34 2. Das Land zwischen Elbe und Ohre.
F. Geschichtliches.
Die Vorfahren der jetzigen Bewohner waren Deutsche oder Germanen. Sie
waren zuerst Heiden und wurden durch Karl den Großen zum Christentume bekehrt
(800). Er nannte unser Land die Nordmark. Später erhielt diese den Namen
Altmark.
Zur Zeit Karls des Großen drangen slavische Völker, die Wenden, von O. über
die Elbe vor und setzten sich in der Altmark fest. Zwischen ihnen und unseren Vor-
fahren entbrannten heiße Kämpfe, und Jahrhunderte schien es, als sollten die Heid-
nischen Fremdlinge Sieger bleiben. Allein unter den Kaisern Heinrich I. und
Otto I. (Hermann Billung) und später unter dem Markgrafen Albrecht dem Bären
und seinen Nachfolgern wurde die Macht der Wenden gebrochen. Die zurück-
bleibenden Wenden wurden Christen und vermischten sick mit den Deutschen. Unter
Albrecht dem Bären, aber auch später, wanderten Holländer, Flamländer und
Franken (Pfälzer) ein. Diese trugen viel zur Urbarmachung öder Gegenden (Wische)
bei, hoben den Ackerbau und die Fabriktätigkeit. Im Jahre 1415 kam Friedrich I-,
der erste Kurfürst aus dem Hause Hohenzollern, in den Besitz der Allmark, und den
Hohenzollern gehört sie heute noch. Die Altinark ist das «Ätammland oder die Wiege
Preußens. Salzwedel, Stendal, Gardelegen, Tangermünde waren die Hauptstädte.
Während des schrecklichen 30jährigen Krieges (1618 —48) hatte die Altmark
von den Kaiserlichen und den Schweden arg zu leiden, so daß nach dem Kriege die
meisten Orte verödet dalagen. Unter der segensreichen Regierung der Hohen-
zollernfürsten, besonders Friedrichs des Großen, erholte sich die Altmark wieder.
Aber am Ansänge unseres Jahrhunderts kam ein neues Unglück über die Mark.
Der Franzosenkaiser Napoleon I. hatte unser Vaterland erobert und bildete aus deu
Ländern links von der Elbe, wozu also auch die Altmark gehörle, ein neues fran-
zösisches Reich, das Königreich Westfalen. So waren die Altmärker französische
Untertanen geworden. Allein schon im Jahre 1814 gelang es, die Franzosen zu
vertreiben. Die Altmark war wieder frei und gehört seitdem in alter Liebe und
Treue zum Hohenzollernhause.
(x. Sagen.
1. Der Roland in Stendal.
Am Anfange des 16. Jahrhunderts stellte sich ein Fremdling dem Stendaler
Rate als weitgereister Bildhauer vor. Er lobte die herrlichen Bauten, die aus-
gezeichneten Schnitzwerke und die kostbaren Bilder, wie sie allenthalben die Bürger-
Häuser, die Stadttore, der Dom und das Rathaus zeigen. Die Ratsherren hörten
mit Stolz die Lobsprüche und ehrten den großen Künstler. Als dieser am Fenster
lehnte und über deu weiten Marktplatz blickte und den steinernen Roland betrachtete,
meinte er: „Der ehrwürdige Roland hat zwar eine recht ansehnliche Gestalt; aber
leider ist sie für die große Umgebung noch viel zu klein. Wenn der hochedle Rat
meiner Kunst vertrauen möchte, so wollte ich bald einen viel längeren Roland her-
stellen." Die Ratsherren waren diesem Angebot zwar nicht abhold, entgegneten
dem Künstler aber nach ernstlicher Beratung: „Der Roland war für unsere Väter
lang genug, so ist er's auch für uns; überdies würde die Veränderung viel Geld
kosten; kurz, wir wollen ihn nicht länger haben." Argerlich über diesen Bescheid
entfernte sich der Künstler und beschloß, dem Rate einen Streich zu spielen. Er
erzählte den Bürgern, daß der Rat den ehrwürdigen Roland nicht länger haben
wolle. Die Bürger waren darob nicht wenig erstaunt und mißgestimmt, daß das
schon von ihren Vätern so hoch verehrte Wahrzeichen der Gerichtsbarkeit und Reichs-
freiheit beseitigt werden sollte. Bald versammelte sich viel Volks vor dem Rat-
Hause und wollte Rechenschaft fordern. Der weise Rat wußte schier uicht, wie
ihm geschah. Umsonst war alles gütliche Zureden. Die tobende Menge versteht
nicht die Worte des Rates, „wir wollen ihn nur uicht länger haben". Schon mischt
sich in das wilde Schreien das Klirren der Fensterscheiben, da verwandelt sich mit
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karls Heinrich_I. Heinrich_I. Otto_I. Hermann_Billung Albrecht Albrecht Albrecht Friedrich_I- Friedrich Friedrichs Napoleon_I. Roland Roland Roland Roland Roland Roland
Das Flachland. 107
den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vvr uns liegt
mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschaft, die wir heute durchwandert
haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und
Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S.
