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1. Der Erbe von Stübeckshorn - S. 78

1889 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 78 — ton der Hoheit, die aus ihren Augen strahlte, warf ich mich thr zu Füßen und küßte den Saum ihres Kleides : fte aber hieß mich aufstehen und ermunterte mich, ihr zu lagen, was mein Herz bedrückte, und ermutigt durch ihren mrlden Zuspruch sagte ich ihr den Zweck meiner Reise. Aufmerksam hörte sie mir zu; als ich aber geendet, schüttelte sie traurig das Haupt und ihre Augen füllten jtch mit Thränen. „Armer, armer Knabe", sprach sie, ^warnm bist Du nicht einige Tage früher gekommen? Stehe, die Du hier suchst, weilt nicht mehr unter den Gebenden; heute morgen haben wir ihren sterblichen Leib unter dem grünen Rasen gebettet. Das Geheimnis, nach welchem ^u forschest, hat sie mit ins Grab genommen: aber noch in ihrer letzten Stunde hat sie Dein gedacht: mtt Deinem Namen auf den Lippen ist sie hinüberae- ichlnmmert zu einem besseren Leben". Wie ein Donnerschlag trafen mich diese Worte der würdigen Klosterfrau. Mit einem lauten Schrei sank ich nieder zu ihren Füßen und eine tiefe Ohnmacht umfing meine Sinne. Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich in einem hohen, hellen Zimmer; mehrere Schwestern, auch die würdige Priorin, umstanden mein Lager. „Gottlob, er lebt!" hörte ich sie sagen, als ich mit innigem ^ank die Augen zu ihr aufschlug. Eine heftige Krankheit hatte mich befallen, nachdem ich die Trauerbotschaft aus dem Munde der Priorin gehört hatte; mehrere Wochen hatte ich zwischen Tod und Leben geschwebt. Die Anstrengungen der weiten Reise, die Entkräftung, die bittere Enttäuschung, alles hatte dazu beigetragen, meinen Zustand nahezu hoffnungslos zu machen. Aber nun siegte doch die Jugend über die tückische Krankheit, und dank der liebevollen Pflege der frommen Schwestern erholte ich mich rasch. Als ich ganz genesen war, sagte die edle Frau eines Tages zu mir: „Mein lieber Sohn, durch Gottes Gnade bist Du wieder gesund geworden, und es ist nun Zeit, daß wir über Deine fernere Zukunft reden. Hier kannst Du nicht bleiben; aber ich möchte Dich nicht wieder in die Welt zurückschicken. Du hast Deinen

2. Die Supplingenburger - S. 30

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 30 — wollte es heute nicht schmecken. Erst jetzt bemerkte Bertha, daß er traurig war; ließ auch sie die Speisen unberührt, rückte ihren Schemel neben den seinigen und faßte seine schwielige Hand. „Du bist traurig, lieber Vater", sagte sie sanft; „gewiß haben böse Menschen Ltch wteder gekränkt. Erzähle mir, das wird Dein Herz erleichtern". Da erzählte er ihr alles, was ihm' in Schoderstedt begegnet war. „Armer, armer Vater", sagte Bertha, indem sie seine harten Hände in den ihrigen zärtlich drückte; „wie vieles hast Du zu leiden, und Du bist doch so gut, und stets zum Helfen bereit. Gehe doch nie mehr hinab ins Thal, wo die Menschen Dich nicht verstehen wollen; bleibe hier bei mir in unserer friedlichen Hütte, was fehlt uns hier? Die wenigen Nahrungsmittel, deren wir bedürfen, und die der Wald uns nicht liefern sann, bringen uns wohl die Fuhrleute aus der Stadt mit, welche hierherkommen, um Deine Kohlen zu kaufen, oder ich gehe hinunter ins Dorf und kaufe, was wir nötig haben. Glaube nicht, daß ich mich fürchte, mir thut wohl niemand ein Leid; aber ich kann es nicht ertragen, wenn die Leute Dich schmähen, wo sie Dir danken sollten". Ruhig hatte der Köhler seine Tochter ausreden lassen; jetzt aber sagte er: „Das sei ferne von mir, daß ich Dich der Gefahr aussetze, von rohen Menschen gekränkt zu werden; nein, Du sollst nicht allein hinabgehen in das Thal. Oder meinest Du, ich hätte es nicht bemerkt, wie am letzten Sonntag, als ich mit Dir zum Hochamt ging, und ich mich, um niemand ein Aergernis zu geben, bescheiden hinter der Kirchenthür verborgen hielt, die Weiber von Dir zurückwichen,^ wie vor einer Aussätzigen, als Du zu ihnen treten wolltest? Ich habe auch wohl die Thränen bemerkt, die Dir über die Wangen liefen, und hätte mich die Heiligkeit des Ortes nicht zurückgehalten, so wäre ich herbeigeeilt und hätte Dich fortgezogen ans der Umgebung P°n_ Leuten, welche glauben, Dich und mich ungestraft selbst im Hause Gottes kränken zu dürfen, während sie nicht einmal würdig sind, Dir die Schuhriemen aufzu-

