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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 107

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 107 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vvr uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschaft, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstein in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Neinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läszt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schiniedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit anf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wnrden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter auf einem freien Platze liegen.^ Ehe sie zur Bereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie auf eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eine feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiucheu ist.

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 108

1911 - Magdeburg : Creutz
108 8. Das Land zwischen ^aale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder aufgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarein Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberq. in den großen Ferien hier in den Waldungen"zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Die weiht (flfter. Die Quelle der Weißen Elster liegt auf dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen fließt sie nach N. durch das Vogt- und das Osterland. Ihr tiefes Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlause eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittelläufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, vou Zeitz au, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 121

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 121 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vor uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschast, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstem in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Reinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läßt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schmiedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit auf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wurden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter aus einem freien Platze liegen. Ehe sie zur Vereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie aus eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eilte feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiuchen ist.

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 122

1911 - Magdeburg : Creutz
122 8. Das Land zwischen Saale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder ausgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg' Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarem Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberg. in den großen Ferien hier trt den Waldungen zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Sic weihe Elster. Die Quelle der Weißen Elster liegt aus dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen stießt sie nach N. durch das Bogt- und das Osterland. Ihr tieses Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlaufe eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittellaufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, von Zeitz an, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

5. Unser Vogtland - S. 36

1899 - Leipzig : Dürr
— 36 •— enthält Eisen und Salz; es wird znm Trinken und Baden benutzt und leistet vor allen Bleichsüchtigen, Blutarmen und Nervenleidenden die besten Dienste. Schon vor 600 Jahren sollen die Quellen zu Elster bekannt gewesen sein. Reiche Kaufleute aus der berühmten, einst mächtigen Stadt Venedig sollen damals zu ihuen gekommen sein. Doch werden dieselben wohl nur nach den herrlichen Elsterperlen gesucht haben, die zu jeuer Zeit uoch iu großer Meuge in dem Elsterflusse gefunden wurden. Gewiß wissen wir aber, daß im Jahre 1669 ein Arzt aus Plauen (Namens Leißner) eine leidende Frau mit Hilfe dieses Qnellwassers gesund machte und in einem Büchlein die Quellen rühmte. Wohl wurden sie nun öfter aufgesucht, doch geschah das immer nur von einzelnen Leidenden. Im Jahre 1848 wurden sie unter König Friedrich August Ii. vou Sachsen Staatseigentum. Die Quellen wurden uuu besser gefaßt; an Stelle des alten hölzernen Badehanses führte man ein steinernes Gebäude auf, legte Spazierwege an und rief geschickte Ärzte herbei. Der Ort wurde immer bekannter und hob sich zusehends. Schon nach zehn Jahren besuchten ihn über elfhundert Badegäste; aus dem armen Weberdorfe Elster mit seinen unscheinbaren Häuschen wurde eiu weit- bekaunter Badeort mit schönen stattlichen Wohnhäusern. Heute gilt Bad Elster wegen seiner vortrefflichen Quellen und seiner schönen Umgebung für eins der besten und lieblichsten Bäder in Deutschland. Der Glanzpunkt des Ortes ist der herrliche K urplatz. An ihm steht das schöne, trefflich eingerichtete Badehans. Eine Wandelbahn mit freund- licher Umgebung, geschmackvolle Trinkhallen und reichansgeftattete Berkaufs- hallen umgeben deu Platz. Hier herrscht fast immer ein reges Leben. Täg- lich durchschallt am frühen Morgen liebliche Musik das Thal. Eiu feierlicher Choral eröffnet das Morgenkonzert. Die Kurgäste sind erschienen und lassen sich ans den Quellen von den sauberen, schmuck gekleideten Brunnenmädchen den heilspendenden Trank reichen, den man mit Glasröhren aus schönen Bechern trinkt. Darnach durchwandelt mau bei den Klängen der Musik die weitausgedehuten, schönen Parkanlagen mit ihren prächtigen Wiesen, Herr- lichen Baumgruppen, bunten Teppichbeeten und dem vielbewuuderten Meister- werke unseres sächsischen Bildhauers Hultsch, das die Göttin der Gesund- heit darstellt. So, wie- am Morgen, ermuntert anch am Nachmittage fröhliche Musik die Gemüter der Kurgäste; nnr in der Mittagsstunde ist es still. Da sitzt man gern in gemütlicher Unterhaltung vor den schmucken Wohnhäusern, von denen eiu jedes mit einem Garten gleich einem Kranze umzogen ist und seinen besonderen Namen trägt, wie Edelweiß, Vergißmeinnicht, Daheim, Paradies u. a. Wie in den meisten Badeorteu hilft auch iu Bad Elster die schöue Lage des Ortes die Kranken mit heilen. Die Luft, die das Thal durch- weht, ist zwar frischer als iu den benachbarten böhmischen Bädern, aber milder als sonst im Vogtlande. Gegen die starken Winde bilden die im Osten und Norden aufsteigenden Höhenzüge eine gute Schutzmauer, während die warmen Südwinde leicht hereinströmen können. Eine unschätzbare Zierde des Ortes, ein wahrer Segen für die Bade- gäste, ist der Brunnenberg. Er erhebt sich wohl 100 m über den Kur- platz. Die schattigen Wege, die zu ihm und über ihn führen, sein duftender Nadelwald, feine schönen Aussichtspunkte bleiben jedem Besucher uuver-