Lutherstein in der Dübener Heide.
4. Schmiedeberg als Badeort.
Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne
für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Neinigungsbad.
Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg
feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt.
Er läszt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme-
grad vorhanden ist.
Woher ist die Moorerde genommen?
Der Boden in der Umgegend von Schiniedeberg enthält unerschöpfliche
Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem
ein Arzt in früherer Zeit anf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte,
wnrden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste
wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter auf einem freien
Platze liegen.^ Ehe sie zur Bereitung des Moorbades gebraucht wird,
schüttet man sie auf eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie
in eine feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln
und Steiucheu ist.
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Extrahierte Personennamen: Schmiedeberg
Extrahierte Ortsnamen: Kemberg Wittenberg Eilenburg S.
Lutherstein Dübener_Heide Schiniedeberg Schmiedeberg_Moorbadeeinrichtungen
108
8. Das Land zwischen ^aale und Elbe.
Von welchen Kranken werden diese Moorbäder aufgesucht?
50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg Salze; infolgedessen wirkt das
Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat,
kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken,
die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher,
der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte,
hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarein Herzen hat er
Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur
3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen
besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind
Moorhalde bei ^chmiedeberq.
in den großen Ferien hier in den Waldungen"zu treffen. Frisch und
rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen-
werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore
ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich-
falls daran.
B. Gewässer.
1. Die weiht (flfter.
Die Quelle der Weißen Elster liegt auf dem Elstergebirge. In
zahlreichen Krümmungen fließt sie nach N. durch das Vogt- und das
Osterland. Ihr tiefes Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem
Oberlause eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen
vorüber, im Mittelläufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, vou Zeitz
au, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder
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Extrahierte Ortsnamen: Schmiedeberg Leipzig Greiz Gera Zeitz
Das Flachland. 49
getrocknet, und sodann in Fabriken weiter verarbeitet wurden. Die
Industrie ist weiter abhängig von den Bodenschätzen, die
sich int Innern der Erde finden. In Schönebeck, Staßsurt, Westeregeln
und Aschersleben, wo wir große Steinsalz- und Kalisalz lag er
haben, werden die in den Schächten gewonnenen Rohprodukte in die
Räume der chemischen Fabriken gebracht. Hier werden sie durch Mühlen
zerkleinert oder zu Handelswaren umgearbeitet. Eine große Fabriktätigkeit
entfaltet sich in den Kohlenlagern zwischen Kalbe und Schönebeck, in
Staßsurt, Egeln und Oschersleben.
Da nun Maschinen der verschiedensten Art für die Landwirt-
schaft, für die Zuckerfabriken, für den Bergbau notwendig wurden,
so bildete sich im Elbtal, namentlich in Magdeburg und seinen Vororten
elbaufwärts bis Schönebeck, die Eisenindustrie aus. Für die Land-
Wirtschaft bauten die Maschinenfabriken Drill-, Mäh-, Dresch- und Häcksel-
Maschinen; selbst Lokomobile und Dampfpflug fehlten nicht. Man lieferte
ferner Maschinen für die Zuckerfabriken, Bergwerke und den Schiffsverkehr
usw. Die Bedingungen für die Einrichtung von Fabriken
waren vorhanden. Aus den nahen Braunkohlengruben holte man
die Brennstoffe, die infolge der geringen Entfernung nicht fo teuer
waren. Die Umgegend bildete ein gutes Absatzgebiet. Auf dem Elbe-
ström und sechs Eisenbahnlinien verschickte man die hergestellten Maschinen.
