Das Flachland. 107
den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vvr uns liegt
mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschaft, die wir heute durchwandert
haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und
Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S.
Lutherstein in der Dübener Heide.
4. Schmiedeberg als Badeort.
Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne
für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Neinigungsbad.
Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg
feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt.
Er läszt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme-
grad vorhanden ist.
Woher ist die Moorerde genommen?
Der Boden in der Umgegend von Schiniedeberg enthält unerschöpfliche
Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem
ein Arzt in früherer Zeit anf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte,
wnrden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste
wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter auf einem freien
Platze liegen.^ Ehe sie zur Bereitung des Moorbades gebraucht wird,
schüttet man sie auf eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie
in eine feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln
und Steiucheu ist.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: Schmiedeberg
Extrahierte Ortsnamen: Kemberg Wittenberg Eilenburg S.
Lutherstein Dübener_Heide Schiniedeberg Schmiedeberg_Moorbadeeinrichtungen
108
8. Das Land zwischen ^aale und Elbe.
Von welchen Kranken werden diese Moorbäder aufgesucht?
50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg Salze; infolgedessen wirkt das
Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat,
kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken,
die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher,
der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte,
hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarein Herzen hat er
Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur
3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen
besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind
Moorhalde bei ^chmiedeberq.
in den großen Ferien hier in den Waldungen"zu treffen. Frisch und
rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen-
werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore
ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich-
falls daran.
B. Gewässer.
1. Die weiht (flfter.
Die Quelle der Weißen Elster liegt auf dem Elstergebirge. In
zahlreichen Krümmungen fließt sie nach N. durch das Vogt- und das
Osterland. Ihr tiefes Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem
Oberlause eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen
vorüber, im Mittelläufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, vou Zeitz
au, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Extrahierte Ortsnamen: Schmiedeberg Leipzig Greiz Gera Zeitz
K. Geschichtliches. 11
Das Eigentum der Stadt bringt Geld ein (Pachte Miete). Außer-
dem sind die Einwohner verpflichtet, Steuern zu zahlen. Bon diesen
Einnahmen deckt der Magistrat alle Ausgaben der Stadt, z. B. sür
Bauten, Straßen und Gehälter.
Die Stadtverordneten haben bei vielen Dingen, z. B. überall, wo
Geld zu zahlen ist, dem Magistrate ihre Zustimmung zu erteilen. Sie
unterbreiten dem Magistrate die Wünsche und Beschwerden der Ein-
wohner. Manche Verwaltungsgeschäfte überträgt der Magistrat be-
sonderen Beamten. So überwacht die Baupolizei die Erbauung der
Häuser, der Brandmeister das Feuerlöschwesen, der Schulvorstand das
Schulwesen usw.
Für die Sicherheit und Ordnung bei Tag und Nacht sorgt die
Polizei. An ihrer Spitze steht in großen Städten der Königliche
Polizeipräsident, in kleineren der Bürgermeister als Polizei-
Verwalter. Bei gewissen Angelegenheiten, z. B. Brückenbauten und
Stadterweiterungen, kann die Stadtbehörde nicht allein handeln, sondern
bedarf der Zustimmung und Erlaubnis der höheren Behörde, die König-
liche Negieruug genannt wird. An ihrer Spitze steht der Regierungs-
Präsident.
K. Geschichtliches.
Woher hat unser Heimalort seinen Rainen? Was bedeutet dieser? Was
ist über die Gründung unseres Wohnortes bekannt? Welche Sagen knüpfen sich
daran? Welche Zeugen der Vorzeit sind noch vorhanden? Welchen Zwecken dienten
diese? Welche geschichtliche Ereignisse knüpfen sich an unsern Ort? Welche be-
rühmten Männer sind hier geboren oder haben hier gewohnt? Wodurch haben
sie sich ausgezeichnet? Wie ist hier ihr Andenken geehrt?
Iii. Kreis: Wa»drr»»gk» i» die »Wk Umgtliung.
a) Kodenformen.
Nach welcher Himmelsgegend ist der Boden eben? Welche Höhen lernten
wir kennen? Wie liegen sie zum Heimatorte? Nenne einzeln liegende Erhöhungen
(Hiigel, Berg)! Wo bilden die Erhöbungen Gruppen? (Hngelreihe.) Name?
Hobe in m? Wie ist ihr Boden beschaffen? Wie macht der Mensch diese Höhen
nutzbar?