3. Die Supplingenburger - S. 7

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
Nur fiel es dem Klausner auf, daß Rodbert nie von seiner Vergangenheit sprach, ja daß er es ängstlich zu vermeiden schien, die Rede darauf zu bringen. Auch jetzt empfing der Pater den Köhler mit herzgewinnender Freundlichkeit. Er führte ihn und Bertha in seine Klause und setzte ihnen dort vor, was er hatte, Käse, Brot und frisches Wasser aus dem nahen Bächlein. Während dieses einfachen, aber durch gute Reden gewürzten Mahles erzählte Rodbert, was er heute im Walde gefunden habe. Hier hatte er ein Kräutlein, aus dem er einen Saft auspreßte, der die Eigenschaft hatte, verminderte Sehkraft zu stärken; dort eine Wurzel, aus der er eine Salbe für alte, bösartige Wunden bereitete. Aus diesen Blüten wurde ein hustenstillender Thee bereitet, aus jenen ein Mittel, um die langen, schlaflofen Nächte abzukürzen. Auch Pilze und Beeren, ja selbst Insekten und Schnecken hatte er mitgebracht, die ihm zur Bereitung mancher Arznei nötig waren. Mit großer Aufmerksamkeit hörten Wilbrand und Bertha seinen Worten zu; er wußte jede Pflanze, jedes Tierchen zu beuenueu und von einigen gar anmutige Geschichten zu erzählen. Wenn er so bei seinen Kräutern und Blumen saß und seinen beiden andächtigen Zuhörern die Eigenschaften derselben erklärte, vergaß er, daß die Menschen ihn als einen Geächteten betrachteten, und sein sonst oft so finsteres Gesicht erhellte sich. Erst als es Abend wurde, nahmen er und Bertha von dem Klausner Abschied, um ihre Hütte oben im Walde aufzusuchen; Bertha aber versprach, sckon am andern Tage wieder zu kommen und abermals einen Korb mit Beeren zu bringen. Vasten wir die beiden einstweilen ziehen, und wenden wir uns wieder dem Klausner zu, der, als er wieder allein war, sein Glöcklern läutete und vor dem ephenum-rankten Altar sein andächtiges Gebet verrichtete. Alsdann setzte er sich, weil der Abend warm war, wiederum auf die Bank vor seiner Hütte, und wir wollen die Gelegenheit benutzen, die Gedanken, die an seinem Geist vorüberziehen, zu erlauschen.

