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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 208

1888 - Berlin : Hertz
208 Erwerbung von Tecklenburg; Heer und Miliz. Neufchatel und Valengin; auch wurde die Anerkennung der königlichen Würde von Preußen beim Friedensschluß im Namen Frankreichs und Spaniens ausdrücklich ausgesprochen. Neufchatel und Val engin in der Schweiz waren früher durch Heirath an das Haus Dramen gekommen, von Wilhelm Iii. von England aber im Jahre 1694 an den damaligen Kurfürsten Friedrich abgetreten worden. Französische Prinzen machten jedoch gleichfalls auf das Land Anspruch und der französische Gesandte in der Schweiz setzte Alles in Bewegung, um dasselbe für Frankreich zu gewinnen. Da sich die Bewohner selbst zu Preußen hinneigten, so drohte der Franzose, daß kein Winkel der Erde sie vor dem Zorn seines Königs schützen werde. Die versammelten Stände aber erklärten , trotz dieser Drohungen, die Ansprüche Friedrich's für die gegründetsten, nahmen ihn als rechtmäßigen erblichen Herrn unter der Bedingung, daß er ihre Freiheiten und Rechte bestätige, an und übergaben feinem Gesandten die Regierung (1707). Der König von Frankreich wollte damals die Zahl seiner Feinde nicht vermehren und gab nach; im Uhrechter Frieden erkannte er, wie gesagt, Friedrich's Rechte als souveräner Prinz von Dramen, Neufchatel und Valengin an. Erwerbung von Tecklenburg. Von anderen Erwerbungen König Friedrich's I. ist noch die Grafschaft Tecklenburg in Westphalen zu erwähnen. Ueber das Erbrecht in derselben hatte länger als ein Jahrhundert hindurch ein Streit zwischen den Grafen von Bentheim und den Grafen von Solms-Braunfels geschwebt, welcher zuletzt zu Gunsten der Letzteren entschieden worden war. Das Haus Solms^Braunfels glaubte jedoch den Besitz wegen der langen Anfeindungen ihrer Nebenbuhler nicht ruhig antreten zu können und verkaufte deshalb die Grafschaft Tecklenburg für 250,000 Thaler an den König von Preußen (1707). Ueber die Ausdehnung des neuen Besitzes entstanden zunächst weitere Streitigkeiten mit den Grafen von Bentheim, erst 1729 erfolgte eine Einigung, nach welcher Preußen die ursprüngliche Grafschaft Tecklenburg erhielt, die Grafen von Bentheim unter Beibehaltung des Titels von Tecklenburg die übrigen Güter (die Herrschaft Rheda mit Gütersloh u. s. w.) behielten. Heer und Miliz. Das stehende Heer, welches der große Kurfürst als die Hauptstütze der aufkeimenden Macht seines Staates bei jeder Gelegenheit bezeichnet hatte, galt auch Friedrich I. als eine der wichtigsten Säulen seiner Kriegsgewalt. In den letzten Jahren seiner Regierung war die preußische Armee stärker, als je vorher; bereits an 50,000 Mann mit 40 Generalen. Dem Sinn des Königs für äußeren Prunk entsprach es, daß er verschiedene Arten prächtiger Leibwachen errichtete. Da findet man Garde du Corps, deutsche und französische Grands - Mousquetairs, wo jeder Soldat Lieutenantsrang hatte, Grenadiers ä cheval, Gensd’armes, die preußische und kurmärkische Garde zu Fuß, ein Leibregiment zu Pferde und Grenadiergarde. Alles sehr kostbar ausgerüstet, bekleidet und besoldet. Eigenthümlich ist, daß wir schon damals den Versuch einer Art Landwehr finden, die bereits erwähnte Miliz. Auf den königlichen Domainen sollten die Bauersöhne, welche uuverheirathet und noch unter 40 Jahren waren, in den Waffen geübt wer* den. Nachdem man ihnen einmal die Furcht benommen, als würde sie ohne

2. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 157

1888 - Berlin : Hertz
Derfslinger. 157 weil ihn der Gedanke quäle, ob er wohl in der Welt noch ein General werden möchte. „Ach was!" rief der Andere, „lieg und schlaf! ein Lumpenhund magst Du wohl noch werden, aber kein General!" Dreißig Jahre nachher, als er schon Feldmarschall war, kam er in ein Städtchen, wo der Name des Bürgermeisters ihn an jenen Kameraden erinnerte. Er fuhr sogleich vor dessen Wohnung, und als derselbe eiligst mit der Mütze in der Hand hervorstürzte, rief Derfslinger, ihn auf den ersten Blick wiedererkennend, mit starker Stimme: „Kamerad, kennen wir uns wohl noch?" — „Ja," erwiderte der Bürgermeister mit Zögern. — „Und wie ist's mit der Prophezeihuug geworden?" fuhr Derfslinger fort, indem er ihm die Worte jener Nacht zurückrief. Der Bürgermeister entschuldigte sich, nach so langer Zeit könne er sich der Worte, die er damals gebraucht, so genau nicht mehr erinnern, bäte aber um Verzeihung, wenn unter ihnen als Zeltkameraden damals so Etwas vorgekommen. „Wenn's einmal Lumpenhund sein muß," rief Derffliuger, „so mag's drum sein; aber wer ist denn nun der größte geworden, ich oder Du?" Der Bürgermeister wußte sich in seiner Verwirrung kaum zu fassen, der Feldmarschall aber sprang aus dem Wagen, umarmte ihn brüderlich, klopfte ihm auf die Schultern und sagte, ob er was Gutes zu essen habe? Jener antwortete: Schinken, geräucherte Würste, Fische und Krebse habe er im Hause. „Und ich," sagte Derffliuger, „habe guten Rheinwein bei mir." Und so gingen sie zusammen hinein, aßen und tranken vergnügt mit einander und unterhielten sich mit alten Schnurren und Streichen aus jener frühen Zeit. Derfflinger lebte seine letzten Jahre im Schooße seiner Familie, jeder Sorge enthoben, in stillem Frieden. Man erzählt, daß er einst an der Wiege des Kurprinzen, nachherigen Königs Friedrich Wilhelm des Ersten, stand, ganz in Betrachtung versenkt. Der Kurfürst fragte ihn: „Nun, alter Derfflinger, was denkt Er denn so nach?" Der Feldmarschall fuhr auf, war zuerst etwas verlegen, faßte sich aber gleich und sagte mit munterer Geradheit: „Indem ich den Prinzen ansah, dachte ich mir und sagte im Stillen zu ihm: Dein Großvater hat mich gehudelt, Dein Vater hat mich gehudelt, aber Du wirst mich wohl ungehudelt lassen." Der Kurfürst lachte und ließ es gut sein. Derfflinger war übrigens ein Mann von aufrichtiger Frömmigkeit, der protestantischen Glaubenslehre eifrig ergeben: er ließ sich in seinen letzten Lebensjahren aus dem trefflichen Erbauungsbuche Johann Arud's „wahres Christenthum" fleißig vorlesen. An Altersschwäche starb er am 4. Februar 1695 im neunzigsten Lebensjahre. 22. Der schwedisch-polnische Lrieg; das Her^ogthum Preußen rvird unabhängig von Polen. Ausbruch des schwedisch-polnischen Krieges; des Kurfürsten Politik. Das Heer, welches Friedrich Wilhelm mit Anstrengung aller Kräfte seines Landes gebildet und vermehrt hatte, fand sehr bald Gelegenheit, seine Tüchtigkeit zu erproben: im Jahre 1654 brach ein Krieg zwischen Schweden und Polen aus, welcher für den großen Kurfürsten nicht gleichgültig bleiben konnte, vielmehr auf das Schicksal seiner Staaten einen großen Einfluß übte. Der Klugheit und Umsicht, womit Friedrich Wilhelm sich während dieses

3. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 327

1888 - Berlin : Hertz
Des Königs Diener; seine Lieblingsthiere. 327 und Töpfe, einem anderen eine Klapperbüchse für sein kürzlich nengebornes Kind, ein in Nürnberg geborener Lakai erhielt Nürnberger Spielwaaren u. s. w. Er sah es übrigens ungern, wenn einer von seiner Dienerschaft sich ver-heirathete oder auch nur eine Liebschaft hatte. Einer seiner Kammerhusaren liebte eine Potsdamer Bürgerstochter und benutzte jeden Moment, wo er los kommen konnte, um sich von Sanssonei nach der Stadt zu schleichen. Der König erfuhr dies und wurde ärgerlich. Er ließ den Diener kommen und sagte ihm: „Setz' Dich dort an den Schreibtisch, ich will Dir einen Brief bictimv' Der Husar gehorchte; Friedrich begann, indem er im Zimmer ans- und abging: „Mein Schatz!" Der Husar stutzte, er glaubte nicht recht gehört zu haben: der König aber sah ihn mit seinen burchbringenben Blicken an und wiederholte: „Mein Schatz! der König rechnet mir jede Stunde nach, die ich bei Dir so angenehm zubringe. Damit meine Abwesenheit künftig von dem Murrkopfe weniger bemerkt werben kann, miethe Dir in der bran-benbnrger Vorstabt nahe bei uns ein Stübchen, bamit wir nns mit mehrerer Bequemlichkeit als in der Stadt sehen können. Ich verbleibe bis in den Tod Dein treuer :c." Als der Husar mit zitteruber Hand und mit Angstschweiß auf dem Gesichte geschrieben, sagte der König: „Nun mach' ein Couvert darum und versiegele den Brief." Auch dies geschah. Nun dictirte ihm der König noch die Adresse: Vor- und Zunamen des Mädchens mit Straße und Hausnummer, Alles ganz genau. Ein Lauser wurde gerufen und diesem der Brief zur Bestellung gegeben. Einer von des Königs Dienerschaft kam auf den unglücklichen Gedanken, ihm am Neujahrstage einen Glückwunsch in deutschen Versen zu überreichen, die er von einem Gelegenheitsdichter hatte anfertigen lassen. Als der König die Verse gelesen, ließ er den Lakaien rufen und fragte ihn, ob er die Verse selbst gemacht. „Nein, Ew. Majestät," war die verlegene Antwort des Gratulanten. „Das ist gut!" sagte der König. „Hier will ich Dir Etwas für Deinen guten Willen schenken." Er reichte ihm einige Goldstücke hin. „Es ist Dein Glück, daß Du die Verse nicht gemacht hast, denn sonst hätte ich Dich ins Tollhaus bringen lassen müssen. Jncommobire Dich übers Jahr nicht wieder." So wohlwollend und gemüthlich der König übrigens gegen seine Dienerschaft sein konnte, so war er doch im Allgemeinen sehr streng und forderte von ihnen besonders die größte Pünktlichkeit im Dienste. In Augenblicken der Heftigkeit ließ er sich, wie sein Vater, selbst zur Behandlung mit Faust-und Stockschlägen hinreißen. Des Königs Hunde und Pferde. Auf seinen Spaziergängen waren drei oder vier Windspiele seine beständigen Begleiter; eines war der Liebling, dem die anderen nur zur Gesellschaft dienten. Einer der sogenannten kleinen Lakaien mußte die Windhunde bedienen und bei gutem Wetter in den Gärten, bei schlechtem in den Sälen spazieren führen. Die Lieblingshunde begleiteten ihren Herrn auch im Felde: mit Siche verbarg er sich einst vor herumstreifenden Panduren unter einer Brücke, wobei das kluge Thier sich so ruhig verhielt, als wisse es um die Gefahr. — Im Jahre 1760 im Winterquartiere zu Leipzig fand der Marquis d'argens den König auf den Dielen sitzend, vor ihm eine Schüssel mit Fricasss, ans welcher seine Hunbe ihr

4. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 478

1888 - Berlin : Hertz
478 Erkrankung des Königs; der Prinz von Preußen als Stellvertreter. Liebe ein weithin leuchtendes Beispiel zu geben: die Königin Elisabeth blieb hierin hinter keiner, ihrer Vorgängerinnen zurück. Die Muster-Kranken-Anstalt Bethanien in Berlin, sowie zahlreiche mildthätige Anstalten, die aus ihre Anregung errichtet worden, zeugen von dem reichen Segen frommer Gesinnung auf Preußens Thron. Erkrankung des Königs; Stellvertretung durch den Prinzen von Preußen (1857). Friedrich Wilhelm Iv. hatte im Laufe des heißen Sommers und Herbstes 1857 noch eine vielseitige und anstrengende Thätigkeit entwickelt, hatte bei großen Truppenübungen in der Provinz Sachsen eine Anzahl deutscher Souveräne um sich versammelt, dann nach einem Badeaufenthalt tu Böhmen noch einen Besuch in Wien beim Kaiser von Oesterreich gemacht, als sich auf der Rückkehr von dort zuerst in Dresden bedenkliche Anzeichen einer drohenden Erkrankung zeigten. Rach der Heimkehr zu seinem Liebliugsaufenthalte Sanssouci verfiel er im Anfange Oktobers einem schweren Leiden, welches durch mehrfache Gehirnschläge seinem Leben ein rasches Ende bringen zu sollen schien: noch einigen Wochen gewann er zwar einige Lebenskraft wieder und das Leiden nahm einen milderen Charakter und regelmäßigen Verlauf an, aber zugleich stellte sich heraus, daß eine völlige Genesung in näherer Zeit nicht zu erwarten war. Da es nach der Vorschrift der Aerzte erforderlich war, daß der König sich fürerst auf drei Monate von den Regierungsgeschästen zurückzöge, so forderte derselbe am 23. October 1857 durch einen vom gesammtenstaatsministerium mitunterzeichneten Erlaß seinen Bruder, den Prinzen von Preußen, auf, seine Stellvertretung in der oberen Leitung der Staatsgeschäfte zunächst für diesen Zeitraum zu übernehmen. Indem der Prinz von Preußen dies am 24. October bekannt machte, fügte er hinzu: „In Beziehung auf die von des Königs Majestät Mir aufgetragene und von Mir übernommene Stellvertretung erkläre Ich hiermit, daß es Mein fester Wille ist, unter gewissenhafter Beobachtung der Landesverfassung und der Landesgesetze, nach den Mir bekannten Jntentionen Seiner Majestät Meines Königlichen Bruders und Herrn so lange die Regierungsgeschäfte zu führen, als Se. Majestät dies für erforderlich erachten Ich bitte Gott daß Er Mir die Kraft und den Segen verleihen möge, diese Stellvertretung zur Zufriedenheit Sr. Majestät des Königs und zum Heile des Landes zu führen." Der Auftrag zur Stellvertretung wurde von drei zu drei Monaten erneuert. Im Frühjahre begab sich der König auf Anrathen der Aerzte mit seiner Gemahlin zu einem längeren Aufenthalte nach Tegernsee in Südbaieru. Einsehung der Regentschaft (1858). Da auch nach der Rückkehr von Tegernsee im Herbste 1858 die Gesundheit des Königs dte Uebernahme der Regierungsgeschäfte nicht zuließ, die Aerzte vielmehr erklärten, daß sich der Zeitpunkt einer vollständigen Genesung auch uur annäherungsweise nicht bestimmen lasse, so hielt man den Fall für eingetreten, in welchem nach der Verfassung vom 31. Januar 1850 eine Regentschaft eingesetzt werden muß. Der bezügliche Artikel 56 der Verfassung bestimmt: „Wenn der König minderjährig oder andauernd verhindert ist, selbst zu regieren, so übernimmt derjenige voll-

5. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 482

1888 - Berlin : Hertz
482 Des Königs Tod. hastiger Treue ergeben war, machte seine unverkennbare Liebe den oft schweren Dienst leichter. Das Verhältniß des Königs zur Königin, welches von jeher die allgemeinste Verehrung eingeflößt hatte, zeigte sich während der Leidenszeit vollends in seiner tiefen Innigkeit. Wenn der König traurig war in seiner Krankheit, die Königin wußte ihn am gewissesten aufzuheitern. Wenn die Königin noch ferne war und Niemand ihre Nähe erkannte, hatte das Ohr des Königs sie schon erkannt und vernahm schon im dritten Zimmer das Rauschen ihres Kleides und horchte, bis sie kam. Wenn Einer ein Wort aus seinem Munde hervorlocken konnte, so war sie es. In der letzten Zeit, als die Zunge des Königs schon wie gebunden war, vor einer seiner letzten Ausfahrten hatte er mehrere Stunden theilnahmlos dagesessen, und die Königin war im Begriff, vorauszufahren. Noch einmal ging sie zum Könige, um von ihm Abschied zu nehmen. „Hast Du denn kein Wort, kein Zeichen für mich? " fragte sie ihn bewegt. Er antwortete nicht, wiewohl er eben so bewegt schien. Auf wiederholte Fragen keine Antwort. Schon will die Königin betrübt sich wegwenden. Da war es, als ob er alle seine Kräfte noch einmal zusammennähme, die Muskeln seines Gesichtes bewegten sich, er erhob sich vom Stuhle und laut und voll und deutlich rief er: „Meine theure, heißgeliebte Frau!" Es war fast sein letztes deutlich und voll ausgesprochenes Wort. Des Königs Tod (2. Januar 1861). Drei Jahre hatte der König den Eindrücken des mit wiederholten kleinen Schlaganfällen verbundenen Gehirnleidens widerstanden: in bald kürzeren, bald längeren Zwischenräumen waren Gehirnreizungen eingetreten, welche das unaufhaltsame Fortschreiten der zerstörenden Krankheit anzeigten und jedesmal eine neue bleibende Störung der Empfindung, Bewegung und des Gedächtnisses zurückließen. Im Dezember 1860 trat eine noch größere Abspannung und Schwäche hervor und der König nahm auffallend weniger Antheil an der Umgebung. Am heiligen Abende des Weihnachtsfestes stellte sich Erbrechen ein, das sich in der Nacht und am folgenden Tage wiederholte; dann folgte ein schlummersüchtiger Zustand, aus welchem der König nicht wieder erwachen sollte. Am Shloesterabende gesellten sich die Zeichen beginnender Lungenlähmung hinzu. Am 2. Januar 1861 früh um 12 Uhr 40 Minuten entschlief Friedrich Wilhelm Iv. sanft und still in völliger Bewußtlosigkeit und ohne Todeskampf, umgeben von der Königin, die seit drei Tagen von seinem Sterbebette nicht gewichen war und unter heißen Thränen den Schweiß von seinem Angesichte wischte, von den Gliedern der Königlichen Familie, die den Sterbenden in Schmerz und Liebe umstanden, und von seinen weinenden Dienern. Als der Augenblick des Todes herannahte, fielen Alle auf die Kniee und beteten das Sterbelied: „Wenn ich denn nun soll scheiden rc." Als der König den letzten Athemzug that, war es, als wenn sein Angesicht sich verklärte. König Friedrich Wilhelm Iv. hatte schon mehrere Jahre zuvor folgende Anordnungen im Hinblicke auf seinen Tod eigenhändig niedergeschrieben: „Wie ich bestattet sein will." t t t „Wenn Gott der Herr es gibt, daß ich meine irdische Laufbahn ruhig in der Heimath endige und wenn, um was ich Ihn auf Knieen und mit Inbrunst

6. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 487

1888 - Berlin : Hertz
Theilnahme des Prinzen am Feldzuge von 1814. 487 namentlich der „beschichte meiner Zeit" und der „Geschichte des siebenjährigen Krieges" beschäftigt habe. Die Eindrücke der schweren, trüben Zeit, deren Bedeutung für des Kronprinzen geistige Entwickelung oben angedeutet worden ist, wirkten unzweifelhaft nicht minder ernst und tief auf Prinz Wilhelm. Als die große Wendung der vaterländischen Geschicke nach der russischen Katastrophe von 1812 eintrat, soll der Prinz zuerst in sehr gedrückter Stimmung gewesen sein, der Major von Pirch aber belebte seine Hoffnungen, und bald theilte er die Begeisterung, von welcher das ganze preußische Volk ergriffen war. Im Januar 1813 folgte er dem Könige nach Breslau, wo die kräftigsten und thätigsten Beförderer der nationalen Wiederbelebung vereinigt waren. Als dann gegen Ende März 1813 die kriegerische Bewegung begann, wäre Prinz Wilhelm gern mit dem Kronprinzen zur Armee abgegangen. Seine militärische Laufbahn hatte hergebrachter Maßen früh begonnen: schon am Neujahrstage 1807 hatte ihn der König zum Offizier ernannt und ihm eine Uniform gegeben, den ersten Dienst hatte er am 3. October 1807 zugleich mit dem Kronprinzen in Memel bei der neu formirten Garde zu Fuß gethan, Bei deren Leibcompagnie er am 24. December 1807 Secondelieutenant wurde. Nach der Rückkehr des Hofes nach Berlin stand er bei dem in dieser Hauptstadt verbleibenden Bataillon seines Regiments. Als nun dasselbe ins Feld zog, wünschte der Prinz lebhaft, sofort an der Campagne Theil zu nehmen, sein königlicher Vater aber versagte es ihm, weil sein Körperzustand nach der Meinung aller Nahestehenden den Anstrengungen eines Feldzugs noch nicht gewachsen war. Erst nach der Schlacht bei Leipzig erfreute ihn der König bei einem Besuche in Breslau mit der Nachricht, daß er ihn mit in's Feld nehmen wolle, indem er ihm zugleich das Patent als Capitän überbrachte. Im November 1813 ging denn der Prinz mit dem Könige zur Armee; bald darauf finden wir ihn im York'schen Corps vor Mainz, am 1. Januar 1814 ging er mit dem Könige bei Mannheim über den Rhein, und begleitete denselben ununterbrochen bis zum Einzug in Paris und bis zur Rückkehr nach Berlin. Der damalige Oberst, spätere General von Natzmer gab ihm über alle Operationen näheren Aufschluß. Der Prinz wohnte mit dem Könige der siegreichen Schlacht bei La Rochiere bei. Die ersten rühmlichen Erinnerungen für seine Person knüpfen sich an die Schlacht bei Bar sur Aube (27. Febr.), während welcher er mitten in heftigem Gewehrfeuer die Aufträge seines Vaters mit großer Unerschrockenheit ausführte, wofür ihm das eiserne Kreuz und der russische St. Georgcnorden verliehen wurden. Auch der Schlacht vor Paris wohnte der Prinz bei, und am 31. März 1814 war er beim Einzug in Paris an des Königs Seite. Nachdem er diesen sodann auch bei dem Besuch in London und aus einer Reise nach Nenschatel begleitet hatte, kehrte er nach Berlin zurück. Hier nahm er unter der Leitung des Oberst von Brause die unterbrochenen Studien wieder auf und bereitete sich bei dem Oberhofprediger Ehrenberg zu der wegen des Feldzugs aufgeschobenen Konfirmation vor. Am 8. Juni 1815 fand die Einsegnung in der Kapelle in Charlotten-burg in feierlicher Weise statt; das von dem jungen Prinzen damals abgelegte „Glaubensbekenntniß" athmet den Geist ernster, demüthiger Gottes-

7. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 727

1888 - Berlin : Hertz
Die Attentate, die wirthschaftlichen Vorlagen. 727 einem Fenster des 2. Stockes aus einem mit Schrot geladenen Doppelgewehr abgegeben worden. Bei seiner Verhaftung brachte er sich, nachdem er mit einem bereit liegenden Revolver auf die in sein Zimmer eindringenden Personen geschossen und dabei eine derselben verwundet hatte, durch einen zweiten Schuß eine schwere Verwundung am Kopfe bei. — Nobiling war der That geständig, schwieg aber hartnäckig über die Motive, die ihn zu derselben veranlaßt hatten. — Der Kaiser war im Gesicht, am Kopf, an beiden Armen und im Rücken durch etwa 30 eingedrungene Schrotkörner verwundet. Eine unbeschreibliche Trauer und Aufregung bemächtigte sich zunächst der Augenzeugen der entsetzlichen That, die von Munde zu Munde durch die Stadt und bald durch den Telegraphen in alle Theile Deutschlands und des Auslandes getragen, überall dieselbe mit Zorn und Schmerz gemischte Bestürzung hervorrief. Der Kaiser war nach der Erklärung der Aerzte zunächst nicht fähig, die nöthigen Unterschriften zu vollziehen; auch sollte er zur Heilung seiner Wunden sich aller Geschäfte enthalten. Er übertrug daher dem Kronprinzen die Leitung der Regierung, welche derselbe nach den ihm bekannten Grundsätzen des Kaisers führen zu wollen verkündete. Der erste Schritt, den er that, war die Auflösung des Reichstages, damit in der Wahl einer neuen Reichsvertretnng die wahre Stimmung des Landes zum Ausdruck gelange. Die neuen Wahlen ergaben in der That eine starke und entschiedene Mehrheit zu Gunsten eines Ausnahmegesetzes gegen die Socialdemokratie, und so wurde denn auch eine solche noch strengere Vorlage bald eingebracht. Bei Eröffnung des Reichstages ließ sich die Regierung also vernehmen: „Die verbündeten Regierungen sind nach wie vor der Ansicht, daß es außerordentlicher Maßregeln bedarf, um der weiteren Ausbreitung des eingerissenen Uebels Einhalt zu thun und den Boden für eine allmälige Heilung zu bereiten; sie halten ebenso an der Auffassung fest, daß die zu wählenden Mittel die staatsbürgerliche Freiheit im Allgemeinen zu schonen und nur dem Mißbrauch derselben entgegenzuwirken haben, mit dem eine verderbliche Agitation die Grundlagen unseres staatlichen und Culturlebens bedroht." Die neue Vorlage ging aus von den beiden Mordversuchen gegen den Kaiser. „Die Socialdemokratie habe dem Staate und der Gesellschaft offen den Krieg erklärt und deren Zerstörung als ihr Endziel proklamirt; sie habe damit selbst den Boden des für alle gleichen Rechtes verlassen und kann sich deshalb nicht beschweren, wenn ihr dasselbe nur insoweit zu Gute kommen soll, als es mit der Sicherheit und Ordnung des Staates vereinbar ist." Die Vorlage fand ohne erhebliche Schwierigkeit Annahme im Reichstage, und es wurden auf Grund des Gesetzes alsbald strenge Maßregeln gegen die Socialdemokratie ergriffen. Kaiser Wilhelm war unter der sorgsamen, treuen Pflege feiner Gemahlin und feiner Tochter Luise, Großherzogin von Baden und nach dem Gebrauch der Heilquellen von Teplitz und Gastein von feinen Wunden

8. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 107

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 107 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vvr uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschaft, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstein in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Neinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läszt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schiniedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit anf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wnrden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter auf einem freien Platze liegen.^ Ehe sie zur Bereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie auf eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eine feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiucheu ist.

9. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 108

1911 - Magdeburg : Creutz
108 8. Das Land zwischen ^aale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder aufgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarein Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberq. in den großen Ferien hier in den Waldungen"zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Die weiht (flfter. Die Quelle der Weißen Elster liegt auf dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen fließt sie nach N. durch das Vogt- und das Osterland. Ihr tiefes Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlause eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittelläufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, vou Zeitz au, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

10. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 121

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 121 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vor uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschast, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstem in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Reinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läßt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schmiedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit auf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wurden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter aus einem freien Platze liegen. Ehe sie zur Vereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie aus eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eilte feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiuchen ist.
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