Das Flachland. 107
den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vvr uns liegt
mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschaft, die wir heute durchwandert
haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und
Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S.
Lutherstein in der Dübener Heide.
4. Schmiedeberg als Badeort.
Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne
für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Neinigungsbad.
Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg
feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt.
Er läszt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme-
grad vorhanden ist.
Woher ist die Moorerde genommen?
Der Boden in der Umgegend von Schiniedeberg enthält unerschöpfliche
Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem
ein Arzt in früherer Zeit anf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte,
wnrden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste
wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter auf einem freien
Platze liegen.^ Ehe sie zur Bereitung des Moorbades gebraucht wird,
schüttet man sie auf eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie
in eine feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln
und Steiucheu ist.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Schmiedeberg
Extrahierte Ortsnamen: Kemberg Wittenberg Eilenburg S.
Lutherstein Dübener_Heide Schiniedeberg Schmiedeberg_Moorbadeeinrichtungen
108
8. Das Land zwischen ^aale und Elbe.
Von welchen Kranken werden diese Moorbäder aufgesucht?
50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg Salze; infolgedessen wirkt das
Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat,
kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken,
die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher,
der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte,
hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarein Herzen hat er
Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur
3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen
besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind
Moorhalde bei ^chmiedeberq.
in den großen Ferien hier in den Waldungen"zu treffen. Frisch und
rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen-
werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore
ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich-
falls daran.
B. Gewässer.
1. Die weiht (flfter.
Die Quelle der Weißen Elster liegt auf dem Elstergebirge. In
zahlreichen Krümmungen fließt sie nach N. durch das Vogt- und das
Osterland. Ihr tiefes Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem
Oberlause eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen
vorüber, im Mittelläufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, vou Zeitz
au, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Extrahierte Ortsnamen: Schmiedeberg Leipzig Greiz Gera Zeitz
Das Flachland. 121
den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vor uns liegt
mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschast, die wir heute durchwandert
haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und
Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S.
Lutherstem in der Dübener Heide.
4. Schmiedeberg als Badeort.
Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne
für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Reinigungsbad.
Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg
feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt.
Er läßt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme-
grad vorhanden ist.
Woher ist die Moorerde genommen?
Der Boden in der Umgegend von Schmiedeberg enthält unerschöpfliche
Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem
ein Arzt in früherer Zeit auf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte,
wurden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste
wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter aus einem freien
Platze liegen. Ehe sie zur Vereitung des Moorbades gebraucht wird,
schüttet man sie aus eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie
in eilte feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln
und Steiuchen ist.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
A. Die Straßen, B. Die Plätze. 5
Sie dienen und werden deshalb Dienstboten genannt. Für ihre Arbeit
zahlen ihnen die Eltern (Dienstherrschaft) Lohn.
Befehlende j Eltern f Kinder
oder > und Gehorchende: / und
Gebietende j Dienstherren: [ Dienstboten.
Gebote 1 Hausordnung.
Gesetze: | Gesindeordnung.
E. Die Straße ).
Unser Schulhaus liegt an der - -Straße. Sie zieht von — nach —.
An beiden Seiten wird die Straße von Häusern begrenzt. Auf ihr be-
wegen sich die Fußgänger und die Fuhrwerke. Für die Fußgänger be-
finden sich an beiden Seiten der Straße die Fußsteige, Bürgersteige,
Trottoire. Sie sind etwas erhöht. Zwischen ihnen liegt der Fahrdamm.
Er ist für die Fuhrwerke bestimmt und nimmt den größten Teil der Straße
ein. Der Fahrdamm ist meist mit harten, behauenen Steinen gepflastert.
In der Mitte ist er etwas höher als an den Seiten. Das Regenwasser
fließt daher nach den Seiten ab in die Rinnsteine (Gossen), die sich zwischen
dem Fahrdannne und den Fußsteigen hinziehen. (Die Rinnsteine führen
das Wasser in die Kanäle, die unter den Straßen angelegt sind.)
Schätze die Breite, die Länge der Straße nach Schritten (m) ab! Miß nach^
Bestimme die Richtung der Straße, an der unser Schulhaus liegt! Welche Straßen
durchivanderst du auf deiuem täglichen Schulwege? Zeichne einen Plan von c>er
nächsten Umgebung des Schulhauses!
