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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 26

1911 - Magdeburg : Creutz
26 2. Das Land zwischen Elbe und Ohre, im Jahre 1675 in die Mark einfielen, da rotteten sich die Bauern der Drömlingsdörfer zusammen und versuchten, den Feind zu vertreiben. Noch heute finden wir in den Kirchen von zwei Dörfern zwei Fahnen aus dieser Zeit. Jede trägt einen roten Adler in grünem Kranze und die Inschrift: „F. W. 1675. Wir Bauern von geringem Gut dienen unserem gnädigen Kurfürsten und Herrn mit unserm Blut." Frömmigkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Tapferkeit sind schätzenswerte Eigenschaften unserer Drömlingsbewohner. b) Die Wische. 1. Die Wische zur Zeit der Überschwemmung im Februar und März 1909. a) Wie gelangen wir zur Wische? Trotz der großen Kälte im März besteigen wir den Zug und fahren Tion Magdeburg über Wolmirftedt nach Stendal, einein Kreuzuugs- punkte mehrerer Eisenbahnen. Unser Zug fährt sodann mehrmals über die Uchte, einem Nebenflüßchen der Biese. In Osterburg hält er; wir steigen aus. Der Zug fährt fodann am Aland entlang über See- Hausen, braust über eine große Elbbrücke dahin und niacht in Witten- berge halt. In Osterburg befinden wir uns am Südende einer feuchten Niederung, die den Namen Wische, d. h. Wiese, führt. b) Welche Gestalt hat die Wische? Sie hat die Form eines Dreiecks, das sich in der Richtung von S.o. nach N.w. erstreckt. Die beiden Längsseiten liegen im O. und W. Die Ostfeite wird von dem Elbbogen, die Westseite von dem Aland und dem Unterlause der Biefe gebildet. Die Südseite erhalteu wir, wenn wir uns auf der Karte eine Linie von Osterburg nach Sandau oder Werben gezogen denken. Die Spitze des Dreiecks liegt da, wo der Aland in die Elbe mündet. Von der Grundlinie des Dreiecks bis zur Spitze würden wir 8 Std. (40 km) zu wandern haben. c) Wie sah die Wische zur Zeit der Überschwemmung aus? In den Monaten Februar und März des Jahres 1909 ist die Wische überschwemmt. Der Elbdamm ist an zwei Stellen durch die Wasser- und Eismassen durchbrochen, und die Fluteu des Elbstromes -rauschen bis nach Osterburg und Seebausen. Die Felder und Wiesen, die Höfe, die Häuser, die Ställe der Dörfer fteheu unter Wasser. Die Menschen müssen flüchten; das Bieh wird in den Orten, die höher liegen, untergebracht. Kein Weg, kein Steg ist mehr zu sehen; überall schaut unser Auge nur Wasserflächen und Eisinaffen. Selbst der Kronprinz und unsere Kaiserin lasfen es sich nicht nehmen, das Überschwemmungs- gebiet zu besichtigeu. Sie spenden Geld den Armen, Trost den Hilf-

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 35

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen, 35 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm, Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter: und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Rolaud war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- figur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes, Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So er- innert der Roland an die frühere Größe und Selbst- ständigkeit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- 3*