So wurde die Magdeburger Eisenindustrie allmählich in der ganzen Welt
bekannt. (Vergleiche die Zahl der Eisenbahnen, die nach der West-
elbischen Gegend führen, mit der Zahl derjenigen, die nach dem Osten
führen!)
4. Bewohner der Börde.
a) Wohlhabenheit. Durchwandern wir die Bördedörfer, fo
merken wir sehr bald, daß die Bauern und Gutsbesitzer begüterte
Leute sind. Wir besichtigen einen größeren Bauernhos. Durch den
schmalen Eingang gelangen wir von der gepflasterten Straße in den
Hof, der die Form eines großen Vierecks hat. Links von uns liegt das
zweistöckige Wohnhaus, dessen breite Seite nach der Straße liegt.
Rechts erblicken wir die breite Einfahrt für die Wagen und landwirt-
schaftlichen Maschinen. Wir treten noch ein Stück weiter vor. Rechts
von uns liegen die geräumigen Ställe mit den Futterböden. Der
Gutsbesitzer zeigt uns schwere Pferde, gutgenährte Kühe und Kälber, mit
Eisen beschlagene Zugochsen. Links liegt der Schuppen, in dem die
schweren Wagen, die Ackergeräte und Maschinen untergebracht sind. An
den Schuppen schließen sich noch Ställe für die gutgenährten Schweine
und Schafe an. Allen Tieren sehen wir es an, daß sie keine Not leiden.
In der Mitte des Hofes liegt die Düngergrube, vor uns die lange
Scheune. Durch die Scheune führt der Zugang zum Obst- und
Gemüsegarten, der durch eine Mauer eingeschlossen ist. Sämtliche
Gebäude sind aus Bruchsteinen (Grauwacke, Porphyr) und Ziegelsteinen,
Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe B. 4
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66 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz.
Braunkohlengruben, bedeutender Ackerbau. Fabriken: Zucker, Malz,
Maschinen. Bierbrauerei, Ziegelei.
Alter Spruch von den elf wohlhabendsten Bördedörfern:
Schlemmern, Bure, Barendorp,
Zens, Mülinge, Eickendorp,
Brumby und Glöte,
Jllnitz und Ferstede,
Atzendorp is ok dabi,
Solln det nich elf Dörper si?
Besichtigung des Moltkeschachtes und der Saline
in Schönebeck a. E.
An einem schönen Herbsttage schritt ich dem Moltkeschachte in Schönebeck a. E.
zu. Schon von ferne sah ich den großen Fabrikschornstein und schuppen- und
turmartige Gebäude. Bei meiner Ankunft wandte ich mich sogleich an den Ober-
beamlen, den Steiger. Er bewillkommnete mich, sah den Erlaubnisschein des Kgl.
Salzamtes an und hieß mich Bergmannskleidung (Kittel und dicke Filzmütze) an-
legen. Dann führte er mich in das turinartige Gebäude, den Förderturm. Hier
sah ich die gewaltigen Maschinen, Pumpen und Schwungräder, die den ganzen
Betrieb regeln. Überall begrüßten uns die Bergleute mit „Glück auf". Im Ober-
geschoß des Förderturms angekommen, stiegen wir in den Fahrstuhl. Das ist ein
großer eiserner Kasten, in dem vier Personen stehen können. „Der Fahrstuhl",
sagte der Steiger, „hängt an einem starken Drahtseile und gleitet in der einen
Halste des Schachtes zwischen vier Eisensäulen hinab. Nebenan in der andern
Hälfte des Schachtes bewegen sich die Pumpwerke, die das Grubenwasser und die
Sole fortleiten." Die Förderleute gaben uns zwei Öllampen. „Glück auf! —
Glück auf!" schallte es von beiden Seiten; dann bewegte sich der Fahrstuhl in die
Tiefe. An den Schachtwänden rauschte das Wasser hinab. Nebenan arbeitete das
Pumpwerk. Das Gehör schien mir zu schwinden. Es mochten aber kaum zwei
Minuten vergangen sein, da waren wir unten im Bergwerke, 415 in tief unter
der Erde. Hier war es stockfinster; nur unsere Grubenlampen leuchteten spärlich.
