Die Höhen. 7
Wir längere Zeit stehen und betrachten die vielen Waffen und Rüstungen, die
uns davon erzählen, in welcher Weise der Krieg früher geführt wurde.
Das größte Zimmer ist der Saal. Von seinem Balkon aus gehen wir
aus breiten Treppen hinunter in den Park. Vor uns lieg^der Schloß-
teich. Stolze Schwäne schwimmen auf seiner Oberfläche; Springbrunnen
plätschern; kleine Boote schaukeln auf der Wasserfläche hin und her.
Tiefe Stille herrscht rings umher; nur aus der Ferne vernehmen wir das
Rauschen der hundertjährigen Buchen und Eichen der Brandtsheide.
Schloß Wiesenburg.
Wir verlassen das Schloß und besteigen den 200 in hohen Hagel-
berg mit seinen prächtigen Waldungen. Wir sehen, wie dort im S.o.
über die Oberfläche des Flämings die breite, mit Pappeln bepflanzte
Heerstraße zieht, die schließlich nach Wittenberg führt. Im N. erblicken
wir die hohen Türme der alten Bischossstadt Brandenburg. Doch,
was soll das Denkmal hier, aus Sandstein gemeißelt, bedeuten? Ein
Heldenweib steht vor uns, das zürnend in die Ferne schaut und sich mit
einem großen Schilde schützt. Es ist eine Borussia. Zwei Festungs-
geschütze, die 1870 in Frankreich erbeutet wurden, stehen in der Nähe.
Wir lesen die Inschrift: „Der heldenmütigen Landwehr, welche am
27. August 1813 von Vaterlandsliebe begeistert hier einen glänzenden
Sieg ersocht". Nachdem unsere tapferen Väter das französische Heer be-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: August
Extrahierte Ortsnamen: Wittenberg Brandenburg Frankreich
Die Höhen. 41
Die Türen und Fenster haben die Forin von großen Rundbogen. Da,
wo der Fußboden erhöht erscheint, stand der Altar, auf dem der Burg-
kaplan die Messe las. Gegenüber von dem Eingange der Kapelle liegt
ein größerer Raum, der als Rittersaal bezeichnet wird. Erhellt wird er
durch ein auf der Nordseite eingehaueues Fenster. Sieht man vom Fenster
nach unten, so blickt man in die schwindelnde Tiefe. Den nächsten Raum
nennt man das Zimmer der Burgfrau. Eine Tür wird vom Führer
geöffnet, und wir treten in das Burgverließ mit der Folterkammer ein.
Der Führer zündet die Laterne an und leuchtet in einen 20 m tiefen
Schacht. Wer in diesem Burgverließ gefangen saß, war unrettbar verloren.
Am oberen Rande liegen eine Reihe Totenschädel und Beinknochen. Woher
mögen diese sein?
Eingangstor, Mauerreste und Teile des Wallgrabens lassen er-
kennen, daß der Regenstein früher eine Festung war. An einem Steine
sinden wir sogar noch einen ausgearbeiteten Adler. Welchem Staate
mag demnach diese Festung angehört haben? Sie wurde von dem
Großen Kurfürsten erbaut. Zur Zeit des siebenjährigen Krieges war
sie längere Zeit in dem Besitze der Franzosen, die von hier aus das
umliegende Gebiet sehr bedrückten. Friedrich der Große entriß später den
Franzosen die Festung. Bei der Eroberung wurden die Mauern bis zum
Erdboden niedergerissen. So steht die Ruine Regenstein heute noch da.
Dort, wo früher die Ritter trotzig in das Land hinabschauten, dort, wo
später Soldaten die Festung bewachten, sehen wir heute an sonnigen
Tagen fröhliche Harzwauderer. Durch das, was wir gefeheu und was
wir gehört haben, ist uus ein Stück vergangener Zeit in die Erinnerung
gerufen worden.
c) Die herrliche Aussicht vom Regenstein.
Ehe wir uns trennen, genießen wir vom höchsten Punkte noch die
herrliche Aussicht. Wir wenden uns nach allen Richtungen. Im S. sehen
wir Blankenburg und dahinter die Teuselsmauer. Über alle Berge
und Hügel erhebt sich im Sw. das Haupt des 1140 m hohen Brockens,
das oft vom Nebel umhüllt ist. Im N. und O. blicken wir in die weite
Ebene. Durch das Fernglas erkennen wir Quedlinburg mit seinem
hochragenden Schloß und Halberstadt mit den weißen Türmen des
Domes.
