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1. Hessisches Reformationsbüchlein für Schule und Haus - S. 67

1904 - Marburg : Elwert
Der Zchmalkaldische Krieg und die fünfjährige Gefangenschaft. 67 zog, ward der Landgraf zwischen den spanischen Vorhütern mit ihren langen Rohren, vorn, hinten und auf beiden Seiten wohlgerüstet, er aber auf einem Klepper nicht gar groß, bloße und ledige Büchsenhalftern am Sattel, das Kreuz vom Rappiere an der Scheide, daß er die Wehre daraus nicht ziehen konnte, festgemacht, unter einer großen Menge Volkes, nicht allein von Fremden, sondern auch von Speyerschen (Einwohnern, ihren Weibern, Gesinde, Jungen und Riten, so nahe an ihm, als sie kommen konnten, ließ sich ansehen, daß sie dazu abgerichtet wären, die da riefen: Rllhier reitet der aufrührerische treulose Schelm und Lösewicht, und noch wohl andere härtere, sehr beschwerliche Worte, die ich genauer mitzuteilen Bedenken habe, nicht anders als ein verurteilter Missetäter zur Exekution erkannter Leibes- und Lebensstrafe zum Tore hinausgeführt." Und in Augsburg dichtete man ein bekanntes Kindergebet ihm zum Hohne so um: „Des Abends, wenn ich zu Bette gehe, Sechzehn Hispanier um mich stehen: Zwei zu Häupten, zwei zu Füßen, Zwei zur Rechten, zwei zur Linken, Zwei, die mich decken, zwei, die mich wecken, Zwei, die mich kleiden mit dem spanischen Herzeleibe, Zwei, die mich weisen nach dem spanischen paradeise. Hilda will ich mich hinkehren, gut spanisch will ich lehren, Und will nicht wiederkommen, denn es bringt Deutschland keinen Frommen. Heben solchen Kränkungen quälten den (Befangenen noch die Sorgen um sein Volk, sein Land, seine Kirche und seine Familie. Auf Grund der Kapitulation mußte die Landgrafschaft entwaffnet, mußten die Festungen geschleift werden. Unter spanischer Aufsicht wurde das so gründlich besorgt, daß z. B. die Festung Gießen, wie Philipp einmal klagt, „für ewige Zeiten ruiniert" wurde. Rlles Geschütz, auch das kleinere der hessischen Städte, wurde fortgeschafft und so das ganze Land wehrlos gemacht. Sein Wohlstand ging zudem durch die fast unerschwinglichen Geldleistungen zusehends zurück. Der Krieg hatte über 600000 Gulden gekostet, 150 000 hatte man dem Kaiser zahlen müssen und 250 000 an den Komtur des Deutschherrenordens in Marburg, der ebenso wie die Bischöfe von Mainz und Paderborn und andere geistliche und weltliche Gegner des Landgrafen dessen hilflose Lage benutzte, um sich entschädigen zu lassen. Philipp suchte von seinem Gefängnis aus zu retten, was zu retten war, mußte sich aber in den meisten Fällen zur Nachgiebigkeit bequemen, um dem Kaiser keinen vorwand zur Verlängerung der Haft zu bieten. 3n den zahlreichen Briefen, die er an seine Regierung schrieb, erörtert er nicht nur diese großen Sorgen, sondern bekümmert sich auch um kleinere Dinge: um die Pflege des Waldes, des Wildstandes, der Jagdhunde, um die Versorgung der Rrmert und (Befangenen, um die (Erziehung feiner Kinder, um die Prediger und ihre Waisen, um die Rufficht über die Salinen u. s. w.

2. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 112

1914 - München : Oldenbourg
— U2 — bo war es überall im Frankenlande, so war es in ganz Deutschland. Nur langsam schwand das Elend, nur allmählich hob sich die Bevölkerungsziffer. Aber auch der Friede mußte nochmals teuer erkauft werden durch hohe Friedensgelder. Karlstadt hatte z. B. 2*00 Reichstaler zu entrichten. Erst zwei Jahre nach dem Friedensschlüsse zogen die letzten Schweden aus Franken ab. Ihr schmachvolles Gedenken aber hat sich bis in unsere Tage erhalten und heute noch schreckt Großmütterlein die Enkelkinder mit dem Spruche: „Bet, Kindlein, bet! Bet, sonst kommt der Schwed, Bet, sonst kommt der Ochsenstern, Wirt) die Kindlein beten lehr'n!" 24. Der Pflugzug zu Hollstadl. Gelobte Wallfahrten erinnern uns vielerorts an die schreckensvollen Zeiten des Dreißigjährigen Krieges, da der schwarze Tod Städte und Dörfer entvölkerte und wilde Söldnerscharen die wenigen Überlebenden quälten und mordeten. Aber auch weltliche Bräuche haben das Gedenken an jene Zammertage erhalten. )n der Gemeinde Hollstadt bei Neustadt begeht man das Gedächtnis der furchtbaren Leiden, welche die Schweden über das Dorf gebracht hatten, durch den eigenartigen Pflugzug. Zwei lanzentragende Kriegsfnechte marschieren an der Spitze des Zuges; ihnen folgt ein schwarzer Heiter als Sinnbild des langen Krieges. Pfeifer, Trommler, ein Schwedenhauptmann, Offiziere, Heiter und Fußvolk stellen die erste größere Gruppe und rufen Bilder von Verwüstung und Not vor den rückschauenden Blick. Eine einzige Kuh war von dem ganzen Viehstand übriggeblieben, im tiefen Keller hatte man sie versteckt gehalten und heimlich gefüttert. Darum geht im Zuge eine geschmückte Kuh mit. Abgehärmtes, elendes Landvolk, von junger und Mißhandlungen entkräftet, geleitet sie. vier Feldgeschworene deuten an, daß die verwüsteten Felder nach dem Kriege wieder neu abgegrenzt werden mußten. Sechs festlich gekleidete Mädchen ziehen den pflüg, wie sich die Bevölkerung aus Mangel an Zugvieh nach dem Schwedeneinfalle vor die Feldgeräte spannte. Auf einem Hade werden zwei Burschen einhergezogen zur Erinnerung daran, daß viele Einwohner von den grausamen Fremdlingen geschleift, gerädert oder in den Weinkeltern langsam zerschmettert wurden. Ein Bärenführer, der den Zufluchtsort der ^oll-städter an die Schweden verraten wollte, erscheint ebenfalls im Zuge, ferner ein schwedischer Soldat, der die Leute fortwährend neckt und beunruhigt. puppen, die an Birkenstämmchen hängen, versinnbildlichen uns jene schreckliche Todesart, welche die Schweden vielen Dörflern durch Auf-

3. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 7

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
7 und rief: „Bleibt! bleibt! der Hund ist toll! Ich bin schon gebissen und will ihn allein anlegen." — Sie schleppte ihn mit sich fort und empfing noch einige Wunden, ohne ihn loszulassen. Sie band ihn an und so wurde' er getödtet. Der Müller eilte sogleich nach einem Arzte; die Wunden aber der armen Magd waren zu zahl- reich, als daß man hätte hoffen können, das Eindringen des Wuth- giftes ganz zu hindern. Sie selbst gab sogleich alle'hoffnung auf, ging ruhig in ihre Kammer, warnte noch Jedermann, ihr, wenn die schrecklichen Wirkungen des Giftes sich äußern sollten, zu nahe zu kommen, und erwartete nun mit Ergebung ihr Schicksal. Nach einigen Tagen zeigten sich die ersten Anfälle, aber ohne daß diese zu einem allzuheftigen Ausbruch kamen, gab sie, von allen edeln Menschen bewundert'und beweint, ihren Geist auf. 21. Grauenvolle Geschichte. Zwei Landleute von Bieberstein, im Canton Aargau, machten im Jahr 1844 Grummet. Als sie fertig waren, ging der eine voll ihnen ins nahe Dorf, um einen Wagen herbeizuholen, der andere legt sich auf den Boden und schläft ein. Plötzlich springt er wie rasend aus dem Schlafe auf und stößt ein fürchterliches, herzzer- reißendes Geschrei aus. Eine Grille war ihm ins Ohr gekrochen. Als sein Freund zurückkam, fand er nur noch einen Menschen, der sich unter den heftigsten Zuckungen auf dem Boden wälzte und schäumend um sich schlug. Kein Mensch war im Stande, ihn zu beruhigen, er war in wenigen Augenblicken wahnsinnig geworden. Man brachte ihn mit Mühe ins Dorf, und der herbeigerufene Arzt ließ ihm auf der Stelle zur Ader; aber der Kranke riß sich mit unwiderstehlicher Gewalt los, stürzte aus dem Hause und sprang in die vorbeifließende Aar. Man zog ihn zwar heraus; aber alle Versuche, ihn zur Vernunft zu bringen, waren vergeblich, in wenigen Augenblicken war er ein todter Manu. Der Arme hinterläßt eme zahlreiche Familie. Bei der Section fand man das Insekt ttef im Ohre, nahe am Gehirn, und dieß scheint die Ursache gewesen zu sein, daß der Unglückliche aus der Stelle seinen Verstand verlor. — 22. Die Weiber von Weinsberg. Es war mitten im Winter des Jahres 1140, als Kaiser Kon- rad Iii. im Kriege mit Herzog Welf von Baiern die Stadt und Burg Weinsberg belagerte, weil sie es mit Welf gehalten hatte. Sie ward endlich gezwungen, sich zu ergeben. Der Kaiser verhieß aber bei der Uebergabe, daß jede Frau aus der Stadt mitnehmen dürfte, was sie tragen könnte. Als nun die Thore geöffnet wurden, da kamen die Fraueil heraus, jede ihren Ehegemahl auf dem Rücken tragend. Darüber war man denn in des Kaisers Gefolge unge- halten und ries, das sei Betrug und nicht die Meinung -des Ver- trags. Konrad aber freute sich dieser kleinen List und sprach: „Ich hab^s ihnen versprochen; des Königs Wort darf nicht gebrochen

4. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 197

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
197 den Blick auf grüne Gegenstände. Des Morgens wasche man jedes- mal die Augen mit frischem Wasser aus. Wär' nicht das Auge sonnenbaft, Die Sonne könnt' es nie erblicken; Lag' nicht in uns des Gottes eigne Kraft, Wie konnt' uns Göttliches entzücken. Der Blinde. Wer wankt so langsam dort heran vom grünen Erlengrund? Ach Gott! der arme blinde Mann mit seinem treuen Hand. , , Beraubt des frohen Augenlichts, kam er vom Mnttcrschooß und sah sert siebzig Jahren Nichts. — Ach, schrecklich ist sein Loos! , Sah nie der Sonne hehren Glanz, des Mondes sanften Strahl; und nie den grünen Birkenkranz und unser Blumenthal. Der Morgenröthe Purpurlicht drang nie durch seine Nacht; das Abendroth malt sein Gesicht, doch er kennt nicht die Pracht. Er fühlt die Gabe, welche Pflicht des Mitleids gern ihm zollt; ach, aber sieht die Thräne nicht, die ans die Gabe rollt. O, säh' die Mitleidsthräne er, die ans die Gabe rollt; sie machte ihn wohl glücklicher, als aller Berge Gold! — 2. Durch das Ohr, dessen wundervoller Dan uns in Erstaunen setzt, gibt die Seele, als Königin des Körpers, Audienz. Die durch Töne hervorgebrachten Luftschwingungen gelangen zu unserm Ohr, theilen sich dem Gehörnerv mit, welcher sich in dem s. g. Labyrinthe ausbreitet und dazu bestimmt ist, die empfangenen Eindrücke zum Be- wußtsein zu bringen. Auf diese Weise vernehmen wir den Schall, Klang und Ton, d. h. wir hören. Der Taubstumme. Es gibt Menschen, denen die Gabe der Rede versagt ist. Das sind die Taubstummen, dergleichen man in jedem größeren Orte wohl Etliche findet. Das eigentliche Uebel des Taubstummen ist der Mangel des Gehörs. Wer nicht hört und daher nie die menschliche Sprache vernimmt, der lernt auch niemals sprechen, und wer in früher Jugend das Gehör verliert, der verlernt allmälig die Sprache und wird taubstumm, d. h. stumm oder sprachlos in Folge seiner Taubheit. Viele Leute meinen, der Taubstumme sei nur so ein halber Mensch, oder es fehle ihm Verstand und menschliche Empfindung. Es gibt Taubstumme, die eben so scharf denken, eben so tief fühlen und eben so scharf begehren, wie irgend ein Vollsinniger, und wir sehen ja, wie sie durch Geberden und unverständliche Laute Alles auszudrücken suchen, was in ihrer Seele vorgeht. Es ist noch gar nicht lauge, daß man angefangen hat, Taubstumme zu unterrichten, und es wachsen lewer noch viele Taubstumme ohne allen Unterricht auf; denn wenn es schon schwer ist, ein hörendes Kind zu unterrichten, so ist es bei emem Taubstummen noch viel schwerer und erfordert eine Geduld, wie sie nur wenigen Menschen eigen ist. Wie fängt man es aber an, einen Taubstummen zu unterrichten, da er doch nicht hört, was sein Lehrmeister mit ihm redet? Ich will

5. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 198

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
198 es mit einem Worte sagen: Dertaubstnmme sieht, was wir sprechen. Wenn du das Wörtchen Brot recht deutlich aussprichst, so sieht der Taubstumme, wie zuerst bei dem B deine Lippen sich schließen, wie bei dem r deine Zungenspitze in eine zitternde Bewegung geräth, wie bei dem o dein Mund sich runder, bei dem t die Zunge sich erst an die Oberzähne legt und dann den Hauch plötzlich zum Munde hinaus- stößt. Das Alles sieht der Taubstumme, und sein Lehrer spricht mit Absicht recht langsam und deutlich, damit er es recht sehe, und wenn er ihm dabei dle genannte Sache, hier z. B.: das Brot vor- zeigt, so begreift er, was die Bewegung seiner Sprachwerkzeuge zu bedeuten hat. Nun hat jeglicher Mensch einen Trieb nachzuahmen, was er von andern sieht, und so lernt auch der Taubstumme das Wort nachsprechen und hat eine herzliche Freude, wenn er merkt, daß er verstanden wird. Man kann sich's denken, wie schwer es hält, bis der Taubstumme auch nur die gewöhnlichsten Dinge be- nennen lernt; aber wenn er recht aufmerksam ist und dabei einen treuen und geschickten Lehrer findet, so bringt er cs doch bald dahin, daß er ein Buch lesen und versteh'», seine Gedanken ordentlich nie- derschreiben und mit Hörenden reden kann, so viel als die Nothdurft erfordert. Der Taubstumme, der gar keinen Unterricht genießt, bleibt mehrentheils roh und ungeschickt, besonders, wenn man ihm keine Be- schäftigung gibt, sondern ihn wie ein unvernünftiges Thier umher- laufen läßt, oder ihn gar durch Spott und Neckereien zum Zorn reizt. Das ist aber eine schwere Versündigung, die der Herr nicht unge- straft läßt. 3. Die Nase (Geruchssinn), welche sich in der Mitte des Ge- sichts erhebt, ist geschaffen, die Woblgerüche aufzunehmen, !die aus den Blumen der Erde in die Höhe steigen und die so sein sind, daß sie kein Auge zu sehen, kein Vergrößerungsglas zu entdecken vermag. Auch soll sie die Speisen prüfen,' die wir zum Munde bringen; weß- halb sie weislich in der Nachbarschaft des Mundes ihre Stelle bekom- men hat. Die in der Nasenhöhle befindlichen Nerven werden durch die mit dem Athem eingezogenen Düfte gereizt und bewirken so die Empfindung, welche wir Riechen nennen. 4. Was sollen'wir von dem Munde sagen? Von der Verschie- denheit der Zähne nach ihrer Bestimmung? Was von dem wichtigen Werkzeuge des Geschmacksinnes, der Zunge, von ihrer Beweglichkeit und Reizbarkeit? Außer der Annehmlichkeit des Schmeckens hat dieser Sinn noch einen besonderen Nutzen, nämlich den, die Speisen zu prü- fen, ob sie dem Magen tauglich sind, oder nicht. 5. Die Haut, das Sinnorgan des Gefühls, hat unter allen Sinnorganen die größte Ausdehnung. Das genaueste Gefühl ist in den Fingerspitzen; auch die Spitze und Ränder der Zunge sind mit einem sehr feinen Gefühl begabt. —

6. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 199

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
199 Ohne die fünf Sinne wäre uns die ganze Außenwelt ver- schlossen. — Der Mensch ist schon dem Leibe nach das vollkommenste Geschöpf der Erde. Sein Gang ist aufrecht, die Sinnorgane machen ihn zu den feinsten Wahrnehmungen und die Glieder zu jeglicher Verrichtung geschickt. Der runde Kopf, die gewölbte Stirne, das ausdrucksvolle Angesicht, die Wortsprache stellen'ihn weit über jedes andere Geschöpf der Erde. Wir sprechen daher mit der Schrift: „Ich danke Dir, Gott, daß ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind Deine Werke, und das erkennt meine Seele wohl!" 6. . 228. Gcsundheilslchrc. Der Geisimmieser göttliche Theil des Menschen, bedarf zu seinen Thätigkeiten e^M. Werkzeuges — des Körpers. Beide stehen in der genauesten Vewwung und Wechselwirkung mit einander. Ist der Körper nicht so beschaffen, daß er dem Geiste ein williger und immer zu Gebote stehender Diener ist, so tritt eine Störung des Wohlbefindens bei uns ein. Daher müssen wir den Körper als ein schönes, edles, aber leicht zerstörbares Gefäß behandeln. Er ist gleich- sam die silberne Schaale für den goldenen Apfel — die Seele. Unsere Vernunft kann vernehmen und prüfen, daß und warum Etwas gethan, oder unterlassen werden soll. Sie ruft uns darum zu: Beherrsche deine Leidenschaften! Sei mäßig! Meide alles Böse! Hören wir auf diese Gottesftimme in der Brust, so werden wir uns einer dauerhaften Gesundheit und eines reinen Gemüthes zu erfreuen haben. Ein reines Gemüth hängt keinen bösen Gedanken nach und wird von keinen heftigen Leidenschaften beunruhigt. Nur der gesunde und tugendhafte Mensch kann die Freuden des Lebens wahrhaft genießen. Ihm lacht die Natur mit allen ihren Reizen; sein Herz schlägt ruhig, sein Schlaf ist erquickend und jeden Morgen erwacht er neu gestärkt, fähig zur Verrichtung seiner Arbeit. Gesunde Glieder, muntre Kräfte, o Gott, wie viel sind die nicht werth! Wer taugt zu des Berufs Geschäfte, wenn Krankheit seinen Leib beschwert? Ist nrcht der Erde größtes Gut Gesundheit und ein heitrer Muth? I. Nahrung, g. Speise. § 1. Gott gibt uns mannigfaltige Nahrungsmittel und macht uns ihren Genuß zur Freude, damit wir durch sie unsere Gesundheit stärken und unser Leben erhalten sollen. § 2. Die meisten Völker bedienen sich der Fleisch- und Pflanzen- nahrung. Dieß zeigt uns deutlich, daß der Mensch vermöge ferner Leibesbeschaffenheit für beiderlei Nahrung bestimmt ist.

7. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 200

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
200 Dle Erfahrung hat gelehrt, daß die gemischte Kost dem Menschen am meisten zusagt; daß aber die Kost aus dem Pflanzenreich im All- gemeinen vorwalten müsse. Personen, die eine sitzende Lebensart führen, dürfen nicht zu viele Fleischspeisen genießen. § 3. Im Kindesalter müssen dergleichen Speisen möglichst ver- mieden werden. Milch und Mehlspeisen — nicht klößige — sind ganz besonders geeignet für junge Leute. Denn Milch ist nahrhaft, leicht verdaulich, mild, kühlend, blutreinigend. Wer zu Bluthusten und Lungenleiden Anlagen hat, sollte von Nichts, als Milch, Milchspeisen, Weißbrot mit) Wasser leben. Bei der Wahl der Speisen befolge man die goldene Regel: „Prüfe, was deinem Leibe gesund ist, und was ihm ungesund ist, das gib ihm nicht." — § 4. Einige Tassen Milch und ein Stück gut ausgebackenes Brot, oder eine Suppe ist das beßte Frühstück für junge Leute. Im Sommer ist Brot und Obst ein gesundm Frühstück; auch eignet es sich als ein gutes Zwischenessen für Kinder. Die Mittagsmahlzeit bestehe aus einer schlichleii/deutschen Haus- mannskost. Mäßig und einfach sei das Abendessen und finde immer zwei Stunden vor dem Schlafengehen statt. Dann vergesse man auch die alte Regel nicht: „Nach Tische sollst du stehen, oder tausend Schritte gehen." § 5. Man muß nie ohne Hunger, ohne wahre Eßlust essen. Der Magen will seine Ruhe haben. Nur das gut Verdaute stärkt, nährt und belebt. Bei der Mahlzeit esse man nur so viel, daß man immer noch am Schlüsse derselben Etwas zu sich nehmen könnte. Um gut zu verdauen, esse man nicht hastig, verkaue die Speisen und verschlucke sie nicht heiß. Bei Tische sei man so viel, wie möglich, heiter und wohlgemuth; nie esse man im Sturme der Leidenschaft- lichkeit. § 6. Aeußerst ungesund zum Essen sind: Warmes, oder nicht ausgebackenes Brot, heiße Klöße, allzusette, saure, süße, gewürchafte Speisen, fettes Backjverk, unreifes Obst, unreife Kartoffeln, Schwämme und Pilze^ 1). Trank. § 7. Frisches, reines Wasser ist das gesündeste Getränk für die Menschen. Es löscht den Durst, kühlt, verdünnt und reinigt das Blut und befördert die Verdauung. Nur der Wassertrinker erfreut sich einer guten Verdauung. Sehr schädlich ist das Wassertrinken während des Essens, auf fette Speisen, warm genossenen Kuchen und auf Obst. Der Gesundheit ist es dagegen sehr dienlich, wenn man kurz vor dem Schlafengehen und gleich nach dem Aufstehen einige Glaser Wasser trinkt. Der Branntwein. § 8. Manches kurz, kräftig und sinnreich gesagte Wort ist vom Branntweintrinken vernommen worden, doch möchte dieß Wort, wo

8. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 203

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
203 Kaffeepunsch, da derselbige seine Heimath hat, auch dreiviertel, und vom Weine gilt es halb. Und Alles, was man sagt, daß einige Menschen durchaus etwas Spirituöses haben müßten, um gesund und bei Kräften zu bleiben, das ist falsch, und was man sagt von dem Nutzen, den ein mäßiges Trinken hätte, damit geht man über das Maß der Wahrheit. So bleibet es nun dabei: Wer einen Menschen zum Brannt- weintrinken auffordert, der thut etwas Bedenkliches, und wer einen Menschen verreizt, sich zu betrinken, der thut etwas Böses. Merken sich alle Leute das, insonderheit alle Schenkwirthe. § 16. Der Branntwein ist eine aus gewissen Gewächsen durch Gähren und Kochen herausgebrachte Flüssigkeit, die in Wasser und Alkohol besteht. Erst während des 30jährrgen Kriegs wird er von rohen Kriegern ans der Apotheke geholt. Friedrich Wilhelm I., König von Preußen, erläßt 1718 ein' Branntweinsedict. Im 7jährigen Krieg ist er schon in Dorfschenken zu haben. — Unter 15000 Ver- brechern hat man 10000 Trinker gefunden, unter 1800 Selbstmördern 1000 Säufer, unter 1900 Verunglückten über die Hälfte ganz oder halb Berauschte. In Europa hat zuerst ein Prediger Edgar m Ir- land die Branntweinssache zur Sprache gebracht, 1829. Die Indianer in Amerika nennen ihn Tollwaffer. § 17. Der Wein befördert, mäßig genossen, die Verdauung, stärkt die Kräfte des Körpers und erheitert die Seele. Diese heilsamen Wirkungen des Weins kommen aber nur den Erwachsenen, und vor- züglich den alten Personen zu gut. Kinder und Jünglinge sollten gar keinen Wein trinken, weil bei rhnen der Umlauf des Blutes schon an sich sehr stark ist. Sirach sagt: Der Wein, zur Nothdurft getrunken, erfreut Leib und Seele; aber so man sein zu viel trinkt, "bringt er Herzeleid. § 18. Dünnes, ansgegohrnes Bier ist unter den geistigen Ge- tränken das zuträglichste, jedoch auch nur für solche Personen, welche sich fleißige körperliche Bewegungen machen. § 19. Die warmen Getränke, als Kaffee, Thee re. schaden durch Reizung und Erhitzung nicht nur dem Magen, sondern dem ganzen Körper. Kaffee, mit viel Milch vermischt und mäßig genossen, tft unschädlich. § 20. Beim Genusse der Speisen und Getränke denke man im- mer: „Ich esse, um zu leben," und nicht: „Ich lebe, um zu essen." Mäßigkeit erhält Leib und Seele gesund! Ii. Kleidung. § 21. Eine reinliche, leichte Kleidung, die den Körper gehörig deckt, vor Kälte und Nässe schützt, nicht drückt, die freie Bewegung der Glieder nicht hindert, nicht zerrissen und schmutzig ist, das ist dte beßte. Vorzüglich müssen die Hemden immer rem sein und im Wmter wenigstens die Woche einmal, im Sommer aber öfter gewech- selt werden. Kleider von alten, verstorbenen oder kranken Leuten

9. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 213

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
213 scheu, welche auch von ähnlichen Krankheiten wieder genesen sind. Die Hoffnung darf man bei keinem Kranken sinken lassen. §. 67. Auch der Krankenpfleger hat Pflichten gegen sich selbst. Er muß sich fleißig waschen, den Mund oft mit Wasser und Wemessig ausspülen und von Zeit zu Zeit einige Wachholderbeeren kauen. Vor Allem aber muß er die unmittelbare Einathmnng des Krankenbettes vermeiden. Im Uebrigen lasse er den lieben Gott walten! Ix. Behandlung Verunglückter. §. 68. Alles, was Mensch heißt, ist unser Nächster. _ Ein wah- rer Mensch umfaßt seinen Nächsten mit Theilnahme und Liebe, erwei- set ihm Gutes nach seinen Fähigkeiten, seiner Kraft und seinen Mitteln. Wo wahre Aufklärung ist, da feiert die Pflicht der allgemeinen Menschenliebe in der Rettung des Nächsten aus lebensgefährlichen La- gen ihren schönsten Triumph. Wer daher einen Verunglückten erblickt, holt, wenn ein Arzt oder Wundarzt in der Nähe ist, diesen schleunigst herbei, ruft Menschen zu Hilfe, bringt ihn vorsichtig in das nächstge- legene Haus und wendet, bis ein Arzt zur Stelle ist, alle ihm be- kannten Mittel zur Wiederbelebung an. Man verfahre aber hierbei mit der größten Vorsicht. Zunächst beherzige Jeder bei dem Werke der Wiederbelebung eines Verunglückten, was schon Paulus (Apostelgesch. 20, 10) gebot, als ein vom dritten Söller gefallener Jüngling todt aufgehoben wurde: „Machet kein Getümmel, denn feine Seele ist in ihm!" Also wehre man dem Andränge Neugieriger, steuere dem Gerede und unnützen Treiben Anwesender und übe mit stillem Ernste das Werk der rettenden Menschenliebe. Fördersamst entkleide man die Verunglückten behutsam, aus wel- cher Lage man sie mich gerettet haben möge; nur darf der Körper da- bei nicht ans einer etwas erhobenen Rückenlage gebracht werden. Auch muß man jede Erschütterung desselben, welche leicht von großem Nach- theile sein könnte, hei dem Entkleiden sorgfältig zu vermeiden suchen; daher schneide man die Kleidungsstücke vorsichtig los, oder ziehe sie leicht ab. Mit dem entkleideten Körper verfährt man alsdann nach der Ver- schiedenheit des Unglücksfalles verschieden. Die beßte Lage, wie sie überhaupt allen zu rettenden, leblos er- scheinenden Personen gegeben werden muß, ist die etwas erhobene Rückenlage. Der Kopf darf nicht ganz flach liegen, noch weniger aber hintenüber hängen, er muß vielmehr aufrecht gestellt und gehörig unter- stützt, aber nicht von weichen Kissen umgeben sein. Er muß möglichst free liegen. §. 69. Erstickte, welche durch üble Dünste in einen lebensge- fährlichen Zustand versetzt worden sind, z. B. durch Dunst von Koh- lenfeuer, oder durch nicht athembare Lnftarten, wie diese sich aus gäh- renden Bierfässern, oder in lang verschlossen gewesenen Kellergewölben

10. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 215

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
215 Ist das Gesicht stark angetrieben und gerathet oder gar blntroth, so kann, wenn Jemand damit umzugehen versteht, eine Ader geöffnet und das Gesicht mit kaltem Wasser bespritzt werden. Wäre das Ge- sicht aber blaß und eingefallen, so würde man dasselbe mit Weinessig waschen und diesen auch vor die Nase halten können. Sonst kann man auch noch, sobald Aeußerungen des Lebens bemerkbar werden, Reibungen der Arme und Beine mit weichwollenen Tüchern anstellen. Gar zu eifriges Reiben schadet aber. Der Unglückliche wird dadurch leicht geschunden. Außerdem kann man noch Branntwein ans die Herz- grube träufeln und diese unmittelbar darauf gelinde mit einem gewärm- ten, wollenen Tuche reiben. §. 73. Erhenkte scheue man sich nicht loszuschneiden, aber so, daß ihr Körper zuvor gehörig unterstützt werde, damit er uicht scho- nungs- und erbarmungslos zur Erde stürze. Auch vergesse man nicht, die Schlinge sogleich vom Halse zu entfernen, so wie überhaupt auch jede Halsbekleidung zu lüften. Sind sie schon ganz erkaltet, so ver- fährt man, wie kt Ertrunkenen. Nur ist noch eine besondere Aufmerk- samkeit auf den von dem Strang veranlaßten Eindruck am Halse zu richten. Dieser muß mit einem Branntweinläppchen bedeckt werden. Auch ist es gut, wenn man den Kehlkopf gelinde hin und her bewegt. X. Behandlung der Sterbenden. §. 74. Wichtig sind uns mit Recht die letzten Stunden eines Menschen an der Schwelle zwischen Zeit und Ewigkeit. Nichts ist wohl wünschenswerther, als ein allmäfiges, sanftes Einschlafen zum langeu Schlummer des Grabes. Ist es doch das letzte Glück des irdischen Lebens. §. 75. Wenn der Augenblick des Todes kommt, so muß eine heilige Stille das Lager. des Sterbenden umgeben. Der dem Tode nahe Mensch ist als eine heilige Person zu betrachten und zu behan- deln. Unvorsichtige Gespräche, Jammergeschrei dürfen in semer Nähe nicht Statt finden. Sterbende wollen ungestört und unzerftreut sich selbst angehören. §. 76. Man verschone den Sterbenden mit Arznei-Einnehmen, mit Fragen, Rufen in die Ohren und dergleichen, weil die dadurch bewirkte Erschütterung des Gehirns und der Nerven eine folterähnliche Wirkung haben und den Tod beschleunigen, oder doch qualvoller machen kann. Sterbende haben in der Regel die größte Sehnsucht nach Ruhe, die zu unterbrechen eben so unnütz, als grausam ist. §. 77. Man suche das Licht im Zimmer zu mäßigen, denn nur mattes Licht thut dem wohl, der zum Grabe wandelt. Man benetze den meist trockenen Mund des Sterbenden oft mit kaltem Wasser und trockene ihm fleißig den Todesschweiß ab. Man lasse dem Sterbenden nicht das Kissen unter dem Kopfe wegziehen, um ihm, wie man irrig glaubt, das Sterben zu er- leichtern.
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