Es war hier auffallend warm. „Dieser senkrechte Schacht", erzählte mein Führer,
„war der Anfang des Bergwerks. Durch Sprengungen haben ihn die Bergleute
hergestellt. Er hat viele Mühe verursacht. Weil das Wasser von allen Seiten
eindrang, mußte er teils mit Eisenplatten ausgesetzt, teils ausgemauert werden.
Als man endlich unten auf dem Grunde, „der Sohle", angekommen war, begann
man wagrechte Gänge, „die Strecken", zu sprengen, durch die wir jetzt gehen. Sie
führen nur durch Steinsalz, das hier eine 85 m hohe Schicht bildet. Jede Strecke
ist 2,50 m hoch, 5 m breit und mehrere Kilometer lang. Alle Strecken sind nach
einem sorgfältigen Plane angelegt, damit kein Zusammensturz erfolgen kann. Das
Bergwerk hat mehrere Geschosse, die durch 7 m starke Decken voneinander getrenut
sind. Jede Strecke führt zu einem großen, kuppelförmigen Räume, einer „Glocke".
Die Strecken und Glocken liegen genau übereinander." — Als ich mich wunderte,
daß keine Bergleute zu sehen seien, erwiderte der freundliche Steiger: „Während
früher hier unten mehrere hundert Bergleute arbeiteten, sprengten, hackten und das
Salz fortfuhren, sind setzt kaum 50 beschäftigt; denn die meiste Arbeit muß das
Wasser tun. Sehen Sie, hier führt ein Schlauch dem Spritzrohre Wasser zu.
Dieses wird mit großer Kraft gegen das Salz gespritzt und löst es auf; so ent-
stehen die Strecken und die Glocken. Die Arbeiter haben nur aufzupassen, daß
das Wasser ordentlich läuft und daß das Rohr verlängert oder verkürzt wird-
Soll eine Glocke entstehen, so spritzt man zuerst 9 m hoch ein Loch in die Salz-
decke, dann beginnt man, das Loch zu erweitern, indem man selbsttätig drehbare
Röhrenarme an das senkrechte Rohr anschraubt. Die ganze Vorrichtung ähnelt
einem Rasensprenger. Eine Glocke ist 9 m hoch und 23 m breit. Vier Glocken stoßen
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62 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz.
Vom Bischof Burchard Ii. (Buko), der ein großer Kinderfreund gewesen sein
muß, geht noch heute das Wiegenlied:
Buko von Halberstadt,
Bringt doch nsem Kinneken wat!
Wat soll eck ehni den bringen?
Rode Schau mit Ringen,
Rode Schau mit Golle beschlan,
Da soll use Kinniken tau Danze gahn.
Von Quedlinburg aber sagt der Volksmund: Queddelborger Brennewien,
Queddelborger Masteschwien.
D. Geschichtliches.
Die Vorfahren der jetzigen Bewohner waren Niederdeutsche, nämlich Sachsen
und Thüringer. Vom 7. Jahrhundert ab siedelten sich aber auch slawische Völker
an. Die von ihnen gegründeteu Ortschaften endigen heute zumeist auf: itz, a, au,
die der Sachsen auf: Hausen, igen, heim, das sich aber oft in am und um ver-
wandelt hat, die der Thüringer auf: leben, stedt, berg, dach. Die hier sehr häufige
Endung leben soll Erbteil, Wohnstätte bedeuten. Die Vorfahren waren Heiden und
verehrten an besonderen Opferstätten (Teuselsmauer, Regenstein, Höhe bei Gutens-
wegen) ihre Götzen. Dnrch Karl d. Gr. wnrde das Christentum uuter unseren
Vorfahren eingeführt. Nach ihm waren es besonders Mönche, die von ihren
Klöstern die Religion und gesittetes Leben verbreiteten. Es entstanden bald das
Erzstift Magdeburg und das Bistum Halberstadt. Die slawischen Völker, die immer
weiter nach W. vordringen wollten, gerieten mit unsern Vorfahren in heftigen Streit.