Ii. Kreis: Waildminm im Heimatorte.
A. Die Straßen.
Nenne Straßen, die von unserer Schulstraße ausgehen! Bestimme ihre Nich-
tnng! Wie heißt die Hauptstraße unseres Ortes? Weshalb ist sie die wichtigste
Straße? Wie gelangt man dahin? Womit sind unsere meisten Straßen geschmückt?
Welche Straßennamen kannst du erklären? Beobachte: Stand der Sonne, Schatten-,
Sonnenseite, Wärmeunterschied, Windrichtung (Wetterfahne), Wolken, Wetter
(Wetterseite).
L. Die Plätze.
Wie heißt der größte Platz unseres Heimatortes? Welche Straßen führen
dahin? Nach welcher Himmelsgegend liegt er vom Schulhause aus? Erkläre seinen
*) Aus Th. Heuze und E. Martini: „Heimatkunde der Stadt Magdeburg".
Verlag von Ferdinand Hirt, Breslau 1899.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
Extrahierte Personennamen: Martini Ferdinand_Hirt Ferdinand
122
8. Das Land zwischen Saale und Elbe.
Von welchen Kranken werden diese Moorbäder ausgesucht?
50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg' Salze; infolgedessen wirkt das
Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat,
kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken,
die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher,
der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte,
hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarem Herzen hat er
Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur
3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen
besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind
Moorhalde bei ^chmiedeberg.
in den großen Ferien hier trt den Waldungen zu treffen. Frisch und
rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen-
werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore
ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich-
falls daran.
B. Gewässer.
1. Sic weihe Elster.
Die Quelle der Weißen Elster liegt aus dem Elstergebirge. In
zahlreichen Krümmungen stießt sie nach N. durch das Bogt- und das
Osterland. Ihr tieses Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem
Oberlaufe eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen
vorüber, im Mittellaufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, von Zeitz
an, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Schmiedeberg Leipzig Greiz Gera Zeitz
— 62 —
waren ganz vom Erdboden verschwunden und sind zum Teil nicht wieder ausgebaut worden. In den menschenleeren Gegenden streiften hungrige Wölfe umher, und verwilderte Hunde machten die Landstraße unsicher. Weil es zur Wiederausnahme des Ackerbaues an Menschen und Vieh fehlte, wuchs auf den Feldern, welche früher reiche Saaten getragen hatten Gestrüpp und Gehölz empor. Am besten war es noch den Städten Rostock und Wismar ergangen, doch lag auch hier Handel und Wandel völlig danieder.
2. Sittenverderbnis des Kolkes. — Fast schlimmer noch war das sittliche Verderben, welches der Krieg im Gesolge hatte. Der Unterricht der Jugend war gänzlich ins Stocken geraten, und ein verwildertes und zuchtloses Geschlecht während der Kriegszeit ausgewachsen. Trotz des erlittenen Elends ergab man sich in Schwelgerei und Üppigkeit einem sünd-lrchen Genußleben, ahmte ferner fremdländisches Wesen in Kleidung und Sprache nach. Jegliche Gottesfurcht war aus den Herzen entschwunden, dagegen toller Aberglaube in dieselben eingeführt Die Hexenprozesse nahmen einen erschreckenden Umsang an. In jeder Stadt, ja sogar aus Dörfern loderten die Scheiterhaufen. Die letzte Hexe ward 1697 zu Hastors bei Doberan verbrannt.
3. Wirtschaftliche Folgen. — Eine traurige Zeit begann für den durch den Krieg verarmten und stark verminderten Bauernstand. Man sing an, die Bauern „zu legen", d. h. man sprach ihnen das Erbrecht an ihren Husen ab und ichlug letztere zum Hosacker. Dieser wurde noch durch die herrenlos brach liegenden Strecken Landes vergrößert. So entstanden Güter von ausgedehnter Größe. Weiter suchten die Grundherren die Arbeitskraft der Bauern zu threirt Vorteil auszunutzen; sie machten die Bauern zu Tagelöhnern und erklärten sie an die Scholle gebunden. Aus diese Weise fiel, während der Ritterstand an Macht und Ansehen zunahm, der Bauernstand der Leibeigenschaft anheim. Die Leibeigenen waren zu „ungemessenen" Diensten verpflichtet und konnten dazu durch körperliche Züchtigung gezwungen werden.