4. Die Supplingenburger - S. 78

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 78 — und den Meister Schmied, weil diese die Anführer des Tumultes gewesen waren, und mit harten Worten wurde den beiden zugesetzt. Stürmisch forderten die Bauern, daß die beiden Rädelsführer in den Elm gehen sollten, um bei dem Köhler für sich und das Dorf um Verzeihung Zu bitten. Es half ihnen keine Ausrede; wollten sie sich nicht in ihrem Dorfe der Gefahr aussetzen, gesteinigt zu werden, so mußten sie sich dem Verlangen fügen und den sauren Weg antreten. Mit Zittern und Zagen begaben sie sich deshalb am Tage nach den eben geschilderten Ereignissen in den Elm, um die verlangte Abbitte zu leisten. -L>ie fanden den Köhler bei seiner Arbeit, der Hund lag neben ihm. Als dieser die Ankommenden bemerkte, wollte er, weil er sie wieder erkannte, sich aus sie stürzen, doch ein strenges Wort Rodberts verwies ihn zur Ruhe. Demütig, standen sie mit entblößten Häuptern vor dem schlichten Manne und baten mit flehenden Worten, ihnen ihre Unbedachtsamkeit zu verzeihen und sich nicht für die zugefügte Beleidigung an dem ganzen Dorfe zu rächen, lächelnd hörte Rodbert ihre Beichte an; dann sprach er: Beruhigt Euch, lieben Freunde, denn nichts liegt mir ferner, als Rachsucht. Wem viel vergeben ist, der ist auch geneigt andern zu vergeben. Was Ihr gethan habt, habt Ihr gethan aus Unkenntnis, und befangen in thörichtem Aberglauben. Aber saget mir, woher kommt der Glaube, daß ich ein Ketzer sei?" Verlegen schauten die beiden zu Boden und wußten keine Antwort zu geben. Da fuhr Rodbert fort: „Ich weiß wohl, daß Ihr geglaubt habt, und vielleicht noch glaubt, ich fei ein Heide, der noch den alten Göttern dient. Aber ich bin ein Christ, wie Ihr, und diene hier im Walde demselben Gott, dem Ihr dient. Wenn Ihr ferner glaubt, daß ich mir meine Kenntnis der Heilkunde durch Zauberkünste erworben habe, so seid Ihr auch in diesem Punkte in einem traurigen Irrtum besangen, Nur durch das lange Leben im Walde und im steten Umgang mit der Natur ist es mir gelungen, die ^ Heilkräfte der Pflanzen kennen zu lernen; solche Wissenschaft könnt auch Ihr Euch, kann sich ein jeder

5. Der Freischöffe von Berne - S. 97

1891 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 97 — daß er selbst die Geißel ergriff und die bethörte Frau schlug, wenn nach seiner Aussage die Geißelung nicht genügend ausgeführt war oder die Sünde sich zu stark regte. Die Landgräfin stand völlig unter der Gewalt des hartherzigen, schwärmerischen Mönches; unbedingt unterwarf sie sich allen seinen Befehlen und unterzog sich jeder Buße, die er ihr für ihre wirklichen oder eingebildeten Sünden auferlegte. Sie entsagte willig auf sein Geheiß dem Verkehr mit ihren Verwandten und sah nicht einmal ihre eigenen Kinder; ja als Konrad ihr sagte, es sei sündliche Eitelkeit, das Haar zu ordnen, das Gesicht zu waschen und den Leib zu baden, da verleugnete sie sogar die angeborene Reinlichkeit und wusch sich nicht und kämmte sich nicht, bis sie endlich, von Schmutz starrend, ihr elendes Leben im jugendlichen Alter von kaum 24 Jahren beschloß. So groß war in dieser düstersten Zeit des Mittelalters die Knechtschaft, unter welche hartherzige und gewissenlose Beichtväter ihre Beichtkinder zwangen! Als Elisabeth von dem Vorhaben Kourads hörte, das Kreuz zu predigen gegen die Stedinger, die sie nicht einmal dem Namen nach kannte, erschrak sie. Sie konnte es sich nicht denken, daß ein ganzes Volk so von der Kirche abgefallen sei und solche Greuel begangen habe, wie sie den Stedingern angedichtet wurden; auch war in ihr noch nicht jegliches Mitgefühl für das Unglück anderer, welches ja ein schönes Vorrecht und ein hervorragender Zug des edlen weiblichen Herzens ist, erstorben. Daher suchte sie mit Bitten den Mönch zu bewegen, abzustehen von seinem Vorhaben und das Rachewerk, wenn es überhaupt notwendig sei, andern zu überlassen. Mit harten Worten verwies ihr Konrad aber dieses Mitgefühl, wodurch sie sich, wie er sagte, gegen die heilige Kirche versündigte. „Töten wir nicht den wütenden Hund", sprach er zu dem zitternden Weibe, „ehe er uns anfällt und mit seinen giftigen Zähnen zerfleischt? Und doch kann er nur dieses irdische Leben vernichten, die Stedinger aber mit ihrer Ketzerei sind schlimmer, als tolle Hunde, da T'ieinann, Ter Freischöffe von Berne. 7