Welche Täler sind in der Umgebung? Welche verschiedenen Bodensormen
lernten wir also ans unseren Wanderungen kennen? Wie bezeichnet man auf der
Karte einen Hügel, einen Berg, einen Höhenzug, einen Abhang usw.? Entwirf
eine Karte von der nächsten Umgebung, die die Bodensormen zeigt! (Wand-
Lasel, Buch.)
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Das Flachland. 121
den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vor uns liegt
mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschast, die wir heute durchwandert
haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und
Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S.
Lutherstem in der Dübener Heide.
4. Schmiedeberg als Badeort.
Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne
für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Reinigungsbad.
Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg
feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt.
Er läßt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme-
grad vorhanden ist.
Woher ist die Moorerde genommen?
Der Boden in der Umgegend von Schmiedeberg enthält unerschöpfliche
Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem
ein Arzt in früherer Zeit auf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte,
wurden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste
wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter aus einem freien
Platze liegen. Ehe sie zur Vereitung des Moorbades gebraucht wird,
schüttet man sie aus eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie
in eilte feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln
und Steiuchen ist.
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8. Das Land zwischen Saale und Elbe.
Von welchen Kranken werden diese Moorbäder ausgesucht?
50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg' Salze; infolgedessen wirkt das
Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat,
kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken,
die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher,
der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte,
hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarem Herzen hat er
Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur
3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen
besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind
Moorhalde bei ^chmiedeberg.
in den großen Ferien hier trt den Waldungen zu treffen. Frisch und
rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen-
werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore
ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich-
falls daran.
B. Gewässer.
1. Sic weihe Elster.
Die Quelle der Weißen Elster liegt aus dem Elstergebirge. In
zahlreichen Krümmungen stießt sie nach N. durch das Bogt- und das
Osterland. Ihr tieses Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem
Oberlaufe eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen
vorüber, im Mittellaufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, von Zeitz
an, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder
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Extrahierte Ortsnamen: Schmiedeberg Leipzig Greiz Gera Zeitz
Autor: Borries, Emil von, Pfeifer, Wilhelm, Henkelmann, Karl, Brandt, Paul, Kienitz, Otto
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Regionen (OPAC): Hessen
Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): Jungen
84 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der deutschen Geschichte.
Vielleicht die segensreichste unter den Neuerungen Josephs war die Aufhebung der Leibeigenschaft. Ein Steuergesetz suchte eine gleich-mige Verteilung der Grundstenern durchzufhren. Vor Gericht sollte der Grundsatz gelten: Gleiches Recht fr alle! Die Kreismter erhielten das Recht, alle Kreiseingesessenen ohne Unterschied des Standes aufs schrfste zu beaufsichtigen. Die deutsche Sprache wurde bei allen Be-Hrden der Gesamtmonarchie die Dienstsprache.
So wohlttig viele seiner Gesetze sein mochten, so rief doch die schonungslose, despotische Art ihrer Einfhrung berall erst geheimen, dann offenen Widerspruch wach. In Belgien brach ein Aufruhr aus. Durch Unglck und Krankheit gebrochen und durch die Mierfolge seiner Regierung verbittert, widerrief Joseph 1790 auf dem Totenbette alle seine Neuerungen, ausgenommen die Aufhebung der Leibeigenschaft und das Toleranzedikt.
Von groer Bedeutung fr die sptere Gestaltung Deutschlands wie fr die nationale Zusammensetzung der Bevlkerung sterreichs wre es gewesen, wenn Joseph seine Plne in Sddeutschland htte ausfhren knnen (vgl. 47).
Viele seiner Einrichtungen schaffte sein Bruder und Nachfolger Leopold Ii. (17901792) wieder ab, aber die zehn Jahre der Regierung Josephs lieen in sterreich tiefe Spuren zurck, und sein Andenken lebt, wie das Friedrichs, bei seinen Untertanen in vielen Anekdoten fort.
50. Preußen. Die Nachfolger Friedrichs des Groen zeigten sich der schweren Aufgabe, die er ihnen hinterlassen hatte, nicht gewachsen. Ihnen fehlte vor allem der starke, durchgreifende Knigswille, dessen der preuische Staat, wie er nun einmal war, nicht entraten konnte.
