sache.
10. Die Acker und wiesen, die der Gemeinde gehören und die sich jemand angeeignet hat, werden wir wieder der Gemeinde zu fanden geben.
\ V Den Todesfall wollen wir abgeschafft haben.
\2. wenn einer der Artikel dem Worte Gottes nicht gemäß ist, so wollen wir davon abstehen, wenn uns dies aus der Schrift nachgewiesen wird. Der Friede Ehristi sei mit uns allen. Amen.
f) Das Lager von Bildhausen.
Am palmtag versammelten sich etliche Bauern von Burglauer und Umgegend in einem Schenkhaus zu Münnerstadt und machten mit einigen aus der Stadt einen Pakt, das Kloster Bildhausen einzunehmen. Am folgenden Mittwoch zogen bis zu zoo Mann mit wehren, Trommeln und pfeifen vor das Kloster und forderten Einlaß. Als sie eingelassen waren, haben sich £)ans Schnabel von Münnerstadt, ein Schreiner, und fjans Scharr von Burglauer zu f^auptleuten unter ihnen aufgeworfen. Der Abt und der größte Teil des Konvents flohen gegen Königshofen im Grabfeld. Die £}auptleute nahmen die Verwaltung des ganzen Klosters Zu ihren fanden, bestellten die wache, da sie einen Überfall befürchteten, und hielten Straßen, Wege, Führten und Schläge bei Tag und Nacht in guter Acht. Auf ein Ausschreiben liefen ihnen viele Bauern aus der Umgegend zu; auch die von Neustadt schlossen sich ihnen an. Als der
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— m —
bis auf wenige Familien gestorben oder verdorben. Ohne Unterricht, ohne Gottesdienst war das junge Volk aufgewachsen in Roheit und Sittenlosigkeit; von den Soldknechten der Heere hatte es Gewalttätigkeit und Verbrechen aller Art gelernt.
Über den ehemaligen Acker war Wald gewachsen; angebaut wurde nur so viel Feld, als 3um (Ertrage der nötigen Nahrung erforderlich war. Der wert der Grundstücke war ungemein gesunken. Ost weigerten sich Nachbarn, anstoßende herrenlose Acker schenkungsweise anzunehmen, um die darauf lastenden Bodenabgaben nicht zahlen zu müssen.
Die Ortsgeschichten belegen diese 2lngaben mit (Einzelbeispielen. So schreibt die dhronif von Gerolzhofen:
„(Ein jammervolles Bild boten Stadt und Markung von Gerolzhofen nach den Drangsalen des Krieges. Die Mittel des Stadthaushaltes waren völlig erschöpft, Stadt- und Landgemeinden an den Bettelstab gebracht. Greulichen Anblick bot das Gebiet der Stadtmarhmg, der Umgebung, dessen ausgebrannte, totenstille Dörfer Lindelach, Rügsbofen, Stockheim, Alitzheim, Mittelmühle in Trümmern lagen. Rügshofen erlangte feinen früheren Umfang nicht wieder, Lindelach erhob sich überhaupt nicht mehr. Auren und wiesen waren nach langem Verwildern ertraglos, Acker und Weingärten von wildem Buschwerk überwuchert. Auch der sittliche Zustand der gelichteten Bevölkerung hatte begreiflicherweise sehr stark gelitten unter den (Eindrücken endloser blutiger Greuel, unbeschreiblicher Ausschreitungen, jammervoller Seuchen, He$enverfolgungen und Kriegsläufe. Zahlreiche Güter waren herrenlos und fanden tatsächlich keinen Herrn."
In der Ortsgeschichte von Untererthal ist zu lesen:
„Zwischen \652 und \650 verschwanden Nachbarn mit Familienangehörigen. Gegen (Ende der Kriegstvirren waren an die 50 Hofstätten verödet. Von 25 dem Frhrn. von (Erthal zustehenden Häusern standen 20 leer. Die unbewohnten Häuser waren teilweise abgebrannt oder verfallen. Steine und Holz verwendeten die den Krieg überlebenden Nachbarn zum Ausbessern ihrer baufälligen Heimstätten. Felder, wiesen und Weinberge lagen größtenteils brach; sie waren vielfach mit Hecken und Stauden verwachsen. Auf Hetzloser Markung waren \658 von 295 Morgen (Erthaljcher Acker nur ungefähr 40 Morgen bebaut, „das übrige mit Hecken und Holz verwachsen". Von \03 Morgen wiesen konnten nur 35 Morgen genutzt werden, die übrigen waren verwachsen und verwildert. Noch um 1?oo lagen \56 Morgen Feld bei Hetzlos wüst und das Dorf zählte noch ^6 öde Hofstätten.
Hier wie überall wurde die Markung neu vermessen, da sie „mit Holz, Hecken und Sträuchern dergestalt verwachsen, daß sich darinnen schwerlich mehr zu finden".
Die Stadt Karlstadt hatte ^670 {7? leere Häuser. Infolge der großen Verarmung der (Einwohnerschaft wurde der Gemeindewald verteilt.
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