6. Unser Vogtland - S. 35

1899 - Leipzig : Dürr
— 35 — fallen kann. Das Grün der Wiesen und Felder zur Sommerszeit gewährt dem Auge einen wohlthueudeu Eindruck, und die gefiederten Sänger ergötzen vom frühen Morgen bis zum sinkenden Abende das Ohr durch ihre munteren Lieder. Auch sind die Orte wohl geschützt vor rauhen Winden. Was aber beide Bäder vor vielen anderen voraus haben, ist ihr Reichtum an eisen- haltiger Moorerde. Diese ist in fast unerschöpflicher Menge vorhaudeu und gilt als die beste im Vogtlande; sie wurde in früheren Zeiten selbst bis nach deni berühmten Karlsbad versendet. Man mischt die Erde mit dem Badewasser und erhöht dadurch die Heilkraft der Quellen, die für Nervenleidende und Gichtgelähmte besonders wohlthätig ist. Oft erfolgt die Heilung zusehends schnell. Meiu Freund erzählte mir von einem seiner Bekannten, der dort Heilung suchte. Dieser Manu war gelähmt von der schlimmen Gicht. Wie ein hilfloses Kind mußte er sich von Ort zu Ort heben, tragen oder fahren lassen. Nach 14 Tagen schon zeigte sich an ihm die Kraft des Bades. Mit Hilfe eines Stockes war es ihm möglich, langsam umherzugehen. Nach drei Wochen aber war er vollständig geheilt. — Und wer mehr solche Bei- spiele kennen lernen will, der blicke nur einmal in die Badelisten, in die alle Bädegäste ihre Namen eintragen. Da ist den Geheilten gar oft das Herz vor Dankbarkeit aufgegangen. Ihre Segenswünsche für das Gedeihen der Bäder zeugen davon. 2. Im Osten unserer vogtländischen Heimat, nicht weit von der Stadt Auerbach, treffen wir das hochgelegene Bad Reiboldsg rü n. Das ist ein herrliches Fleckchen Erde! Von dem Kurhause aus schweift der Blick über den dunkeln Wald hinweg nach dem mächtigen Auersberge und seinen stattlichen Nachbarn. Zahlreiche Spazierwege durchkreuzen den duftigen Wald und bieten liebliche Ausschau in die Ferne. Von der „Gol- denen Höhe" aus gewährt der weithin sichtbare „Karlsturm" einen treff- lichen Blick auf das westliche Erzgebirge und das Vogtland bis zu den fernen Bergen am User der Saale. Die Leidenden, die an diesen Ort kommen, suchen in seiner reinen, gesunden Lnft Heilung für ihre kranke Lunge. In der Nähe des Bades finden wir eine Volksheilstütte für Lungenkranke. Sie wnrde 1897 von dem Verein für Volksheilstätten eröffnet und führt nnserm König Albert zu Ehren den Namen Albertsberg. 3. Im Süden des Vogtlandes endlich liegt im Thale der jungen Elster das größte und schönste Bad Sachsens: Bad Elster. Weit über die Grenzen unseres Vaterlandes hinaus ist es bekannt und wird jährlich von mehr denn 6000 Badegästen besucht. Österreicher und Schweizer, Russen und Engländer, ja selbst Amerikaner weilen jedes Jahr neben An-- gehörigen aller deutschen Staaten in Bad Elster. Es ist aber auch dieses reichen Besuches wert; denn es ist eine wahre Perle unter den Bädern. Aus elf Quellen strömt der leidenden Menschheit das gottgesegnete Heilwasser entgegen. Alle Quellen sind sauber iu Stein gefaßt, und die meisten sind nnt schönen Hallen Überbant. Die Königs-, Marien-, Albert-, Moritz- und Salzquelle sind die vorzüglichsten unter ihnen; sie können an Heilkraft mit den Quellen des nahen Franzensbad wetteifern. Das Wasser 3*

