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P. K. Rosegger*) erzählt: „Der Bauernhandwerker, als der
Schuster, der^Schneider, der Weber, der Böttcher, anderwärts auch der
Sattler,^der Schreiner sind in manchen Alpengegenden eine Art Nomaden-
bolk. Sie Haben wohl irgend eine bestimmte Wohnung, entweder im
eigenen Häuschen oder in der gemieteten Stube eines Bauernhofes, wo
ihre Familie lebt, wo sie ihre Habseligkeiten bergen und wo sie ihre Sonn-
und Feiertage zubringen; am Montagmorgen aber nehmen sie ihr Werk-
zeug ans den Rücken oder in die Seitentasche und gehen ans die Stör,
d. i). sie gehen ans Arbeit aus und heimsen sich im Bauerhause, wohin
sie bestellt sind, so lange ein, bis sie die bestimmte Arbeit, den Hans
bedarf, verfertigt haben. Dann wenden sie sich zu einem andern Hof."
^Arbella^ Durch das Wandern ging oft viel Zeit verloren. Ferner
Hauptberuf, traf es oft zu, daß der Störer bald viel bald gar keine Arbeit
hatte. Um seine Familie ernähren zu können, war er daher ge-
zwungen, neben seiner eigentlichen Arbeit auch Landwirtschaft zu
treiben.
Oer L'ronhof als Wirtschaftsgemeinde.
Neben den freien Bauern bestand der freie Adel?) Der ger-
manische Adel setzte sich ans jenen angesehenen Familien zusammen,
aus welchen die Herzöge gewählt wurden. Jede Adelsfamilie
hatte ein Gut, das sich von dem Vater auf den Sohn, von diesem
auf den Enkel ic. vererbte. Der Adel ging also von einem Ge-
schlechte auf das folgende über; darum wird dieser Adel als
Geschlechts- oder Geburtsadel bezeichnet.
Der erwählte Herzogs war im Kriege der Führer der ade-
ligen und nichtadeligen Grundbesitzer. Er erlangte immer mehr
Macht. Aus den: Herzogtum entstand nach und nach das Königtum.
Der König bedurfte verschiedener Diener, der Beamten. Diese
königlichen Beamten bildeten im fränkischen Reiche den Dienstadel.
Mit der Zeit verschmolzen Geschlechts- und Dienstadel zu
einem Stande, dem freien Adels- oder Ritterstande.
Die germanischen Könige eroberten von den besiegten Römern
große Ländereien. Sie konnten daher die Dienste ergebener
Adeliger dadurch belohnen, daß sie diesen große, bisher unbebaute
Grundstücke schenkten. So wurden die Adeligen Großgrundbesitzer,
die „weltlichen Grundherren".
Auch die Geistlichen wurden mehrmals von den Königen
mit Ländereien beschenkt. Auf diese Weise wurden manche Klöster
zu „g erstlich en Grundherrschaften". —
Die Grundherren suchten ihren Besitz zu vergrößern, ihre
Macht zu vermehren.
*) „Aus meinem Handwerkerleben".
2) Adel — Geschlecht auf dein Erbgut.
'h Herzog -- - Heerführer, der das Heer (nach sich, zieht, d. h. führt.
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34
Iii. Folgen
des Nieder-
ganges.
1. Ungenü-
gende Arbeit
2. Annut.
Selbst Einrichtungen, die früher segensreich gewirkt hatten, wurden
nun mißbraucht, um dem Leichtsinn und der Arbeitsscheu zu dienen, so
z. B. der bei vielen Gewerbeir eingeführte Brauch des „Geschenkes" an die
wandernden Gesellen. Das Geschenk sollte früher dazil dienen, die Ge-
sellen auf der Wanderschaft vor Bettel und Landstreicherei zu bewahren.
