Das Flachland. 107
den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vvr uns liegt
mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschaft, die wir heute durchwandert
haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und
Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S.
Lutherstein in der Dübener Heide.
4. Schmiedeberg als Badeort.
Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne
für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Neinigungsbad.
Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg
feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt.
Er läszt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme-
grad vorhanden ist.
Woher ist die Moorerde genommen?
Der Boden in der Umgegend von Schiniedeberg enthält unerschöpfliche
Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem
ein Arzt in früherer Zeit anf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte,
wnrden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste
wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter auf einem freien
Platze liegen.^ Ehe sie zur Bereitung des Moorbades gebraucht wird,
schüttet man sie auf eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie
in eine feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln
und Steiucheu ist.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: Schmiedeberg
Extrahierte Ortsnamen: Kemberg Wittenberg Eilenburg S.
Lutherstein Dübener_Heide Schiniedeberg Schmiedeberg_Moorbadeeinrichtungen
108
8. Das Land zwischen ^aale und Elbe.
Von welchen Kranken werden diese Moorbäder aufgesucht?
50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg Salze; infolgedessen wirkt das
Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat,
kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken,
die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher,
der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte,
hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarein Herzen hat er
Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur
3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen
besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind
Moorhalde bei ^chmiedeberq.
in den großen Ferien hier in den Waldungen"zu treffen. Frisch und
rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen-
werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore
ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich-
falls daran.
B. Gewässer.
1. Die weiht (flfter.
Die Quelle der Weißen Elster liegt auf dem Elstergebirge. In
zahlreichen Krümmungen fließt sie nach N. durch das Vogt- und das
Osterland. Ihr tiefes Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem
Oberlause eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen
vorüber, im Mittelläufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, vou Zeitz
au, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Ortsnamen: Schmiedeberg Leipzig Greiz Gera Zeitz
Das Flachland. 121
den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vor uns liegt
mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschast, die wir heute durchwandert
haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und
Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S.
Lutherstem in der Dübener Heide.
4. Schmiedeberg als Badeort.
Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne
für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Reinigungsbad.
Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg
feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt.
Er läßt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme-
grad vorhanden ist.
Woher ist die Moorerde genommen?
Der Boden in der Umgegend von Schmiedeberg enthält unerschöpfliche
Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem
ein Arzt in früherer Zeit auf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte,
wurden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste
wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter aus einem freien
Platze liegen. Ehe sie zur Vereitung des Moorbades gebraucht wird,
schüttet man sie aus eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie
in eilte feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln
und Steiuchen ist.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
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8. Das Land zwischen Saale und Elbe.
Von welchen Kranken werden diese Moorbäder ausgesucht?
50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg' Salze; infolgedessen wirkt das
Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat,
kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken,
die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher,
der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte,
hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarem Herzen hat er
Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur
3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen
besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind
Moorhalde bei ^chmiedeberg.
in den großen Ferien hier trt den Waldungen zu treffen. Frisch und
rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen-
werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore
ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich-
falls daran.
B. Gewässer.
1. Sic weihe Elster.
Die Quelle der Weißen Elster liegt aus dem Elstergebirge. In
zahlreichen Krümmungen stießt sie nach N. durch das Bogt- und das
Osterland. Ihr tieses Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem
Oberlaufe eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen
vorüber, im Mittellaufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, von Zeitz
an, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder
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Extrahierte Ortsnamen: Schmiedeberg Leipzig Greiz Gera Zeitz
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 145 —
gestüm und ihre unbezähmbare Kampfeswut. Gegen Armins Befehl
brach die Hauptmasse der Cherusker zu früh hervor und stürzte sich
auf die stärksten Reitergeschwader. Da befahl Germanicns der übrigen
Reiterei, seitwärts eine Wendung zu machen und die Angreifer im
Rücken anzufallen. Jetzt griff auch das Fußvolk an, und zu gleicher
Zeit fiel die Reiterei den Deutschen in den Rücken und in die
Flanken. Nach einem wild-verzweifelten Kampfe geriet die deutsche
Schlachtordnung in gräßliche Verwirrung. Die einen drängten von
der Ebene dem Walde zu, die andern aus dem Walde ins Freie.
