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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 107

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 107 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vvr uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschaft, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstein in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Neinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läszt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schiniedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit anf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wnrden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter auf einem freien Platze liegen.^ Ehe sie zur Bereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie auf eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eine feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiucheu ist.

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 108

1911 - Magdeburg : Creutz
108 8. Das Land zwischen ^aale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder aufgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarein Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberq. in den großen Ferien hier in den Waldungen"zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Die weiht (flfter. Die Quelle der Weißen Elster liegt auf dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen fließt sie nach N. durch das Vogt- und das Osterland. Ihr tiefes Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlause eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittelläufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, vou Zeitz au, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 121

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 121 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vor uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschast, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstem in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Reinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läßt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schmiedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit auf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wurden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter aus einem freien Platze liegen. Ehe sie zur Vereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie aus eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eilte feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiuchen ist.

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 60

1911 - Magdeburg : Creutz
60 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz. gefüllte Waschbecken. In kurzer Zeit hat sich das Stück Löß wie ein Schwamm vollgesogen; aus der Oberfläche des Wassers schwimmen kleine verfaulte Wurzelreste. Wir gießen das Wasser ab, und erst uach längerer Zeit wird das Stück Löß auch im Innern wieder trocken. (Erkläre den Vorgang!) Diese eigentümliche Beschaffenheit des Löß ist für das Gedeihen des Getreides und der Hackfrüchte von der größten Bedeutung. Die langen Wurzeln der Zichorien und Zuckerrüben dringen ties in die Humus- schicht hinein. Zur Zeit der Dürre gibt die Lößschicht immer noch Feuch- tigkeit an die Faserwurzeln der Pflanzen ab; zur Zeit des anhaltenden Regens saugt sie das durch den lockeren Humus hindurchsickernde viele Wasser aus. Zeiten der Dürre und des übermäßigen Regens sind deshalb für das Wachstum der Pflanzen in der Börde nicht so schädlich wie in anderen Gegenden. Unter der Lößschicht finden wir die dritte Schicht aus Saud und Geröll bestehend. Wie mag dieser Löß entstanden sein? Löß besteht aus kleinen Staubteilchen, die durch Verwitterung gebildet worden sind. Zur Zeit einer langen Dürre, so sagen die Gelehrten, wurden diese Verwitterungsstosse von starken Winden in die Höhe gehoben, nach bestimmten Richtungen geweht und an gewissen Stellen abgelagert. Da der Alvenslebener Höhenzug dem Winde Einhalt gebot, so lagerten sich diese dicken Staubmassen in fast gleichmäßiger Stärke in der Bördegegend ab. Die Ablagerung reichte über die Bode hinweg bis an den Harz und im Süden über die Saale fort bis in die Gegend von Halle. Die Oberfläche der Lößschicht bedeckte sich im Lause der Zeit mit Gras und Gestrüpp; daraus erklären sich die Röhren und Löcher iin Löß, in denen versanlte Wurzelreste noch heute zu finden sind. b) Die Bodenschätze im Innern der Erde. Besonders im Süden der Börde birgt das Erdinnere wertvolle Schätze an Steinsalzen. Kalisalzen und Braunkohlen. Vor 60 Jahren wurden in Staßsurt und Leopoldshall erfolgreiche Bohr- versuche auf Steinsalz gemacht. Als man bald darauf den großen Wert der über den Steinsalzschichten lagernden Kalisalze für die Land- Wirtschaft erkannte, wurde die Gewinnung des Steinsalzen zur Nebensache. Die Staßfurter Kalisalze wurden nicht mehr als Abraum (erkläre den Namen) behandelt, fondern in großen Masfen zutage gefördert und an die Landwirte als Düngemittel verkauft. Eisenbahnen und Schiffe befördern heute die Kalifalze nach allen europäischen Ländern, selbst nach Amerika. Staßsurt, ein Städtchen von 17000 Einwohnern, ist heute in der ganzen Welt bekannt. Dnrch die reiche Verwendung der Staßsurter Kalisalze als Düngemittel wurde es deu Bewohnern der Börde erst möglich, dem ertragreichen Boden die herrlichsten Getreidesorten, Hack-

5. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 122

1911 - Magdeburg : Creutz
122 8. Das Land zwischen Saale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder ausgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg' Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarem Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberg. in den großen Ferien hier trt den Waldungen zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Sic weihe Elster. Die Quelle der Weißen Elster liegt aus dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen stießt sie nach N. durch das Bogt- und das Osterland. Ihr tieses Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlaufe eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittellaufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, von Zeitz an, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

6. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 62

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 62 — waren ganz vom Erdboden verschwunden und sind zum Teil nicht wieder ausgebaut worden. In den menschenleeren Gegenden streiften hungrige Wölfe umher, und verwilderte Hunde machten die Landstraße unsicher. Weil es zur Wiederausnahme des Ackerbaues an Menschen und Vieh fehlte, wuchs auf den Feldern, welche früher reiche Saaten getragen hatten Gestrüpp und Gehölz empor. Am besten war es noch den Städten Rostock und Wismar ergangen, doch lag auch hier Handel und Wandel völlig danieder. 2. Sittenverderbnis des Kolkes. — Fast schlimmer noch war das sittliche Verderben, welches der Krieg im Gesolge hatte. Der Unterricht der Jugend war gänzlich ins Stocken geraten, und ein verwildertes und zuchtloses Geschlecht während der Kriegszeit ausgewachsen. Trotz des erlittenen Elends ergab man sich in Schwelgerei und Üppigkeit einem sünd-lrchen Genußleben, ahmte ferner fremdländisches Wesen in Kleidung und Sprache nach. Jegliche Gottesfurcht war aus den Herzen entschwunden, dagegen toller Aberglaube in dieselben eingeführt Die Hexenprozesse nahmen einen erschreckenden Umsang an. In jeder Stadt, ja sogar aus Dörfern loderten die Scheiterhaufen. Die letzte Hexe ward 1697 zu Hastors bei Doberan verbrannt. 3. Wirtschaftliche Folgen. — Eine traurige Zeit begann für den durch den Krieg verarmten und stark verminderten Bauernstand. Man sing an, die Bauern „zu legen", d. h. man sprach ihnen das Erbrecht an ihren Husen ab und ichlug letztere zum Hosacker. Dieser wurde noch durch die herrenlos brach liegenden Strecken Landes vergrößert. So entstanden Güter von ausgedehnter Größe. Weiter suchten die Grundherren die Arbeitskraft der Bauern zu threirt Vorteil auszunutzen; sie machten die Bauern zu Tagelöhnern und erklärten sie an die Scholle gebunden. Aus diese Weise fiel, während der Ritterstand an Macht und Ansehen zunahm, der Bauernstand der Leibeigenschaft anheim. Die Leibeigenen waren zu „ungemessenen" Diensten verpflichtet und konnten dazu durch körperliche Züchtigung gezwungen werden. 4. Staatliche Folgen. — Der Westfälische Friede, welcher die landesherrliche Gewalt der deutschen Fürsten bedeutend vergrößerte, war auch für die staatlichen Verhältnisse unseres Landes von wichtigen Folgen begleitet. Die Herzöge trachteten danach, ihre Machtvollkommenheit zu erweitern.