Wir scheiden vom Regenstein. Unvergeßlich werden uns diese genuß-
reichen Stunden bleiben: gern werden wir oft davon plaudern.
3. Spiegelsberge und Hoppelberg.
Nahe bei der Stadt Halberstadt erheben sich die Spiegels berge.
In der Mitte des vorigen Jahrhunderts lagen sie noch als kahle Felsen
da. Jetzt sind sie mit herrlichen Wald- und Gartenanlagen geschmückt.
Den Grund dazu legte der Domherr Werner von Spiegel, nach dem die
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Werner_von_Spiegel
Ortskunde. 111
gewinnung oder mit bürgerlichen Beschäftigungen, z. B. mit der Bestattung
der Leichen.
An Sagen ist die Gegend nicht sehr reich. Viele knüpfen sich an sogenannte
Teufelssteine. Diese soll einst der Teufel nach der Kirche geworfen haben; doch
warf er stets zu kurz. Solche Steine haben meist 4 oder 5 tiefere Löcher, das sollen
die Fingereindrücke des Bösen sein. Teufelssteine zeigt man am Fuße des Peters-
berges, bei Hohenturm, Gimritz und Sennewitz unweit Halle. Bei Dölau liegt
ein besonders großer Stein, den der Volksmund „steinerne Jungfrau", „Nagelstein"
oder auch „Heidenstein" uennt. Der erste Name erinnert an sein Aussehen und
der zweite an den Aberglauben, böse Dinge in einen Stein nageln zu können. Der
Volksmund sagt: „Hier habeu die Heiden einst geopfert". Die Untersuchung hat
aber ergeben, daß er ein Grenzstein ist.
In der Gegend von Delitzsch spricht man etwa so:
A.: Kumme doch mah ha hie! Wu willte denue Heide schunt henn?
B.: Ich wil zur Kärmesse.
A.°. Bei wen denne?
B.: Bei mein' Schwoager in Zwoche.
A.: Wie lange willte denne bleibe?
B.: Na, wenn mersch gefalle thut, Dager dreie.
A.: Giestdenne och su Danze?
B.: Gunsten is' doch denne kene Kärmesse.
A.: Laß dersch niche fchlacht bekumme! Griese oach von mähr, vergiß
nich, härschte! I. Scharr.
I . Geschichtliches.
Vor etwa 1200 Jahren eroberten die Slaoen (Sorben) das Gebiet. Sie
waren Heiden. Um ihr Vordringen nach 0. zu hindern, legten die deutscheu Kaiser
(Heinrich 1., Otto 1.) Burgen (Eilendurg, Landsberg, Brehna) und Grenzmarken
an, woran uoch jetzt die Namen Osterland und Vogtland erinnern. Dennoch hielt
sich hier wendisches Leben noch manches Jahrhundert. Die wendische Dorfanlage
ist häufig uoch zu erkennen. (Beerendorf, Kletzen, Crensitz, Gollme, Weibelin,
Paupitzsch, Döbern.) Im allgemeinen kann man annehmen, daß alle auf itzsch,
witz und witzsch endigenden Namen wendischeil Ursprungs sind und soviel wie
Häuserreihe bezeichnen. Der älteste Ort des Gebietes soll das Dorf Sausedlitz bei
Delitzsch sein. Es ist eine alte Opferstätte. Der Name bedeutet soviel wie Ort des
Ziu. Der letzte Nest zeigt sich in der Tracht und deu ländlichen Festgcbräuchen der
Alteuburger. Der nördliche Teil des Landes gehörte lange zu dem Königreiche
Sachsen, kam aber lölö an unser Vaterland.
G. Ortsknnde.
^ !l) An bcr ?lulle. Naumburg (27). Weinbau. Fabriken: Horn-, Elfenbein-,
Strumpfwaren. Schiffahrt. Baudenkmäler: Dom, Schloß, Rathaus, Kadetten-
anstatt. Die Schuljugend feiert zum Andenken an die glückliche Rettung der Stadt
von den Hussiten alljährlich das Kirschfest. In der Nähe liegt die berühmte Fürsten-
schule Schulpforta.
Wcitzensels, d. h.? (34). Holzhandel. Fabriken: Maschinen, Papier, Schuhwaren.
Samenzucht, Obst-, Gemüse- und Weinbau. Brauukohlengrubeu und Sandstein-
brüche in der Umgebung. Lehrerseminar mit Taubstummenanstalt. In dem Schlosse
befindet sich jetzt eine Unteroffizierschule.