4. Staatliche Folgen. — Der Westfälische Friede, welcher die landesherrliche Gewalt der deutschen Fürsten bedeutend vergrößerte, war auch für die staatlichen Verhältnisse unseres Landes von wichtigen Folgen begleitet. Die Herzöge trachteten danach, ihre Machtvollkommenheit zu erweitern.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
— 30 —
umgekippt hätte. Das muß ein gewaltiger Baumeister gewesen sein; von
ihm hören wir ein anderes Mal mehr.
Ausgaben: 1. Erzähle vom Steinbruch! 2. Zeichne die Schichten im
Steinbruch!
Der Ackerboden.
Im Steinbruch sehen wir, daß die Gesteinsschichten nach oben immer
lockerer und bröckeliger werden. Die Steine liegen einzeln, ohne scharfe
Tanten im Steingrus, bis ganz oben der Grus fast keine Steine mehr hat
und fein und dunkel wird. Wie kommt das? Am Bocksturm sind manche
Steine stark abgerundet, andere blättern ab und zerfallen fast. Wirft man
heiße Steine ins Wasser, so zerspringen sie. Im Frühjahr ist oer im Herbst
umgepflügte Boden mürbe und locker; Feldsteine zeigen oft Risse oder
Spalten und fallen beim Klopfen manchmal auseinander. Diese Zerstörung
der Gesteine durch Frost, Hitze und Regen nennt man Verwitterung.
Sie ist an der Oberfläche des Bodens am stärksten. Kalkstein verwittert
schnell, Kiesel langsam.
Auf diese Weise ist auch der Ackerboden entstanden. Er ist sehr oer-
schieden, je nach dem Gestein, aus dem er wurde. So spricht man von
Kalk-, Sand-, Lehm- und Moorboden. Durch Dünger wird er dunkler
und fruchtbarer (Humusboden). Kleine umzäunte Äcker, die meistens
Gemüse tragen, heißen Gärten, die großen freien Flächen mit Korn und
Kartoffeln nennt man Felder. Mitten in den großen Feldern des Wester-
berges liegt die Musenburg, die Milch in die Stadt liefert.
Aufgaben: Beschreibe, wie das Feld a) im Frühling, b) im Sommer, c) im
Herbst aussieht!
Kellern.
Von der Martinistraße gelangt man über die Lengericher Straße oder
über Bellevue nach Hellern. Dort sind große Tongruben. Der Ton
wird durch kleine Feldbahnen zu den Ziegeleien gefahren, wo er in einer
Art Mühle gemahlen und zerquetscht wird. Dann formt man daraus weiche
vierkantige Steine, die unter riesigen Schuppen vom Winde getrocknet wer-
den. Im Ringofen werden die Steine dann durch ein mächtiges Feuer
zu roten Ziegelsteinen gebrannt und können nun vermauert werden.
Aus besonders feinem Ton verfertigt der Töpfer Vasen, Blumen-
töpfe und andere Gefäße. Er formt mit der Hand und tritt mit den Füßen
die Drehssteibe, auf welcher der Ton liegt. So werden die Töpfe schön
rund. Darauf werden Henkel und Verzierungen angebracht. Um die Glasur
hervorzubringen, erhalten die Gefäße noch einen Anstrich und werden dann
im Ofen gebrannt.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
— 13 —
Zeiten versammelte sich der Rat der Stadt im Friedenssaale. Auch jetzt
noch halten die städtischen Kollegien (Magistrat und Bürgervorsteher)
dort ihre Beratungen ab. Die übrigen Räume sind Diensträume für die
städtischen Beamten.
Wie die Stadt verwaltet wird.
Osnabrück hat über 80 000 Einwohner; es ist eine Mittelstadt. In
einer solchen Stadt gibt es mancherlei Dinge, um die der einzelne Bürger
sich nicht immer kümmern kann. Da müssen Kanäle und Straßen angelegt,
Gaswerk und Straßenbahn verwaltet und beaufsichtigt und Stenern er-
hoben werden. Für alle diese Dinge sorgt die städtische Verwaltung.
