Corot, Millet, Liebermann. 53
Berlin. (Nach einer Gravre d. Phot. Ges.. Berlin.)
Die moderne Malerei im eigentlichen Sinne nimmt ihren Ausgang von den Franzosen, und zwar lassen sich in der Hauptsache drei verschiedene Entwicklungsstufen unterscheiden. 1 d ie Schulc dort Barbizon. von 1830 an, 2. seit dem Auftreten Millets 1848^und 3^ ett dem Aufkommen des Pleinairismus und Impressionismus durch Manet und Monet von 18 an. Die Malerkolonie, welche der Weltstadt Paris den Rucken kehrte und ichtul dem Drfchen Barbizon am Rande des Waldes von Fontamebleau ansiedelte an ihrer Spche Theodore Rousseau und Camille Corot, suchte und fand dort tue Moguchkett dte Natur zu belauschen und ihre mannigfaltigen Stimmungen und mttmen Reize wtederzugeben Sie stellte ihre Staffelei nicht im Atelier, sondern im Freien (en plein 0 auf und b rettete so wenn auch noch schchtern, den Pleinairismus vor Der Poet dieser Schule istt (tarnll Corot (95): im Morgenduft. von der aufgehenden Sonne mtt ^nen Lichtern bestrahl tanzen Nymphen und Satyrn unter hohen Baumgruppen am Waldesrand, der Honzont wird von der Flle des Lichtes aufgesogen. Francois Mtllet. ein normannischer Bauernsohn der in seiner Jugend selbst schwere Feldarbeit verrichtet hatte, erregte Zuerst im Jahre 1848 durch s'w"n Anschwinge'? Anssehen. Auch . .. 'we Bauern und Bauer.nnen nicht im herqerickteten Atelierlicht, sondern sucht sie im Freien bei ihrer taglichen Arbeit auf und weife ihnen ohne Pose und Sentimentalitt Adel und Grhe zu
Semegung des hrenlesens ist in 96 ust-rst plastisch rotebergegeien -
mus brach stch st znsammen mit dem fog. Impressim-mus Jemen
dimpseru M.uet und Manet zunchst ahne Rnstcht u den c8"^Vf-bn'ach gestellt mrbe, die Dinge nicht nach dem barzustellen Nx.- wtrn chnen m.ffen I^onbern ach dem Einbra* (Impression), den sie im freien Licht ans nnsere Netzhant machen In Deutmanb stellt auherfritz vanuhbe (92) Maxliebermann den 3ufmme.,I,angmbschule wn Barbizon, mit Millet und dem franzsischen Pleinatrtsmus dar. Seme Schuf I M
mit ihren nebeneinandergesetzten Farbentnen bringt sel s tn e f f beroor
unserer Netzhant den leinbru* einer lichtbnrchtrnllten, sl.mmernben Atmosphre heraor.
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Die Neuordnung der Mittelmeerwelt in der Zeit vom 5. bis zum 9. Jahrhundert. 49
Handelsreisen, die ihn bis nach Syrien führten. Erst die Vermählung mit der Witwe Chadidscha enthob ihn der Sorgen. Er war eine nervöse Natur, schwärmerisch veranlagt, von der Idee eines reinen Monotheismus mächtig ergriffen. Es währte aber geraume Zeit, bis er mit der Verkündigung einer neuen Religion hervortrat. In Mekka fand er wenig Anhänger, wurde vielmehr verfolgt. Deswegen flüchtete er im Jahre 622 nach der Stadt, die seitdem Medina (d. H. die Stadt, nämlich des Propheten) heißt. (Mit dem Jahre seiner Flucht [Hefrschra] beginnt die Zeitrechnung der Mohammedaner.)
Hier gewann er die tapferen Stämme der Wüste und konnte die Mekkaner mit den Waffen bekämpfen. Sie mußten ihm das Recht zugestehen, die Kaaba zu besuchen, und endlich nahm er ihre Stadt fast ohne Kampf.