Friedrich Wilhelm Ii. (17861797), der Neffe Friedrichs Ii., war vor seinem Regierungsantritte von seinem Oheim von jedem Anteil an der Regierung ferngehalten worden und daher ohne Kenntnis der Ge-schfte und ohne Gewhnung an die Arbeit. Da es unter Friedrich Ii. zur Regel geworden war, da die Entscheidungen in allen wichtigen Fragen der Verwaltung im Kabinett des Knigs getroffen wurden, Friedrich Wilhelm Ii. aber von den einzelnen Zweigen der Verwaltung keine ge-ngenden Kenntnisse hatte, so wurde er von den Mnnern, mit denen er die laufenden Geschfte erledigte, den Kabinettsrten, abhngig. So entstand die Kabinettsregierung in Preußen, in der sich die Kabinetts-rte als eine Zwischeninstanz zwischen den König und die obersten Spitzen der Verwaltung einschoben. Sie wurde im Jahre 1807 wieder beseitigt.
Unter Friedrich Wilhelm Ii. wurde das Allgemeine La ndrecht in Preußen eingefhrt. Er vereinigte 1791 die seit 1769 verbundenen Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth mit der Monarchie, nachdem der letzte Markgraf freiwillig abgedankt hatte.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Joseph Joseph Leopold_Ii Leopold Friedrichs Friedrichs Friedrichs Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrichs Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Autor: Borries, Emil von, Pfeifer, Wilhelm, Henkelmann, Karl, Brandt, Paul, Kienitz, Otto
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Regionen (OPAC): Hessen
Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): Jungen
80 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der deutschen Geschichte.
Dieser Besitzwechsel wrde sich ohne Strung vollzogen haben, wenn nicht der Herzog Karl Ii. von Pfalz-Zweibrcken gleichfalls erbberechtigt gewesen wre und wenigstens zu dem Handel seine Zustimmung htte geben mssen, damit er rechtsgltig wrde. Karl wrde unzweifelhaft eingewilligt haben, wenn ihn nicht Friedrich Ii., der sich mit Sachsen, Rußland und Frankreich verstndigt hatte, zu einem energischen Protest bestimmt htte. Es fragte sich nun, ob sterreich oder Preußen seinen Willen durchsetzen wrde. Joseph Ii. nahm zunchst an, da Preußen ihn ohne fremde Hilfe nicht angreifen werde. Darin aber tuschte er sich. Friedrich erklrte ihm sogleich in einem Briefe, es handle sich darum, ob ein Kaiser der die Lehen des Reiches nach Belieben verfgen knne. Bejahe man die Frage, so wrden dadurch die Lehen zu Gtern, verliehen auf Lebenszeit. Das widerspreche aber den Gesetzen und Gewohnheiten des Rmischen Reiches. Als Glied dieses Reiches fhle er sich unmittel-bar verpflichtet, die Immunitt und Rechte des Germanischen Krpers auf-rechtzuhalten. Auf diese Erklrung folgte der Krieg, der im wesentlichen in Bhmen gefhrt wurde. Joseph erlebte, da sein Feldherr, der hoch-betagte Laudon, Friedrichs Einmarsch in seine Erblande nicht verhindern konnte. Zu einer Waffenentscheidung kam es nicht. In Teschen (in sterreichisch-Schlesien) kam unter russischer und franzsischer Vermittlung der Friede zustande, in dem Joseph Ii. seine Ansprche aufgeben mute. Nur das Inn viertel blieb ihm.
Der Frstenbund. Bayern zu gewinnen gab Joseph, der seine Monarchie durch deutsche Gebiete abzurunden und auf diese Weise immer mehr in das Reich hineinwachsen zu lassen fortdauernd bemht war, trotz jenes Fehlschlages nicht auf. Jetzt verfolgte er vielmehr den Plan, Bayern durch Tausch zu erwerben und den Kurfrsten mit den sterreichischen Niederlanden, die zu einem Knigreich Burgund erhoben werden sollten, zu entschdigen. Aber auch diesem Versuch trat Friedrich entgegen, indem er 1785 mit einer greren Anzahl deutscher Fürsten den Frstenbund zur Aufrechterhaltung der Reichsverfassung schlo. Dies war der letzte Erfolg seiner Politik. Am 17. August 1786 starb Friedrich zu Sans-souei. Ihm folgte sein Neffe Friedrich Wilhelm Tl.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Ii Karl Karl Friedrich_Ii Friedrich Joseph_Ii Friedrich Friedrich Joseph Laudon Friedrichs Joseph_Ii Joseph Friedrich Friedrich August Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Frankreich Friedrichs Teschen Burgund
— 62 —
waren ganz vom Erdboden verschwunden und sind zum Teil nicht wieder ausgebaut worden. In den menschenleeren Gegenden streiften hungrige Wölfe umher, und verwilderte Hunde machten die Landstraße unsicher. Weil es zur Wiederausnahme des Ackerbaues an Menschen und Vieh fehlte, wuchs auf den Feldern, welche früher reiche Saaten getragen hatten Gestrüpp und Gehölz empor. Am besten war es noch den Städten Rostock und Wismar ergangen, doch lag auch hier Handel und Wandel völlig danieder.
