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1. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 31

1912 - Rostock i. M. : Boldt
31 sehr frh war er aufgebrochen und hatte mit viel List und unendlicher Geduld den Mischen nachgestellt. Jetzt schttete er seinen Sack aus. Wie das zappelte und vom Boden empor-schnellte? Wie den Mnnern bereits der Mund nach dem fetten Bissen wsserte! Nun hatten alle Frauenhnde genug mit der Bereitung des Mahles zu tun. Vorher waren sie eifrig bei der bessern (Einrichtung ihrer Huser, beim Flicken von leinenen Unter-Heidern und wollenen Gbergewndern und mit dem Ausbessern der Schuhe beschftigt gewesen. Jetzt kam alles mit hungrigem Magen heim. Also auf zur Herrichtung der Speise! z. freudc und Leid tti Ztritz. Wenn der alte Gul nach Jiritz gekommen war, hatte er zuweilen auch feine Shne Dobek und Hohle mitgebracht. Beides waren stattliche Männer. Wenrt sie, angetan mit einem prchtigen Wollgewande, den kleinen Hut auf dem Kopfe, den Stirnriemen mit zwei Schlfenringen geschmckt, ins Dorf einzogen, warfen die jungen Mdchen die Augen auf sie. Aber auch Dobek und Hohle fanden Gefallen an den Ziritzern. Dobek hatte die lteste Tochter Zirs ins Herz ge-schlssen, Hohle die jngere. Und als eines Tages der Dobek erschien und um die Slava anhielt, gab der Dorflteste mit Freuden feine Zustimmung. Wute er doch, da er ein schnes Lhegeld zu erwarten hatte. Noch glcklicher wurde Zir, als sich bald darauf auch Hohle einstellte und die Hand der jngsten Tochter begehrte. Wiederum Lhegeld! Was wollte der Zir noch mehr? Die glcklichen Mdchen folgten den Mnnern nach Grabow, begleitet von den Segenswnschen der Ziritzer. Leider sollte das Glck des ltesten Paares nur von kurzer Dauer fein. Denn als einst Dobek in feinem schmalen Boote durch eine reiende Stelle des Flusses fuhr, verlor er das Gleichgewicht, strzte kopfber ins Wasser und ertrank. Die Leiche konnte nicht gleich gefunden werden. Da eilten auch Zora, Zir und Smof herbei und halfen suchen. Nach zwei Tagen fand man den verunglckten, der durch die Strmung weit von der Unfallstelle fortgerissen worden war. Gro war die Klage, besonders bei der jungen Witwe, die in namenlosem Schmerz Tag und Nacht schrie. Die Freunde legten den Leichnam auf eine Bahre und trugen ihn nach dem (Drte, wo man die Toten zu verbrennen pflegte. Bald loderte ein helles Feuer empor und verzehrte den toten Dobek bis auf das Skelett. Dies nahmen die Freunde, betteten es in eine Grube, befestigten am Schdel die Schlfen-

2. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 91

1912 - Rostock i. M. : Boldt
91 heraus und schimpfte: ?mrich, schmst dich nicht? Alles gibst dem Pfaffen, der uns mit Haut und Haaren frit!" Stimmt wie die Faust aufs Auge, Nachbarin", sagte Bauer -Peter Lost, der gerade eintrat, um die Schweinepreise zu erfahren, ich war gestern abend im Krug, wo sich auch ein fahrender Gesell einstellte. Hat der aber auf die Priester und den Papst geschimpft. Linen feinen Reim wute er, und der heit so: De Rmische Hoff schnappet na Geldt, taten Kisten und Kasten in der weldt. Bringestu Geldt schwar one tall unde beschwerest eren Bdel auerall, so werstu syn ein werdiger Gast, entleddiget werden von aller Last. Und dann sagte er noch: Wenn man alle Nonnen, Mnche, Priester und Ablakrmer in Mecklenburg zusammenzhle, kmen weit der ooo Menschen heraus, die Mecklenburg ernhren msse; wenn aber einer nach der Zahl unserer Kriegsleute frage, wrden wir wohl kaum mehr als 5000 nennen drfen." So ist's recht, Peter", erwiderte Frau Anna, man kann sich vor dem Bettelpack gar nicht bergen. )n voriger Woche bettelte ein Mnch fr eine neue Kapelle in Rostock. Gestern mittag bot ein anderer Mnch ppstlichen Abla an, ich habe ihm aber gesagt, da ich noch lange nicht ins Fegefeuer ginge. Aber er lie nicht nach, so da ich schlielich drei Kse holte, wofr er drei Gratias zusagte. Und heute morgen pries ein Ablakrmer uns Kse- und Butterbriefe an, damit wir nachher in den Fasten nicht gar arg schmachten brauchten, sondern uns ab und zu mal was Besseres zu Gemte führen knnten. Jesus, wir werden selbst zum Bettler!" Wei Gott", entgegnete der Peter, erkundigte sich nach den preisen und begab sich wieder auf seinen Hof. Als die Frhlingswinde wehten und das (Eis schmolz, rstete sich der Tnnies zur ersten Seereise. Der Dater und Johann brachten ihn nach Wustrow, und nach der Rckkehr arbeitete der lteste Bruder wirklich fr zwei Mann, wie er versprochen hatte. Auch Hinrich plagte sich mehr denn je; und oft kam er wie in Schwei gebadet vom Felde. Dabei hatte er sich einstmals sehr erkltet und klagte der Stiche in der Brust. (Ein bser Husten stellte sich ein. Drei Wochen mute er das Bett hten. Wohl ging er dann seiner Arbeit wieder ein wenig nach, aber der Husten wich nicht, und die Schmerzen waren noch immer sehr groß. Da besuchte der Priester aus Ribnitz, dem es aufgefallen war, da Hinrich seit einiger Zeit den Gottesdienst versumte, den Bauern und erkundigte sich genau nach dem Zustand des Kranken. Dann sprach er:

3. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 97

1914 - München : Oldenbourg
— 0)7 — damit sie das Feld baueten, in Summa nichts ist in der ganzen pfarr als Jammer und Not, indem sie nicht die groben Gleiekuchen zu essen haben, auch viele wegen Hungerleiben in Ohnmacht fallen. 163^ zogen die in Bamberg liegenden Schottländer im Amt Raueneck den Leuten sogar die Kleider vorn Leibe. Ebern und das ganze Amt Raueneck waren schon \632 von Bamberg her durch den Feind mit täglichen Einfällen, Rauben, Morden, plündern, Sengen und Brennen vielfältig heimgesucht worden. Getreide und Vieh waren vollständig hinweggenommen. vom v bis 5. April *634 wurde Ebern fünfmal geplündert. 3n den folgenden fahren nahmen Einquartierungen, Brandschatzungen und Raub und Mord kein Ende, viele Ortschaften lagen wüst. )n pfarr-weisach war *63^ infolge der Ausplünderungen nicht das geringste Stücklein Vieh noch einiges Getreide zur Aussaat aufzufinden. Burgpreppach und llschersdorf waren am 29. November *632 nach der Plünderung niedergebrannt worden. Der Feind führte 300 Stück Vieh hinweg. 3n Leuzendorf war *635 Krieg, Teuerung und pest. )n Gemeinfeld sind auch die Kaiserlichen zweimal eingefallen, haben den ganzen Sommerbau Tag und Nacht dreschen lassen und mitfortgeführt. Die Bauern sind in den meisten Dörfern von Haus und Hos gezogen und haben die Felder öd liegen gelassen. Die Einwohner von Neußig hielten sich sieben Wochen im Bramberger Wald auf und konnten sich des Hungers nicht erwehren." — (Senug der grausen Kunde! Nur bte Ortsnamen ändern sich, das Bild bleibt das gleiche traurige überall: Greuel, Verwüstung, Verödung, Hunger, Seuchen und Tod.---------------- 13. Schwedennol in Würz bürg. Die Stadt Würzburg seufzte unter dem Drucke besselben traurigen Schicksals wie das platte Land. Allen Stiften, Klöstern und Spitälern würden Silbergerät und anbere wertvolle Gegenstänbe, Bibliotheken und wein- und Getreibevorräte weggenommen, was der Solbat nicht pliinberte, stahl der pöbel. vergrabenes Gelb würde von den Schweden balb entbeckt. Die Armenhäuser würden ausgeraubt, so daß den Pfrünb-nern nicht einmal Brot und wein mehr gereicht werben konnte. Das Iuliusspital mußte neben den erkrankten schwebischen Soldaten noch ein ganzes Regiment gesunber Fußtruppen verpflegen. Doch schonte Gustav Aböls die Güter dieser milben Stiftung wegen der im Stiftungsbriefe des Fürstbischofs Julius enthaltenen schweren Drohworte gegen die Verderber seiner frommen Anstalt. J>n die Hauptstabt brängten sich die vornehmen Offiziere um sich zu bereichern und sie auszusaugen. Der Offizier wie der gemeine Solbat forberte mit Ungestüm gutes Essen und Trinken im Überfluß und reich* liches Futter für seine pferbe und plünberte babei, was er im Hause Eichelsbacher, Bilder aus Frankens Vergangenheit. ^