Die Lehre Mohammeds fordert den Glauben an einen Gott, Allah, und die unbedingte Hingabe an seinen Willen. Von dieser Hauptforderung führt die Religion den Namen „Islam", d. h. Ergebung. Der Gläubige (Moslem) muß dem Dienste Allahs leben und die Welt seinem Glauben erobern, er muß sich in das ihm bestimmte Geschick blind ergeben (Fatalismus). Täglich müssen vorgeschriebene Gebete und Waschungen vollzogen werden; bestimmte Fasten innehalten, Almosengeben, Wallfahrt nach Mekka, Teilnahme am heiligen Kriege gehörten zu den unerläßlichen religiösen Pflichten. Dem Frommen steht der Lohn des Paradieses in sicherer Aussicht. Fatalismus und Vielweiberei sind Krebsschäden der Lehre.
Die Lehre Mohammeds ist nach seinen Aussprüchen zum Teil gleichzeitig aufgezeichnet, aber die Sammlung seiner Sprüche, der „Koran", wurde erst unter dem dritten Kalifen abgeschlossen. Der Koran wurde durch die „Sunna", die Niederschrift der mündlichen Überlieferung, ergänzt; doch erkennen diese nur die Sunniten (Türken) als gleichwertig mit dem Koran an, die Schiiten (Perser) verwerfen sie.
§ 28. Ausbreitung des Islams. Die Kalifen, d. H. Nachfolger {Mohammeds), verbreiteten den Islam über die Grenzen Arabiens hinaus und gründeten auf Kosten ihrer Nachbarn, der Neuperser und Oströmer, ein weites Reich.
Das Neupersische Reich, kurz zuvor (im Anfang des 7. Jahrhunderts) von den Oströmern schwer erschüttert, brach unter dem Angriffe der Araber zusammen.
Im Byzantinischen Reiche gingen die Gebiete des alten Orients verloren, nur die Kernlande in Europa und Kleinasien hielten jahrhundertelang stand. Die innere Entwicklung von Ost-Rom war unter Justiuian abgeschlossen; nach der Unterdrückung des Nika-Ansstandes war der kaiserliche Absolutismus vollendet worden, das römische Recht im €orpus juris kodifiziert; die Baukunst hatte in der Hagia Sophia ein Werk geschaffen, das nicht mehr überboten wurde; alles geistige Leben hatte sich in dogmatische Untersuchungen geflüchtet.
Pfeifer. Geschichte V. (K.) 4
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1. Aus der Vorgeschichte der Landschaft.
(Nachdruck verboten.)
Vor 100 Jahren! In einer Eiusenkuug des Landrückens,
der wellenförmig von Rußland her über die Grenze nach Schlesien
streicht, liegt das Dörfchen Siemianowitz. Kleine, strohgedeckte
Häuschen, denen das dicke Strohdach tief wie eine zu weite
Pudelmütze aufsitzt. Am östlichen Ende erhebt sich ein hölzernes
Kirchlein, im Nordwesten lagert der ausgedehnte gräfliche Park,
in dessen Baumwipfeln das unscheinbare Schloß versteckt liegt.
Im Südeu und Westen steigt das Land hügelförmig auf, über
und über mit hochstämmigen, knorrigen Kiefern bedeckt, die in
dem lehmig-sandigen Boden ein vorzügliches Fortkommen finden.
Ländliche Stille lagert auf Wald und Flur. Hund und Hahn
sind die einzigen Verkünder dörfischen Lebens. Im Walde
hämmert der Specht, und in den Banmwipfeln lärmen Scharen
von Krähen. Wer zum Hügelrücken hinansteigt, wandelt über
trockene Moospolster oder über Felder von Heidekraut. Da und
dort quillt es feucht aus der Erde, und dann haben sich hohe
Farne und üppige Grasstauden an der wasserreichen Stelle an-
gesiedelt. Es ist der oberschlesische Kieferwald mit seinem stillen,
verträumten Charakter.
Wenn man auf dem Hügelrücken freien Ausblick gewinnt,
dann sieht man den Wald nach allen Seiten sich wellenförmig
fortsetzen. Rein und klar liegt die Luft über den Baumwipfeln.
Nur das scharfe Auge bemerkt in der östlichen und südwestlichen
Gegend Rauchsäulen aussteigen. Man erzählt, daß hinter
Chorzow auf Zabrze zu schwarze Steine aus der Erde gegrabeu
werden, die wie Holz brennen und eine große Hitze erzengen.