Es war deshalb bei den Gewerben Sitte, den ankommenden Gesellen des
gleichen Handwerks einige Tage kostenlos zu verpflegen, ihm freies Nacht-
lager zu geben und, wenn er im Orte keine Arbeit gefunden, ihn mit
einem kleinen Taschengeld, dem „Zehrpfennig", für die Reise zum nächsten
Ziele zu entlassen. Diese Einrichtung benützten nun faule Gesellen, auf
Kosten ihrer Kameraden im fremden Orte einige Tage tüchtig zu zechen,
ohne Arbeit zu suchen, um dies hierauf in den nächsten Orten zu
wiederholen.
Die Aufnahme eines Gesellen in die Verbindung gab oft
Anlaß zu wüstem Zank, zu widerlicher Schwelgerei uttd zu blutigen
Schlägereien. Diese „Feste" dauerten oft mehrere Tage; kein
Geselle durfte in die Werkstätte gehen, ehe der Altgeselle die Fest-
lichkeit geschlossen hatte. Mancher Jüngling holte sich dabei den
Keim zu langem Siechtum.
Schon im 16. Jahrhundert verlangten die Gesellen, daß der
Montag wenigstens als halber Feiertag freigegeben werde. Am
Montag Mittag legten die Gesellen die Arbeit nieder. Eher ent-
heiligten sie den Sonntag, als daß sie der Montagsfeier entsagt
hätten. Ortloff erzählt über den „blauen Montag": „In den
Fasten wurden die meisten deutschen Kirchen blau ausgeschmückt.
Zu eben dieser Zeit fingen die Gewerbetreibenden an, die Fasten
über den Montag in Schwelgereien aller Art zu verbringen, und
führten das Sprichwort: „Heute ist blauer Freßmontag" ein.
Die Erlaubnis, welche die Gesellen in der Fastenzeit bekamen,
nahmen sie sich im Lause der Zeit auch an den übrigen Montagen."
Äußere und innere Gründe trugen also zum Niedergänge
des Handwerks bei.
Justus Möser sagte in der zweiten Hälfte des 18. Jahr-
hunderts: „Fast alle deutsche Arbeit hat zu unserer Zeit etwas
Unvollendetes, dergleichen wir an keinem alten Kunststück und
gegenwärtig an keinem echt englischen Stück mehr antreffen....
Die einzige Aufmunterung kommt jetzt von den Höfen; aber was
sollen einige wenige mit Besoldung angelockte Hofarbeiter gegen
Handwerker, die während des hanseatischen Bundes für die ganze
Welt arbeiteten!" Und der Zunftfreund Weiß, ein gelernter
Handwerker, stimmt Möser zu: „Die Leute liefern elende Arbeit,
darum nimmt ihnen niemand ettvas ab und sie verderben."
Der Handwerkerstand mußte infolgedessen immer mehr ver"
armen. Weiß erzählt in einer preisgekrönten Schrift, daß unter
21 Menschen in Deutschland sich in jener Zeit nur einer befand,
der sein vollständiges Auskommen hatte; 10 dagegen mußten
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71
Tausenden Verdienst!" „Ja, das tun Sie", sagten die Arbeiter;
„aber sehen Sie doch unsere dumpfen, düsteren Stuben an!
Denken Sie an unsere Kinder! Wie dürftig, wie arm, wie
unglücklich! Erhöhen Sie unsern Lohn!" „Nein, diesmal sollt
Ihr empfinden, daß ich es bin, der dies alles geschaffen". . . Und
nachdem die Fabrik zerstört und zahlreiche Menschenleben zugrunde
gegangen, war die Not der Gewalttätigen noch gestiegen, war
aller Glaube an Glück und Hoffnung erloschen. Gelähmt und
schweigend Ho lg er, schweigend und hungernd die Arbeiter! Es
war ergreifend zu sehen, wie Ho lg er gebrochen im Fahrstuhl
saß, er, der so großen Mut besaß, und hinter ihm die Arbeiter,
ihn um Gnade bittend, sie, die früher glaubten, ihn nebst seiner
Fabrik vernichten zu können. Ja, beide handelten „über ihre
»Kraft." Und Holger hörte schließlich die Bitten und erhörte
sie. . . Und dann reichte er den Bittenden die linke Hand — der
rechte Arm war noch in der Schlinge — und sprach: „Wir müssen
lernen füreinander zu leben".