2. Sittenverderbnis des Kolkes. — Fast schlimmer noch war das sittliche Verderben, welches der Krieg im Gesolge hatte. Der Unterricht der Jugend war gänzlich ins Stocken geraten, und ein verwildertes und zuchtloses Geschlecht während der Kriegszeit ausgewachsen. Trotz des erlittenen Elends ergab man sich in Schwelgerei und Üppigkeit einem sünd-lrchen Genußleben, ahmte ferner fremdländisches Wesen in Kleidung und Sprache nach. Jegliche Gottesfurcht war aus den Herzen entschwunden, dagegen toller Aberglaube in dieselben eingeführt Die Hexenprozesse nahmen einen erschreckenden Umsang an. In jeder Stadt, ja sogar aus Dörfern loderten die Scheiterhaufen. Die letzte Hexe ward 1697 zu Hastors bei Doberan verbrannt.
3. Wirtschaftliche Folgen. — Eine traurige Zeit begann für den durch den Krieg verarmten und stark verminderten Bauernstand. Man sing an, die Bauern „zu legen", d. h. man sprach ihnen das Erbrecht an ihren Husen ab und ichlug letztere zum Hosacker. Dieser wurde noch durch die herrenlos brach liegenden Strecken Landes vergrößert. So entstanden Güter von ausgedehnter Größe. Weiter suchten die Grundherren die Arbeitskraft der Bauern zu threirt Vorteil auszunutzen; sie machten die Bauern zu Tagelöhnern und erklärten sie an die Scholle gebunden. Aus diese Weise fiel, während der Ritterstand an Macht und Ansehen zunahm, der Bauernstand der Leibeigenschaft anheim. Die Leibeigenen waren zu „ungemessenen" Diensten verpflichtet und konnten dazu durch körperliche Züchtigung gezwungen werden.
4. Staatliche Folgen. — Der Westfälische Friede, welcher die landesherrliche Gewalt der deutschen Fürsten bedeutend vergrößerte, war auch für die staatlichen Verhältnisse unseres Landes von wichtigen Folgen begleitet. Die Herzöge trachteten danach, ihre Machtvollkommenheit zu erweitern.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
— 131 —
Verdienste, beträgt bei einem Jahreseinkommen von 350 Mark 7,58 Mark und steigt in der vierten Lohnklasse (850 Mark Einkommen) auf 14/20 Mark. Als Rente empfängt der Arbeiter im 71. Lebensjahre in der ersten Lohnklasse 106,40 Mark, in der vierten 415,50 Mark. Die von den Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu zahlenden Beitrüge genügen nicht, um die jährlich im Deutschen Reiche fällig werdenden Renten zu zahlen. Ein großer Teil der zur Rentenauszahlung erforderlichen Summen wird vom Reiche ausgebracht.
So sorgt das Reich sowohl wie unser engeres Vaterland durch wirtschaftliche Einrichtungen und treffliche Anstalten stets sür das Wohl seiner Unterthanen. Alle Volksklassen haben die Pflicht, Gehorsam gegen das Staatsoberhaupt und die Staatsgesetze zu beobachten und durch Liebe und Treue zum angestammten Fürstenhause mitzuhelfen, daß jedem Staatsbürger Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung zu teil werde.
8. Grotzhevzog Crttfi Ludwig.
(Seit 13. März 1892.)
Großherzog Ludwig Iv. folgte am 13. März 1892 sein jugendlicher, 23 jähriger Sohn Ernst Ludwig in der Regierung nach. Geboren am 25. November 1868, erhielt er, nach Vollendung feiner Studien in Leipzig und Gießen, seine militärische Ausbildung im 1. Garde-regimente zu Fuß zu Potsdam. Seit dem 19. April 1894 ist Großherzog Ernst Ludwig vermählt mit Viktoria Melita (geb. 25. Nov. 1862), der Tochter des Herzogs von Sachsen-Kobnrg-Gotha. Die Tochter des Großherzoglichen Paares, Prinzessin Elisabeth, ist am 11. März 1895 geboren.