Bergleute bohren sich dort in die Erde ein und brechen die
schwarzen Steine aus, die früher Pflanzen gewesen sein sollen.
Nach Osten zu ist der Rauch weißlich. Dort schmilzt man aus
den gelben Steinen, die in der Beutheuer Gegend gesunden
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6
werden, ein Metall, das wie Silber aussieht und wie Eisen zu
gebrauchen ist. Von den Betrieben in den Gruben und Hütten
erzählt man seltsame Dinge. Da soll schon vor mehreren Iahren
in Tarnowitz ein „eisernes Pferd" angekommen sein, das stärker
als hundert lebendige Pferde sei und die schwersten Arbeiten
verrichte. Diese eisernen Pserde sollen jetzt auch in andern
Gruben und Hütten angekommen sein, mächtige Räder drehen,
Wasser pumpen, dabei lärmen und pusten und soviel Holz ver-
schlingen wie alle Öfen eines Dörfchens zusammen.
Über dem Siemianowitzer Revier lagert noch der Friede.
Der Bauer pflügt sein Feld und ahnt nicht, über welchen Schätzen
er dahingeht. An der Grenze schlüpft der Schmuggler durch
die dichten Schlupfwinkel des Brinnitzatales. Am Waldrand
sonnt sich die Otter, an den Stämmen klettern Eichhörnchen,
und Hirsch und Reh sind noch Bewohner der Gegend. Drei
Jahrzehnte vergehen, ehe sich in dem stillen Bilde etwas ändert.
Dann aber tritt der Wechsel rasch und unvermittelt eiu.
Da drinnen im Schlosse, das so weltabgeschieden liegt,
residiert der Graf Henckel von Donnersmarck, ein Mann voller
Leben und Tatkraft, dessen scharfes Auge längst hinter dem
ländlichen Schleier die ungeheuren Reichtümer der Gegend ent-
deckt hat. Den Schreibtisch bedecken Karten, Pläne und Ent-
würfe, und die Männer, die da mit dem Grafeu beraten, sind
die Berliner Gebrüder Oppenseld. Nach längereu Verhandlungen
erhalten sie die Erlaubnis, auf dem Gebiete des Grafen eine
Eisenhütte anzulegen. Der Winter von 1836 bringt schon
manche Unruhe ins Dorf, aber der Kieferwald ahnt noch nicht,
daß es auf seinen Untergang abgesehen ist, und der Frühling,
der sonst der Verkünder ueueu Lebens war, bringt dem Walde
die Todesbotschaft. 1837 wird das bedeutungsvolle Werk in
Angriff genommen. Scharen von fremden Arbeitern haben sich
bereits eingefunden, und eines Morgens beginnen Axt und Säge
die Vernichtung. Die Bäume stürzen krachend zusammen, das
Waldgetier flieht entsetzt den Ort, und bald liegt ein weiter
Teil des Waldgrundes entblößt da. Erdarbeiter schachten den
Boden aus, und an Stelle der Bäume wachsen dicke Maueru
und hohe Schornsteine aus dem Boden heraus. Wagen kommen und
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65 534 t Roheisen, 46 480 t Walzeisen,
1411 „ Gußwaren, 9 280 „ Rohre.
Der ausgedehnten Hüttenanlage ist eine Kohlengrube vor-
gelagert, die nach einem früheren Generaldirektor der Gewerk-
schast Fizinnsschacht genannt wird. Einförmig, aber imponierend
steht die ausgedehnte Separation mit dem gezackten Lichtdache
da. Die äußere Hülle verrät nichts von dem inneren Leben.
Da klappern die Kohlenwagen, die Sortieranlagen rasseln, und
leere und gefüllte Eisenbahnwagen wechseln ohne Aufhören in
der ausgedehnten Halle. Über dem Hauptschacht erhebt sich der
eiserne Förderturm, der die beiden mit Rillen versehenen Räder
trägt. In den Rillen laufen die Förderseile von der Trommel
der Fördermaschine in den Schacht hinein, in dem die „Schalen"
auf- und absteigen und den Segen des Bergbaus zutage
fördern. Der Fiziuusfchacht gehört zu der Lanrahüttegrnbe,
die insgesamt 4466 Arbeiter beschäftigt und täglich 5300 t
Kohle fördert.