7. Mittel zur Besserung der Lage der Kleinmeister und
Lohnarbeiter.
Der größte Betrieb ist verhältnismäßig der billigste, der
kleinste der teuerste. Noch mehr als durch die Herstellung im
kleinen wird die Ware durch den Handel im kleinen verteuert, wie
schon aus der Übersicht auf Seite 56 zu ersehen ist. Der Gewinn
der Gewerbetreibenden, der Unternehmer, ist meist bescheiden
gegenüber den: Gewinn, der beim Handel, mit der fertigen Ware
erzielt wird. Der Unternehmergewinn beträgt im ganzen etwa
5—7 °/o; er ist z. B. bei Lebensrnitteln auf 4, in der Woll-
industrie auf 6,5, in der Lederindustrie auf 8,6, bei Schuhwaren
auf 7,6, in der Schneiderei auf 14 o/o berechnet worden. Die
Prozente des Handelsgewinnes sind bedeutend höher; unter 30o/o
dürften sie nur selten sein, manchmal sogar auf 60—100°Io steigen.
Ein großer Teil der Lebensrnittel, Kleider, Möbel re. wird
von den sog. „kleinen Leuten" verbraucht. Diese kaufen vielfach
bei Krämern ein. Im Kleinhandel sind alle Waren teurer als
im Großhandel. Der Kleinhandelsgewinn ist von allen Gewinnen,
die von den Waren gemacht werden, der größte. Dies hat aber
durchaus nicht zur Folge, daß der Krämer auf diese Weise zum
reichen Manne werden könne. Die Anzeigen in Zeitungen,
welche Geschäftsverkäufe vermitteln sollen, belehren uns, wie klein
die täglichen Umsätze in den Krämerläden sind und welche Spesen
darauf ruhen.
Unter-
nehmer und
Handels-
gewinn.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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102
2. Die Ordnung im Staatsleben.
Das schön gelegene Dörfchen Waldsee trug seinen Namen nicht mit
Unrecht. Am User eines kleinen, lieblichen Sees war es im Hintergründe
ganz von dunkeln Nadelwäldern eingesäumt. Die Tannen machten die
an sich frische und staubfreie Luft besonders harzreich und gesund. Es ist
daher nicht zu verwundern, daß sich jeden Sommer in dem zwar abge-
legenen, aber dafür sehr ruhigen Orte mehrere Städter einfanden. Von
dem Landaufenthalte der Sommerfrischler hatten die Bewohner Waldsees
hübsche Einnahmen.
Einige Männer des Dorfes dachten nun: Wenn sich die Zahl der
Sommergäste vergrößerte, so würden sich auch die Einnahmen erhöhen.
Aber wie können wir diese in unser Dorf ziehen? Der Bürgermeister
wußte Rat: „Wir müssen unsern Ort verschönern; wir müssen am See
ein Bad einrichten, für bessere Wohnungen sorgen, Spaziergänge nach dem
Walde anlegen u. s w." „Das wär' schon recht", sprach der Bäcker Sack;
„aber das kostet Geld, viel Geld; wer soll das zahlen?" „In die Aus-
gaben müssen lvir uns teilen," erwiderte der Krämer Schirm. „Ja, wie
denn?" fragte Sack, der schon für seinen Geldbeutel fürchtete. „Das machen
wir," erklärte der Bürgermeister, „am besten so lvie die Bewohner von
Untersee: Wir erhöhen die Umlagen der Gemeinde. Damit zahlen wir
die Zinsen des Kapitals, das wir zur Verschönerung Waldsees von der
Kreditbank aufnehmen." — „Da tu’ ich nicht mit," entgegnete Sack; „da
müßte ich ungefähr dreimal soviel beisteuern als der Krämer Schirm,
weil ich auch dreimal soviel Steuern zahle als dieser." „Dafür wird auch
Ihr Grund und Boden mit der Zeit mehr wert," sprach ein anderer Mann.
