Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 74

1911 - Magdeburg : Creutz
74 4. Der Harz. Wasser, wo er in einen schwarzen Hund mit wagenradgroßen Augen verwandelt wurde. Von dieser Stunde an muhte er die Krone der Königstochter bewachen. Von ihm erhielt das rauschende Flüßchen den Namen Bode. 2. D i e (Seite. Die Selke ist ein Nebenfluß der Bode und hat mit ihr die Richtung des Laufes gemein. Ihr Tal wird von A l e x i s b a d an recht lieblich. Aus dem herrlichen Buchenwalde, der ihre Ufer schmückt, treten oft merk- würdig gestaltete Klippen hervor. Die bedeutendste ist die sagenhafte Mägdetrappe über dem Eisenhüttenorte Mägdesprung. Von nun an verbreitet und verflacht sich das Tal immer mehr; doch kurz vor dem Eintritte der Selke in die Ebene erheben sich ihre User noch einmal in dem F a l k e n st e i n e mit altem Schlosse. B. Klima. Der Winter dehnt sich im Oberharze meist so lange aus, daß von einem Frühlinge kaum noch die Rede ist. Unsere Frühlingsmonate bringen den Harzern viel Feuchtigkeit (Schnee, Regen, Tau), zeigen geringe Wärme, oft sogar noch Frost. Die Sommermonate liesern auch noch viel Regen, die Herbstmonate am wenigsten. Der 15. Juli ist im Durchschnitt der wärmste und der 16. Januar der kälteste Tag: kaum vier Monate sind icljitee, ret Der Witterungswechsel tritt plötzlich ein, ebenso schnell ändert sich der Himmel; zwischen heiter und bewölkt liegen oft nur wenige Minuten. Der Nebel erreicht oft eine solche Dichte, das; sich die Bewohner im eigenen Heimatsorte verirren. Raums und Schnee decken häusig mit großer Last die Zweige und brechen sie ab. Wehe aber, wenn dann ein Sturm los- bricht! Baum um Baum wird entwurzelt oder wie ein Strohhalm zer- knickt. Gräßlich ist das Brausen und Heulen; nur kriechend kann man sich fortschleppen. Die Schneetreiben hüllen ost die Häuser bis ans Ober- geschoß oder gar bis zum Dach ein. Die niedrige Temperatur, ihr schneller Wechsel und der scharfe Wind nötigen den Harzbewohner zu besonderen Schutzmaßregeln. Seine niedrigen Häuser bekleidet er mit Holz; die Zimmer haben sast immer Doppelfenster, und diese werden mit Moos umrandet. Der mächtige Kachelofen ist meist zur Holzfeuerung eingerichtet. Wegen der Kühle der Morgen und Abende, selbst im Sommer, muß fast das ganze Jahr hindurch geheizt werden. Gegen die Unbilden der Witterung schützt der Oberharzer seinen Körper durch wollenes Unterzeug. Die Sw., W. und Nw. Winde sind am häufigsten. Die zahlreichen Gewitter treten mit großer Heftigkeit auf. Der Donner macht die Fenster klirren. Um den Brockengipfel ziehen die Gewitter meist herum oder gar noch 100 bis 300 m tiefer, so daß man von der Kuppe auf die hängenden Gewitterwolken hinabblicken kann. Vom Brocken geht folgende Wetter- regel: „De Brocken, de lätt sick locken, aber de Elm (Höhenzug nördlich davon), dat is en Schelm."