Hütte und Grnbe sind von Halden eingeschlossen. Diese
grauen, langgestreckten Hügel bauen sich aus Schlacke und
Asche auf. Sie siud der eindringlichste Beweis dafür, welches
Heizmaterial im Laufe der Zeit die Feueranlagen der Werke ver-
zehren und welche gewaltige Dampfkraft zum Betriebe der An-
lagen jahraus, jahrein notwendig ist. Die Halden liegen Vör-
den Werken anf breiter Grundfläche mit abgeschrägten Seiten
und wachsen stetig in das Feld hinein. Ihr Charakter ist das
Starre, das Tote. Nur am Abend scheinen sie zum Leben zu
erwachen. Die kohlehaltigen Teile entzünden sich im Hauche
des Windes selbst, und die glühenden Stellen gleichen im
Dunkel oft erleuchteten Fenstern, hinter denen eine fremde Welt
liegt. Die Halden haben wie die Dünen ihre Tücken. Mancher
arbeitsscheue Landstreicher, der in der kalten Jahreszeit ein
warmes Bett zu finden hoffte, ist hier erstickt, mancher Knabe,
der unvorsichtig in einen glimmenden Teil geriet, hat sich schreck-
liche Brandwunden zugezogeu.
Auf der linken Seite ist eine mächtige Schlackenhalde vor-
*) Jahresbericht der Bereinigten Königs- und Laurahütte vvm
Jahre 1906.
Georg-Ei
für inte
Schribi,-
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2. Das Wild.
(Die Laurahütte mit ihrer Umgebung.)!
Das Bild gibt einen Ausschnitt der oberschlesischeu Industrie-
landschast wieder mit ihren charakteristischen Merkmalen in der
Gegenwart. Wir sehen kein liebliches Tal, keine waldbedeckten
Berggipfel, nicht die satten Farben, in die die Natur des Südens
getaucht ist. Der Charakter des Bildes ist ein ernster, ent-
sprechend dem Charakter der industriellen Arbeit, die fein be-
schauliches Sinnen, sondern nur ein Ringen und Kämpfen kennt.
Der graue Wolkenhimmel, der im Sommer 1907 eine ständige
Erscheinung war, liegt über der Gegend wie ein düsterer Vorhang.
Die Rauchmassen, die den zahlreichen Schloten entsteigen, schaffen
in der Ferne eine besondere Wolke, die dicht über der Erde
lagert und jede Aussicht in das benachbarte Russische Reich ver-
hüllt. Wenn man die gewaltigen Anlagen ins Ange saßt und
sich die Riesenarbeit vorstellt, die seit sieben Jahrzehnten über
und unter Tage hier geleistet worden ist, dann drängt sich nn-
willkürlich der Gedanke ans: Nichts ist gewaltiger als der
Mensch!
Den breitesten Raum des Bildes nimmt das Hüttenwerk
ein. Wie in einem Hafen die Schiffsmasten emporsteigen, so in
einer Hütte die vielen großen und kleineu Essen. Sie gehören
den einzelnen Betrieben an, ans denen jedes Hüttenwerk besteht.
In der Mitte liegt die Hochofenanlage mit den winkelig ge-
bogenen Rohren, welche die Hochofengase ableiten. Um diese
Anlage gruppieren sich die Pnddelei, das Walzwerk, die Fein-
strecke, das Blechwalzwerk, die Martinöfen, das Rohrwalzwerk,
die Schlackenziegelei. Die Verkünder der Arbeit in diesen Be-
trieben sind die massigen Dampf- und Rauchwolken,, die der
Westwind dahiufegt. Innerhalb des Werkes, das eine Fläche
von 10,83 da bedeckt, schafft ein Heer von 2190 Arbeitern.