Sie wird vom Magistrat geleitet. Zu ihm gehören 7 Senatoren, ein
Syndikus und der Oberbürgermeister. Die Arbeit ist aber so groß,
daß noch viele Sekretäre und andere Beamte angestellt worden sind. Alle
diese Beamten arbeiten im Rathause und den daneben liegenden Gebäuden.
Da die Bürger auch an der Stadtverwaltung teilnehmen wollen, so haben
sie 23 Bürgervorsteher gewählt. Es können aber nur diejenigen Männer
wählen, die den Bürgereid geleistet haben und Steuern bezahlen. Die
Bürgervorsteher bilden das Bürgervorsteherkollegium, welches zusammen
mit dem Magistrat Beratungen abhält. Magistrat und Bürgervorsteher-
kollegium nennt man tue städtischen Kollegien.
Alle Einwohner der Stadt müssen zu den Kosten für Schulen, Kanäle,
Straßen usw. beitragen. Darum bezahlen sie eine Gemeindesteuer (Kom-
munalstener).
Alte Bürgerhäuser.
Am Markt, an der Bierstraße und der Gildewart fallen uns altertüm-
liche Häuser auf, die so ganz anders aussehen als die neueren Gebäude.
Unsere Vorfahren bauten ihre Häuser meistens aus Fach werk. Dicht an-
einander gedrängt, nur durch eine Brandmauer voneinander getrennt,
sahen sie mit der schmalen Eiebelseite nach der Straße. Die Holzgiebel
standen vielfach nach der Straße etwas über und waren mit Malereien,
Sprüchen uno Schnitzwerk oft reich verziert. Am Markt und an der
^»ohannisstraße sind auch Häuser mit steinernen Treppengiebeln aus jener
älteren Zeit erhalten geblieben. Statt der Hausnummern hatten die Häuser
wohl Hausmarken Die Haustüren waren groß genug, um mit Korn
beladene Wagen durchlassen zu können. Denn früher hatten fast alle Bürger
Äcker und Vieh. Die große Hausdiele nahm fast das ganze vordere Haus
ein. An ihm stand der offene Herd, dessen Rauch das Fleisch im „Wiemen"
räucherte. Hinten lagen die kleinen, niedrigen und dunklen Wohnräume.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
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18
smtlichen Wohnungen verlieren!" so feuerte der Hartmut die Seinen an.
Das werk gelang. Die Gefahr ging glcklich vorber. Aber als sich jeder des Sieges freute, hatte der Meister das Unglck, auszurutschen und ins Wasser zu fallen. Anfangs lachte mancher. Als aber der stark erhitzte Mann aus dem kalten Bad herauskam, das Gesicht so leichenbla, da ver-ftummte selbst der allezeit lustige Frido. (Em heftiges Lieber schttelte den starken Krper des Meisters. Und obwohl die der Krankheiten kundige Frau Irmgard ihren Gatten, der sofort das Lager aufsuchte, mit Fellen bedeckte, so wollte der Schttelfrost doch nicht weichen. Besorgt schaute die Gattin ins Antlitz ihres Mannes. Schnell bereitete sie aus den ge-sammelten Heilkrutern eine Brhe, die schon hufig den Tod aus dem Felde geschlagen hatte, vergebens! Die Nacht sank herab, und in unruhigen Fiebertrumen warf sich Hartmut auf seinem Lager umher. Pltzlich schrie er auf: hierher, Mannus, schlag' zu! Frido, Wasser! Wasser! Gut gemacht!. ."
Am Morgen war der Meister tot. Laut klagten die Frauen; mit gesenkten Huptern standen die Männer umher. Als man sich von dem ersten Schmerz ein wenig erholt hatte, sprach Siegfried zu Baldwin und Frido: Geht hin zu unsern Freunden jenfeit des Waldes, auch zu denen am Moorgraben und im Steingrund, erzhlt ihnen von unferm groen Schmerz und bittet sie, da sie kommen, uns des Meisters Grab bereiten zu helfen." Die beiden Boten eilten, und bald kamen sie von allen Seiten, alle die Treuen, die so manches schne Steinmesser, so manche wuchtige Axt, so manche prchtige Urne vom Meister erwarben; sie kamen alle, die Grab- und Stein-kammer zu bauen.