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 26

1911 - Magdeburg : Creutz
26 2. Das Land zwischen Elbe und Ohre, im Jahre 1675 in die Mark einfielen, da rotteten sich die Bauern der Drömlingsdörfer zusammen und versuchten, den Feind zu vertreiben. Noch heute finden wir in den Kirchen von zwei Dörfern zwei Fahnen aus dieser Zeit. Jede trägt einen roten Adler in grünem Kranze und die Inschrift: „F. W. 1675. Wir Bauern von geringem Gut dienen unserem gnädigen Kurfürsten und Herrn mit unserm Blut." Frömmigkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Tapferkeit sind schätzenswerte Eigenschaften unserer Drömlingsbewohner. b) Die Wische. 1. Die Wische zur Zeit der Überschwemmung im Februar und März 1909. a) Wie gelangen wir zur Wische? Trotz der großen Kälte im März besteigen wir den Zug und fahren Tion Magdeburg über Wolmirftedt nach Stendal, einein Kreuzuugs- punkte mehrerer Eisenbahnen. Unser Zug fährt sodann mehrmals über die Uchte, einem Nebenflüßchen der Biese. In Osterburg hält er; wir steigen aus. Der Zug fährt fodann am Aland entlang über See- Hausen, braust über eine große Elbbrücke dahin und niacht in Witten- berge halt. In Osterburg befinden wir uns am Südende einer feuchten Niederung, die den Namen Wische, d. h. Wiese, führt. b) Welche Gestalt hat die Wische? Sie hat die Form eines Dreiecks, das sich in der Richtung von S.o. nach N.w. erstreckt. Die beiden Längsseiten liegen im O. und W. Die Ostfeite wird von dem Elbbogen, die Westseite von dem Aland und dem Unterlause der Biefe gebildet. Die Südseite erhalteu wir, wenn wir uns auf der Karte eine Linie von Osterburg nach Sandau oder Werben gezogen denken. Die Spitze des Dreiecks liegt da, wo der Aland in die Elbe mündet. Von der Grundlinie des Dreiecks bis zur Spitze würden wir 8 Std. (40 km) zu wandern haben. c) Wie sah die Wische zur Zeit der Überschwemmung aus? In den Monaten Februar und März des Jahres 1909 ist die Wische überschwemmt. Der Elbdamm ist an zwei Stellen durch die Wasser- und Eismassen durchbrochen, und die Fluteu des Elbstromes -rauschen bis nach Osterburg und Seebausen. Die Felder und Wiesen, die Höfe, die Häuser, die Ställe der Dörfer fteheu unter Wasser. Die Menschen müssen flüchten; das Bieh wird in den Orten, die höher liegen, untergebracht. Kein Weg, kein Steg ist mehr zu sehen; überall schaut unser Auge nur Wasserflächen und Eisinaffen. Selbst der Kronprinz und unsere Kaiserin lasfen es sich nicht nehmen, das Überschwemmungs- gebiet zu besichtigeu. Sie spenden Geld den Armen, Trost den Hilf-

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 35

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen, 35 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm, Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter: und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Rolaud war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- figur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes, Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So er- innert der Roland an die frühere Größe und Selbst- ständigkeit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- 3*

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 39

1911 - Magdeburg : Creutz
Die Höhen. 39 sie in zwei einzelnen Höhen, den Gegensteinen. Die Bode und die Selke durchbrechen die Teufelsmauer. Von den Gegensteinen erzählt die Soge: Ein Bauer fuhr einst sein Getreide zum Verkauf nach Quedlinburg. Während er in der Schoßkelle schlief, kamen die Pferde vom rechten Wege ab; und als er erwachte, hielt der Wagen vor einer großen Höhle im dichten Walde. Nachdem das Bäuerlein sich vom ersten Schreck erholt hatte, ging es in die Höhle, um sich darin umzuschauen. Hier sah es zu seinem Erstaunen einen Kessel von blinkendem Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er die Taschen voll Gold füllen. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen bewachte den Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum ersten Male, zum zweiten Male füllte er die Taschen und leerte sie draußen auf seinem Gefährt; als er aber zum dritten Male kam, erhob der Hund ein fürchterliches Geheul und fletschte die Zähne. Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle. Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde aus, Feuer sprühte hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteine". Als das Bäuerlein erwachte, sah es, wie der große Hund in Teufelsgestalt in den einen Felsen kroch. Hier foll er noch heute sitzeu und die Vorübergeheuden äffen und ver- spotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nachruft. Als das Bäuerlein nach feinem Golde auf dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine; und betrübt fuhr es weiter. 2. Der Regenstein, a) Name. Wer Sinn für Naturschönheiten und Verständnis für geschichtliche Merkwürdigkeiten besitzt, versäumt nicht, aus einer Harzreise den Regenstein zu besuchen. Wir schauen von dem Berge, auf dem das Schloß Blanken- bürg liegt, über die am Abhänge liegende Stadt hinweg. Dort im N. erhebt sich stolz 295 rn über dem Meeresspiegel der Regenstein. Er liegt nördlich vom Harz allein, noch ein Stück von der Teuselsmauer entfernt, wodurch er jedem Harzbesucher gleichsam in die Augen fällt. Sein Name Regenstein kommt her von dem altdeutschen Wort ragin = hochragend; und frei erhebt er sich 100 m (so hoch wie der Magdeburger Dom) über die Ebene. Ein Regenstein ist er mit Recht, denn hoch übereinander- geschichtete Sandsteinblöcke bilden einen 2 km langen Felskamm, der besonders auf der Nordfeite so schroff in die Höhe steigt, „daß nicht eine Katze hinaufklettern kann". Der erste Bewohner soll auch Graf von Regen- stein geheißen haben. b) Was erinnert uns noch an die alte Ritterburg und die Festung? In einer guten halben Stunde wandern wir von Blankenburg hinauf nach dem Regenstein, der nur von dieser Seite allmählich ansteigt. Nachdem wir uns auf dem herrlichen Platze vor dein Gasthaufe aus- geruht und gestärkt haben, folgen wir dem Führer. Wir sehen auf dem Bilde sofort, daß die Burg aus einem tiefer und einem höher gelegenen Teile besteht. Auf dem höheren Teile lagen in früherer Zeit noch die Gebäude des Burgbewohners. Im Vordergrunde sehen wir den Bergfried. Er ist nur uoch 6 m hoch; früher war er höher. Wir lassen unsern

5. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 40

1911 - Magdeburg : Creutz
40 2. Das Land zwischen Elbe und Ohre, im Jahre 1675 in die Mark einfielen, da rotteten sich die Bauern der Drömlingsdörfer zusammen und versuchten, den Feind zu vertreibeu. Noch hente finden wir in den Kirchen von zwei Dörfern zwei Fahnen aus dieser Zeit. Jede trägt einen roten Adler in grünem Kranze und die Inschrift: „F. W. 1675. Wir Bauern von geringem Gut dienen unserem gnädigen Kurfürsten und Herrn mit unserm Blut." Frömmigkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Tapferkeit sind schätzenswerte Eigenschaften unserer Dröinliugsbewohner. b) Die Wische. 1. Die Wische zur Zeit der Überschwemmung im Februor nud März 1909. a) Wie gelangen wir zur Wische? Trotz der großen Kälte im März besteigen wir den Zug und fahren von Magdeburg über Wolmirftedt nach Stendal, einein Kreuzungs- punkte mehrerer Eisenbahnen. Unser Zug fährt sodann mehriilals über die Uchte, einem Nebenflüßchen der Biese. In Osterbnrg hält er; wir steigen aus. Der Zug fährt sodann am Aland entlang über See- Hausen, braust über eine große Elbbrücke dahin und macht in Witten- berge halt. In Osterburg befinden wir uns am Südende einer feuchten Niederung, die deu Namen Wische, d. h. Wiese, führt. b) Welche Gestalt hat die Wische? Sie hat die Form eines Dreiecks, das sich in der Richtung von S.o. nach N.w. erstreckt. Die beiden Längsseiten liegen im O. und W. Die Ostseite wird von dem Elbbogen, die Westseite von dem Aland und dem Unterlause der Biese gebildet. Die Südseite erhalten wir, wenn wir uns auf der Karte eine Linie von Osterburg nach Sandau oder Werben gezogen denken. Die Spitze des Dreiecks liegt da, wo der Aland in die Elbe mündet. Bon der Grundlinie des Dreiecks bis zur Spitze würden wir 8 Std. (40 km) zu wandern haben. c) Wie sah die Wische zur Zeit der Überschwemmung aus? In den Monaten Februar und März des Jahres 1909 ist die Wische überschwemmt. Der Elbdamm ist an zwei Stellen durch die Wasser- und Eismasfen durchbrochen, und die Fluten des Elbstromes rauschen bis nach Osterburg und Seehausen. Die Felder und Wiesen, die Höfe, die Hänser, die Ställe der Dörfer stehen unter Waffer. Die Menschen müssen flüchten; das Biel) wird in den Orten, die höher liegen, untergebracht. Kein Weg, kein Steg ist mehr zu sehen; überall schaut unser Auge nur Wasserflächen und Eismassen. Selbst der Kronprinz und unsere Kaiseriu lassen es sich nicht nehmen, das Überschwemmnngs- gebiet zu besichtigen. Sie spenden Geld den Armen, Trost den Hilf-

6. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 49

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen. 49 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland soll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm. Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter; und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Roland war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- sigur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes. Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene, rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So erinnert der Roland an die frühere Größe und Selbstständig- keit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Mug im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken. Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 4

7. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 53

1911 - Magdeburg : Creutz
Die Höhen. 53 sie in gtret einzelnen Höhen, den Gegensteinen. Die Bode und die Selke durchbrechen die Teufelsmauer. Von den Gegensteinen erzählt die Sage: Ein Bauer fubr einst sein Getreide znm Verkauf nach Quedlinburg. Während er in der Sckoßkeue schlief, kamen die Pferde vom rechten Wege ab; und als er erwachte, hielt der Wagen vor einer großen Höhle im dichten Walde. Nachdem das Bäuerlein sich vom ersten Schreck erholt hatte, ging es in die Höhle, um sich darin umzuschauen. Hier sah es zu seinem Erstaunen einen Kessel von blinkendem Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er die Taschen voll Gold sülleu. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen bewachte den Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum ersten Male, zum zweiten Male füllte er die Taschen uut> leerte sie draußeu aus seinem Gefährt; als er aber zum dritteu Male kam, erhob der Hund ein fürchterliches Geheul und fletschte die Zähne. Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle. Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde auf, Feuer sprühte hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteiue '■ Als das Bäuerlein erwachte, sah es, wie der grosse Hund in Teuselsgestalt in den (inert Felsen kroch. Hier soll er noch beute sitzeu nud die Vorübergehenden äffen imb ver- spotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nachruft. Als da? Bäuerleiu lmch seinem Golde aus dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine; und betrübt suhr es weiter. 2. Der Negenstein. a) Name. Wer Sinn für Naturschönheiten und Verständnis für geschichtliche Merkwürdigkeiten besitzt, versäumt nicht, auf einer Harzreise den Regen stein zu besuchen. Wir schauen von dem Berge, auf dem das Schloß Blanken- bürg liegt, über die am Abhänge liegende Stadt hinweg. Tort im N. erhebt sich stolz 295 m über dem Meeresspiegel der Negenstein. Er liegt nördlich vom Harz allein, noch ein Stück von der Teufelsmauer entfernt, wodurch er jedem Harzbesucher gleichsam in die Augen fällt. Sein Name Regellstein kommt her von dem altdeutschen Wort ragin — hochragend; und frei erhebt er sich 100 in (so hoch wie der Magdeburger Dom) über die Ebene. Ein Regenstein ist er mit Recht, denn hoch übereinander- geschichtete Sandsteinblöcke bilden einen 2 km langen Felskamm, der besonders auf der Nordseite so schroff in die Höhe steigt, „daß nicht eine Katze hinaufklettern kann". Der erste Bewohner soll auch Gras von Regen- stein geheißen haben. b) Was erinnert uns noch an die alte Ritterburg und die Festung? In einer guten halben Stunde wandern wir von Blankenburg hinauf nach dem Negenstein, der nur von dieser Seite allmählich ansteigt. Nachdem wir uns auf dem herrlichen Platze vor dein Gasthause aus- geruht und gestärkt haben, folgen wir dem Führer. Wir sehen auf dem Bilde sofort, daß die Burg aus einem tiefer und einem höher gelegenen Teile besteht. Auf dem höheren Teile lagen in früherer Zeit noch die Gebäude des Burgbewohners. Im Vordergrunde sehen wir den Bergsried. Er ist nur noch 6 rn hoch; früher war er höher. Wir lassen unsern

8. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 88

1911 - Magdeburg : Creutz
88 4. Der Harz. Wasser, wo er in einen schwarzen Hund mit wagenradgroßen Augen verwandelt wurde. Von dieser Stunde an mußte er die Kroue der Königstochter bewachen. Von ihm erhielt das rauschende Flüßchen den Namen Bode. 2. D i e S e l k e. Die Selke ist ein Nebenfluß der Bode und hat mit ihr die Richtung des Laufes gemein. Ihr Tal wird von A l e x i s b a d an recht lieblich. Aus dem herrlichen Buchenwalde, der ihre Ufer schmückt, treten oft merk- würdig gestaltete Klippen hervor. Die bedeutendste ist die sagenhafte Mägdetrappe über dem Eisenhüttenorte Mägdesprung. Von nun an verbreitet und verslacht sich das Tal immer mehr; doch kurz vor dem Eintritte der Selke in die Ebene erheben sich ihre Ufer noch einmal in dem Falken st eine mit altem Schlosse. B. Klima. Der Winter dehnt sich im Oberharze meist so lange aus, daß von einem Frühlinge kaum noch die Rede ist. Unsere Frühlingsmonate bringen den Harzern viel Feuchtigkeit (Schnee, Regen, Tan), zeigen geringe Wärme, oft sogar noch Frost. Die Sommermonate liefern auch noch viel Regen, die Herbstmonate am wenigsten. Der 15. Juli ist im Durchschnitt der wärmste und der 16. Januar der kälteste Tag: kaum vier Monate sind schneefrei. Der Witterungswechsel tritt plötzlich ein, ebenso schnell ändert sich der Himmel; zwischen heiter und bewölkt liegen oft nur wenige Minuten. Der Nebel erreicht oft eine solche Dichte, daß sich die Bewohner im eigenen Heimatsorte verirren. Raureif und Schnee decken häufig mit großer Last die Zweige und brechen sie ab. Wehe aber, wenn dann ein Sturm los- bricht! Baum um Baum wird entwurzelt oder wie ein Strohhalm zer- knickt. Gräßlich ist das Brausen und Heulen; nur kriechend kann man sich fortschleppen. Die Schneetreiben hüllen ost die Häuser bis ans Ober- geschoß oder gar bis zum Dach ein. Die niedrige Temperatur, ihr schneller Wechsel und der scharfe Wind nötigen den Harzbewohner zu besonderen Schutzmaßregeln. Seine niedrigen Häuser bekleidet er mit Holz; die Zimmer haben fast immer Doppelfenster, und diese werden mit Moos umrandet. Der mächtige Kachelofen ist meist zur Holzfeuerung eingerichtet. Wegen der Kühle der Morgen und Abende, selbst im Sommer, muß fast das ganze Jahr hindurch geheizt werden. Gegen die Unbilden der Witterung schützt der Oberharzer seinen Körper durch wollenes Unterzeug. Die Sw., W. und Nw. Winde sind am häufigsten. Die zahlreichen Gewitter treten mit großer Heftigkeit aus. Der Donner macht die Fenster klirren. Um den Brockengipsel ziehen die Gewitter meist herum oder gar noch 100 bis 300 m tiefer, fo daß man von der Kuppe auf die hängenden Gewitterwolken hinabblicken kann. Vom Brocken geht folgende Wetter- regel: „De Brocken, de lätt sick locken, aber de Elm (Höhenzug nördlich davon), dat is en Schelm."