Durch die Kaiser Heinrich I-, Otto I. (Gero) und den Markgrafeil Albrecht den
Bären und seine Nachfolger wurden sie vollständig besiegt und immer weiter uach
O- gedrängt. Schon zu Dr. Martin Luthers Zeiten nahmen die Bewohner dieser
Gegend die evangelische Lehre an. Ihres neuen Glaubens wegen hatten sie oft
viel Drangsal zu erleiden; allein sie hielten daran fest mit aller Zähigkeit, selbst
die Verheerungen des 30jährigen Krieges, der die ganze Gegend in eine Wüste
verwandelte, konnten sie nicht vom evangelischen Glauben bringen. Bald nach dem
30 jährigen Kriege kam unser Gebiet an das Hohenzollernhaus, und bis heute hat
es ihm bis aus eine kurze Unterbrechung (1806—13) getreulich angehört. Als am
Anfange des vorigen Jahrhunderts der Kaiser Napoleon unser Vaterland besiegt
und erobert hatte, warf er unser Gebiet zu dem neuen Königreiche Westfalen. So
waren seine Bewohner französische Untertanen geworden. Französische Beamte
regierten sie nach französischem Gesetze. Unerschwingliche Steuern mußten gezahlt
und harte Behandlung mußte erduldet werden. Unter dem Beistande der Russen,
Österreicher und Engländer gelang es, die Franzosen zu besiegen. Das Vaterland
war wieder frei. Die treue Fürsorge der Hohenzollernsürsten und die großen Er-
finduugeu der Neuzeit (Dampfmaschinen, Eisenbahn, Dampfpflng--) ließen
bald die Wunden der Fremdherrschaft heilen.
E. Sagen.
1. Marienliorn.
Der fromme Hirt Conrad weidete einst in einem lieblichen Tale feine Herde-
Da war es ihm, als käme eine Schar Jungfrauen mit Fackeln in den Händen
daher. Sie zogen feierlich nach einem Quell oder Borne und beteten hier. Ein
andermal sah er, daß sich ein Bildnis der heiligen Jungfrau aus den Wolken in
den Born niederließ und daß dabei zwei Engel das heilige Kreuz darüber hielten.
Nun stand es bei ihm fest, daß der Brunnen ein heiliger Ort fei; und er weilte
oft und gern hier. Als er auf dem Sterbebett lag, erzählte er seinem Beichtvater,
was er an dieser Quelle beobachtet hatte. Nun verbreitete sich bald die Mär von
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Personennamen: Burchard Rode Regenstein Karl_d Karl Heinrich_I- Heinrich Otto_I. Gero) Albrecht Albrecht Martin_Luthers Napoleon Marienliorn Conrad
86 5. Das Land zwischen Harz. Kyffhänser, Unstrut und Saale.
und Silbersachen liegen und auch des Bischoss Ring. Als der Bischof von dem
Funde erfuhr, ergriff ihn bittere Reue, weil er den alten Kammerdiener nun doch
hatte unschuldig hinrichten lassen. Um künftig nicht wieder in blindem Eifer zu
handeln, änderte der Bischof sein Wappen. Er ließ darin das Bild eines Naben
mit einem Ringe im Schnabel anbringen, damit er immer an sein Unrecht erinnert
und zu steter Buße gemahnt würde. Znm ewigen Andenken an diese Begebenheit
wird noch heute ein Rabe in einem Käfig ans dem Schloßhofe gehalten. Das Wappen
und über demselben das Bild des flehenden Kammerdieners ohne Kopf ist am Grab-
male des Bischofs, das iin Doine zu Merseburg steht, angebracht.
Gr. Ortskuude.
a) An kr Almmder. Wippra (1). In der Nähe liegt das Dorf Fries-
dors. Durch den Pfarrer Eh-. Lepsins ist hier Smyrna-Teppich-Fabrikation ein-
geführt.
Mansfeld (2). Bergbau auf Silber, Kupfer. — Holzhandel. Prächtiges
Schloß. _ M. war früher dnrch seine Grasen ein berühmter Ort.
Leimbach (3). Berg- und Hüttenbau.
Henstedt. Bergwerke: Kupfer. In der Nähe das große Dorf Groß-örner
mit Silber- und Amalgamierwerken.
Sandersleben (3). Garteubau. Fabriken: Zucker, Maschinen.
b) An der iuicbn. Walkenried (1). Gipsfabrik. Klosterruine.
c) An der Jorge. Nordhauscn (33), d. h. im N. an der alten Heerstraße ge-
legene Burg im Gegensatz zu Sondershausen, d. b. Südburg. Ackerbau: Getreide,
Zichorien, Obst. Fabriken: Kautabak, Zigarren, Essig, Öl, Hefe, Tapeten, Maschinen.