Halle, d. h. Salzstadt (1ö0). Die Salzquellen gaben Anlaß zur Gründung der
Stadt. Acker fruchtbar, deshalb Feld- und Gemüsebau. Fabriken: Maschinen,
Stärke, Kraftmehl, Tapeten. Buchhaudel und Buchdruckerei. Baumwollenspinnerei,
Eisengießerei. Schifsabrt und Handel. Baudenkmäler: Moritzburg, der Markt-
platz mit 'Rathaus, Roland-, Händel- und Kriegerdenkmal, der rote Turm, die
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_1. Heinrich Otto Baudenkmäler Baudenkmäler
26
2. Das Land zwischen Elbe und Ohre,
im Jahre 1675 in die Mark einfielen, da rotteten sich die Bauern der
Drömlingsdörfer zusammen und versuchten, den Feind zu vertreiben. Noch
heute finden wir in den Kirchen von zwei Dörfern zwei Fahnen aus dieser
Zeit. Jede trägt einen roten Adler in grünem Kranze und die Inschrift:
„F. W. 1675. Wir Bauern von geringem Gut dienen unserem gnädigen
Kurfürsten und Herrn mit unserm Blut."
Frömmigkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Tapferkeit
sind schätzenswerte Eigenschaften unserer Drömlingsbewohner.
b) Die Wische.
1. Die Wische zur Zeit der Überschwemmung im Februar und
März 1909.
a) Wie gelangen wir zur Wische?
Trotz der großen Kälte im März besteigen wir den Zug und fahren
Tion Magdeburg über Wolmirftedt nach Stendal, einein Kreuzuugs-
punkte mehrerer Eisenbahnen. Unser Zug fährt sodann mehrmals über
die Uchte, einem Nebenflüßchen der Biese. In Osterburg hält er;
wir steigen aus. Der Zug fährt fodann am Aland entlang über See-
Hausen, braust über eine große Elbbrücke dahin und niacht in Witten-
berge halt. In Osterburg befinden wir uns am Südende einer feuchten
Niederung, die den Namen Wische, d. h. Wiese, führt.
b) Welche Gestalt hat die Wische?
Sie hat die Form eines Dreiecks, das sich in der Richtung von
S.o. nach N.w. erstreckt. Die beiden Längsseiten liegen im O. und W.
Die Ostfeite wird von dem Elbbogen, die Westseite von dem Aland
und dem Unterlause der Biefe gebildet. Die Südseite erhalteu wir, wenn
wir uns auf der Karte eine Linie von Osterburg nach Sandau oder
Werben gezogen denken. Die Spitze des Dreiecks liegt da, wo der
Aland in die Elbe mündet. Von der Grundlinie des Dreiecks bis zur
Spitze würden wir 8 Std. (40 km) zu wandern haben.
c) Wie sah die Wische zur Zeit der Überschwemmung aus?
In den Monaten Februar und März des Jahres 1909 ist die
Wische überschwemmt. Der Elbdamm ist an zwei Stellen durch die
Wasser- und Eismassen durchbrochen, und die Fluteu des Elbstromes
-rauschen bis nach Osterburg und Seebausen. Die Felder und Wiesen,
die Höfe, die Häuser, die Ställe der Dörfer fteheu unter Wasser. Die
Menschen müssen flüchten; das Bieh wird in den Orten, die höher liegen,
untergebracht. Kein Weg, kein Steg ist mehr zu sehen; überall schaut
unser Auge nur Wasserflächen und Eisinaffen. Selbst der Kronprinz und
unsere Kaiserin lasfen es sich nicht nehmen, das Überschwemmungs-
gebiet zu besichtigeu. Sie spenden Geld den Armen, Trost den Hilf-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Sagen, 35
einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf
eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir
wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war
das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver-
meintlichen Künstler arg
genasführt waren. Kein
Wunder also, daß sich ihr
Unmut gegen ihn wandte.
Als sie den Schalk griffen,
steckten sie ihn zur Strafe
in den Wendenturm, Im
Nu aber entwich er mit
einem Hohngelächter: und
jeder wußte nun, daß der
vermeintliche Künstler der
leibhaftige Teufel gewesen
war.
Der Rolaud war
in der früheren Zeit für
die Stadt Stendal das
Zeichen der eigenen
Gerichtsbarkeit. Die
im Jahre 1525 am Rat-
hause errichtete Stein-
figur gehört zu den
größten, die wir besitzen.