Ter Teil der Cherusker, der aus der Anhöhe mit Armin gehalten
hatte, wahrscheinlich das Gefolge des Herzogs, wurde jetzt herab-
gedrängt. Weithin kenntlich ragte über alle der große Held hervor.
Durch gewaltige Thaten und ermunternden Zuruf, durch Hindeuten
auf seine frisch blutenden Wunden suchte er den Kampf zum Stehen
zu bringen. Umsonst! Wunder der Tapferkeit verrichtend, stürzte
er auf die Bogenschützen los, um ihre Reihen zu durchbrechen, und
dies wäre ihm geglückt, wenn nicht die keltischen Kohorten sich
ihm entgegengeworfen hätten. Dennoch schlug er sich durch, dank
der Riesenkraft seines Armes und dem feurigen Ungestüm seines
Nosses. Mit dem Blute der Wunde bestrich er sich das Antlitz,
um nicht erkannt zu werden. Jetzt sprengte er gegen die Schar der
Chauken, die in römischem Dienst standen. Diese freilich erkannten
ihn doch. Aber wenn sie auch römische Waffen trugen, so war doch
die deutsche Treue nicht ganz in ihnen erstorben. Wie auf Ver-
abredung öffneten sich ehrfürchtig die Reihen vor ihm und ließen
ihn durch. Auch Jngomer entrann. Die meisten Mannen lagen tot
auf dem Schlachtfeld. Von der letzten Stunde des Vormittags bis
zur Nacht hatte das Morden gedauert.
Tie Römer hatten einen glänzenden Sieg erfochten und mit
geringen Opfern. Auf der Walstatt errichteten sie einen hohen Erd-
Hügel, häuften auf diesen die erbeuteten Waffen zu einem Sieges-
zeichen und schrieben daran die Namen der in der Schlacht besiegten
Völker. Aber der Mut der Deutschen war trotz ihrer furchtbaren
Verluste nicht gebrochen. Wütende Scham erfüllte aller Herzen,
daß der heimische Boden das römische Siegesmal trug. Schon nach
Schulze, Heimatskunde. 1 n
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 108 —
zeit bereitete. Nach freundlichem Gruße fragte er, wo der Bürger-
meister fei. Die Frau sagte, er sei im Wirtshause, um mit seinen
Freunden ein Glas Bier zu trinken. Sie meinte, sein Geschäft
würde ja nicht so eilen, daß man den Mann um sein frohes
Stündchen bringen dürfe, nach einer halben Stunde käme er nach
Haufe.
Vincke ehrte die Gründe der guten Frau und setzte sich geduldig
am Herde uieder und zündete sich seine Pfeife an. Im Gespräche
mit der Frau ging die halbe Stuude vorüber, und der Erwartete
kam endlich; aber wie erschrak der Mann! Er bat tausendmal um
Verzeihung und entschuldigte feine Frau, die den hohen Besuch
nicht gekaunt habe.
An einem frischen Wintermorgen traf er einst noch ziemlich
früh in einem Dorfe im Münsterlande ein. Er wollte mit dem
Schulzen einen Verwaltungsgegenstand besprechen, erfuhr aber, daß
das Ehepaar noch nicht ausgestanden sei. Die Magd stand am Herde
und kochte die landesübliche Milchsuppe zum Frühstücke für die
Familie. Viucke fetzte sich au das Feuer; da er aber noch weiter
wollte, so hatte er nicht Lust, lange zu warten, und bat die Magd,
ihren Herrn zu wecken. Sie war dazu bereit; alleiu die Suppe
konnte steigeu und ins Feuer lauseu, und sie sagte, sie wolle das
schon thnn, „wenn er so lange die Suppe umrühre". — Ohne sich
zu besinnen, griff Vincke zum hölzerueu Rührlöffel und rührte Pflicht-
mäßig die Suppe. Der Schulze- >var fchou aufgestanden und au-
gekleidet und eilte, weil er ahnen mochte, wer der Bauer sei, von
dem die Magd geredet, in die Küche, wo er dann zu seinen? Schrecken
den Oberpräsidenten fand. Mit ein paar Scherzworten half Vincke
ihm ans der Verlegenheit, besprach seine Sache mit ihm und setzte
heitern Sinnes die Wanderung fort.