„Nein," endete Sack, „ich will nichts von der Verschönerung des Dorfes
wissen, mir ist es schön genug."
Mit Ausnahme des Bäckers Sack waren alle Versammelten mit
den Vorsckllägen des Bürgermeisters einverstanden. Sie beschlossen die
„Hebung des Luftkurortes" und Sack mußte mittun, d. h. mitzahlen,
wenn er auch noch so sehr dagegen war; denn schon im nächsten Jahre
wurden die Umlagen erhöht. Da spöttelte er in seinem Unwillen über
die Weisheit der Waldseer, weil diese nun wohl mehr Ausgaben, aber
nicht mehr Einnahmen hätten. „Wird schon kommen," erwiderten ihm
einige, die wußten, daß nicht jede Mühe, jede Arbeit, jede Ausgabe schon
am folgenden Samstag entlohnt lvird. „Und mitzahlen mußt du doch",
sagte schadenfroh Schirm zu Sack, „dreimal soviel mußt du zur Ver-
schönerung von Waldsee beitragen als ich".
Diese und ähnliche Sticheleien brachten den reizbaren Bäcker immer
mehr in Zorn. Sehen zu müssen, was in Waldsee alles, gegen seinen
Willen geschah, das verleidete ihm den Aufenthalt. Im Arger verkaufte
er sein Anwesen und siedelte sich in dem weniger schön gelegenen Orte
Steinwald an. —
Diese Verbesserungen in Waldsee waren den Sommerfrischlern sehr
angenehm. In den folgenden Jahren kamen nicht nur die früheren Gäste
wieder, sondern sie brachten auch neue mit. In acht Jahren war Waldsee
ein gesuchter Badeort. Die Bewohner hatten hievon beträchtlichen Nutzen.
Die Gastwirte, der Bäcker, die Hausbesitzer re. machten gute Geschäfte. Einige
Städter bauten sich dort Landhäuser; die Preise der Bauplätze stiegen. —
Dies alles erregte nun den Neid des ausgewanderten Sack. Er
wollte sein früheres Anwesen wieder zurückkaufen. „Ist's feil?" fragte er-
den jetzigen Besitzer. „Ja, aber es kostet heute anderthalbmal soviel als
vor acht Jahren." „Ist aus dir ein Wucherer geworden?" „Durchaus
nicht — das kommt vom Aufschwünge Waldsees. Sieh nur, ich will dir
gleich vorrechnen, daß sich mein Anwesen bei dem heutigen Preise ebenso
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15
Leistung). Um Leistung und Gegenleistung abzuschätzen, war
kein Preis, kein Geld notwendig. Die Naturalwirtschaft bedurfte
daher auch nicht des Kapitals. Diese Wirtschaftsgemeinde genügte
sich selbst; sie arbeitete nicht für andere. Es war bei ihr daher
auch kein Gewinn möglich. Der Austausch von Bodenerzeugnissen
und Vieh zwischen Hufnern geschah nicht zu dem Zwecke, um einen
Gewinn zu erzielen. Er diente nur dazu, die Bedürfnisse der
Wirtschaftsgemeinde zu befriedigen. Ein Hufner, der viel Ge-
treide geerntet hatte, tauschte gegen einen Teil davon eine Kuh
oder ein Pferd ein, ein anderer gab Leinen gegen Korn oder
Salz. Was im Hause hergestellt werden konnte, wurde auch her-
gestellt. „Der Landwirt taugt nichts, der da kauft, was eigene
Wirtschaft ihm gewähren kann."