4. Bürgerkunde - S. 12

1907 - München : Gerber
12 P. K. Rosegger*) erzählt: „Der Bauernhandwerker, als der Schuster, der^Schneider, der Weber, der Böttcher, anderwärts auch der Sattler,^der Schreiner sind in manchen Alpengegenden eine Art Nomaden- bolk. Sie Haben wohl irgend eine bestimmte Wohnung, entweder im eigenen Häuschen oder in der gemieteten Stube eines Bauernhofes, wo ihre Familie lebt, wo sie ihre Habseligkeiten bergen und wo sie ihre Sonn- und Feiertage zubringen; am Montagmorgen aber nehmen sie ihr Werk- zeug ans den Rücken oder in die Seitentasche und gehen ans die Stör, d. i). sie gehen ans Arbeit aus und heimsen sich im Bauerhause, wohin sie bestellt sind, so lange ein, bis sie die bestimmte Arbeit, den Hans bedarf, verfertigt haben. Dann wenden sie sich zu einem andern Hof." ^Arbella^ Durch das Wandern ging oft viel Zeit verloren. Ferner Hauptberuf, traf es oft zu, daß der Störer bald viel bald gar keine Arbeit hatte. Um seine Familie ernähren zu können, war er daher ge- zwungen, neben seiner eigentlichen Arbeit auch Landwirtschaft zu treiben. Oer L'ronhof als Wirtschaftsgemeinde. Neben den freien Bauern bestand der freie Adel?) Der ger- manische Adel setzte sich ans jenen angesehenen Familien zusammen, aus welchen die Herzöge gewählt wurden. Jede Adelsfamilie hatte ein Gut, das sich von dem Vater auf den Sohn, von diesem auf den Enkel ic. vererbte. Der Adel ging also von einem Ge- schlechte auf das folgende über; darum wird dieser Adel als Geschlechts- oder Geburtsadel bezeichnet. Der erwählte Herzogs war im Kriege der Führer der ade- ligen und nichtadeligen Grundbesitzer. Er erlangte immer mehr Macht. Aus den: Herzogtum entstand nach und nach das Königtum. Der König bedurfte verschiedener Diener, der Beamten. Diese königlichen Beamten bildeten im fränkischen Reiche den Dienstadel. Mit der Zeit verschmolzen Geschlechts- und Dienstadel zu einem Stande, dem freien Adels- oder Ritterstande. Die germanischen Könige eroberten von den besiegten Römern große Ländereien. Sie konnten daher die Dienste ergebener Adeliger dadurch belohnen, daß sie diesen große, bisher unbebaute Grundstücke schenkten. So wurden die Adeligen Großgrundbesitzer, die „weltlichen Grundherren". Auch die Geistlichen wurden mehrmals von den Königen mit Ländereien beschenkt. Auf diese Weise wurden manche Klöster zu „g erstlich en Grundherrschaften". — Die Grundherren suchten ihren Besitz zu vergrößern, ihre Macht zu vermehren. *) „Aus meinem Handwerkerleben". 2) Adel — Geschlecht auf dein Erbgut. 'h Herzog -- - Heerführer, der das Heer (nach sich, zieht, d. h. führt.