Von seinen Königen war er als treuer Diener erkannt und stand
bei ihnen in großem Ansehen. 1817 war er znm Mitglieds
des Staatsrats und 1825 zum Wirklichen Geheimen Rat ernannt.
Seine Brust zierten das Johanniskreuz, der Rote Adler-Orden,
das Eiserne Kreuz und der Schwarze Adler-Orden, der höchste
Orden Preußens. Sein geliebtes Westfalen nannte ihn aber feinen
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 252 —
die Hälfte brannte 1708 nieder und wurde vom Grafen Moritz
Kasimir im Geschmacke des 17. Jahrhunderts wieder hergestellt.
Als das Geschlecht der Herren zu Rheda mit Wittekind, der
in den Kreuzzügen umkam, erlosch, brach ein 150 jähriger Zwist
zwischen seinen Verwandten, den Grafen von Tecklenburg und den
edlen Herrn zu Lippe aus. Der Besitz wechselte zwischen beiden. 1373
aber besiegte Otto von Tecklenburg Simon zu Lippe, setzte ihn
gefangen und zwang ihn zum Verzicht.
In den Jahren 1478—1479 wollten sich die Grafen von Lippe
wieder der Herrschaft Rheda's bemächtigen. Sie erlitten aber durch
Nikolaus Iii. von Tecklenburg eine Niederlage und retteten sich
kaum hinter die Mauern von Wiedenbrück. Mit dem Grafen Kon-
rad starb 1575 der Mannesstamm der Tecklenburger aus, und Tecklen-
bürg nebst Rheda kam an dessen Schwiegersohn Graf Ewarvyn
von Bentheim. Seine Nachkommen besitzen noch jetzt Rheda unter
preußischer Herrschaft. Von der Stadt Rheda sei noch erwähnt,
daß am 23. Dezember 1721 als Sohn eines Regierungsrates der
berühmte Arzt und Schriftsteller Christoph Ludwig Hoffmann dort
geboren wurde. Er ließ sich nach seinem Studium auf den Uni-
verfitäten in Rintelen und Jena in seiner Vaterstadt als Arzt nieder,
übte eine bedeutende Praxis und forschte unablässig weiter. Graf
Arnold Ii. von Bentheim-Steinsurt hatte 1588 eine Hochschule
in Steinfurt gegründet, deren Professor wurde er 1756. Als er
dort die pockenkranke Tochter des Erbdrosten zu Tarfeld, die von
den Ärzten schon aufgegeben war, durch kampfergetränkte Tücher
heilte, berief ihn der Kurfürst zu Köln, der Fürstbischof von Münster,
zum Direktor seines medizinischen Kollegs in Münster und zu seinem
Leib- und Hofarzte. Bei dem Ausbruche einer Pockenepidemie führte
er die Impfung der Menschenblattern trotz heftigen Widerspruchs
ein. Auch gelang es ihm, den im Zuchthause herrschenden Skorbut
durch Licht, Lust und Reinlichkeit zu bekämpfen. Bei allen seinen
Verbesserungen in der Gesundheitspflege stand ihm sein Herr
kräftig zur Seite. Seine inhaltreichen Schriften, namentlich die
wichtigste über die Pocken, veranlaßten seine Ernennung zum Direktor
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann]]
Extrahierte Personennamen: Moritz
Kasimir Otto_von_Tecklenburg_Simon Otto Nikolaus Christoph_Ludwig_Hoffmann Ludwig Arnold_Ii
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 391 —
sogleich erzählt wird, daß der Koch in einem Fische den Schlüssel
gesunden hätte. Liudger läßt sich den Schlüssel zeigen, sieht, daß
es eben der Schlüssel zu jenem Gefängnis ist, und erkennt in
dem Wiederfinden ein Zeichen, daß Gott sein Gebet um Be-
kehrung jenes Sünders erhört habe. Dieser wird alsbald mit der
Ermahnung, fortan nie mehr zu fluchen, sondern bei jeder Witterung
Gott zu loben, in Freiheit gesetzt. Der Mann hat die Ermahnung
stets treu befolgt.