War einen: Lehensempsänger die Ernte durch Hagelschlag b) Leihen,
oder Brand vernichtet worden, so nahm er, wenn er nichts zum
Tauschen hatte, von seinem Nachbarn zu leihen, was er brauchte.
Nach der nächsten Ernte gab er das geliehene Korn wieder zurück.—
Wenn nun aber der Schuldner nicht ehrlich gewesen wäre?
Beide, der Gläubiger und der Schuldner, waren als Glieder einer
Wirtschaftsgemeinde vielfach voneinander abhängig. Wenn der
Schuldner das geliehene Getreide nicht rechtzeitig zurückerstattet
hätte, so wäre er schon zur Erfüllung seiner Verpflichtung gezwungen
worden. Das Mißtrauen, das uns Kinder des 20. Jahrhunderts er-
füllt, war den Gliedern der Wirtschaftsgemeinden zu Anfang des
Mittelalters fremd. Es wäre auch ungerechtfertigt gewesen.
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135
Über die Aufgabe des Deutschen Reiches sprach sich der g^edes
deutsche Reichskanzler gelegentlich der.taufe eines Linienschiffes Deutschen
am 19. November 1904 in Kiel in folgender Weise aus:
„Das Schiff, zu dessen Stapellauf wir versammelt sind,
soll den Namen unseres Vaterlandes tragen. Was
sagt uns dieser Name? Wie wollen wir das Deutsche Reich?
Wie soll es sein? Sicher ruhend in der Eintracht der Fürsten
und Stämme, Kleinen und Großen das Maß ihres Rechts nach
Gesetz und Verfassung verbürgend, hilfreich den Schwachen,
wachsende Wohlfahrt und Ordnung im Innern — aller ehrlichen
Arbeit freie Bahn — jeder Tüchtigkeit ein herzliches Willkommen:
so allein kann im Reiche der Boden bereitet werden für alle
Werke des Friedens, sie zu schirmen im Wettbewerb der
Völker. Dazu halten wir unsere Waffen scharf. Der Sohn
eines schwachen Volkes ist, vom heimischen Stamme losgelöst,
ein in den Wind gefallenes Blatt. Wer von uns hinauszieht
um deutsche Kultur und deutsche Arbeit in die Welt zu tragen,
soll seines festen Rückhalts in der Heimat sicher sein. —
Darum schaffen wir uns unsere Flotte. Für niemanden aber ist
unsere Seewehr eine Herausforderung. Willig stehen wir in Reih
und Glied mit allen Freunden des Friedens ohne zu vergessen,
daß nicht wir allein den Gang der Weltgeschicke bestimmen.
Stark im friedlichen Rate der Völker, so wollen wir und
unser Land bleiben und mit uns auch unser jüngstes Schiff,
das Eure Majestät jetzt taufen wollen!"
Der Kaiser taufte hierauf das Schiff auf den Namen
„D eu tsch lan d".
Für das werktätige deutsche Volk hat das Reich besonders da- 9ir^lr*ers
durch segensvoll gewirkt, daß es die Arbeiterversicherungsgesetze schuf, sicherung.
Diese umfassen die Kranken-, Unfall- und Invalidenversicherung.
Die Krankenversicherung geschieht teilweise durch
Ortskrankenkassen. Die Münchener Ortskrankenkasse unterscheidet
nach dem täglichen Arbeitsverdienste z. Zt.si fünf Klassen und zwar:
Bei einem täglichen Arbeitsverdienste Durch- schnittlicher Taglohn Beitrag pro Woche Tägliches Kranken- geld Ster- be- geld
von bis einschließlich
Ji 4 Ji 4 Ji 4 4 Ji Ji 4
i 4 01 und mehr 4 50 1 23 2 50 90
Ii 3 01 4 00 3 50 —. 96 1 75 70
in 2 01 3 00 2 50 — 69 1 25 50
Iv 1 01 2 01 1 50 .—. 42 75 30
V 1 00 und weniger 1 00 — 27 — 50 20
9 1. Januar 1905.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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