9. Die Heimat - S. 57

1899 - Leipzig : Degener
— 57 — Einst fuhr ein Bauer Getreide nach Quedlinburg. Auf dem Wege schlief er auf dem Wagen, und die Pferde kamen vom rechten Wege ab. Schließlich standen sie still. Der Bauer.erwachte und sah vor sich eiue große Höhle. Er giug hinein und bemerkte dort einen Kessel. Derselbe war mit blinkenden Goldstücken gefiillt. Ein großer Hund bewachte den Schatz. Da der Hund aber ruhig blieb, füllte der Bauer seine Taschen mit diesem Golde. Er ging hinaus und trug das Gold auf seinen Wagen. Er kehrte zurück, um uoch mehr zu holen. Da aber begann der Hund ein fürchterliches Geheul. Der Bauer erschrak und stürzte aus der Höhle. Vor Schreck brach er ohnmächtig zusammen. Er sah nicht, wie sich neben ihm die Erde aufthat, Feuer heraus- sprühte und zwei Felsen, „die Gegensteine" aus dem Boden emporwuchsen. Als der Bauer er- wachte, erkannte er in dem großen Hunde den Teufel, der eben in einen der beiden Felsen kroch. Auf seinem Wagen aber fand der Bauer statt des Goldes nur Kieselsteine. In weiterem Abstände vom Harze liegt nördlich von Blankenburg der Regen- stein, die Sandsteinfeste der Raubgrafen vom Regenstein. *) Westlich davon liegt ein stumpfer Bergkegel mit der Ruine Heimburg. Es folgen weiter nach Norden der Hoppel- oder Sargberg mit dachfirstähnlichem Rücken und die Zwieberge. Die nächsten Höhen sind die Thekenberge mit der Felsgruppe des gläsernen Mönchs. Nördlich davon befinden sich die Spiegelschen Berge (204 m) und die Klusberge. Nördlich von Halberstadt schließt ein langer Höhenzug die breite Mulde vor dem Nordrande des Harzes ab. Dieser Höhenzug besteht aus Fallstein (im Westen), Hnywald (— Hochwald) in der Mitte (bis an die Bode) und Hakel- Wald (östlich von der Bode). Bewässert wird diese wellige Mulde von der Ilse im Westen, von Holtemme, Goldbach und Bode in der Mitte, von der Selke im Osten. Die Bode durchbricht deu nördlichen Rand der Mulde bei Gröningen. Der Huy (308 m) ist ein schöner Buchenwald. Auf der Höhe steht das Benediktinerkloster Huysburg, das 1804 ausgehoben wurde. Ju der Nähe besindet sich die Daneilshöhle (ehemalige Räuberhöhle). Sage'!**) An der Huy-Chaussee steht unter den Königsbuchen ein Denkmal mit der Inschrift: „Mit Ehrfurcht, Wandrer, zieh den Hut; denn unterm Dome dieser Buchen hat, Schatten so wie du zu suchen, Held Gustav Adolf einst geruht." Der Hakelwald, auf dessen höchster Stelle die Dumburg liegt, war nach der Sage das Jagd- gebiet des Oberjägermeisters Hans Hakelbergs. ***) Nördlich vom Huywalde und Fallstein senkt sich das Land zu einer sumpfigen Gegend ab, die vom Bruch- oder Schiffgrabeu, der von der Bode bei Oschersleben in westlicher Richtung nach der Ilse führt, entwässert wird. An dieses Gebiet schließen sich im Norden noch drei Erhebungen: der lang- gestreckte Alvenslebener Höhenzug, der nördlich von Oschersleben beginnt und zu beiden Seiten der Aller in nordwestlicher Richtung über Helmstedt *) cf. Julius Wols, Der Raubgras. **) Hier hauste in alten Zeiten der Räuber Daneil. Er hatte unter dem Grase Drähte durch den ganzen Wald gelegt, die alle in der Höhle zusammenliefen, wo sie mit Glöckchen ver- bunden waren, die ihm die Wanderer anzeigten. Was durch den Wald ging und in seine Hände kam, wurde beraubt und ermordet. Sogar seine Kinder tötete er, sobald sie geboren waren, damit sie seinen Schlupfwinkel durch ihr Schreien nicht verraten konnten. Seine unglückliche Frau entfloh und verriet seinen Aufenthaltsort. Da kamen die Leute, um den Räuber zu fangen. Aber Daneil hatte seine Höhle von innen fest verrammelt. Da bohrte man von oben ein Loch in die Höhle und füllte sie mit heißem Brei und heißem Wasser. So mußte Daneil sterben. ***) cf. Julius Wolf, Der wilde Jäger.