Eines Abends ging der Bischof, um die freie Natur zu ge-
nießen, auf den sogenannten Billerbecker Berg. Da fand er mitten
im Mulde ein kleines erbärmliches Häuschen, und als er näher
kam, sah er eine Frau in der Thür stehen, welche sehr schmutzig
gekleidet und im Gesichte ganz schwarz war. Er ging hinein und
fragte die Frau nach dem Grunde ihrer Unreinlichkeit, worauf
diese ihm antwortete: „Herr, der Brunnen, den du hier siehst, ist
ausgetrocknet, die ganze Gegend ist wasserleer, und ich weiß nicht,
wo ich mich waschen soll!" Kaum hatte die Frau ausgeredet,
so ergriff Ludgerus mit den Händen zwei Gänse, welche eben
neben ihm standen, warf diese in den ausgetrockneten Brunnen und
sprach: „Diese Tiere werden sich durch die Erde einen Ausgang
suchen; gebt genau acht, wo sie wiederum zum Vorschein kommen,
und grabet an dieser Stelle einen Brunnen, welcher euch Wasser
geben wird in Fülle, und der, so lange die Welt steht, nicht
versiegen soll!" Die Gänse arbeiteten sich täglich in die Erde
hinein, gruben sich durch den ganzen Berg hindurch und kamen
am anderen Morgen, zum Erstaunen der Leute, in Billerbeck aus
der Erde hervor. An der Stelle aber, wo sie ans Licht kamen,
entstand eine herrliche, klare Quelle, welche gegenwärtig noch
reichlich fließt und der Ludgerus-Brunnen genannt wird. Das
Bildnis des heiligen Bifchofs steht in Stein darauf abgebildet,
wie er in der Hand seinen Bischofsstab trägt und mit der anderen
auf den Berg hinzeigt, woher die wunderbare Quelle entstanden
ist. Auf dem Billerbecker Berge selbst steht gleichfalls an der Stelle,
wo ehemals der vertrocknete Brunnen war, Ludgerus in Stein
abgebildet, wie er im Begriffe steht, die Gänse in den Brunnen
zu werfen.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
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Charakteristische Sitten, Gebräuche und Gesinnungen.
Mit ungeheurer Zähigkeit hält der westfälische Bauer fest an alt-
überkommenen Sitten und Gebräuchen. Das „Hofzeremoniell" muß mit
peinlichster Genauigkeit erfüllt werden. Der Hof ist die Wurzel seiner
Kraft, sein ganzer Stolz. Er wechselt lieber seinen Familiennamen als
den Namen des liegenden Besitztums. Heiratet Klaus die Tochter des
Hofbesitzers Hauptmann und wird er, wenn auf dem Hofe keine männlichen
Erben vorhanden sind, Besitzer des Hanptmannschen Hofes, so wird jeder
die neugegründete Familie Hauptmann nennen. Nicht selten wird dann
der Doppelname Klaus, genannt Hauptmann angenommen.
Die echte westfälische Bauerstochter strebt nicht danach, die Frau
eiues Beamten zu werden. Ihr und besonders ihrer Eltern Sinn
steht danach, „einzuheiraten", d. h. die Frau vou einem freien Hofe zu
werden.
Sind mehrere Kinder auf einem Hofe, so wünschen diejenigen, welche
„abgefunden" werden müssen, selten, daß der Hof zu gleichen Teilen
unter die Kinder geteilt werde, sondern sie sind stolz daraus, wenn der
„Erbe" einen recht großen, gut eingerichteten Hof erhält, obwohl es
gesetzlich zulässig ist, daß das Erbe zu gleichen Teilen unter die Kinder
verteilt wird, und obwohl die „Abfindungssumme" dem Werte des Hofes
gegenüber nur gering bemeffen wird.
Besonders streng hält man bei Bestattung der Leichen an dem alten
Brauche fest. Dabei geht es noch heute so zu: Der Leichenbitter, zu
erkennen an dem langen, vom Hute über den Rücken hinab hängenden
Flor, „sagt die Leiche" in den benachbarten Bauerschaften an. Ein
Nachbar des Verstorbenen macht auf dem Standesamt, bei dem Geistlichen
und dem Lehrer die notwendigen Meldungen. Der Kantor stellt die
„Perfoualie" des Verstorbenen fest, welche Tag und Jahr der Geburt
und des Todes, alle wichtigen Lebensereignisse des Verstorbenen und
feiner Familie, Zahl und Stellung der Hinterbliebenen und ein trostreiches
Wort an die Hinterbliebenen enthält.