Baumwollwebereien. Brennereien: 70 Branntweinbrennereien. Bier. Nord-
hansen ist die wichtigste und größte Handelsstadt Nordthüringens. Nordhansen ist
wahrscheinlich von Heinrich 1- um 94ü gegründet. Baudenkmäler: Rathaus, Luther-
denkmal, Rolandsäule und der Dom (katholisch). — Früher freie Reichsstadt. —
Die Nordhäuser Mundart kommt in „Rinne und Biller" recht deutlich zum Aus-
druck. — Bei N. liegt das Seelocb, der tiefste Wassertrichter des Harzes. N. ist
der Ausgangspunkt der Harzquerbahn Nordhausen-Wernigerode.
d) An der Keime. Heringen (2).
Kellirn (2). Obstbau. Bierbrauerei. Sandsteinbrüche. In der Nähe liegt der
Kufshäuser mit Ruine und Kaiser Wilhelm-Denkmal und die Rotenburg. Der Ort
Tilleda war einst eine Kaiserpfalz.
Rotzla (2), d. h. Flußried. Große Zuckerfabrik und Mühle. Obsthandel. Sitz
des Fürsten von Stolberg-Roßla, Hauptort der Grafschaft. Wichtiger Eisenbahn-
Haltepunkt für die Besucher des Kyffhänfers.
Brucken.
Wnllliausen war einst eine Kaiserpfalz. Bedeutender Obstbau.
6) An der untern Unstrut. Altern (6). Ackerbau: Getreide, Zuckerrüben.
Fabriken: Zucker, Öl, Papier, Gips. Saline: Speisesalz. Solbad. Bergwerke:
Steinsalze und Kohle.
In der Nähe liegt Ri11 a 6 it r g. Hier soll Heinrich I. die Ungarn ge-
schlagen haben.
Nebra (2). Sandsteiubrüche. Herrliche Umgebung: Vikeuburg. Sage von der
Steinklöbe.
Laucha (2), d. h. Wiesenbrüche. Getreide- und Weinbau. Fabriken: Glocken.
Frcyburg (3). Ackerban: Getreide, Wein, Obst. Fabrik: Schaumwein, Zement.
Breuuerei: Ziegel. — Burg Ludwig des Springers, Landgraf Ludwig der Eiserue;
Edelacker. Turnvater Jahns Haus.^
f) Zwilchen llnllrnt und Hlmlvipper. Sailgerhailseil, d. h. Getreidegegend (12).
Ackerbau: Getreide, Zuckerrüben. Fabriken: Maschinen, Eisengießereien, Malz,
Schuhe. Brauerei: Bier. Brennerei: Branntwein. Ziegel-, Mauersteine. Berg-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Wippra Leimbach Jorge Heinrich Heinrich Baudenkmäler Rotzla Heinrich_I. Heinrich_I. Nebra Laucha Ackerban Breuuerei Ludwig Ludwig Ludwig_der_Eiserue Ludwig Jahns
50
3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz,
Oo^l'uiid Cu
emccjejl
■tei
arten
Wirtschaft}
<jebiuc/e.
Stalle
Schafe
Sctj weine
\Sdjeune
die aus der Börde stammen, hergestellt und mit Ziegeln gedeckt. Die
Gehöfte liegen nicht einzeln, sondern nebeneinander, so daß sie Straßen-
züge bilden.
b) Dichtigkeit der Bevölkerung, Städte. Die Magde-
burger Börde gehört zu den d i ch t b e v ö l k e r t st e n L a u d e s t e i l e n nicht
nur unserer Provinz, sondern auch unseres Vaterlandes. In der Börde
sind die Landstriche, in denen hauptsächlich Ackerbau getrieben wird, uicht so
dicht bevölkert (doch gibt es Bördedörfer von 3000—4000 Einwohnern)
als die Gegenden, in denen Industrie, Haudel und Verkehr
herrschen und in denen Lager von Kalisalzen und Kohlen vorhanden
sind'. Die meisten Menschen
^ ^ wohnen mithin da, wo sich die
ausgiebigsten Erwerbsquellen
sinden. Das ist der Fall am
westlichen User der Elbe,
au der Saale, Bode und Ohre.