Im Dienste des Menschen stehen 101 Dampfkessel; die dazn
gehörigen Feueranlagen verschlingen jährlich 216 000 Tonnen
Kohle und 80 000 Tonnen Koks, d. i. ungefähr der dritte Teil
des Heizmaterials, das die Stadt Breslau in einem Jahre
verbraucht. Das Resultat der Arbeit betrug i. I. 1906
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für Tag in die Grube steigen und mit Hammer und Schlägel
arbeiten. Welches Schicksal ist ihm wohl beschieden? In allen
Winkeln der Betriebe über und unter Tage lauert die Gefahr,
die sich der industriellen Arbeit trotz aller Abwehr an die Fersen heftet.
Die zahlreichsten und grausigsten Gefahren drohen dem
Menschen unter Tage. Auf dem Bilde sehen wir vor der Halde
ein pyramidenartiges Gerüst. Dieses schützt ein eisernes Rohr,
dem ein weißlicher Rauch entsteigt. Wenn dem Wanderer diese
Wölkchen, die aus der Tiefe emporsteigen, vom Winde entgegen-
getragen werden, dann merkt er schon an dem Gerüche den ver-
derblichen Gesellen. Da unten kämpft noch immer der Berg-
mann mit seinem gefährlichsten Gegner, und beinahe Jahr für
Jahr hält da das Unglück seinen Einzng. Nicht weit von
diesem Gerüst liegt ein alter Holzhängeschacht verschüttet, in dem
einst zwei Bergleute auf eine grause Weise in den brennenden
Kohlengasen ums Leben gekommen sind.
Der Hintergrund des Bildes zeigt eiueu Hügelzug, der die
großen, langgestreckten Arbeiterhäuser trägt. Welche Zahl von
Menschen diese Häuser beherbergen, das kann man bei einem
Kirchgang oder Schulgang bemerken, das kann man beim Schicht-
Wechsel sehen, wo sich Arbeiter und Arbeiterinnen auf Wegen
und Stegen drängen und eiligen Schrittes ihrem Heim zu-
streben.
3. Aür den Unterricht.
Der oberschlesische Jndnstriebezirk gehört zu jenen Gegenden
des Deutschen Reiches, die wegen ihrer politischen und Wirtschaft-
licheu Bedeutung im Vordergrund des öffentlichen Interesses
stehen. Die unterrichtliche Betrachtung dieses Bezirkes in der
Volksschule steht zu dieser Bedeutung noch lange nicht in dem
richtigen Verhältnis. Das eingeführte Lesebuch bringt darüber
eine Seite trockenen Stoff, die Realienbücher finden sich mit
einigen Notizen ab, die geologischen Verhältnisse werden im natnr-
geschichtlichen Unterricht in einigen Stunden abgetan. Der Heimat-
kundliche Unterricht hat hier noch ein weites Feld zum Bebauen
vor sich. Er hat dem Kinde — mit Rücksicht auf seinen geistigen
Standpunkt — die Augen zu öffnen für das reiche und viel-
gestaltige Leben, das den Bezirk durchflutet, er soll es mit
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möglichst leicht gemacht werden. Beides ist mit dem modernen
Bahnhofbau erreicht.
Tritt man nun heraus auf den großen Bahnhofplatz, so
lernen wir einen moderneu, iu riesigen Maßen gehaltenen Platz
kennen, der auf das Auge einen durchaus wohltuenden Eindruck
macht. Mau übersieht den ganzen Platz vom Bahnhof aus und
kann nun einer der Straßen, in die er ausmündet, zustreben, um
in das Innere der Stadt zu gelangen.
Nach drei Richtungen verkehren elektrische Straßenbahn-
wagen, und alle sind sie gefüllt. Wenden wir uns der Garten-
straße oder der Taschenstraße zu: mitten hinein ins Großstadt-
leben trägt uns der elektrische Funke, der deu Wagen beflügelt.
