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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 107

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 107 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vvr uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschaft, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstein in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Neinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läszt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schiniedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit anf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wnrden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter auf einem freien Platze liegen.^ Ehe sie zur Bereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie auf eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eine feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiucheu ist.

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 108

1911 - Magdeburg : Creutz
108 8. Das Land zwischen ^aale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder aufgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarein Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberq. in den großen Ferien hier in den Waldungen"zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Die weiht (flfter. Die Quelle der Weißen Elster liegt auf dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen fließt sie nach N. durch das Vogt- und das Osterland. Ihr tiefes Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlause eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittelläufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, vou Zeitz au, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 121

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 121 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vor uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschast, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstem in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Reinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läßt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schmiedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit auf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wurden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter aus einem freien Platze liegen. Ehe sie zur Vereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie aus eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eilte feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiuchen ist.

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 122

1911 - Magdeburg : Creutz
122 8. Das Land zwischen Saale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder ausgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg' Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarem Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberg. in den großen Ferien hier trt den Waldungen zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Sic weihe Elster. Die Quelle der Weißen Elster liegt aus dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen stießt sie nach N. durch das Bogt- und das Osterland. Ihr tieses Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlaufe eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittellaufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, von Zeitz an, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

5. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 2

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
2 Am. Abend der Kriegserklärung 1914 in Königsberg. Mit ernster Miene, doch mit fester Stimme hielt der Kaiser dann folgende Rede an sein Volk, die eigentlich jedes deutsche Kind auswendig lernen sollte: „Eine schwere Stunde ist heute über Deutschland hereingebrochen. Neider überall zwingen uns zu gerechter Verteidigung. Man drückt uns das Schwert in die Hand. Ich hoffe, daß, wenn es nicht in letzter Stunde meinen Bemühungen gelingt, die Gegner zum Einsehen zu bringen und den .Frieden zu erhalten, wir das Schwert mit Gottes Hilfe so führen werden, daß wir es mit Ehren wieder in die Scheide stecken können. Enorme Opfer an Gut und Blut würde ein Krieg von uns fordern. Den Gegnern aber würden wir zeigen, was es heißt, Deutschland anzugreifen. Und nun empfehle ich euch Gott, geht in die Kirche, kniet nieder vor Gott und bittet ihn um Hilfe für unser braves Heer!" Immer wieder wurde die Rede von Beifallsrufen unterbrochen, und als der Kaiser'geendet hatte, drängten sich die Gefühle zusammen in dem „Heil dir im Siegerkranz," das von der ganzen Niesenmenge entblößten Hauptes gesungen wurde. Noch einmal grüßte das Kaiserpaar, und brausender Gegengruß antwortete. Dann traten die Majestäten in ihre Zimmer zurück, und die Masse flutete singend weiter durch die Straßen der Reichshauptstadt. Für alle war es eine entscheidende und erlösende Stunde gewesen; denn jeder wußte es nun: „Der Kaiser ist eins mit seinem ganzen Volke." Gustav Schlipköter, „Der Sturm bricht los!" (Deutsche Iugendkriegsbücherei. 1. Folge.) Verlag Friedr. Burchard. Clberfeldrsonnborn. 3. Am Abend der Kriegserklärung und am ersten Mobilmachungstage 1914 in Königsberg. „Krieg, Krieg!" So hörte man am Abend des 1. August 1914 in den Straßen Königsbergs rufen. Wie ein Lauffeuer hatte sich die Nachricht verbreitet, daß die Bemühungen unseres Kaisers, den Frieden zu erhalten, leider vergeblich gewesen wären. Daher hätte er die Mobilmachung anbefohlen und gleichzeitig Rußland den Krieg erklärt. Die Anschlagsäulen mit den roten amtlichen Bekanntmachungen und die Anschlagstellen mit den Extrablättern der Zeitungen waren überall von dichten Menschenmassen umringt. Bei dem großen Andrange war es dem einzelnen unmöglich, selbst zu lesen; darum las stets einer, der am nächsten stand, mit erhobener Stimme vor. Mittlerweile begannen die Glocken der ganzen Stadt zu läuten und riefen die waffenfähigen Männer auf zum Sturm. Ein erhebender und tief ergreifender Augenblick! Wer ihn miterlebt, wird ihn nie vergessen. Die Menge stand still. Frauen falteten die Hände, und Ernst und Andacht ergriffen alle Herzen. Jeder empfand die Größe der schicksalsschweren Stunde. Man hörte verhaltenes Schluchzen, und manches Auge füllte sich mit Tränen. Die Hauptstraßen waren „schwarz von Menschen" und glichen einem Strombett, in dem sich die Flut dem Schlosse zuwälzte. Bis lange nach Mitternacht wogte auf dem Schloßplatz eine tausendköpfige Menge, so daß es »

6. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 33

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Hindenburg, der Befreier »Ostpreußens. 33 Meist konnten die Flüchtlinge nur die notdürftigste Habe mitnehmen, auf Wagen oder in der Hand und auf dem Rücken. Wehe aber denen, die zurückgeblieben waren! Wohin die Russen kamen, raubtw und plünderten sie die Häuser aus; nachher steckten sie dieselben dann vielfach in Brand. So sind Tausende von Gehöften und viele Dörfer und Städte ohne jeden Grund niedergebrannt worden. Das geraubte Gut schickten die Russen vielfach auf Wagen oder auf der Eisenbahn nach Rußland. Selbst Offiziere beteiligten sich an der Plünderung. Wenn die armen Bewohner aus den brennenden Dörfern noch etwas retten wollten, schossen die Russen unter sie, um sie zu hindern. Ebenso wurde auf fliehende Einwohner geschossen. Es ist vorgekommen, daß die Unmenschen die Bewohner in den Häusern einsperrten und diese dann anzündeten, so daß die Insassen eines qualvollen Todes sterben mußten. Wenn die Russen vor den anrückenden Deutschen einen Ort räumen mußten, so töteten sie häufig vorher noch friedliche Bewohner und steckten den Ort in Brand. Beim Einmarsch in ein Dorf wurde in die Fenster geschossen und mit Säbeln und Bajonetten nach den Einwohnern gestochen. Sogar Feldlazarette wurden geplündert und Sanitäter beschossen. Besonders die Kosaken, wilde Reiterscharen, zeichneten sich aus durch Grausamkeiten. 3. Wie der Retter kam. Unser Kaiser wollte es nicht dulden, daß die Russen weiter so hausten; er wollte das Land wieder von ihnen befreien. Deshalb übertrag er dem General v. Hindenburg den Oberbefehl über sämtliche Truppen in Ostpreußen. Es war in der zweiten Hälfte des August. Hindenburg reiste sofort nach dem Osten ab. Schon unterwegs schickte er von einzelnen Bahnstationen aus telegraphisch Befehle an die Ostarmee; denn er wollte so schnell wie möglich die Russen hinauswerfen. Während der Fahrt saß er stundenlang in seinem Wagen über die Karten gebeugt, um sie genau zu studieren. Und wie er endlich im Osten ausstieg, da war sein Plan schon fertig: er wollte nicht bloß die Russen zurücktreiben, sondern sie auch vernichten, und dies ist ihm auch herrlich gelungen. Zuerst wandte er sich gegen die Narewarmee; es kam zur Schlacht bei „Tannenberg" vom 26. bis 30. August. 4. Wie dort das Gelände beschaffen ist. Die Gegend, wo die Schlacht stattfand, ist hügelig und weist große Waldungen auf. Eine Anzahl kleinerer und größerer Seen zieht sich von Gilgenburg aus nach Osten, dann nach Norden, in einer Länge von 150 Kilometern. Es sind die masurischen Seen, so genannt nach dem hier wohnenden Volksstamm der Masuren. Große Flächen des Landes sind von Mooren bedeckt. Diese sind oft von Gras oder Binsen bewachsen und gleichen Wiesen. Geht der Unkundige darüber, so sinkt er plötzlich in unergründlichen Schlamm, aus dem er nicht mehr herauskommt. Wer nicht genau die Wege kennt, setzt hier sein Leben aufs Spiel! In diesem Gelände fand die Schlacht statt.

7. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 8

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
8^ Plötzliches Auftauchen der Kosaken auf einem Gute Ostpreußens an der russischen Grenze. zu spenden in diesen Lagen der Bitternis. Und Trost kann er jetzt nur schöpfen aus dem Bewußtsein, daß sein ganzes Volk in aufopfernder Liebe und unerschütterlicher Treue an ihm hängt, von der Hauptstadt bis in den fernsten Winkel an den Grenzen. An euch zuerst tritt es heran, ihm das zu beweisen. Deshalb gilt es hier, auszuharren und auszuhalten, Gott zu geben, was Gottes ist, und dem Kaiser, was des Kaisers ist. Beiden aber gehört das Leben. Doch mißversteht mich nicht, meine Kinder! Ich fordere euch nicht auf, mit Waffen in der Hand den Feind zu erwarten und den Kampf aufzunehmen. Nein, wenn es an uns kommt, daß wir sterben sollen, so werden wir den Tod des Märtyrers erleiden, nicht um des Glaubens willen, doch um des Vaterlandes willen. Ich will keine Waffe sehen in euern Händen, ich will keinen Schuß fallen hören aus euern friedlichen Häusern, ihr sollt euch nicht beflecken mit Blut — in friedlicher Ruhe soll man euch finden. Drum gehe morgen ein jeder seinem Tagewerke nach wie sonst und warte in Gottvertrauen und deutscher Besonnenheit ab, was geschehen wird. Mich werdet ihr in eurer Mitte sehen. Und nun, meine Kinder, rufe ich euch alle noch einmal an den Tisch des Herrn!" Als das Abendmahl erteilt war, verließ die Gemeinde das Gotteshaus. Die Glocken läuteten in die Stille des Vormittags hinein. Heller Sonnenschein, unterbrochen von den spärlichen Schatten einiger Bäumchen, lag auf dem Platze vor der Kirche. Entnommen aus: Walter Heichen, „Unter den Fahnen Hindenburgs." Aus dem Phönix-Derlag, Carl Siwinna-Kattowitz O. S. 6. Plötzliches Auftauchen der Kosaken auf einem Gute Ostpreußens an der russischen Grenze. Landtagsabgeordneter Hofer. Heute frühmorgens — es war zu Beginn des Weltkrieges — saß ich noch nichtsahnend zu Hause an meinem Schreibtisch, um eine Eingabe an den Landrat fertig zu machen, als vor dem Fenster plötzlich der Kopf eines Kosakenoffiziers erscheint. „Aus diesem Hause ist geschossen worden!" ruft er auf deutsch. Ich nötige ihn ins Wohnzimmer und gebe ihm die Versicherung, daß weder von mir noch von meinen Leuten ein Schuß abgegeben worden sei und daß wir von der Anwesenheit der Russen überhaupt nichts gewußt hätten. Er scheint sich dabei zu beruhigen, und ich frage ihn, ob ich ihm eine Flasche Wein vorsetzen dürfe. „Wir nehmen während des Feldzuges keinen Tropfen Alkohol, es ist streng verboten," antwortet er, „aber für ein Glas Tee wäre ich ihnen dankbar." Ich lasse ihm Tee und ein Frühstück vorsetzen, wir unterhalten uns ganz gemütlich miteinander. Als er aber fertig ist, erklärt er mir mit der gleichgültigsten Miene: „Nun muß ich meine Pflicht tun und den Hof anzünden lassen, denn es ist aus Ihrem Hause auf meine Truppen geschossen worden." Meine Beteuerungen helfen nichts, er gestattet mir nur, meine Leute und mich in Sicherheit zu bringen, und er verspricht — worum ich ihn nicht gebeten hatte — mein

8. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 40

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
40 Bilder aus der Schlacht bei Tannenberg. Wie wenn man in einen Ameisenhaufen stößt, so waren die russischen Geschütze und Wagen durcheinander geraten, als die Russen sich von allen Seiten von uns umzingelt und von unserer braven Artillerie beschossen sahen. Umgestürzte Wagen, acht Pferde auf einem Haufen, teilweise unverletzt unter den Wagen, und Russenleichen, schrecklich anzusehen, deckten das Land, unangenehmer Geruch erfüllte die Luft. Am 1. September marschierten wir auf Gilgenburg zu, jede Kompagnie mit etwa 5000 Russen, ich immer auf meinem Fuchs als Transportleiter von 2500 Mann. Fast alle Unteroffiziere und Musketiere ritten, und hinter uns die russischen Wagen und Wäglein mit Tornistern usw. Denkt euch: 20 000 Gefangene, die auf unser Bataillon entfielen! Wir nächtigten auf einer Wiese, es gab Biwak ohne Zelte, mit wenigen Feuern. Ich schlief an einem Strohberg, doch nur bis zwei Uhr. Da hielt ich es nicht aus vor feuchter Kälte, holte mir von'der Feldküche meinen Tornister und zog am Wachtfeuer meine Unterjacke an. Dann blieb ich mit den Leuten und einzelnen Russen, die nicht schliefen, am Feuer bis vier Uhr. Beim Morgengrauen weckte ich. Ein schöner Septembertag: Sedan. Die Russen taten uns allen leid. Seit fünf Tagen nichts gegessen, nur hier und da was vom Felde oder etwas Geschenktes! Sie lagen die Nacht wie die Erdhaufen beieinander, noch teilweise verwundet, barfuß, ohne Kopfbedeckung und Mantel, auf dem Feld und nichts zu essen. Ein furchtbarer Jammer, ein Strafgericht! Das müßte nur die russischen Oberherren so treffen, alle, alle, mit ihren Parfümkästen, die sie ins Feld mitnehmen. Wir marschierten nach Usdau, wo wir vormittags eintrafen. Hier erhielten die Russen etwas zu essen. In Blechkisten und ihren Kochgeschirren kamen sie die Erbsensuppe holen. Unterwegs ließen wir sie auch Kartoffeln 9rat)en‘ „Berl. Tageblatt." 4. Das Grab von Tannenberg. Aus den Aufzeichnungen eines Feldwebels. Ein trauriges Geschäft wartete unser nach der Schlacht: das Begräbnis der treuen Kameraden. Es waren heilige Stunden, die uns noch einmal das Fürchterliche des Tages vor Augen führten. Da lagen sie nun in Reihe und Glied, so wie sie der Tod ereilt hatte; keine Bitternis entstellte ihre Züge. Deutsch wie ihr Herz war, ist auch ihr Tod gewesen. Ein jeder trug sein Andenken auf der Brust, ein Andenken von den Lieben zu Haus. Wrr schaufelten das Grab. Es mochte 30 Schritte in die Länge und 10 Schritte in die Breite gewesen sein. Da betteten wir sie hinein, einen neben dem anderen, ganz leise und sacht, mit all der Liebe, die Soldaten ihren guten, treuen Kameraden zuwenden können, und deckten sie zu mit dem scheidenden Grün des Sommers. O schaurige Pflicht, o bitteres Geschick! Die Sonne ging blutrot zur Ruhe. Da standen wir tränenden Auges am fertigen Hügel. Ein großes Birkenkreuz stand mitten darauf, mit einem Kranz geschmückt. Steinblöcke hielten seinen Fuß, und blühende Heide

9. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 13

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Brief einer ostpreußischen Mutter an ihre Tochter. Ist gar schwer gewesen. 13 begraben. Franz Gröll steht im Felde, den Knecht haben die Russen in Friedland gefangen genommen. Da waren nur Otto und Vater bei den fünf Pferden. Großvater war zu Fuß gegangen, wir trafen ihn in Wehlau. In Eylau fuhren Vater und Großvater mit einem Pferd nach Grünfutter. Da smd vier Russen gekommen und haben Vater und Fuhrwerk mitgenommen. Großvater schickten sie nach Hause. Du kannst Dir den Schreck vorstellen, wie Großvater kommt und sagt: „Euer Vater ist weg!" Ich schrie und nahm von den Kindern Abschied und sagte: „Wo mein Vater bleibt, da bleibe ich auch!" Da kannst Du Dir denken, was für ein Geschrei es gab; die Kinder kamen alle nachgelaufen. Aber auf einmal kommt Vater durch den Garten und sagt, ich soll nicht weinen, er habe sich vorläufig gerettet. Da haben die Russen ihn drei Tage lang gesucht, aber nicht gefunden. Also Vater lebt auch noch. Aber nun, meine liebe Tochter, noch das traurigste. Die Russen haben unser schönes Dorf abgebrannt. Von dem großen Dorf steht nur jioch die Kirche, das Pfarrhaus und das kleine Stallchen von der Post. Sonst ist alles heruntergebrannt. Auch unser schönes großes Haus ist weg, es ist ein Jammer. Nun, meine liebe Tochter, möchte ich Dich um etwas bitten. Vielleicht könntest Du für uns einige Kleider schicken. Bitte doch Deine Herrschaft, sie möchte uns mit einer Kleinigkeit helfen, etwa abgetragene Kleider geben, die die Herrschaften nicht mehr brauchen. Es ist ein Jammer, den ich keinem klagen kann. Die Kinder haben jeder das eine Hemdchen, was sie an hatten. Wir stehen nun da wie die ärmsten Bettler. Wir haben nicht einmal eine Handvoll Stroh, worauf wir uns legen könnten. Das ist eine furchtbare Schickung für uns alle. Wir wohnen jetzt im Postgebäude im Keller. Aber da meinen alle, die Mauern von oben werden bald einstürzen, und wir müssen wieder eine andere Unter-kunft suchen. Viktor v. Stranh. „Im Kamps gegen die Nüssen 1914/15." *) 12. Ist gar schwer gewesen. 1. Bahnhof Osnabrück! Im Gedränge, Geschiebe, Priesterinnen werktätiger Liebe, mindernd, lindernd die Fülle des Leids, edle Frauen vom Roten Kreuz! 2. Führte die eine am stützenden Arm ein geflüchtet Weib, versunken in Harm, drei Kinderlein zur Seite ihr. Doch sie wimmert leise: „Ich hatte noch vier! *) Vaterländische Verlagsanstalt Wilhelm Köhler. Minden i. W. Preis 90 Pf.

10. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 15

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Wie die Nüssen in Neidenburg hausten. ^_____________________15 in der Nähe des Bahnhofes aufzureißen. Eben waren sie damit beschäftigt, als etwa 20 deutsche Radfahrer einrückten und die Kosaken in die Flucht schlugen. Wir glaubten, daß die Gefahr vorüber sei, da erdröhnte plötzlich Kanonendonner. Die ersten Granaten waren eingeschlagen und hatten gezündet. Von 2 bis 41/2 Uhr mögen die russischen Geschütze unserer wehrlosen Stadt wohl 300 Granaten zugesandt haben. Die meisten Einwohner flohen nun in wildem Entsetzen. Ich sehe, wie ein heulender Schwarm von russischen Soldaten, mit Äxten und Beilen bewaffnet, über das Postgebäude herfällt und Fenster und Türen einschlägt. „Jetzt ist es höchste Zeit!" denke ich und laufe in den Garten. Im nahen"wald will ich mich verstecken. Ich springe über den nächsten Zaun und gelange auf eine Wiese. Da noch hinüber und du sannst den erreichen! Plötzlich sehe ich, daß die ganze Wiese von Kosaken und Infanteristen umstellt ist. Kurz entschlossen springe ich über einen Graben und ducke mich in das fußhohe Gras. Vielleicht haben sie dich nicht gesehen. Entdecken sie dich, so bist du ein Kind des Todes. Denn was hast du dort an der Wiese zu liegen? Unzweifelhaft bist du ein Spion. Kaum habe ich mich hingeworfen, da kommt auch schon der ganze Schwarm über die Wiese, dicht an mir vorüber. Sie rücken in die Stadt ein, und jetzt beginnen sie die Plünderung. Ich höre ihr Siegesgeheul, höre das Geschrei der Männer, das Kreischen der Mädchen und Frauen. Unheimlich leuchtet der Feuerschein von meiner Straße, vom Markt her. Dichter Qualm wälzt sich heran, Garben von Funken regnen Hemieder. Nach etwa einer Stunde kehren die ersten Russen zurück, in langen Reihen folgt Mann auf Mann. Sie tragen ihre Beute zusammen. Große Säcke schleppen sie auf dem Rücken daher. Der bringt Blechbüchsen, der Betten, Tücher und Stoffe, der trägt ein Fäßchen, jener Flaschen, zwei treiben ein widerwilliges Schweinchen vor sich her, und untereinander prahlen sie von ihren Heldentaten. Oben am Rande der Wiese schlagen sie ihr Lager auf. Da feiern sie jetzt ihren Sieg. Sie schlachten und prassen und trinken. Immer lauter wird das Geschrei. Sie streiten sich um die Beute. Ich verstehe nicht, was sie einander zurufen. Aber ein anderer, dem es nicht besser ging als mir, hat es verstanden: „Jetzt brechen wir in dieses Kaufhaus ein, jetzt in jenes." Und war die Arbeit dort vollbracht, so ging das Gebäude auch sicher bald in Flammen auf. In der evangelischen Kirche hatte eine Schar von Einwohnern Schutz gesucht. Die Russen nehmen die silbernen Geräte heraus. Kurze Zeit darauf steht die Kirche in Flammen. Die Leute müssen Handgranaten gehabt oder mit Petroleum und Streichhölzern gearbeitet haben. Zum Bürgermeister Kuhn kommen ein paar Russen und verlangen Lebensmittel und Petroleum. Sie plündern seine Wohnung in seiner Gegenwart. Dann räumen sie die
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