In diesen Teilen liegen die größten
Siedlungen (Städteund Dörfer).
Die Zeichnung veranschaulicht uns,
wie die Eisenbahnen und Land-
straßen nach Magdeburg und auch
Schönebeck laufen, um die Erzeug-
nisse der Landwirtschaft mit den
Erzeugnissen der Industrie und
des Gewerbes auszutauschen. Da
das Fortschaffen der Waren auf
der Elbe billiger ist als auf den
Eisenbahnen, so wird man besonders
bei großen Ladungen den Wasser-
weg bevorzugen (Staßsurter Kali-
salze). Tausende von Menschen
verdienen durch die Schissahrt und den Schisfb an ihr tägliches
Brot. Auch die iu der Nähe Magdeburgs gelegenen Dörfer sind groß,
wie Barleben, Olvenstedt, Niederndodeleden, Groß-Ottersleben (7). Als
Maurer, Zimmerleute, Bauarbeiter und besonders Fabrikarbeiter sinden
diese Dorfbewohner in Magdeburg Beschäftigung. Da die Wohnungen
in diesen Vororten billiger sind als in der Stadt, so wohnen diese
Arbeiter in den benachbarten Dörfern und fahren abends und morgens
mit der Eisenbahn oder dem Fahrrad hin und zurück.
Die Dichtigkeit der Bevölkerung in der Börde ist demnach
abhängig von der Fruchtbarkeit des Bodens, von den Boden-
schätzen des Erdinnern (Steinsalz, Kalisalze und Brankohlenlager), von
den Fabriken, die im Dienste der Industrie arbeiten, von den
Einrichtuugen, die dem Handel dienen, von der Lage zur Elbe
und dem Eisenbahnnetze.
/Jo r/sirasse,
Bauernhof in der Börde.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz.
Magdeburg ist der Sitz grvßartigerfabriktätigkeit: Eisenindustrie
(Krupp-Grusonwerk), Zucker, Zichorien, Schokolade, Bier, Öl, Seife.
Die Festung Magdeburg ist Wasseuplatz und Garnisonstadt.
Magdeburg ist als Hauptstadt der Provinz Sachsen der Sitz der
höchsten Behörden: Oberpräsidium, Konsistorium, Medizinal-und Provinzial-
Schulkollegium, Generalkommando des 4. Armeekorps.
Schönebeck lag als Dorf an einem schönen Bache und hieß „Skone-
beke." Bei einer Überschwemmung bahnte sich die Elbe den jetzigen
Laus. Nun lag das Dors am Elbstrome, auf dem die Waren verfrachtet
werden konnten. Viele Bewohner fanden als Schiffer Beschäftigung.
Schönebeck wurde eine Salzstadt, als die in Eimen gewonnene Sole
Fähre bei Schönebeck a. d. Elbe.
in Röhren nach Schönebeck geleitet und hier gesotten wurde (Saline)-
Viele Einwohner fanden als Salzsied er Beschäftigung; Schönebeck nahm
infolgedessen an Einwohnern zu. Zur Freude der Schönebecker entdeckte
man im Jahre 1888 in der Nähe der Saline Steinsalz. Der Moltke-
schacht, in dem das Salz gewonnen wird, ist 450 m tief. Wenn man
den Magdeburger Dom viermal auseinandersetzte, würde er noch nicht ans
dem Schachte hervorsehen. So sand wieder ein Teil der Bevölkerung
Schönebecks lohnende Beschäftigung. Aus den Salzen stellt man in einer
großen chemischen Fabrik, in der durchschnittlich 400 Leute beschäftigt
werden, Säuren her.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
48 2. Das Land zwischen Elbe und Ohre.
F. Geschichtliches.
Die Vorfahren der jetzigen Bewohner waren Deutsche oder Germanen. Sie
waren zuerst Heiden und wurden durch Karl den Großen zum Christentums bekehrt
(tioo). Er nannte unser Land die Nordmark. Später erhielt diese den Namen
Altmark.