Am Tage der Beerdigung begiebt sich der Kantor früh in Begleitung
von 14—36 Schülern zum Trauerhause. Letztere erhalten einen örtlich
bestimmt festgesetzten Geldbetrag für das „Besingen der Leiche". Der
Entschlafene ist auf der „Dehle" aufgebahrt. Die Bretter zu dem
schweren, eichenen Sarge sind gewöhnlich auf dem eignen Hofe gewachsen,
von dem fürsorglichen Bauer selbst gefällt und nach seinen Angaben ge-
schnitten worden. Auf dem „Wiemeu" (Boden) werden die Bretter wohl
aufbewahrt.
In dem Trauerhause angekommen, tritt der Lehrer mit seinen
Schülern zu deu Seiteu des Sarges, und die Kinder und die anwesenden
Trauernden singen ein vom Kantor bestimmtes Lied von Anfang bis zu
9*
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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TM Hauptwörter (200): [T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 72 —
Menschen erschuf, gab er ihm Gewalt über alle Tiere, über die Vögel in der Luft und die Fische im Wasser.
5. Zum fünften haben sich unsere Herrschaften die Hölzer allein zugeeignet und der arme Mann muß sich sein £70x3 teuer erkaufen. Unsere Meinung ist, daß alle Wälder, die nicht gekauft wurden, der Gemeinde zufallen sollen. Brenn- und Bauholz soll dann jeder nach Bedarf von der Gemeinde umsonst erhalten.
6. Zum sechsten fordern wir, daß man mit den Diensten, die täglich zunehmen, Einhalt tuen möge und uns gnädig behandle, wie unsere Eltern gedient haben nach dem Worte Gottes.
7. Zum siebten wollen wir uns von einer Herrschaft nicht weiter beschweren lassen als zu der Zeit, da das Gut verliehen wurde, wenn der £?err neue Dienste nötig hat, soll der Bauer ihm gehorsam sein, aber zu einer Zeit, da es ihm nicht zum Nachteil ist, und um einen annehmbaren Lohn.
8. Zum achten wollen wir, daß Güter, welche die Gült nicht tragen, von ehrbaren Leuten nach Billigkeit geschätzt werden, damit der Bauer nicht umsonst seine Arbeit tue, denn jeder Taglöhner ist seines Lohnes wert.
9. Zum neunten beschweren wir uns dagegen, daß man straft nach Neid und Gunst und nicht nach geschriebener Strafe und nach Gestalt der Sache.
10. Die Acker und wiesen, die der Gemeinde gehören und die sich jemand angeeignet hat, werden wir wieder der Gemeinde zu fanden geben.
\ V Den Todesfall wollen wir abgeschafft haben.
\2. wenn einer der Artikel dem Worte Gottes nicht gemäß ist, so wollen wir davon abstehen, wenn uns dies aus der Schrift nachgewiesen wird. Der Friede Ehristi sei mit uns allen. Amen.
f) Das Lager von Bildhausen.
Am palmtag versammelten sich etliche Bauern von Burglauer und Umgegend in einem Schenkhaus zu Münnerstadt und machten mit einigen aus der Stadt einen Pakt, das Kloster Bildhausen einzunehmen. Am folgenden Mittwoch zogen bis zu zoo Mann mit wehren, Trommeln und pfeifen vor das Kloster und forderten Einlaß. Als sie eingelassen waren, haben sich £)ans Schnabel von Münnerstadt, ein Schreiner, und fjans Scharr von Burglauer zu f^auptleuten unter ihnen aufgeworfen. Der Abt und der größte Teil des Konvents flohen gegen Königshofen im Grabfeld. Die £}auptleute nahmen die Verwaltung des ganzen Klosters Zu ihren fanden, bestellten die wache, da sie einen Überfall befürchteten, und hielten Straßen, Wege, Führten und Schläge bei Tag und Nacht in guter Acht. Auf ein Ausschreiben liefen ihnen viele Bauern aus der Umgegend zu; auch die von Neustadt schlossen sich ihnen an. Als der
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