Oder wir können mit einem Taxameter erster oder zweiter Klasse
fahren. Die Welt der Großstadt wirkt beim erstenmal wie ein
Theater auf uns. Gewaltige Kulissen bilden die fünf- und
sechsstöckigen Bürgerhäuser mit deu glitzerudeu Spiegelscheiben
und den schreienden Reklameschristen. Die Darsteller sind des
modernen Stadtlebens wechselnde Gestalten, Gruppen von hastigen
Passanten aller Bernse und gesellschaftlicher Stellung, die Massen
der Angestellten aus den Hunderten von Geschäften Breslaus,
die Straßenverkäufer, die Leute, deren Beruf es ist, die Straßeu
zu bewachen und zu reinigen, die Fremden und Gäste, denen
Breslau etwas Neues ist. Uud die Musik zu dem Spiel und
Kampf ums Dasein machen Glocke und Klingel der „Elektrischen"
und Omnibusse, die Hupeu der Automobile, die Klingelzeichen
der Radfahrer, das Peitschengeknalle der Wagenlenker und das
Rollen und Dröhnen der tausend Fahrzeuge aller Art, die einander
treiben und solgen.
Wir aber sind Zuschauer, und wir werden inne, daß in
diesem nervenverbrauchenden Verkehr das eigentliche Wesen der
Großstadt liegt und daß hier das Menschenleben seine hoch-
gespannte Tätigkeit entfaltet im Dienste des Geschäfts, des
Unternehmens, des Gelderwerbs, des Zusammenschlusses der
vielen Einzelnen zu einem Ganzen mit bewundernswürdiger
Arbeitsteilung.
Die Bevölkerung einer so großen Stadt lebt vor-
wiegend von Industrie, Handel und Gewerbe, im Staats- oder
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I. In den Sudeten. 25
Quellen Eisenquellen oder Säuerlinge; solche sind Flinsberg,
Schlvarzbach. Charlottenbrunn, Reinerz, Kudowa und
Langenau. Das Wasser der Schwefelquellen wird zu Badekuren,
das der Säuerlinge zum Trinken, aber auch zum Baden benutzt.
Die Orte, welche Heilquellen besitzen, nennt man deshalb Bade-
orte. Sie werden jährlich von Tausenden von Kranken besucht, und
ihre Benutzung bringt, wenn nicht vollständige Heilung, so doch in
den meisten Fällen eine Linderung der Leiden. Soll der Besuch
eines Bades aber recht von Nutzen sein, so muß der Arzt den Ort
bestimmen; denn die Wirkung der Bäder ist nach der Beschaffenheit
des Wassers eine verschiedene.
Die Umgebung der im Gebirge liegenden Bäder ist meist reich
mit Naturschönheiten ausgestattet. Waldbedeckte Berge und liebliche
Thäler wechseln miteinander ab. Nach allen in der Nähe liegenden
hübschen Punkten sichren Wege, die von den Badegästen fleißig benutzt
werden. Nicht nur die Bäder wirken vorteilhaft auf den Körper,
sondern auch der Aufenthalt in der frischen Gebirgslnst ist sehr gesund.
Im Hochsommer sind die meisten Bäder von Fremden überfüllt.
Aufgaben. 54. Welche Quellen nennt man Heilquellen? 55. Wo
liegen die meisten Badeorte? 56. Nenne sie! 57. Welcher Art sind die
Heilquellen? 58. Welches ist die Wirkimg der Bäder? 59. Wie ist die
Umgebung der Bäder beschaffen?
Ii. Im Mate der Oder.
t. Von den Quellen der Oder bis Breslau.
Die Quellen der Oder liegen an der Nordwestseite des Liesel-
berges im Niederen Gesenke. Die umliegenden Oderberge senden
ihr zahlreiche Bächlein zu, und bald wird sie zum mächtigen Berg-
ström, der zwischen Tannen- und Buchenwäldern die Anhöhen herab-
rauscht. Bis zu ihrem Eintritt in Schlesien hat ihr Lauf verschiedene
Richtungen; durch Schlesien aber behält sie ihre Hauptrichtung von
Südost nach Nordwest fast immer bei. Den ersten größeren Neben-
fluß erhält sie links vom Altvatergebirge; es ist die Oppa mit
der Mora.