Der gewaltige Körper
ruht auf starken Beinen,
dessen Waden stärker sind
als der Brustumfang
eines kräftigen Mannes,
Durch den schweren Pan-
zer wird der Körper ge-
schützt. Die erhobene
rechte Hand hält das 4 m
lange Schwert, das
Werkzeug des strafenden
Rechts; die linke Hand
umfaßt den Schild mit
dem brandenburgischen
Adler, das Sinnbild
des Schutzes. So er-
innert der Roland an die
frühere Größe und Selbst-
ständigkeit der Stadt
Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal.
2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M.
In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte
und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein-
willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend
ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen
würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund.
Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine
Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er-
3*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
Die Höhen. 39
sie in zwei einzelnen Höhen, den Gegensteinen. Die Bode und die Selke
durchbrechen die Teufelsmauer. Von den Gegensteinen erzählt die Soge:
Ein Bauer fuhr einst sein Getreide zum Verkauf nach Quedlinburg. Während
er in der Schoßkelle schlief, kamen die Pferde vom rechten Wege ab; und als er
erwachte, hielt der Wagen vor einer großen Höhle im dichten Walde. Nachdem
das Bäuerlein sich vom ersten Schreck erholt hatte, ging es in die Höhle, um sich
darin umzuschauen. Hier sah es zu seinem Erstaunen einen Kessel von blinkendem
Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er
die Taschen voll Gold füllen. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen
bewachte den Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er
dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum ersten Male, zum zweiten Male
füllte er die Taschen und leerte sie draußen auf seinem Gefährt; als er aber zum
dritten Male kam, erhob der Hund ein fürchterliches Geheul und fletschte die Zähne.
Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle.
Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde aus, Feuer sprühte
hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteine". Als
das Bäuerlein erwachte, sah es, wie der große Hund in Teufelsgestalt in den einen
Felsen kroch. Hier foll er noch heute sitzeu und die Vorübergeheuden äffen und ver-
spotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nachruft. Als das Bäuerlein nach
feinem Golde auf dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine; und betrübt fuhr es
weiter.
2. Der Regenstein,
a) Name.
Wer Sinn für Naturschönheiten und Verständnis für geschichtliche
Merkwürdigkeiten besitzt, versäumt nicht, aus einer Harzreise den Regenstein
zu besuchen. Wir schauen von dem Berge, auf dem das Schloß Blanken-
bürg liegt, über die am Abhänge liegende Stadt hinweg. Dort im N.
erhebt sich stolz 295 rn über dem Meeresspiegel der Regenstein. Er liegt
nördlich vom Harz allein, noch ein Stück von der Teuselsmauer entfernt,
wodurch er jedem Harzbesucher gleichsam in die Augen fällt. Sein Name
Regenstein kommt her von dem altdeutschen Wort ragin = hochragend;
und frei erhebt er sich 100 m (so hoch wie der Magdeburger Dom) über
die Ebene. Ein Regenstein ist er mit Recht, denn hoch übereinander-
geschichtete Sandsteinblöcke bilden einen 2 km langen Felskamm, der
besonders auf der Nordfeite so schroff in die Höhe steigt, „daß nicht eine
Katze hinaufklettern kann". Der erste Bewohner soll auch Graf von Regen-
stein geheißen haben.
b) Was erinnert uns noch an die alte Ritterburg und die Festung?
In einer guten halben Stunde wandern wir von Blankenburg
hinauf nach dem Regenstein, der nur von dieser Seite allmählich ansteigt.
Nachdem wir uns auf dem herrlichen Platze vor dein Gasthaufe aus-
geruht und gestärkt haben, folgen wir dem Führer. Wir sehen auf dem
Bilde sofort, daß die Burg aus einem tiefer und einem höher gelegenen
Teile besteht. Auf dem höheren Teile lagen in früherer Zeit noch die
Gebäude des Burgbewohners. Im Vordergrunde sehen wir den Bergfried.
Er ist nur uoch 6 m hoch; früher war er höher. Wir lassen unsern
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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72 Der Harz.
tischen Felsen „Schnarchern" vorüber und nimmt bald die Warme Bode
ans. Der schönste Punkt im ersten Teile ihres Oberlaufes ist Rübeland.
Hier befinden sich die drei berühmten Tropfsteinhöhlen, die Baumanns-,
die Biels- und die Her m a n n s höhl e.