Liebe, Ergebenheit und unverbrüchliche Treue, welche stets die Hessen zierten, bringt das hessische Volk auch seinem gegenwärtigen Regenten entgegen und hofft, daß unter seiner Regierung das Großherzogtum sich als ein gesundes Glied des Deutschen Reiches zeitgemäß weiter entwickele; denn nur „iu der Stärke der einzelnen Stämme wurzelt die Kraft des Reiches."
1-&
9*
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
TM Hauptwörter (200): [T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Grotzhevzog_Crttfi_Ludwig Ludwig Ludwig_Iv Ludwig Ernst_Ludwig Ernst Ludwig Großherzog_Ernst_Ludwig Ernst Ludwig Viktoria_Melita Elisabeth
— 55 —
Auch zur Unterhaltung der Söldner steuerten die Städte und Gerichte bei. Die „Soldatensteuer" betrug 1573 für die Städte und Gerichte 2283 fl. 1553 führte Philipp die Tranksteuer ein. Zur Abtragung der Schulden und zur Ablösung der Pfandschaften bewilligten 1553 die Stünde die ersten indirekten Steuern auf Wein, Bier, Branntwein und Effig, zunächst auf 8 Jahre. Anfangs wurde die Tranksteuer nur von Städten und dem Lande, später auch von der Ritterschaft geleistet; 1566 betrug dieselbe 36470 fl.
In den letzten Jahren vermied Landgraf Philipp jeden Krieg; seine ganze Thätigkeit galt der Wohlfahrt feines Landes. Er forgte für Abtragung der Schulden, erstrebte die Ansammlung eines Staatsschatzes, der nur für einen Verteidigungskrieg aufgespart werden sollte. Auch sein Sohn Wilhelm von Hessen war friedliebend, obschon er dadurch in Zwiespalt kam mit der Ritterschaft, welche stets kriegslustig war und ein wahres Soldbedürfnis hatte, da die auswärtigen Kriege eine gute Erwerbsquelle für sie bildeten.
5. Die Posten.
Eine der bedeutendsten Verkehrsanstalten unserer Zeit ist die Post. Dieselbe hat sich aus kleinen Anfängen zu der großartigen Ausdehnung der Heutzeit entwickelt. Um Briefe von einem Orte zum andern gelangen zu lasiert, mußte man in den ältesten Zeiten entweder besondere Boten abschicken, oder man übertrug die Beförderung reisenden Kaufleuten, Pilgern, umherziehenden Mönchen, Spielleuten und Handwerksburschen. Die Besorgung der Briefe durch diese „fahrenden Leute" war eine sehr unsichere. Die Beförderung größerer Gepäckstücke übertrug man einem Frachtfuhrmaune, der aus der Kreisstadt oder dem Dorfe allwöchentlich oder an bestimmten Zeiten nach der Großstadt fuhr, um dort seine Besorgungen zu machen. Die Beförderung der Briefe übernahm mit der Zeit eine Botenfrau, die je nach Bedürfnis allwöchentlich oder alle 14 Tage aus dem Dorfe nach der , Stadt ging. In manchen Städten machte man der Metzgerzunft die Überbringung von Nachrichten und Bestellung von Briefen zur Pflicht. Da die Metzger Pferde halten mußten und durch Ein- und Verkauf oft genötigt waren, aus das Land zu kommen, fo war dies eine paffende Gelegenheit, Mitteilungen nach dem Dorfe gelangen zu lasiert. Die Metzgerburschen, die ein Fuhrwerk bei sich führten oder beritten waren, kündigten ihre Ankunft und ihren Abgang in den betreffenden Orten durch Blasen auf Hörnern an. Aus diesen unregelmäßigen Anfängen entwickelte sich allmählich ein regelmäßiger Verkehr.
Man stellte im 14. Jahrhundert Boten an, welche ein silbernes Schild auf der Brust trugen und silberne Briefbüchsen bei sich führten. Außerdem waren diese Briefboten mit einem Spieße gegen Räuber bewaffnet. So lange es jedoch noch an guten Straßen fehlte, auf welchen
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Philipp Philipp Wilhelm