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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 107

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 107 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vvr uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschaft, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstein in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Neinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läszt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schiniedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit anf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wnrden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter auf einem freien Platze liegen.^ Ehe sie zur Bereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie auf eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eine feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiucheu ist.

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 108

1911 - Magdeburg : Creutz
108 8. Das Land zwischen ^aale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder aufgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarein Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberq. in den großen Ferien hier in den Waldungen"zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Die weiht (flfter. Die Quelle der Weißen Elster liegt auf dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen fließt sie nach N. durch das Vogt- und das Osterland. Ihr tiefes Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlause eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittelläufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, vou Zeitz au, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 121

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 121 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vor uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschast, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstem in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Reinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läßt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schmiedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit auf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wurden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter aus einem freien Platze liegen. Ehe sie zur Vereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie aus eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eilte feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiuchen ist.

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 122

1911 - Magdeburg : Creutz
122 8. Das Land zwischen Saale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder ausgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg' Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarem Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberg. in den großen Ferien hier trt den Waldungen zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Sic weihe Elster. Die Quelle der Weißen Elster liegt aus dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen stießt sie nach N. durch das Bogt- und das Osterland. Ihr tieses Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlaufe eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittellaufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, von Zeitz an, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

5. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 62

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 62 — waren ganz vom Erdboden verschwunden und sind zum Teil nicht wieder ausgebaut worden. In den menschenleeren Gegenden streiften hungrige Wölfe umher, und verwilderte Hunde machten die Landstraße unsicher. Weil es zur Wiederausnahme des Ackerbaues an Menschen und Vieh fehlte, wuchs auf den Feldern, welche früher reiche Saaten getragen hatten Gestrüpp und Gehölz empor. Am besten war es noch den Städten Rostock und Wismar ergangen, doch lag auch hier Handel und Wandel völlig danieder. 2. Sittenverderbnis des Kolkes. — Fast schlimmer noch war das sittliche Verderben, welches der Krieg im Gesolge hatte. Der Unterricht der Jugend war gänzlich ins Stocken geraten, und ein verwildertes und zuchtloses Geschlecht während der Kriegszeit ausgewachsen. Trotz des erlittenen Elends ergab man sich in Schwelgerei und Üppigkeit einem sünd-lrchen Genußleben, ahmte ferner fremdländisches Wesen in Kleidung und Sprache nach. Jegliche Gottesfurcht war aus den Herzen entschwunden, dagegen toller Aberglaube in dieselben eingeführt Die Hexenprozesse nahmen einen erschreckenden Umsang an. In jeder Stadt, ja sogar aus Dörfern loderten die Scheiterhaufen. Die letzte Hexe ward 1697 zu Hastors bei Doberan verbrannt. 3. Wirtschaftliche Folgen. — Eine traurige Zeit begann für den durch den Krieg verarmten und stark verminderten Bauernstand. Man sing an, die Bauern „zu legen", d. h. man sprach ihnen das Erbrecht an ihren Husen ab und ichlug letztere zum Hosacker. Dieser wurde noch durch die herrenlos brach liegenden Strecken Landes vergrößert. So entstanden Güter von ausgedehnter Größe. Weiter suchten die Grundherren die Arbeitskraft der Bauern zu threirt Vorteil auszunutzen; sie machten die Bauern zu Tagelöhnern und erklärten sie an die Scholle gebunden. Aus diese Weise fiel, während der Ritterstand an Macht und Ansehen zunahm, der Bauernstand der Leibeigenschaft anheim. Die Leibeigenen waren zu „ungemessenen" Diensten verpflichtet und konnten dazu durch körperliche Züchtigung gezwungen werden. 4. Staatliche Folgen. — Der Westfälische Friede, welcher die landesherrliche Gewalt der deutschen Fürsten bedeutend vergrößerte, war auch für die staatlichen Verhältnisse unseres Landes von wichtigen Folgen begleitet. Die Herzöge trachteten danach, ihre Machtvollkommenheit zu erweitern.

6. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 397

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
397 Baume suchen, hört mau zugleiäs ein eigenthümlich langsames Dahinstreifen zwischen dem halbgedörrten Laube, und wenn man den wellenförmigen Be- wegungen die Blicke zuwendet, sieht mau die Boa, wie sie sich an einem starken Baumstamm hinaufschlängelt, wie sie sich zuerst langsam, dann rascher dehnt und schließlich schnell wie ein Wurfspieß mit dem Kopf in die Ferne schießt. So wie die Schlange erwacht und ihre Bewegungen beginnt, suchen alle kleinen Reptilien und Jnsecten zu entfliehen, aber durch eine unbezwingliche Furcht festgebannt, vermögen sie nur einige krampfhafte Be- wegungen zu machen und stürzen fast sich selbst in den göffneten Rachen des Thieres. Aber nur dann füllt sich das träge Thier den Bauch mit Tausenden von Jnsecten, wenn es ihm nicht gelang, einen Büffel oder ein anderes großes Thier zu erhaschen. Der Büffel ist die gewohnte Nahrung dieser Schlange. So wie sie ihn von der Seite her gepackt hat, schleift sie das starke Thier nach einer dichten Stelle des Waldes und erstickt es durch ihre Umwindungen trotz seines starken Knochenbaues, unter stöhnendem Gebrüll des Opfers. Wenn sie die Knochen -des Thieres zerbrochen, überzieht sie es mit ihrem Geifer, knetet und dehnt es in die Länge. Nun läßt sie los, legt sich aus- gestreckt dem Kopfe des todten Büffels gegenüber, öffnet ihren Rachen, dessen Dehnbarkeit jede Vorstellung übersteigt, preßt alle Ringe fest an einander und zieht so gewissermaßen das Thier in sich hinein. Ist der Büffel etwa zur Hälfte verschlungen, so beruhigt sich die gefräßige Boa, wird träge, schläft ein wie ermattet vom Kampfe und mit dem halbver- schlungenen Thiere im Rachen. In diesem Zustande ist sie leicht zu tödten. Die Jäger knien nieder zu beiden Seiten des Thieres vom Kopf an in langer Reihe, legen ihre vergifteten Pfeile auf den Bogen und schießen auf ein gegebenes Zeichen alle zugleich. So tödten die Malaien auf Timor die Boa, so oft ihnen das ängstliche Gebrüll der Büffelherde verkündet, daß einer von ihnen durch die Boa geraubt sei. Jede andere Jagd ist zu gefähr- lich , denn die Kugel vermag das stets sich windende Thier gewöhnlich nicht zu treffen und besonders nicht tödtlich zu treffen, und die nach allen Seiten sich hinschleudernde Schlange ergreift ihren Gegner aus weiter Ferne. Nur indem man sie mit Feuer umzingelt und in der Mitte zusammenbrennt, ist der kampffähigen Schlange der Tod zu bringen. Zuweilen wagt sich die Schlanze aus den Wäldern über die Ebene nach den Wohnungen der Menschen hin, dann schleicht sie, unter Gebüsch und Erdvorsprüngen sich verbergend, ebenso vorsichtig näher, als der Tiger oder der Schakal, dem Orte zu, wo sie angreifen will. Im Augenblicke des Angriffs aber packt sie in raschem Wurf ihr Opfer, indem sie vorwärts, rückwärts, hin und her gleichsam taumelnd den Vorderkörper schleudert, einer lebhaft züngelnden Flamme vergleichbar. Um sich selbst gegen diese Gefahr zu sichern, binden die Menschen in der Nähe ihrer Wohnung einen Büffel mit Stricken, die durch die Nase gezogen sind, fest an einen Baum und werden so zugleich Herren der Schlange. Ist die Boa aber vom hef- tigen Hunger geplagt, dann geht sie schneller zu Werke. Dann läßt sie alle Vorsicht bei Seite, rasch und entschieden ist dann ihr Lauf, stolz schwingt