Die Höhlen hal zum größten Teile das Wasser gebildet, indem es den Kalk-
stein auflöste. Die Höhleu sind sehr groß und bestehen aus mehreren Abteilungen.
In allen erblickt man tiefe Abgründe und mild übereinandergestürzte Felsen, die
hier und da Grotten bilden. Von der Decke tröpfelt unaufhörlich Wasser und setzt
feste Stoffe (Tropfstein) ab. Dadurch siud an der Decke und am Boden wunderbare
Bildungen entstanden: Säulen, Zacken, Türmchen, Halbkugeln, menschenähnliche
Hermannshöhle. Blaue Grotte.
Figuren. Alle drei Höhlen kann man besichtigen. Die Hennannshöble ist elektrisch
erleuchtet. Das Hauptgestein der Höhlen ist weißgrauer Marmor. In den Höhlen
werden große Knochen von vorweltlichen Tieren gefunden.
Von nun an beginnt die Bode ihren windungsreichen Lauf. Oft
scheint sie im Kreise herumzufließen. Ihr Tal wird immer tiefer, und
die Felsblöcke, über die das Wasser rauschend schäumt, werden immer
mächtiger. Die steilen Uferwände sind durch Verwitterung zu seltsamen
Felszacken zerklüftet und hier und da zu Gebilden gestaltet, die ihre Namen
„Mönch, Tor, Kanzel, Burgruine" nicht mit Unrecht führem Plötzlich
stürzt sich die Bode in einen Abgrund, den Bodekessel, und scheint ganz
zu verschwinden. Endlich ist sie an den gewaltigen Torpfeilern, dem
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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84 Der Harz.
Sagt vom Ilsenstein.
Als noch der Jlsenstein und der Westernberg eine zusammenhängende Fels-
masse bildeten, stand ans dem Jlsensteine das prächtige Schloß des Königs Jsung.
Hier wohnte die schöne Prinzessin Ilse. Zum Arger der bösen Zauberin im Tale
zogen viele stattliche Ritter auf den Jlsenstein- aber von ihrer häßlichen Tochter
Trnte wollte keiner etwas wissen, obwohl diese das köstlichste Geschmeide, Gold
und Edelsteine die Fülle besaß. Als einst der Ritter Rolf die Zauberin um den
zum Jlsenstein fragte, bat Trute die Mutter, den Ritter zu bezaubern, daß
er bei ihnen bliebe.
Das gelang der Hexe
auch. Allein nach einiger
Zeit entrann Rolf ihnen
doch und kam glücklich
auf den Jlsenstein. Die
Schönheit der Prin-
zessin Ilse und die Gast-
frenndfchaft des Königs
fesselten ihn so, daß er
gern im Schlosse blieb.
Ja, der alternde König
nab ihm seine Tochter
Ilse zur Gemahlin.
Darüber entbrannte der
Haß der Zaubcriu, und
sie trachtete nach Rache.
In der Walpurgis-
nacht gewann sie den
Beistand des Teufels
und fandte ungeheure
Wassermassen vom
Brocken gegen Jsungs
Schloß. Die donnern-
den Wogen unterwühl-
ten den Felsen, bis er
mit dem Schlosse zu-
sammenstürzte. Rolf
und Jsung kamen elend
nm, nur Ilse rettete
sich auf den Felsen,
der jetzt das .Kreuz
trägt. Dort irrt sie
seitdem umher und
sucht ihren Gemahl.
Wer sie erlösen will,
innß ihr in der Geister-
Jliemlle nn Harz. stunde des 1. Mai be-
stimmte Waldblumen
bringen. Wehe aber dem, der sie neckt oder iin Bade belauscht, den verwandelt
sie in eine altersgraue Tanne am steilen Bergabhange.
3. Der Zlnterhar;.
Der Unterharz ist die Fortsetzung der Hochebene des Oberharzes nach
So. etwa bis zur Harzwipper. Er ist einförmig, von Flußtälern zer-
schnitten und geht allmählich in das Flachland über. Der Unterharz
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Der Unterharz. 87
Herentanzplatz und dein Rotztrappefelsen, angelangt, überwältigend
ist der Blick vom Hexentanzplatz. Unter sich sieht man die schwindelnde
Tiefe und hört das Tosen und Rauschen der Bode- vor uns erblicken wir
den himmelhohen Brocken, der auf die gegenüberliegenden steilen juitb
kahlen Felswände der Roßtrappe ausgesetzt erscheint- zur linken Seite
sehen wir die endlosen bewaldeten Höhen und rechts, tief unten, die
Eingang ins Bodetal.
lachenden Felder in der Ebene. Wenige km weiter tritt die Bode bei
dem großen Dorfe Thale in die Ebene. (Die Bode in der Ebene s. S. 74.)
