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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 107

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 107 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vvr uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschaft, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstein in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Neinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läszt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schiniedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit anf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wnrden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter auf einem freien Platze liegen.^ Ehe sie zur Bereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie auf eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eine feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiucheu ist.

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 108

1911 - Magdeburg : Creutz
108 8. Das Land zwischen ^aale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder aufgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarein Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberq. in den großen Ferien hier in den Waldungen"zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Die weiht (flfter. Die Quelle der Weißen Elster liegt auf dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen fließt sie nach N. durch das Vogt- und das Osterland. Ihr tiefes Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlause eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittelläufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, vou Zeitz au, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 121

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 121 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vor uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschast, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstem in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Reinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läßt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schmiedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit auf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wurden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter aus einem freien Platze liegen. Ehe sie zur Vereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie aus eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eilte feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiuchen ist.

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 116

1911 - Magdeburg : Creutz
116 7. Das Eichsfeld und das Thüringer Stufenland. „Na Nabbr, wi is dann; wu m an en bischen zun Voilschieß'n gih? Me nahmen unsre Fräumen inät. Nä. Jergewilme, blieb d'rheime. D'rheime es d'rheime, wenns Slickchen Brud nach klänner es." A. Haselhuhn. I . Geschichtliches. Einst war Thüringen ein mächtiges Königreich, das weit über den Harz hinaus- reiclste. Allein es unterlag im Kampfe mit den Frauken und Sachjen. Unter Karl dem Großen wurde Thüringen eine Grenzmark gegen die wendischen Sorben, die von O. eindrangen. Zu seiner Zeit brachten fromme Lente (Missionare) den Thüringern das Christentum, z. B. Kilian und Bonifatius. Kirchen und Klöster entstanden nun überall. Im Dorfe Helfta soll die älteste Kirche Thüringens liegen. In kirchlicher Beziehung gehörte Thüringen seitdem zu dem Erzbistums Mainz und dem Bistume Merseburg. Die deutschen Kaiser, z. B. Heinrich 1- und Otto I. hatten in Thüringen ihre Pfalzen (Memleben, Tilleda). Nach und nach zerfiel das Land in eine große Zahl kleinerer^Länder, die teils unter Fürsten, teils unter Herzögen und Großherzögen standen. ^>eit dem Anfange dieses Jahrhunderts gehört ein großes Stück von Thüringen zum Königreich Preußen, während der übrige Teil noch seine besonderen Regenten Hut. Die günstige Lage Thüringens zwischen dein N. und S. Meeres Vaterlandes gab ihm seit alters her eine große Bedeutung. Durch das Saaletal, über den Thüriugerivald und dnrch das Hörseltal führten Heerstraßen, an denen wichtige Handelsplätze entstanden, z. B. Erfurt, Mühlhausen, Nordhausen, Merseburg, Halle. G. Sage. Der vmanlierte Kaiser. Eiu ehrsamer Bergmann ging einmal am dritten Ostertage auf den Kyffhäufer. Hier sah er einen steinalten Mönch nnt schneeiveißem Barle neben dein Wartturwe sitzen. Als der Mönch den Bergmann bemerkte, trat er auf ihn zu und sprach: ..Komm mit zu Kaiser Friedrich. Der Zwerg hat mir eben eine Springwnrzel gebracht." Dem Bergmann bangte zwar ein wenig, aber der Mönch redcie ihm freundlich zu. So gingen sie miteinander mir einen freien Platz Hier zeichneie der Mönch einen großen Kreis und hieß den Bergmann eintreten. Dann las er laut einige Gebete vor, schlug mit dem Stabe dreimal mir die Erde und rief: „Tue dich auf!" Da zitterte der Berg, und eiu dumpfes Getöse wurde hörbar. Jettt faßte der Möuch den Bergmann bei der Hand, und beide sanken aus der Kreisfläche in die Tiefe. Nun waren sie in einem großen Gewölbe. Der Mönch schritt voran, und der Bergmann folgte. In einem Kreuzgange machte der Mönch Halt und zündete zivei Fackeln an. Dann betete er wieder und öffnete mit der Springivurzel eine verschlossene Tür. Nun standen sie in einer prächtigen Kapelle. Der Boden war glatt wie Eis, die Decke und die Wände flimmerten beiin Fackelscheine wie Gold und Edelstein. In der einen Ecke stand ein Altar und in der andern ein goldenes Taufbecken mit silbernem Fuße. Der Bergmann war von allem Glänze geblendet und wagte nicht weiterzugehen. Doch der Mönch winkte ihm, hieß ihn in der Mitte stehen bleiben und beide Fackeln halten. Er selbst trat an eine Tür, die wie blankes Silber schimmerte. Nachdem er dreimal angeklopft halte, tat sich die Tür aus. In dein hellen Zimmer saß auf einem goldenen Throne der Kaiser Friedrich Bar- barossa mit einer goldenen Krone auf dem Kopfe. Sein langer, roter Bart war durch den steinernen Tisch, der vor ihm stand, hindurchgeivachfen Der Kaiser nickte mit dem Kopfe, bewegte die Augenlider und winkte den Mönch zu sich. Dem Bergmann klopfte das Herz, als er den lieben Kaiser sah, vou dem die Leute soviel Gutes erzählten. Es war der glücklichste Tag seines Lebens. Endlich kam der Mönch zurück, und sie gingen dem Eingänge zu. Hier wurden sie wieder sanft einpor-

5. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 122

1911 - Magdeburg : Creutz
122 8. Das Land zwischen Saale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder ausgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg' Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarem Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberg. in den großen Ferien hier trt den Waldungen zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Sic weihe Elster. Die Quelle der Weißen Elster liegt aus dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen stießt sie nach N. durch das Bogt- und das Osterland. Ihr tieses Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlaufe eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittellaufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, von Zeitz an, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

6. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 99

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Die Nüssen in Carlshof. 2. Wagen, Maschinen in der Landwirtschaft, Getreidevorräte geraubt........................................................... 2 000 M. 3. Drei Anstaltsscheunen niedergebrannt..............................16 000 „ 4. Die volle Ernte des Jahres.................................... 10 000 „ 5. Ausfall der freiwilligen Liebesgaben und der Hauskollekte im Jahre 1914 ............................................... 30 000 „ 6. Die Störung und Einstellung der 7 Handwerksbetriebe in der Krüppellehranstalt und Dampfwäscherei, Ausfall . 10 000 „ 7. Durchzerstörung der Ortschaften, welche für ihre siechen Pfleglinge Pfleqegeld gezahlt haben und jetzt nichts zahlen können, Verlust......................................... 8 000 ,, Summe des Schadens 86 000 M. Angerburg i. Ostpreußen. H. Braun, Superintendent. 64. Die Russen in Carlshof. Anstaltsdirektor Dembowski. In dem Gebiete Ostpreußens, das von den Schrecken und Nöten des Krieges mit Rußland furchtbar heimgesucht ist, liegen an der Bahnstrecke Angerburg-Rastenburg die Anstalten der Inneren Mission in Carlshof bei Rastenburg. Beim Anblick dieser glaubt man ein liebliches Städtchen vor sich zu haben. In der Mitte ragt der schlanke Turm einer Kirche hervor; rings herum scharen sich Häuser, die in anmutigen Gärten gelegen, etwa 950 Epileptiker*) und Schwachsinnige beherbergen. Es schließen sich ihnen die Trinkerheilstätten mit einer Pfleglingszahl von 60 Alkoholkranken an, die hier Genesung von ihrem schweren, Geist und Körper zerrüttenden Leiden suchen und oft auch finden, dann ein Siechenhaus, ein Arbeitslosenheim, in dem arbeitslose Leute Obdach suchen, hier zu zweckmäßiger Arbeit angehalten und sehr oft zu geordnetem Leben geführt werden, ferner ein dreistöckiges Krankenhaus und die Erziehungsanstalt für schulentlassene Fürsorgezöglinge mit über 100 sittlich gefährdeten Jünglingen, die hier zu einem ordentlichen Beruf erzogen werden. In der Carlshöfer Diakonissenanstalt werden die zu dieser christlichen Arbeit durchaus nötigen christlichen Pfleger ausgebildet. Aufgenommen werden darin Jünglinge, die schon irgend ein Handwerk erlernt oder in einem andern Beruf gearbeitet haben, und die nun in mehrjährigem Kursus für ihr Amt vorbereitet werden. Die Anstalten stehen unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin, sind im Jahre 1881 gegründet und 30 Jahre hindurch von Pfarrer D. Dr. Dembowski bis zu seinem Lebensende geleitet und durch sein segensreiches Wirken zu seiner jetzigen Größe angewachsen. 1500 Personen finden hier Pflege und Arbeit. — *) Epilepsie — die Fallsucht, eine Krankheit des Nervensystems, Krämpfe und Bewußtlosigkeit.

7. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 44

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
44 Bei den Verwundeten von Tannenberg. Der Fahrstuhl hielt, wir stiegen aus und traten auf den Hellen Dachgarten hinaus. Es war doch so etwas wie ein beklemmendes Gefühl, das auf uns lastete. In wenigen Augenblicken sollten wir den Schrecken des Krieges ins Auge sehen. Da lagen auch schon die ersten in bequemen Liegestühlen, mit sauberen, blauweiß gestreiften Anzügen bekleidet. „Na, wie geht's?" und es ist, als ob man das zu einem altbekannten Freunde spräche. Der junge Bursche dreht sich herum: „Ach, ganz gut, macht sich." 1 , i Ein braunverbranntes Gesicht lacht uns an. „Schwer verletzt?" „Die Schulter ist wohl ziemlich dahin, aber mit der Zeit wird es schon werden." Dann kommen ihm die Worte von den Lippen, immer hastiger, so zum Zerspringen voll ist ihm das Herz. Er ist ein junger Mann, 24 Jahre alt, und hat wie alle seine Kameraden, die hier liegen, bei Tannenberg gefochten. Verwundet war er liegen geblieben. Abends hatten ihn die Russen mit einem großen Leiterwagen aufgelesen und nach Neidenburg geschafft, das sie damals besetzt hielten. Er konnte sich nicht beklagen, die russische Infanterie hatte wacker und ehrlich gekämpft. Auch als Gefangener war es ihm nicht schlecht gegangen. Russische Offiziere hatten ihm Tee und Zigaretten gebracht und sich der Verwundeten wohl angenommen. Es lag kein Groll- in seinen Worten. Aber vom Nebenlager blitzt es herüber. „Ja, die Infanterie! Aber die Kosaken!" Dabei drohen Tränen dem Braven die Stimme zu ersticken. Die Kameraden berichten: er ist jung verheiratet, sein Heimatdorf mit seiner Besitzung ist niedergebrannt, und seine Frau ist — ja, wer weiß, wo. Zu Hause hielt man ihn schon für tot, endlich hat er ein Lebenszeichen von seinen Eltern erhalten. „Aber bald komm' ich hier wieder heraus," grollt er herüber, „dann " Der Rest ist eine Bewegung der Wut; er will sofort ins Feld, zu seinem geliebten Hauptmann. — — Zigarettenringel steigen fröhlich in die warme Sommerluft empor. Frieden atmen rings die Schläfer. Langsam schreiten wir weiter. Vom Dachgarten geht's hinunter über blitzende Fliesen durch saubere Küchen und Waschräume in die Stockwerke. Die Vorsteherin weist auf eine neue Tür. „Der ist immer ganz allein, gehen Sie nur zu ihm." Doppeltüren klappen, auf weißem Bette sitzt aufrecht ein lachender Mann. Durch seine Hände gleitet eine kleine schwarze Bleikugel. Auch er ist gleich gut Freund. Am Tage zuvor haben sie ihn mit Röntgenstrahlen durchleuchtet und dann das Ding herausgeholt. Im Knie war es ihm stecken geblieben. „Die Russen schossen ja immer zu kurz, die Kugel war auch schon vorher aufgeschlagen." Dann erzählte er noch: 8000 Mann hatten sie lange, lange 35 000 Russen nicht nur aufgehalten, sondern zurückgeschlagen, bis diese in den Wäldern saßen; da konnten sie dann nicht mehr heraus. „Die Sümpfe waren es weniger, aber die Wälder, da erstickten sie in der eigenen Masse." Auch dieser war nach Neidenburg gekommen. Sechzig qualvolle Stunden hatte die Bahnfahrt gedauert von dort bis Berlin. Über Danzig, Stettin war es gegangen. Überall hatten sie verwundete Kameraden abgegeben. Drei waren nicht mehr zum Ziele gekommen.