Zur Zeit Karls des Großen drangen slavische Völker, die Wenden, von O. über
die Elbe vor und setzten sich in der Altmark sest. Zwischen ihnen und unseren Vor-
fahren entbrannten heiße Kämpfe, und Jahrhunderte schien es, als sollten die Heid-
nischen Fremdlinge Sieger bleiben. Allein unter den Kaisern Heinrich 1. und
Otto I. (Hermann Billuug) und später unter dem Markgrasen Albrecht dem Bären
und seinen Nachfolgern wurde die Macht der Wenden gebrochen. Die zurück-
bleibenden Wenden wurden Christen und vermischten sich mit den Deutschen. Unter
Albrecht dem Bären, aber auch später, wanderten Holländer, Flamländer und
Franken (Pfälzer) ein. Diese trugen viel zur Urbarmachung öder Gegenden (Wuche)
bei, hoben den Ackerbau und die Fabriktätigkeit. Im Jahre J415 kam Friedrich I.,
der erste Kurfürst aus dem Hause Hohenzollern, in den Besitz der Alimark, und den
Hohenzollern gehört sie heute noch. Die Altmark ist das ^tammland oder die Wiege
Preußens. Salzwedel, Stendal, Gardelegeu, Tangermünde waren die Hauptstädte.
Während des schreckliche,? 30 jährigen Krieges (1618 —4hatte die Altmark
von den Kaiserlichen lind den Schweden arg zu leiden, so daß nach dem Kriege die
meisten Orte verödet dalagen. Unter der segensreichen Regierung der Hohen-
zollernfürsten, besonders Friedrichs des Großen, erholte sicb die Altmark wieder.
Aber am Ansänge unseres Jahrhunderts kam ein neues Unglück über die Mark.
Der Franzosenkaiser Napoleon 1- hatte unser Vaterland erobert und bildete aus den
Ländern links von der Elbe, wozu also auch die Altmark gehörle, ein neues sran-
zösisches Reich, das Königreich Westfalen. So waren die Altmärker französische
Untertanen geworden. Allein schon im Jahre 1814 gelang es, die Franzosen zu
vertreiben. Die Altmark war wieder frei und gehört seitdem in alter Liebe und
Treue zum Hohenzollernhause.
G. Sagen.
1. per Roland in Stendal.
Am Anfange des 16. Jahrhunderts stellte sich ein Fremdling dem Stendaler
Rate als weitgereister Bildhaner vor. Er lobte die herrlichen Bauten, die aus-
gezeichneten Schnitzwerke und die kostbaren Bilder, ivie sie allenthalben die Bürger-
Häuser, die Stadttore, der Dam und das Rathaus zeigen. Die Ratsherren hörten
mit Stolz die Lobsprüche und ehrten den großen Künstler. Als dieser am Fenster
lehnte und über den weiten Marktplatz blickte und den steinernen Roland betrachtete,
meinte er: „Der ehrwürdige Roland hat zwar eine recht ansehnliche Gestalt; aber
leider ist sie für die große Umgebung noch viel zu klein. Wenn der hochedle Rat
meiner Kunst vertrauen möchte, so wollte ich bald einen viel längeren Roland her-
stellen." Die Ratsherren waren diesem Angebot zwar nicht abhold, entgegneten
dein Künstler aber nach ernstlicher Beratung: „Der Roland war für unsere Väter
lang genug, so ist er's auch für uns; überdies würde die Veränderung viel Geld
kosten; kurz, wir wollen ihn nicht länger haben." Argerlich über diesen Bescheid
entfernte sich der Künstler und beschloß, dem Rate einen Streich zu spielen. Er
erzählte den Bürgern, daß der Rat den ehrwürdigen Roland nicht länger haben
wolle. Die Bürger waren darob nicht wenig erstannt und mißgestimmt, daß das
schon von ihren Vätern so hoch verehrte Wahrzeichen der Gerichtsbarkeit und Reicks-
freiheit beseitigt werden sollte. Bald versammelte sich viel Volks vor dem Rat-
Hause und wollte Rechenschaft fordern. Der weise Rat wußte schier nicht, wie
ihm geschah. Umsonst war alles gütliche Zureden. Die tobende Menge versteht
nicht die Worte des Rates, „wir wollen ihn mir nicht länger haben". Schon mischt
sich in das wilde Schreien das Klirren der Fensterscheiben, da verwandelt sich mit
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TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karls Heinrich Otto_I. Hermann_Billuug Albrecht Albrecht Albrecht Friedrich_I. Friedrich_I. Friedrichs Napoleon Roland Roland Roland Roland