7. Unser Vogtland - S. 101

1899 - Leipzig : Dürr
— 101 — und ausgeschüttet. Die Leute sind sehr beschädigt und teils tot. Heute befahl der Obrist Adelshofen ernstlich, daß die Stadt hinfüro gauz ohne Thor fein sollte, und er hat selbst durch die Soldaten die Palisaden von dem Nenndorfer und Brückenthor einhauen und verbrennen lassen; die andern sollten durch die Bürger niedergeworfen werden. Wenn aber die Stadt wieder zugehalten würde, wollte er sie in Brand stecken und sollten alle Einwohner niedergehauen werden. Dreimal ist auch Feuer ausge- krochen; zu Mitternacht in des Obersten Quartier, und als er heute aus der Stadt zog, beim alten Sommer und seinem Nachbar." Endlich ereilte die Strafe die, welche das große Verderben herbeigeführt hatten. In Holks Heer brach auch die Pest aus. Das Lager glich einem Lazarett. In jeder Hüttenreihe lagen Kranke und Sterbende. Gegen diese Krankheit vermochte kein Regimentsarzt, kein Kompagniefeldfcherer zu helfen! Überall sah man hohläugige, abgezehrte Gesichter; denn zu der Pest gesellte sich auch das bleiche Gespenst des Hungers. So rächte sich jetzt die Ver- Wüstung der Landschaft furchtbar am Heere selbst! Da umklammerte die Pestilenz auch deu General Holk und warf ihn — den „Schinder des armen Vogtlands", wie ihn Kurfürst Johann Georg nannte — auf das Sterbebett. Zu seinen körperlichen Schmerzen kamen die Qualen des Gewissens! Vor seiner Seele stand seine Vergangenheit mit all ihren Übelthaten. In seinen Fieberträumen hörte er das Blut der Erschlagenen um Rache schreien, scholl ihm das Wimmern der Elenden, die ihn vergeblich ans den Knieen um Gnade angesteht hatten, in das Ohr, brannten ihm die Flammen, mit denen er einst in teuflischer Lust Hab und Gut der geüugstigten Einwohner vernichtet hatte, wie das höllische Feuer in die Seele. Holk zitterte vor der Rechen- fchaft, die feiner wartete. In seiner Angst schickte er nach einem Geistlichen, dem er seine Schuld beichten, mit dem er beten wollte. 600 Thaler bot er dem, der ihm einen solchen bringen würde; allein fünf Stunden im Um- kreise suchten die ausgesaudteu Reiter vergeblich. Endlich fanden sie tief im Walde versteckt einen protestantischen Geistlichen und führten ihn zu ihrem Herrn. Doch zu fpät! Holk war bereits eine Leiche. 19. Aus einem Berichte des Amtsfchöffers Iteffa in Htsnitz an Kurfürst Johann Georg I. aus dem Jahre 1632. ---„Dienstag, den 14. August, zogen eine Eompagnie Erabaten aufs Schloß, deren Rittmeister sich Johann Caspar Budor schrieb, darauf alsbald der Haber, so noch vorhanden gewesen, aller weggekommen. Donners- tags zog nicht allein die Eompagnie zu Roß, sondern auch die Dragoner alle zugleich aus dem Schloß und ließen dasselbe ledig stehen, nahmen aber zween Inwohner am Berg, Stephan Schnltessen und Joseph Keile, mit sich. Nicht lange nach solchem marschierte ein Lieutenant vom Pieeolo- minischen Regimeute mit etlichen 30 Pferden dnrch Vogtsberg und ohuge- achtet der Erabaten Rittmeister Caspar Budor mir einen Sicherheitsbrief gelassen, nahm er mich nichts desto weniger gefangen vom Schlosse hinweg, und als mir mein Weib mit meinen kleinen Kindern folgte, und mich die Soldaten auf eine halbe Meile Weges vom Schlosse nach Oberlosa brachten, zogen sie mich (wie wohl ihnen mein Weib ihren Trauring vollends dargab)