6. Der Freischöffe von Berne - S. 83

1891 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 83 — der Ketzerei getrieben wird, welche schlimmer ist als Meineid, Raub und Mord. Willst Du daher, daß auch bei Dir in Deinem Lande der ketzerischen Bosheit ein schnelles Ende bereitet werde, so schlage ein in die Hand, die ich Dir biete, und verfüge über mich. Ich verspreche Dir, nicht zu ruhen, bis das Ziel, das ich mir gesetzt, erreicht ist, bis auch der letzte Ketzer vernichtet ist. Ich werde mein Versprechen halten, und müßte ich gleich ganze Wälder abhauen, um daraus Holzstöße aufzuschichten, ja müßte ich durch Ströme von Blut waten". So sprach der schreckliche Mönch, Konrad von Marburg. Erschüttert über solche wilde Entschlossenheit, wie er sie noch niemals bei einem Menschen gefunken, stand Erzbischof Gerhard da. Was sollte er thun ? Sollte er in die knöcherne Hand, die der Mönch ihm entgegenstreckte, und die fast der' Tatze eines Raubtieres ähnlich war, einschlagen? Ein Grauen lief durch seinen Körper; dieser Mönch, der vor ihm stand, glich vielmehr einem der Unterwelt entstiegenen bösen Geiste, als einem Heiligen. Konrad von Marburg merkte das Zögern des Erzbischofs. „Du scheust Dich, in die Hand einzuschlagen, die ich Dir biete", sagte er mit einem schrecklichen Lächeln; „Du fürchtest Dich vor dem Blute, das an meinen Fingern klebt. Siehe, ich zwinge Dich nicht, es zu thun, doch ich hätte Dich nicht für so schwachherzig gehalten. Als ich Dich heute in der Domkirche sah, wo Du in die Hand des heiligen Vaters Deinen Schwur leistetest, da mußte ich glauben, daß Du auch den Mut haben würdest, scharfe Mittel gegen die Ketzer zu gebrauchen. Ist der ein rechter Arzt, der sich scheut, ein krankes Glied abzuschneiden vom Körper, um den übrigen Leib gesund zu erhalten? Bedenke wohl, daß Du durch Deine Unentschlossenheit der Ketzerei Vorschub leistest! Willst Du warten, bis Dein ganzer Sprengel durchseucht ist von dem Gifte der Ketzerei, und alsdann keine Rettung mehr ist? Willst Du selbst durch Dein Zaudern Dich der Sünde der Verfluchten schuldig machen und auch hinweggefegt werden von dem Sturme, der herein- 6*

7. Die Burgfrau von Ahlden - S. 53

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 53 — vor denselben auf, die ihnen Entgegenkommenden erwartend. Die Zigeunermutter aber sagte leise zu dem Dade: „Ich weiß, daß es ein vornehmer und reicher Herr ist, dem wir begegnen werden. Wie er die ihm bereitete Störung aufnehmen wird, weiß ich zwar nicht, — aber gleichviel. Ich will mich an ihn heranmachen und versuchen, ob es mir gelingt, ihm seine Zukunft zu enthüllen. Ich werde ihm Dinge weissagen, die ihn freuen sollen, und, leichtgläubig, wie die Weißen sind, wird er den Beutel offnen und einige goldene Füchse springen lassen. Leider taugt Lischka heute nicht dazu, ihre Künste zu zeigen; das Mädchen ist wieder schwermütig und dringt auf Umkehr. Wozu ist sie jung und schon, wenn sie ihre Schönheit nicht nützen will? Aber sie wird es nimmer lernen, daß Schönheit für uns so gut ist wie bare Münze". „Laß das Mädchen", sprach der Dade sanft. „Sie ist nicht, wie die andern Mädchen unseres Stammes. Ihr Geist nimmt höhern Flug; sie kann nicht wie der Igel im Staube kriechen, sie muß sich in die reine Luft erheben wie die Lerche, die der Sonne zustrebt. Oder willst Du ihr die Flügel brechen, daß sie im Sumpf verkümmert?" Die Alte antwortete nichts, sondern zog sich murrend in das Innere des Wagens zurück; der Häuptling aber ritt an die Spitze seines Zuges wie ein Feldherr, der den heranziehenden Feind erwartet. Sechstes Kapitel: Eine Begegnung. Es ist wohl nicht nötig dem Leser zu verraten, was es für Leute waren, die die Zigeunerfamilie so in Unruhe und Aufregung versetzten. Als die Reiter, die dem jungen fürstlichen Paare voranritten, in der Ferne die Wagenreihe bemerkten, waren sie nicht weniger erstaunt, als die braunen Kinder der Pußta. Zuerst