7. Bilder aus der Geschichte des Reußischen Landes und Fürstenhauses - S. 32

1900 - Greiz : Henning
— 32 — Heinrich I. und Heinrich Ii. - In dieser Zeit traf das Vogtland eine furchtbare Heimsuchung. Ein ungeheurer Heuschreckenzug, aus dem Morgenlande kommend, verbreitete sich seit dem 14. August 1693 m zwei Heeren über Deutschland und gelangte den 16. August auch in das Vogtland. 3n verschiedene Haufen verteilt, denen kleinere Schwärme vorangingen, kamen sie in einer Breite von einer halben Meile dahergezogen und verfinsterten den Himmel. Bald flogen sie hoch über die Türme weg, bald flogen sie so niedrig, daß die Menschen sich durch sie hindurchschlagen mußten. Über Plauen hielten sie sich gegen zwei Stunden auf, schwärmten in den Straßen auf und nieder und drangen in die Häuser ein. Wo sie sich niederließen, lagen sie einen halben Fuß dick über einander. In Gärten, Feldern und Wiesen fraßen sie alles rein ab. Wenn ihre Flügel vom Tau des Nachts naß geworden waren, klebten sie so fest an der Erde, daß man sie nicht aufschaufeln konnte; wenn die Sonne sie wieder getrocknet hatte, flogen sie mit großem Getöse auf. In der Mittags-Hitze und bei Regenwetter legten sie sich in die Wälder; die ungeheure Last brach die stärksten Äste ab. Dabei fraßen sie Laub und Nadeln so kahl ab, daß nachher ganze Waldungen eingingen. Man suchte sie durch Feuer zu vertreiben und trieb die Schweine unter sie, die eine große Vorliebe für diese Nahrung zeigten; aber alles half gegen die ungeheuren Massen nichts. Erst wenn alles aufgezehrt war, zogen sie weiter und hinterließen einen gräßlichen Gestank. Hunger und Krankheiten waren in ihrem Gefolge. In Thüringen gingen sie endlich zu Grunde. In den sächsischen Dienst zurückgekehrt, stieg Graf Heinrich rasch zu den höchsten Würden empor. 1694 befehligte er die kursächsischen Truppen am Rhein als General feldzeugmeister und bewies hier solche Klugheit und Tapferkeit, daß man ihm mehrmals die Erhaltung des verbündeten Heeres verdankte. — Als Kurfürst Friedrich August von Sachsen 1695 den Oberbefehl über die kaiserliche Armee gegen die Türken übernahm, befehligte Heinrich Vi. als Generalfeldzeugmeister die sächsischen Truppen und machte 1696 die Schlacht bet Temeswar mit. Von Gicht und Fieber befallen, setzte er sich trotz seiner eigenen großen Mattigkeit und der Abmahnung des Kurfürsten zu Pferde und behauptete den ihm anvertrauten Posten siegreich gegen den Feind. — Als dann 1697 Prinz Eugen von Savoyen den Oberbefehl über das kaiserliche Heer übernahm, wurde Graf Heinrich Oberbefehlshaber der sächsischen und brandenburgischen Truppen. Im Kriegsrat des Prinzen nahm er eine hervorragende Stelle ein, und seine gewichtige Stimme bewirkte es hauptsächlich, daß Eugen sich durch den Widerspruch etlicher älteren Generale nicht beirren ließ, sondern beschloß, am 11. September die Übermacht der Türken, die unter Führung ihres Großsultans Mustapha sich bei Zcuta an der Theiß verschanzt und eine Brücke über diesen Fluß erbaut hatten, unverzagt

8. Bilder aus der Geschichte des Reußischen Landes und Fürstenhauses - S. 33

1900 - Greiz : Henning
anzugreifen. Es galt, die durch doppelte Verschanzungen gedeckte Brücke zu nehmen. Die Türken empfingen das heranrückende Heer mit einem furchtbaren Geschützfeuer. Graf Heinrich, der erste vor den Reihen seiner Regimenter, wurde, nachdem sein Pferd bereits zwei Schüsse bekommen hatte, von einer Büchsenkugel in den rechten Arm getroffen. Weil dieser aus einer Fleischwunde stark blutete, baten ihn etliche hohe Offiziere, das Treffen zu verlassen. Da aber der Graf gewahrte, daß die Seinen, über seine Verwundung bestürzt, zu wanken und zurückzuweichen begannen, rief er ihnen zu: „2 h r müßt nicht meinen, daß ich euch verlassen werde! Ich sehe wohl, daß anjetzo redlich gefochten und rühmlich gestorben sein muß. Ich will mit euch siegen und st erben und begehre auch nicht, daß jemand das Geringste mehr thue, als ihr sehen werdet, daß ich thue!" Den von Blut geröteten Degen mit der linken Hand emporhebend, führte er sein Treffen zum weiteren Angriff auf die Verschanzung des Feindes, während sein Pferd einen dritten Schuß durch den Hals erhielt. Der Kampf hatte schon eine Stunde gedauert, es war bereits fünf Uhr nachmittags, da gelang es dem Prinzen Eugen, am Ufer der Theiß eine Batterie aufzufahren und die Brücke des Feindes wie diesen selbst im Rücken zu beschießen. Die Türken gerieten darüber in Bestürzung; Graf Heinrich benutzte den günstigen Augenblick; er setzte die ganze Schlachtlinie des Fußvolks in Sturm gegen die Wälle; unter furchtbarem Blutbad wurde die erste und im Fluge auch die zweite Verschanzung genommen. Die Feinde, vom Geschütz der Kaiserlichen beschossen, flohen dichtgedrängt in schrecklicher Verwirrung zu der engen Brücke; unter der Masse der Fliehenden brach diese nahe am diesseitigen Ufer ein, und Hunderte, die sich durch Schwimmen retten wollten, fanden in den Wellen ihr Grab. Graf Heinrich, dessen Kleid, ohne daß er selbst verletzt wurde, noch von drei Kugeln durchlöchert wurde, stürmte, seine Truppen anfeuernd, allen voran gegen die vor der Brücke aufgefahrene Wagenburg der Türken, die von einigen Ianitscharen ver-zweiflungsvoll verteidigt wurde. Da schlug eine Büchsenkugel in sein linkes Bein und zerschmetterte eine Hand breit unter der Hüfte den Schenkelknochen. Nun mußte er freilich die Walstatt verlassen; sein Pferd, obwohl es einen vierten Schuß in den Bauch erhielt, trug ihn doch noch aus der Schlacht; fein Stallmeister, Ionas Kettner aus Greiz, geleitete ihn. Mit Mühe hob man ihn vom Pferd und brachte ihn zunächst in ein Zelt, wo er eilig verbunden wurde, am vierten Tage aber in die Festung Szegedin. Während die in den Oberarm gedrungene Kugel bald herausgeschnitten wurde, konnte die im Schenkel nicht gesunden werden. Am 1. Oktober zeigten sich schlimme Zufälle, die den Brand befürchten ließen. Graf Heinrich, von der Nähe seines Endes überzeugt, ließ sich das heilige Abendmahl reichen, das er erst wenige Wochen zuvor genossen hatte. Innerlich dadurch