Die erste schlesische Stadt an der Oder ist Ratibor; ihre Um-
gegend ist sehr fruchtbar. Nördlich von Ratibor ziehen sich die Höhen
an beiden Seiten mehr zurück, und die Oder tritt in das Tiefland
ein. Bei Kofel wird sie schiffbar. Sie richtet oft große Uber-
schwemmungen an, besonders im Frühjahr, wenn der Schnee auf den
Bergen schmilzt. Um das Austreten des Wassers zu verhindern, hat
man an den Ufern Dämme oder Deiche errichtet. Unterhalb Kofel
liegt der Annaberg, auf welchem ein Kloster steht, unfern des
Stromes. Wegen seiner freien Lage ist der Annaberg in weitem
Umkreise sichtbar. Bei Krappitz wird die Oder auf beiden Seiten
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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38 2. Teil. Geschichte.
Erbauung von Klöstern suchte er das Christentum zu verbreiten und
zu befestigen, und deutsche Ansiedler zog er in das Land, welche den
Ackerbau einführten.
Heinrich I. wurde besonders auch in Verbreitung deutscher Sitte
und Sprache von seiner Gemahlin, der heiligen Hedwig, treulich unter-
stützt. Sie war die Tochter des Grafen von Merane und hatte eine
deutsche Erziehung erhalten. Seltene Gaben des Geistes, wahre, nn-
geheuchelte Frömmigkeit, Gottesfurcht und Nächstenliebe zeichneten sie
ans. Aus ihren Wunsch gründete ihr Gemahl das Nonnenkloster zu
Trebnitz, welches sehr reich ausgestattet wurde. Eine ihrer Töchter
(Gertrud) hatte den Schleier genommen und wurde Äbtissin des Klosters.
Dorthin zog sich die heilige Hedwig zurück, um Gott in klösterlicher
Einsamkeit zu dienen. Lange Jahre lebte sie hier den Werken der
Barmherzigkeit; durch Fasten, Bußübungen und Geißelungen suchte
sie sich den Himmel zu verdienen. Dadurch kam sie bei ihren Zeit-
genossen in den Ruf großer Heiligkeit, und kurze Zeit nach ihrem Tode
wurde sie vom Papste heilig gesprochen. In Trebnitz ruhen auch die
Gebeine der heiligen Hedwig, und in einer Kapelle der katholischen
Kirche befindet sich ihr Grabmal. Noch jetzt wallfahrten alljährlich
viele Katholiken dahin, um an ihrem Grabe zu beten.
4. Die Mongolen in Schlesien.
Die Mongolen oder Tataren kamen unter dem Nachfolger Hein-
richs des Bärtigen, Heinrich Ii. oder Frommen, aus dem fernen
Asten mit Weibern, Kindern und Viehherden herangezogen. Es waren
häßliche Gestalten, klein, mit tiefliegenden Augen, hervorstehenden
Backenknochen und kleinen Nasen. Wohin sie kamen, sengten und
brannten sie alles nieder, Städte und Dörfer, Kirchen und Klöster.
Die Bewohner wurden erbarmungslos niedergehauen oder in die
Sklaverei geschleppt. So zogen sie verheerend und mit Beute beladen
einher, und einige ihrer Haufen kamen auch uach Schlesien. Die
wilden Feinde trafen in der Gegend von Liegnitz, da wo später das
Kloster Wahlstatt erbaut wurde, ein christliches Heer unter Heinrich Ii.
an. Am 9. April 1241 entbrennt die heiße Schlacht gegen die
fünfmal so zahlreichen Feinde. Diese sprengen auf ihren kleinen,
aber ausdauernden Pferden wild heran, werfen ihre Lanzen, schießen
einen Hagel von Pfeilen ab und wenden sich plötzlich zur Flucht.
Die christlichen Reiter setzen ihnen nach. Da kehren die Mongolen
nach ihrer gewöhnlichen Kriegslist unerwartet um und greifen ihre
Verfolger von allen Seiten an. Das Schlachtgetümmel wird immer
furchtbarer. Doch an den eisernen Rüstungen der deutschen Ritter
prallen die Pfeile der Feinde ab, brechen der Lanzen Spitzen. Aber-
mals schicken sich die Wilden zum Rückzüge an. Da erhebt es sich
aus ihren Reihen wie ein Menschenhaupt, fürchterlich anzusehen; es
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Hedwig Merane Gertrud) Hedwig Hedwig Heinrich_Ii Heinrich Heinrich_Ii Heinrich