8. Die Burgfrau von Ahlden - S. 48

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
fr7 — 48 — Laß uns umkehren, Mutter; der Dade wird wollen, wenn Du nur willst. Er thut ja alles, was Du sagst". Aber unwillig schüttelte die Alte den Kopf. „Kind, das verstehst Du nicht", sprach sie; „der braune Mensch muß wandern, eine Heimat hat er nirgend, er kennt nicht den Ort, wo er geboren ist, er weiß nicht, wo er einst seinen Wanderstab niederlegen wird. Er kann es nicht ertragen, in engen Steinhäusern zu wohnen, wie die weißen Menschen, noch in den engen Gassen ihrer Städte umherzukriechen. Das benimmt ihm den Atem und erschlafft seinen Mut. Ihm ist es nur wohl unter dem hohen Himmelsdom, und wenn er des Abends nach langer Wanderung sein Haupt niederlegt unter der dünnen Leinwand des Zeltes oder unter dem grünen Blätterdache des Baumes, so ruht er dort besser und fühlt sich wohler, als der stolze weiße Mann in seinem engen, dumpfigen Zimmer. Aber ich weiß nicht, welch ein Geist in Dich gefahren ist, Lischka. Heimkehr, Heimkehr — das ist das Einzige, wovon Du redest. Als ob Du eine Heimat hättest außer diesem Wagen und dem Zelte des Vaters! Bisweilen möchte ich zweifeln, ob Dn ein echtes Zigeunerkind bist. Dn wärest doch früher anders, und jubeltest und klatschtest in die Hände, wenn die Wagen bespannt wurden und der Dade sein Pferd bestieg, und es nun weiter ging in Gegenden, die Du noch nicht gesehen, unter Menschen, deren Sprache Du nicht verstandest!" „Damals war ich ein Kind und wußte nicht, was ich that", sprach Lischka mit einem Seufzer. „Seit ich aber herangewachsen bin, habe ich das fahrende Leben satt. O hätte ich eine Heimat, hätte ich ein Haus, wie froh, wie glücklich würde ich sein!" Ein paar dicke Thränen flössen über die gebräunten Wangen der Jungfrau; sie preßte die Hand aufs Herz, gleich als wollte sie das Klopfen desselben beruhigen. Die Mutter aber warf einen scheuen Blick aus die Tochter und sagte leise: „Ich weiß es, Lischka, was Dir das Wandern verleidet hat, auch ohne daß Du es mir sagst.