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 39

1911 - Magdeburg : Creutz
Die Höhen. 39 sie in zwei einzelnen Höhen, den Gegensteinen. Die Bode und die Selke durchbrechen die Teufelsmauer. Von den Gegensteinen erzählt die Soge: Ein Bauer fuhr einst sein Getreide zum Verkauf nach Quedlinburg. Während er in der Schoßkelle schlief, kamen die Pferde vom rechten Wege ab; und als er erwachte, hielt der Wagen vor einer großen Höhle im dichten Walde. Nachdem das Bäuerlein sich vom ersten Schreck erholt hatte, ging es in die Höhle, um sich darin umzuschauen. Hier sah es zu seinem Erstaunen einen Kessel von blinkendem Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er die Taschen voll Gold füllen. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen bewachte den Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum ersten Male, zum zweiten Male füllte er die Taschen und leerte sie draußen auf seinem Gefährt; als er aber zum dritten Male kam, erhob der Hund ein fürchterliches Geheul und fletschte die Zähne. Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle. Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde aus, Feuer sprühte hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteine". Als das Bäuerlein erwachte, sah es, wie der große Hund in Teufelsgestalt in den einen Felsen kroch. Hier foll er noch heute sitzeu und die Vorübergeheuden äffen und ver- spotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nachruft. Als das Bäuerlein nach feinem Golde auf dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine; und betrübt fuhr es weiter. 2. Der Regenstein, a) Name. Wer Sinn für Naturschönheiten und Verständnis für geschichtliche Merkwürdigkeiten besitzt, versäumt nicht, aus einer Harzreise den Regenstein zu besuchen. Wir schauen von dem Berge, auf dem das Schloß Blanken- bürg liegt, über die am Abhänge liegende Stadt hinweg. Dort im N. erhebt sich stolz 295 rn über dem Meeresspiegel der Regenstein. Er liegt nördlich vom Harz allein, noch ein Stück von der Teuselsmauer entfernt, wodurch er jedem Harzbesucher gleichsam in die Augen fällt. Sein Name Regenstein kommt her von dem altdeutschen Wort ragin = hochragend; und frei erhebt er sich 100 m (so hoch wie der Magdeburger Dom) über die Ebene. Ein Regenstein ist er mit Recht, denn hoch übereinander- geschichtete Sandsteinblöcke bilden einen 2 km langen Felskamm, der besonders auf der Nordfeite so schroff in die Höhe steigt, „daß nicht eine Katze hinaufklettern kann". Der erste Bewohner soll auch Graf von Regen- stein geheißen haben. b) Was erinnert uns noch an die alte Ritterburg und die Festung? In einer guten halben Stunde wandern wir von Blankenburg hinauf nach dem Regenstein, der nur von dieser Seite allmählich ansteigt. Nachdem wir uns auf dem herrlichen Platze vor dein Gasthaufe aus- geruht und gestärkt haben, folgen wir dem Führer. Wir sehen auf dem Bilde sofort, daß die Burg aus einem tiefer und einem höher gelegenen Teile besteht. Auf dem höheren Teile lagen in früherer Zeit noch die Gebäude des Burgbewohners. Im Vordergrunde sehen wir den Bergfried. Er ist nur uoch 6 m hoch; früher war er höher. Wir lassen unsern