8. Unser Vogtland - S. 49

1899 - Leipzig : Dürr
— 49 — und bekam 1777 durch die Gründung der Saitenmacherinnung eine feste Ein- richtung. Um die Ware in gutem Rufe zu erhalten, wurde die „Schau und Siegelung" eingeführt, so daß keine Saite verkauft werden durfte, die nicht vorher die Prüfung von Sachverständigen bestanden hatte und gestempelt worden war. Die Zahl der Werkstätten, die anfangs nur auf 12 festgesetzt war, mußte bald erweitert werden. Seit 1857—1860 hat sich die Industrie außerodeutlich vergrößert; damit ist aber auch zugleich eine Umwandlung des Kleinbetriebes in den Großbetrieb vor sich gegangen. Nicht jeder beliebige Darm kann in eine Saite verwandelt werden, vor allem nicht, wie man oft noch lesen kann, der Darm der Katzen, Ziegen und anderer Tiere. Zur Herstellung von Saiten benutzt man Schafdärme; aber auch diese siud je nach dem Alter und nach der Ernährungsweise der Tiere von verschiedenem Werte. Am gesuchtesten sind die Därme von Lämmern, welche im Sommer bis zum Monate August geschlachtet worden sind. Die Güte der Saite hängt aber auch von der Behandlung ab, welche man dem Darme bald nach dem Schlachten der betreffenden Tiere zu teil werden läßt. Die Saitenfabrikation nahm daher in Markneukirchen erst von der Zeit an einen größeren Aufschwuug, als die Fabrikanten sich selbst ins Ausland begaben, um gute Bezugsquellen ausfindig zu machen, und für richtige Be- Handlung der Därme sorgten. Das geschah von 1838 an. Vorher wurden die Därme ans Böhmen und Bayern bezogen; in dem genannten Jahre aber kam ein Däne nach Markneukirchen, und als die von ihm angebotenen Därme sich brauchbar erwiesen, ging ein Sachverständiger nach Dänemark und Holstein und errichtete dort eine „Därmepntzerei". Im Jahre 1855 entstanden auch in England Därmepntzereien. Die dänischen und englischen Därme sind aber immer mehr in den Hintergrund getreten, seitdem im Jahre 1861 das Junere Rußlands als eine ausgezeichnete Be- zugsquelle für Därme erkannt worden ist. Schon nach drei Jahren gab es dort mehr als 20 Därmeputzereieu, und nach weniger als 15 Jahren waren fast alle Massenschlächtereien im europäischen Rußland in den Händen Mark- neukircheus, d. h. sie gaben ihre Schafdärme an die Aufkäufer für diese Stadt ab. In der Zeit vom Frühjahre bis zum Herbste werden die angekauften Därme in den genannten' Anstalten des inneren Rußland gewässert, vom Schleime gereinigt, vorsichtig getrocknet, sortiert, in Schocke gebunden, in Kisten verpackt und so nach ihrem Bestimmungsorte versandt. Das erfordert nicht bloß viele Hände, sondern kostet auch viel Geld, und große Summen müssen erst ausgelegt werdeu, ehe auch uur mit der eigentlichen Saiten- sabrikation begonnen werden kann. Wie die Zubereitung der Därme für den Versand vom Ursprungslande nach dem Fabrikationsorte ein unappetitliches Geschäft ist, so anch der nächste Teil der Arbeit. Die Därme werden zuerst schockweise in einer Lauge ein- geweicht, einen Tag darin gelassen und dann geschleimt oder von den sich ablösenden Fettteilchen gereinigt. Dann spaltet man sie, indem man sie in zwei Streifen schneidet, und schleimt sie 4 Tage lang täglich etwa zweimal wieder. Diese Arbeit besorgen die sogenannten „Schleimmädchen". Die Lauge, die zum Beizen verwendet wird, ist von großem Einflüsse auf das Aussehen der Saiten, und auf ihre geuaue Zubereitung ist daher die Auf- merksamkeit der Vorsteher von Werkstätten ganz besonders gerichtet. Unser Vogtland. 3. Neudruck. 4