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 357

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
357 Kindern die Körbe mit Erdbeeren ausgeleert, ohne ihnen Schaden zuzu- fügen. Honig ist ihm der größte Leckerbissen, und auf diese kleine Lieb- haberei gestützt, hat man mehrere sehr sinnreiche Fangarten erdacht. Man macht nämlich in Rußland eine Honigspur bis zu dem Baume, der einen Bienenstock enthält, und befestigt an ein Seil einen tüchtigen Klotz, welcher dann vor dem Eingang wie ein Pendel hängt. Der Bär, sehr vergnügt, den Baum mit seinen Leckerbissen gefunden zu haben, besteigt solchen, findet aber jene zu seinem Leidwesen versperrt. Da er nun bemerkt, daß der Klotz beweglich ist, giebt er demselben einen tüchtigen Stoß, daß er davon fliegt. Der aber kommt wieder und versetzt ihm einen derben Schlag auf das Gesicht; darüber brummig, schleudert er ihn noch weiter, allein die Schläge werden immer heftiger, bis sie ihn besinnungslos in die unter dem Baum eingebohrten spitzigen Pfähle stürzen. Fehlt ihm Pflanzennahrung, so wird er in Folge seiner Stärke zu einem schädlichen Raubthier; denn er greift dann die größten Thiere an und verursacht z. B. aus den Alpen großen Schaden. Er geht oft auf ganze Herden von Kühen los, die er so lange herumhetzt, bis ihm eine zur Beute wird, indem er sie erhascht oder in einen Abgrund stürzt. Auch schleicht er bei nebeliger Witterung unter die Herde und springt, weil er die Hörner fürchtet, einer Kuh auf den Rücken, die er am Halse so lange würgt, bis sie ermattet zusammenstürzt. Seine Lieblingsstücke sind dann die Euter und die Nieren, die er zuerst frißt. Den Rest vergräbt er, um ihn, wenn er keinen frischen Raub auftrciben kann, die nächste Nacht wieder aufzusuchen. Die Pferde treiben ihn öfters durch Ausschlagen und Beißen zurück, weshalb er sie nur, wenn ihn der heftigste Hunger plagt, anfallen soll. 78. Der Winterschlaf. Bei der allmählichen Ausbreitung der Thiere und Gewächse näherten sie sich nach und nach den Polen und kamen in Gegenden, wo die Kälte sie einen Theil des Jahres, vielleicht mehrere Monate hindurch, ver-

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 372

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
372 noch schwereren Platz macht. Der größte Theil dieser Thiere wird zum Last- tragen gebraucht; einiger anderen bedient man sich nur zum Reiten. Der Araber sitzt oben auf seinem Höcker und ist mit einer Flinte, Lanze, Pfeife und anderem Gcräthe versehen. Sonnini erzählt, daß ein Beduinen-Araber die Reise von Kairo in Aegypten bis Mekka in fünf Tagen zurücklegte, ein Weg von vierhundert Stunden, wozu die Pilgrims-Karavanen mehr als dreißig Tage nöthig haben; er machte mithin achtzig Stunden in einem Tage. Die Sättel der Dromedare sind in der Mitte hohl und haben an den beiden Bogen ein Stück rundes, wagrecht gestelltes Holz, an welchem der Reiter sich festhält. Lange an den Seiten herabhangende Beutel mit einiger Nahrung für den Reiter und das Kameel, ein Schlauch Wasser und ein lederner Gurt zur Peitsche ist das ganze Geräth. Der gewöhnliche Gang ist ein weites Traben, wobei sie den Kopf und den Schwanz in die Höhe richten. Für jeden Ungeübten ist diese Art zu reisen höchst beschwer- lich ; die Hände schwellen an und schmerzen, die Schenkel werden wie zer- brochen , dabei stellt sich der heftigste Kopfschmerz ein durch die beständige Erschütterung, denn das Thier hat einen schweren Tritt, auch lebt der Reiter in Furcht, von dem hohen Sitz das Gleichgewicht zu verlieren und herunter zu stürzen, und die Schnelligkeit des Laufs in der glühenden Luft soll ihm fast den Athem nehmen. Zu den Unbequemlichkeiten sind noch ferner die Wanzen und anderes Ungeziefer zu zählen, welche sich auf dem Höcker auf- halten. Wenn die Dromedare sich beim Eintritt in eine Stadt drängen, wird die Sorge des Reiters noch größer. Alle Kameele lieben Musik und scheinen an der menschlichen Stimme Wohlgefallen zu haben; der Araber, wenn er einen starken Marsch machen will, feuert sie durch Gesang an, der mehr auf sie wirken soll, als alle Schläge; auch sollen sie nach den Zeugnissen einiger Reisenden langsamer und rascher gehen, je nach dem langsameren oder schnelleren Takt des Gesangs. Werden sie überladen, so stehen sie nicht eher auf, als bis die Bürde erleichtert ist. Sie sind äußerst mäßig, und zur Zeit der Noth ist ein alter Weidenkorb ein ganz gutts Essen für sie. Haben sie jedoch reiche Weide, so suchen sie nur die besten Gräser. Auf langen Reisen füttert man sie mit etwas Gerste, Boh- nen, Datteln oder mit Kugeln von Weizenmehl. Die köstlichste und nothwendigste Eigenschaft dieses Thieres ist die, daß es viele Tage ohne Beschwerde das Wasser entbehren kann, und dies allein macht es zu dem nützlichen, für den Araber unentbehrlichen Geschöpf. Hat es lange gedürstet, so wittert es hoch in der Luft, um in weiter Ferne eine Quelle zu entdecken, und verdoppelt seine Schritte, um dahin zu ge- langen und den brennenden Durft zu löschen, welcher es jedoch weniger plagt, als seinen Herrn. Hat es zwölf bis zwanzig Tage nicht getrunken, dann ist es aber auch im Stande, zwei Tonnen Wasser oder 240 Flaschen zu sich zu nehmen, gewöhnlich aber nicht so viel. Wenn daher eine Karavane von dreihundert Stück Kameelen an eine der dürftigen Quellen der Wüste kommt, wo nur eins nach dem andern saufen kann, so währt es wobl drei Taae, bis alle ibren Durst gelöscht haben.