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 40

1911 - Magdeburg : Creutz
40 2. Das Land zwischen Elbe und Ohre, im Jahre 1675 in die Mark einfielen, da rotteten sich die Bauern der Drömlingsdörfer zusammen und versuchten, den Feind zu vertreibeu. Noch hente finden wir in den Kirchen von zwei Dörfern zwei Fahnen aus dieser Zeit. Jede trägt einen roten Adler in grünem Kranze und die Inschrift: „F. W. 1675. Wir Bauern von geringem Gut dienen unserem gnädigen Kurfürsten und Herrn mit unserm Blut." Frömmigkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Tapferkeit sind schätzenswerte Eigenschaften unserer Dröinliugsbewohner. b) Die Wische. 1. Die Wische zur Zeit der Überschwemmung im Februor nud März 1909. a) Wie gelangen wir zur Wische? Trotz der großen Kälte im März besteigen wir den Zug und fahren von Magdeburg über Wolmirftedt nach Stendal, einein Kreuzungs- punkte mehrerer Eisenbahnen. Unser Zug fährt sodann mehriilals über die Uchte, einem Nebenflüßchen der Biese. In Osterbnrg hält er; wir steigen aus. Der Zug fährt sodann am Aland entlang über See- Hausen, braust über eine große Elbbrücke dahin und macht in Witten- berge halt. In Osterburg befinden wir uns am Südende einer feuchten Niederung, die deu Namen Wische, d. h. Wiese, führt. b) Welche Gestalt hat die Wische? Sie hat die Form eines Dreiecks, das sich in der Richtung von S.o. nach N.w. erstreckt. Die beiden Längsseiten liegen im O. und W. Die Ostseite wird von dem Elbbogen, die Westseite von dem Aland und dem Unterlause der Biese gebildet. Die Südseite erhalten wir, wenn wir uns auf der Karte eine Linie von Osterburg nach Sandau oder Werben gezogen denken. Die Spitze des Dreiecks liegt da, wo der Aland in die Elbe mündet. Bon der Grundlinie des Dreiecks bis zur Spitze würden wir 8 Std. (40 km) zu wandern haben. c) Wie sah die Wische zur Zeit der Überschwemmung aus? In den Monaten Februar und März des Jahres 1909 ist die Wische überschwemmt. Der Elbdamm ist an zwei Stellen durch die Wasser- und Eismasfen durchbrochen, und die Fluten des Elbstromes rauschen bis nach Osterburg und Seehausen. Die Felder und Wiesen, die Höfe, die Hänser, die Ställe der Dörfer stehen unter Waffer. Die Menschen müssen flüchten; das Biel) wird in den Orten, die höher liegen, untergebracht. Kein Weg, kein Steg ist mehr zu sehen; überall schaut unser Auge nur Wasserflächen und Eismassen. Selbst der Kronprinz und unsere Kaiseriu lassen es sich nicht nehmen, das Überschwemmnngs- gebiet zu besichtigen. Sie spenden Geld den Armen, Trost den Hilf-

5. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 49

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen. 49 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland soll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm. Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter; und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Roland war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- sigur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes. Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene, rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So erinnert der Roland an die frühere Größe und Selbstständig- keit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Mug im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken. Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 4

6. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 53

1911 - Magdeburg : Creutz
Die Höhen. 53 sie in gtret einzelnen Höhen, den Gegensteinen. Die Bode und die Selke durchbrechen die Teufelsmauer. Von den Gegensteinen erzählt die Sage: Ein Bauer fubr einst sein Getreide znm Verkauf nach Quedlinburg. Während er in der Sckoßkeue schlief, kamen die Pferde vom rechten Wege ab; und als er erwachte, hielt der Wagen vor einer großen Höhle im dichten Walde. Nachdem das Bäuerlein sich vom ersten Schreck erholt hatte, ging es in die Höhle, um sich darin umzuschauen. Hier sah es zu seinem Erstaunen einen Kessel von blinkendem Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er die Taschen voll Gold sülleu. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen bewachte den Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum ersten Male, zum zweiten Male füllte er die Taschen uut> leerte sie draußeu aus seinem Gefährt; als er aber zum dritteu Male kam, erhob der Hund ein fürchterliches Geheul und fletschte die Zähne. Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle. Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde auf, Feuer sprühte hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteiue '■ Als das Bäuerlein erwachte, sah es, wie der grosse Hund in Teuselsgestalt in den (inert Felsen kroch. Hier soll er noch beute sitzeu nud die Vorübergehenden äffen imb ver- spotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nachruft. Als da? Bäuerleiu lmch seinem Golde aus dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine; und betrübt suhr es weiter. 2. Der Negenstein. a) Name. Wer Sinn für Naturschönheiten und Verständnis für geschichtliche Merkwürdigkeiten besitzt, versäumt nicht, auf einer Harzreise den Regen stein zu besuchen. Wir schauen von dem Berge, auf dem das Schloß Blanken- bürg liegt, über die am Abhänge liegende Stadt hinweg. Tort im N. erhebt sich stolz 295 m über dem Meeresspiegel der Negenstein. Er liegt nördlich vom Harz allein, noch ein Stück von der Teufelsmauer entfernt, wodurch er jedem Harzbesucher gleichsam in die Augen fällt. Sein Name Regellstein kommt her von dem altdeutschen Wort ragin — hochragend; und frei erhebt er sich 100 in (so hoch wie der Magdeburger Dom) über die Ebene. Ein Regenstein ist er mit Recht, denn hoch übereinander- geschichtete Sandsteinblöcke bilden einen 2 km langen Felskamm, der besonders auf der Nordseite so schroff in die Höhe steigt, „daß nicht eine Katze hinaufklettern kann". Der erste Bewohner soll auch Gras von Regen- stein geheißen haben. b) Was erinnert uns noch an die alte Ritterburg und die Festung? In einer guten halben Stunde wandern wir von Blankenburg hinauf nach dem Negenstein, der nur von dieser Seite allmählich ansteigt. Nachdem wir uns auf dem herrlichen Platze vor dein Gasthause aus- geruht und gestärkt haben, folgen wir dem Führer. Wir sehen auf dem Bilde sofort, daß die Burg aus einem tiefer und einem höher gelegenen Teile besteht. Auf dem höheren Teile lagen in früherer Zeit noch die Gebäude des Burgbewohners. Im Vordergrunde sehen wir den Bergsried. Er ist nur noch 6 rn hoch; früher war er höher. Wir lassen unsern

7. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 50

1880 - Halle : Anton
50 nun Bergleute aus dem Harz, wo damals schon der Bergbau blühte, und aus Böhmen in sein Land und gründete eine neue Stadt, die den Namen Freib erg erhielt. Den Silbersegen verwendete er zur Förderung des Wohlstandes seines Landes. Namentlich suchte er Gewerbe und Handel zu heben. Leipzig erhob er zu einem bedeutenden Handelsplatz und verlieh ihm das Recht, alljährlich zu Ostern und zu Michaelis eine Messe zu halten. An der Elbe bei Meißen wurden Reben gepflanzt und so der Weinbau begonnen. — Iii. 1. Als Kaiser Konrad Iii. gestorben war, wählten die deutschen Fürsten seinen Neffen Friedrich zu feinem Nachfolger. Die Italiener nannten denselben seines röthlich-blonden Haares und Bartes wegen Barbarossa, d. h. Rothbart. Friedrich Barbarossa regierte von 1152 —1190. Bemüht, das alte Ansehen und die alte Macht Deutschlands wieder herzustellen, suchte er zuvörderst im Innern Ruhe zu schaffen. Darum schlichtete er den alten Streit zwischen Welsen und Hohenstaufen, indem er feinem Jugendfreunde Heinrich dem Löwen zu dem Herzogthume Sachsen, das er schon besaß, das Herzogthum Baiern zurückgab. Dann richtete er seinen Blick südwärts. In Italien war das kaiserliche Ansehen fast ganz erloschen. Die oberitalienifchen Städte, welche durch den Ge-wcrbfleiß ihrer Bewohner und durch den ausgedehnten Handel mit den kostbaren Waaren des Morgenlandes allmählich sehr reich und mächtig geworden waren, wollten von einer Oberherrschaft des Kaisers nichts mehr wissen. Die übermüthigste dieser lombardischen Städte aber war Mailand. Viele benachbarte kleinere Städte wurden von ihm arg bedrückt. Die Unterdrückten wandten sich hilfesuchend an den Kaiser. Friedrich verwies in einem Schreiben den Mailändern ihr Benehmen auss ernstlichste. Diese aber rissen in ihrem Uebermuthe das kaiserliche Schreiben in Stücke, warfen es auf die Erde und traten es mit Füßen. Solcher Frevel forderte Züchtigung. Friedrich zog mit einem ansehnlichen Heere nach Italien und schloß Mailand von allen Seiten ein. Nach kurzer Zeit mußte es sich, vom Hunger bezwungen, demüthigen. Die Thore öffneten sich; heraus schritt die ge-sammte Geistlichkeit mit vorangetragcnen Kreuzen; dann kamen die Adligen, barfuß und mit bloßen, an dem Nacken befestigten Schwertern; zuletzt erschien das Volk, mit Stricken um den Hals, bleich und trostlos. Alle warfen sich dem auf einem Throne sitzenden Kaiser zu Füßen und flehten um Schonung und Erbarmen. Die Stadt wurde begnadigt, nachdem sie Treue und Gehorsam geschworen hatte. Kaum aber war Friedrich abgezogen, als auch der Schwur schon wieder gebrochen wurde. Die Mailänder, unzufrieden mit dem kaiserlichen Beamten, dem sie gehorchen sollten, empörten sich von neuem. Abermals zog Barbarossa vor die wortbrüchige Stadt und belagerte sie. Hartnäckig wurde sie von ihren Bewohnern vertheidigt. Der Kaiser aber schwur, nicht eher seine Krone wieder auszusetzen, als bis Mailand

8. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 92

1880 - Halle : Anton
92 Eigentlich wollten aber die deutschen Fürsten keinen von den drei Bewerbern; sie boten vielmehr dem sächsischen Kurfürsten Friedrich dem Weisen, der schon dreimal Reichsvicar, d. H. Stellvertreter des Kaisers gewesen war, die Krone an. Dieser schlug sie indeß seines hohen Alters wegen aus; er meinte, in solcher sturmbewegten Zeit mußten die Zügel der Regierung in jugendlich starke jiände gelegt werden, und empfahl darum den König Karl von Spanien. Karl wurde nun auch gewählt und regierte als Karl V. von 1519 — 1558. Als Zeichen seiner Dankbarkeit schickte er an Friedrich den Wersen ein Geschenk von 100000 Dukaten; doch dieser wies dasselbe zurück und duldete auch nicht, daß einer seiner Diener irgend eine Gabe annahm. Karl aber hielt ihn fort und fort in hohen Ehren und meinte wohl zuweilen bei Berathungen: „Wir wollen erst hören, was unser Vater Herzog Friedrich von Sachsen dazu sagen wird". Karl war schon vor seiner Wahl ein mächtiger Fürst gewesen-Spanien, Neapel und Stellten, die Niederlande, die habsburgischen Besitzungen und die neu entdeckten Länder in Amerika gehorchten seinem Scepter; nun empfing er noch die deutsche Krone; wohl konnte er daher sagen: „In meinem Reiche geht die Sonne nicht unter." 2. Im Jahre 1521 hielt Kaiser Karl V. zu Worms seinen ersten Reichstag ab. Auch Luther, dessen Sache hier entschieden werden sollte, wurde auf denselben vorgeladen und ihm zugleich durch ein besonderes kaiserliches Schreiben freies Geleit zugesichert. Wohl warnten ihn seine Freunde und riechen ihm ab, der Vorladung zu folgen; sie meinten, er werde, wie einst Huß, zum Scheiterhaufen gehen. Allein Luther antwortete: „Und wenn sie zwischen hier und Worms ein Feuer anzündeten, das bis zum Himmel reichte, so will ich doch hiudurchziehu." Getrosten Muthes trat er auf einem kleinen hölzernen Wägelchen, das ihm der Rath zu Wittenberg geliehen hatte, die Reise an. Voran ritt der kaiserliche Herold, der ihm das Einladungsschreiben gebracht hatte; sein Bruder und'zwei Freunde begleiteten ihn. Wo er hinkam, da strömte das Volk herzu, den Mann zu sehen, der kühn genug war, den Kampf mit dem Papste und der Geistlichkeit zu wagen; die Einwohner von Erfurt holten ihn tn feierlichem Aufzuge in ihre Stadt ein; an vielen Orten predigte er. Noch einmal erhielt er in der Nähe von Worms die Warnung eines guten Freundes, er möge dem sicheren Geleite nicht allzusehr trauen-aber Luther erwiderte: „Und wenn so viel Teufel in Worms wären als Ziegel auf den Dächern, ich wollte doch hineingehen." Als er in die Stadt einfuhr, da konnte ihm der kaiserliche Herold kaum den Weg durch die ungeheure Volksmenge bahnen, die ihn zu sehen begehrte. Am andern Tage wurde er aus das Rathhaus geführt, wo der Reichstag seine Versammlungen hielt. Beim Eintritt in den Sitzungssaal klopfte ihm der in Waffen grau gewordene Ritter Georg von Frundsberg theilnehmend auf Die Schulter und sprach: „Mönchlein, Mönchlein, du gehst jetzt einen Gang, dergleichen ich und mancher Oberste m unsrer allerernstesten Schlachtordnung nicht gethan haben. Bist du

9. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 74

1880 - Halle : Anton
74 der herausgekommen sind". Um so mehr widmete er seine Zeit und Kraft dem armen, gänzlich zu Grunde gerichteten Deutschland. Mit fester Haud stellte er Ruhe, Ordnung und Sicherheit wieder her. Er erließ strenge Gebote, den Landfrieden zu halten, sorgte aber auch dafür, daß sie befolgt wurden. Unermüdlich durchzog er das Reich von einem Ende zum andern und hielt über die Frevler Gericht: die Raubburgen wurden zerstört und die Raubritter hingerichtet. Geendet nach langem, verderblichem Streit War die kaiserlose, die schreckliche Zeit, Und ein Richter war wie-der auf Erden. Nicht blind mehr waltet der eiserne Speer, Nicht fürchtet der Schwache, der Friedliche mehr Des Mächtigen Beute zu werden. Das dankbare Volk nannte ihn darum mit Recht den Wiederhersteller Deutschlands und das lebendige Gesetz. 5. Rudolf war als Mensch einfach. Sein graues Wamms, welches er gewöhnlich trug, besserte er wohl mit eigner Hand aus. Auf seinen Feldzügen begnügte er sich zu Zeiten auch mit Rüben vom Felde, die er roh verzehrte, und tröstete seine Krieger mit den Worten: „So lange wir die noch haben, werden wir nicht verhungern". Und als, während sein Heer vor Durst fast verschmachtete, ein Soldat ihm eine Flasche Wasser brachte, die er einem Bauer abgenommen hatte, befahl der König, sie dem Eigenthümer zurückzugeben, indem er sagte: „Ich fühle keinen Durst für mich, sondern nur für meine Kriegsgefährten". Wegen seiner Freundlichkeit und Herzengüte war er allgemein beliebt. Seine Erhöhung hatte ihn nicht stolz gemacht. Vor einem Bürger aus Zürich stand er vom Throne aus, weil ihm derselbe einst das Leben gerettet hatte — und als er einmal wieder in die Gegend von Basel kam, suchte er einen Gerber, den er früher gekannt, in seiner Werkstätte auf und schüttelte ihm wie ehedem kräftig die Hand. Für jeden war er zugänglich, und als seine Kriegsleute einst einen armen Mann, der mit einer Bitte kam, abweisen wollten, sprach er verweisend: „Bin ich denn König, um mich einschließen zu lassen?" — Gern übte er Milde, und als seiner Umgebung ein von ihm gefälltes Urtheil zu gelinde erschien, entgegnete er: „Ich habe oft Reue darüber empfunden, daß ich zu strenge verfuhr, nie aber darüber, daß ich zu gütig war". Er war ein Freund harmlosen [Scherzes. In Mainz trat er einst unerkannt in eines Bäckers Haus, um sich zu wärmen. Die übelgelaunte und den Soldaten nicht gutgesinnte Frau des Bäckers schalt ihn gar arg und goß ihm sogar, als er sich nicht rasch genug entfernte, ein Gefäß mit Wasser über den Kopf. Als er darauf am Mittag, umgeben von seinen Großen, bei Tafel saß, schickte er ihr einige gefüllte Schüsseln und ließ ihr sagen, das sei für den freundlichen Empfang am Morgen. Die gewaltig erschrockene Frau rannte sogleich

10. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 106

1880 - Halle : Anton
106 Laufbahn. Seme Gestalt war klein und hager; er hatte eine breite, runzlige Stirn, große und funkelnde Augen, hohle Backen und stark hervortretende Backenknochen. Ein starker Schnurr- und ein langer Kinnbart gaben ihm ein kriegerisch-wildes Ansehen. Er trug ein knapp anliegendes Wamms und auf dem kurzen, grauen Haare einen spitzen Hut, von welchem eine lange Feder herabwallte. Streng war er gegen sich selbst, enthaltsam und mäßig, so daß er sich rühmen konnte, nie Wein gekostet zu haben. Seine Soldaten verehrten ihn wie einen Vater. Am weißen Berge bei Prag kam es 1620 zwischen dem böhmischen und dem ligistischen Heere zur entscheidenden Schlacht. Binnen einer Stunde war sie entschieden: die Böhmen wurden geschlagen. Sorglos saß unterdeß König Friedrich an der Tafel; als er die Kunde von der Niederlage erhielt, begab er sich auf den Wall; beim Anblick seiner fliehenden Krieger gab er alles verloren und eilte, so schnell er konnte, mit seiner Gemahlin aus Böhmen nach Holland. Nur einen Winter hatte seine Herrlichkeit gedauert, darum nannte man ihn seitdem spottend den „Winterkönig." Die Acht, die der Kaiser Uber ihn aussprach, raubte ihm auch noch sein Kurfürstenthum, die Pfalz. Ganz Böhmen mußte sich jetzt Ferdinand unterwerfen; mit eiserner Strenge waltete derselbe in dem bezwungenen Lande: mit eigener Hand zerriß er den Majestätsbrief; 27 der vornehmsten Edelleute ließ er hinrichten; viele andere verloren ihre Güter; die Kirchen der Evangelischen wurden geschloffen und ihre Geistlichen vertrieben; wer nicht katholisch werden wollte, mußte das Land verlassen. Ii. 1. Der Kaiser war als Sieger aus dem Kampfe hervorgegangen: Böhmen war bezwungen, Friedrich geächtet, die Union hatte sich aufgelöst. So schien der Krieg zu Ende. Allein für den geächteten Böhmenkönig traten drei Vertheidiger auf: Graf Ernst von Mansfeld, Markgraf Friedrich von Baden und Herzog Christian von Braunfchweig. Der letztere ergriff, wie er behauptete, allein für die unglückliche Königin die Waffen; darum trug er als ihr Ritter ihren Handschuh am Hute. Um sein Heer erhalten zu können, beraubte er namentlich die Kirchen und Klöster. In Paderborn nahm er die silbernen Bildsäulen der zwölf Apvstel vom Altar, indem er sagte: „Ihr seid bestimmt, in alle Welt auszugehen, und nicht, hier müßig zu stehen." Den Münzen, die er aus ihnen prägen ließ, gab er zur Aufschrift: „Gottes Freund, der Pfaffen Feind." Raubend und plündernd durchzogen die Schaaren dieser Führer (— man nannte sie Landsknechte oder nach ihrer Bewaffnung Spießbuben, daher unser „Spitzbube" —) von neuem das deutsche Land; denn Sold empfingen sie nicht, die Heere mußten sich selbst erhalten. Ja, selbst der niedersächsische Kreis, den Tilly wie Feindesland behandelte, erhob sich unter seinem Obersten, dem König Christian von Dänemark (— derselbe war als Herzog von Schleswig-Holstein zugleich deutscher Fürst —) gegen den .Kaiser. Zwar ver-
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TM Hauptwörter (200)200

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