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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 107

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 107 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vvr uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschaft, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstein in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Neinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läszt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schiniedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit anf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wnrden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter auf einem freien Platze liegen.^ Ehe sie zur Bereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie auf eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eine feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiucheu ist.

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 108

1911 - Magdeburg : Creutz
108 8. Das Land zwischen ^aale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder aufgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarein Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberq. in den großen Ferien hier in den Waldungen"zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Die weiht (flfter. Die Quelle der Weißen Elster liegt auf dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen fließt sie nach N. durch das Vogt- und das Osterland. Ihr tiefes Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlause eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittelläufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, vou Zeitz au, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 121

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 121 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vor uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschast, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstem in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Reinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läßt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schmiedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit auf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wurden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter aus einem freien Platze liegen. Ehe sie zur Vereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie aus eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eilte feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiuchen ist.

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 122

1911 - Magdeburg : Creutz
122 8. Das Land zwischen Saale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder ausgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg' Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarem Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberg. in den großen Ferien hier trt den Waldungen zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Sic weihe Elster. Die Quelle der Weißen Elster liegt aus dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen stießt sie nach N. durch das Bogt- und das Osterland. Ihr tieses Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlaufe eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittellaufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, von Zeitz an, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

5. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 2

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
2 Am. Abend der Kriegserklärung 1914 in Königsberg. Mit ernster Miene, doch mit fester Stimme hielt der Kaiser dann folgende Rede an sein Volk, die eigentlich jedes deutsche Kind auswendig lernen sollte: „Eine schwere Stunde ist heute über Deutschland hereingebrochen. Neider überall zwingen uns zu gerechter Verteidigung. Man drückt uns das Schwert in die Hand. Ich hoffe, daß, wenn es nicht in letzter Stunde meinen Bemühungen gelingt, die Gegner zum Einsehen zu bringen und den .Frieden zu erhalten, wir das Schwert mit Gottes Hilfe so führen werden, daß wir es mit Ehren wieder in die Scheide stecken können. Enorme Opfer an Gut und Blut würde ein Krieg von uns fordern. Den Gegnern aber würden wir zeigen, was es heißt, Deutschland anzugreifen. Und nun empfehle ich euch Gott, geht in die Kirche, kniet nieder vor Gott und bittet ihn um Hilfe für unser braves Heer!" Immer wieder wurde die Rede von Beifallsrufen unterbrochen, und als der Kaiser'geendet hatte, drängten sich die Gefühle zusammen in dem „Heil dir im Siegerkranz," das von der ganzen Niesenmenge entblößten Hauptes gesungen wurde. Noch einmal grüßte das Kaiserpaar, und brausender Gegengruß antwortete. Dann traten die Majestäten in ihre Zimmer zurück, und die Masse flutete singend weiter durch die Straßen der Reichshauptstadt. Für alle war es eine entscheidende und erlösende Stunde gewesen; denn jeder wußte es nun: „Der Kaiser ist eins mit seinem ganzen Volke." Gustav Schlipköter, „Der Sturm bricht los!" (Deutsche Iugendkriegsbücherei. 1. Folge.) Verlag Friedr. Burchard. Clberfeldrsonnborn. 3. Am Abend der Kriegserklärung und am ersten Mobilmachungstage 1914 in Königsberg. „Krieg, Krieg!" So hörte man am Abend des 1. August 1914 in den Straßen Königsbergs rufen. Wie ein Lauffeuer hatte sich die Nachricht verbreitet, daß die Bemühungen unseres Kaisers, den Frieden zu erhalten, leider vergeblich gewesen wären. Daher hätte er die Mobilmachung anbefohlen und gleichzeitig Rußland den Krieg erklärt. Die Anschlagsäulen mit den roten amtlichen Bekanntmachungen und die Anschlagstellen mit den Extrablättern der Zeitungen waren überall von dichten Menschenmassen umringt. Bei dem großen Andrange war es dem einzelnen unmöglich, selbst zu lesen; darum las stets einer, der am nächsten stand, mit erhobener Stimme vor. Mittlerweile begannen die Glocken der ganzen Stadt zu läuten und riefen die waffenfähigen Männer auf zum Sturm. Ein erhebender und tief ergreifender Augenblick! Wer ihn miterlebt, wird ihn nie vergessen. Die Menge stand still. Frauen falteten die Hände, und Ernst und Andacht ergriffen alle Herzen. Jeder empfand die Größe der schicksalsschweren Stunde. Man hörte verhaltenes Schluchzen, und manches Auge füllte sich mit Tränen. Die Hauptstraßen waren „schwarz von Menschen" und glichen einem Strombett, in dem sich die Flut dem Schlosse zuwälzte. Bis lange nach Mitternacht wogte auf dem Schloßplatz eine tausendköpfige Menge, so daß es »

6. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 8

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
8^ Plötzliches Auftauchen der Kosaken auf einem Gute Ostpreußens an der russischen Grenze. zu spenden in diesen Lagen der Bitternis. Und Trost kann er jetzt nur schöpfen aus dem Bewußtsein, daß sein ganzes Volk in aufopfernder Liebe und unerschütterlicher Treue an ihm hängt, von der Hauptstadt bis in den fernsten Winkel an den Grenzen. An euch zuerst tritt es heran, ihm das zu beweisen. Deshalb gilt es hier, auszuharren und auszuhalten, Gott zu geben, was Gottes ist, und dem Kaiser, was des Kaisers ist. Beiden aber gehört das Leben. Doch mißversteht mich nicht, meine Kinder! Ich fordere euch nicht auf, mit Waffen in der Hand den Feind zu erwarten und den Kampf aufzunehmen. Nein, wenn es an uns kommt, daß wir sterben sollen, so werden wir den Tod des Märtyrers erleiden, nicht um des Glaubens willen, doch um des Vaterlandes willen. Ich will keine Waffe sehen in euern Händen, ich will keinen Schuß fallen hören aus euern friedlichen Häusern, ihr sollt euch nicht beflecken mit Blut — in friedlicher Ruhe soll man euch finden. Drum gehe morgen ein jeder seinem Tagewerke nach wie sonst und warte in Gottvertrauen und deutscher Besonnenheit ab, was geschehen wird. Mich werdet ihr in eurer Mitte sehen. Und nun, meine Kinder, rufe ich euch alle noch einmal an den Tisch des Herrn!" Als das Abendmahl erteilt war, verließ die Gemeinde das Gotteshaus. Die Glocken läuteten in die Stille des Vormittags hinein. Heller Sonnenschein, unterbrochen von den spärlichen Schatten einiger Bäumchen, lag auf dem Platze vor der Kirche. Entnommen aus: Walter Heichen, „Unter den Fahnen Hindenburgs." Aus dem Phönix-Derlag, Carl Siwinna-Kattowitz O. S. 6. Plötzliches Auftauchen der Kosaken auf einem Gute Ostpreußens an der russischen Grenze. Landtagsabgeordneter Hofer. Heute frühmorgens — es war zu Beginn des Weltkrieges — saß ich noch nichtsahnend zu Hause an meinem Schreibtisch, um eine Eingabe an den Landrat fertig zu machen, als vor dem Fenster plötzlich der Kopf eines Kosakenoffiziers erscheint. „Aus diesem Hause ist geschossen worden!" ruft er auf deutsch. Ich nötige ihn ins Wohnzimmer und gebe ihm die Versicherung, daß weder von mir noch von meinen Leuten ein Schuß abgegeben worden sei und daß wir von der Anwesenheit der Russen überhaupt nichts gewußt hätten. Er scheint sich dabei zu beruhigen, und ich frage ihn, ob ich ihm eine Flasche Wein vorsetzen dürfe. „Wir nehmen während des Feldzuges keinen Tropfen Alkohol, es ist streng verboten," antwortet er, „aber für ein Glas Tee wäre ich ihnen dankbar." Ich lasse ihm Tee und ein Frühstück vorsetzen, wir unterhalten uns ganz gemütlich miteinander. Als er aber fertig ist, erklärt er mir mit der gleichgültigsten Miene: „Nun muß ich meine Pflicht tun und den Hof anzünden lassen, denn es ist aus Ihrem Hause auf meine Truppen geschossen worden." Meine Beteuerungen helfen nichts, er gestattet mir nur, meine Leute und mich in Sicherheit zu bringen, und er verspricht — worum ich ihn nicht gebeten hatte — mein

7. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 45

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Aus den Tagen der Schlachten an den masurischen Seen. Eine Schwester hatte ihm rote Nelken hingestellt, er freut sich so sehr darüber. Sie würden hier alle verwöhnt, es gehe ihnen viel zu gut, der Felddienst würde ihnen zunächst wohl sauer ankommen. „Felddienst!" Das war etwas so Selbstverständliches, daß es in wenigen Lagen, ^ höchstens Wochen, wieder hinausging zu gleichem Kampf, zu gleicher Not, vielleicht zu gleichen oder schlimmeren Leiden. Ich betrat noch viele, viele Krankenstuben, ganz allein, und immer wieder derselbe Eindruck: Begeisterung für das Vaterland. Solange wir solche Soldaten haben, kann wirklich das Vaterland ruhig sein. 31. Aus den Tagen der Schlachten an den masurischen Seen. (Erste Hälfte des September 1914.) 1. Ein Erlebnis. Während sich die Russen auf dem Einmärsche bemühten, einen guten Eindruck zu machen, war davon auf dem Rückzüge nach drei Wochen nichts mehr zu merken. Bezeichnend dafür ist die Schilderung der Besitzerfrau Kasten aus Abschermeningken im Kirchspiel Kleszowen, zwischen Darkehmen und Goldap gelegen: Am 10. September 1914 kamen vier Russen an unserm Felde vorbei, wo die beiden jüngeren Söhne pflügten — die beiden älteren waren auf dem Heuboden versteckt. Die Russen kamen mit wildem Geknalle an und fragten die Knaben: „Sollen wir Euch beschießen?" Sofort legten auch drei von ihnen an und feuerten mehrmals ab, doch der vierte warf mit seinem Arm die Gewehre etwas hoch, so daß alle Schüsse über sie hinweggingen. Dann fragten sie die verängstigten Knaben, ob sie Schnaps und Zigarren haben möchten. Die Knaben verneinten. Ein paarmal schossen die Russen noch in die Luft, dann gingen sie weiter. So kamen sie zu unserm Gehöft. Sie müssen von den zwei älteren Söhnen bereits gewußt haben; denn zwei von ihnen gingen sofort auf den Heuboden suchen, und zwei kamen zu uns herein. Diese machten keinen angetrunkenen, aber unfreundlichen Eindruck. Ich reichte ihnen die Hand, aber sie stießen mich hart beiseite und durchsuchten das Haus, namentlich die Betten nach dem „Panje", dem Herrn. Der war zufällig fortgegangen. Nun verlangten sie zu essen und zu trinken, den Rum mußte ich ihnen erst vorkosten. Der eine forderte Zigarren, aber ich hatte keine. Auf sein weiteres Drängen lud ich ihn ein, selbst nachzusehen. Da legte er auf mich an und drückte ab. Glücklicherweise hatte der andere das Gewehr etwas abgeschlagen, so daß die Kugel durch die Tür ging. Mir schwanden die Sinne. Inzwischen hatten die beiden anderen den älteren Sohn auf dem Heuboden gefunden und ihn aus der Luke berabgestürzt. Sie bemerkten aber bald, daß der Fall ihm nicht geschadet hatte und liefen hinzu, um ihn ge-

8. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 18

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Ern Schreckenssonntag in Iohannisburg. 200 Häuser in Flammen auf. Nahezu die Hälfte der über 5000 Einwohner zählenden Stadt Neidenburg ist brot- und obdachlos geworden. Durch Verwüstung und Plünderung wurde die Not noch größer, so daß die meisten Bewohner nur die Kleider auf dem Leibe besaßen. Aus allen Teilen des Reiches kamen Wäsche und Kleider für die Abgebrannten und Geplünderten in ausreichender Menge an. Auch erhebliche Geldmittel gingen ein und wurden an die Notleidenden verteilt. Eine ganz besondere Freude und Ehre widerfuhr mir, die manches Leid vergessen machte. Es erschien ein Abgesandter des Kaisers und teilte nur folgendes mit: „Seine Majestät bedauern das Schicksal Ihrer schönen Stadt. Seine Majestät haben mich beauftragt. Ihnen zu Ihrem persönlichen Gebrauch zwei Flaschen Rotwein und eine Kiste Zigarren und für Ihre Bürgerschaft einige Lebensmittel zu übergeben." Dabei erhielt ich etwa 60 in Cadinen gebackene Brote, ein geschlachtetes Schwein, ein Schaf, ein Faß Butter und einen Sack Salz. ^ach A. Kuhn. 14. Ein Schreckenssonntag in Iohannisburg. „Kinder, was wird uns der heutige Sonntag bringen?" sagte am Morgen des 6. September 1914 meine Mutter zu uns. „Gutes sicherlich nicht," dachte ich; denn bisher waren alle Sonntage wahre Unglückstage. Mit einem Sonntage fing es an. Da waren die Russen dicht bis an unser Städtchen herangekommen. An einem anderen Sonntag zog durch Iohannisburg eine Masse russischer Soldaten. Am 30. August, auch einem Sonntage, wurde unser Haus geplündert und uns Wäsche, sämtliches Eingemachte und noch mehreres andere gestohlen. Diesem Sonntage sahen wir nun mit nicht geringem Herzklopfen entgegen, namentlich da Iohannisburg schon am Sonnabend nachmittag beschossen wurde. Und richtig! Um 1/210 Uhr begann plötzlich das Kanonenfeuer. Angstvoll liefen wir in den Keller. Dorthin hatten wir schon früher unsere Betten gebracht, da ein Offizier einige Tage vorher gesagt hatte, im gewölbten Keller wäre man sicher. Ferner hatten wir auch Spaten und Äxte hinunter-geschafft, falls ein Unglück geschehen sollte. Die Stunden im Keller waren entsetzlich. Zusammengekauert saßen wir da, bei besonders heftigen Schlägen von unseren Sitzen erschreckt aufspringend. „Sschschsch — bum!" ging es immer fort. Wir suchten uns die Zeit zu verkürzen, indem wir die Schüsse zählten. Es fielen innerhalb fünf Stunden über 2000. Ant Nachmittage beobachteten wir von der Treppe aus, wie geschossen wurde. Oft platzten die Geschosse hoch in der Luft, zu hoch, konnten also gar nicht schaden. Andere schlugen wieder ins Feld ein, ungeheuere Staubwolken aufwirbelnd. Plötzlich stieg aus den vor der Stadt liegenden Scheunen eine dicke schwarze Rauchsäule auf, dann war auch der grelle Feuerschein zu sehen. Das erste Geschoß, das gezündet hatte! „Gott sei der armen Stadt Johannisburg gnädig!" dachte ich.

9. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 47

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Aus den Tagen der Schlachten an den masurischen Seen. 47 Essen und Trinken und wurden auch verbunden, teils von uns, teils von ihren Kameraden. Der Kampf kam immer näher und schien sich zu unsern Gunsten zu wenden. Schon schlugen deutsche Granaten in unserer nächsten Nähe ein. Am Nachmittag, nachdem die Verwundeten schon fortgegangen waren, trat ein russischer Radfahrer bei uns ein, um uns gefangen zu nehmen. Wir verstanden ihn nicht gleich und wollten ihm nicht folgen, da kamen^noch zwölf andere. So wurde ich und mein sechzehnjähriger stämmiger Sohn Willy mit den anderen Wantischker Männern weggeführt. Meine Frau klammerte sich mit aller Getvalt an mich fest und sagte: „Ich lasse dich nicht allein/' Die Russen wollten ihr nicht erlauben, mitzukommen, setzten ihr wiederholt das Bajonett auf die Brust und bedrohten sie mit Erschießen; sie ließ sich aber nicht vertreiben. Wir wurden, im ganzen 13 Personen, nach Brassen geführt, wo wir nach einigen Stunden Wartens von russischen Offizieren untersucht wurden. Die Soldaten, die uns das Geld wieder zurückreichen sollten, behielten es aber selbst. Als einer von uns einwandte: „Das ist mein Portemonnaie," nahm der Soldat das Geld heraus und gab ihm die leere Börse zurück. Nur ich allein erhielt meine Geldbörsen wieder, weil ich sie aus der Hand des Offiziers abnahm. Nun fragte ich, warum wir denn verhaftet worden wären. „Es ist in Wantischken geschossen worden." Meine wahrheitsgetreue Entgegnung, daß nur russische Soldaten auf Lauben geschossen hätten, galt nicht, und wir mußten weiter warten. Ein mitleidiger Russe erkundigte sich bei meiner Frau, ob sie Kinder hätte, und als sie es bejahte, kamen ihm die Tränen in die Augen. Dann machte er noch das Zeichen, daß wir sterben müßten, und zeigte nach Christian-kehmen herüber, wo Kosaken 13 unschuldige Männer zu Tode quälten. Dieselben Kosaken kamen jetzt zu uns, und wir wurden ihnen übergeben. Mit Peitsche und Knute trieben sie uns im Laufschritt nach Darkehmen zu. Zwei Altere, die trotz Knute nicht mehr mitkonnten, wurden zurückgelassen. Mein tapferer Junge sprang mir immer so zur Seite, daß er auch die Hiebe, die mich treffen sollten, selbst abfing. Nun konnte meine Frau nicht mehr weiter. Ein Kosak sprengte über sie hinweg, so daß sie zur Seite geschleudert wurde und zurückblieb. Als ich mich umblickte, sah ich, wie sie ganz verzweifelt mit beiden Händen das Gras ausraufte. Kurz darauf klopfte mir ein Kosak auf die Schulter, nahm mich in den Chausseegraben und forderte mit diebischen Augen „Geld." Nach kurzer Unterhandlung händigte ich ihm meine beiden Börsen aus und legte mich dann auf seine Anweisung in einer Wiese lang hin, wo ich die Nacht über liegen bleiben sollte. „Morgen kein Russ' mehr," waren die letzten Worte des Kosaken. Die Gefangenen langten nun, wie ich sah, bei der Stelle an, wo die Landstraße nach Bahnhof Darkehmen-Ost abzweigt. Dort an der Schneidemühle sprengten andere Kosaken heran und schrien wild erregt etwas zu,

10. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 49

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Aus der Zeit des zweiten Nuffeneinfalls in Ostpreußen. 49 wenn er nicht als dummer Junge seine Hand in eine Häckselmaschine gesteckt und einen seiner Finger, der zum Laden eines Gewehres unentbehrlich ist, verstümmelt hätte. Er hatte also nie des Kaisers Rock getragen und verstand nichts von militärischen Dingen. Das wurde sein Unglück. Als die Russen im November 1914 zum zweiten Male in Ostpreußen einfielen, mußte er mit Weib und Kind wie alle anderen Bewohner des Dorfes schleunigst fliehen und seine herrliche Wirtschaft mit den reichsten Wintervorräten, so und soviel Stück Vieh, Schweinen, Gänsen und Hühnern im Stich lassen. Nur sein alter Vater wollte nicht mit, sondern auch unter den Russen zur Abwartung des Viehes und Fortführung der Wirtschaft bleiben. Ein lebensmüder Greis fürchtet den Tod auch aus Feindeshand nicht. Und so floh denn Jankowski auf einem mit starken Pferden bespannten Planwagen, darunter Weib und Kind saßen, im langen Flüchtlingszuge zunächst nach der Kreisstadt Angerburg. Schon unterwegs fiel ihm so manches ein, was er mitzunehmen vergessen hatte. Einige geschlachtete Gänse und Hühner hätten immer noch Platz gehabt. Auch sonst manches schöne Hausgerät hätte man mitnehmen können. Dann fiel ihm weiter ein, daß er so manches dem Alten auf die Seele zu binden vergessen hatte: Den Schweinen nur nicht zu heißes Fressen zu geben, das jüngste Kalb von der bunten Kuh bald zu entwöhnen und es nicht unter 25 Mark an den Fleischer zu verkaufen. Ja, es war so viel zu bedenken. Auf das schwarze Huhn, welches immer die Eier in verborgene Winkel legt, war aufzupassen. Ach, was hätte er dem Alten nicht alles noch ans Herz zu legen gehabt! Die Flucht war zu hastig gekommen. In der Stadt Angerburg faßt er zufällig in seine Westentasche und findet — o weh! — den Speicherschlüssel. Ach, was nun? Die Pferde können keinen Hafer, die Kühe und Schweine nicht Kleie bekommen. „Mutter," sagt er zu seiner Frau, „ich muß wieder zurück. Bleibe hier mit den Kindern und warte auf mich, bis ich wieder hier bin. Ich muß dem Alten den Speicherschlüssel abgeben und auch noch manches sagen wegen dem Kalb, dem Schwein und auch dem schwarzen Huhn." — Ein Soldat, den er auf der Straße fragt, ob er wohl nach seinem Dorfe zurückkehren könne und ob die Russen wohl schon dort seien, gibt ihm den Rat, aufs Etappen-Kommando zu gehen und sich einen Ausweis zu holen. Freund Jankowski schüttet dem Etappen-Kommando seine Herzensangelegenheiten aus, findet aber kein Gehör. Der Erlaubnisschein wird ihm verweigert. Er zeigt den Speicherschlüssel, schildert die Not seines Viehes — nichts macht auf die hohe Militärbehörde Eindruck. Da denkt Jankowski in seinem citin: „Wer hat mir was zu befehlen? Ich bin kein Soldat, sondern ein masurischer Bauer. Ich gehe, wohin ich will. Donnerwetter, ich werde doch wohl in mein eigenes Haus gehen können!" Und so wandert er trotzig aus der Stadt zur Heimat. Unterwegs bei Dtr. sieht er unsere Schützengräben, und auf der Chaussee steht ein deutscher ooldat. „Ich werde nicht so dumm sein, den Patrouillen in die Arme zu laufen. Ich schleiche mich hinter jenem Gebüsch rechts den Berg herab und
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