8. Heimatkunde von Ostpreußen - S. 55

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Bilder aus Ostpreußens Vergangenheit. 55 waffneten Wachen besetzt. Niemand darf ohne Erlaubnis der Polizei aus noch ein gehen. Oer Besuch verpesteter Ortschaften ist bei Todesstrafe ver- boten, vie vielfach noch ungepflasterten Straßen und Kinnsteine werden vom Schmutz gereinigt, die herrenlosen Hunde vom Scharfrichter und seinen Unechten erschlagen, da man meint, daß ihre langen haare das Pestgift leicht übertragen könnten. Pestärzte und Totengräber werden in Bereitschaft gehalten und das abgelegene Pesthaus, das die tranken aufnehmen soll, instand gesetzt. Doch alle diese Vorkehrungen sind vergeblich, vielleicht war es ein kranker Wanderbursche, der die Pest eingeschleppt hat, ein Kesselflicker oder ein Spiel- mann. Schwarzblau angelaufen und mit Beulen bedeckt, hatte man ihn am Morgen irgendwo in der Stadt aufgefunden. Mit Windeseile verbreitet sich unter den Bürgern der Schreckensruf: „Die Pest ist da!" Bürgermeister und Nat halten Sitzungen ab und besprechen, was zu tun sei. Man läßt das Unglücks- Haus, in welchem die Pestleiche gefunden wurde, vernageln, versieht es mit einem großen, weißen kreuze und verbietet den andern Bewohnern, dasselbe bei Todesstrafe zu verlassen, verängstigt stehen die Bürger auf den Straßen zusammen und frischen die Erinnerungen an die letzterlebte Pestepidemie aus oder besprechen die zu ihren Ohren gekommenen bösen Nachrichten aus dem verpesteten Nachbarorte. Auf Märkten und freien Plätzen brennen mächtige Kaddikhaufen, deren (Hualm die Luft reinigen soll. In den Krämerläden, beim Bäcker und Fleischer, sind Schalen mit Pestessig aufgestellt, welche die Geld- münzen aufnehmen, ehe sie von einer-Hand in die andere gelangen. Zn den überfüllten Kirchen werden besondere Bittgottesdienste abgehalten. Sonst sind alle Zusammenkünfte verboten. Eine unheimliche Stille ist über die ganze Stadt ausgebreitet, in der noch vor kurzem Freude und Lebenslust herrschten. Doch das Unglück läßt sich nicht mehr aufhalten. Die pestfälle mehren sich mit unheimlicher Geschwindigkeit. Bald sind ganze Häuser, ja ganze Straßenzüge ausgestorben, vor dem Tore muß ein besonderer Pestkirchhof angelegt werden, da der alte Gottesacker schon überfüllt ist. Längst hat das Sterbegeläute der Glocken aufgehört, und wenn sich die Schatten der Nacht auf die unglückliche Stadt herniedersenken, dann gehen die Totengräber und Pestkerle ihrem furcht- baren Gewerbe nach. In wachsleinene Mäntel gehüllt, die mit Pestessig getränkt sind, durchsuchen sie die verseuchten Häuser, laden die im Laufe des Tages verstorbenen auf ihre pestkarren und bestatten sie gemeinsam in schnell ausgehobenen Gruben. Einsam und hilflos bleiben die Kranken auf ihrem Schmerzenslager zurück. Niemand darf sich ihnen nähern. Nur der Geistliche reicht ihnen das letzte, heilige Mahl. Erst nachdem die stark gelichteten Reihen der Bevölkerung dem Tode kaum noch eine lohnende Ernte versprechen, läßt dieser die furchtbare Sichel sinken, um an einem andern Orte das Würgen von neuem zu beginnen. 4. tvie Friedrich Wilhelm I. einen adligen Dieb bestrafte. Als Friedrich Wilhelm I. zur Negierung kam, war Ostpreußen durch die Pest furchtbar entvölkert. Namentlich in Litauen lagen weite Landstrecken wüste und unbebaut, da es an Menschen mangelte, den Acker zu bestellen. Oer fürsorg- liche König hat weder den weiten Weg von Berlin nach Ostpreußen noch Arbeit und Kosten gescheut, um das furchtbar verarmte Land wieder in Ordnung zu bringen, viele Millionen Taler hat der sonst so sparsame Negent hingegeben,