3n der Nhe der Werksttten, wo Hartmut viele Jahre so emsig mit seinen Gehlfen geschafft hatte, sollte er seine Ruhesttte finden. So wollte es Frau Irmgard. Mit starken Rundhlzern schritten die Männer zu der groen Felsenstelle, die unweit der Werksttten lag. Sofort begann die Musterung der Steine. Man suchte zunchst nach platten, die nach Hhe und Breite etwa die Lnge eines Mannes erreichten. Sowie das Gewnschte gefunden war, ging die schwere Arbeit los. Die Steinriefen wurden auf die Rundhlzer gestoen und dann fortgefchoben. Bei der groen Zahl der Arme dauerte es nicht lange, bis vier Blcke am erwnschten rte waren. Noch ein Angriff und die vier Kolosse standen schn ge-horsam in einer Reihe. Damit war aber erst ein sehr geringer Teil der Arbeit fertig. Jetzt wieder zurck zur Steinvorratskammer und noch fnf platten von der Gre der vier Brder herangeschleppt. Nachdem nun etwa eine Manneslnge von der ersten Mauer entfernt eine gleichlaufende her-
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
31
sehr frh war er aufgebrochen und hatte mit viel List und unendlicher Geduld den Mischen nachgestellt. Jetzt schttete er seinen Sack aus. Wie das zappelte und vom Boden empor-schnellte? Wie den Mnnern bereits der Mund nach dem fetten Bissen wsserte!
Nun hatten alle Frauenhnde genug mit der Bereitung des Mahles zu tun. Vorher waren sie eifrig bei der bessern (Einrichtung ihrer Huser, beim Flicken von leinenen Unter-Heidern und wollenen Gbergewndern und mit dem Ausbessern der Schuhe beschftigt gewesen. Jetzt kam alles mit hungrigem Magen heim. Also auf zur Herrichtung der Speise!
z. freudc und Leid tti Ztritz.
Wenn der alte Gul nach Jiritz gekommen war, hatte er zuweilen auch feine Shne Dobek und Hohle mitgebracht. Beides waren stattliche Männer. Wenrt sie, angetan mit einem prchtigen Wollgewande, den kleinen Hut auf dem Kopfe, den Stirnriemen mit zwei Schlfenringen geschmckt, ins Dorf einzogen, warfen die jungen Mdchen die Augen auf sie. Aber auch Dobek und Hohle fanden Gefallen an den Ziritzern. Dobek hatte die lteste Tochter Zirs ins Herz ge-schlssen, Hohle die jngere. Und als eines Tages der Dobek erschien und um die Slava anhielt, gab der Dorflteste mit Freuden feine Zustimmung. Wute er doch, da er ein schnes Lhegeld zu erwarten hatte. Noch glcklicher wurde Zir, als sich bald darauf auch Hohle einstellte und die Hand der jngsten Tochter begehrte. Wiederum Lhegeld! Was wollte der Zir noch mehr?
Die glcklichen Mdchen folgten den Mnnern nach Grabow, begleitet von den Segenswnschen der Ziritzer. Leider sollte das Glck des ltesten Paares nur von kurzer Dauer fein. Denn als einst Dobek in feinem schmalen Boote durch eine reiende Stelle des Flusses fuhr, verlor er das Gleichgewicht, strzte kopfber ins Wasser und ertrank. Die Leiche konnte nicht gleich gefunden werden. Da eilten auch Zora, Zir und Smof herbei und halfen suchen. Nach zwei Tagen fand man den verunglckten, der durch die Strmung weit von der Unfallstelle fortgerissen worden war. Gro war die Klage, besonders bei der jungen Witwe, die in namenlosem Schmerz Tag und Nacht schrie.
Die Freunde legten den Leichnam auf eine Bahre und trugen ihn nach dem (Drte, wo man die Toten zu verbrennen pflegte. Bald loderte ein helles Feuer empor und verzehrte den toten Dobek bis auf das Skelett. Dies nahmen die Freunde, betteten es in eine Grube, befestigten am Schdel die Schlfen-
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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TM Hauptwörter (200): [T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]