9. Bilder aus der Geschichte des Reußischen Landes und Fürstenhauses - S. 38

1900 - Greiz : Henning
-88- blieb und späterhin in Ebersdorf Christ wurde. — Im Jahre 1688 beteiligte er sich, wiederum als Freiwilliger, an dem Kriege der Venetianer gegen die Türken in Griechenland. Bei dem Sturm auf die Festung Negroponte auf der Insel Euböa wurde ihm, nachdem sein treuer Reitknecht dicht hinter ihm erschossen war, der rechte Schenkel durch eine feindliche Kugel zerschmettert. Er sank bewußtlos unter die Füße der Nachstürmenden und wäre verloren gewesen, wenn ihn nicht ein Schweizer Offizier hätte aufheben und ins Lager tragen lassen. Obwohl er so zunächst vom Tode gerettet war, traf ihn doch bald neues Mißgeschick: alle seine Diener wurden vom Spitalfieber hingerafft, und von allen Müteln entblößt, lag er verwundet fern von der Heimat in fremdem Lande. Die deutschen Regimenter, welche an dem Kriege teilgenommen hatten, kehrten, da der Feldzug mißlang, nach Deutschland zurück; — aber keine Kunde kam von Graf Heinrich in die Heimat, man hielt ihn für tot. Da machte sich sein treuer Türke auf, ging nach Venedig und von da nach Griechenland und wanderte, nach seinem geliebten Herrn suchend, so lange umher, bis er ihn in Zante fand. Heinrich war von seinen Wunden ziemlich genesender besuchte aber erst noch Athen, Korinth und andere Städte, um die griechischen Altertümer zu erforschen, ehe er im Jahre 1689 in die Heimat zurückkehrte. Sein Feuereifer war jedoch noch nicht abgekühlt. Auf Anregung Heinrichs Vi. machte er noch in demselben Jahre den Feldzug gegen Ludwig Xiv. und die Belagerung von Mainz mit. Dabei erlitt er aber durch einen Sturz vom Pferde eine solche Beschädigung seines kaum geheilten Beines, daß er von da an zeitlebens lahm blieb. Infolge dessen sah er sich auch bald genötigt, alle kriegerischen Unternehmungen aufzugeben und in die Heimat zurückzukehren. Da er bei der Erbteilung mit seinen Brüdern weder eine Stadt, noch ein Schloß erhalten hatte, erbaute er sich in Ebersdorf ein Residenzschloß. Er gründete die Linie Ebersdorf und starb im Jahre 1711. Sein einziger Sohn, Heinrich Xxix, bei des Vaters Tode erst zwölf Jahre alt, wurde samt seiner Schwester Erdmute Dorothea von seiner Mutter Erd mute Benigna, geb. Gräfin von Solms-Laubach, in Gottesfurcht auferzogen. Diese war mit dem berühmtesten Gottesgelehrten jenerzeit, Philipp Jakob öpcncr, welcher nach dem dreißigjährigen Kriege hauptsächlich eine Neubelebung der lutherischen Kirche herbeigeführt hat, eng befreundet. Heinrichs Erzieher, der Hofkaplan Spener, war in der Waisenanstalt August Hermann Franckcs thätig gewesen, und seine Begeisterung für dessen Werke der Barmherzigkeit entzündete auch die Gräfin-Mutter, so daß sie im Jahre 1732 ein Waisenhaus zu Ebersdorf gründete. 2m Schlosse hielt der Hofkaplan .Erbauungsstunden, die auch aus der Umgegend viele Teilnehmer herbeizogen ; die mildthätige Gräfin speiste oft die von auswärts Gekommenen und gewährte ihnen bei übler Witterung ein Nachtlager. Solche

10. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 18

1912 - Rostock i. M. : Boldt
18 smtlichen Wohnungen verlieren!" so feuerte der Hartmut die Seinen an. Das werk gelang. Die Gefahr ging glcklich vorber. Aber als sich jeder des Sieges freute, hatte der Meister das Unglck, auszurutschen und ins Wasser zu fallen. Anfangs lachte mancher. Als aber der stark erhitzte Mann aus dem kalten Bad herauskam, das Gesicht so leichenbla, da ver-ftummte selbst der allezeit lustige Frido. (Em heftiges Lieber schttelte den starken Krper des Meisters. Und obwohl die der Krankheiten kundige Frau Irmgard ihren Gatten, der sofort das Lager aufsuchte, mit Fellen bedeckte, so wollte der Schttelfrost doch nicht weichen. Besorgt schaute die Gattin ins Antlitz ihres Mannes. Schnell bereitete sie aus den ge-sammelten Heilkrutern eine Brhe, die schon hufig den Tod aus dem Felde geschlagen hatte, vergebens! Die Nacht sank herab, und in unruhigen Fiebertrumen warf sich Hartmut auf seinem Lager umher. Pltzlich schrie er auf: hierher, Mannus, schlag' zu! Frido, Wasser! Wasser! Gut gemacht!. ." Am Morgen war der Meister tot. Laut klagten die Frauen; mit gesenkten Huptern standen die Männer umher. Als man sich von dem ersten Schmerz ein wenig erholt hatte, sprach Siegfried zu Baldwin und Frido: Geht hin zu unsern Freunden jenfeit des Waldes, auch zu denen am Moorgraben und im Steingrund, erzhlt ihnen von unferm groen Schmerz und bittet sie, da sie kommen, uns des Meisters Grab bereiten zu helfen." Die beiden Boten eilten, und bald kamen sie von allen Seiten, alle die Treuen, die so manches schne Steinmesser, so manche wuchtige Axt, so manche prchtige Urne vom Meister erwarben; sie kamen alle, die Grab- und Stein-kammer zu bauen. 3n der Nhe der Werksttten, wo Hartmut viele Jahre so emsig mit seinen Gehlfen geschafft hatte, sollte er seine Ruhesttte finden. So wollte es Frau Irmgard. Mit starken Rundhlzern schritten die Männer zu der groen Felsenstelle, die unweit der Werksttten lag. Sofort begann die Musterung der Steine. Man suchte zunchst nach platten, die nach Hhe und Breite etwa die Lnge eines Mannes erreichten. Sowie das Gewnschte gefunden war, ging die schwere Arbeit los. Die Steinriefen wurden auf die Rundhlzer gestoen und dann fortgefchoben. Bei der groen Zahl der Arme dauerte es nicht lange, bis vier Blcke am erwnschten rte waren. Noch ein Angriff und die vier Kolosse standen schn ge-horsam in einer Reihe. Damit war aber erst ein sehr geringer Teil der Arbeit fertig. Jetzt wieder zurck zur Steinvorratskammer und noch fnf platten von der Gre der vier Brder herangeschleppt. Nachdem nun etwa eine Manneslnge von der ersten Mauer entfernt eine gleichlaufende her-
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