9. Unser Vogtland - S. 125

1899 - Leipzig : Dürr
r — 125 — worden sein. Der Vogtländer ist mißtrauisch gegen Leute, die er nicht kennt, ebenso gegen neue Einrichtungen. In der Volks- und Viehzählung, in sonstigen statistischen Erhebungen, im Besuche eines Beamten, in einer leicht hingeworfenen Bemerkung eines solchen und dergl. wittert er Verrat und ist vorsichtig und zurückhaltend. „Jech sog net e su, und iech sog net e su, aß's net hintennooch haaßt, iech Hütt' e su oder e su gesogt", ist eine seiner Redensarten. Mit dem Mißtrauen aufs engste verbunden ist die Wortkargheit des Vogtländers. Niemand spricht den Fremden an, der im Wirtshause Einkehr hält; mißtrauisch wird er und sein Thun betrachtet: „M'r waß derweeng net, was su a Kerl is und wos er will. Wenn er nix wött, kam er net z'uus", so heißt es. Freilich ist er dann auch um so mitteilsamer, wenn sein Mißtrauen sich als unberechtigt erwiesen hat. 6. Das Vogtland war früher als ein ziemlich rauhes, unfruchtbares und armes Land verschrieen, und, was besonders das letztere betrifft, jeden- falls nicht ganz mit Unrecht. Aber sein Rnf hat sich gebessert. In den letzten Jahrzehnten hat es sich außerordentlich entwickelt. Eine ausgedehnte Industrie und ein lebhafter Handel sind entstanden. Mit den Reichtümern, welche dadurch in die Städte flössen, hob sich auch die Landwirtschaft und damit die Wohlhabenheit auf den Dörfern. Doch seine Genügsamkeit und Einfachheit hat sich der Vogtländer bewahrt. Dies zeigt sich besonders au der ausgiebigen Verwendung eiuer Kulturpflanze, die früher das Haupt- Nahrungsmittel war und jetzt noch eine große Rolle im Haushalte des Vogtländers spielt, der Kartoffel. In ihrem Anbau ist das Vogtlaud allen übrigen Gegenden Sachsens vorangegangen. Ein Zimmergeselle aus Unter- Würschnitz — mau zeigt dort sein Haus heute uoch — mit Namen Hans Wolf Löwe, genannt Kummer oder Kummerlöw, der in London ge- arbeitet hatte, brachte diese Feldfrucht zu Eude des 17. Jahrhunderts von dort mit nach Hause und pflanzte sie zuerst in seines Vaters Garten an. Der Versuch gelaug und weckte bald viele Nachahmer. Im Meißnischen aber lachten die Bauern über die vogtläudischeu Knollen, wie sie die neue Frucht verächtlich nannten, verspotteten die Prediger, welche zum Anbau derselben ermahnten, und schalten ihre wohlgemeinten Ermahnungen sogar Knollenpredigten, führten aber doch am Ende die Frucht ein und dankten Gott und ihrem Pfarrer dafür. Im Vogtlande und Erzgebirge genoß man anfangs die Kartoffeln wie Butter zum Brote; aber bald wurden sie für die Bewohner das wichtigste Nahrungsmittel und haben ihnen manche durch Mißraten des Getreides entstandene Teuerung überstehen helfen. Die Vogt- länderin weiß aber auch schier zahllose Kartoffelgerichte herzustellen. Ein vogtländisches Städtchen bewirtete einen sächsischen Prinzen einmal mit einem Mittagessen von vielen Gängen, deren jeder die Kartoffel in anderer Gestalt als Hauptbestandteil enthielt, und die Gerichte sollen dem durch den Hofkoch verwöhnten Gaumen des hohen Herrn ganz prächtig gemundet haben. Außer den gewöhnlichen Kartoffeln in der Schale und den geschmorten kennt das Vogtland gebratene, gebackene, eingeschnittene Erdäpfel, Erdäpfel- suppen verschiedener Art, Erdäpselbrei, Erdäpfelknchen, Erdäpfeltorte und vor allem „Bambus" und Klöße. Letztere, welche in zwei Sorten, als gewöhnliche und als „grüne" oder „grüngeniffte" auftreten, fehlen in Stadt und Land fast bei keinem Sonntagsbraten. fci

10. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 65

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
A. Die Thüringer Mulde. 65 Über der Stadt thront die N e u e n b u r g. Oas ist eine köstliche perle des ritter- lichen Lebens im Mittelalter. Ihr Erbauer ist der Landgraf Ludwig der Springer. Sie war der Lieblingsaufenthalt der Thüringer Landgrafen, hier soll Ludwig der Eiserne auf dem anstoßenden Edelacker seine widerspenstigen Edelleute in das Zoch des Pfluges gespannt haben, um ihren unbändigen Trotz zu brechen. Der Edelacker. Davon erzählt folgende Sage: Ludwig der Eiserne strafte einst einen ungehorsamen Kitter. Oas wollten die anderen hochmütigen Ritter nicht leiden und zogen gegen ihn. Ludwig aber bezwang sie und brachte sie auf die Neuenburg. Oa nahm er sie und führte sie zu Zelde. hier spannte er je vier der ungetreuen Edelleute, nur mit ihren Hemden bekleidet, an einen Pflug und ackerte mit ihnen eine Zurche. Oie Diener hielten den Pflug. Er aber trieb sie mit der Geitzel an und hieb, daß sie sich beugten und oft auf die Erde fielen. Venn eine Furche geackert war, spannte er vier andere ein, bis das ganze Land gepflügt war. Oann mutzten ihm die Edelleute von neuem den Treueid schwören. hier hat Ludwig vor seinem Schwager, dem Kaiser Rotbart, in einer Nacht die wunderbare Mauer gebaut. Sie bestand aus seinen Rittern und Mannen. Ihr tln- blick lietz den Kaiser ausrufen: „Zürwahr, eine köstlichere, edlere und bessere Mauer habe ich zeitlebens noch nicht gesehen." Zur Zeit des Landgrafen Hermann öffnete die Neuenburg den Minnesängern gastlich ihre Tore. Oa ertönten in ihren hallen Gesang und Saitenspiel. Oer uralte Zeuge jener glänzenden Tage, der gewaltige Bergfried, ist jetzt noch das Wahrzeichen der ganzen Gegend. 3. Die Gothaer Mulde. Landschaftsbild. 1. Lage. Die Gothaer Mulde erstreckt sich vom Thüringer Mitteldecken bis zum Thüringer lvald. Oen Ostrand bildet die Jlmplatte, den Westrand der Höhenzug der hörselberge. 2. Bodenbeschaffenheit. Oer Loden besteht vorwiegend aus Keuper. Oer ist an mehreren Stellen mit lehmartigen Schichten gemischt und bildet einen tiefgründigen, fruchtbaren Ackerboden. Oie Höhenzüge bestehen meist aus Muschelkalk. Ihre Abhänge Rödiger, Heimatkunde der Provinz Sachsen. 5
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