Zage von der Roktrappe.
In alten Zeiten, als der Harz noch von Riesen und Zwergen bewohnt war,
besah ein König der Riesen eine schöne Tochter Namens Emma. In diese hatte
sich Bodo, der Böhmenkönig, verliebt. Aber Emma wollte von ihm nichts wissen
und entfloh auf ihrem Rosse vor ihm über Höhen und durch Wälder. Plötzlich stand
ihr Roß vor einem jähen Abgrunde. — Schon hörte sie hinter sich das Hohn-
gelächter Bodos. Da gab sie ihrem Rosse die Sporen und wagte den Sprung über
den gräßlichen Abgrund. Zwar entfiel ihr die goldene Krone, die in das rauschende
Wasser sank; sie aber kam glücklich hinüber. Der Ausschlag des Riesenpferdes
war so gewaltig, daß von einem Hufe eine tiefe Spur im Felsen zurückblieb. Nach
dieser Fußspur erhielt der Felsen später den Namen Roßtrappe. Auch Bodo setzte
zu gleichem Sprunge an, aber sein Roß sprang zu kurz. Er stürzte hinab in das
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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40
2. Das Land zwischen Elbe und Ohre,
im Jahre 1675 in die Mark einfielen, da rotteten sich die Bauern der
Drömlingsdörfer zusammen und versuchten, den Feind zu vertreibeu. Noch
hente finden wir in den Kirchen von zwei Dörfern zwei Fahnen aus dieser
Zeit. Jede trägt einen roten Adler in grünem Kranze und die Inschrift:
„F. W. 1675. Wir Bauern von geringem Gut dienen unserem gnädigen
Kurfürsten und Herrn mit unserm Blut."
Frömmigkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Tapferkeit
sind schätzenswerte Eigenschaften unserer Dröinliugsbewohner.
b) Die Wische.
1. Die Wische zur Zeit der Überschwemmung im Februor nud
März 1909.
a) Wie gelangen wir zur Wische?
Trotz der großen Kälte im März besteigen wir den Zug und fahren
von Magdeburg über Wolmirftedt nach Stendal, einein Kreuzungs-
punkte mehrerer Eisenbahnen. Unser Zug fährt sodann mehriilals über
die Uchte, einem Nebenflüßchen der Biese. In Osterbnrg hält er;
wir steigen aus. Der Zug fährt sodann am Aland entlang über See-
Hausen, braust über eine große Elbbrücke dahin und macht in Witten-
berge halt. In Osterburg befinden wir uns am Südende einer feuchten
Niederung, die deu Namen Wische, d. h. Wiese, führt.
b) Welche Gestalt hat die Wische?
Sie hat die Form eines Dreiecks, das sich in der Richtung von
S.o. nach N.w. erstreckt. Die beiden Längsseiten liegen im O. und W.
Die Ostseite wird von dem Elbbogen, die Westseite von dem Aland
und dem Unterlause der Biese gebildet. Die Südseite erhalten wir, wenn
wir uns auf der Karte eine Linie von Osterburg nach Sandau oder
Werben gezogen denken. Die Spitze des Dreiecks liegt da, wo der
Aland in die Elbe mündet. Bon der Grundlinie des Dreiecks bis zur
Spitze würden wir 8 Std. (40 km) zu wandern haben.
c) Wie sah die Wische zur Zeit der Überschwemmung aus?
In den Monaten Februar und März des Jahres 1909 ist die
Wische überschwemmt. Der Elbdamm ist an zwei Stellen durch die
Wasser- und Eismasfen durchbrochen, und die Fluten des Elbstromes
rauschen bis nach Osterburg und Seehausen. Die Felder und Wiesen,
die Höfe, die Hänser, die Ställe der Dörfer stehen unter Waffer. Die
Menschen müssen flüchten; das Biel) wird in den Orten, die höher liegen,
untergebracht. Kein Weg, kein Steg ist mehr zu sehen; überall schaut
unser Auge nur Wasserflächen und Eismassen. Selbst der Kronprinz und
unsere Kaiseriu lassen es sich nicht nehmen, das Überschwemmnngs-
gebiet zu besichtigen. Sie spenden Geld den Armen, Trost den Hilf-
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