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 419

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
419 umgekehrtem Verhältniß zur Bildung zu stehen. Denn der Neberfluß der Natur selbst trägt gewiß dazu bei, die Kraft des Menschen erschlaffen zu machen; dagegen Kampf gegen die Natur, wenn er nicht allzu hart ist, fördert die Bildung. Arbeit ist die Mutter der Gesittung. Merkwürdig ist es, daß wir darüber in Ungewißheit sind, ob die Korn- arten der alten Welt noch wild wachsen, und in welchen Gegenden dies der Fall ist. Wir wissen nicht, ob die Stammpflanzen derselben gänzlich ver- schwunden sind, oder ob sie im Laufe der Zeit durch die Pflege so verändert wurden, daß wir sie in den Arten nicht wieder erkennen können, welchen sie wirklich ihren Ursprung verdanken. Dasselbe scheint vom Mais und den Kartoffeln in Amerika zu gelten. Dagegen wächst die Dattelpalme in Afrika und Arabien wild, die Cocospalme in Indien, Ceylon und ganz Australien, die Sagopalme im östlichen indischen Archipelagus. Auch der Brot- fruchtbaum und der Buchweizen können noch zu den Brotpflanzen gezählt werden, von welchen man weiß, daß sie noch in wildem Zustande vorkommen. 120. Das Unkraut. Eine Plage des Landmannes ist das viele Unkraut im Garten, Ge- lände und auf den Ackerfurchen, das der schönen gereinigten Saat Raum und Nahrung stiehlt, so viel Mühe macht und doch mit aller Geduld und Sorgfalt nicht vertilgt werden kann! Die Sache ist indessen nicht so schlimm, als sie scheint. Denn zum ersten, so ist der Mensch nicht allein auf der Erde da. Viele tausend Thiere aller Art, von mancherlei Natur und Bedürfnissen, wollen auch genährt sein und warten auf ihre Bedürfnisse zu leincr Zeit. Manche von ihnen sind uns unentbehrlich und wir wissen's wohl; manche schaffen uns großen Nutzen, und wir wissen's nicht, und es muß doch wahr bleiben, woran wir uns selber so oft erinnern, daß sich eine milde Hand aufthut und sättigt alles, was da lebet, mit Wohlgefallen. Zum andern, so hat doch der Mensch auch schon von manchem Kräutlein Nutzen gezogen, das er nicht selber gesäet und gepflanzet, nicht im Frühlings- froste gedeckt und in der Sommerhitze begossen hat; und eine unscheinbare und verachtete Pflanze, deren Kraft dir oder deinen Kindern oder auch nur deinem Vieh eine Wunde heilt, einen Schmerz vertreibt, oder gar das Leben rettet, bezahlt die Mühe und den Schaden reichlich, den tausend andere verursachen. Aber wer stellt den Menschen zufrieden? Wenn die Natur nicht so wäre, wie sie ist, wenn wir Baldrian und Wohlgemuth, Ehrenpreis und Augentrost und alle Pflanzen im Feld und Walde, die uns in gesunden und kranken Tagen zu mancherlei Zwecken nützlich und nöthig sind, selber aussäen, warten und pflegen müßten, wie würden wir alsdann erst klagen über des vielbedürftigen Lebens Mühe und Sorgen. 121. Wer streuet den Samen d Wenn jeder reife Kern, der sich von seiner Mutterpflanze ablöset, unter ihr zur Erde siele und liegen bliebe, so lägen alle aufeinander, keiner 21*

10. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 494

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
494 Edlen große Gutsherrschaften bilden, vertrieben die Bauern aus ihren Dörfern, rissen die Gebäude nieder und machten sich die Uebriggebliebenen dienstbar. Vor allem beförderten dies die verderblichen Kriege, die Naubzüge Waldstein's und Tilly's, worin Dörfer, ja ganze Kirchspiele in Asche gelegt und verödet wurden. Die Hufen blieben unbestellt und lagen wüste. So verschwanden unzählige Dörfer mit ihren uralten Hufen, und manche Güter tragen noch den Namen eines Dorfes und die Kampe derselben den Namen der verschiedenen Feldmarken. — Je größer die Güter wurden, desto mehr Arbeitskräfte gebrauchte man, um sie zu bewirth- schaften. Die Bauern verließen wegen der unerschwinglichen Frohnden bald ihre Hufen, und die Taglöhner, die für geringen Lohn arbeiten mußten, zogen dahin, wo es mehr zu verdienen gab. Da begannen die Gutsherren zu fürchten, daß sie nicht mehr ihre Güter bewirthschaften könnten, und deswegen wurden die Unter- gehörigen an den Grund und Boden, wo sie geboren waren, gefesselt und an die Scholle gebunden; sie durften das Gut nicht verlassen, nicht auswärts Arbeit und Verdienst suchen, mußten dem Herrn bestimmte persönliche Dienste leisten, gegen den Willen derselben keinen andern Beruf lernen, ihm einen Erb- und Unter- thaneneid schwören, d. h. sie wurden leibeigen, ihr Leib ward Eigenthum des Herrn. Wohl gab es viele wohldenkende Gutsbesitzer, die ihre Untergebenen milde und gütig behandelten; andere aber mißbrauchten furchtbar ihre Gewalt und waren menschenfeindlich gegen ihre Leibeigenen gesinnt. So war einmal ein fremder Edelmann bei einem Herrn v. Rumohr auf Rundhof zum Besuch und bemerkte verwundert und mißfällig die silbernen Knöpfe an der Kleidung eines Leibeigenen. „Was meine Bauern haben," antwortete Rumohr, „das werden sie gerne bereit sein mir zu geben, wenn ich es bedürfen sollte." Der Fremde zweifelte daran, da gingen sie eine Wette ein. Im nächsten Umschlag ließ darum der Gutsherr aus Kiel die Nachricht nach Rundhof kommen, er sei im Einlager und bäte, man möge ihm helfen mit Gold und Silber. Da brachten die Bauern alles zusammen, was sie hatten und wollten es ihrem guten Herrn schicken; dieser aber hatte seine Wette gewonnen. Dagegen vertauschten andere ihre Leibeigenen gegen Jagdhunde und spielten statt um Geld, um ihre Untergebenen Karten. Unermeßliche Schläge und Mißhandlungen aller Art hatten die armen Menschen auszustehen und mußten tagelang gefesselt auf einem vor demherrnhause aufgerichteten Esel sitzen. Darum hatten die Leibeigenen auch das Gefühl ihrer menschlichen Würde verloren. „Jk bin man en eegen Minsch," antworteten sie, wenn auf der Landstraße nach ihrer Heimat und Herkunft gefragt wurde. Dagegen war der freie Bauer in den hol- steiuschen Marken ein ganz anderer Mann: Friske, stolte Degen, de ehr Hoved in den Wolken dregen. Schon früh waren die oldenburgscheu Fürsten bemüht, die Leibeigenschaft zu mildern, aber die meisten Gutsherrn weigerten sich, auf ihre Vorschläge einzugehen. Nur wenige waren es, die mit gutem Beispiel vorangingen und deren Namen unser Land mit Stolz nennen darf. Im Jahre 1688 erklärte Christoph Rantzau, Erbherr von Schmool, Hohenfelde und Oevelgönue, der sich früher durch harte Behandlung der Leibeigenen und durch grausame Verfolgung vermeintlicher Hexen hervorgethan hatte, daß er den elenden Zustand der ewigen Leibeigenschaft mit
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