9. Heimatkunde von Ostpreußen - S. 25

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
B. Litauen. 25 Während der Mann in der Regel sein eigner Tischler, Stellmacher, Zimmer- mann und Maurer ist, verstehen die Krauen farbige Bänder und Stoffe zu weben sowie bunte Handschuhe zu stricken, die in neuerer Zeit auch in andern Gegenden gern getragen werden, vie Litauer sind auch ein sangeskundiges Volk. Groß ist die Zahl ihrer selbstgedichteten Lieder, die man vainos nennt. Nicht selten kommt es vor, daß jemand ein Lied ohne Vorbereitung dichten und auch sogleich mit einer Melodie versehen kann. Allen diesen guten Eigenschaften der Litauer stehen jedoch auch unvorteil- hafte gegenüber. Ihr Aberglaube ist noch immer groß, vielfach noch ist die Annahme verbreitet, daß nach Sonnenuntergang die Krankheit einher- schleiche. Türen und Zensier werden deshalb in dieser Zeit geschlossen. Ab- geschnittene Haupthaare mutz man verbrennen? denn wenn sie die Vögel in ihre Nester tragen, dann bekommt man Kopfweh. Leim Trauermahle findet sich auch die Seele des verstorbenen mit ungezählten Geistern ein, um daran teil- zunehmen. Korst- und Jagdfrevel erscheinen dem Litauer nicht als vergehen. Venn Wild und Wald hat Gott nach seiner Ansicht für alle geschaffen. Be- kannt auch ist seine Neigung zu gerichtlichen klagen, wobei er dem Nichter gegenüber auch vor der Unwahrheit, ja selbst vor dem Meineide oft nicht zurückschreckt. (1) Wirtschaftliche Verhältnisse. Da die Memelniederung sehr fruchtbar ist, so wird dort namentlich Vieh- und Pferdezucht getrieben. Bekannt ist das Königliche Hauptgestüt Trakehnen- hier werden hunderte der edelsten Pferde gezogen, die in aller Welt berühmt sind. Überhaupt ist der litauische Bauer ein besonderer Pferdeliebhaber, und seine Sorgfalt in der Aufzucht und Haltung der edeln Tiere ist rühmlichst bekannt. Daneben beschäftigt man sich in den wiesenreichen Gebieten mit der Milchwirtschaft, ver Tilsiter Käse erfreut sich eines weiten Nufes. Im südlichen Teile Litauens ladet der Boden mehr zum Getreidebau ein und lohnt durch sehr ertragreiche Ernten. Nur nördlich der Memel, nach der russischen Grenze zu, gibt es mehr öde Moor- und heidestrecken, die palven genannt werden. In den Haffdörfern baut man gute Kartoffeln und wohlschmeckendes Gemüse. Beides wird auf Kähnen nach Königsberg gebracht und dort auf Handwagen in den Straßen zum Kauf angeboten, vor allem aber gehen die Bewohner jener Gegend dem Zischfange nach. Aus den Zischabfällen und kleinen Zischen wird ein vorzüglicher Tran bereitet. Leider füttert man mit Zischen auch Hühner, Gänse und Schweine, deren Zleisch davon einen tranigen Geschmack erhält. e) Natürliche Verkehrswege. Welche Zlußläufe sind bereits als solche genannt worden? Zähle dieselben auf! Die meisten von ihnen sind durch Kanäle miteinander verbunden, so daß man aus der Memel durch sie in den pregel gelangen kann. k) Siegelungen. Memel, am Memeler Tief und an der Dange gelegen, ist eine bedeutende Seehandelsstadt. Wenn auch ihre Bedeutung gegen früher zurückgegangen sein mag, so ist ihr Handel mit holz und Getreide doch noch immer beträchtlich. In zahlreichen Sägemühlen wird das aus Rußland kommende holz bearbeitet. Auch besitzt Memel mehrere Schiffswerften. Im Jahre 1807 haben Zriedrich Wilhelm Iii. und die Königin Luise hier eine Zeitlang gewohnt. An diese Zeit erinnert noch heute das Nationaldenkmal, vie Stadt hat ein

10. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 76

1911 - Breslau : Hirt
76 Aus der Geschichte des Mittelalters. und Abte aufnehmen und verpflegen. Die Erträge des Reichsgutes, die Abgaben der Kirche, die Gewinne aus Bergwerken, der Schlagschatz, die Tribute der unterworfenen Völker bilden seine Einkünfte, die Aufgebote der Bischöfe und Fürsten neben seinen eigenen Mannen sein Heer. An den hohen Kirchenfesten trägt er die Krone, versammelt die Großen zu Reichstagen, berät mit ihnen, gibt Lehen, macht Schenkungen, verleiht Urkunden, empfängt Gesandte. Große Strecken des ungeheuren Urwaldes, der Deutschlaud bedeckt, werden vergeben mit der Verpflichtung des Empfängers, Rodungen vorzunehmen und Dorfschaften anzusiedeln. Um die Macht der Herzöge zu schwächen, hat schon Otto in seinen letzten Lebensjahren damit begonnen, die großen Herzogtümer zu teilen. So wurde nach Brunos Tode Lothringen in Ober- und Niederlothringen zerlegt; unter späteren Kaisern wurden von Bayern Kärnten, Österreich, Steiermark abgezweigt. § 43. Die auswärtige Politik. 1. An der Ostgrenze. Otto setzte die von seinem Vater begonnenen Eroberungen im Osten fort. Hermann Billuug gründete, etwa im heutigen Mecklenburg, die nach ihm benannte Billnngsche Mark; Markgraf Gero schuf zwischen Elbe und Oder eine Mark, die später in die Mark Lausitz und die Nordmark geteilt wurde, und bewog auch die Polen unter Herzog Miesko zur Anerkennung der deutschen Oberhoheit (Bistum Posen). Der Christianisierung der Wenden dienten die von Otto gegründeten Bistümer Oldenburg (in Wagrieu), Havelberg, Brandenburg, Meißen, Merseburg, Zeitz (später nach Naumburg verlegt), die er zuletzt alle unter das Erzbistum Magdeburg stellte. (Bedeutung des Magdeburger Stadtrechts.) In Prag, wo sich Wenzels Bruder Boleslaw dem Reiche unterwarf, wurde ebenfalls ein Bistum gegründet. Ottos Tätigkeit kann die seines Bruders Heinrich verglichen werden. Nach der Schlacht auf dem Lechfelde unternahm Heinrich einen siegreichen Feldzug nach Ungarn und begann das Land donanabwärts, aus dem die deutschen Ansiedler durch die Ungarn vertrieben worden waren, durch Burganlagen zu sichern und durch bayrische Kolonisten wieder zu germanisieren. Nach seinem frühen Tode wurde das Werk von seinen Nachfolgern fortgesetzt, und so wurden die Mark Österreich und die östlichen Alpenlande wiedergewonnen. Die Schlacht auf dem Lechfelde bildet also in der Geschichte des Deutschtums in den Ostmarken einen wichtigen Abschnitt. 2. Die italienische Politik. In der Mitte des 10. Jahrhunderts wurde das Mittelmeer von Oströmern und Arabern beherrscht; jene behaupteten das Ägäische Meer und, da sie Apulien hielten, auch das Adriatische, am Tyrrhenischen Kalabrien und Neapel; diese Hattert im 9. Jahrhundert Kreta, Sizilien, Sardinien und die Balearen erobert, ja sich zuletzt in der Provence und am Garigliano festgesetzt. Unter ihren Plünderungen litten die Mittelmeerküsten furchtbar.
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