5. Bürgerkunde - S. 102

1907 - München : Gerber
102 2. Die Ordnung im Staatsleben. Das schön gelegene Dörfchen Waldsee trug seinen Namen nicht mit Unrecht. Am User eines kleinen, lieblichen Sees war es im Hintergründe ganz von dunkeln Nadelwäldern eingesäumt. Die Tannen machten die an sich frische und staubfreie Luft besonders harzreich und gesund. Es ist daher nicht zu verwundern, daß sich jeden Sommer in dem zwar abge- legenen, aber dafür sehr ruhigen Orte mehrere Städter einfanden. Von dem Landaufenthalte der Sommerfrischler hatten die Bewohner Waldsees hübsche Einnahmen. Einige Männer des Dorfes dachten nun: Wenn sich die Zahl der Sommergäste vergrößerte, so würden sich auch die Einnahmen erhöhen. Aber wie können wir diese in unser Dorf ziehen? Der Bürgermeister wußte Rat: „Wir müssen unsern Ort verschönern; wir müssen am See ein Bad einrichten, für bessere Wohnungen sorgen, Spaziergänge nach dem Walde anlegen u. s w." „Das wär' schon recht", sprach der Bäcker Sack; „aber das kostet Geld, viel Geld; wer soll das zahlen?" „In die Aus- gaben müssen lvir uns teilen," erwiderte der Krämer Schirm. „Ja, wie denn?" fragte Sack, der schon für seinen Geldbeutel fürchtete. „Das machen wir," erklärte der Bürgermeister, „am besten so lvie die Bewohner von Untersee: Wir erhöhen die Umlagen der Gemeinde. Damit zahlen wir die Zinsen des Kapitals, das wir zur Verschönerung Waldsees von der Kreditbank aufnehmen." — „Da tu’ ich nicht mit," entgegnete Sack; „da müßte ich ungefähr dreimal soviel beisteuern als der Krämer Schirm, weil ich auch dreimal soviel Steuern zahle als dieser." „Dafür wird auch Ihr Grund und Boden mit der Zeit mehr wert," sprach ein anderer Mann. „Nein," endete Sack, „ich will nichts von der Verschönerung des Dorfes wissen, mir ist es schön genug." Mit Ausnahme des Bäckers Sack waren alle Versammelten mit den Vorsckllägen des Bürgermeisters einverstanden. Sie beschlossen die „Hebung des Luftkurortes" und Sack mußte mittun, d. h. mitzahlen, wenn er auch noch so sehr dagegen war; denn schon im nächsten Jahre wurden die Umlagen erhöht. Da spöttelte er in seinem Unwillen über die Weisheit der Waldseer, weil diese nun wohl mehr Ausgaben, aber nicht mehr Einnahmen hätten. „Wird schon kommen," erwiderten ihm einige, die wußten, daß nicht jede Mühe, jede Arbeit, jede Ausgabe schon am folgenden Samstag entlohnt lvird. „Und mitzahlen mußt du doch", sagte schadenfroh Schirm zu Sack, „dreimal soviel mußt du zur Ver- schönerung von Waldsee beitragen als ich". Diese und ähnliche Sticheleien brachten den reizbaren Bäcker immer mehr in Zorn. Sehen zu müssen, was in Waldsee alles, gegen seinen Willen geschah, das verleidete ihm den Aufenthalt. Im Arger verkaufte er sein Anwesen und siedelte sich in dem weniger schön gelegenen Orte Steinwald an. — Diese Verbesserungen in Waldsee waren den Sommerfrischlern sehr angenehm. In den folgenden Jahren kamen nicht nur die früheren Gäste wieder, sondern sie brachten auch neue mit. In acht Jahren war Waldsee ein gesuchter Badeort. Die Bewohner hatten hievon beträchtlichen Nutzen. Die Gastwirte, der Bäcker, die Hausbesitzer re. machten gute Geschäfte. Einige Städter bauten sich dort Landhäuser; die Preise der Bauplätze stiegen. — Dies alles erregte nun den Neid des ausgewanderten Sack. Er wollte sein früheres Anwesen wieder zurückkaufen. „Ist's feil?" fragte er- den jetzigen Besitzer. „Ja, aber es kostet heute anderthalbmal soviel als vor acht Jahren." „Ist aus dir ein Wucherer geworden?" „Durchaus nicht — das kommt vom Aufschwünge Waldsees. Sieh nur, ich will dir gleich vorrechnen, daß sich mein Anwesen bei dem heutigen Preise ebenso

6. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 21

1912 - München : Kellerer
— 21 — warten auf den warmen Regen und reiben und waschen mit Schwamm und Seife. Nachdem das Wasser, um abzuhärten und vor Erkältung zu schützen, nach und nach kühler geworden, eilen die Badenden, mit gewärmten Handtüchern versehen, zu ihren Kleidern, um nach besonders eingehender Beschäftigung mit Kamm und Spiegel in die Klasse znrückzukehreu. Jedes der Kleinen ist stolz auf seine Frische und Reinlichkeit: „Christ- kind wird mit uns zufrieden sein." Aber Christkindlein, ver- giß unsere Knaben nicht! Die wackeren Handwerksleute ver- dienen deinen Beifall! In der schulfreien Zeit rühren sie Hobel und Schnitzmesser und kleben und kleistern. Am heiligen Abend bewundern Vater und Mutter die sauber gearbeiteten Kästchen, die zierlichen Rahmen, die hübschen Wandtaschen und wie all die Beweise regen Fleißes in der Schüler werk st ätte heißen mögen. Christkindchen ist gar gut; es kennt die Wünsche seiner lieben Jugend. Da der Winter sich frühzeitig hübsch strenge anließ, mahnte es in Geschäften und Häusern: „Habt ihr nicht übrige Schlittschuhe? In der Schule werden sie dank- bar angenommen!" Die lebhafte Schar stürmt auf den Eis- platz neben dem Schulhause. Ei, wie hast du dich verändert du lieber Spielhof! Wo wir im Sommer unter schattigen Bäumeu beim „Schwarzen Mann" und beim „Dreischlag" ge- jubelt, den Reif und den Ball geworfen haben, breitet sich jetzt die harte Eisfläche aus, auf der sich's prächtig tummeln, schleifen und niederfallen läßt. Niemand vermißt des Sommers Wärme und Grün. Die roten Backen und blitzenden Augen zeugen von der gesunden Wirkung frischer Bewegung in klarer Winterluft. Nur ein paar Schulküchenmädchen stehen plaudernd bei dem Zaune still. Das Fleckchen Land ist ihr Schulgarten, sie werden ihn im Frühjahr mit Küchenpflanzen aller Art anbauen, werden jäten und gießen. Mahnt die einbrechende Dunkelheit die Kinder wohlhabender Eltern zur Heimkehr in die traute Behausung, so wartet der Armen ein warmer behaglicher Raum im Schulhause. Der „H o r t" ist die Zuflucht aller, deren Eltern durch Arbeit ums tägliche Brot den ganzen Tag von der Wohnung ferngehalten find. Er bewahrt die Knaben, Mädchen und Lehrlinge vor der Gefahr, auf der Straße und im Wirtshause Rohes und Schlimmes zu sehen, zu hören und zu tun. Er bietet genügenden Platz, die Schulaufgaben zu fertigen. Es gibt dort schöne Bücher zu lesen. Es werden unter- haltende Gesellschaftsspiele getrieben. Es werden alle Freuden und Leiden des jungen Lebens besprochen. Jetzt herrscht nur

7. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 23

1912 - München : Kellerer
— 23 — Geländer aufrichten, die Fußböden legen und die Fenster- rahmen herstellen. Der Schlosser besorgte die Schlösser, Riegel, Kegel und Angel an Fenstern und Türen. Der Töpfer setzte in jedes Zimmer einen Ofen und in die Küche den Herd. Der Glaser fügte in die Fensterrahmen die hellen, durchsichtigen Scheiben. Zuletzt kam noch der Tapezierer und beklebte die Wände mit buntfarbigen Tapeten und der Maler, der schon die Außenmauer mit Ölfarbe angestrichen hatte, malte farbige Ränder und bunte Blumen an die Decke. Nun muß das neue Haus noch austrocknen und dann können die Wohnungen be- zogen werden. Der Mensch teilt mit manchen Tieren seine Wohnung oder er baut ihnen eine eigene und wir nennen diese Tiere Haustiere. Dazu gehören das Pferd, das Rind, das Schwein, die Ziege, das Schaf, der Hund, die Katze, die Hühner, die Enten, die Gänse und die Tauben. Im Hause halten sich aber auch andere Tiere auf, die der Mensch nicht dulden will, weil sie schädlich oder lästig sind, die er aber oft nicht vertreiben kann, weil er ihnen nicht beikommen kann. Das sind zunächst die Mäuse und Ratten und das kleinere Getier von Fliegen, Asseln, Motten u. a. m. In den folgenden zwei Abschnitten soll zunächst von der Katze und der Maus die Rede sein. 14. Von der Katze. Heute ist großes Fest in der Katzenfamilie auf dem Speicher des Wohnhanses, der erste Sehtag der vor neun Tagen ge- bornen Kinder. Bis jetzt waren die vier Sprößlinge taub und blind und krochen nur unbeholfen in dem Korb, der ihr Geburts- Haus ist, herum und suchten miauend bei der Mutter die erste Nahrung- Diese, eine schöne, graugefleckte Katze, leckt und putzt voll Zärtlichkeit mit der rauhen Zunge an ihren Kleinen herum. Sie sollen, an die gleiche Reinlichkeit gewöhnt werden, die alles, was zum Katzengeschlecht gehört, auszeichnet und sie bei den Menschen zu beliebten Gliedern des häuslichen Kreises macht. Voll Stolz beobachtet die alte Katze die Gehversuche ihrer Jungen, ihre Verschönerungsversuche uuermüdet fortsetzend,.bis die feinen Härchen des weichen Pelzes tadellos glatt liegen. Miezchen ist eigentlich mit allen Hausgenossen gut Freund. Warum sollte es auch nicht? Es erhält regelmäßig sein volles Schüsselchen Milch, wird gestreichelt und gehätschelt und niemand ist, der es neckt und quält. Somit hat es auch keine Ursache von seinen

8. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 58

1912 - München : Kellerer
— 58 — der Lehrherr Fraunhofers wohnte, einstürzte und einige der Einwohner unter die Trümmer gerieten. Die Ehefrau des Glasers und der Lehrling Fraunhofer waren im Nu durch mehr als 1000 Zentner Schutt und Geblöcke verschüttet. Die gräßliche Kunde kam auch zu den Ohren des damaligen Knr- fürsten Max, der sogleich zur Stelle eilte, um Hilfe und Auf- munterung zu bringen. Durch seine Gegenwart angeeifert, verdoppelten die anwesenden Bürger ihre Bemühungen, aber lange Zeit war alles vergeblich eine Spur der letztgenannten Verschütteten zu finden. Endlich tönte eine schwache Stimme unter einem Stubenboden vor, der sich oben an das Gerüste des Hauses lehnte, unten tief in den Schutt bohrte und dessen so gebildeter Winkel mit Schutt ausgefüllt war. Ein Weg- räumen des Schuttes oben oder unten hätte unfehlbar den Erstickungstod des Darunterliegenden zur Folge gehabt. Da wagteu sich ein paar beherzte Männer in das halbzerstörte Hans, um unter Lebensgefahr den Raum zwischen Haus und Stubenboden frei zu machen. Endlich konnte Fraunhofer einen Finger, dann die Hand, dann den Arm durch die Öffnung herausstrecken. Man reichte ihm in Wasser und Essig getauchte Tücher, um sich Stirn und Schläfen anzufeuchten, und hatte nach vierstündiger, unsagbarer Mühe die Freude, den Knaben aus der tödlichen Lage befreit zu haben. Der Kurfürst, der an deu gefährlichsten Stellen ausgehalten hatte, betrachtete voll Rührung den Geretteten und erkundigte sich nach seinen Ver- Hältnissen. Als er erfuhr, daß der Knabe elternlos sei, sprach er: „Er ist nicht mehr Waise, ich sorge für ihn." Der edle Kurfürst ließ den Knaben verpflegen, bis er wieder gesund war und schenkte ihm eine Summe Geld. Fraunhofer, dessen sehn- lichster Wunsch es schon lange war, kein gewöhnlicher Glaser- lehrling zu bleiben, sondern mehr zu lernen, verwendete das Geschenk zum Ankauf verschiedener wissenschaftlicher Bücher, die er eifrigst studierte und nach deren Anleitung er sich im Schleifen optischer Gläser (Augenglas) übte und vervollkommnete. Zu- gleich beobachtete er sorgfältig und aufs beste, wie das Licht, z. B. ein Sonnenstrahl, durch Glas, Wasser oder sonst einen durchsichtigen Körper durchgeht, wie der Strahl nicht gerade bleibt sondern abzubrechen scheint, und wie er sich bricht, — die Gesetze der Lichtbrechung. So wurde Fraunhofer mit der Zeit ein sehr geschickter Optiker (Sehkünstler). Er verfertigte Augengläser, die besser waren als alle bisherigen, ausgezeichnete Vergrößerungsgläser, durch die der Gelehrte die kleinsten Tiere,

9. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 140

1912 - München : Kellerer
— 140 — Stück weit mit Ihnen, so weit als die Zeit erlaubt unfern Schulweg zu ändern". Sie begleiteten nun den Herrn bis zum Sendlingertorplatz, nachdem sie ihm auf Befragen die Matthäus- Kirche genannt, die Paulskirche gezeigt, ihn auf Krankenhaus, Denkmäler und Brunnen aufmerksam gemacht hatten und wiesen ihn dann durchs Tor in die Sendlingerstraße, sprachen mit ihm noch genau vom Weg und dessen bemerkenswerten Ge- bäuden und sagten ein paar artige Abschiedsworte. Der Herr freute sich über seine eifrigen Führer und bot jedem ein fil- bernes Geldstück. Ihrer Weigerung, etwas anzunehmen, machte er scherzend ein Ende: „Jede Arbeit ist des Lohnes wert! Sollte es nicht manches in München geben, was ihr Buben gerne anseht? Geht nicht manchmal das Taschengeld dazu aus?" Was die Buben mit ihrem Erwerb getrieben, kann ich euch nicht sagen. Ich glaube, sie besinnen sich noch, ob es für Panorama und Deutsches Museum oder für Besichtigung der Menagerie und fremder Völkerstämme an dem Oktoberfest oder für eine Frühlingsfahrt ins Isartal verwendet wird. 56. Vom Gemüsegarten. In den Vorstädten sieht man große Gärten, in denen fast nur Gemüse angepflanzt wird. Man heißt solche Gärten Ge- müsegärten. Diese Gärten gehören den Gärtnern, welche jähr- aus, jahrein die Bewohner Münchens mit frischen Gemüsen versorgen. Ein solcher Garten ist in Beete abgeteilt, enthält in der Mitte in der Regel einen Brunnen, der das Wasser zum Begießen der Pflanzen liefern muß, an einem Ende das Gartenhaus zum Aufbewahren der nötigen Geräte, am andern Ende die Frühbeete. Letztere sind etwas tiefer gelegen und werden mit Brettern und Fenstern zugedeckt, um die im Herbste, Winter und Frühjahre darin wachsenden Gemüse vor kalter Luft zu bewahren. Aus diesen Frühbeeten erhalten wir im Borfrühling Salat, Rettiche, Kohlraben, Rüben n. a. Gemüse, die in den freien Beeten wegen zu rauher Luft noch gar nicht angepflanzt werden können. Die Gemüsegärten, sollen sie guten Ertrag liefern, erfordern große Mühe und unablässige Sorgfalt. Der Gärtner muß vom frühesten Morgen, ja schon vor die Sonne aufgeht, bis zum späten Abend ununterbrochen tätig sein. Dabei hat er bei seinen Arbeiten eine gebückte Haltung nn'd ist dem Regen, und, wenn die Sonne scheint, den unmittelbaren Strahlen derselben

10. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 175

1912 - München : Kellerer
— 175 — noch im Spätherbst, wenn andere Pflanzen und Gräser bereits abgestorben, sind, durch seine grüne Farbe einen wohltuenden Anblick. Das Getreide heißt in diesem Falle Wintergetreide. Wird der Same im Frühlinge gesäet, dann wird es Sommer- getreide genannt. In letzterem Falle wird das Getreide weniger ergiebig. Das Samenkörnlein, das in die Erde fällt, sprengt die äußerste Hülle, treibt nach unten Würzelchen, nach oben Blätt- chen. Die Würzelchen geben der Pflanze festen Stand und nehmen Nahrung aus der Erde auf. Die Pflanze wächst immer mehr in die Höhe und setzt endlich oben Ähren an. Diese kommen zum Blühen. Es bilden sich Körner, die anfangs ganz weich sind, nach und nach aber hart werden und wir sagen, das Getreide reift. Kommt während der Blütezeit Frost oder zu lange dauernde Feuchtigkeit über die Ähre, dann leidet sie Schaden, die Ähre bleibt leer. Sind die Körner reif, so wird das Getreide mit der Sense oder Sichel geschnitten, in Garben gebunden und zum voll- stäudigeu Hartwerden der Körner auf kürzere oder längere Zeit auf dem Felde der Sonne ausgesetzt. Dann fährt der Wagen hinaus auf das Feld, die Garben werden mittels der Gabel hinaufgehoben und der hochbeladene Wagen wird nach Hanfe und in die Scheune gefahren, wo die Garben wieder abgeladen und zu gelegener Zeit mit Dreschflegeln ausgedroschen werden oder man benützt eine Dreschmaschine, die durch Ochsen oder Pferde oder durch eine Maschine in Bewegung gesetzt oder erhalten wird. Sind die Körner gereinigt, so werden sie in Säcke geschüttet, um entweder zum Verkaufe in die Stadt oder in eine Mühle, wo sie zu Mehl gemahlen werden, gebracht zu werden. Die wenigsten Menschen denken daran, wenn sie Brot oder anderes Gebäck genießen, wie vieler Arbeit und Mühe es bedarf, bis aus deu Samenkörnern, die schon zum Wachstum einen Sommer nötig haben, Brot bereitet werden kann. 64. Vom Getreide. Roggen, Weizen, Gerste, Hafer. Kein Landwirt darf versäumen, wenigstens eine von diesen vier Arten von Getreide anzubauen. Am häufigsten sieht man in unserer Gegend den Roggen und er ist für uns wirklich die Www»
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