9. Parricida - S. 98

1905 - Braunschweig : Appelhans
— 98 — von seiner langen Wanderung. Kein Priester war zugegen, als sie ihn bestatteten; denn keiner hätte es gewagt, dem von der Kirche ausgestoßenen Königsmörder das letzte Geleite zu geben. Aber die Gebete, die von diesem Grabe gen Himmel stiegen für die Seelenruhe des Vielgeprüften, waren darum nicht minder wirksam, auch wenn sie nicht von einem geweihten Priester gesprochen wurden. Ein einfacher, roh behauener Stein mit der Inschrift: „Johann Parricida" bezeichnete die einsame Ruhestätte im Walde. Hunderte von Jahren hat er gestanden, bis er mehr und mehr verwitterte und die Inschrift kaum noch kenntlich war. Vor etwa dreißig Jahren wurde er durch einen andern, größeren Stein mit derselben Inschrift ersetzt, der heute noch an derselben Stelle steht, wo einst von den Bauern der erste, leider verloren gegangene Gedenkstein gesetzt wurde. Als Burchard von Schledehausen erfuhr, welches traurige Schicksal das Weib seines Feindes betroffen hatte, machte er sich noch an demselben Tage auf, die Bedauernswerte samt ihrem Kinde nach seiner Burg zu holen, damit sie dort verpflegt werde. Noch in bewußtlosem Zustande wurden Irmgard und Lathonius nach Schledehausen gebracht, wo Mechtildis von Wart es sich nicht nehmen ließ, persönlich und ganz allein die Pflege der Kranken zu übernehmen. In aufopfernder Liebe wachte sie Tag und Nacht an den beiden Krankenlagern, denn wochenlang schwebte sowohl Irmgard als auch ihr Kind zwischen Tod und Leben. Endlich siegte freilich die gesunde Natur der beiden über die Krankheit; aber trotzdem schritt die Genesung nur sehr langsam weiter. Als Irmgard zum ersten Male am Arme ihrer treuen Pflegerin ihr Lager verlassen und in den Burggarten hinuntergehen konnte, war es bereits Hochsommer geworden; aber ihr Söhnchen Lathonius sah nichts von der sommerlichen Pracht. Sein Augenlicht war seit dem schrecklichen Brande der Neuen Burg erloschen; er war ein zu ewiger Nacht verurteilter Blinder, angewiesen sein ganzes Leben lang auf fremde Hilfe. Aber mit um so größerer Liebe hing

10. Der Gutsherr von Vechelde - S. 43

1911 - Braunschweig : Graff
»y *> »> »> *> »> »>»> »> *> »> 43 4* <• <w <» <♦ <w 4» 4* <i <«r niartne gegenüber, der ein in Wachstuch geschnürtes Bündel Akten unter dem Arme trug. Der König redete den sich tief verneigenden Fremden an : „Zdie heißt <£r ? was will Er ?" „Majestät," erwiderte der Gefragte, „mein Name ist Menzel, und ich komme geradeswegs aus der kurfürstlichen Kanzlei zu Dresden, wo ich noch bis vor drei Tagen als Geheimsekretär des kurfürstlichen Ministers, des Grafen von Brühl, beschäftigt war. Es ist mir in Dresden gelungen, Einsicht in verschiedene Akten zu nehmen, und da ich glaubte, daß der Inhalt für (£m. Majestät von Wichtigkeit sein würde, habe ich sie genau abgeschrieben und bringe sie hier Lw. Majestät zur Einsicht." Mit diesen Worten überreichte er unter einer tiefen Perbeugung dem Könige die Akten, nachdem er zuvor die Umschnürung gelöst und die papiere aus der Idachs* tuchumhüllung herausgenommen hatte. Friedrich warf, ehe er die papiere in Empfang nahm, einen durchdringenden Blick auf Menzel, den dieser aber aushielt. Dann sagte er: „Weiß Er aber auch, was Lr damit tut, daß Er mir diese Akten übergibt? Er begeht damit einen argen Vertrauensbruch an Seinem £)errn. Ich liebe solche Ceute nicht, die untreu sind in ihrem Beruf." „Majestät," stammelte Menzel, „ich weiß sehr wohl, daß ich ein Verräter bin an meinem Kurfürsten, indem ich Ew. Majestät diese Papiere übergebe. Aber ich bin ein warmer Verehrer Ew. Majestät gewesen von dem Tage an, als Sie vor einigen Jahren als Sieger in Dresden einzogen. Da habe ich es mir gelobt, so viel an mir ist, dazu beizutragen, daß alle die Pläne, die Ew. Majestät verfolgen, gelingen mögen. Und ich glaube in der Tat, Ew. Majestät einen Dienst zu erweisen, indem ich diese Akten übergebe." Friedrich nahm jetzt die papiere entgegen und setzte sich, um sic zu lesen, auf einen Gartenstuhl; Menzel war bescheiden einige
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