10. Die Heimat - S. 73

1899 - Leipzig : Degener
— 73 — wurden zaylreiche Knochen der Höhlenbären gefunden, die im Höhlenmuseum zu seheu sind. — Bon ähnlicher Beschaffenheit ist die Banmannshöhle über dem linken Bodeufer, die der Sage nach von dem Bergmann Baumann (etwa um 1670) entdeckt wurde. — Die Bielshöhle liegt auf dem rechten Bodeufer. c) Im Thal der wasserarmen Warmen Bode liegt der klimatische Kurort Braunlage 560 m über dem Meere, ein brannschweigischer Flecken. Rübeland im Bodethale. ä) Das Laufstück der Bode von Tresebnrg bis Thale. Hier hat sich die Bode in vielen Jahrtausenden einen Weg durch das feste Granitgestein gebahnt. Das Thal ist so eng, daß an einzelnen Stellen nur mit großer Mühe ein Fußpfad hindurchgelegt .werden konnte. Der Bodekessel (hinter der im Bilde sichtbaren Teufelsbrücke) ist ein reichlich 5 in tiefes Loch im Bett der Bode, das durch drehende Bewegung des Wassers, welches Steine und scharfen Granitsand führt, ausgeschlisseu ist.*) Vor der Teufelsbrücke befindet sich eine große kesselartige Er- *) Eine ähnliche Entstehung haben die Fjorde an der Küste Norwegens.
   bis 10 von 44 weiter»  »»
44 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 44 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 2
1 8
2 6
3 8
4 28
5 55
6 2
7 18
8 28
9 6
10 14
11 3
12 5
13 27
14 1
15 1
16 18
17 0
18 19
19 13
20 1
21 7
22 1
23 0
24 8
25 4
26 18
27 7
28 17
29 24
30 1
31 2
32 0
33 9
34 6
35 5
36 43
37 27
38 20
39 38
40 0
41 0
42 4
43 4
44 0
45 14
46 8
47 10
48 8
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 7
2 0
3 0
4 1
5 1
6 2
7 0
8 0
9 3
10 3
11 0
12 2
13 2
14 0
15 1
16 6
17 16
18 0
19 5
20 0
21 6
22 0
23 7
24 1
25 0
26 1
27 0
28 0
29 2
30 0
31 0
32 4
33 0
34 0
35 0
36 0
37 4
38 5
39 4
40 1
41 2
42 2
43 1
44 0
45 1
46 0
47 0
48 0
49 6
50 0
51 0
52 0
53 0
54 10
55 0
56 1
57 8
58 2
59 1
60 2
61 0
62 0
63 0
64 0
65 1
66 0
67 3
68 3
69 1
70 0
71 4
72 4
73 4
74 0
75 2
76 6
77 13
78 0
79 0
80 0
81 3
82 5
83 1
84 0
85 1
86 0
87 6
88 0
89 0
90 0
91 2
92 4
93 0
94 13
95 0
96 0
97 0
98 2
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 25
1 4
2 2
3 0
4 6
5 1
6 33
7 4
8 0
9 10
10 20
11 0
12 15
13 7
14 17
15 2
16 5
17 7
18 14
19 8
20 0
21 7
22 0
23 0
24 18
25 30
26 12
27 3
28 1
29 3
30 9
31 0
32 8
33 53
34 2
35 4
36 0
37 1
38 0
39 6
40 9
41 11
42 4
43 6
44 10
45 0
46 1
47 3
48 8
49 2
50 23
51 25
52 3
53 0
54 15
55 7
56 1
57 0
58 9
59 42
60 6
61 25
62 8
63 1
64 2
65 9
66 0
67 4
68 0
69 0
70 7
71 12
72 31
73 4
74 0
75 3
76 0
77 8
78 0
79 3
80 12
81 105
82 5
83 4
84 1
85 1
86 0
87 0
88 0
89 13
90 0
91 7
92 0
93 7
94 7
95 17
96 22
97 24
98 0
99 8
100 61
101 0
102 30
103 4
104 0
105 11
106 10
107 3
108 0
109 0
110 9
111 15
112 10
113 1
114 5
115 3
116 4
117 0
118 2
119 6
120 10
121 22
122 0
123 3
124 9
125 14
126 4
127 4
128 5
129 4
130 26
131 29
132 6
133 11
134 0
135 0
136 21
137 2
138 0
139 3
140 9
141 1
142 27
143 20
144 3
145 17
146 1
147 2
148 4
149 0
150 6
151 19
152 10
153 0
154 4
155 17
156 23
157 20
158 7
159 1
160 1
161 16
162 1
163 2
164 4
165 5
166 16
167 10
168 3
169 13
170 6
171 13
172 22
173 9
174 2
175 13
176 3
177 9
178 0
179 19
180 4
181 1
182 5
183 20
184 2
185 3
186 0
187 8
188 3
189 0
190 1
191 1
192 0
193 1
194 8
195 0
196 18
197 2
198 7
199 10